Die unscheinbare Graukresse breitet sich in Ostdeutschland stark auf Pferdeweiden aus. Für Pferde stellt das Kraut ein ernstzunehmendes Gesundheitsrisiko dar. Im Heu kann es sogar tödlich wirken. Wie man Graukresse erkennt, bekämpft und welche Maßnahmen zur Vorbeugung möglich sind:
Von Sven und Peggy Morell, Pferde-Fachjournalisten
Ursprünglich stammt Graukresse (Berteroa incana) aus dem eurasischen Raum, seit etwa 15 Jahren gibt es den Kreuzblütler zunehmend auch in Deutschland. Laut dem Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) wächst die giftige Pflanze insbesondere auf leichten, sandigen Standorten oder Brachen. Von dort dringt sie auf magere Wiesen und Weiden vor – teilweise unterstützt vom Klimawandel. Graukresse ist mit ihrer grünlich-gräulichen, filzartigen Behaarung sehr gut vor Trockenheit geschützt. Der „normale“ Grünlandbestand hingegen leidet unter Dürre und Hitze, es entstehen Lücken in der Grasnarbe.
Genau diese Lücken nutzt die Graukresse. Experten vermuten, dass die Trockenheit der vergangenen Jahre, die in Ostdeutschlands stark ausgeprägt war, Graukresse bei der Ausbreitung half. Typische Probleme bei der Weidehaltung von Pferden wie Überbeweidung, Trittschäden oder zu tiefer Verbiss kommen der Ruderalpflanze zusätzlich entgegen.
Problematisch ist Graukresse (nach bisherigem Wissensstand) vor allem für Pferde. Dennoch: „Eine Giftigkeit für andere Weidetiere kann bislang nicht ausgeschlossen werden“, warnen etwa Katharina Weihrauch vom Beratungsteam Pflanzenbau und Sandra Höbel vom Beratungsteam Ökologischer Landbau des LLH.
Zwar lassen Pferde die filzige Pflanze aufgrund ihres kohlartigen Geschmacks auf der Weide meist stehen (Vorsicht: Es gibt Pferde, die Graukresse auch im frischen Zustand vertilgen!). Anders im Heu: Graukresse verliert beim Trocknen die abstoßende Wirkung und wird mitgefressen, doch leider verschwinden Giftstoffe wie Senfölglykoside sowie ein noch unbekannter Giftstoff im getrockneten Zustand nicht.
Nach Aufnahme bestimmter Mengen kommt es laut Giftpflanzendatenbank des Instituts für Veterinärpharmakologie und -toxikologie der Universität Zürich u. a. zu Fieber, Ödemen (Schwellungen) an den Gliedmaßen, Hufrehe, Herzrasen, erhöhter Atemfrequenz und Austrocknung, im schlimmsten Fall zum Tod nach 48 bis 72 Stunden. Bei trächtigen Stuten sei ein Abort möglich.
Graukresse wird in der Datenbank in den Gefährlichkeitsgrad „giftig“ eingestuft, demnach erscheinen „Vergiftungssymptome nach Aufnahme großer Pflanzenmengen“. Als problematische Dosis wird ein Anteil von 30 % im Basisfutter (in der Regel Heu) angegeben.
Im frischen Zustand kann Graukresse recht gut erkannt werden, Verwechslungsgefahr besteht laut Dr. Cornelia Rückert, Fachtierärztin für Tierernährung und Diätetik, mit Hirtentäschelkraut. „In diesem Zusammenhang ist jedoch zu bemerken, dass dieses sehr viel eher blüht als die Graukresse“, erklärt die Fütterungsberaterin des Sächsischen Landeskontrollverbandes (LKV) in ihrem Ende Mai dieses Jahres veröffentlichten Beitrag auf dem Blog „Der Fütterungsberater“ des LKV Sachsen und der LKS (Landwirtschaftliche Kommunikations- und Servicegesellschaft mbH).
Die Fachtierärztin berichtet darin auch, dass „das Vorkommen von Graukresse in diesem Frühjahr ungewöhnlich hoch ist. Vor allem auf sandigen Böden erstrecken sich ganze Felder dieser weiß blühenden Pflanzen“.
Rückert betont in ihrem Beitrag, Graukresse wachse meist „nesterartig, sodass die Verteilung in einzelnen Ballen einer Heucharge mitunter sehr divergent sein kann.“ Dies sei wichtig bei einer Laboranalyse: Es sollten daher im Verdachtsfall „unbedingt mehrere Ballen beprobt werden und möglichst viele Einzelproben aus den einzelnen Ballen entnommen werden“. Eine solche botanische Untersuchung sei z. B. im Futtermittellabor der LKS möglich.
Hellhörig sollten Pferdehalter ihr zufolge dann werden, „wenn in einem Bestand plötzlich auffällig viele Tiere eine Hufrehesymptomatik zeigen und hierbei auch vermehrt Tiere betroffen sind, die eher nicht zu den typischen Rehekandidaten (EMS-Patienten) gehören“.
Ein bereits 2010 veröffentlichter Artikel von Wissenschaftlern der Freien sowie der Technischen Universität Berlin im Fachmagazin „Tierärztliche Praxis Großtiere“ verdeutlicht, dass die unterschiedliche Verteilung von Graukresse im Heu mitunter zu falschen Schlüssen führen kann: In einem Stall in Brandenburg traten zwischen August und November 2009 bei 23 von 100 Pferden Hufrehe-Symptome auf, zum Teil zusätzlich mit Fieber, ausgeprägten Ödemen und Lahmheit. Der Betrieb verfütterte ausschließlich selbst produziertes Heu. Die Pferde stammten aus verschiedenen Haltungsformen, es waren immer nur einzelne Tiere in den Gruppen betroffen. Daher wurde die Ursache „Futter“ zunächst verworfen.
Als jedoch ebendieses Heu in einem Nachbarbetrieb verfüttert wurde und dort nur 24 Stunden später ähnliche Fälle auftraten, erfolgte u. a. eine Überprüfung der botanischen Zusammensetzung des Heus. Diese brachte als Hauptbestandsbildner Knaulgras und Graukresse hervor. Interessant: Schon damals sprachen die Autoren der Graukresse „vor allem in den neuen Bundesländern eine sehr weite Verbreitung“ zu.
Damit Graukresse gar nicht erst zum Problem wird, lautet der Rat der Experten: vorbeugen. Die Grasnarbe darf nicht zu sehr strapaziert werden. Eine starke, gesunde Narbe ist der beste Schutz vor unliebsamen Unkräutern und Giftpflanzen. Grundsätzlich fördert eine fachgerechte Grünlandpflege eine intakte Grasnarbe. Dazu gehören u. a. bedarfsgerechte Düngung, Pflegearbeiten im Frühjahr wie Schleppen, Striegeln oder Walzen sowie regelmäßige Übersaat. Bei Pferdeweiden sind ein der Flächengröße angepasster Tierbesatz und die richtige Balance von Nutzung- und Ruhezeit wichtig. Das Sperren der Weiden bei Nässe kann zudem großen Trittschäden vorbeugen.
Katharina Weihrauch hebt zudem die positive Wirkung des Kalkens hervor: Eine gute Kalkversorgung des Bodens wirke sich „positiv auf die Wurzelbildung der Pflanze und die Nährstoffverfügbarkeit aus, wodurch die Trockentoleranz und Nährstoffeffizienz der Bestände erhöht wird“.
Doch nicht immer können die geforderten optimalen Bedingungen für das Grünland wirklich umgesetzt werden. Ist z. B. zu wenig Weideland für zu viele Pferde vorhanden, müssen meist Abstriche beim Schonen der Grasnarbe gemacht werden, um den Tieren trotz knapper Fläche ausreichend Bewegung zu ermöglichen. Weiteres Problem: Anhaltender Trockenheit stehen Pferdehalter nahezu machtlos gegenüber – hier leidet die Grasnarbe zwangsläufig.
Eine Möglichkeit wäre, bei Nach- oder Übersaat verstärkt auf trockentolerantere Gräser wie Knaulgras, Wiesenlieschgras oder Wiesenrispe zu setzen. Doch auch hier gibt es Tücken. Weihrauch warnte etwa beim Odenwälder Grünland- und Futterbautag im April 2019 vor der Verdrängung anderer Gräser durch Knaulgras. Gleiches gelte für den anpassungsfähigen Rohrschwingel.
Was können Pferdehalter tun, wenn sich Graukresse bereits breitgemacht hat? Katharina Weihrauch und Sandra Höbel vom LLH raten zum Ausreißen der Pflanzen inklusive der Wurzel. Ebenso könnten Herbizide mit dem Wirkstoff 2-Methyl-4-chlorphenoxyessigsäure (kurz MCPA), etwa U 46 M mit einer Aufwandmenge von 2 l/ha, Abhilfe schaffen. Die Applikation erfolge, wenn sich die Pflanze im Rosettenstadium befindet.
Da welke bzw. abgestorbene Pflanzenteile ihre Giftigkeit behalten (auch nach der Wartezeit), dürfen diese Bereiche nicht zur Futtergewinnung genutzt bzw. müssen die Pflanzenreste abgetragen und entsorgt werden. Nach mechanischer oder chemischer Bekämpfung ist eine Nachsaat empfehlenswert, um raschen Narbenschluss zu ermöglichen.
Zusätzlich empfiehlt der LLH das Mulchen im Juni, um das Aussamen und einen damit einhergehenden Anstieg des Samenvorrates im Boden zu verhindern: „Andernfalls überdauern die Samen im Boden mehrere Jahre und keimen, wenn die Witterung passt und die Konkurrenz durch den Altbestand fehlt.“ Immerhin kann eine einzelne Graukressepflanze bis zu 7.000 Samen bilden.
Die Autoren des im Fachmagazin „Tierärztliche Praxis Großtiere“ veröffentlichten Artikels „Graukresse (Berteroa incana) im Heu: ein ,neues‘ Gesundheitsrisiko für Pferde“ empfehlen gar: „Grünland, das aufgrund seiner Bodenqualität und Wasserversorgung oder aus anderen Gründen (Trittschäden, Überbeweidung, Grasnarbenschäden) keine geschlossene Grasnarbe zulässt und damit mittelfristig der Graukresse gute Entwicklungsbedingungen bietet, sollte gegebenenfalls von der Heugewinnung für Pferde ausgeschlossen werden.“
Unsere Top-Themen
• Schwerpunkt: Holzenergie
• Ratgeber Milchproduktion
• Grundsteuerreform
• Märkte und Preise
Bauernzeitung digital lesen – jetzt ausprobieren und kennenlernen!
Sie sind noch unentschlossen? Testen Sie 4 digitale Ausgaben der Bauernzeitung in der App auf Ihrem Smartphone, Tablet oder auf Ihrem PC in der Browseransicht. Das erwartet Sie:
Die Bauernzeitung jetzt digital lesen – immer und überall!
Im Hochsommer ist die Blütezeit des Jakobskreuzkrautes. Eine kleine, gefräßige Raupe hat es zum Fressen gern. Wie der Blutbär dazu beitragen kann, das lästige Giftkraut nicht nur von Pferdeweiden zu verbannen.
Von Sven und Peggy Morell, Pferde-Fachjournalisten
Jakobskreuzkraut (Senecio jacobaea) ist bei Pferdehaltern gefürchtet. Zu Recht, denn die enthaltenden Pyrrolizidinalkaloide reichern sich im Pferdeorganismus an, verursachen unter anderem Leberschäden und können zum Tod führen.
Während die Vierbeiner das Giftkraut auf der Weide meist stehen lassen (es gibt auch Pferde, die das frische Kraut fressen!), werden die getrockneten Stängel beispielsweise in Heu oder Silage ohne Weiteres vertilgt, da sich die Bitterstoffe – im Gegensatz zum Gift – abgebaut haben.
Jakobskreuzkraut (JKK) ist seit einigen Jahren auf dem Vormarsch, vor allem auf extensiv genutzten Wiesen und Weiden kann es sich mitunter stark ausbreiten. Die Krux dabei: Auf der einen Seite sind Extensivweiden für Pferde von Vorteil, da sie gehaltvolle, „fette“ Weiden schlecht vertragen – sie werden zu fett, entwickeln Stoffwechselstörungen und leiden unter Hufrehe.
Auf der anderen Seite wachsen eben gerade auf extensiven Weiden vermehrt Jakobskreuzkraut und andere Kreuzkräuter. Schwierig gestaltet es sich das Jakobskreuzkraut zu bekämpfen. Herausreißen der gelben Giftpflanzen per Hand ist mühsam, nicht jede Fläche für schweres Gerät befahrbar. Chemische Mittel, um das Jakobskreuzkraut zu bekämpfen, sind nicht erwünscht und wirken zudem nur begrenzt.
Hier könnten Blutbären ins Spiel kommen. Die Nachtfalter, auch Jakobskraut- oder Karminbären genannt, gehören zur Familie der Eulenfalter. Ihre Raupen erinnern mit den schwarz-gelben Ringeln ein wenig an Wespen. Die Toxine von JKK haben keine Schadwirkung auf die Insekten, im Gegenteil: Sie lagern das Gift ein, werden so selbst giftig – und somit als Beute unattraktiv. Die Raupen knabbern zuerst die gelben Blüten ab, dann die Blätter. Die Pflanze wird geschwächt, bildet keine Samen mehr aus und stirbt im Idealfall ab.
Wissenschaftler untersuchen in dem Projekt „Regulierung von Massenvorkommen des Jakobs-Kreuzkrautes (Senecio jacobaea L.) durch natürliche Antagonisten“ seit 2017 die Schadwirkung der Blutbären an unterschiedlichen Standorten. Eingebunden sind hier die Universität Kiel, die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein sowie das Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume Schleswig-Holstein.
Ergebnisse der Studie sind derzeit noch nicht veröffentlicht. Kathrin Schwarz fasst dennoch schon einmal ein paar Eckpunkte zusammen: „Je nach Standort und Individuenzahl kann der Blutbär durchaus ein nützlicher Helfer bei der von JKK sein. Zudem ist die Ansiedlung relativ einfach und wir haben im Rahmen des Projektes auf neun von zehn Flächen gute Erfolge bei der Ansiedlung.“
Allerdings schränkt die Biologin ein: „Es liegt dabei in der Natur der Sache, dass dieser natürliche Gegenspieler seine Futterpflanze nicht komplett ausrottet, sondern zunächst einmal den Bestand reduziert.“ Vorteile der Blutbären seien der geringere Arbeitsaufwand, der mögliche Einsatz in unwegsamem Gelände sowie der Verzicht auf Herbizide.
Für Ungeduldige sind Blutbären zur JKK-Abwehr eher weniger geeignet: „Die Methode ist naturgemäß langsamer als Ausreißen oder Herbizid-Einsatz“. Pferdebetriebe, die aufgrund geringer Flächenausstattung auf jede Heuwiese und Weide angewiesen sind, dürften diese Geduld vermutlich nur schwer aufbringen können.
Die Idee, natürliche Gegenspieler zur Dezimierung von Kreuzkraut einzusetzen, ist nicht neu, wie Inke Rabe vom Schleswig-Holsteiner Landesamt erklärt: „Die biologische Bekämpfung mit der Raupe des Karmin- oder Blutbären (Tyria jacobeae), dem JKK-Flohkäfer (Longitarsus jacobaeae) und auch anderen Antagonisten des Jakobskreuzkrauts wurde in verschiedenen Ländern wie den USA oder Neuseeland erfolgreich getestet.
Sie funktioniert in diesen Ländern besonders gut, da sich dort noch keine natürlichen Gegenspieler der Fraßfeinde des Jakobskreuzkrauts etablieren konnten. Denn weder die Pflanze, noch ihre Fraßfeinde und deren Räuber und Parasiten sind in diesen Ländern ursprünglich heimisch.“
In Deutschland hingegen sei zu erwarten, dass „sich auch die Antagonisten der Fraßfeinde über kurz oder lang einstellen, weil sie ebenfalls hier heimisch sind.“ Das bedeutet: Die Feinde von Jakobskreuzkraut bekommen wiederum selbst Feinde – und werden dadurch in ihrer Ausbreitung gestoppt. Um das Jakobskreuzkraut zu bekämpfen, ist das natürlich hinderlich. „Gleichwohl können auch bei uns Effekte durch Gegenspieler des Jakobskreuzkrauts beobachtet werden, die größere Jakobskreuzkraut-Bestände zurückdrängen bzw. deren Vitalität massiv schwächen“, erläutert Inke Rabe.
Wer nun Karminbär-Raupen auf seiner Pferdeweide ausbringen möchte, steht vor dem Problem, dass er sie nicht so einfach kaufen kann. „Aber es bestehen Möglichkeiten, insbesondere Larven des Blutbären abzusammeln und auf Flächen, die der Schmetterling noch nicht erreicht hat, auszubringen“.
Allerdings gibt die Biologin aus Schleswig-Holstein zu Bedenken, dass „für Sammlung und Ausbringung der Falter gegebenenfalls artenschutzrechtliche Vorgaben zu berücksichtigen sind. Vor einem Umsiedeln der Insekten sollte man sich daher mit den zuständigen Naturschutzbehörden in Verbindung setzen“.
Michael Müller-Bog vom Bundesamt für Naturschutz weist darauf hin, dass Tyria jacobaeae zwar nicht besonders geschützt sei, jedoch der „allgemeine Schutz“ als Schutzvorschrift für wildlebende Tiere (§39 Bundesnaturschutzgesetz) gelte. „Danach dürfen wildlebende Tiere nicht ohne vernünftigen Grund gefangen oder entnommen werden. Ob ein „vernünftiger Grund“ vorliegt, ist für den jeweiligen Einzelfall zu entscheiden. Auch für das Aussetzen oder Ausbringen von Tieren ist nach § 40 eine Genehmigung erforderlich.“ Zuständig dafür seien die jeweiligen Landesbehörden.
Vorsicht: Jakobskreuzkraut und Heu-Zukauf
Wer sein Heu selbst produziert, kann seine Wiesen schon vor der Mahd auf Jakobskreuzkraut & Co. kontrollieren und gezielt gegensteuern – so landen die Giftpflanzen gar nicht erst im Heu.
Problematisch ist der Zukauf: Jakobskreuzkraut ist im getrockneten Zustand im Heuballen nur schwer zu erkennen: Zum einen können die oft rötlichen Stängel beispielsweise mit Ampfer verwechselt werden, zum anderen sind die Pflanzen im getrockneten Zustand ja auch nicht mehr intakt, einzelne, womöglich gebrochene Blätter nicht auffindbar.
Außerdem ist es völlig praxisfremd, jede Heuportion vor dem Verfüttern penibel auf Giftpflanzen zu untersuchen. Natürlich fällt es auf, wenn in einem Ballen reichlich Herbstzeitlose stecken, bei wenigen Stängeln Jakobskreuzkraut ist das erheblich schwieriger. Hier hilft nur das Gespräch mit dem Lieferanten, um ihn hinsichtlich dieser Problematik zu sensibilisieren. Eine Garantie für Giftpflanzen-freies Heu ist dennoch nicht gegeben.
Andreas Frahm aus Neuengörs im Kreis Segeberg züchtet Blutbären. Nach eigenen Angaben hat er ein Verfahren entwickelt, mit dem Flächen in etwa vier Jahren von JKK befreit werden können. Angefangen hat alles 2008, als er für seine Welsh-Black-Rinder eine Ausgleichsfläche pachtete. Die Wiese war damals übersät mit Jakobskreuzkraut. Für Frahm inakzeptabel, denn wie für Pferde auch ist Jakobskreuzkraut für Rinder stark giftig.
Chemischer Pflanzenschutz war auf der Fläche nicht erlaubt. Das Mähen war nicht möglich und alle Pflanzen einzeln von Hand herauszureißen, war Frahm zu mühsam. Er stieß durch Recherchen auf Blutbären und wurde tatsächlich auf seiner Fläche fündig. Der Landwirt hat ein Verfahren entwickelt, die Raupen in einer solchen Masse anzuzüchten, dass die Pflanze des Jakobskreuzkrautes aufgefressen und somit am Aussamen gehindert werden kann (www.blutbaer.de).
Mittlerweile greift er auf mehr als zehn Jahre Erfahrung zurück. Sein Wissen gibt er an interessierte Landwirte, Pferdehalter, Betriebe und Gemeinden weiter. Von etwa Mitte Juni bis Mitte Juli gibt es auf seinem Hof „Lütt Hoff“ ein Schulungsangebot. Dieses richtet sich vornehmlich an Privatpersonen und kleinere Betriebe. Teilnehmer können bei dieser Gelegenheit ein „Starter-Set“ mit Blutbärraupen erwerben.
Im Herbst und Frühjahr tourt Frahm durch Deutschland, Österreich und die Schweiz, um Betrieben oder Gemeinden vor Ort zu helfen. „Werden benachbarte Flächen nicht bereinigt und bilden die dort vorhandenen Pflanzen Samen aus, werden die eigenen Flächen erneut kontaminiert. Wenn die Raupen die Nachbarflächen miterobern, so gilt es, den Blutbären auch auf diesen Flächen durch eine angepasste Bewirtschaftung in seiner Population zu unterstützen.“
Trotz aller Toxizität sind Kreuzkräuter ein wichtiger Teil des Ökosystems. Sie dienen beispielsweise als Nahrungsquelle für diverse Insekten. Eine rigorose Verdrängung von allen Flächen ist daher nicht angebracht, sondern vielmehr das richtige Augenmaß. Pferdehalter sollten sich bewusst sein, dass Jakobskreuzkraut nicht die einzige giftige Bedrohung für ihre vierbeinigen Freunde ist. Herbstzeitlose, Gefleckter Schierling und viele andere Pflanzen sind ebenfalls hoch toxisch – und werden dennoch nicht flächendeckend ausgemerzt.
Unsere Top-Themen
• Schwerpunkt: Holzenergie
• Ratgeber Milchproduktion
• Grundsteuerreform
• Märkte und Preise
Gesund und leicht zuzubereiten: Die Kartoffel ist eines der vielseitigsten Gemüsearten. Die Kartoffelpfanne und Pfaffmänneken sind zwei Kartoffelrezepte, die einfach und schnell zuzubereiten sind.
Rezepte und Fotos vom Buchverlag für die Frau
Lust auf ein herzhaftes und schnelles Gericht, das allen schmeckt? Dann ist diese Kartoffelpfanne genau das Richtige. Mit nur wenigen Zutaten und einfachen Schritten lässt sich ein Mahl zaubern, das perfekt für die Mittagspause oder das Abendessen ist.
Saubere Kartoffeln ungeschält etwa fünf Minuten kochen. Möhren und Porree putzen, waschen, in Ringe schneiden und in kochendem Salzwasser blanchieren. Dann kalt abbrausen. Pilze putzen, halbieren, Zwiebeln schälen und achteln.
Gepellte Kartoffeln vierteln, Speck in feine Streifen schneiden. Butterschmalz in einer großen Pfanne erhitzen. Speck darin anbraten, herausnehmen, beiseite stellen.
Kartoffeln und Gemüse portionsweise in dem Fett braten. Den Speck wieder in die Pfanne geben, mit Salz und Pfeffer würzen. Mit gewürfeltem Käse bestreuen, zudecken und Käse schmelzen lassen. Mit Schnittlauch bestreut servieren.
Kartoffelpuffer sind der Klassiker bei den Rezepten mit Kartoffeln schlechthin und lassen sich wunderbar variieren. Wie wäre es einmal mit Pfaffmänneken?
Für dieses Rezept mit Kartoffeln Kartoffeln waschen und mit Salz und Kümmel kochen, pellen, einen Tag kühl stellen, dann reiben. Zwiebeln und Speck fein würfeln. Speck kross ausbraten, mit Eiern und geriebenen Kartoffeln zu einem Teig verarbeiten. Salzen, pfeffern und Schnittlauch untermischen. Daraus flache Klößchen formen, in Butterschmalz goldbraun braten und mit Senf und eingelegten Gurken servieren.
Unsere Top-Themen
• Schwerpunkt: Holzenergie
• Ratgeber Milchproduktion
• Grundsteuerreform
• Märkte und Preise
Sie gehören zu den beliebten Blumen im Bauerngarten – die Stockrosen. Ihre Schönheit können sie aber nur dann entfalten, wenn sie nicht von Krankheiten und Schädlingen wie dem Spitzmäuschenrüssler befallen werden.
Von Dr. Klaus Margraf
Nicht nur Rostpilz kann die Schönheit der Stockrose trüben, sondern auch Rüssel- und Blattkäfer, die Schäden an Blättern, Blüten und Stängeln verursachen. Bisher sind sie allerdings noch nicht so stark in den Gärten hierzulande aufgetreten, dass die Pflanzen in ihrem Schmuckwert erheblich beeinträchtigt wurden. In den letzten Jahren ist allerdings eine langsame Zunahme des Befalls insbesondere durch das Langrüsslige Stockrosen-Spitzmäuschen zu beobachten.
Wenn die Stockrosenblätter von zahlreichen stecknadelkopfgroßen Löchern durchsiebt werden, ist auf das kleine Langrüsslige Stockrosen-Spitzmäuschen (Rhopalapion longirostre) zu achten. Ohne Rüssel erreicht es nur eine Größe von etwa 2,4 bis 3,4 mm. Sein Körper ist in der Grundfarbe schwarz. Die dichte weißlichgraue Behaarung lässt den Käfer aber grau erscheinen. Die Beine sind rötlich-gelb gefärbt. Der Rüssel der Weibchen ist fast körperlang, sodass sie doppelt so groß erscheinen. Das hat auch zu diesem ungewöhnlichen Namen geführt. Bei den Männchen erreicht der Rüssel nur die halbe Länge der Flügeldecken.
Die Art hat sich aus dem Mittelmeerraum über Mitteleuropa auch nach Deutschland ausgebreitet und gilt nunmehr sowohl in Südals auch in Norddeutschland als verbreitet.
Die Käfer kommen ab April aus ihren Winterverstecken. Nach dem Fraß an Blättern stechen die Weibchen im Juni/Juli mit ihrem langen Rüssel die Blütenknospen von großsamigen Stockrosen wie der in den Gärten häufig gepflanzten Alcea rosea an und legen je ein Ei ab. Nach etwa drei Tagen schlüpfen die Larven, bohren sich in die Fruchtknoten ein und leben darin in den nächsten vier bis sechs Wochen. Die Blütenknospen entwickeln sich nicht weiter und vertrocknen. In den Samenkapseln verpuppen sich dann die Larven. Die Jungkäfer verlassen diese ab September und überwintern unter Laubstreu.
Das Vorkommen des Langrüssligen Stockrosen-Spitzmäuschens hat in den letzten Jahren zugenommen. Allgemein wurden aber bisher keine speziellen Bekämpfungsmaßnahmen erforderlich. An Einzelpflanzen ist es allerdings möglich, die Käfer rechtzeitig und konsequent abzusammeln und die vertrockneten Knospen abzupflücken. Man kann die Käfer auch in darunter gehaltene Gefäße abklopfen.
Weitere ähnlich große Spitzmausrüssler, die an Stockrosen zu beobachten sind, ist das Gewöhnliche Malven-Spitzmäuschen (Aspidapion radiolus), das Stirngruben-Malven-Spitzmäuschen (Aspidapion aeneum) und der Kräftige Stockrosen-Spitzmausrüssler (Aspidapion validum). Die Käfer fressen zunächst auch kleine Löcher in die Blätter, die Larven leben in den Blattstielen und/oder den Stängeln der Pflanzen.
Sind siebartig große Löcher in den Blättern oder Fraß bis auf die Blattadern (Skelettierfraß) und Fraß an Blütenknospen und Blüten zu beobachten, so ist es das Werk des Malven-Erdflohs, auch Malvenflohkäfer genannt (Podagrica fuscicornis).
Der Käfer ist zwischen drei und sechs Millimeter groß, metallisch blau bis blaugrün gefärbt, hat ein gelbrotes Halsschild und gelbrote Beine. Er ist ab Mai/Juni an den Pflanzen zu finden. Die Eier werden in dem unteren Stängelteil abgelegt. Die bräunlich-blauen, behaarten Larven fressen sich bis zum Mark des Stängels oder in die Wurzelrinde ein. Schließlich wandern sie in den Boden zum Überwintern ab und verpuppen sich im Frühjahr. Bei starkem Befall sind die Käfer abzusammeln oder mit zugelassenen Insektiziden zu bekämpfen.
Unsere Top-Themen
• Schwerpunkt: Holzenergie
• Ratgeber Milchproduktion
• Grundsteuerreform
• Märkte und Preise
Ob Glaskugeln, Strohsterne, Lametta – jede Familie hat ihre Vorlieben. Mitte des 19. Jahrhunderts wurden vor allem rote Äpfel, Nüsse und süßes Gebäck an die Christbäume gehängt. Warum diese Tradition nicht wieder aufleben lassen?
Der Klassiker schlechthin ist Lebkuchen in Form von kleinen Männchen, Herzen oder Sternen. Der Teig wird zubereitet, kühl gestellt und ausgerollt. Anschließend die Figuren ausstechen und auf ein Blech legen. Jede Figur braucht ein kleines Loch zum Aufhängen. Da es sich im Ofen wieder verschließen kann, steckt man ein Holzstäbchen in das Backwerk, rät die Bundeszentrale für Ernährung (BZfE).
Hübsch anzusehen sind Lebkuchen mit Fensterglas. Dafür rote Bonbons in einem Gefrierbeutel mit einem Nudelholz fein zerkleinern. In der Mitte der Lebkuchen Figuren einen Kreis ausstechen und mit den Bonbonkrümeln füllen. Die Masse schmilzt im Ofen und wird nach dem Backen wieder fest. Mit rotem Schleifenband oder einer weißroten Kordel wird das süße Gebäck an den Baum gehängt.
Unsere Top-Themen
• Schwerpunkt: Holzenergie
• Ratgeber Milchproduktion
• Grundsteuerreform
• Märkte und Preise
Extratipp
Hübsch sehen auch Weihnachtssterne am Baum aus. Sie werden in kleine mit Wasser gefüllte Glasröhrchen gegeben, so die Züchtervereinigung Stars for Europe. Diese Röhrchen lassen dann zum Beispiel mit einer Juteschnur am Weihnachtsbaum befestigen.
Ein weiterer Frischetipp: Die Schnittflächen der Stiele direkt nach dem Abschneiden für ein paar Sekunden in etwa 60 °C heißes und anschließend in kaltes Wasser tauchen. Das stoppt den Ausfluss des weißen Milchsafts.
Zutaten für eine große Brezel (10 Portionen):
500g glattes Mehl
250 l lauwarme Milch
42 g Hefe
80 g weiche Butter
80 g Kristallzucker
1 Pck. Vanillezucker
1 Ei
1 Prise Salz
Eidotter zum Bestreichen, Hagelzucker und Pinienkerne zum Bestreuen
Zubereitung: Aus den Teigzutaten einen Hefeteig bereiten, 20 min gehen lassen. 100 g vom Teig für die Verzierungen beiseite geben, restlichen Teig auf einer bemehlten Arbeitsfläche zu einem dicken Strang formen (ca. 10 cm Durchmesser, zu den Enden hin dünner werdend). Daraus eine Brezel formen und auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech legen. Aus dem Restteig Verzierungen formen wie Kleeblätter oder Jahreszahl. Brezel mit lauwarmem Wasser bestreichen, die Verzierungen darauflegen, zugedeckt 10 min gehen lassen. Brezel mit verquirltem Eidotter einpinseln, mit Hagelzucker und Pinienkernen bestreuen, bei 180 °C auf mittlerer Schiene etwa 30 min backen.
Zutaten für etwa 110 Stück:
250 g Zucker
3 Eiklar
250 g gemahlene Haselnüsse
250 g Instant-Kakaopulver
1 Msp. Zimt
1 Msp. Nelkenpulver
Zubereitung:
Zucker und Eiklar gut verrühren (nicht steif schlagen), die restlichen Zutaten beigeben und alles gut verkneten., Aus dem Teig eine Kugel formen und auf einer mit Staubzucker bestreuten Arbeitsfläche etwas 6 mm dick ausrollen, Formen ausstechen und auf mit Backpapier ausgelegte Bleche legen. Die Ausstechreste solange zusammenkneten (eventuell etwas Eiklar zugeben, damit der Teig nicht so leicht bricht), und ausrollen bis er aufgebraucht ist. Die Kekse im auf 150 °C vorgeheizten Backofen 15–17 min backen (sie sollen innen noch weich sein), dann kühl und nicht länger als zwei Wochen lagern.
Auch kleine Ringe aus Baiser können den Tannenbaum verschönern. Dafür Eiweiß mit einer Prise Salz cremig schlagen und Feinkristallzucker einrieseln lassen, bis ein fester Schnee entstanden ist. Vanillezucker und Staubzucker darüber sieben und unter die Schneemasse ziehen. Mit einer Spritztüte werden kleine Ringe auf das Backblech gespritzt und mit bunten Streuseln verziert.
Damit die Naschereien nicht zäh werden, müssen sie etwa drei Stunden bei geringer Hitze trocknen. Auch selbstgebackene Butterplätzchen sehen an der Tanne festlich aus. Beim Mürbeteig ist es wichtig, dass Fett und Eier kalt verwendet werden. Dann sind die Kekse knusprig und zergehen auf der Zunge. Mit weißem und buntem Zuckerguss, Schokolinsen, Rosinen und Mandeln werden sie nach dem Backen dekoriert und am Baum in Szene gesetzt.
Rot-weiße Zuckerstangen hängen traditionell in amerikanischen Weihnachtsbäumen. Dort versteckt sich häufig auch noch eine sogenannte „German Christmas Pickle“. Sie gilt als Glücksbringer zwischen den Zweigen. Das ist keine echte Gewürzgurke, sondern eine Nachbildung aus Glas.
In manchen Familien bekommt derjenige, der die „Weihnachtsgurke“ zuerst entdeckt, ein zusätzliches Geschenk. Ob diese Tradition tatsächlich deutsche Wurzeln hat, wie die Amerikaner behaupten, ist bislang nicht bekannt. BZfE / red
Bäuerinnen backen
Basler-Braunes und die Neujahrsbrezel gehören zu über 150 Lieblingsrezepten, die Bäuerinnen aus Österreich, Italien (Südtirol), Deutschland und der Schweiz für das Buch „Bäuerinnen backen“ zur Verfügung gestellt haben.
Leopold Stocker Verlag
144 Seiten, 19,90 €
ISBN: 978-3702018856
Fachliche Qualität – jetzt digital mit dem gratis Upgrade!
Sie sind bereits Abonnent:in der gedruckten Bauernzeitung und möchten die aktuelle Ausgabe zusätzlich auf Ihrem Smartphone, Tablet oder in der Browseransicht lesen? Erweitern Sie einfach Ihr Abonnement:
Die Bauernzeitung jetzt digital lesen – immer und überall!
Endlich wieder Spargelzeit! In den kommenden Wochen ist das Königsgemüse wieder in aller Munde und lässt sich vielfältig zubereiten.
Liebliche Speis für Leckermäuler – so lobte schon der niederländische Maler Hieronymus Bosch Ende des 15. Jahrhunderts die kulinarischen Qualitäten des Spargels. Die Faszination ist über die Jahrhunderte nicht verloren gegangen. Kaum ein anderes Gemüse wird im Frühjahr so sehnsüchtig erwartet.
Jeder Deutsche hat im letzten Jahr rund 1,2 kg Spargel verzehrt – und zwar vorzugsweise weißen (0,93 kg), obwohl das Königsgemüse auch grün oder violett angeboten wird.
Unsere Top-Themen
• Schwerpunkt: Holzenergie
• Ratgeber Milchproduktion
• Grundsteuerreform
• Märkte und Preise
Weißer Spargel bleibt bis zur Ernte unter der Erde und ist deshalb fein im Geschmack. Durchbricht er doch einmal den Boden, bildet er den natürlichen Pflanzenstoff Chlorophyll, den er für die Photosynthese benötigt, so die Bundesvereinigung der Erzeugerorganisationen Obst und Gemüse. Seine Spitzen verfärben sich dadurch violett, und die Stangen schmecken intensiver. Grüner Spargel wächst komplett über der Erde. Er besitzt eine besonders würzige Note, schmeckt durchaus nussig und verträgt auch kräftigere Zutaten und Aromen.
Erntefrischer Spargel glänzt, besitzt geschlossene Spitzen und ist prall, fest und knackig. Reibt man die Stangen vorsichtig aneinander, quietschen sie etwas. Die Schnittstellen sind sauber und feucht. Eingeschlagen in ein feuchtes Geschirrtuch, hält sich Spargel im Kühlschrank zwei bis drei Tage. Er kann im geschälten Zustand auch problemlos eingefroren werden. Für die Zubereitung den Spargel dann aber nicht auftauen, sondern eiskalt ins kochende Wasser geben.
Traditionell wird Spargel gekocht, kann aber auch gedünstet, gedämpft oder gebraten oder gegrillt werden. Dabei gehen deutlich weniger Vitamine und Spurenelemente verloren. Roh schmeckt er besonders gut in einer Senf- oder Balsamico-Vinaigrette zu frischen Blattsalaten, Fischgerichten oder Geflügelfleisch. Kochbuchautorin Ira König richtet roh marinierten Spargel mit Tomatenwürfeln, Basilikum, Mozzarella oder Räucherlachs an. Oder sie mischt die gehobelten Gemüsestreifen für einen Salat vorsichtig mit Salz und Pfeffer, lässt sie 30 Minuten ziehen und verfeinert sie mit einem Dressing aus Joghurt, Mayonnaise, Zitronenabrieb und frischen Kräutern wie Schnittlauch oder Dill.
Hoch im Kurs steht beim Verbraucher der Spargel aus der Region. Im vergangenen Jahr wurde er laut Statistischem Bundesamt hierzulande auf 25.800 ha angebaut, davon 6,7 % im Bioanbau. Geerntet wurden 107.000 t des edlen Gemüses, im Rekordjahr 2018 waren es 133.000 t und im Jahr 2010 lediglich 89.800 t. Spitzenreiter im Spargelanbau ist mit fast 27.000 t geerntete Stangen das Bundesland Niedersachsen, gefolgt von Brandenburg und Nordrhein-Westfalen mit jeweils rund 19.000 t und Bayern mit etwa 15.500 t.
Gekocht ist Spargel eine Delikatesse, die klassisch mit Schnitzel, Butter, Semmelbröseln oder mit Sauce Hollandaise, Schinken und Kartoffeln serviert wird. Wer Spargel nicht kochen möchte, kann ihn in der Pfanne kräftig anbraten und mit Weißwein ablöschen, dann einen Thymianzweig hinzu-geben und bei geschlossenem Deckel etwa 20 Minuten ziehen lassen.
Dann mit gehobeltem Parmesan servieren. Oder man gart die geschälten Stangen in der Fettpfanne im vorgeheizten Backofen bei 180 °C je nach Dicke bis zu 40 Minuten in einem Gemüsefond. Auf den Spargel kommen noch Butterflöckchen. Das Ganze wird mit einem Blech oder Alufolie abgedeckt. Dazu schmeckt Paprika-Orangen-Sauce. (red)
Schichtpläne: Bessere Arbeitseinteilung im MilchviehstallEine Arbeitseinteilung im Milchviehbetrieb, die den Mitarbeitern genügend Freizeit zur Erholung bietet, ist wichtig. Dafür bieten sich verschiedene Schichtsysteme an.
Von Sabrina Diestelow, Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein
Zunehmend beklagen sich Beschäftigte auf landwirtschaftlichen Betrieben über zu lange Arbeitszeiten. Auch die junge Generation der Betriebsleiter sieht den persönlichen Mehrwert in der Lebensqualität, die sich außerhalb des Betriebes bietet. Doch wie schaffen es Milchviehbetriebe, die Arbeitszeiten zu reduzieren und so mehr Zufriedenheit bei der täglichen Arbeit zu erreichen? Die gezielte Planung von freien Tagen und eine gute Organisation der Abläufe können hierbei helfen.
Unsere Top-Themen
• Schwerpunkt: Holzenergie
• Ratgeber Milchproduktion
• Grundsteuerreform
• Märkte und Preise
Im Schnitt arbeiten Mitarbeiter auf Milchviehbetrieben acht bis zehn Stunden pro Tag in einem Wochensystem von zwölf Tagen und zwei darauffolgenden freien Tagen. Somit kommen schnell 60 Stunden pro Woche zusammen, auf den Monat hochgerechnet sind es dann über 240 Stunden.
Das Arbeitszeitgesetz sieht jedoch in der Woche maximal 48 Arbeitsstunden vor und gibt Vorgaben zu den nötigen Ruhepausen. Nur in Ausnahmefällen dürfen diese Regelungen überschritten werden. In der Landwirtschaft werden hierzu ausdrücklich die Bestellungs- und Erntezeit genannt, um die Arbeitszeit den durch die Witterung bedingten Arbeitsspitzen anzupassen.
Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass die allgemeine tägliche Versorgung der Tiere im Rahmen der 48 Wochenstunden erfolgen muss.
Landwirtschaftlichen Sozialversicherung zeigen, dass ab der neunten Arbeitsstunde das Unfallrisiko sowie das Risiko für Fehlhandlungen deutlich ansteigen. Auf dem Betrieb kann es dann gefährlich werden, wenn beim Umgang mit Rindern oder Maschinen die Reaktionsfähigkeit nicht mehr uneingeschränkt vorhanden ist.
Ab der 17. Stunde ohne Schlaf verhält es sich mit der Leistungsfähigkeit wie bei einem Blutalkoholgehalt von 0,5 Promille. Gerade bei geteilten Schichten kann dies zum Problem werden, da die eigentliche Arbeitszeit die acht Stunden nicht übersteigt, jedoch kann es passieren, dass der Mitarbeiter von früh bis spät auf den Beinen ist und sich nicht genügend erholen kann in den Pausenzeiten.
Hier wäre zu überlegen, ob im Betrieb die Möglichkeit besteht, dass ein Schichtsystem mit vollen Schichten eingeführt werden kann. Vorteil für den Angestellten ist, dass er nur einmal am Tag zum Betrieb fahren muss und neben dem Melken oder Füttern auch weitere Aufgabenbereiche von ihm übernommen werden können.
Besonders bei mittelgroßen Betrieben kann dies sehr viel Unterstützung in den täglichen Aufgaben bringen. Eine Möglichkeit wäre es in dem Fall, dass die zweite Melkschicht von einer 450-Euro-Kraft übernommen wird.
Das Schichtsystem kann auch wochenweise variieren, sodass auf Frühschichtwochen auch eine Spätschichtwoche folgt. Je mehr Mitarbeiter auf dem Betrieb beschäftigt sind, desto eher bietet sich der Einsatz von Arbeitsschichten an.
Wichtig ist dabei jedoch, dass auf keinen Fall willkürlich zwischen den Schichten gesprungen werden sollte. Es empfiehlt sich, angepasst an den natürlichen Biorhythmus ein vorwärts rotierendes System zu nutzen.
Gehören auch Nachtschichten zu den Diensten, sollte die Abfolge immer Früh-, Spät-, Nachtschicht sein, wobei nach einer Nachtschicht mindestens drei freie Tage angelegt werden sollten für die ausreichende Erholung und Umstellung. Durch diese Abfolge wird auf die innere Uhr Rücksicht genommen, da sie sich bei jedem Schichtwechsel zusätzlich umstellen muss.
Weiterhin sollte ein Augenmerk auf die wöchentlichen Arbeitstage gelegt werden. Dass bei zwölf Tagen Arbeit und zwei freien Tagen keine ausreichende Erholung stattfinden kann, haben unterschiedliche Untersuchungen gezeigt. Zusätzlich steigen Stresssymptome und allgemeine Erschöpfungsanzeichen bereits ab einer Wochenarbeitszeit von mehr als 40 Stunden an.
Ähnliches zeigt sich, wenn die Arbeitsperiode mehr als sieben Tage in Folge aufweist. Da in der Milchviehhaltung die Tiere auch an Sams- und Sonntagen gemolken und gefüttert werden müssen, ist Wochenendarbeit für die Mitarbeiter nicht auszuschließen. Hier können individuell an den Betrieb angepasste Wochenlängen sowohl zur genügenden Freizeit des Mitarbeiters, aber auch zur Entlastung der Familienarbeitskräfte beitragen.
Bei zehn Arbeitstagen und vier freien Tagen ist die Erholungsphase bereits deutlich besser. Zusätzlich sind in den ersten Tagen der Woche alle Beschäftigten des Betriebes anwesend und an diesen Tagen können größere Arbeiten wie Ausmisten und Aufräumen an den Siloanlagen fest geplant werden.
Auch Sonderaufgaben, die nur sehr unregelmäßig anfallen wie Baumaßnahmen oder der Umbau von Liegeboxen können auf diese Tage gelegt werden. Wichtig ist hierbei, dass sowohl die Arbeitstage als auch die anfallenden Arbeiten im Voraus geplant werden.
Weitere Möglichkeiten bestehen bei einem Schichtsystem von sechs Arbeitstagen gefolgt von zwei Erholungstagen. Oder einer Kombination aus fünf Arbeitstagen, zwei freien Tagen gefolgt von sechs Arbeitstagen und drei freien Tagen. Um hier der Betriebsleiterfamilie auch geregelte freie Tage einzuräumen, sollte an den Wochenenden zusätzliche Unterstützung über Teilzeitkräfte aktiviert werden, sodass die permanent anstehenden Arbeiten abgedeckt werden. Wichtig ist hier, dass jeder Betrieb seinen eigenen Rhythmus findet, mit dem die Mitarbeiter und die Betriebsleiter zufrieden sind.
Die erste Gestaltung eines Arbeitsplanes benötigt sehr viel Zeit. Ist das System im Betrieb integriert, können die Mitarbeiter sich ihre freien Tage im Voraus einplanen und müssen weniger private Termine in die Arbeitszeit legen.
Bei einer täglichen Arbeitszeit von mehr als sechs und weniger als neun Stunden muss der Mitarbeiter eine Pause von mindestens 30 Minuten einlegen. Dies regelt das Arbeitszeitgesetz. Auf kleineren Familienbetrieben wird die Pause teilweise im Rahmen der Familie verbracht. Der Auszubildende hat in dem Fall meistens ein Zimmer, in das er sich zurückziehen kann. Laut Gesetz muss ein Pausenraum eingerichtet werden, sobald mehr als zehn Beschäftigte im Betrieb arbeiten.
Aber gerade bei einem landwirtschaftlichen Betrieb, wo oft der Pausenraum noch die Wohnküche ist, sollten sich Gedanken darüber gemacht werden, ob für die Mitarbeiter ein separater Raum zur Verfügung gestellt werden kann, vor allem bei steigender Mitarbeiterzahl. Zum einen haben die Angestellten nicht das Gefühl, in die Privatsphäre der Betriebsleiterfamilie einzudringen, und zum anderen kann so eine Trennung von Betriebsund Privatleben für den Betriebsleiter erreicht werden. Es profitieren also beide Seiten von der Einrichtung eines Pausenraumes.
Arbeiten die Beschäftigten permanent zu viele Stunden, steigt das Erschöpfungsrisiko an und es werden vermehrt Fehler gemacht. Dadurch verschlechtert sich schleichend das Betriebsergebnis. Auch hohe Ausfallquoten sind eine drohende Folge. Wer bereits bei der Arbeit überlastet ist, kann die Arbeit von ausfallenden Kollegen nicht mehr auffangen. Aus diesen Gründen ist eine sinnvolle Arbeitseinteilung im Betrieb angeraten, die genügend Freizeit zur Erholung bietet. Im Kampf um das kostbare Gut „Mitarbeiter“ können gut strukturierte Betriebe klar punkten. Sicherlich ist es bei größeren Betrieben einfacher ein Schichtsystem einzuführen, jedoch kann auch der kleine Betrieb seinen Beitrag leisten, indem er sich intensiv mit der Thematik auseinandersetzt und einen maßgeschneiderten Arbeitsplan erstellt.
Weitere Nachrichten aus den Bundesländern
Die Brandenburger Fischerei Schröder hat sich mit ihren Brassen den Förderpreis des „Zu gut für die Tonne!“ – den Bundespreis des Bundesernährungsministeriums – geangelt. Aus diesem Anlass ein Blick ins Bauernzeitungsarchiv: Bereits 2015 haben wir Fischer Wolfgang Schröder am Gülper See besucht.
Von Jutta Heise
Der Gülper See im Westhavelland: Seit seiner Ausweisung 1967 zählt das Gewässer mit über 660 Hektar zu den ältesten Naturschutzgebieten Deutschlands und gilt europaweit als wichtiges Nahrungs- und Brutgebiet für Wasser- und Watvögel. Wildgänse und Tausende Kraniche landen hier zu den Zugzeiten, um sich für ihre langen Überlandflüge zu rüsten. Zugleich werden drei Viertel des Sees fischereiwirtschaftlich genutzt. Wie das geschieht und warum er seinen Berufsstand vom Aussterben bedroht sieht, erfuhren wir bei einem (Fisch-) Zug mit Wolfgang Schröder, der die Fischerei Schröder als Familienbetrieb in vierter Generation führt.
Eher unspektakulär sind die ersten Arbeiten am Ufer vor Schröders Betrieb in Strodehne, an einem Altarm des Rhin. Die sechs Männer laden Netze auf die vier, zu je einem Doppelboot zusammengebundenen Kähne. Die tragen Frauennamen, sind zwar altgedient, tun aber voll ihren Dienst. Die Crew bunkert auch Kanister mit Diesel für den Bootsmotor und die Seilwinde, die Winsch, wie wir Seeleute sagen, sowie andere nötige Utensilien wie Kescher, große Plastikbottiche.
Die Männer sind sämtlich saisonal beschäftigt, heißen zweimal Ingo, Jeff, Georgy und Thomas. Vor- oder Spitznamen müssen reichen zur Kommunikation auf (dem) See, aber selbst die erfahren wir erst später. Ebenso, dass das Quintett schön rumflachsen kann. Doch erst mal lauschen wir – dem Schweigen der Männer. Denn auch Chef Wolfgang Schröder verliert nur die nötigsten Worte. Die Watthose sitzt, ebenso Schiffermütze (beim Chef), Basecap, bei Thomas das Piratentuch – wir legen ab.
Schnell merken wir: Hier wird kein Softprogramm für Journalisten abgespult, es findet der ganz gewöhnliche, harte Fischeralltag statt. Ein Wunder, dass wir nicht auch noch eingesetzt werden, an der Winsch oder als Kielschwein. Es ist kalt an diesem frühen Morgen Mitte Juni. Und obwohl wir noch einmal unsere Winterjacken hervorgeholt haben, frösteln wir, bis uns gegen Mittag die Sonne wärmt.
Der röhrichtgesäumte See ist ruhig heute, die klare Luft, das Zwitschern, Trällern, Zirpen, Knattern, Knätschen der vielen Vogelarten entschädigen uns von der ersten Minute an. Später wird gar ein Seeadler über uns kreisen, hoch oben. Außer den Fischern darf nichts, was sich bewegt, auf den See. Noch nicht mal Kanus oder Ruderboote, ausgenommen das Kontrollboot des Landesumweltamtes, das uns denn auch kreuzt, nachdem es nahe der Seeschwalbeninsel gesehen hat. Doch wir sind weder ornithologisch noch romantisch-touristisch unterwegs.
Der Gülper See wird auf etwa 550 Hektar von drei Fischereibetrieben bewirtschaftet, in Familienhand allesamt. Der mit durchschnittlich 1,20 m Tiefe sehr flache See stellt einen idealen Laichplatz für zahlreiche Fischarten dar. Wolfgang Schröder geht auf 15, bei 380 Hektar. Er hofft heute auf Barsch, Zander und Hecht, auch Plötze, vielleicht diesen oder jenen Aal, Arten, die sich gut vermarkten lassen.
An diesem Tag werden er und seine Crew „drei Züge machen“ (an normalen Arbeitstagen sind es fünf). Als Zug werden alle Arbeitsschritte der Zugnetzfischerei bezeichnet, beginnend mit dem Aussetzen des Netzes bis zum Aufdecken des Sackes, in dem sich der Fang sammelt.
Denkt man sich den die Seilwinde antreibenden Motor weg, so sind Fischer schon vor 400 Jahren auf diese Weise auf „Beute“ gegangen. Die Mannschaft teilt sich jetzt. Der Chef persönlich stößt das zweite Boot mit einer langen Stange ab. Es bezieht uns gegenüber in etwa 100 Meter Entfernung Position, wobei jede Crew nun ihren Teil des Netzes auslegt, sodass ein weiter Kreis entsteht. Der wird später immer enger zusammengezogen, wobei sich beide Boote wieder annähern. Der Fachmann spricht von bewegter Fischerei im Gegensatz beispielsweise zur starren Reusenfischerei. Ein Zug dauert etwa eine Stunde, und er ist kräftezehrend, wie wir später sehen.
Bis es spannend wird, ist Zeit für einen Plausch. Fischer wollte er immer werden, sagt der 52-jährige Schröder und meint, die Affinität zu diesem Beruf müsse angeboren sein. Schwer sei der, körperlich und heutzutage auch anderweitig kompliziert. Bei Schröders hat er eine lange Tradition, der heutige Chef führt den Familienbetrieb in der vierten Generation.
1880 hatte man den Gülper See gar erworben, verlor in der Folgezeit durch Erbschaft dieses und jenes Teilstück. 1911 wurden Grund und Boden der Familie (infolge eines dann doch nicht realisierten) Plans zum Bau einer Wasserstraße enteignet. Zuvor, 1904, hatte Julius Schröder Senior den Familienbetrieb gegründet, der von seinen Söhnen weitergeführt wurde und später an Schröders Vater Günter überging, der ihn Sohn Wolfgang übergab. Der lernte den Beruf von der Pike auf und arbeitete bis zur Wende in einer Fischereigenossenschaft.
Fischereirechte sind heutzutage nicht mehr an Grund und Boden gebunden. Seit 2010 ist der Gülper See Eigentum der Nabu-Stiftung. Hinsichtlich der Bewirtschaftung gebe es in dem Naturschutzgebiet kaum Beschränkungen. „Elektrofischerei ist untersagt, und Setzlinge mancher Fischarten dürfen wir auch nicht aussetzen. Fangquoten dagegen gelten für die Binnenfischerei nicht, das Stellnetz ist ebenfalls erlaubt“, erklärt Schröder knapp, der an zwei weiteren Fangplätzen in der Elbe und im Hohennauener See fischt.
60 Tonnen insgesamt fängt er im Jahr, davon sind 40 Tonnen Brassen. 10 bis 15 Tonnen (die Erträge seien unterschiedlich, was auch mit der Erneuerung der Bestände etwa aller fünf Jahre zusammenhängt) holt er aus dem Gülper See.
Die Ernte vermarktet er (teils geräuchert und anderweitig verarbeitet) ab Hof in einem kleinen Laden sowie in Gaststätten in Havelberg und Rathenow, neuester Kunde ist das Landgut Borsig in Groß Behnitz.
Da auf den Niedermoorstandorten am Seeufer extensive Weidehaltung betrieben wird, erkundigen wir uns nach der Zusammenarbeit mit den Bauern. Schnelle Antwort: Die Wasserhaltung in der Havel spalte Landwirte und Fischer. „Für uns ist ein Frühjahrshochwasser, das möglichst bis Mai, Juni steht, von Vorteil. Dann sind die Fische aktiver, besser genährt.“
Zwei Jahre lang ist so ein Hochwasser ausgeblieben. Das wiederum freut die Landwirte, die ihre Rinder so früh wie möglich auf die Weide treiben wollen. Ein klassischer Interessenkonflikt. Damit müsse man leben, doch irgendwann eben auch einen Schnitt machen, sagt Schröder nüchtern, den Status quo respektieren und nicht immer wieder neu auf alten Positionen verhandeln wollen. Wir haben einen Stein ins Rollen gebracht: „Wir bekommen auch keine Flächenförderung, müssen uns mit unserem Fisch auf die Marktpreise einstellen. Dabei produzieren wir doch ebenfalls Nahrungsmittel. Die EU-Politik befasst sich sowieso, wenn überhaupt, nur mit der Küsten- und Hochseefischerei, wir Binnenfischer sind außen vor.“
Im Inland habe regionaler, also Süßwasserfisch trotz steigender Nachfrage immer noch einen schlechten Ruf, moderig schmecke er und erst die Gräten, sagen die Gastronomen, angeblich im Namen ihrer Gäste und ordern ihn erst gar nicht! Schröder rührt die Werbetrommel für das, was in natürlichen heimischen Gewässern heranwächst, leistet Überzeugungsarbeit beim brandenburgischen Hotel- und Gaststättenverband, gründete mit Köchen und Bäckern die Initiative „HavelArt“ zur effizienteren Vermarktung von Fisch aus dem Naturpark Westhavelland und zur Aufwertung dessen Images.
Ein hartes Brot! „Zander soll es sein, Barsch.“ Stattdessen sind eben manchmal 10 t Brassen im Netz! „Wir sollten mit dem leben, was uns die Natur gibt“, sagt Schröder, der Mitglied des Nabu ist, für dessen wichtigstes Vorhaben in der Region, die Havelrenaturierung, einsteht und seine Affinität zur Natur als eine große Motivation dafür nennt, dass er noch immer Spaß am Beruf hat.
„Die Deutschen kaufen gern billig ein, doch der Fisch muss teurer werden, um unsere Kosten zu decken und Gewinn zu generieren.“ Aber die deutschen Großhändler winken bereits jetzt ab: 35 t seines 2013er Fanges hat Schröder nach Polen verkauft. Auch der Hofladen, wo der Chef persönlich am Wochenende hinterm Tresen steht, um Personalkosten zu sparen, trägt weniger ein als gedacht, besonders in der Grillsaison.
Und: Auch die BUGA bringe ihm keinen Aufschwung, im Gegenteil. Die medienbeworbenen Hotspots der Gartenschau ziehen die Gäste an, schöpfen sogar noch die wenigen Radler ab, die früher bei ihm anlandeten. Deshalb ist Schröder auf ein Angebot für Touristen gekommen: gemeinsames Zugnetzfischen, um den Beruf des Fischers und den Gülper See von der Wasserseite kennenzulernen. Ein Test mit Spitzenmanagern ist erfolgreich verlaufen.
Trotzdem: „Fischer ist ein aussterbender Beruf“, sagt Schröder resümierend. In den alten Bundesländern sind gerade mal noch zehn Flussfischer aktiv. „Da kenne ich jeden beim Namen.
Überdies werden die gesetzlichen Auflagen immer schärfer, insbesondere für Betriebe mit Verarbeitung wie meinen.“ Nachwuchs fehlt. In diesem Jahr werden in Brandenburg gerade mal zwei Fischwirte ausgebildet. In der länderübergreifenden Berufsschule im sächsischen Königswartha wird aus Mangel an Bewerbern nur noch alle zwei Jahre eine Klasse aufgemacht.
Schröders Kinder gehen beruflich ebenfalls andere Wege. Der Sohn studiert Kartografie, die Tochter will Friseurin werden. An sich schade es ja nichts, wenn man erst mal seinen Horizont erweitert, sagt der 52-Jährige, der sich ebenfalls bei Kollegen in anderen Ländern umgesehen hat.
Ein bisschen Hoffnung klingt heraus, dass sich vielleicht eines der Kinder später doch noch anders entscheidet. Neueinsteigern werden hierzulande ohnehin Steine in den Weg gelegt: „Als Fischer brauchst du große Flächen. Wenn es ans Verpachten geht, sind die Anglerverbände finanziell immer in der besseren Position, können höhere Pachtpreise zahlen, sind politisch eine stärkere Kraft.“
Inzwischen wurde das Netz mit der Winsch immer enger gezogen. Den letzten Teil übernehmen die Männer mit Muskelkraft (in flacherem Wasser geht das komplett per „Muckis“). Schröder korrigiert: „Ist noch zu schnell, gaanz sachte!“ Die Crew muss den Rhythmus finden. Schröders Erklärung: „Montag waren wir auf Wollhandkrabben und Aale in der Elbe, gestern mit einem kleineren Netz unterwegs. Mit dem großen heute haben die Männer zwei Monate lang nicht gefischt, sind noch nicht in der Übung.“
Nähert sich das Netzende, wird das Tempo forciert: Mit einem „Hoop!“ des Chefs wird der Sack mit dem Fang hochgezogen. Die Stunde der Wahrheit: 200 Kilo, schätzt Schröder. „Jau!“, heißt dann sein Kommando, und „Jau!, und Jau!“. Ingo befördert eine Fischladung nach der anderen per Kescher aus dem Sack in die Bottiche. Wolfgang Schröder sortiert die Fische, die getrennt in den auf dem Boot befindlichen wassergefüllten Kammern gebunkert werden: Hepp, in die Plötzenkammer! Zack, in die Brassenkammer! Über Bord! Zum Weiterwachsen oder als Nahrung für die Vögel, die den Fischern selten ins Gehege kommen. „Eng wurde es nur mal mit den Kormoranen. 480 Brutpaare hatten sich hier versammelt und den Jungfisch weggefressen. Nachteilig für das gesamte Ökosystem, weil der Nachwuchs fehlt“, erzählt Schröder.
„Ich will noch´n Aal sehen heute!“, treibt der Boss an. Auf geht’s wieder. Dann: Bilanz nach drei Zügen – jeweils 150 bis 200 Kilo. Das heißt? „Von den Mengen her eher gering, du musst die Fische eben suchen. Vielleicht sind sie auch zu unruhig heute“, mutmaßt der Fischer aus Erfahrung, „morgen soll es Sturm geben.“
Von den Arten her sind Brassen, Plötze, Hecht zu fast gleichen Teilen vertreten, dazu Zander, Schlei, Wels, die aber eher in Einzelexemplaren – kein Aal. „Schade, besonders vom Barsch hätte ich gern mehr gefangen“, bedauert Wolfgang Schröder. Neptun, oder wer auch immer den Gülper See regiert, war anderer Meinung. Oder hat es sich doch bewahrheitet, dass Frauen an Bord Unglück bringen? Wir unsererseits weisen das entschieden zurück. Und die mittlerweile recht flotten Scherze der Männer auf der Rückfahrt interpretieren wir als Wohlwollen, nicht als Groll.
Confiserie Felicitas: Hornow – ein Ort für NaschkatzenSeit fast 30 Jahren verwöhnt die „Confiserie Felicitas“ aus dem Brandenburger Dorf Hornow Groß und Klein mit feinster belgischer Schokolade, der man nicht widerstehen kann – versprochen!
Es ist eine Familiengeschichte, die anmutet wie ein Märchen: Denn es war einmal ein belgisches Paar, das auszog, um sein Lebensglück zu finden und seine Liebe zu Tieren, Natur und Schokolade mit anderen zu teilen. So kamen sie in den Osten Deutschlands – genauer gesagt in ein Lausitzer Dorf, dessen Name wohl heute kaum jemand interessieren würde, hätten Goedele Matthyssen und Peter Bienstman nicht den Mut und die Verrücktheit besessen, sich dort niederzulassen und es zum wohl süßesten Dorf in ganz Ostdeutschland zu machen.
Unsere Top-Themen
• Schwerpunkt: Holzenergie
• Ratgeber Milchproduktion
• Grundsteuerreform
• Märkte und Preise
Denn ein Ort für Naschkatzen war dieses Hornow nicht wirklich, als die beiden Belgier – sie damals 24, er 27 Jahre jung – dort ihre Zelte aufschlugen oder besser gesagt, in die Büroräume eines LPG-Gebäudes zogen und in einer 35 Quadratmeter großen LPG-Küche mit zwei Mitarbeiterinnen die ersten Schokoladenversuche wagten. Und seither beantwortet Goedele Matthyssen mit strahlendem Lächeln immer wieder geduldig und gern die Frage, wie und warum es das belgische Paar ausgerechnet nach Hornow verschlagen hat.
Viereinhalb Jahre waren Goedele Matthyssen und Peter Bienstman als Entwicklungshelfer in Nigeria auf einer Hühnerfarm – sie, die Krankenschwester, er, der Betriebswirt und Ingenieur für Elektromaschinenbau. Doch die Erfüllung des Lebens fanden sie dort nicht, weil sie sich – wie die Bauernzeitung 2001 schrieb – „mit der hautnahen Erfahrung der Alltagskriminalität, dem extremen Wohlstandsgefälle, und dem Kolonialherrengehabe mancher Leute aus der sogenannten Ersten Welt auf Dauer nicht anfreunden konnten“. So kehrten sie Anfang der 1990er-Jahre nach Belgien zurück und wollten etwas Eigenes auf die Beine stellen.
Doch dafür war ihnen das Heimatland zu klein, zu fertig. Also zogen sie zur Nachwendezeit aus – in den damals „wilden“ Osten, fanden den Grundstein für ihren Neustart in Hornow – und blieben. Doch die Heimat fehlte dann doch – zumindest in Form von Schokolade. Und aus dieser süßen Sehnsucht erwuchs ihre Geschäftsidee, Schokolade herzustellen – und das zu einer Zeit, als die Ostdeutschen mit Schokolade großer Konzerne überschüttet wurden und sich ihnen das Leben, vor allem in der Lausitz mit dem Wegfall Tausender Arbeitsplätze in der Braunkohle nicht von seiner Schokoladenseite zeigte.
Aber beide waren verrückt genug, um an der süßen Idee festzuhalten. Dafür absolvierte die gelernte Krankenschwester eine Chocolatier-Ausbildung in Antwerpen. Und am 11. März 1992 gründeten sie die „Confiserie Felicitas“. „Allerdings hatte damals niemand die Absicht, ein SchokoLadenLand zu errichten“, lacht Goedele Matthyssen.
Dennoch – Stück für Stück wuchs das kleine Unternehmen zu einem Lebenswerk mit vielen Gesichtern. Allen voran sind es natürlich die rund 1.000 verschiedenen Schokoladenprodukte. Ob Tafel, Hohlkörper, Praline – jedes Stück ist ein Unikat, handgefertigt mit Liebe und Leidenschaft und 100 Prozent Fairtrade-Qualität.
Längst passiert das nicht mehr in der alten LPG-Küche. Aus dem Gebäude sind moderne Produktionsräume geworden. 2014 eröffnete das SchokoLadenLand mit Werksverkauf, Mitmach-Schauwerkstatt, Kino und Café mit Terrasse und Blick zu Spielplatz und Tiergehege. Aus einem alten Kuhstall ist eine „Schule in der Scheune“ mit großem Veranstaltungsraum geworden. Dort wird getanzt, gefeiert und gekocht – vor allem mit Schulkindern, um ihnen spielerisch ausgewogene und gesunde Ernährung schmackhaft zu machen.
Und vom Dach fließt Sonnenenergie sozusagen direkt in die Schokolade, die nicht nur am Firmensitz in Hornow, sondern deutschlandweit in rund 200 Fachgeschäften, in den eigenen Filialen in Potsdam und Dresden und auch am Flughafen BER verkauft wird und somit in die ganze Welt fliegt. Nicht zu vergessen sind die aktuell 75 Arbeitsplätze vor allem für Frauen. Außerdem wurden etwa 50 Frauen aus der Lausitz zum Chocolatier angelernt.
Rückblickend nennt Goedele Matthyssen, die 2005 zur Brandenburger Unternehmerin des Jahres gewählt wurde, diese Familiengeschichte das „Wunder von Hornow“. Ein Wunder, in dem viel Mut, das Festhalten am Lebenstraum und vor allem, wie sie sagt, viel Idealismus stecken, aber durchaus auch so manche schlaflose Nacht. Denn der Weg zum Erfolg war nicht immer geradlinig. „Aber Not bringt auch Lösungen“, so die 53-Jährige.
So wurde in moderne Technik investiert, in digitale Vernetzung und in den Online-Verkauf. Und besonders glücklich ist das belgische Schokoladenpaar darüber, dass auch zwei ihrer drei Kinder die Zukunft im Familienunternehmen sehen. So möchte der jüngste Sohn, Johannes, der gerade sein Abitur macht, in die elterlichen Fußstapfen treten. Tochter Marie ist es bereits. Die 24-Jährige, die Einzelhandelskauffrau gelernt, ihren Ausbilderschein gemacht hat und mit der Schokoladenproduktion groß geworden ist, kümmert sich ums Marketing und leitet die Filiale in Dresden, wobei im Moment der einjährige Jelte im Lebensmittelpunkt steht.
Auch Papa Jonny ist mit ins Familienunternehmen eingestiegen. Dieses bietet dem gelernten Koch alle Möglichkeiten, seinen eigenen kulinarischen Stil zu entfalten. Er möchte, wie er sagt, im SchokoLadenLand, zu dem seit Sommer 2020 auch eine Brasserie gehört, anspruchsvolle Küche in die Lausitz bringen. „Wiener Würste zu edler Schokolade – das passt doch nicht“, sagt er und setzt in seinen Rezepten und Gerichten auf saisonale und regionale Produkte – mit Erfolg.
Denn Anfang November wurde die „Confiserie Felicitas“ nicht nur als „Gastgeber des Jahres 2022 im Lausitzer Seenland“ ausgezeichnet, sondern auch für „Brandenburger Gastlichkeit in der Kategorie Ausflugslokal“. „Das motiviert natürlich immens“, sagt der 24-Jährige, wenngleich Corona erneut für Bauchschmerzen sorgt.
Doch was man mit dem Herzen macht, das setzt Kräfte frei – auch für neue Projekte. So unterstützt die „Confiserie Felicitas“ ganz aktuell Kakaobauern im krisengeschüttelten Kamerun – und umhüllt geröstete Kakaobohnen aus dem afrikanischen Land mit feinster Schokolade.
Zudem sind Goedele Matthyssen und Peter Bienstman seit Jahren Botschafter der Stiftung „Hilfe für Familien in Not“. Lebensglück teilen – ein Anspruch, den sie seit drei Jahrzehnten leben und der ganz sicher der Schlüssel für ihr erfolgreiches süßes Lebenswerk ist.
Fachliche Qualität – jetzt digital mit dem gratis Upgrade!
Sie sind bereits Abonnent:in der gedruckten Bauernzeitung und möchten die aktuelle Ausgabe zusätzlich auf Ihrem Smartphone, Tablet oder in der Browseransicht lesen? Erweitern Sie einfach Ihr Abonnement:
Die Bauernzeitung jetzt digital lesen – immer und überall!
Die Nebenerwerbslandwirtschaft von Familie Soffa in Ostthüringen funktioniert deshalb so gut, weil alle Familienmitglieder an einem Strang ziehen. Nebenher engagieren sich Soffas auch ehrenamtlich.
Von Silvia Kölbel
Auf dem Vierseitenhof bei Familie Soffa in Wenigenauma, in der Nähe von Zeulenroda, ist die Tierhaltung Familiensache. Eine zwölfköpfige Herde Coburger Fuchsschafe bevölkert den Hof. „Schafe gab es bei uns schon immer“, kommentiert Luisa Soffa diese Nutztierart, um etwas Ähnliches über die sieben Reitponys zu sagen: „Ich habe mit sieben Jahren mein erstes Fohlen bekommen und züchte seitdem Reitponys.“ Ein paar Hühner, Gelbsilberkaninchen und im Sommerhalbjahr Mastenten ergänzen den Tierbestand.
Unsere Top-Themen
• Schwerpunkt: Holzenergie
• Ratgeber Milchproduktion
• Grundsteuerreform
• Märkte und Preise
Auf den 5,5 ha Grünland wächst das Futter für die Tiere, welches die Familie weitestgehend mit eigener Technik selbst mäht und schwadet. „Nur fürs Wickeln der Silorundballen brauchen wir Unterstützung“, ergänzt Luise Soffa.
Auf dem Hof packen alle Familienmitglieder gleichermaßen mit an, das sind neben Luise Soffa Ehemann Volkmar, Tochter Manuela und deren Lebensgefährte Mathias Hoh. Verona Schüler, die alle Oma Roni nennen, kümmert sich um die Essensversorgung der Familie und um das Futter für die Hühner. „Wer gerade da ist und Zeit hat, erledigt das, was zu tun ist. Wir sprechen uns ab“, erklärt Manuela Soffa. Alle Familienmitglieder, außer Verona Schüler, sind voll berufstätig, Luise Soffa arbeitet als Radlader fahrende Hausmeisterin in einem Recycling-Unternehmen.
Volkmar Soffa ist in einem Landwirtschaftsbetrieb tätig, Tochter Manuela arbeitet in einer Fleischerei, ihr Lebensgefährte Mathias Hoh ist als Maler tätig. Genauso wie sich Luise Soffa in ihrem Haupterwerb auf einen Radlader schwingt, sitzt sie sicher auf dem Traktor.
Typische Frauen- oder typische Männerarbeit gibt es bei Soffas nicht. Neben der Zucht der Reitponys bietet der kleine Nebenerwerbsbetrieb Kremserfahrten an. Während der beiden Corona-Jahre beschränkten sich diese Aktivitäten auf das Sommerhalbjahr.
Soffas leben so gern auf dem Land, gemeinsam mit ihren Tieren, dass sie oft mit dem Planwagen Urlaub machen. „Wir laden alles auf, den Wagen, die Pferde, und fahren zu einem Hof, von wo aus wir Tagesausflüge unternehmen. Gemeinsam mit unseren Gastgebern frühstücken und abends zusammen am Lagerfeuer sitzen, das gefällt uns“, berichtet Volkmar Soffa.
Soffas engagieren sich auch beim Ponysportverein Wenigenauma, der ein Einzugsgebiet von rund 100 km hat und der weit über die Ortsgrenzen hinaus bekannt ist. Auch die Schafhaltung hat bei Familie Soffa eine lange Tradition. „Früher haben wir Merinoschafe und Milchschafe gehalten. Die Schaffleischgerichte, die es oft in den Familien gab, haben mir als Kind nicht geschmeckt.“
Deswegen habe man gezielt nach einer anderen Rasse gesucht und ist bei den Coburger Fuchsschafen gelandet, erklärt Luise Soffa. Für sie ist das die ideale Rasse für ihre Zwecke. „Die Landschafrasse ist robust, genügsam und problemlos in der Haltung. Die Lämmer wachsen etwas langsamer als bei anderen Rassen, dafür hat das Fleisch einen feinen Wildcharakter, nicht nur im Geschmack, auch in der Farbe“, erklärt Luise Soffa.
Obwohl Soffas keine Herdbuchtiere halten, legen sie Wert auf die Erhaltung der Eigenschaften dieser Rasse und kaufen ihren Zuchtbock immer beim Züchter und oft auf der Auktion im thüringischen Dermbach.
„Die Spanne der dort angebotenen Böcke ist groß und reicht von 60 Kilogramm schweren Tieren bis zu 120-Kilo-Böcken. Wir bevorzugen die mittleren Gewichtsklassen. Bei den Coburger Fuchsschafen handelt es sich schließlich um Landschafe“, so die Schafhalterin. Nach spätestens drei Jahren tauschen sie den Bock zur Blutauffrischung gegen ein junges Tier aus. „Je nachdem, ob wir einen Abnehmer finden, verkaufen wir den Bock oder schlachten ihn“, erklärt Luise Soffa.
Bocklämmer werden je nach Nachfrage kastriert und verkauft oder gemeinsam mit den Muttertieren im Sommer auf der Koppel gehalten und im Herbst geschlachtet. Die Käufer der Coburger Fuchsschafe kommen oft aus einem weiten Umfeld nach Wenigenauma, um sich Lämmer genau dieser Rasse zu holen.
„Viele haben inzwischen erkannt, wie gut das Fleisch dieser Tiere schmeckt“, weiß die Tierhalterin. Familie Soffa ist es wichtig, das Kunden den Wert der Tiere und der Lebensmittel, die daraus entstehen, schätzen, so wie sie selbst. Zu einem großen Stück ist die Familie auch Selbstversorger. „Wir schlachten im Herbst, füllen unsere Gefriertruhe und wursten.“
Über öffentliche Ratschläge zur Vorratshaltung, wie sie jetzt gelegentlich in den Medien auftauchen, können Soffas nur milde lächeln. „Das machen wir schon immer so, schon deshalb, weil ich nicht laufend einkaufen gehen möchte. Und bei der ländlichen Bevölkerung ist die Bevorratung von Lebensmitteln seit jeher weitverbreitet.“
Bauernzeitung digital lesen – jetzt ausprobieren und kennenlernen!
Sie sind noch unentschlossen? Testen Sie 4 digitale Ausgaben der Bauernzeitung in der App auf Ihrem Smartphone, Tablet oder auf Ihrem PC in der Browseransicht. Das erwartet Sie:
Die Bauernzeitung jetzt digital lesen – immer und überall!
Kann der Anbau von großkörnigen Leguminosen als heimische Proteinlieferanten für die eigenen Tiere eine Alternative zum Futterzukauf sein, oder ist der Anbau von Weizen oder Roggen wirtschaftlicher?
Von Wolfgang Gerd Dähn, Pflanzenbauberater und Sachverständiger, Koesling Anderson LEB GmbH
Bei der betriebswirtschaftlichen Betrachtung des Leguminosenanbaus unter dem Aspekt, dass die produzierte Ware im eigenen Betrieb verfüttert werden soll, muss man sich zunächst folgende Fragen stellen:
Unsere Top-Themen
• Schwerpunkt: Holzenergie
• Ratgeber Milchproduktion
• Grundsteuerreform
• Märkte und Preise
Zum Verdeutlichen der betriebswirtschaftlichen Betrachtung soll eine Beispielrechnung (Tab. 2) unter Berücksichtigung der vorangestellten Fragen dienen. Für das Beispiel wird unterstellt, dass Rapsschrot und Gerste zu gleichen Teilen vollständig durch eine der drei Leguminosen Ackerbohnen, Erbsen oder Lupinen ersetzt werden. Dabei wird ein Rapsschrotpreis von 450 €/t und eine Gerstenpreis von 250 €/t unterstellt. Die Substitutionspreise in Tabelle 1 müssen dann bei entsprechenden Inhaltsstoffen als preisliche Obergrenze berücksichtigt werden.
Die Berechnung zeigt, dass der Anbau von eigenen Eiweißfuttermitteln in bestimmten Betriebskonstrukten durchaus sinnvoll sein kann. Die Ackerbohne steht in der Gesamtbetrachtung jedoch negativ da. Dies liegt zum einen am konkurrenzstarken Weizen, aber auch an den mit eingepreisten Trocknungskosten, da die Bohne eher in Regionen anzutreffen ist, wo eine trockene Ernte nicht immer möglich ist.
Auch der niedrig angesetzte Ertrag macht es der Bohne schwerer. Ab einem Bohnenertrag von 5 t/ha könnte die Bohne im gezeigten Beispiel jedoch in den positiven Bereich rutschen und die hohen Opportunitätskosten des Winterweizens durchaus kompensieren. Die Futtererbse und die Lupine können im Beispiel mit einem Einsparpotenzial von 58 €/t beziehungsweise 10 €/t als selbst erzeugtes Eiweißfuttermittel punkten. Dies liegt im Beispiel hauptsächlich an dem niedrig bewerteten Roggenpreis als auch an einem guten Ertrag bei Erbse und Lupine. Des Weiteren kommen das Einsparpotenzial gegenüber dem Substitutionspreis als auch die geringen Opportunitätskosten gegenüber dem Roggen, der Erbse und der Lupine zugute.
Körnererbsen
Die Körnererbsenpassen gut auf leichtere Standorte auch mit geringerer Niederschlagsausstattung im Vergleich zur Ackerbohne. Mit durchschnittlichen Jahresniederschlagsmengen von 500 bis 600 l/m² lassen sich stabile Erträge von 40 dt/ha erzielen.
Die Proteingehalte liegen bei der Körnererbse zwischen 22 und 25 %. Die Ertragsschwankungen sind im Vergleich zur Ackerbohne etwas geringer, was am effizienteren und umfangreicheren Wurzelsystem der Erbsenpflanzen liegt. Wie auch bei der Ackerbohne ist der Vorfruchtwert bei der Erbse mit steigender Bedeutung zu betrachten. Hinzu kommen Effekte wie eine verbesserte Bearbeitbarkeit des Bodens für die Folgefrucht als auch die Aufwertung des Krümelgefüges durch den Anbau von Leguminosen. Es gibt bei Körnererbsen verschiedene Typen bezüglich Blatt, Ranken und Blütenfarben. Dabei unterscheidet man zwischen Blatttypen, halbblattlosen (Ranktyp) und gänzlich blattlosen Typen.
Für den Anbau empfehlen sich aufgrund der besseren Verrankung im Bestand die halbblattlosen Typen. Bezüglich der Blütenfarbe gibt es buntblühende (meist rötlich) als auch weißblühende Sorten. Ein Fokus der Züchtung liegt auch bei der Herstellung von vicin- und convicinarmen Sorten.
Lupinen
Bei den Lupinen unterscheidet man drei Arten: Blaue (schmalblättrige) Lupine, Weiße Lupine und Gelbe Lupine. Am weitesten verbreitet sind die Blauen Lupinen, was an der Toleranz gegenüber der in 1990er-Jahren eingeschleppten Anthraktnose (Brennfleckenkrankheit) liegt.
Die Züchterhäuser bringen aber auch mehr und mehr Weiße Lupinen mit entsprechender Toleranz auf den Markt. Grundsätzlich unterscheidet man bei Lupinen zwischen endständigen (es) und verzweigenden (vz) Sorten, wobei die Ertragsfähigkeit bei den verzweigenden Sorten höher, jedoch die Gleichmäßigkeit bei der Abreife gegenüber den endständigen Sorten als schlechter einzuordnen ist. Insgesamt kann die Lupine mit noch weniger Wasser als die Körnererbse zurechtkommen. Dabei können mit Jahresniederschlägen von 400 bis 500 l/m² bis 25 dt/ha geerntet werden. In Ausnahmejahren gehen die Erträge auch mal über 30 dt/ha. Insgesamt sind die Schwankungen bei der Lupine jedoch höher als bei den Bohnen oder Erbsen. Dennoch bietet die Lupine im Vergleich zu Erbsen und Bohnen die höheren Proteingehalte (30–35 %), was sie besonders als Futterkomponente interessant macht.
Ackerbohnen
Die Ackerbohne ist eine Kulturart mit gutem bis sehr gutem Ertragspotenzial. Dieses Potenzial, welches unter optimalen Bedingungen auch mal die 60 dt/ha übersteigen kann, ist jedoch stark abhängig von den Standortbedingungen insbesondere vom Niederschlagspotenzial mit 600, besser 700 l/m² jährlich. Die Proteingehalte der Ackerbohne liegen zwischen 28 und 30 %.
Es ist sehr wichtig, dass die Ackerbohne keinen längeren Stressphasen durch Hitze und Trockenheit, vor allem nicht während der Blüte und Kornfüllungsphase, ausgesetzt ist. Die Ackerbohne passt im Prinzip auf die weizenfähigen Standorte und hat es daher schwer, sich in der Fruchtfolge gegen Weizen durchzusetzen. Dennoch bietet die Ackerbohne die Möglichkeit, Fruchtfolgen zu entzerren und gerade bei enger Getreidefolge Probleme wie Fruchtfolgekrankheiten als auch Herausforderungen wie die Ackerfuchsschwanzproblematik zu entschärfen. Hinzu kommt ein hoher Vorfruchtwert, welcher gerade in der aktuell steil aufwärtsgerichteten Preisentwicklung bei N-haltigen Düngemitteln und deren eingeschränkter Verfügbarkeit eine neue, sehr relevante Bedeutung zukommt.
Ackerbohnen können, wie alle Leguminosen, in Symbiose mit entsprechenden Knöllchenbakterien, Luftstickstoff mineralisieren und mit dem Absterben der Pflanze der Folgefrucht zur Verfügung stellen. Bei den Ackerbohnen gibt es sowohl Winter- und Sommertypen als auch weiß- und buntblühende. Dabei sind die weißblühenden Sorten tanninarm. Es gibt vicin- und convicinarme Sorten.
Die Produktion eigener Eiweißfuttermittel kann unter Umständen eine positive Auswirkung auf das betriebswirtschaftliche Ergebnis haben. Eine einzelbetriebliche individuelle Betrachtung muss immer Grundlage für die Entscheidung zur eigenen Produktion von Eiweißfuttermitteln sein. Wenn der Produktionsprozess jedoch optimiert ist und man eine stabile Ertragsstruktur im Ackerbaubereich hat, kann der Anbau von Leguminosen als heimische Proteinlieferanten und unter dem Aspekt der Verwendung im eigenen Betrieb ökonomisch sinnvoll sein. Dabei gilt, dass je höher die erzielten Erträge bei den Leguminosen sind, die Konkurrenzfähigkeit gegenüber den anderen Kulturen in der Fruchtfolge steigt.
Vorteil der eigenen Produktion von Eiweißkomponenten ist eine gewisse Unabhängigkeit vom Futtermittelmarkt und unter Umständen auch eine Erhöhung der Verfügbarkeitssicherheit von Futtermitteln. Für und Wider der eigenen Eiweißfuttermittelproduktion müssen immer mit dem aktuellen Marktgeschehen im Futtermittel- als auch Marktfruchtbereich abgeglichen werden und gerade in nicht planbaren Märkten, die zurzeit das Handelsgeschehen weltweit bestimmen, ist die kontinuierliche Neubewertung von zentraler Bedeutung.
In Zeiten von rasanten Preissteigerungen und unsicheren Märkten kann die Überlegung hin zur eigenen Produktion von Proteinträgern für die betriebsinterne Verfütterung interessante Erkenntnisse liefern. Hier spielt aufgrund des aktuellen Weltgeschehens nicht nur die ökonomische Frage eine wichtige Rolle, sondern auch die Sicherstellung der Verfügbarkeit von Futterkomponenten gerade im Bereich der Eiweißträger. Großkörnige Leguminosen wie Ackerbohnen, Erbsen und auch Lupinen können bei bestimmten Betriebsstrukturen eine gute Alternative darstellen.
ERBSEN UND BOHNEN
Broschüren zu Anbau und Ökonomie
Die Broschüren „Ackerbohnen-Anbau in der Praxis“ und „Körnererbsen-Anbau in der Praxis“ von der Stiftung Ökologie & Landbau fassen die Ergebnisse mehrjähriger Praxisuntersuchungen in der Eiweißpflanzenstrategie zusammen. Sie beleuchten dabei auch die ökonomische Seite, den konventionellen und den ökologischen Anbau. Zudem geben sie praktische Empfehlungen zum Anbau der beiden Kulturen. Hier geht es zu den Broschüren.
Die für Weidetiere gefährliche Gewöhnliche Hundszunge stellt man in Thüringen vermehrt auf Grünland von Wildgattern fest. Ein Versuch zeigte, dass die chemische Bekämpfung möglich ist.
Von Kerstin Aschenbach, TLLLR Rudolstadt & Katrin Ewert, TLLLR Dornburg
Seit einigen Jahren wurde mehrfach in Wildgehegen Thüringens, so auch im Wildgatter Groschwitz bei Rudolstadt, eine zunehmende Ausbreitung einer filzig behaarten Pflanze mit gut 50 cm Wuchshöhe und rötlichen Blüten beobachtet. Eine Riechprobe ergab einen eindeutigen Geruch nach Maus. Diese Pflanze konnten wir als Gewöhnliche Hundszunge (Cynoglossum officinale) identifizieren. Sie stammt aus West- und Zentralasien, Sibirien, dem Kaukasus und liebt vor allem trockene, sonnige Kalkböden. Sie ist zweijährig und gehört zur Familie der Raublattgewächse (Borretsch).
Die Pflanze hat ein hohes Ausbreitungspotenzial. Ihre Samen besitzen Widerhaken, bleiben leicht im Fell der Tiere haften und werden so auch über größere Distanzen weitergetragen. Mit den Jahren werden wertvolle Futtergräser zurückgedrängt. Mittels tiefer Pfahlwurzel ist die Pflanze bestens gerüstet, um Trockenphasen zu überstehen. Die Pflanze enthält Pyrrolizidinalkaloide (Giftstoffe), die auch vom Jakobskreuzkraut schon bekannt sind. Bei Aufnahme dieser Giftstoffe, die krebserregend und erbgutschädigend sind, durch Weidetiere können schwere Leberschäden verursacht werden.
Die Hundszunge wird auf der Weide nach unseren Beobachtungen von Dam- und Rotwild nicht gefressen. Da Pyrrolizidinalkaloide auch nach dem Mähen in den Pflanzen verbleiben und nicht abgebaut werden, ist unbedingt zu empfehlen, das Mähgut von der Weide zu entfernen. Es ist anzunehmen, dass die Tiere die Pflanzen in getrocknetem Zustand aufnehmen und gesundheitliche Schäden erleiden.
Unsere Top-Themen
• Schwerpunkt: Holzenergie
• Ratgeber Milchproduktion
• Grundsteuerreform
• Märkte und Preise
Um die Ausbreitung zu stoppen, wurde im Jahr 2019 im Wildgatter der Agrargenossenschaft Königsee eG in Groschwitz zum Blühbeginn der Hundszunge gemäht und das Mähgut abgefahren. Trotzdem waren im Folgejahr circa 25 % der Weidefläche von Gewöhnlicher Hundszunge bedeckt. Es stellte sich die Frage, ob diese Pflanze mit einem selektiven Grünlandherbizid chemisch bekämpft werden kann.
Im Mai 2020 legten wir einen Parzellenversuch im Wildgatter Groschwitz mit einfacher Wiederholung an. Dazu wurden Parzellen von jeweils 50 m² ausgesteckt. Mit einem Parzellenspritzgerät des Thüringer Landesamtes für Landwirtschaft und Ländlichen Raum (TLLLR) vom Typ Schachtner wurden am 12. Mai 2020 verschiedene Grünlandherbizide als Flächenspritzung auf den Parzellen ausgebracht. Die Applikation erfolgte mit einer Wassermenge von 300 l/ha und einem Spritzdruck von 3 bar und dem Düsentyp IDK 120015.
Zur Applikation herrschten wüchsige Bedingungen. Es war windstill, zu 7/8 bewölkt. Die Temperatur betrug 13,6 °C. Am Vortag fielen 27 mm Niederschlag, sodass der Boden feucht war. Die Gewöhnliche Hundszunge befand sich zu 50 % im Vierblattstadium, 20 % der Pflanzen hatten eine Wuchshöhe von 10 bis 20 cm, 30 % der Pflanze waren bereits im Stadium der Knospe.
Es kamen Ranger, Kinvara, Simplex als auch die TM Harmony SX + U46M für die Flächenspritzung zum Einsatz (Tab.). Allen Varianten wurde ein Zusatzstoff (Kantor, Trend) beigefügt, um eine bessere Benetzung der behaarten Blattflächen der Hundszunge zu erreichen. Roundup Roto mit dem Wirkstoff Glyphosat wurde im Streichverfahren mittels Dochtstreichgerät ausgebracht.
Bei den Bonituren 14 Tage, einen Monat und fünf Monate nach der Behandlung wurde folgendes Ergebnis bonitiert (Abb.): Simplex als auch Ranger zeigten eine zügige und gute Wirkung gegen die Hundszunge.
Bereits nach einer Woche konnten deutliche Wirkungssymptome bonitiert werden. Vier Wochen nach Behandlung wurden 90 % Wirkungsgrad erreicht. Vereinzelter Wiederaustrieb erfolgte ab Juni, sodass der Wirkungsgrad zum Jahresende etwas abfiel. Insgesamt konnte mit diesen beiden Herbiziden über 80 % der Hundszunge bekämpft werden, die Varianten mit Kinvara bzw. U46M + Harmony SX lagen unter 80 % Wirkung. Die Grasnarbe wurde nicht geschädigt. Bei der Streichanwendung von Roundup Roto wurde die bestrichene Hundszunge sehr gut bekämpft (100 % Wirkung), aber die Grasnarbe im Umkreis von etwa 30 cm der bestrichenen Unkräuter stark geschädigt. Sehr kleine Pflanzen konnten mit dem Streichgerät nicht erfasst werden.
In Zukunft wird die Anwendung des Herbizids Roundup jedoch nicht mehr möglich sein. Mit der neuen Pflanzenschutz-Anwendungsverordnung vom 2. September 2021 wurde die Anwendung des Wirkstoffs Glyphosat ab 1. Januar 2024 in Deutschland generell verboten und ist schon jetzt in Wasserschutzgebieten, Biosphärenreservaten und FFH-Gebieten nicht mehr gestattet.
Im Frühjahr 2021 wurde die Bekämpfung der Gewöhnlichen Hundszunge mit der TM Ranger + Kantor im Wildgatter der Agrar eG Königsee in Praxis großflächig erfolgreich durchgeführt. Durch umsichtige Weidewirtschaft, insbesondere das Vermeiden von Überweidung und Trittschäden, kann dem Etablieren von Unkräutern vorgebeugt werden. Die Anwendung von Herbiziden auf Grünland sollte nur eine Notmaßnahme sein und muss sorgfältig vorbereitet werden. Die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln setzt einen sachkundigen Anwender, geprüfte Technik sowie vom BVL zugelassene Pflanzenschutzmittel voraus. Selektive Grünlandherbizide, wie Ranger und Simplex, stehen zur Verfügung (zugelassen bis 2025).
Nach der neuen Pflanzenschutz-Anwendungsverordnung ist der Einsatz von Herbiziden in FFH-Gebieten, Naturschutzgebieten, Nationalparken und gesetzlich geschützten Biotopen nicht gestattet. Bei wirtschaftlich bedeutsamer Verunkrautung kann eine Ausnahmegenehmigung nach § 4 Abs. 2 PflSchAnwVO beantragt werden.
Die Erkenntnisse aus dem Versuch hätten ohne die Unterstützung der Agrargenossenschaft Königsee eG nicht gewonnen werden können. Dem Betrieb sei an dieser Stelle für die Unterstützung bei der Anlage des Versuchs recht herzlich gedankt!
Die Gewöhnliche Hundszunge hat hohes Ausbreitungspotenzial und enthält giftige Pyrrolizidinalkaloide. Sie sollte bei Erstauftreten sofort ausgestochen und vernichtet werden. Gelingt das nicht, kann versucht werden, vor Samenbildung zu mähen. Das Mähgut muss von der Weidefläche entfernt werden.
Die Gewöhnliche Hundszunge kann zum ersten Aufwuchs im Frühjahr ab Vier-Blattstadium bis beginnender Knospenbildung mit selektiven Grünlandherbiziden in Kombination mit einem Zusatzstoff zur besseren Benetzung im Flächenspritzverfahren erfolgreich bekämpft werden. Wirkungsgrade von 80 bis 90 % zeigten die Tankmischung Ranger 2,0 l/ha + Kantor 0,3 l/ha als auch die Tankmischung 2,0 l/ha Simplex + 0,3 l/ha Kantor. Während der Behandlung müssen die Weidetiere für mindestens sieben Tage (Einhaltung der Wartezeit) gesperrt werden.