Schaum im Fermenter: Umfrage zu Problemen in Biogas-Anlage

Schäumt es in einer Biogasanlage, entstehen Probleme. Was sind die Ursachen und Folgen der Schaumbildung im Fermenter? Hilft dagegen etwas? Ein wissenschaftliches Projekt überprüft Gegenmaßnahmen – alle Biogasanlagen-Betreiber können an einer Umfrage teilnehmen.

Von Lucie Moeller, UFZ Leipzig

Es wird Landwirten oft geraten, die Biogasanlage wie ihre beste Kuh zu füttern, um gute Biogas-Erträge zu erreichen und keine Probleme im Biogasprozess zu bekommen. Trifft dieser Vergleich zu? – Teilweise schon. Zumindest, wenn man sich die Probleme des Verdauungsprozesses in diesen beiden Systemen anschaut.

Wie im Pansen eines Rindes kann es in einer Biogasanlage zur Übersäuerung kommen. Schäumt es, bekommen beide – sowohl die Kuh, als auch der Biogas-Fermenter – ein Problem.

Ursachen von Schaum-Bildung bei der Kuh und in Biogas-Anlagen

War Schaum-Bildung im Biogas-Prozess lange nicht erforscht, galt dies nicht für die Blähung im Pansen. Man kann aber voneinander lernen. Das gilt hier vor allem für die Ursachen der Schaumbildung. So wurde auch für Biogasanlagen – ähnlich wie bei Wiederkäuern – nachgewiesen, dass fein gemahlenes Getreide als Substrat ein erheblich höheres Potenzial zum Schäumen hat als ein grobes Schrot.

Proteinreiches Futter verursacht in beiden Verdauungssystemen durch Schaumbildung Probleme – im Fall der Kuh ist es Luzerne, bei einer Biogasanlage ein hefehaltiges Substrat. Pektinhaltiges Substrat wie Zuckerrübe führt unter ungünstigen Umständen der schnellen Gärung des enthaltenen Zuckers zur Stabilisierung der schnell aufsteigenden Gasblasen.

Biogas-Prozess Fermenter
Biogas-Prozess im Fermenter. © Sabine Rübensaat

Wenn Enzyme fehlen – was hilft?

Obwohl die Ursachen so ähnlich sind, werden für jeden der beiden Gasproduzenten unterschiedliche Maßnahmen ergriffen. So zeigen die Erfahrungen, dass im Fall der Zuckerrübe die Eigenschaften der Gärmasse im Fermenter ausschlaggebend sind: Ist das Verhältnis von Kohlenstoff zu Stickstoff zu hoch, kommen die Mikroorganismen mit der Umsetzung des kohlenstoffreichen Substrats Zuckerrübe nicht hinterher, weil ihnen der Stickstoff zur Produktion von hydrolytischen Enzymen fehlt. Diese Enzyme sind Proteine, die die erste Stufe des Biogasprozesses (Hydrolyse) bewerkstelligen.

Durch die fehlende Hydrolyse wird das Pektin der Zuckerrübe nicht gespalten und stabilisiert die Schaumblasen. Es wurde nachgewiesen, dass die Zugabe von Stickstoffdünger Abhilfe schaffen kann. Auf der anderen Seite gibt es Faktoren, die die stabilisierende Funktion des Pektins noch unterstützen.

So wurde festgestellt, dass in einem Biogasfermenter Salze mit zweiwertigen Kationen den Schaum stabilisieren. Daher ist Vorsicht geboten, wenn im Kuhstall Dolomit zur Desinfektion genutzt wird und gleichzeitig in der Biogasanlage, wo die Gülle aus dem Kuhstall später landet, Zuckerrüben vergoren werden.

Schaum-Bildung im Fermenter
Schaum-Bildung im Fermenter. © Sabine Rübensaat

Schaum-Bildung im Biogas-Fermenter: Neues Projekt und These

Für lebende Systeme gilt häufig, dass das, was einem hilft, bei dem anderen wirkungslos bleibt. Das gleiche gilt auch für Biogasanlagen. Maßnahmen, die bei einer Biogasanlage zur Entspannung der Schaumbildung geholfen haben, sind im Fall eines anderen Biogas-Fermenters nicht wirksam. Aus diesem Grund wurde ein wissenschaftliches Projekt mit dem Titel Ursachen und Gegenstrategien für Schaumereignisse in Biogasanlagen ins Leben gerufen.

Das Ziel des Projektes ist es, die Hintergründe der Schaumbildung im Prozess der Vergärung genau zu verstehen, um allgemein wirksame Maßnahmen entwickeln zu können. Als Grundlage des Projektes wurde die These gestellt, dass die Schaumbildung im Biogasprozess vornehmlich durch die Störung der Hydrolysestufe zustande kommt.

Das Projekt wird von der Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe finanziell unterstützt und vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig als Pionieren der Erforschung des Phänomens der Schaumbildung im Biogasfermenter, der Universität Hohenheim als Experten für die Hydrolysephase im Biogasprozess und der Hochschule Nürtingen-Geislingen, die ökonomische Analysen durchführt, bearbeitet.

Da die Biogas eine wichtige Rolle in der flexiblen Energiebereitstellung einnimmt bzw. einnehmen sollte, werden die Probleme des Prozesses künftig an Bedeutung gewinnen. Bei flexibler Fütterung mit leicht abbaubaren Substraten wie Zuckerrübensilage und Getreide kann es beispielsweise schnell zu einer übermäßigen Schaumbildung kommen – wie es heute in der Bioabfallverwertung bereits sehr häufig der Fall ist.

Aufruf zur Mithilfe – Teilnahme an Online-Umfrage

Um die Wirtschaftlichkeit der im Projekt vorgeschlagenen Maßnahmen zu prüfen, ist es wichtig, zunächst den Schaden, der durch die Schaum-Bildung verursacht wird, zu betrachten. Und hier ist die Zusammenarbeit mit den Anlagenbetreibern gefragt.

Deswegen benötigen wir Ihre Mithilfe: Wir bitten um Ihre Teilnahme an unserer Online-Umfrage. Sie richtet sich an alle Betreiber von Biogasanlagen – unabhängig davon, ob sie eine Schaumbildung im Fermenter beobachtet haben oder nicht.

Für unsere Umfrage brauchen wir eine repräsentative Anzahl an Teilnehmern; also selbst, wenn Ihre Biogasanlage aktuell nicht schäumt oder noch nie geschäumt hat, können Sie unsere Forschung unterstützen.

Das Ausfüllen der Umfrage dauert maximal 15 Minuten (im Fall einer nicht-schäumenden Anlage noch weniger). Ihre Angaben werden selbstverständlich anonym erhoben, es können keine Rückschlüsse auf Ihre Biogasanlage gezogen werden.

Die Ergebnisse der Umfrage werden dann in der Bauernzeitung veröffentlicht.

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Biogas ohne EEG? Wie steht es um die Zukunft der alten Biogas-Anlagen?© Sabine Rübensaat
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Zukunft von Biogasanlagen: Der Betrieb alter Anlagen steht auf der Kippe

Bald endet für so manche Biogas-Anlage die 20 Jahre Strom-Vergütung nach EEG. Wie geht es dann weiter mit dem Biogas? Droht die Stilllegung oder finden sich neue Einkommensquellen? Die aktuelle Lage kommentiert Christoph Feyer.

Einmal im Frühjahr und einmal im Herbst werden über 3.000 Unternehmen angeschrieben, die nachwachsende Rohstoffe nutzen. Das institutionell vom Bayerischen Staat geförderte Energienetzwerk C.a.r.m.e.n. e. V. bittet dann um eine kurze Einschätzung zu Umsatz, Investitionsbereitschaft sowie Personal- und Auftragsbestand – aktuell und für die Zukunft. Die Rückmeldungen werden branchenspezifisch ausgewertet, grafisch aufbereitet und in einem Bericht, der „Konjunkturumfrage Nachwachsende Rohstoffe“, veröffentlicht.

Unter den Befragten sind auch viele Biogasanlagenbetreiber und deren jüngste Konjunkturbewertung ist nicht gerade rosig: Ein Drittel der Anlagen plant die Stilllegung. Das Energienetzwerk, das das Meinungsbild schon seit zehn Jahren erstellt, bemerkt dazu: Die Bewertung durch die Biogas-Produzenten ist die schlechteste seit Beginn der Umfrage. Der Negativ-Trend der vergangenen Jahre setzt sich fort.

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Biogasanlagen-Zukunft: Keine wirtschaftliche Perspektive?

Der Grund dafür ist ein Geburtsfehler des Erneuerbare-Energien-Gesetzes: die Begrenzung der garantierten Einspeisevergütung auf 20 Jahre. In Kürze erreichen die geburtenstarken Jahrgänge bei den Biogasanlagen diese Zäsur. Wenn sie dann keine wirtschaftlichen Perspektiven sehen, werden viele Betreiber aus der Energieproduktion aussteigen.

Um das zu verhindern, so die Interessenvertreter, müssten der Höchstwert der Ausschreibungen für Biomasse- und Biomethananlagen von 19,83 ct/kWh sowie das gesetzliche Ausschreibungsvolumen für Bestandsanlagen erhöht werden. Bleibt das weiterhin aus, wäre zu bezweifeln, dass die Bundes­regierung ihre ambitionierten Ziele zur CO2-Reduzierung erfüllen kann.

Großer Druck auf Energiewirte – Gibt es Alternativen?

Mehr als dreifach überzeichnet war die letzte Ausschreibung. Das zeigt, wie stark der Druck ist, der auf den Energiewirten lastet, denn die Alternativen zum Stromverkauf sind an wirtschaftliche Voraussetzungen geknüpft. Da ist zum einen der Biokraftstoffmarkt. Die Aufbereitung des Biogases wird für viele aber oft erst ab 1 MW Anlagenleistung rentabel. Kleinere Erzeuger müssten sich zusammenschließen.

Eine weitere Alternative ist der Eigenverbrauch, was für Biogasanlagen jedoch problematisch ist, da sie in der Regel zu viel Energie produzieren. Es gibt zwar bereits Erzeuger, die ihre Stromproduktion drosseln, die Verweilzeiten im Fermenter verlängern und so die Substratkosten verringern. Allerdings sinken diese längst nicht so stark, wie gewünscht. Zum anderen ist das bei Flexbetrieb und Stromerzeugung in Spitzenlastzeiten unmöglich. Und dann gibt es ja auch noch jene, die die Stuben ihrer Nachbarn mit Abwärme heizen.

Sieht die Biogasanlagen-Zukunft schwarz aus?

Bleibt also nur der Ausstieg? Für einige vermutlich schon, vor allem dann, wenn ihre Sub­strate zu teuer sind, sie kein Nahwärmenetz versorgen oder einen Investitionsstau vor sich herschieben. Aber selbst die Betriebsaufgabe wird Geld kosten. Für den Außenbereich gilt eine Rückbauverpflichtung. Die musste zwar bei der anfänglichen Finanzierung eingepreist werden, aber das wurde, mit Blick auf die deutlich gestiegenen Kosten, vermutlich nicht immer in ausreichender Höhe getätigt.

Die Entscheidung der Bundesregierung, die etablierte und ausgereifte Biogastechnologie dem Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft zu opfern, erinnert an den Zusammenbruch der hiesigen Solarwirtschaft. China hat den Markt gern übernommen und bei uns verloren mehr Menschen ihre Arbeit, als im hochsubventionierten Braunkohletagebau beschäftigt sind.

Christoph Feyer, Chef vom Dienst bei der Bauernzeitung
Christoph Feyer, Chef vom Dienst und zuständig für neue Energie. © Sabine Rübensaat

Kommentar aus der Ausgabe 16/2024

Ausgabe 16/24
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Zukunftskommission Landwirtschaft: Was der Kanzler mit den Landwirten besprach

Das Bundeskanzleramt erinnert sich der Zukunftskommission, die es nach den Bauernprotesten von 2019 ins Leben rief. Obwohl sie ohne konkrete Ergebnisse blieben, liefen erste Gespräche zwischen Bundeskanzler Scholz und den Landwirten „besser als erwartet“.

Von Ralf Stephan

Eigentlich sollte sich die Zukunftskommission Landwirtschaft – wie es ihr Name vorgab – mit längerfristigen strategischen Zielen befassen. Inzwischen soll die ZKL Antworten auf die Fragen der Tagespolitik liefern, die die Ampelregierung nicht zu finden in der Lage scheint.

Immerhin wird das Gremium wieder vom Bundeskanzleramt wahrgenommen, auf dessen Ini­tiative es im Spätherbst 2019 ins Leben gerufen worden war: Am Donnerstag (11.4.) traf sich Kanzler Olaf Scholz (SPD) mit ihm.

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Zukunftskommission Landwirtschaft: Kraftakt zur Reform und neue Empfehlungen

Die ZKL empfahl der Bundesregierung, jetzt mit Nachdruck einen Kraftakt zur Reform der Agrar-­Umweltpolitik anzustoßen, die langfristig ausgerichtet ist, fachliche Erfordernisse der Landwirtschaft anerkennt und die Konsenspotenziale des ZKL-Dialogs nutzt, berichtete Hubertus Paetow, der als Präsident der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) am Treffen teilnahm. Man habe erste Eckpunkte für neue Empfehlungen vorgelegt, an deren Finalisierung das Beratergremium derzeit noch arbeite.

Jedoch besteht dazu innerhalb der ZKL kein durchgängiger Konsens. Sowohl der Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Holger Hennies, als auch der BUND-Vorsitzende Olaf Bandt sprachen unabhängig voneinander von schwierigen Verhandlungen, die noch zu führen seien. Zwar habe man in einer Reihe von strittigen Fragen Einvernehmen. Es blieben jedoch noch „Knackpunkte“, für die Lösungen gefunden werden müssten.

Düngerrecht und steuer-Entlastung unerlässlich

Für Hennies ist ein einfacheres Düngerecht ebenso unerlässlich wie die spürbare Entlastung im steuerlichen Bereich und bei bürokratischen Auflagen. Bandt besteht auf konkreten Schritten, um den Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel zu reduzieren. Auch für die Weiterentwicklung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) müsse es klare Signale geben.

Bandt und Hennies zeigten sich gleichwohl optimistisch, dass die Zukunftskommission Landwirtschaft einen Konsens finden werde. Ergebnisse seien für Anfang Mai zu erwarten. Der DBV-Vizepräsident zog ein positives Fazit der Gespräche mit dem Kanzler und anschließend mit den Vize-Vorsitzenden der Ampelfraktionen, Matthias Miersch (SPD), Julia Verlinden (Grüne) und Carina Konrad (FDP). Der Austausch sei insgesamt besser gelaufen als erwartet, so Hennies.

ZKL – Gesamtpaket entscheidend

Die ZKL habe deutlich machen können, „wo Handlungsbedarf und Nachbesserungspotenzial besteht, um die Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft so zu gestalten, dass unsere Betriebe wettbewerbs- und zukunftsfähig sind“. Entscheidend sei, „dass ein Gesamtpaket geschnürt wird, das der Komplexität unserer Branche gerecht wird“, so Hennies. Er geht nicht davon aus, dass die Koalition die ZKL-Empfehlungen zu 100  % werde umsetzen können. Entscheidend sei, „dass die Richtung stimmt“.

Scholz sei die Ernsthaftigkeit bewusst

Zufrieden über das Gespräch mit dem Bundeskanzler hat sich der Präsident des Deutschen Raiffeisenverbands (DRV), Franz-Josef Holzenkamp, geäußert. Dem Regierungschef sei die Ernsthaftigkeit bewusst, mit der nun Entscheidungen getroffen werden müssen, betonte er. „Höhere Standards im Binnenmarkt müssen refinanziert werden“, stellte der DRV-Präsident klar.

Aus Sicht der Vorstandsvorsitzenden vom Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), Tina Andres, komme es nun auch darauf an, für die ambitionierten Bio-Ziele der Koalition auch die notwendigen Ressourcen bereitzustellen. Mehr als 55.000 Biohöfe und -unternehmen bräuchten eine klare Perspektive.

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Pflanzenschutz-App: AgriGuide geht an den Start

Nach der Pilotphase soll AgriGuide ab 2025 Landwirte online mit allen relevanten Daten für eine sachgerechte Anwendung von Pflanzenschutz-Mitteln versorgen. Ab sofort gibt es einen Test der App. Wie funktioniert das?

Von der Redaktion der Bauernzeitung

Rund 30 Landwirte und landwirtschaftliche Berater in Deutschland testen ab sofort in einem Pilotprojekt die neue Pflanzenschutz-App AgriGuide. Zu der Anwendung, die der europäische Pflanzenschutzverband CropLife Europe in Zusammenarbeit mit dem Industrieverband Agrar (IVA) entwickelt hat, gehören eine Smartphone-App und ein Internetangebot.

In Form eines „digitalen Etiketts“ bündelt AgriGuide alle Informationen für den Landwirt, die für die sachgerechte und nachhaltige Anwendung von Pflanzenschutzmitteln zu beachten sind. Ab 2025 sollen die AgriGuide-App und das Webtool allen Landwirten in Deutschland zur Verfügung stehen.

Eine Vielzahl von komplexen Themen

Landwirte stehen heute beim Pflanzenschutz vor einer Vielzahl an komplexen Herausforderungen. Die Anwendung hängt nicht zuletzt von der Situation am Feld ab, beispielsweise von anliegenden Gewässern oder den aktuellen Windverhältnissen. Viele Zulassungsdaten liegen heute noch nicht online maschinenlesbar und tagesaktuell in einer Datenbank vor. Dies erfordert ein aufmerksames Lesen des Produktetiketts vor einer Anwendung.

Ergänzend sind außerdem die Hinweise des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) oder die jeweiligen Produktseiten der Hersteller auf Aktualität der Zulassungsdaten zu prüfen. Dies soll sich mit AgriGuide ändern.

Pflanzenschutz App: Mehr Nachhaltigkeit bei der Anwendung

„Digitalisierung im Pflanzenschutz bedeutet mehr Nachhaltigkeit bei der Anwendung. Die Industrie baut eine europaweite Datenbank auf, damit für Landwirte zukünftig unnötiger Papierkram entfällt und Pflanzenschutzmittel einfacher, sicher und in Übereinstimmung mit den Anwendungsbestimmungen angewendet und dokumentiert werden.

Zukünftig sollen Landwirte per App bequem alle Informationen zur sachgerechten Anwendung einsehen und auf dem Feld digital gestützt rechtliche Vorgaben einhalten können. Zeitgleich sinkt der Dokumentationsaufwand dank digitaler Erfassung. Das Eigentum der Daten verbleibt beim Landwirt“, betonte IVA-Hauptgeschäftsführer Frank Gemmer.

Etikett geht über den Scanner

Und so funktioniert AgriGuide: Zunächst sollen landwirtschaftliche Anwender in der ersten Ausbaustufe alle relevanten Pflanzenschutz-Anwendungsinformationen über digital lesbare Etiketten, z. B. durch Scannen des Produktetiketts, erfassen.

In weiteren Ausbaustufen soll AgriGuide zusätzlich situationsspezifische Anwendungsanleitungen liefern. Dabei erhält der Anwender für sein Feld Hinweise, unter welchen Auflagen das gewählte Pflanzenschutzmittel ausgebracht werden darf. Darüber hinaus soll AgriGuide zukünftig die Er­fassung von PS-Maßnahmen und damit die von der EU-Kommission geforderte „elektronische Aufzeichnung“ der Pflanzenschutzmittel-Anwendung unterstützen. Hierzu soll über eine Schnittstelle die Interoperabilität mit Farm Management Informationssystemen (FMIS) und Maschinen hergestellt werden können.

Alle erfassten Daten bleiben jedoch Eigentum des Landwirts. Die Verwendung von AgriGuide ist kostenfrei und wird ab nächstem Jahr allen Interessierten zur Verfügung stehen. Ab Ende April 2024 sind alle Informationen zur Initiative gebündelt auf der AgriGuide-Webseite zu finden.

Weitere Informationen bietet ein Einführungsvideo zu AgriGuidehttps://vimeo.com/thelikeminded/review/926220088/6af76a5b8f.

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Pflanzenschutz
Selbst Zielorganismen werden durch Pflanzenschutz nicht ausgerottet. (c) Sabine Rübensaat
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Annemarie Paulsen auf der agra in Leipzig: Frauen führen anders

Welche Perspektiven haben Mädchen und junge Frauen in den männlich dominierten, grünen Berufen? Auf dem Bäuerinnenstammtisch der agra 2024 wurde darüber vielschichtig diskutiert. Influencerin Annemarie Paulsen bekam Inspiration für eine neue Sketch-Idee.

Von Bärbel Arlt

Sie kam zum Bäuerinnen-Stammtisch nicht in Latzhose, Gummistiefeln und Mütze, wie sie viele von ihrem Instagram-Account her kennen. Agrar-Influencerin Annemarie Paulsen vom Biohof Paulsen in Zollchow (Uckermark) im Nordosten Brandenburgs kam im grünen Pullover, in Jeans und Turnschuhen – und wie man es von ihr gewohnt ist – supergut gelaunt.

Sie finde es unglaublich toll, Frauen eine solche Bühne zu geben und deshalb sei sie auch der Einladung der agra gefolgt, sagt sie zu Beginn der Veranstaltung am Sonnabend, 13.4., gegenüber der Bauernzeitung. Am Abend zuvor war sie noch beim mdr in der Sendung „Riverboat“ zu sehen.

Annemarie Paulsen im Gespräch auf der agra 2024
Annemarie Paulsen im Gespräch auf der agra 2024. © Bärbel Arlt

Annemarie Paulsen beim Bäuerinnenstammtisch: Muss Frau sich wirklich durchboxen?

Doch worum ging es beim zweistündigen Stammtisch mit 35 Landwirtinnen, weiblichen Fachkräften und Multiplikatoren? Um „Perspektiven in den männlich dominierten, grünen Berufen für Mädchen und junge Frauen“, also um die Rolle von Frauen in der Landwirtschaft. Kein wirklich neues Thema, aber eben (leider) noch immer hochaktuell.

Und so fielen in der Diskussion auch bekannte Aufforderungen wie „Trau dich!“, „Wenn du etwas willst, kümmere dich, und pack es an!“, „Wir müssen mitreden und mit dabei sein“, „Zusammen kommen wir weiter, nicht gegeneinander.“ Ja, alles richtig. Doch immer wieder schwingt da eben auch der Kampf Frau gegen Mann mit. Sie muss sich behaupten, hartnäckig sein, sich durchboxen und das vor allem, wenn es um Führungspositionen geht.

Video: Annemarie Paulsen im Interview auf der agra 2024

Auf der agra 2024 treffen wir Annemarie Paulsen, die die Green Girls besucht hat. Unsere Redakteurin für Dorf und Familie Bärbel Arlt führt ein Interview mit der Agrarinfluencerin. © Redaktion der Bauernzeitung

Gewicht auf die weibliche Fähigkeit

„Doch müssen wir denn so führen wollen wie Männer?“, fragt Annemarie Paulsen und wirft in die Runde: „Wenn wir Frauen so führen wie Männer, dann behalten wir vielleicht ihr System bei. Also müssen wir hervorheben, dass wir anders führen können und wollen, müssen Gewicht auf unsere weiblichen Fähigkeiten legen.“ Zudem habe sie als vierfache Mutter das Glück einen Mann zu haben, der hinter ihr stehe und sie komplett unterstütze.

Dass Frauen eine andere Führungskultur haben und dadurch landwirtschaftliche Betriebe enorm bereichern können, bestätigt auch die sächsische Staatssekretärin für Landwirtschaft Gisela Reetz.

Und Luisa Hochstein, ehemalige sächsische Milchkönigin und Initiatorin der Porträtreihe „Frauen in der Landwirtschaft“, appelliert an die Ausbildungsbetriebe: Um junge Frauen fit für die beruflichen Herausforderungen zu machen, müssen sie umfassend ausgebildet werden und die Vielfalt in der Landwirtschaft kennenlernen.

Workshop am Freitag bei den Green Girls auf der agra 2024
Workshop am Freitag (12.4.) bei den Green Girls auf der agra 2024. © Sandra Marquardt

Frauen in der Landwirtschaft: Bremst Selbstreflektion aus?

Doch Führungsrolle hin, Führungsrolle her. Wibke Frotscher vom Landvolk Niedersachen und ebenfalls Initiatorin der Porträtreihe „Frauen in der Landwirtschaft“ meint: Ja, Frauen nach vorn, wenn sie es selbst wollen. Aber es braucht auch Frauen in der Fläche, im Ehrenamt, und da sind die Verbände gefragt. Und Frauen sollten, so wie Annemarie und Luisa es in den sozialen Medien tun, mehr darüber reden, was sie draufhaben, weil es sonst keiner macht.

Das sieht auch Sachsens Bauernpräsident Torsten Krawzcyk so, übrigens der einzige Mann am Stammtisch. Frauen hätten, so sagt er, viel mehr Selbstreflektion: Werde ich der Rolle gerecht, kann ich den Job mit der Familie vereinbaren? Bei Männern werde über ein Scheitern gar nicht erst nachgedacht.

Unterschied zwischen Ost und West

Doch er sehe auch Unterschiede zwischen Ost und West. „Im Osten waren wir da schon weiter.“ Hier hätten die Frauen ein anderes Leitbild von Verantwortung und Unternehmerinnensein und würden, so sein persönliches Empfinden, jetzt in der Gleichstellung etwas ausgebremst.

Die Schirmherrin der Veranstaltung, Sachsens Justizministerin Katja Meier, hob die Bedeutung der Plattform hervor, um aktiv einen Gleichstellungsprozess auch in der Landwirtschaft anzuregen und mehr junge Frauen für die grünen Berufe zu gewinnen.

„Es ist notwendig, jungen Frauen neue Perspektiven zu ermöglichen, unentdeckte Talente zu fördern und Vorbilder zu präsentieren. Nur so können sie ihr Berufspotential voll ausschöpfen.“ Bei strukturellen Schwierigkeiten kommen Politik und Verwaltung ins Spiel. Sie müssten die Stellschrauben entsprechend drehen, so die Ministerin.

Katja Meier_Staatsministerin der Justiz und für Demokratie, Europa und Gleichstellung Sachsen
Katja Meier, Staatsministerin der Justiz und für Demokratie, Europa und Gleichstellung in Sachsen. © Claudia Duda

Annemarie Paulsen: Stammtisch bringt neue Sketch-Idee

„Das war spannend“, resümiert Influencerin Annemarie Paulsen, die für den bereichernden Input gern den Stall gegen die Messehalle getauscht hat. Und auch oder gerade, weil viele Probleme nicht neu sind, „müssen wir mehr darüber reden, mehr sichtbar sein und die Probleme nach vorn bringen“.

Dafür nimmt sie für ihren Influencer-Account vom Bäuerinnenstammtisch auch gleich eine neue Sketch-Idee mit auf den Hof: Oma, Mutter, Tochter – es wird ein Spiel mit den Generationen sein, so viel sei schon mal verraten. Wir dürfen gespannt sein.

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Kontrovers diskutierten die Teilnehmenden im agrarpolitischem Forum auf der agra 2024 – mit dabei Lorenz Eskildsen. © Sabine Rübensaat
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Brand im Schweine-Stall in Binde: Ermittlungen zur Ursache

Der Schaden nach einem Brand in der Schweinemastanlage in Sachsen-Anhalt beläuft sich auf etwa 1 Million Euro. Am 12. April 2024 zerstörte ein Feuer nicht nur ein Drittel der Anlage, sondern tötete tausende Tiere und verletzte zwei Feuerwehrleute.

Von Detlef Finger

Beim Brand einer großen Schweinezuchtanlage in Binde bei Arendsee im Altmarkkreis Salzwedel (Sachsen-Anhalt) sind am Freitagnachmittag (12. April) Tausende Schweine verendet. Nach Unternehmensangaben handelt es sich um etwa 1.750 Sauen samt ihren Ferkeln. Gerettet wurden rund 5.200 Mutter- sowie 35.000 Jungtiere.

Das Feuer zerstörte rund ein Drittel der Anlage. Sechs Abferkelställe brannten völlig aus, zwei weitere wurden beschädigt. Laut Leitstelle des Kreises für den Brand- und Katastrophenschutz soll sich der Schaden auf etwa eine Million Euro belaufen.

Brand im Schweine-Stall in Binde: Einsatzkräfte und Helfer vor Ort

Mehr als 200 Feuerwehrleute von 15 Ortsfeuerwehren waren vor Ort im Einsatz, um das Feuer zu löschen. Hinzugezogen wurden außerdem neun Tierärzte sowie der Amtsveterinär aus Salzwedel.

Der Brand beschäftigte die Einsatzkräfte letztlich das gesamte Wochenende, weil immer wieder Glutnester entdeckt wurden. Laut Leitstelle gestaltete sich die Brandbekämpfung auch wegen der Photovoltaikanlagen auf den Hallendächern schwierig. Zwei Kameraden der Feuerwehr wurden bei dem stundenlangen Großeinsatz leicht verletzt.

Nach Angaben des Altmarkkreises Salzwedel sind die vom Feuer betroffenen Schweineställe von der Kriminalpolizei gesperrt worden. Am Montag (15. April) nahmen Brandursachenermittler ihre Arbeit auf. Erst danach könnten auch die verbrannten Tiere geborgen werden, hieß es. Genauere Angaben zu den Tierverlusten und zum entstandenen Gesamtschaden seien erst im Anschluss daran möglich.

Brand-Schweinezuchtanlage-in-Binde
Brand in der Schweinezuchtanlage in Binde. © FFW Arendsee

Schweinezucht Binde GmbH nimmt den Betrieb wieder auf

Der Betreiber der Anlage, die Schweinezucht Binde GmbH, habe alle unbeschädigten Ställe wieder in Betrieb nehmen können, bestätigte eine Sprecherin der Landkreise zu Wochenbeginn gegenüber der Bauernzeitung.

Die für die Versorgung der Tiere wichtigen Voraussetzungen wie Futter, Wasser, Licht und Lüftung seien wiederhergestellt. Alle geretteten Tiere seien in einem guten Zustand und würden tierärztlich betreut. Die Landkreisverwaltung führt nach eigenen Angaben engmaschige Kontrollen zur Aufrechterhaltung der Versorgung der verbliebenen Tiere durch.

Brand im Schweine-Stall in Binde 2021

In der Mastanlage in Binde hatte es fast auf den Tag genau vor drei Jahren schon einmal gebrannt. Damals verendeten einige wenige Schweine, der entstandene Schaden wurde vom Betreiber mit etwa 50.000 Euro beziffert. Das Feuer ging seinerzeit von einer Deckenlampe aus, Brandursache war mithin ein technischer Defekt.

Infos über die Schweinezuchtanlage Binde

Die Schweinezuchtanlage Binde gehörte einst zum Unternehmensverbund des niederländischen Schweinezüchters Adrianus Straathof, später zur LFD-Holding GmbH (Landwirtschaftliche Ferkelzucht Deutschland) mit Sitz in Roßdorf bei Genthin. Seit 2020 befindet die LFD im Besitz der in der Schweiz ansässigen Terra Grundwerte AG. Die Investment- und Beteiligungsgesellschaft ist in der Land- und Forstwirtschaft, dem Bioenergiebereich sowie den vor- und nachgelagerten Wirtschaftszweigen tätig.

Bei der LFD Holding GmbH handelt es sich dem Vernehmen nach um Deutschlands größtes Ferkelzuchtunternehmen mit 14 Tochtergesellschaften. Das Unternehmen betreibt mehrere Zuchtbetriebe mit rund 55.000 Sauenplätzen sowie insgesamt zehn Biogasanlagen an Standorten in Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen, Brandenburg, Sachsen und Bayern.

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Brennender Sauenstall in Kölsa
Der Stallbrand von Kölsa letztes Jahr wurde durch einen Waldbrand ausgelöst. (c) Feuerwehr Falkenberg
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Kontroverse Diskussion: Wer bezahlt die Zukunft der Landwirtschaft?

Nicht nur Aussteller präsentieren sich auf der agra 2024 in Leipzig, sondern es gibt auch viele Foren und Diskussionsveranstaltungen. Im Agrarpolitischen Forum wurde über die Zukunft der Landwirtschaft kontrovers diskutiert.

Von Claudia Duda

Moderne Technik und innovative, nachhaltige Produkte – so präsentiert sich die Landwirtschaft aus Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt auf der agra in Leipzig. Doch auf dem Agrarpolitischen Forum am Donnerstag (11.4.) wurde deutlich, was vielen Landwirtinnen und Landwirten Sorgen bereitet. Steigende Preise, hohe Energiekosten und unsichere Erträge lassen viele Bauern unsicher in die Zukunft blicken.

Diskussion: Tierhaltung wandert ins Ausland ab

„Ich habe Sorge, dass wir im internationalen Wettbewerb nicht mehr bestehen“, erklärte Lorenz Eskildsen. Der Landwirt aus Sachsen hat im vergangenen Jahr den Ceres Award als bester Geflügelhalter Deutschlands gewonnen. Er befürchtet, dass die Tierhaltung ins Ausland abwandert, weil die Wettbewerbsbedingungen in Deutschland nicht mehr gegeben sind. Sein Wunsch an die Politik: dass von politischer Seite auch das umgesetzt wird, was versprochen wird.

Die Vorgaben der EU und die Kriterien der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) standen im Fokus der Diskussion. „Die Bedeutung der gemeinsamen Agrarpolitik steigt, auch weil unklar ist, wie sich die Preise auf dem Weltmarkt weiterentwickeln“, sagte Stefan Meitinger vom Deutschen Bauernverband. Der Referent für europäische und internationale Agrarpolitik unterstrich, dass damit die Abhängigkeit die Abhängigkeit von der EU wachse.

Diskussion: Bürokratie darf nicht wachsen

Volker Rost vom Landwirtschaftsministerium Sachsen-Anhalt betonte allerdings: „Wir dürfen die Bürokratie nicht noch weiter ausdehnen! Das haben die Bauernproteste auch gezeigt. Wir müssen zusehen, dass es insbesondere auf europäischer Ebene vergleichbare Kriterien gibt, aber die Überprüfung mit weniger bürokratischem Aufwand erfolgt.“

Stefan Meitinger auf der agra 2024
Zu Gast beim agrarpolitischen Forum: Volker Rost (v.l.), Stefan Meitinger, Lorenz Eskildsen, Wolfram Günther, Wiebke Merbeth und Torsten Krawczyk. © Sabine Rübensaat

Auch Sachsens Landwirtschaftsminister Wolfram Günther (Grüne) machte deutlich, dass die Politik sich durchaus bewusst sei, dass  die Landwirtschaft sich dem Wettbewerb auf den globalen Märkten stellen muss:  „Wir produzieren hier zu sehr hohen Standards,  deshalb kann man hier Produkte mit gutem Gewissen kaufen“, sagte der Minister. Aber es müsse auch überprüfbar sein, wie die Bestimmungen eingehalten werden. Das sei ein Dilemma.

Krawczyk: Branche immer mehr in der Abhängigkeit

Der Präsident des Sächsischen Bauernverbandes, Torsten Krawczyk hielt dagegen: „Die Standards dürfen nicht noch mehr überhöht werden“, sagte er. Die Branche würde immer mehr in die Abhängigkeit geführt. „Dabei haben wir nicht den Wunsch nach einem starken Vater Staat – im Gegenteil – wir wollen so wenig Staat, wie möglich“,  betonte Krawczyk nachdrücklich.

Kontroverse Diskussion um Nachhaltigkeit

Kontrovers wurde die Diskussion vor allem, als Wiebke Merbeth forderte, dass die Landwirtschaft sich selbst mehr nachhaltige Ziele setzen solle. Merbeth ist Partnerin bei Deloitte – einer Strategieberatung. Sie berät die Bundesregierung in Fragen des Sustainable Finance – der nachhaltigen Finanzierung.

Die einzige Frau in der Diskussionsrunde forderte von den Landwirtinnen und Landwirten Veränderungsbereitschaft und Akzeptanz. „Wir sind global an einem Kipp-Punkt“, sagte Merbeth. „Ist das ein sächsisches Thema? Nicht direkt – aber wir leben auf Kosten anderer“, erklärte sie nachdrücklich. Die Digitalisierung sei eine große Chance, um die Regeln, derer es dringend bedürfe, auch zu kontrollieren. Landesbauernpräsident Torsten Krawczyk entgegnete: „Wir dürfen nicht alle erziehen und belehren wollen!“

Emotionale Wortmeldung des LsV Sachsen

Ein Vertreter von Land schafft Verbindung spricht beim agrarpolitischen Forum auf der agra 2024
Marco Birnstengel (Land schafft Verbindung) übergibt auf der agra 2024 eine Resolution. © Sandra Marquardt

Emotional wurde die Diskussion auch, als sich Marco Birnstengel aus dem Publikum zu Wort meldete. Der Landwirt engagiert sich bei Land schafft Verbindung (LsV) Sachsen. „Es gibt nur einen Dummen im System: der Landwirt!“, rief er. „Wir haben einen Güterzug voll Auflagen.“ Er kritisierte die „Blümchen-Suche-Apps für Erwachsene“ mit denen die Landwirte „den ganzen Tag Nachweisführung betreiben“. Birnstengel sprach von ruinösen Marktverhältnissen. „Es macht keinen Spaß mehr!“, erklärte er und forderte alle auf, sie der Resolution des LsV anzuschließen.

Landesredakteur der Bauernzeitung für Sachsen Karsten Bär moderiert das agrarpolitische Forum auf der agra in Leipzig
Landesredakteur der Bauernzeitung für Sachsen Karsten Bär moderiert das agrarpolitische Forum auf der agra in Leipzig. © Sabine Rübensaat

„Und wer bezahlt nun die Zukunft der Landwirtschaft?“, fragte abschließend Moderator Karsten Bär von der Bauernzeitung. „Wir alle – an der Lebensmitteltheke“, antwortete spontan Volker Rost. „Wir müssen Maß halten und uns weiterentwickeln, um Geld zu verdienen. Torsten Krawczyk erklärte, zuerst müsse es erwirtschaftet werden, bevor es bezahlt werden könne. „Wir müssen an die nächste Generation glauben – nicht an die letzte Generation!“

Video: Lorenz Eskildson nach dem Agrarpolitischen Forum

Der Ceres Award Gewinner 2023 stellte sich den Fragen der Bauernzeitung nach der Diskussionsrunde im Agrarpolitischen Forum in Leipzig. Es ging um die Bauernproteste und die Frage: Wer bezahlt die Landwirtschaft?

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Ministerpräsident Kretschmer trägt die Unterschriften mit Tanja Turik, einer Mitinitiatorin der Resolution, in den Landtag. © Mike Krause, LSV
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Lorenz Eskildsen
Lorenz Eskildsen ist der Ceres-Award Gewinner 2023 in der Kategorie bester Geflügelhalter. Wir haben den Gänsezüchter im sächsischen Wermsdorf besucht. (c) Sabine Rübensaat

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Agrarstrukturgesetz in Sachsen: Grünes Projekt in der Sackgasse

Beim Agrarstrukturgesetz versuchen Sachsens Grüne Druck aufzubauen. Doch ihr Projekt kommt nicht ins Ziel, weil der Bauernverband nicht zustimmt. Daran hat auch das Agrarministerium seinen Anteil, das kommentiert Karsten Bär.

Von Karsten Bär

Sachsens Landwirtschaft steht vor dem Ausverkauf. Diesen Eindruck vermitteln die sächsischen Grünen. Und: Nichts anderes als das sächsische Agrarstrukturgesetz könne dies verhindern. Wer es ablehne, handle gegen die Interessen der Landwirtschaft, warnen Agrarminister Wolfram Günther und seine Partei.

Der Ton ist schärfer geworden. Und das hat einen Grund. Das Agrarstrukturgesetz, das die sächsischen Grünen in den Koalitionsvertrag schreiben ließen und dessen Entwurf seit vorigem Jahr vorliegt, wird mit großer Sicherheit nicht kommen. Solange die Verbände das Gesetz ablehnen, könne man nicht zustimmen, heißt es beim Koalitionspartner CDU. Die Verbände – das sind Sächsischer Landesbauernverband (SLB), Land schafft Verbindung, die Fami­lienbetriebe Land und Forst und der Genossenschaftsverband. Hingegen gelten die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft und das Bündnis Ökolandbau als Befürworter.

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Agrarstrukturgesetz und die Mängelliste des SLB

Der grüne Groll darüber ist einerseits verständlich. Vertrag ist Vertrag. Und lange hat die CDU das vereinbarte Vorhaben auch laufen lassen, ohne Einwände zu äußern. Kurz vor dem Finale die Zustimmung zu verweigern, wirkt willkürlich. Andererseits: So weit war der Konsens dann doch nicht gediehen. Minister Günther reklamiert zwar, den Berufsstand breit in die Erarbeitung des Gesetzes einbezogen zu haben. Entkräftet wurden die Zweifel dabei aber nicht. Die „Mängelliste“ des SLB ist lang – und die Kritik, dass das Ministerium Einwände zwar zur Kenntnis nehme, aber selten berücksichtige, gab es schon bei anderen Vorhaben.

Günther spricht hingegen von „innerverbandlichen Widersprüchen“: Im SLB gäben jene den Ton an, die davon profitieren, wenn das Agrarstrukturgesetz nicht komme. Er illustriert dies mit dem Fall des ehemaligen Thüringer Bauernpräsidenten Klaus Kliem, der sein Agrarunternehmen an die Aldi-Stiftung verkaufte. Viele im Verband wünschten sich hingegen Schutz vor Investoren, scheuten sich aber, dies offen zu artikulieren, behauptet der Minister.

Ausverkauf von Agrarbetrieben belegbar?

Abgesehen davon, dass diese Zuschreibung die verbandsinternen Prinzipien der Meinungsfindung ignoriert: Man kann ein Anliegen grundsätzlich gutheißen, über seine Umsetzung aber unterschiedlicher Meinung sein. Die Attitüde „Nur unser Gesetz verhindert den Ausverkauf!“ trägt Züge der Selbstüberschätzung. Die Dramatisierung der Notwendigkeit ist manipulativ. Statistisch könne man den Ausverkauf von Agrarbetrieben in Sachsen nicht belegen, hat Günther eingeräumt. Man höre aber immer wieder davon. Anekdoten als Beleg? So könnte man alles Mögliche beweisen.

Stimmen der Befürworter

Die Einwände der Verbände sind nicht lapidar. Sie befürchten, dass das Gesetz die Entwicklung bestehender Betriebe beeinträchtigt, Marktmechanismen außer Kraft setzt, dem Staat unangemessene Lenkungsmacht in die Hand gibt und zu noch mehr Bürokratie führt. Der Schutz vor dem Ausverkauf sei eben auch mit Einschränkungen verbunden, heißt es von den Befürwortern des Gesetzes. Über Details hätte man ja reden können. Dass der SLB und andere Interessenvertreter misstrauisch bleiben, ist dennoch nachvollziehbar. Reglementierungen sind schnell erlassen. Eingriffsrechte, die sich der Staat einmal nimmt, gibt er selten wieder her.

Kommentar aus der Ausgabe 15/2024

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Bundesagrarminister Cem Özdemir
Bundesminister Cem Özdemir (Grüne) erklärte, „Landwirtinnen und Landwirte erhalten durch die neue Möglichkeit zur Umsetzung von GLÖZ 8 mehr Flexibilität bei ihrer Bewirtschaftung und zusätzliches Einkommen. (c) Sabine Rübensaat

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Kauf von Agrarbetrieb in Sachsen: Bio-Händler erhält Negativpreis der AbL

AbL-Mitteldeutschland verleiht den Negativpreis „Landgrabber des Jahres“ an Dennree. Das Bio-Unternehmen hat einen Landwirtschaftsbetrieb im Vogtland gekauft. Vor einem Denns-Bio-Markt in Dresden gab es eine kleine Demo.

Von Karsten Bär

Zum vierten Mal hat die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) Mitteldeutschland ihren Negativpreis „Landgrabber des Jahres“ vergeben. Ausgewählt wurde der im fränkischen Töppen ansässige Bio-Lebensmitteleinzelhändler Dennree. Mitglieder des Verbandes fanden sich am Sonnabend (6.4.) in Dresden vor einer Denns-Biomarktfiliale für die Preisverleihung ein. Anlass ist der Aufkauf eines weiteren Landwirtschaftsbetriebes im Vogtland durch das Unternehmen.

Bereits im Jahr 2015 hatte Dennree einen großen konventionellen Betrieb im Vogtland aufgekauft und unter dem neuen Namen Hofgut Eichigt auf ökologischen Landbau umgestellt. Rückwirkend zum Jahresbeginn hat das Hofgut nun auch die Agrargenossenschaft Großzöbern übernommen und bewirtschaftet damit nun 6.100 Hektar. Die Expansion mache deutlich, dass Landwirte nicht mit außerlandwirtschaftlichen Investoren um Land konkurrieren könnten, sagte Anne Neuber, Geschäftsführerin der AbL Mitteldeutschland. „Die Konzerne erwirtschaften ihr Geld nicht in der Landwirtschaft und können deshalb beliebig hohe Preise zahlen.“

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Negativpreis der AbL: David gegen Goliath

Problematisch sei im konkreten Fall das Zusammenspiel zwischen Lebensmitteleinzelhandel und Landwirtschaft. Land, Produk­tion, Verarbeitung und Vertrieb konzentrierten sich in einer Hand. Diese könne auch für den Biobereich zum Problem werden, kritisiert die AbL. Größe und Vernetzung führten langfristig dazu, die Preise in diesem Bereich zu bestimmen.

Der Einstieg außerlandwirtschaftlicher Investoren bedroht aus Sicht von Clemens Risse, AbL-Landesgeschäftsführer in Sachsen und Bauer in der Nähe von Meißen, nicht nur kleine Betriebe. „Kein Landwirtschaftsbetrieb, egal ob groß oder klein, kann langfristig gegen die Konkurrenz durch kapitalstarke Großkonzerne bestehen“, sagt er. „Wir alle wirtschaften bis auf ganz wenige Ausnahmen zu 70 bis 80 Prozent auf Pachtland. Wenn ein Betrieb einen Investor im Hintergrund hat, wird er alle anderen Pachtgebote in der Region überbieten. Das gefährdet die Existenz der bestehenden landwirtschaftlichen Betriebe.“

Kritik und Streit um das Agrarstrukturgesetz

Die AbL kritisiert in diesem Zusammenhang die Ablehnung des sächsischen Agrarstrukturgesetzes vor allem durch den Sächsischen Landesbauernverband (SLB). Nach dem vorliegenden Gesetzentwurf wäre der erneute Landkauf durch Dennree nicht möglich gewesen.

„Der sächsische Bauernverband vertritt offenbar nur die Interessen der größten 30 der insgesamt 6.000 landwirtschaftlichen Betriebe in Sachsen“, so Anne Neuber. „Der SLB setzt die Existenz des Großteils der bestehenden Landwirtschaftsbetriebe in Sachsen aufs Spiel und verhindert Existenzgründungen in der Landwirtschaft. Wenn dem Bauernverband die Zukunft des Berufsstands am Herzen liegt, sollte er seine Haltung zum Agrarstrukturgesetz der Regierung dringend ändern.“

Der Streit um das Agrarstrukturgesetz schwelt unterdessen weiter. Die Grünen-Fraktion hat mit einem „Faktencheck“ auf die Ablehnung des Gesetzes durch den SLB, LsV Sachsen, Familienbetriebe Land und Forst und den Genossenschaftsverband reagiert, aufgrund derer die CDU dem Gesetz ihre Zustimmung versagt. Auf die inhaltlichen Einwände gegen den Gesetzentwurf wird in dem „Faktencheck“ indes kaum eingegangen.

Gesprächsbereitschaft mit der Koalition

Ein Gesprächsangebot mit dem Koali­tionsausschuss, das sie für Mittwoch (10.4.) erhalten hatten, lehnten die Verbände kategorisch ab. Nicht nur sei die Einladung erneut sehr kurzfristig erfolgt und der Termin einen Tag vor Eröffnung der agra zudem ungünstig. Auch wolle man kein Gesetz dieser Tragweite mitten im Wahlkampf diskutieren. Gern sei man dafür zu Beginn der neuen Legislaturperiode bereit.

Den Titel „Landgrabber des Jahres“ verlieh die AbL Mitteldeutschland erstmals im Jahr 2019. Er ging damals an einen Autohändler wegen dessen Engagements in landwirtschaftlichen Betrieben in Sachsen-Anhalt und Thüringen. 2020 wurden der ehemalige Thüringer Bauernpräsident Klaus Kliem wegen des Verkaufs seines Betriebes an die Aldi-Stiftung und 2023 die Quarterback Immobilien AG für den Kauf der Röderland GmbH in Südbrandenburg von der AbL als „Landgrabber des Jahres“ betitelt.

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Ein runder Agrarbetrieb mit 2.600 ha, Ackerbau auf leichten Böden, Milchproduktion, Hofladen und reger Öffentlichkeitsarbeit – die Röderland Bönitz GmbH steht zum Verkauf. (c) IMAGO / serienlicht

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Druck auf die Landwirte ist gewaltig: Kenneth Anders im Interview

Seit mehr als drei Jahrzehnten hat Dr. Kenneth Anders die Landwirtschaft aus kulturwissenschaftlich-philosophischer Perspektive im Blick und sagt: Am Agrardiskurs muss sich Grundlegendes ändern.

Das Gespräch führte Heike Mildner

Anlass für unser Gespräch ist ein Aufsatz mit dem Titel Sprachverwirrung. Der Diskurs über die moderne Landwirtschaft fördert das Missverstehen, den Kenneth Anders auf Oderamazonas.de – ein Dschungelblog über Stadt, Land und die Verunsicherungen in der Sprache veröffentlicht hat. Hinter dem letzten Tropfen, der das Fass zum Überlaufen und die Bauern auf die Straße getrieben hat, stecke eine jahrelange Erfahrung bürokratischer Gängelung, schreibt Anders.

„Vor allem aber sehen sich die Bauern gezwungen, auf die Straße zu gehen, weil sie bereits seit Jahrzehnten einem aktiven gesellschaftlichen Unverstand ausgesetzt sind, der durch irreführende Begriffe und Sprachregelungen zustande kommt. Die meisten Aussagen, die im öffentlichen Diskurs über die moderne Landwirtschaft getroffen werden, sind verzerrend und schüren das Missverstehen.“ Ein Satz, den ein Landwirt vielleicht anders formuliert hätte, aber mit Sicherheit unterschreiben kann.

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Dr. Kenneth Anders über Idylle und Realität

Ein Kommunikationswissenschaftler braucht für diesen Satz Einsicht und Verständnis für die Landwirtschaft. Woher kam und kommt Ihr Interesse?
Anfang der 1990er-Jahre bin ich ins Oderbruch gezogen, und zwar auf einen Bauernhof, der mitten auf dem Acker stand. Ich hatte keine Ahnung, in welchen Auseinandersetzungen die Landwirtschaft damals stand und was die moderne Technologie der Landwirtschaft ausmacht. In den ersten Jahren war das Verhältnis zur Landwirtschaft durchaus ein spannungsvolles.

Ringsherum wird gespritzt, man hat kleine Kinder, ist beunruhigt. Oder man schreckt aus dem Bett hoch, weil es auf einmal taghell und laut ist, weil gerade die Zuckerrüben abgefahren werden. So etwas stimmt mit den eher idyllisch geprägten Vorstellungen vom Landleben nicht überein. Aber natürlich gibt es auch die schönen Momente: Sonnenuntergänge über dem Feld, tolle Wetterereignisse, die Ernte, die Strohrollen hinterher … Siegfried Kunze und die späteren Betriebsleiter Vera Wesner und Olaf Stöhr waren immer bereit, mit mir in den Austausch zu treten. Und tatsächlich war das einer der ersten Impulse, mit dem Oderbruchpavillon und der Landschaftskommunikation anzufangen.

Oderbruchpavillon – Texte zu Interviews mit Landwirten

Im Oderbruchpavillon (im Archiv auf oderbruchmuseum.de) sind Texte zu Interviews mit diesen drei – und vielen anderen Landwirten – nachzulesen, die das Verständnis für die Zusammenhänge in der Landwirtschaft nachvollziehbar machen. Und Landschaftskommunikation (landschaftskommunikation.de) heißt, sich über den gemeinsam bewohnten und genutzen Raum zu verständigen. In dieser Verständigung haben Sie Verständnis entwickelt?
Genau. Zum Beispiel ging es bei einem PleinAir mit Künstlern und Landschaftsplanern um das Thema Grund und Boden, also um Fragen der Bodenverteilung nach der Wende. Später haben mich Bodenfruchtbarkeit, Konkurrenzsteuerung und Fragen des Wasserhaushaltes, also im engeren Sinne fachliche Fragen beschäftigt. Und nach und nach habe ich die Zusammenhänge besser verstanden. Mit Betriebsleiter Bernd Hoffmann in Altreetz habe ich oft gesprochen. Später wurde er Vorstandsvorsitzender des Museumsvereins, und Vera Wesner hat ihn später abgelöst. Die Landwirte in meinem engeren Umfeld haben meine Kulturarbeit also auch direkt unterstützt und auch auf der kommunalpolitischen Ebene viel dafür getan, dass diese Arbeit anerkannt und finanziert wird.

Eine Annäherung von beiden Seiten also.
Auf jeden Fall. Es war ein Empfinden da, dass der jeweils andere es ehrlich meint, und auf dieser Basis hat sich sehr viel entwickelt.

Landwirtschaft im Oderbruchmuseum

Bis hin zum Jahresthema Landwirtschaft im Oderbruchmuseum vor sechs Jahren.
Das war sicherlich eines unserer wertvollsten Jahresthemen. Ich habe damals mit vielen Agrarwissenschaftlern gesprochen, und die haben gestaunt, was man auf der Basis von 30 Gesprächen mit Landwirten alles an Erkenntnissen generieren kann.

Landwirten zuzuhören, könnte nicht nur für Wissenschaftler hilfreich sein. Sie haben die Entwicklungen verfolgt: Was hat sich getan seit 2018?
Die Dynamik, der Veränderung – also Transformationsdruck, der auf den Betrieben lastet, ist so gewaltig, dass man jetzt, sechs Jahre später, eigentlich schon wieder ein Jahresthema Landwirtschaft setzen müsste. Wir haben im vergangenen Jahr eine Gastausstellung zum Thema Kulturerbe Oderbruch in Brüssel gemacht und dort viele Fotos gezeigt, die 2018 entstanden waren. Deutlich wurde: Die einen haben ihre Milchkühe inzwischen aufgegeben, andere Betriebe haben inzwischen einen anderen Eigentümer. Die Veränderungen allein in den Betrieben, die wir damals porträtiert haben, sind gewaltig.

Belastender Transformationsdruck

In der Öffentlichkeit, in den Medien spielt das aber kaum eine Rolle …
In der Gesellschaft gibt es gar kein Bewusstsein dafür, wie hoch der Transformationsdruck ist, der auf den Betrieben lastet. Gemessen an dem, was sich im Berufsleben vieler anderer Menschen verändert, geht es in der Landwirtschaft viel gravierender und schneller.

Ein Beispiel: Im Buch zum Jahresthema Landwirtschaft beschreibt Andreas Schmidt-Frielinghaus, wie sie im Betrieb bestimmte Feldfrüchte erprobt und wieder verworfen haben. Obwohl es sehr sachlich geschrieben ist, wird ein immenser Druck beim Lesen spürbar! Was macht das mit Leuten, die eine Familie haben, die zum Beispiel Milchvieh halten und jeden Tag zugucken, wie sie Verluste schreiben. Sie müssen das verantworten, es auch nervlich aushalten. Die Medien haben keinen Zugang zu diesen emotionalen Aspekten des Berufs.

Bauerncasino – Kann man Landwirtschaft spielen?

Es gibt ja auch kaum einen Beruf, der so viele Variablen beim Produzieren berücksichtigen muss. Ich denke an das „Bauerncasino“ im Museum. Wie sind Sie darauf gekommen?
Wir haben eine Sommerschule mit Schülern und Studenten aus Eberswalde zum Thema „Kann man Landschaft spielen?“ gemacht. Da ist das Bauerncasino entstanden. Es besteht aus drei Würfeln: Der erste würfelt das Wetter, der zweite den Markt, und der dritte würfelt die Politik. Wenn der Wurf gut ist, kann das für enorme Einnahmen sorgen. Bei drei Fehlwürfen hintereinander ist der Betrieb dann aber eben pleite. Die Flexibilität, die nötig ist, um seinen Betrieb dort hindurchzunavigieren, ist enorm.

Davon machen sich die meisten keinen Begriff. Verglichen mit anderen Wirtschaftsstrukturen, stehen Landwirte wirklich noch mit einem Bein im 18. Jahrhundert und mit dem anderen im 21. Jahrhundert mit einer modernen Technik und einer gigantischen Regulierung. Das erzeugt Spannung. Und der Druck nimmt zu, weil es Kräfte in den Industriestrukturen gibt, die dort noch eine Möglichkeit sehen, sich Kapital anzueignen, das ­immer noch über weite Strecken in den Händen von Selbstständigen ist.

Vorsichtig vor dem Begriff „industrielle Landwirtschaft“

Teils sind das sehr große Betriebe. Den Begriff industrielle Landwirtschaft finden Sie aber nicht angebracht. Warum?
Industrie ist die standardisierte Verarbeitung von Rohstoffen zu Produkten, Landwirtschaft ist die Herstellung solcher Rohstoffe, vor allem durch die Bearbeitung des Bodens. Der Boden aber ist eine Ressource, die immer individuell wie ein Fingerabdruck ist und tägliche Zuwendung braucht. Die landwirtschaftliche Bindung an den Boden ist eben gerade nicht industriell. Zwar nutzen die Landwirte industrielle Maschinen für ihre Arbeit, aber das tut heute jeder Mensch.

Ausschlaggebend für den industriellen Charakter einer Arbeit ist nicht das Werkzeug, sondern die Herrschaft über den Prozess. Wo der Mensch selbst entscheidet, was wann wo und mit welchen Mitteln zu erfolgen hat, und diese Hoheit nicht an ein technologisches Prinzip abtritt, ist es Handwerk. Und wo er täglich existenziell an ein und dasselbe Gut gebunden ist und es erhalten und verbessern muss, wie es beim Boden der Fall ist, da ist es Landwirtschaft.

Der landwirtschaftliche Betrieb bildet ein komplexes System aus Mensch, Boden, Tier und Technik. Diese kleinen Systeme drohen zerstört zu werden, und dahinter liegen allzu oft Kapitalinteressen, die sich an den Eigentumsverschiebungen und der wachsenden Zahl an Filialbetrieben in der ganzen Welt allzu deutlich zeigen.

Die Rede von der industriellen Landwirtschaft, die angesichts moderner Traktoren und Ställe leichtfertig im Munde geführt wird, verschleiert die Gefahr, dass Bauern ihre Betriebe aufgeben und sich stattdessen tatsächlich industrielle Akteure des Landes bemächtigen. Sie macht aus den Opfern der industriellen Bodenagglomeration vermeintliche Täter.

Kenneth Anders über die Bauernproteste und Erfahrungswissen

Welchen Eindruck haben Sie von der Resonanz der Bauernproteste in der Öffentlichkeit?
Trotz des jahrelangen verzerrenden Sprachgebrauchs im Landwirtschaftsdiskurs empfinde ich die öffentliche Resonanz auf die Bauernproteste als überwiegend positiv. Offenbar gibt es ein Bewusstsein dafür, dass die Bauern Sympathie und Solidarität verdienen. Das ist ermutigend.

Wie könnte das aufgefrischte Verhältnis zwischen Gesellschaft und Landwirten weiter- entwickelt werden?
Eines der gravierendsten Probleme unserer Gesellschaft heute ist, dass sie das Erfahrungswissen der Menschen systematisch ausgrenzt. Das ist ein Dilemma. Denn das Erfahrungswissen der Menschen ist die wichtigste Quelle für Lernprozesse und Entwicklungen. Die Wissenschaft kann sich einbringen, bestimmte Empirie verfeinern oder forcieren. Aber die enorme Bedeutung, die heute Modellrechnungen zukommt, die gar nicht mehr rückgekoppelt werden mit dem, was täglich auf dem Acker und sonst auch für Erfahrungen gemacht werden, das halte ich wirklich für ein ganz gravierendes Problem.

Die Wissensproduktion findet vor allem im Spannungsfeld von Medien und Politik statt, weniger im Spannungsfeld von Praxis und Denken. Die meisten Landwirte sehen das ganz klar. Deswegen ist die landwirtschaftliche Grunderfahrung die einer Fremdbestimmung.

Und dann ist das Fass am Überlaufen, man wehrt sich, geht auf die Straße. Wie haben Sie die Debatte um die „rechte Ecke“ wahrgenommen?
Da ist eine Form der Delegitimation sichtbar geworden: Man hat den Landwirten politisch unlautere Motive unterstellt. Und man kann ihnen nur wünschen, dass sie sich davon nicht irre machen lassen. Ich bin selber im Januar zu einem dieser großen Protesttage hingefahren, wollte mir einen Eindruck verschaffen. Und ich muss sagen, dass mich das Auftreten der Landwirte alles in allem beeindruckt hat. Das war unbeirrt, das war in der Sache klar. Und es war natürlich politischer Protest, der auch hier und da mal frech war. Aber er war eben nicht politisch geframt. Es ist Wesenskern der Demokratie, dass diese politischen Auseinandersetzungen geführt werden.

Kenneth Anders: Wie kann der Selbsterhalt der Betriebe gewährleistet werden?

Wie kommen wir aus dem grundsätzlichen Dilemma, das Sie beschrieben haben, wieder raus?
Wir brauchen einen Paradigmenwechsel. Im Zusammenhang mit den Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz wird es zunehmend möglich, das, was auf den Äckern passiert, permanent zu überwachen und auszuwerten. Eine Form der Steuerung, die dem Produzenten die Luft zum Atmen nimmt. Ich glaube, wir haben noch gar nicht verstanden, wie grundsätzlich dieses Thema ist. Dass man eigentlich ein anderes Paradigma braucht, eine andere Grundvorstellung davon, wie Landwirtschaft in dieser Gesellschaft funktionieren und ermöglicht werden soll.

Die grundlegenden Überlegungen müssten in die Richtung führen: Wie kann der Selbsterhalt der Betriebe gewährleistet werden? Wenn der beschreibende Anteil dessen, was heute landwirtschaftliche Wirklichkeit ist, nicht massiv erhöht wird, kann die Politik, die dann gemacht wird, immer nur noch schlechter werden. Ich weiß nicht, wie wir eine vernünftige Agrargesetzgebung hinbekommen. Aber vielleicht wäre es schon mal ein Anfang, einen Schritt zurückzutreten und mal Luft an die gesetzliche Lenkungs- und Kontrollmechanismen zu lassen.

Luft lassen, statt Kontrolle

Das wäre das Gegenteil von dem, wohin die Reise mit Foto-App etc. derzeit hingeht …
Das politische Paradigma ist immer noch die totale Kontrolle, gerade im Bereich der Landwirtschaft. Aber Komplexität kann ich nicht kontrollieren! Komplexität heißt: Ich muss als Betriebsleiter sowohl den Boden im Blick haben, das Wetter, die Marktpreise, die Fruchtfolgen, den Schädlingshorizont, die Maschinen, meine Angestellten. Man darf nicht vergessen, dass der landwirtschaftliche Betrieb ja eigentlich eine Art Organismus ist, und ich kann da nicht einfach aus politischem Kalkül irgendetwas herausbrechen oder austauschen.

Wenn ich versuche, die Komplexität zu kontrollieren, mache ich etwas paradigmatisch genau Gegensätzliches von dem, was der Betriebsleiter macht: Der trifft die ganze Zeit Abwägungsentscheidungen. Eines bedingt das andere. Und diese Bedingtheiten erfordern eine unglaubliche Wachsamkeit und eine Integration von sehr asymmetrischen Wissensbeständen.

Das heißt, ich muss sowohl in den Rechner gucken und Bilanzen machen und trotzdem muss ich draußen auf dem Acker die Krume mal in die Hand nehmen. Diese Komplexität kann man nicht in der Weise kontrollieren, wie die Politik sich das einbildet. Und das müsste grundsätzlich ausgefochten werden.

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Protest der Landwirte und Bauern aus der Region Hannover und aus Niedersachsen in der Innenstadt gegen die Agrarpolitik
Protest der Landwirte und Bauern aus der Region Hannover und aus Niedersachsen. (Symbolbild) © IMAGO / Future Image

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Wolf tötet 20 Schafe: Regeln zum Abschuss ohne Wirkung

Neuerdings soll der schnelle Abschuss auffälliger Wölfe möglich sein. Zwei aktuelle Fälle aus Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen zeigen jedoch, dass sich in der Praxis wenig ändert.

Von Nicole Gottschall und Ralf Stephan

Statt eines Endes mit Schrecken eher ein Schrecken ohne Ende – so könnte das bisherige Jahr von Schäfermeister Ingo Stoll aus dem Landkreis Vorpommern-Rügen zusammengefasst werden. Beim jüngsten vermutlichen Wolfsübergriff auf seine Herde am 4. April in Redderstorf verlor Stoll 20 Schafe, 15 weitere sind verletzt. Es war, wie er sagte, der größte Wolfsriss, den er bisher erlebte, und der dritte seit Jahresbeginn. Im Januar und am Gründonnerstag wurden insgesamt neun Tiere gerissen.

Wolf-Abschuss: Schäfer fordert sofortige Entnahme

Stoll forderte bereits nach den ersten Angriffen einen schnellen Abschuss eines Wolfes. Die zuletzt getöteten Schafe waren vorschriftsmäßig mit einem Elektro­zaun – sogar 110  cm statt der geforderten 90 cm hoch – geschützt, berichtet der Schäfer. Wölfe kämen im Zweifel jedoch über die Zäune hinüber oder möglicherweise darunter hindurch. Nach dem jüngsten Angriff habe er sofort das Wolfsmonitoring benachrichtigt. Beim Gutachtereinsatz deutete vieles auf Isegrim hin, genetische Untersuchungen müssen ihn jedoch noch als Verursacher bestätigen, wie das Umweltministerium in Schwerin mitteilte.

Mitte März wurde das Raubtier in Mecklenburg-Vorpommern zwar in das Jagdrecht aufgenommen, an seinem Schutzstatus ändert sich allerdings nichts. Weiterhin müsse jeder Einzelfall geprüft werden, so die Behörde. Minister Till Backhaus (SPD) kritisierte, dass der Bund bisher keine schnellere Entnahme ermöglicht und geregelt hat, verwies allerdings auch auf den seit 1. April geltenden Mutter- und Welpenschutz, der auch für Wölfe gilt.

Neue Regeln ohne Wirkung

Beistand erfährt Stoll vom Landesbauernverband, der die Forderung des Schäfers nach sofortiger Entnahme des Wolfes unterstützt. „Es ist Zeit für konsequentes Handeln“, sagte Verbandspräsident Karsten Trunk, „zum Schutz der Weidetierhaltung sind auch scheinbar unbequeme Entscheidungen unumgänglich“.

Dass die neuen Regeln zur schnelleren Entnahme auffälliger Wölfe offenbar nicht zur Entlastung der Tierhalter führen, zeigt sich gerade in Niedersachsen. Dort sollte in der ersten Aprilwoche ein Wolf nach dem neuen Verfahren entnommen werden. Er hatte nahe Hannover einen Jungbullen aus einer Herde Heckrinder gerissen. Die von zwei Gerichten bestätigte Genehmigung wurde dennoch ausgesetzt, nachdem gleich mehrere Eilanträge dagegen eingegangen waren.

Reaktion der Weidetierhalter in Niedersachsen

Diese Rolle rückwärts bleibt nicht folgenlos. Die Mitgliedsverbände des Aktionsbündnisses aktives Wolfsmanagement verlassen das Dialogforum Weidetierhaltung und Wolf. Sie zweifeln an der wahren Absicht des niedersächsischen Umweltministeriums, für die Weidetierhalter zeitnah Lösungen durchzusetzen, denn Ansätze dazu hätten sie seit Jahren geliefert. Das Landvolk spricht darüber hinaus in einer Pressemitteilung vom inakzeptablen Umgang mit den Weidetierhaltern seitens des Umweltministeriums.

Jörn Ehlers, der Sprecher des Aktionsbündnisses und Landvolk-Vizepräsident, erklärt dazu: „Wir haben Umweltminister Meyer schon vorab in einem Schreiben unseren Unmut bezüglich der bisherigen unzureichenden Bemühungen und Fortschritte im Umgang mit dem Wolf mitgeteilt. Die Missachtung unserer Mitarbeit seitens der Landesregierung sowie deren Umgang mit allen Gruppen, die im Aktionsbündnis aktives Wolfsmanagement vereint sind, lassen aktuell keinen anderen Schritt als ein Aussetzen der Mitarbeit zu.“

In dem Schreiben, das im Februar an den zuständigen Umweltminister Meyer ging, kritisieren sie den schleppenden und intransparenten Prozess und bezweifeln insgesamt die Handlungsfähigkeit des Dialogforums Wolf, hier zeitnah Lösungen zum schnellen Abschuss des Wolfes und zur Finanzierung des Herdenschutzes zu liefern.

Rücktritt der Umweltminister gefordert

Der Förderverein der Deutschen Schafhaltung geht in seinem Unmut über die zurückgenommene Abschussgenehmigung sogar noch einen Schritt weiter und fordert den Rücktritt aller Umweltminister in Deutschland. In ihrer Pressemitteilung heißt es: „Rechtssicherheit für Weidetierhalter sieht anders aus. Alle Ministerinnen und Minister haben sich damit für Ihr Amt disqualifiziert – und sollten umgehend abgelöst werden“.

Was die Schafhalter besonders enttäuscht: Die Umweltminister räumen der Weidetierhaltung zwar einen hohen Stellenwert ein, halten jedoch parallel an der Ausbreitung gefährlicher Wolfsrudeln fest. Ungeachtet dessen, dass es in einigen Regionen bereits jetzt die weltweit höchste Populationsdichte gibt: „Zu den bedrohten Arten zählt nicht mehr der Wolf, aber so manche Schafrasse – und nicht zuletzt Pflanzen und Tiere in speziellen Naturräumen, die nur durch unsere Schafe erhalten bleiben“, gibt der Vorsitzende des Fördervereins der Deutschen Schafhaltung Wendelin Schmücker zu bedenken.

Heckrinderherde auf der Weide
Den Schutz durch die Herde sah ein Gericht als ausreichend für das gerissene Heckrind an. Dennoch bleibt der Schnellabschuss des Wolfes aus. © Sabine Rübensaat
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Schäfermeister Stoll mit vom Wolf gerissenen Schafen auf dem Stralsunder Boulevard
Schäfermeister Ingo Stoll aus Langsdorf mit vom Wolf gerissenen Schafen auf dem Stralsunder Boulevard. © Norbert Fellechner
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Milch-Tour in Brandenburg: Futter-Effizienz und gesunde Kälber-Aufzucht

Zum vierten Mal auf Milch-Tour waren Vertreter der Rinderproduktion Berlin-Brandenburg GmbH (RBB) und des Landeskontrollverbandes (LKV). Schwerpunkte waren Futter-Effizienz, Inzucht und gesunde Kälber.

Von Fritz Fleege

Die Rinderproduktion Berlin-Brandenburg GmbH (RBB) hat kürzlich gemeinsam mit dem Landeskontrollverband (LKV) eine Milch-Tour organisiert, an der vor allem Praktiker aus der Umgebung teilnahmen. Erste Station der Tour war Wachow bei Nauen und die zweite Görlsdorf bei Luckau. An beiden Tagen wurden zunächst Vorträge zur Verbesserung der Rinderzucht gehalten, wozu man ­-­­namhafte Referenten gewinnen konnte.

Das ist sehr wichtig, weil sich die Rinderzucht im Wandel der Zeit befindet und sich stets den neuesten Erkenntnissen anpassen muss. Schwerpunkte der diesjährigen Vorträge waren Futtereffizienz, Inzuchtsituation und gesunde Kälberaufzucht.

Futter-Effizienz berechnen: Mehr Milch aus dem Futter

Im 1. Vortrag berichtete Dr. Christin Schmidtmann vom VIT Verden (Vereinigte Informationssysteme Tierhaltung) aus Niedersachsen über den neuen Zuchtwert RZFutter-Effizienz. Schließlich kommt es in den Betrieben vor allem darauf an, mehr Milch aus dem Futter zu machen, es also effizient zu verwerten. Es geht somit um das Verhältnis von Futteraufwand zu Einkommensertrag aus der Milch.

Rechnerisch ist das ein Quotient, wobei die beteiligten Komponenten unterschiedliche Skalen haben, was sich so bisher in keinem Zuchtwert widerspiegeln ließ. Die Futtereffizienz sollte sich auf das gesamte Leben einer Kuh beziehen, also wie viel sie an Futter (TMR) aufgenommen, Milch (ECM) gegeben bzw. an Gewicht (BWC) zugenommen hat. Für hochleistende Holsteinkühe kann man mit folgenden Basiswerten rechnen:

Unterschiedliche Kombinationen von ECM und Zuwachs (Output-Merkmale) und/oder Futteraufwand können zu gleichem Ergebnis für Futter-Effizienz führen. Futter-Effizienz ist vom Prinzip her unabhängig von der Leistungshöhe. So sind vom gleichen Tier zum gleichen Zeitraum (möglichst erste, zweite und dritte Laktation) Futteraufnahme, Milchleistung und Körpergewicht zu ermitteln. Dies erfordert einen sehr großen Aufwand und lässt sich nur von einem kleinen Anteil an Tieren ermitteln. Deshalb ist dafür ein gemeinsamer Datenpool aus sechs führenden Ländern der Holsteinzucht vorgesehen.

Futter-Effizienz: Selektion lohnt sich

Dabei zeigte sich, dass Top-Bullen im Rinderzuchtwert RZG (gesamt) die ganze Bandbreite von deutlich negativen bis positiven Bullen im Rinderzuchtwert Futtereffizienz ausmachten. Es lohnt sich also, auch eine Selektion der Futter-Effizienz unter den Top-RZG-Bullen vorzunehmen. Schließlich ist sie für die Ökonomie in der Haltung von Holsteinkühen sehr wichtig. Genetisch ist sie weitgehend unabhängig von den bisherigen wichtigen Zuchtziel-Merkmalen. Der Rinderzuchtwert Futtereffizienz (RZFE) soll demnächst offiziell eingeführt werden.

Die Holsteinzucht in Brandenburg ist in den vergangenen Jahrzehnten hervorragend vorangekommen. Dank konsequenter Anpaarungsstrategien ist die Leistung je Kuh und Jahr auf etwa 10.000 Kilogramm Milch mit 4,0 % Fett und 3,4 % Eiweiß gestiegen. Als ein Problem in der Zucht wird aber oftmals die Inzuchtdepression und damit die Verminderung der Fitness sowie an genetischer Varianz angesehen. Da konnte Dr. Matthias Simon vom RBB in seinem Vortrag die Gemüter beruhigen.

Paarung: Junge Inzucht möglichst vermeiden

Inzucht bedeutet allgemein die Verpaarung miteinander Verwandter Individuen. Deren Nachkommen haben also mindestens einen gemeinsamen Vorfahren, der sowohl auf der mütterlichen als auch auf der väterlichen Seite vorkommt. Inzucht führt zu einer Verringerung der Heterozygotie und zu einer Zunahme der Homozygotie.

Bei Großneffe mal Großnichte macht das allerdings nur 3,125 % aus. In Brandenburg liegt die Inzuchtquote unter 5 % und damit niedriger als in führenden Zuchtländern. Der Anstieg der Inzuchtquote sollte je Generation weniger als 1 % betragen bzw. je Jahr unter 0,25 % liegen.

Eine Inzucht-Depression besteht, wenn ein ingezogenes Tier nicht die Leistung erbringt, die aufgrund seines Zuchtwertes zu erwarten ist. Das wird vor allem für Fruchtbarkeits- und Gesundheitswerte unterstellt. Ein Zuchtfortschritt ohne Inzuchtsteigerung ist nicht möglich. Höchste Leistungen in Brandenburg bringen Holsteinkühe mit einer Inzuchtquote von 4–8 %. Mögliche negative Folgen der in der Holsteinzucht gegebenen Inzuchtwerte werden meist völlig überschätzt, auch im Verhältnis zum allgemeinen Zuchtfortschritt.

Der Inzucht-Anstieg in der Population sollte von den Verantwortlichen für das Zuchtprogramm unter Kontrolle gehalten werden. In Brandenburg ist man gut aufgestellt, sollte aber möglichst sogenannte junge Inzucht, also gleiche Vorfahren bis zur dritten oder vierten Generation vermeiden. Daher ist bei der Anpaarung besonders auf die Spermaauswahl zu achten.

Gesunde Kälber-Aufzucht zahlt sich aus

Wie wichtig eine gesunde Kälberaufzucht ist, darüber informierte Prof. Dr. Martin Kaske aus der Schweiz. Schließlich sind die Kälber die Kühe von morgen. So wirkt sich schon die Tränkeintensität in den ersten Lebenswochen auf die spätere Milchleistung und auf die Nutzungsdauer der Kühe aus. Daher sind ältere Aufzuchtkonzepte zu revidieren. Heute gilt die Schaffung optimaler Bedingungen, Vermeidung von Krankheiten und intensives Tränken. Vieles spricht auch für eine längere Laktationsdauer der Kühe, um weniger Abkalbungen und damit Kälber zu haben. So ist eine freiwillige Wartezeit zur Besamung bis zu 180 Tagen bei Hochleistungskühen durchaus möglich.

Laktationsdauer tierindividuell festlegen

Der Aufwand für eine Trächtigkeit sinkt dadurch drastisch. Deshalb sollte man Fruchtbarkeitskennzahlen künftig auf die produzierte Milchmenge beziehen und nicht auf das erzeugte Kalb. Die Verlängerung der freiwilligen Wartezeit ist allerdings nur sinnvoll für Betriebe mit hoher Leistung und einem herausragenden Management. Im Idealfall sollte die Laktationsdauer tierindividuell festgelegt werden. Die Verlängerung der Lakta­tion ist insbesondere für hochleistende Erstkalbinnen sinnvoll. Allgemein kann es eine Maßnahme sein, um tierschutzrelevante Probleme im Zusammenhang mit zu vielen Kälbern zu vermeiden.

Um die wenigeren Kälber muss man sich dann aber intensiv kümmern, denn was man vorn versäumt, kann man hinten nicht aufholen. So bewirkt eine intensive Fütterung mit Milch mehr Wachstum und Gesundheit. Auch Euterentwicklung, Erstkalbealter und Milchleistung werden positiv beeinflusst. Deshalb sollte man ältere Aufzuchtkonzepte revidieren, also optimale Bedingungen schaffen, Erkrankungen vermeiden und intensiv tränken. Die Aufzuchtperiode ist von zentraler Bedeutung für die spätere Leistungsfähigkeit der Milchkuh.

Kälbergesundheit – Was noch wichtig ist

Wichtig für die Kälberaufzucht sind ein guter Immunstatus, gute Ernährung, viel Platz, ausreichend Luft und Licht sowie eine gute Betreuung. In den meisten Betrieben weiß man allerdings von den Kälbern nur wenig. Deshalb sollten sie nach der Geburt und am Tag des Abtränkens gewogen werden. Schließlich sollen sie während der Tränkeperiode mindestens 750  Gramm je Tag zunehmen. Auch Betriebsblindheit kann Ursache für unzureichende Aufzuchtergebnisse sein. So werden Probleme oft nicht erkannt, unterschätzt und auch ignoriert. Deshalb sollte man stets Umschau bei den Besten seiner Branche suchen, Vergleiche mit den eigenen Ergebnissen ziehen und Schwachstellen abstellen.

Nach den Vorträgen hatten die Teilnehmer der Milch-Tour die Möglichkeit, sowohl die Genossenschaft Wachower Landwirte als auch das Milchgut Görlsdorf zu besuchen und sich einen Praxisüberblick zu verschaffen. Beide Milchviehbetriebe zeichnen sich durch gute Haltungsbedingungen, hohe Leistungen und gute Arbeitsorganisation aus. Schließlich verfügen sie über Melkkarussells mit viel Automatik.

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