ASP-Fund dicht an deutscher Grenze

Nahe der sächsischen Grenze ist in Polen ein mit ASP infizierter Wildschweinkadaver gefunden worden. Verwirrung gab es um einen angeblich ausgelösten ASP-Alarm in Deutschland.

Die Afrikanische Schweinepest rückt immer dichter an die deutsche Grenze heran. Aktuell hat es in Polen mehrere neue Funde von ASP-infizierten Wildschweinkadavers gegeben. Das bestätigte das brandenburgische Landwirtschaftsministerium gegenüber der Bauernzeitung. Einer der Fundorte liegt nach Informationen der Bauernzeitung in der Niederschlesischen Heide, lediglich zwölf Kilometer von der sächsischen Grenze und dem Ort Przewoz (Priebus) entfernt.

Ein weiterer Fundort liegt in Zary rund 21 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt – in etwa auf der Höhe der südbrandenburgischen Stadt Döbern. Der dritte Fundort liegt weiter nördlich nahe Jasien (Gassen).

Die aktuellen Fundorte der ASP-infizierten Wildschweinkadaver in der Niederschlesischen Heide (E), in Landkreis Zary (D) sowie nördlich in Jasien (C). Bei den beiden anderen eingezeichneten Punkten (A+B) handelt es sich um Funde vom 30.12. 2019.

Am Dienstagmorgen hatte es zunächst Verwirrung gegeben: Das Branchenmagazin TopAgrar hatte vermeldet, das infolge des Fundes durch das Bundeslandwirtschaftsministerium „ASP-Alarm“ ausgelöst worden sei. Eine entsprechende „Brandmeldung“ sei am Montagabend an die zuständigen Ministerien der Länder gegangen.

Betriebe zu erhöhter Vorsicht aufgerufen

Dies konnte das Bundeslandwirtschaftsministerium nicht bestätigen. Nach Informationen der Bauernzeitung handelte es sich bei dem Schreiben lediglich um die standardmäßige Benachrichtigung über den Fund. Top Agrar hat die entsprechende Meldung inzwischen korrigiert.

Branchenverbände und Behörden empfehlen schweinehaltenden Betrieben dringend, ihre Biosicherheitsmaßnahmen nochmals zu überprüfen und gegebenenfalls zu verstärken. Ob zusätzliche Schutzmaßnahmen in den Bundesländern erforderlich sind, entscheiden die Behörden vor Ort.

Schon am Montag hatte Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner in Berlin mit ihrem polnischen Amtskollegen Krysztof Ardanowski über weitere Präventionsmaßnahmen gesprochen. Zusätzlich zu den bereits ergriffenen Maßnahmen vereinbarten die Minister vier konkrete Punkte, die weiter dazu beitragen sollen, die Tierseuche auf polnischer Seite einzudämmen sowie ein Überspringen auf Deutschland zu verhindern:

  1. Erarbeitung eines gemeinsamen Maßnahmenkatalogs zur Stärkung der bisherigen Anstrengungen – im Gespräch ist u. a. die Einrichtung eines eingezäunten Korridors („weiße Zone“) entlang der Grenze, um ein Einwandern infizierter Wildschweine nach Deutschland zu verhindern. 
  2. Es wird geprüft, wie das deutsche Technische Hilfswerk bei der Errichtung von Schutzzäunen auf polnischer Seite behilflich sein kann. Dazu findet zeitnah ein Vor-Ort-Besuch statt.
  3. Intensivierung der Zusammenarbeit im Bereich der Wissenschaft und Forschung.
  4. Erarbeitung einer gemeinsamen Erklärung, die eine drastische Verringerung der Wildschweindichte insgesamt – u.a. durch Abschuss – als effektive Präventionsmaßnahme hervorhebt.

„Weiße Zone“ im Grenzgebiet im Gespräch

Das BMEL ist nach eigenen Angaben seit dem Ausbruch der ASP in Polen auf verschiedenen Ebenen im engen Kontakt mit dem Nachbarland und den Bundesländern. Zeitnah wird es erneut ein Arbeitstreffen des BMEL mit Vertretern aus Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen geben sowie daran anschließend ein deutsch-polnisches Fachgespräch in Warschau.

Bei beiden Treffen soll es unter anderem um die Ausgestaltung einer so genannten „weißen Zone“ gehen. Diese Maßnahme hatte Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner ihrem polnischen Amtskollegen am Montag vorgeschlagen. Ein solcher eingezäunter Bereich im Grenzgebiet soll ein effektives Wildmanagement ermöglichen und verhindern, dass infizierte Wildschweine aus Polen nach Deutschland einwandern. 2018 konnte unter anderem mit dieser Maßnahme verhindert werden, dass ASP-positive Wildschweine von Belgien ins benachbarte Frankreich einwanderten.

ste/bk/be (aktualisiert am 22.1., 14.40 Uhr)



Fachverband Biogas: Der Blick geht nach vorn

Der Fachverband Biogas blickt zuversichtlich ins neue Jahr. Das zeigte sich zum internationalen Fachkongress Biogas Convention in Nürnberg deutlich. Ein zentrales Thema: die Novellierung des EEG.

Von Thomas Gaul, Gehrden

Die Zeiten haben sich für uns geändert“, sagte Horst Seide, Präsident des Fachverbandes Biogas (FvB), auf der Pressekonferenz zu Biogas Convention. Biogas sei der Problemlöser sowohl beim Klimaschutz als auch bei den Klimaproblemen der Landwirtschaft. „Die wichtigste Weichenstellung des Jahres 2019 war das politische Bekenntnis der Bundesregierung zu Biogas im Rahmen des Klimaschutzprogramms 2030“, lobte Seide die aktuellen Entwicklungen und brachte gleichzeitig die Zuversicht des FvB zum Ausdruck, mit der er ins neue Jahr starten will. 

Im Frühjahr 2020 stehe die Novellierung des EEG an. Damit müssten auch die Rahmenbedingungen geschaffen werden, um die Ziele der Bundesregierung umzusetzen. Das Ziel der Bundesregierung, 65 % des Strombedarfs bis 2030 aus erneuerbaren Quellen zu decken, lasse sich nur mit Biogas erreichen. Dazu sei es erforderlich, dass der Beitrag von Biogas zur Stromerzeugung mindestens auf dem derzeitigen Niveau gehalten wird. 

Geringe Beteiligung bei Ausschreibungen

Der Verbandspräsident erinnert in diesem Zusammenhang aber auch daran, dass immer mehr Biogasanlagen demnächst das Ende der 20-jährigen Vergütungsperiode nach dem EEG erreichen. Als Anschlussregelung können sich die Anlagenbetreiber an einer Ausschreibung über die erzeugte Strommenge beteiligen, doch die Resonanz auf die bisherigen Ausschreibungsrunden sei gering. Sollte sich daran nichts ändern, drohe der Rückbau funktionsfähiger Biogasanlagen. „Wir müssen den Anlagenpark erhalten, können ihn aber nicht konservieren, brachte es der ebenfalls anwesende FvB-Hauptgeschäftsführer Dr. Claudius da Costa Gomez auf den Punkt. Verbandspräsident Horst Seide mahnte denn auch zum Handeln. Dazu gehören neue Regeln zur Güllevergärung ebenso wie die Anpassung des Volumens bei den Ausschreibungen und der Gebotshöchstwerte.

Die Saat muss auch aufgehen können

Die Bundesregierung müsse den Worten jetzt auch Taten folgen lassen, mahnte Seide an. „2019 wurde die Saat gelegt – 2020 muss dafür gesorgt werden, dass sie aufgehen kann.“ Neben der anstehenden Novellierung des EEG müssten auch die Rahmenbedingungen für die Güllevergärung verbessert werden. Biogas biete sich da als Problemlöser an, da die Landwirte wegen der Düngeverordnung nun gezwungen seien, neue Güllelagerbehälter zu bauen. Dabei liege die Nutzung der gasdichten Biogas-Behälter nahe. So würden Emissionen vermieden und zugleich Energie erzeugt. Würde die in der Tierhaltung anfallende Gülle konsequent zur Biogaserzeugung genutzt, ließen sich über 7 Mio. t CO2– Emissionen ebenso wie der Ausstoß des noch klimaschädlicheren Methans vermeiden. 

Dr. Claudius da Costa Gomez, Hauptgeschäftsführer vom Fachverband Biogas
Dr. Claudius da Costa Gomez, FvB-Hauptgeschäftsführer, erwartet in der ersten Jahreshälfte konkrete Entscheidungen anstehenden Gesetzesvorhaben, insbesondere beim EEG, damit die Biogasanlagenbetreiber ihre Investitionen nicht nur planen, sondern auch finanzieren können. (c) Christian Horn

Nun sei es an der Bundesregierung, die Rahmenbedingungen zu schaffen, damit die Gülle auch tatsächlich in den Biogasanlagen vergoren wird. Denn wenn die Anlagen wegen schlechter wirtschaftlicher Perspektive erstmal abgeschaltet sind, können sie auch nicht mit der Güllevergärung zum Klimaschutz beitragen. Übrigens sei das Abschalten der Biogasanlagen auch gar nicht in den Energieszenarien eingepreist.

Von einem „bunten Strauß an Möglichkeiten für Anlagenbetreiber“ sprach da Costa Gomez. Das sei ganz anders als früher, als das EEG mit seiner feststehenden Vergütung die regelmäßige Stromeinspeisung belohnte. „Jeder Betreiber muss sich jetzt entscheiden: Was passt zu mir und meiner Anlage?“ verdeutlichte er die neuen Herausforderungen. Die Stromproduktion ist neben der Einspeisung in das Gasnetz und dem Kraftstoffmarkt nur noch ein Baustein. Die Perspektive sieht der Fachverband Biogas bereits jenseits der Verstromung. 

Biomethan als Alternative empfohlen

Klare Worte fand in Nürnberg Frank Bonaldo, Referatsleiter im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie: „Biogas in der Stromerzeugung ist zu teuer und hat deshalb keine Zukunft. Die Marktfähigkeit lässt sich nicht erreichen.“ Den in Nürnberg versammelten Branchenvertretern riet er deshalb, an eine Alternative zu denken. Diese besteht in der Aufbereitung von Biogas zu Biomethan und der anschließenden Einspeisung in das Gasnetz. Diesen Weg beschreiten in Deutschland aber erst 210 von insgesamt rund 9.000 Biogasanlagen. Hoffnung setzt der Fachverband in den von der Bundesregierung gestarteten Dialogprozess „Gas 2030“. Biogas und Biomethan könnte damit wieder eine größere Bedeutung erhalten. Aus Sicht von Verbandspräsident Seide ist mit der Idee des Ministeriums, einen eigenen Prozess für Biomethan zu starten, eine Tür geöffnet worden.

Der Präsident des Fachverbandes sprach sich auf der Pressekonferenz für das Anlegen von artenreichen Blühflächen aus, die am Ende des Sommers in Biogasanlagen vergoren und zu Strom und Wärme umgewandelt werden, Das könne ein wichtiger Beitrag zur Erhaltung der Artenvielfalt und damit auch zum Schutz der Insekten darstellen. Viele Landwirte wären dazu bereit, versicherte Seide, der selbst in Niedersachsen Landwirt und Biogasanlagenbetreiber ist. Dazu müsse die Bundesregierung aber finanzielle Anreize schaffen. Das gelte auch für die Vergärung von Gülle.

Ein Meilenstein für die Branche

Der im Klimapaket der Bundesregierung vorgesehene Einstieg in die CO2-Bepreisung wurde vom Fachverband als „Meilenstein für unsere Branche“ bezeichnet. Der Blick richte sich nun weniger auf die erzeugten Kilowattstunden als vielmehr auf die vermiedenen Treibhausgase. Deutschland müsse seine CO2-Emissionen bis 2030 um etwa 70 Mio. t reduzieren, rechnete Bonaldo vor. Da von weiter zunehmendem Güterverkehr auszugehen sei, eine Elektrifizierung der Fahrzeuge in diesem Sektor schwierig ist, liege eine Chance für Biomethan im Kraftstoffbereich. „Selbst bei einem Ausbau der E-Mobilität bleibt eine zu schließende Lücke von über 20 Millionen Tonnen“, sagte Bonaldo. Mit 100 % Biomethan ließen sich etwa 13 bis 16 Mio. Pkw der Golf-Klasse betreiben. Damit ließen sich seiner Meinung nach 20 bis 25 Mio. t CO2 einsparen.

Auch die Anlagenhersteller blicken mit Spannung auf das neue Jahr: „Um den deutschen Biogasmarkt zu erhalten wird 2020 ein ganz entscheidendes Jahr“, so FvB-Vorstandsmitglied Christoph Spurk. Viele deutsche Firmen können sich nur noch am Markt halten, weil die Auslandsmärkte zunehmend an Bedeutung gewonnen haben. „80 Prozent des Umsatzes werden im Ausland gemacht“, sagte Spurk. Neben Großbritannien und Frankreich sind derzeit die skandinavischen Länder die wichtigsten Auslandsmärkte. Ohne den Heimatmarkt würden jedoch keine Innovationen entwickelt, beklagte Spurk.

Neues und Altes zugleich?

Innovationen im Agrarbereich, Regenerative Landwirtschaft, Biotech und neue Wertschöpfungsnetze: Die fünfte Auflage des Fachkongresses „Farm and Food 4.0“ ist zuende. Die Zukunft fängt aber gerade erst an.

Von David Benzin

Wie ernähren wir uns in zehn Jahren? Und mit welcher Landwirtschaft sichern wir diese Ernährung? Die Meinungen auf dem Innovationskongress „Farm and Food 4.0„, der am Montag in Berlin stattfand, ähnelten sich in vielen Bereichen. Trotzdem haben die Referenten unterschiedliche Ansichten von „der“ Zukunft, wenn es denn „eine“ Zukunft, „eine“ Landwirtschaft gibt.

Die wahren kosten der Lebensmittel

Das wurde schon zu Kongressbeginn deutlich. In drei morgendlichen Keynotes wurde klar, in welche Richtung der Tag gehen könnte. Es kamen die Fragen auf, ob wir neben neuen Technologien auf dem Acker auch bewährte, einfache Maschinen benötigen würden, und was der wahre Preis von Lebensmitteln ist. Die Förderung der Nahrungsmittelproduktion in Schwellen- und Entwicklungsländern war ein Thema, das das Publikum ebenfalls bewegte.

Farm and Food: Vom Acker auf den Teller

Agronomic Data, die Vor- und Nachteile Regenerativer Landwirtschaft und neue Wertschöpfungsnetze zwischen der Stand und dem Land füllten die Diskussionen und Workshops mit Gedanken. Und schließlich blieb nur noch ein Thema zu diskutieren: Was können uns neuartige Proteine bieten? Sind sie sogar nachhaltiger als die konventionelle Proteinversorgung?


Detaillierte Infos zu allen Programmpunkten des Fachkongresses wird es in der Bauernzeitung Ausgabe 4/2020 sowie Ausgabe 5/2020 geben.


Schonzeit pausiert: Jagdverband ist entsetzt

Die Oberste Jagdbehörde (OJB) hat am Freitag die Schonzeit für wiederkäuendes Schalenwild bis Ende Januar ausgesetzt, eine Bejagung ist sogar bis Ende Februar geplant. Der Landesjagdverband Brandenburg e. V. ist entsetzt.

Michendorf. Wenn Jäger, die gemeinhin als besonnen gelten, in ihrer Pressemitteilung so viele Ausrufe- und Fragezeichen setzen, und sie mit „Vogelfluch – Grüner Minister lässt OJB von der Kette“ überschreiben und mit „So geht es nicht! Da machen die Jäger nicht mit!!“ beenden, scheint etwas richtig schief gelaufen zu sein.

Vor dem Hintergrund des noch immer drohenden Übergriffs der Afrikanischen Schweinepest (ASP) auf Deutschland, hat das Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt- und Klimaschutz (MLUK), Referat 35, bekanntgegeben, die Schonzeit für wiederkäuendes Schalenwild bis zum 31. Januar 2020 auf Antrag auszusetzen und ruft auf, vermehrt Bewegungsjagden durchzuführen.

Eigentlich endet die Jagdsaison auf Schalenwild, außer Schwarzwild, mit dem 15. Januar. Rehwild, Rotwild, Damwild befinden sich im Wintermodus und die meisten Bachen sind hochtragend, einige haben schon ihre Frischlinge. „Mutterschutz adé?!?“, fragt der Landesjagdverband (LJV). Seit heute (Montag, 20. Januar) liege bereits ein Antrag zur Verlängerung der Aufhebung bis zum 29. Februar vor. Niemand habe davon gewusst, so der BJV, die erste Amtshandlung des neuen grünen Ministers sei es offenbar, die Jägerschaft zu überrumpeln.

Appell an die Verbandsmitglieder

Der LJV Brandenburg appelliert an seine Mitglieder, dem Ansinnen der Behörde nicht zu folgen. Eine verstärkte Einzelbejagung des Schwarzwildes hingegen diene der Seuchenprävention und sei zu befürworten. „Jeder, wirklich jeder, möchte das Eindringen der ASP nach Deutschland verhindern. Doch sie nun durch die Oberste Jagdbehörde als Schutzschild zu verwenden, um auf diese Weise gleich noch mal einige andere Waldbewohner zu erlegen, die man gerne loswerden möchte, ist ein hinterlistiger Schachzug, der auf dem Rücken der Wildtiere ausgetragen werden soll“, appelliert der Landesjagdverband. mil

Geflügelpest in Brandenburg nachgewiesen

Gefahr in Verzug: Bei einer verendeten Blessgans im Landkreis Spree-Neiße wurde der Geflügelpest-Erreger H5N8 nachgewiesen. Es ist der erste bestätigte Fall in Deutschland.

Von Heike Mildner

In Brandenburg ist bei einem verendeten Wildvogel (Blessgans) der Geflügelpest-Erreger H5N8 nachgewiesen worden. Der Fundort befindet sich im Landkreis Spree-Neiße nahe der polnischen Grenze, teilte das Verbraucherschutzministerium am Montagnachmittag mit.  

„Ein Grund für die Anordnung weitergehender Schutzmaßnahmen für die Hausgeflügelhaltungen besteht unter Berücksichtigung der Risikoeinschätzung des Friedrich-Loeffler-Institutes aktuell nicht“, informierte Verbraucherschutzministerin Ursula Nonnemacher. „Wir beobachten das Seuchengeschehen sehr aufmerksam. Das fortlaufende Geflügelpest-Monitoring bei Hausgeflügel und Wildvögeln in Brandenburg wird jetzt deutlich intensiviert. Zur Verhinderung der indirekten Einschleppung des hoch ansteckenden Erregers sind alle Geflügelhalter aufgefordert, die vorgeschriebenen Biosicherheitsmaßnahmen in den Betrieben zu überprüfen und zu verstärken.“

Geflügelpest in Brandenburg: Schutzkleidung ist Pflicht

Darüber hinaus sollten Hobbyhalter sicherstellen, dass die Ein- und Ausgänge zu den Ställen gegen unbefugten Zutritt gesichert sind, die Ställe oder sonstigen Standorte des Geflügels von fremden Personen nur mit betriebseigener Schutz- oder Einwegkleidung betreten werden und eine betriebsbereite Einrichtung zum Waschen der Hände sowie eine Einrichtung zur Desinfektion der Schuhe vorgehalten wird, heißt es vonseiten des Ministeriums.

Die hochpathogene aviäre Influenza (HPAI, auch: Geflügelpest) ist eine anzeigepflichtige Tierseuche des Geflügels. Der Subtyp H5N8 breitet sich seit Jahresbeginn sehr schnell in Osteuropa aus (unter anderem in Polen). Der Fund in Spree-Neiße ist aktuell der erste von einem Labor nachgewiesene und amtlich bekannte Fall in Deutschland. 

Das Brandenburger Verbraucherschutzministerium hat das positive Laborergebnis heute unverzüglich per Einzelfall-Meldung dem Bundeslandwirtschaftsministerium und den anderen Ländern mitgeteilt. Das Risiko eines Eintrages des Geflügelpesterregers in die Hausgeflügelbestände durch direkte Kontakte mit Wildvögeln wird durch das Friedrich-Loeffler-Institut aktuell als gering eingestuft.

Infektionen des Menschen mit H5N8 sind bisher nicht bekannt. 

Wolfabschuss vor Gericht

In einem Eilverfahren prüft das Verwaltungsgericht Gera, ob in Thüringen eine problematische Wölfin entnommen darf. Zwei Naturschutzverbände klagen gegen die erteilte Genehmigung.

Von Frank Hartmann

Erwartungsgemäß haben die Thüringer Landesverbände des Naturschutzbundes (Nabu) und des Bundes für Naturschutz Deutschland (BUND) Klage gegen die Abschussgenehmigung für die Thüringer Wölfin eingereicht. Das Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz (TLUBN) gab nach nur fünf Tagen Prüfung am 23. Dezember 2019 dem Antrag des Umweltministeriums auf letale Entnahme der Problemwölfin um den Truppenübungsplatz Ohrdruf statt. Erteilt wurde die sofort vollziehbare Erlaubnis befristet bis zum 30. April 2020.   

Bis zur Entscheidung keine Jagd auf Wölfin

Das zuständige Verwaltungsgericht Gera will nun bis spätestens Anfang Februar in einem Eilverfahren die Rechtmäßigkeit der Genehmigung prüfen. Auf Bitten des Gerichts werde das Umweltministerium bis zur Eilentscheidung die Bemühungen zum Abschuss des Tieres aussetzen, sagte ein Sprecher. 



Die klagenden Verbände argumentieren, dass die Ausnahmegenehmigung zum Abschuss nicht nur die standorttreue Wölfin ins Visier nehme. Der versehentliche Abschuss eines seit letztem Jahr dort vorkommenden Wolfes werde in Kauf genommen. Zudem würden Anforderungen aus dem FFH-Schutzrecht nicht beachtet. Zielführende Maßnahmen des Herdenschutzes, wie der Einsatz von Herdenschutzhunden, würden nicht konsequent umgesetzt.

Erhebliche wirtschaftliche Schäden

Aus Sicht des von den Grünen geführten Umweltministeriums in Thüringen seien die wirtschaftlichen Schäden rund um den Standortübungsplatz Ohrdruf inzwischen erheblich und drohten weiter anzuwachsen. Allein im vorigen Jahr fielen dort über 180 Weidetiere dem Raubtier zum Opfer, trotz in etlichen Fällen nachweislich optimalem Herdenschutz. Bei großen schafhaltenden Betrieben wären etwa „bis zu zehn oder gar noch mehr Herdenschutzhunde notwendig“. Neben dem erheblichen finanziellen Aufwand für die Unterhaltung der Hunde, die die Schäfer selbst tragen müssten, stünden dabei logistische und tierschutzrechtliche Fragen im Raum.

Unberührt von der genannten Klage bleibt die Abschussgenehmigung für die 2019 geborenen fünf Jungtiere der Wölfin. Wie schon der erste Wurf im Jahr 2017 sind diese Wolf-Hund-Hybride.

Ökoferkel: Extraportion Zucker

Die Niederländer Jan und Wilco Harmsen haben deutsche und heimische Ökolandwirte in ihre Ställe gelassen und gezeigt, wie sie Ökoferkel auf höchstem Niveau erzeugen. Vitale Genetik, gesunde Tiere und eine gute Beratung sind die Basis.

Von Klaus Meyer

Das müssen wir auch so machen“, sagte ein Teilnehmer beim Betriebsbesuch des Ferkelerzeugers Harmsen in Hengelo in den Niederlanden, als er die doppelt angebrachten Streifenvorhänge am Ausgang des Ferkelaufzuchtstalles sah. Wegen solcher Anregungen machen Landwirte gerne Betriebsbesuche bei Kollegen. In diesem Fall war es eine Exkursion im Vorfeld der Tagung Bio-Schweine des Aktionsbündnis Bioschweinehalter Deutschland im November letzten Jahres. 

Im Sommer 2001 ist Jan Harmsen mit seiner Frau in die Ökosauenhaltung eingestiegen. Angefangen haben sie mit 160 Sauen. Die Vermarktung der Ökoferkel und auch der Altsauen, die Harmsen produziert, erfolgen über „De Groene Weg“ (Der grüne Weg). De Groene Weg ist die Biofleisch-Tochtergesellschaft von Vion Food. Das Unternehmen ist mit 3.000 geschlachteten Mastschweinen pro Woche Marktführer im niederländischen Biofleischsektor und einer der größten in Europa. Es gibt zwei Schlachthöfe in den Niederlanden, die die Tiere für De Groene Weg schlachten. Grundlage der Tierproduktion ist die EU-Bio-Verordnung. 

„Der grüne Weg“ garantiert Preise

Harmsen weiß schon im Voraus, was er für seine Ökoferkel bekommt, die er an fünf Mäster liefert. Einmal pro Quartal werden die Preise in Abhängigkeit von der Marktentwicklung und den Futterkosten durch die Vermarktungsorganisation De Groene Weg festgesetzt. Bei unserem Betriebsbesuch lag der Preis bei etwa 110 € pro Ferkel plus 4 € für die Impfung. Bei den Mastschweinen lag der Preis zu der Zeit bei 3,05 €/kg Schlachtgewicht inklusive Mehrwertsteuer. Mit Qualitätszuschlägen konnten die Mäster für ihre Tiere 3,30 €/kg erreichen. Angebot und Nachfrage werden in Absprache mit De Groene Weg aufeinander abgestimmt.

Niederländer Jan und Wilco Harmsen betreiben eine Ferkelaufzucht

Wilco und Jan Harmsen betreuen zusammen mit einem Mitarbeiter 320 Sauen plus Ferkel und eigene Nachzucht. (c) Klaus Meyer

Auf Wunsch der Biovermarktungsorganisation hat der Ferkelerzeuger im Jahr 2007 auf 250 Sauen aufgestockt. Seit vier Jahren halten sie 320 Sauen. Angefangen haben sie mit Sauen der Linie TN50 von Topigs. Die TN50 ist eine robuste, nachhaltige Sau mit gutem Gesäuge und hoher Milchleistung. 2005 hat der Betrieb 40 Sauen zugekauft und damit die Grippe in den Bestand geschleppt. Vorher lag die Leistung bei 29 abgesetzten Ferkeln pro Sau und Jahr. Mit der Grippe verschlechterte sich der Wert auf 27,5. Seitdem werden sämtliche Jungsauen selbst aufgezogen. Die Muttersauen sind eine Kreuzung aus TN50 und Edelschwein. Sie werden besamt mit der Sauenlinie TN60 von Topigs. Das Ergebnis sind nicht so kleine Ferkel und homogene Würfe.

Die Tiere werden geimpft gegen Mycoplasma, PRRS, E.coli-Diarrhoe, Parvovirose und Rotlauf. Zweimal pro Jahr erfolgt eine Blutuntersuchung. Es wird untersucht auf Mycoplasma, PRRS, Circovirus und Actinobacillus pleuropneumoniae (APP). Der Gesundheitszustand der Tiere ist seit Jahren gut, und damit auch wieder das Leistungsniveau. Der Betrieb hat durchschnittlich 15 geborene Ferkel pro Wurf und kommt auf 2,2 Würfe pro Sau und Jahr bei einer Säugezeit von 42 Tagen. Das sind Leistungswerte, die so mancher konventionelle Betrieb nicht erreicht und die Durchschnittswerte deutscher Biosauenhalter sind weit davon entfernt. Die Arbeit erledigen Jan Harmsen und sein Sohn Wilco zusammen mit zwei Mitarbeitern, wobei Jan nur vier Tage die Woche arbeitet. Zum Betrieb gehören 10 ha Ackerland und 3 ha Grünland. Das Grünland liegt direkt am Betrieb.

Hält nichts von Abruffütterung

Die tragenden Sauen halten die Ferkelerzeuger in einem umgebauten Rinderstall, der an drei Seiten offen ist. Die Tiere haben zusätzlich einen betonierten Auslaufbereich und bis Ende November die Möglichkeit, täglich bis 17 Uhr auf die Weide zu gehen. Es gibt keine Abruffütterung, sondern alle Sauen werden zur gleichen Zeit über eine Rohrfütterung gefüttert. „Dann ist einmal Unruhe und später Ruhe“, begründet Wilco Harms diese Art der Fütterung. Zusätzlich bekommen die tragenden Sauen Grassilage in Raufen als Raufutter zur freien Aufnahme. Im Sommer fressen sie davon weniger, im Winter dafür etwas mehr. Das Gras für die Silage wird morgens gemäht und am gleichen Tag in Rundballen einsiliert. Der Fütterungsberater Bennie Rupert vom Biofuttermittelhersteller Reudink ergänzte dazu: „Die Silage muss feucht sein, zu trocken wird sie nicht gerne gefressen.“

Die Jungsauen werden im Quarantänestall aufgezogen, kommen dann mit 160–170 kg Gewicht in den Deckstall und werden anschließend in die Herde der tragenden Tiere eingegliedert.

Zum Säugen rückwärts einparken

Vor dem Ausgang zum Auslauf hat die Abferkelbucht einen Bereich mit Spaltenboden. Das ist eher selten in den Niederlanden. „80 Prozent der Sauen nutzen den Auslauf draußen als Toilette“, erklärt Wilco Harms, der nicht auf den Spaltenboden verzichten möchte, denn erstens benötigt er weniger Stroh und zweitens hat er weniger Arbeit. Die ersten drei Tage werden die Abferkelbuchten eingestreut mit einem Gemisch aus kurz gehäckseltem Weizenstroh und Kalk. 

Ökoferkel in den Niederlanden: Ander frischen Luft
Die Luken zum Auslauf haben bei allen Ställen Streifenvorhänge innen und außen.  Ein Teil der Fläche im Auslauf besteht aus Spaltenboden. (c) Klaus Meyer

Das kurze Stroh behindert weniger den Säugevorgang und durch den Kalk trocknet der Nabel schnell. Danach kommt längeres Stroh in die Buchten. Die Breite der Boxen beträgt 2,2 x 3,8 m. Sie müssen 7,5 m2 Fläche haben, bei ihm sind es über 8 m2. Der Auslauf hat 4 m2, das ist 1 m2 mehr wie gefordert. 

Dank einer Überdrucklüftung, bei der die frische Luft über die Gänge in den Stall gelangt und über die Ausgänge der Buchten verbrauchte wieder entweicht, herrscht ein angenehmes Klima. Die Tierverluste im Abferkelbereich liegen bei 14 bis 15 %. Es wird sehr selten Geburtshilfe geleistet. Am dritten Tag werden die Ferkel kastriert, geimpft und mit Eisen versorgt. Die Narkose mit Kohlendioxid erfolgt mit dem Gerät Pigsleeper. Kurz vorher erhalten die Ferkel eine halbe Dosis Schmerzmittel. Eine variable, etwa 15 cm hohe Stange in der Mitte der Abferkelbox bietet der Sau eigentlich nur eine optimale Liegeposition. Dazu muss sie am besten rückwärts „einparken“.   

Die Sauen bekommen ab dem ersten Tag im Abferkelstall bis zum ersten Tag nach dem Wurf ein spezielles PreLacto-Futter für einen geschmeidigen Kot, damit die Geburt leichter vonstatten gehen kann. Danach erhalten sie Futter für laktierende Sauen. Alle sechs Wochen kommt der Zuchtberater von Topigs und sucht mit dem Betrieb zusammen die Würfe und Ferkel für die zukünftigen Zuchtsauen aus. Dabei spielt die Muttersau natürlich eine große Rolle. Die Auswahl erfolgt beim dritten Wurf der Sau. 

Zugluft darf es keinesfalls geben

Ökoferkel im Boxenlaufstall
Bis zu 55 Tiere sind in einer Gruppe im Ferkelaufzuchtstall. Mit etwa 25 kg
Gewicht werden sie verkauft. (c) Klaus Meyer

Neben dem Zuchtberater kommt regelmäßig der Fütterungsberater von Reudink auf den Betrieb, um auch futtertechnisch die Bedürfnisse der Tiere und die Ziele der Ferkelzüchter bestmöglich zu befriedigen. Im Ferkelaufzuchtstall werden bis zu 55 Tiere in einer Bucht gehalten. Für alle Tiere in diesem Stall gibt es eine Futtersorte. Zweimal im Jahr werden die Streifenvorhänge, die auf beiden Seiten der Ausgänge – also innen und außen – angebracht sind, in Abferkel-, Deck- und Quarantänestall repariert bzw. ersetzt. Von Türen an den Ausgängen hält Wilco Harms nichts, denn für ihn ist die Gefahr zu groß, dass die Türen manchmal nicht richtig schließen, und die Tiere deshalb Zug bekommen. Das darf seiner Meinung nach auf keinen Fall passieren. 

Montags werden die Ferkel von der Sau abgesetzt. Die Sauen kommen dann in den Deckstall. Die meisten davon werden Donnerstags besamt. Im Deckstall erhalten die Tiere ein spezielles energiereiches Futter, um besser in die Rausche zu kommen. Die Jungsauen vom ersten Wurf bekommen drei bis vier Tage vor dem Absetzen eine zusätzliche Portion Zucker (bis 500 g), natürlich Bioqualität, für eine höhere Fruchtbarkeit. Wilco Harmsen strebt hauptsächlich aus Arbeitszeitgründen nur eine Besamung pro Trächtigkeit an. 

Die Remontierungsquote liegt bei 45 %. Harmsen hält lieber ein paar mehr Jungsauen vor, sodass er nicht in die Bredouille kommt, Jungsauen zukaufen zu müssen. Die Gefahr der Einschleppung von Krankheiten ist ihm zu groß.

Hofgeflüster Sachsen: Ein Projekt erklärt die Landwirtschaft

Nicht nur Agrarfachkräfte und der Berufsnachwuchs sollen in Köllitsch etwas lernen. Auch Laien will das LVG Wissenszuwachs ermöglichen – mit dem multimedialen Angebot „Hofgeflüster“.

Von Karsten Bär

Auch 2019 war die Trockenheit ein bestimmendes Thema im Lehr- und Versuchsgut (LVG) Köllitsch. Mit 372 mm wurden nur  knapp 50 mm mehr Niederschlag gemessen, als im Dürrejahr 2018. Das blieb nicht ohne Konsequenzen für die Erträge. Beim Futter Vorsorge zu treffen, zahlte sich deshalb aus: Von der deutlich ausgeweiteten Maisanbaufläche (160 ha) wurde dank eines gegenüber 2018 leicht besseren Ertrages so viel geerntet, dass man die Silos füllen und sogar noch eine kleine Menge an einen Nachbarbetrieb abgeben konnte.

Beim Futter sei er daher zuversichtlich, den Anschluss an die nächste Ernte zu finden, so LVG-Leiter Ondrej Kunze. Die Dürresituation hat sich indes noch nicht wirklich entspannt. „Wir sind froh über jeden Tropfen Regen“, sagt er. Auch wenn die oberste Bodenschicht nach dem Regen der letzten Wochen gut durchfeuchtet ist – darunter ist es nach wie vor trocken.

Unbedingt trocken bleiben hingegen soll es in Köllitsch unter dem Dach der neuen Trainingshalle. Gebaut worden ist die mit Windschutznetzen versehene Offenhalle mit einer Grundfläche von 30 x 70 m im vergangenen Jahr. Sie bietet seit wenigen Wochen für den Bereich der Aus- und Weiterbildung die Möglichkeit, wetterunabhängig Feldarbeiten wie Pflügen, Düngen oder Pflanzenschutzbehandlungen zu üben. Damit entfallen Einschränkungen, die es in der Vergangenheit unter freiem Himmel auf dem sogenannten ÜBA-Acker gab, der von Teilnehmern der Überbetrieblichen Ausbildung (ÜBA) genutzt wird – etwa, wenn der Boden nach Niederschlägen nicht befahrbar war.

Die Webseite von "Hofgeflüster"

„Hofgeflüster“: Landwirtschaft multimedial

Nicht nur Agrarfachkräfte und der Berufsnachwuchs sollen in Köllitsch etwas lernen. Auch interessierten Laien will das LVG Wissenszuwachs ermöglichen. Und dies auf multimedialem Wege. Noch im Vorjahr ist auf den Internetseiten des Sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) das neue Angebot „Hofgeflüster“ online gegangen, das Verbrauchern ermöglichen soll, sich ein objektives Bild von moderner Landwirtschaft zu machen.

Zum Feldbau und zur Milchproduktion wurden Texte, Bilder und Videoclips erstellt, in denen einzelne Aspekte fachlich fundiert, aber allgemeinverständlich erklärt werden. Dabei geht es etwa um die Frage, warum Gülle auf dem Feld ausgebracht wird, wie Pflanzenschutzbehandlungen erfolgen und auf welchem Wege Landwirte zum Naturschutz beitragen – und dies alles authentisch von Mitarbeitern vorgetragen. Das im Rahmen der sächsischen Innovationsinitiative simul+ entstandene Angebot kann über über den Internetauftritt des LfULG oder die Plattform YouTube abgerufen werden.


Traktor auf Acker im ZVG Köllitsch

Lehr- und Versuchsgut Köllitsch

Der Praxispartner der Bauernzeitung in Sachsen


Über das neue Online-Angebot hinaus wird das LVG in diesem Jahr für interessierte Besucher „Landwirtschaft zum Anfassen“ bieten: Am 13. Juni soll zum zweijährlich stattfindenden Hoftag auf den Betrieb geladen werden, bei dem es unter anderem um die Schwerpunkte Digitalisierung, Berufliche Bildung und Umweltschutz im Landwirtschaftsbetrieb geht und mit einer Tierschau ein Höhepunkt für Fach- und Laienpublikum geboten wird.

Scharfe Reaktion

Der Deutsche Tierschutzbund droht, Julia Klöckner wegen der geplanten Änderungen der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung zu verklagen. Im Bundeslandwirtschaftsministerium hat man dafür wenig Verständnis – und spricht von einem „PR-Gag“.

Das Bundeslandwirtschaftsministerium sieht die Zusammenarbeit mit dem Deutschen Tierschutzbund infrage gestellt, weil der Verband wegen der geplanten Änderung der Tierschutz-Nutztierverordnung mit einer Klage gegen Ressortchefin Julia Klöckner gedroht hat.

Ein Sprecher des Ministeriums erklärte, es sei fraglich, wie sich Verbandspräsident Thomas Schröder eine „konstruktive Zusammenarbeit im Sinne der Sache“ vorstelle.

Er äußerte Verständnis dafür, dass Schröder „im Orchester der vielen Tierschutzaktivisten und Nichtregierungsorganisationen Schlagzeilen produzieren und seine Mitglieder mit extremen Vorgehensweisen bedienen muss“. Eine Klage gegen Klöckner persönlich sehe jedoch eher nach einem „PR-Gag“ aus.



Schäfer: Anerkennung statt Almosen

Die Lammfleischpreise sind im Keller, eine Weidetierprämie nicht in Sicht. Im Interview spricht Knut Kucznik, Vorsitzender des Schafzuchtverbandes Berlin Brandenburg e.V., über die schwierige Situation vieler Schäfer – und zeigt sich kämpferisch.

Die Schäfer stehen nicht nur hierzulande mit dem Rücken zur Wand. Der Markt für Lammfleisch ist zusammengebrochen, Betriebsaufgaben mehren sich, Schäfervereine lösen sich auf. Kann man in solch einer Situa­tion noch zuversichtlich in das neue Jahr blicken? 

Ich bin geborener Optimist, und der bleibe ich. Zweifellos ist die Situation ernst. Doch wer nicht kämpft, hat schon verloren. Ich jedenfalls möchte nicht der Vorsitzende eines Verbandes sein, der tatenlos zugeschaut hat. 

Anfang des Jahres gibt es ein erstes Gespräch des Schafzuchtverbandes mit dem neuen Landwirtschaftsminister Brandenburgs geben. Was versprechen  Sie sich davon?

Ich habe genau hingehört, was Axel Vogel auf der jüngsten Klausurtagung des Landesbauernverbandes erklärt hat. Danach braucht er Vorschläge, wie er uns helfen kann. Die werden wir liefern, und wenn er entscheidet, dass wir wirklich gerettet werden sollen, hat er eine Vorlage.

Knut Kucznik Schäfermeister
Knut Kucznik, Vorsitzender des Schafzuchtverbandes Berlin Brandenburg e.V. (c) Sabine Rübensaat

Worum geht es da vor allem?

Wir wollen keine Almosen, sondern eine wirksame Hilfe zur Selbsthilfe. Damit meine ich eine angemessene Vergütung unserer Leistungen bei der Landschaftspflege. Bei der geht es ja um weit mehr als nur darum, die Flächen freizuhalten und vor Verbuschung zu schützen. Wir sorgen zugleich dafür, dass Boden, Wasser und Luft reingehalten werden, Kohlendioxid gebunden  und die Artenvielfalt erhalten wird. Das muss anerkannt werden. Nur so kann es gelingen, den weiteren Rückgang der Schafhaltung zu stoppen.

Was bedeutet das finanziell?

Zunächst muss die Förderobergrenze für den Vertragsnaturschutz fallen. Derzeit erfolgt eine Kappung bei 450 Euro pro Hektar. Das steht in keinem Verhältnis zu dem damit verbundenen Aufwand. Zudem wünschen wir uns, dass sämtliche Schafweiden auf Grundlage des „Programms Grünland nach lokal etablierter Praxis“ vergütet werden. 

Hilfe zur Selbsthilfe kann nur funktionieren, wenn bessere Erlöse auf dem Markt erzielt werden. Das aber scheint mir derzeit ein Wunschdenken zu sein.

Wir haben darüber ausgiebig auf dem Schaftag in Groß Kreutz diskutiert. Wie unser Referent vom Thünen-Institut Braunschweig berichtete, gehen Länder wie Spanien ganz anders heran. Dort wird die Vermarktung stark gefördert, und unsere Berufskollegen haben ein deutlich besseres Einkommen. Wir erwarten, dass in Deutschland und vor allem in den Bundesländern ein Umdenken erfolgt. Projekte wie das der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung in Eberswalde sollten unbedingt unterstützt werden.

Was hat es damit auf sich?

Bei diesem Vorhaben geht es zunächst darum, anhand von Umfragen die Marktpotenziale für hiesiges Lammfleisch zu ermitteln. Gemeinsam mit Schäfereien sollen aktuelle Herausforderungen analysiert und Qualitätskriterien aufgestellt werden. Nächster Schritt wäre dann,  eine Probevermarktung zu starten und wissenschaftlich zu begleiten. Ich halte das für eine Chance, die wir unbedingt nutzen sollten. Dazu braucht es allerdings Unterstützung und die gesicherte Bereitschaft von Betrieben, am Projekt mitzuarbeiten. 



Es gab vor Jahren ja schon eine Erzeugergemeinschaft „Märkisches Lammfleisch“, die aus verschiedenen Gründen jedoch nicht funktionierte. Haben Sie keine Sorge vor einer erneuten Enttäuschung?

Es muss ein ganz neuer Ansatz für die Werbung her. In einer Zeit, wo der Fleischverbrauch immer kritischer hinterfragt wird, können wir uns nicht hinstellen und dazu auffordern, mehr Lammfleisch zu essen. Wir sollten aber aufzeigen, was regionale Schafhaltung für die Umwelt bedeutet. Und dass es für jene, die sich den Fleischverzehr nicht versagen wollen,  allemal besser ist, sich für hiesiges Lammfleisch zu entscheiden. Denn das ist im Unterschied zu dem aus Neuseeland nicht um die halbe Erde transportiert worden. Wir sehen auch Brandenburgs Marketingverband pro  agro als einen wichtigen Partner, um hier neue Wege zu gehen. 

Wie wir hörten, soll es demnächst einen sogenannten Kulturlandschaftsbeirat geben. Kann der auf die Mitwirkung Ihres Verbandes bauen?

Unbedingt. Uns liegt viel dar­an, die Betreuer von Schutzgebieten mit den Schäfern zusammenzubringen. Bislang wissen beide noch viel zu wenig voneinander. Wenn sie aber richtig vernetzt sind, ergeben sich ganz andere Möglichkeiten, schützenswerte Flächen auf natürliche Weise zu pflegen. Eine Variante könnte darin bestehen, Schafweide auch auf Waldflächen zu praktizieren.

Schäfermeister Knut Kucznik gemeinsam mit Jungschäferin Ronja Golz. (c) Sabine Rübensaat

Die Beweidung von Solarparks könnte eine lukrative Erwerbsquelle für Schäfer sein, ist es aber derzeit nicht. Wie kann man das ändern?

Es gibt einige wenige Betreiber von Solarparks, die den Wert der natürlichen Beweidung erkannt haben und angemessen vergüten. Das muss sich herumsprechen. Hilfreicher wäre, wenn der Staat hier stärker eingreift, indem er Betreiber entsprechend in die Pflicht nimmt. 

Welche Höhepunkte wird es 2020 für den Verband geben?

Ganz obenan stehen die Teilnahme an der BraLa im Frühjahr und am Landesleistungshüten, voraussichtlich am zweiten Septemberwochenende in Altlandsberg. Nicht zu vergessen die regionalen Zuchtveranstaltungen, Körungen und Auktionen. In diesem Zusammenhang sei darauf verwiesen, dass wir seit Anfang Januar einen neuen Zuchtleiter haben: Christoph-Johannes Ingelmann aus Sachsen-Anhalt. Wir freuen uns auf eine enge Zusammenarbeit!  

Wie steht es um die Mitgliederzahl im Verband?

Wir haben aktuell 333 Mitglieder. Unser jüngstes Mitglied ist eine erst Dreizehnjährige aus dem Landkreis Oder-Spree. Das lässt doch hoffen!

Die Fragen stellte Wolfgang Herklotz

Agrarstatistik: Landwirtschaft in Zahlen

4233 Betriebe, 1,16 ha Ackerland, über drei Millionen Tonnen Getreide bei der Ernte – das Statistische Landesamt hat neue Zahlen zur Landwirtschaft in Sachsen-Anhalt vorgelegt. Überraschend ist die hohe Zahl der Schweine.

Anlässlich der Internationalen Grünen Woche in Berlin hat das Statistische Landesamt neue Zahlen zur Landwirtschaft in Sachsen-Anhalt veröffentlicht. 2019 bewirtschafteten danach 4.233 Betriebe eine landwirtschaftliche Nutzfläche von insgesamt 1,16 Mio. ha. Davon waren 84,9 % Ackerland (985.900 ha) und 14,9 % Dauergrünland (173.000 ha). Hinzukommen etwa 1,500 ha Baum- und Beerenobstfläche sowie rund 700 ha Rebland.

Agrarstatistik Sachsen-Anhalt: Über 3 Mio. t Getreide

Von besonderer Bedeutung war der Anbau von Winterweizen (in 2.496 Betrieben auf 333.500 ha Fläche), Wintergerste (1.756 Betriebe, 108.700 ha) und Silomais (1.633 Betriebe, 154.300 ha). Die Landwirte fuhren nach vorläufigen Ergebnissen im Vorjahr eine Ernte von etwa 3,108 Mio. t Getreide ein, darunter 1,914 Mio. t Winterweizen und 663.954 t Wintergerste, sowie von 4,108 Mio. t Silomais und 2,549 Mio. t Zuckerrüben. Die Obstbauern ernteten 12.975 t Äpfel, 2.040 t Süßkirschen und 1.196 t Pflaumen.



Im November 2019 wurden landesweit auf den Höfen neben anderen Nutztieren 312.999 Rinder, darunter 113.048 Milchkühe, sowie nach vorläufigen Angaben etwa 1,134 Millionen Schweine, 67.100 Schafe und rund 1,8 Millionen Legehennen gehalten.

Die aktuellsten verfügbaren Angaben der Agrarstatistik zur Gemüseproduktion stammen aus dem Jahr 2018. Größere Erntemengen konnten in jenem Jahr bei Möhren (53.624 t), Speisezwiebeln (22.934 t) und Knollensellerie (2.369 t) im Freiland erzielt werden. Die einheimischen Weinerzeuger konnten sich über Erntemengen von 25.248 hl Qualitäts- und 14.742 hl Prädikatswein freuen. Insgesamt wurden 29.649 hl Weißwein und 10.342 hl Rotwein produziert. fi

Düngerecht: Alternativlose Verordnung

In Berlin gehen die Auseinandersetzungen um ein verschärftes Düngerecht weiter. Doch in der Union mahnen bereits Stimmen, bei Landwirten keine falschen Hoffnungen zu wecken. 

Politiker sollten den anlässlich der Grünen Woche in Berlin demonstrierenden Landwirten nicht das Blaue vom Himmel versprechen. Das findet der agrarpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Albert Stegemann. Er mahnt einen fairen und ehrlichen Umgang an. „Die demokratischen Parteien sind aufgerufen, ein realistisches Bild aufzuzeigen“, erklärte der CDU-Politiker. 

Ausdrücklich warnt Stegemann vor falschen Erwartungen an die geplante Änderung der Düngeverordnung. „Wir werden ein Urteil des obersten Europäischen Gerichts nicht umkehren oder aussetzen können“, bekräftigt der Unionsabgeordnete. Unabhängig von der aus seiner Sicht unabweislichen Änderung der Düngeverordnung sollte nach Auffassung von Stegemann das 

Düngeverordnung: Messnetz überprüfen 

Bundesumweltministerium gemeinsam mit den Bundesländern ergebnisoffen prüfen, ob das Nitratmessstellennetz und die entsprechenden Messmethoden in der jetzigen Form ausreichen und wie die Messungen in anderen EU-Mitgliedstaaten gehandhabt werden. Gleichzeitig sei die Politik gefordert, den Instrumentenkasten der Landwirte zu erweitern, „zum Beispiel indem wir innovative Pflanzenschutzmittel endlich schneller zulassen oder ernsthaft darüber nachdenken, wie
wir neue Züchtungsmethoden erlauben können“. 

Stegemann: Gezielte Skandalisierung von Themen

Düngerecht Albert Stegemann MdB
Albert Stegemann, agrarpolitischer Sprecher der CDU-Bundestagsfraktion (c) Tobias Koch/Albert Stegemann MdB

Für die angekündigten Proteste zeigt Stegemann Verständnis: „Es ist nur konsequent und richtig, dass Landwirtinnen und Landwirte die Chance ergreifen und beabsichtigen, im Umfeld der Grünen Woche zu demonstrieren, um so auf ihre Belange aufmerksam zu machen.“ Ansonsten, so der Abgeordnete, würden nur die bunten Bilder der Wir-haben-es-satt-Kundgebung gezeigt, „die insbesondere von Nichtregierungsorganisationen getragen und ausgerichtet wird und die letztlich von der Skandalisierung der Themen leben.“

Die CSU-Landesgruppe im Bundestag hat vor der Abstimmung ihre Position zur Düngeverordnung auf der Klausurtagung in Kloster Seeon bestimmt. In einem Beschluss fordert sie eine „Düngeverordnung auf wissenschaftlicher Basis“. Zugleich betonen die Abgeordneten die Notwendigkeit, die hohe Grundwasserqualität zu schützen. Nachdem in Bayern eine Überprüfung und Ausweitung des Nitratmessnetzes erfolge, erwarte man das Gleiche in ganz Deutschland. „Nur belastbare, akzeptierte und repräsentative Messergebnisse sind als Grundlage einer zielgerichteten Umsetzung der EU-Nitratrichtlinie in Deutschland geeignet“, heißt es in dem Papier. 



Falls Bewirtschaftungsbeschränkungen notwendig seien, müssten diese finanziell ausgeglichen werden. Gleichzeitig erteilen die Christsozialen ungerechtfertigten und einseitigen Belastungen für die Bauern eine Absage. In ihrem Papier bekräftigt die CSU ihr Leitbild des bäuerlichen Familienbetriebes, „der achtsam mit seinen Tieren und der Umwelt umgeht.“

Viel Ideologie im Spiel 

Nach Auffassung des agrarpolitischen Sprechers der AfD-Bundestagsfraktion, Stephan Protschka, würde eine weitere Verschärfung der Düngeverordnung das Höfesterben stark beschleunigen. Bereits heute litten die heimischen Landwirte enorm unter dem gewaltigen Bürokratieaufwand und dem „Regulierungswahn von EU, Bund und Ländern“. Einen pauschalen Düngungsabschlag von 20 % in den roten Gebieten hält Protschka für eine „ideologische Forderung“. Vor einer erneuten Verschärfung der Düngeregeln müsse die Bundesregierung erst eine Evaluierung der bei der Novelle von 2017 durchgeführten Maßnahmen vornehmen. 

Sowohl der Bayerische Bauernverband (BBV) als auch der Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd (BWV) forderten ihre jeweiligen Landesregierungen auf, dem Verordnungsentwurf der Bundesregierung zur Novelle der Düngeverordnung im Bundesrat nicht zuzustimmen. 

AGE/RED