Gurkenbewässerung: Tropfschläuche gehen von den Leitungen ab und bringen das Wasser an die Wurzel. (c) Heike Mildner

Spreewälder Gurken: Wasser marsch?

Im Spreewald hat die Gurkenernte begonnen: Nicht nur viele Handarbeiter in Bauchlage, auch eine effektive Bewässerung sind jetzt gefragt.

Von Heike Mildner

Während erste Landkreise wie Spree-Neiße und Dahme-Spreewald die Entnahme aus Oberflächengewässern einschränken oder ganz untersagen, wachsen im Spreewald die Gurken heran. Ohne Bewässerung wäre das schlicht nicht möglich. Die vermeintliche Ungleichbehandlung von Anwohnern und Landwirten sorgt mitunter für Ärger. Und so werden Heinz-Peter Frehn vom Gurkenhof Frehn in Schöneiche (Gemeinde Steinreich, Landkreis Dahme-Spreewald) und andere Spreewaldgurkenanbauer nicht müde, Kunden, Anliegern und Touristen die Unterschiede zu erläutern.

Tropfschläuche für Gurken und Kohl

Das Wasser für den Gurkenanbau kommt aus 60 bis 80 Metern Tiefe. Die zusätzliche Wassergabe richtet sich nach Wetter und Kultur und liegt bei den Spreewaldgurken im Durchschnitt bei 200 bis 250 mm/m².

Frehn kann in seinen Betrieben auf rund 20 Tiefbrunnen zurückgreifen. Von den Brunnen wird das Wasser über ein zwölf Kilometer langes Rohrleitungsnetz zu den Feldern transportiert. Tropfschläuche von über 2.000 km Länge bringen das Wasser direkt an die Wurzeln der verschiedenen Kulturen. „Für Kohl und Gurken benutzen wir Einwegschläuche“, erläutert Frehn.
Wasser sei sehr eisenhaltig, das ausflockende Eisen verstopfe die Tropfstellen. „Nach der Saison werden die Schläuche entnommen, aufgewickelt und zurückgegeben“, so Frehn weiter. Die alten Schläuche würden beim Recycling tiefgefroren, zerschlagen und als Granulat wiederverwendet.

Spreewälder Gurken: Probleme beim Gurkenanbau

Zum Erntestart der Gurken Ende Juni in Schöneiche macht Frehn auf ein coronabedingtes Problem aufmerksam: „Nicht nur die Baubranche leidet an Lieferverzögerungen – auch wir bekommen plötzlich zum Beispiel keine Bewässerungsrohre mehr und müssen auf andere Materialien ausweichen, was höhere Kosten mit sich bringt, die nicht vorauszusehen waren.“

Andere Probleme hängen mit dem Mindestlohn, einem schlechten Funknetz und einer sich verändernden Genehmigungspraxis für die Brunnen zusammen, erläutert Heinz-Georg Embach vom Spreewaldhof Niewitz.

Vor fünf Jahren sei es noch relativ einfach gewesen, von der Unteren Wasserbehörde die Genehmigung für einen Tiefbrunnen zu bekommen. Man bekundete seinen Bedarf, eine Firma wurde mit Probebohrungen beauftragt, der von den Fachleuten als geeignet befundene Standort genehmigt. Heute müsse im Vorfeld ein Gutachten erstellt werden und eine Umweltverträglichkeitsprüfung erfolgen. Das kostet den Landwirt Zeit und Geld, so Embach.

Die Genehmigungsbehörde wolle zudem natürlich wissen, welche Fläche bewässert werden soll und wie hoch der Bedarf voraussichtlich sein wird, erläutert Frehn das weitere Prozedere. Die Obere Wasserbehörde erfasse dann die tatsächlich entnommene Wassermenge und berechne den „Wassercent“ – tatsächlich nicht einen, sondern 15 bis 20 Cent/m³. Insgesamt werden 2021 von den Spreewälder Anbaubetrieben Gurken auf einer Fläche von rund 550 ha angebaut, davon rund 50 ha im Bioanbau.


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Bewässerung: Sparsamkeit ist höchstes Gebot

Wie Frehn und Embach setzen die Gurkenproduzenten auf eine effiziente Bewässerung, zum Teil sogar auf eine computergestützte Modellierung der notwendigen Wassergaben. Sparsamkeit ist Gebot. Dennoch sind die Landwirte auch hier häufig die Bösen. „Wenn bei uns mal eine Havarie auftritt, rufen uns die Leute an. Grundsätzlich freut uns das, denn man kann nicht immer alle Flächen im Blick haben“, sagt Frehn, ärgert sich aber, wenn dann doch wieder jemand meint, sie würden da sinnlos mit dem Wasser herummatschen.

Spreewälder Gurken sind nach wie vor ein Qualitätsprodukt mit Herkunftsgarantie. Seit der Selbstverpflichtung der regionalen Gurkenerzeuger und -verarbeiter wird ausschließlich regionale Rohware für die Verarbeitung zu Spreewälder Gurken verwendet. Frisch vom Feld werden sie in neun Konservenbetrieben nach traditionellen Spreewald-Rezepturen veredelt.

Ein Teil der Produktion ist nun allerdings auch ganz offiziell in französischer Hand. Das Kartellamt genehmigte am Donnerstag voriger Woche den Verkauf der Obst- und Gemüseverarbeitung „Spreewaldkonserve“ Golßen GmbH (Marke Spreewaldhof) an die Andros-Gruppe mit Hauptsitz in Südfrankreich.

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