Jörg Schröter (r.) bewirtschaftet den Landwirtschaftsbetrieb gemeinsam mit seinem ältesten Sohn Pascal.

Willkommen bei den Südharzer Milchbauern

Am Fuße des Kyffhäusers liegt der Betrieb unseres neuen Praxispartners in Sachsen-Anhalt. Der Landwirtschaftsbetrieb Schröter in Tilleda hält Milchvieh und Mutterkühe, und baut Marktfrüchte sowie Futter an. Doch das ist noch nicht alles.

Von Detlef Finger (Text und Fotos)

Der Landwirtschaftsbetrieb Schröter in Tilleda ist neuer Praxispartner der Bauernzeitung in Sachsen-Anhalt. Das Familienunternehmen bewirtschaftet im Landkreis Mansfeld-Südharz rund 300 ha Ackerland. Überdies gehören auch etwa 20 ha Grünland und 25 ha Streuobstwiesen zum Hof. Der Betrieb an der Landesgrenze zu Thüringen erzeugt mit rund 120 melkenden Holstein-Kühen Rohmilch. Eine kleine, etwa 20-köpfige Herde von Mutterkühen der Rasse Welsh Black kommt in der Landschafts- und Biotoppflege zum Einsatz.

Das Ortschild von Tilleda im Landkreis Mansfeld-Südharz in Sachsen-Anhalt.
Tilleda liegt am Fuße des Kyffhäusers in Sachsen-Anhalt.

Den Hof bewirtschaftet Betriebsleiter Jörg Schröter (51) gemeinsam mit seinem ältesten Sohn Pascal (30). Die Brüder Heiko und Gerald Kürschner unterstützen die beiden Landwirte bei ihrer täglichen Arbeit. Sie sind fest im Familienbetrieb angestellt.

Ein Erbsenfeld des Landwirtschaftsbetriebs Schröter in Tilleda - dem Praxispartner der Bauernzeitung in Sachsen-Anhalt.
Auch Erbsen stehen in der Fruchtfolge des Landwirtschaftsbetriebs Schröter.

Auch Jörg Schröters Eltern, Herbert und Inge Schröter, helfen im Stall und auf dem Feld mit. In Spitzenzeiten, so zum Beispiel zur Erntezeit, packen ferner Freunde der Familie gleichfalls mit an. Jörg Schröters Ehefrau Gabriele (50) arbeitet als Ergotherapeutin, der jüngste Sohn, Maximilian (27), studiert derweil Veterinärmedizin an der Universität in Leipzig.

Die Fruchtfolge auf den Äckern des Betriebes ist vielfältig: Rund um Tilleda wachsen Winterweizen, Winter- und Sommergerste, Winterraps, Körnererbsen, Ackerbohnen, Öllein und Ackergras zur Vermehrung. Des Weiteren Mais, Ackergras und Luzerne, die als Futter angebaut werden.

Landwirtschaftsbetrieb Schröter: Die Rohmilch geht nach Franken

Die auf dem Hof erzeugte Rohmilch wird an die Milchwerke Oberfranken West eG vermarktet. Diese verarbeiten die Milch am Standort Wiesenfeld bei Coburg. Der Betrieb Schröter ist Mitglied der Genossenschaft und hat mit dem Käsespezialisten eine Liefervereinbarung abgeschlossen. Der durchschnittliche Auszahlungsgrundpreis lag im vergangenen Jahr bei knapp 33 ct/kg. Hinzu kommen Aufschläge für S-Klasse-Milch gemäß der Güteverordnung von 0,5 ct/kg, ferner 1,2 ct/kg für die gentechnikfreie Fütterung. Mit „seiner Molkerei“ ist Jörg Schröter zufrieden.


Das Züchtertreffen der Rasse Fleckvieh-Simmental der Arndt GbR in Bottmersdorf (PRaxispartner der Bauernzeitung in Sachsen-Anhalt)

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Der Verarbeiter wertschätze seine Lieferanten und zahle einen im bundesweiten Branchenvergleich überdurchschnittlichen Grundpreis für die Rohmilch. Dennoch, gibt der Betriebsleiter im Allgemeinen zu bedenken, reiche das derzeitige Preisniveau nicht aus, um die stetig steigenden Kosten der Milcherzeugung abzudecken. Der Herdbuchbetrieb Schröter ist außerdem Mitglied im Rinderzuchtverband Sachsen-Anhalt eG (RSA), im Landeskontrollverband für Leistungs- und Qualitätsprüfung e.V. (LKV) sowie in der Erzeugergemeinschaft für Milchproduzenten e.V. mit Sitz in Derenburg im Nordharz.

Futterknappheit durch Dürre auf dem Betrieb der Schröters

Der Landwirtschaftsbetrieb Schröter hält Fleischrinder für die Pflege der Streuobstwiesen. (c) Detlef Finger

Von den trockenheitsbedingten Problemen der vergangenen beiden Jahre war auch der Hof im Südharz betroffen. 2018 mussten Luzerne und Melasse zugekauft und das Grundfutter für die Milchkühe zwischenzeitlich mit Stroh gestreckt und mehr Kraftfutter eingesetzt werden. Im Vorjahr wurde die Marktfruchtfläche zugunsten des Ackerfutterbaus eingeschränkt. Die Silos konnten gut gefüllt werden. Die Vorräte reichten für die zurückliegende Winterfütterungsperiode aus. Der Anschluss war in diesem Frühjahr damit gegeben. Anfang Mai kam der Aufwuchs von 18 ha Ackergras und 10 ha Grünland ins Silo. Später wurde auch das übrige Grünland gemäht und der erste Schnitt von der Luzerne eingebracht. Nun braucht es unbedingt Regen, damit das Futter ordentlich nachwachsen kann.


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2019 selektierten Schröters „Problemtiere“ aus und reduzierten so den Kuhbestand um etwa 10 %. Der Jungviehbestand blieb konstant – für die Wiederaufstockung der Herde. Die durchschnittliche Leistung lag in den beiden letzten Prüfjahren um die 11.900 kg Milch pro Kuh. Aktuell hat die Milch 4,2 % Fett und nahezu 3,4 % Eiweiß. Der Herdbuchzuchtbetrieb zählt zu den leistungsstärksten Milchviehbetrieben in Sachsen-Anhalt. Der Landwirtschaftsbetrieb Schröter ist mit seinen Schaukühen außerdem auch bei Zuchtwettbewerben sehr erfolgreich.

Betrieb ist aufs Tierwohl bedacht

Das Wohl der Tiere ist dem Betrieb wichtig und wird stetig verbessert. So stehen alle Kühe auf Stroh. Vor dreieinhalb Jahren stellten Schröters auf automatisches Melken umgestellt. „Das ist für die Kühe entspannter“, sagt der Betriebsleiter. Deswegen kämen diese im Schnitt dreimal täglich zu den beiden Lely Astronaut A4-Melkboxen. Im Laufstall wurden elastische Trennbügel eingebaut. Diese ermöglichen den Kühen ein besseres Abliegen. Der Laufhof wurde außerdem trittsicherer gestaltet.

Bei der Nikolausschau 2015 wurde die Marbach-Tochter Romana, hier mit der Züchterfamilie Schröter, „Miss RSA“. (c) Detlef Finger

Die derzeit allgemein schwierige Lage der Landwirtschaft erfüllt Jörg Schröter mit Sorge. „In den Betrieben geht es momentan nur um den Erhalt der Liquidität.“ Auch die Bauern bräuchten „eine Spanne zum Leben“, sagt er mit Blick auf stetig steigende Aufwendungen und zu geringe Erlöse. Hier sei die Politik gefordert. Diese müsse „dem System Landwirtschaft wieder eine Zukunft geben“. Der Betriebsleiter ist andererseits überzeugt, dass zurückliegende Hochpreisphasen, zum Beispiel für Getreide und Milch, auch einiges kaputtgemacht haben. Dadurch habe es zum Teil auch „ungesundes Wachstum“ in der Milchproduktion gegeben.