Zur Pflege des Sojabestandes war das neue Gerät vor gut zwei Wochen im Einsatz. (c) LVG Köllitsch

LVG Köllitsch: Zentimetergenau durch den Sojabestand

Am Lehr- und Versuchsgut (LVG) Köllitsch wird neue digitale Landtechnik auf ihre praktische Abwendbarkeit hin getestet. Für große Begeisterung sorgte die neue Drei-Beet-Hacke bei der Pflege des Sojabestandes.

Wegen coronabedingter Verzögerungen kam sie erst Mitte Mai und damit ziemlich spät auf den Hof – doch immer noch gerade rechtzeitig, um von ihren Vorzügen zu überzeugen. Im Lehr- und Versuchsgut (LVG) Köllitsch hat die neue Drei-Beet-Hacke ihre ersten Einsätze aus Sicht von Feldbauleiter Nico Wolf erfolgreich gemeistert. Ihn beeindrucken die Vielseitigkeit und Genauigkeit der Maschine, die vor gut zwei Wochen zuletzt bei der Pflege des Köllitscher Sojabestandes im Einsatz war.

Näher an die Kulturpflanze heran

Die Hacke besteht aus drei unabhängig voneinander arbeitenden Verschieberahmen von je 2,70 m Breite. Sie arbeiten kameragesteuert. Eine Kamera auf jedem der drei Verschieberahmen erkennt die Pflanzenreihe und passt die Führung der Hacke an. Das ermöglicht genauestes Arbeiten. Denn zwar nutze man bei der Feldarbeit RTK und fahre mit automatischem Lenksystem, wie der Feldbauleiter erklärt. Doch der Toleranzbereich von 2 cm könne sich aufsummieren und führe am Rand der Arbeitsbreite dann doch zu deutlicheren Abweichungen. Die kameragesteuerte Führung der Werkzeuge und das voneinander unabhängige Arbeiten der drei Verschieberahmen gleichen das aus. „Wir können mit dem Werkzeug somit näher an die Kulturpflanze heran“, sagt der Feldbauleiter.

Fasziniert sei er von der breiten Palette an Instrumenten, die zur Verfügung steht. Die Hacke hat Gänsefußschare, eine Fingerhackvariante, einen Nachlaufstriegel und kann mit Häufelkörpern ausgestattet werden. „Alles ist schnell zu wechseln, um auf unterschiedliche Situationen reagieren zu können“, erklärt er. Die Einzelaggregate sind aushebbar, was eine Bearbeitung von Teilbreiten ermöglicht.

Nachtaktive Beleuchtung gewährleistet auch das Arbeiten in der Dunkelheit. Um den Bodenverhältnissen in der Elbaue besser gerecht werden zu können, arbeitet das LVG mit starren Werkzeugträgern anstelle von Federzinken.

Im Herbst dann Einsatz im Raps

Bislang hat das Gerät des Herstellers Lemken-Steketee auf Köllitscher Flächen in Sonnenblumen, Silomais und in den Sojabohnen, die in diesem Jahr im LVG auf 10 ha wachsen, mechanisch Unkraut bekämpft. Der nächste Einsatz wird erst wieder im Herbst im Raps sein, der in Einzelkornablage gesät wird.

Die Hacke mit ihren je 2,70 m großen Verschieberahmen ist gut kompatibel mit der in Köllitsch eingesetzten Einzelkornsämaschine Kverneland Optima V, „mit der wir im variablen Reihenabstand von 40 bis 80 Zentimeter alles legen können, was vereinzelt werden kann“, wie es der Feldbauleiter erklärt.

Hacke wie auch Sämaschine bieten die Flexibilität, die der Betrieb für die vielen Versuchsanstellungen benötigt, ohne für jede Anforderung eine eigene Maschine vorhalten zu müssen.

Forschungsverbund ist mit dabei

Begleitet wird der Einsatz der neuen Hacke im LVG durch Mitarbeiter der Stabsstelle Digitalisierung des Sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG), die am Standort Köllitsch neue digitale Landtechnik auf ihre praktische Abwendbarkeit hin testen. Verglichen werden soll die mechanische Unkrautbekämpfung durch die neue Hacke mit der herkömmlichen Variante und – perspektivisch – auch mit Roboterlösungen.

Eingebunden ist dies in das Experimentierfeld „Landnetz“, einem Verbundprojekt verschiedener Forschungseinrichtungen in Sachsen. Es wird koordiniert vom 5G Lab Germany an der TU Dresden (Institut für Nachrichtentechnik, Vodafone Stiftungsprofessur Mobile Nachrichtensysteme). Verbundpartner sind neben dem LfULG die TU Dresden (Lehrstuhl für Agrarsystemtechnik) und das Fraunhofer-Institut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme (IVI).

Parallel zu den Versuchen und Forschungsprojekten läuft im LVG selbstverständlich der landwirtschaftliche Alltag weiter. Und der steht inzwischen schon im Zeichen der Ernte. „Wir sind in den Startlöchern“, so Nico Wolf. Mit aller Gründlichkeit werden die Erntemaschinen überprüft und vorbereitet, Getreidelager gereinigt und ausgegast.

Einen frühen Start, wie in den vergangenen Jahren häufiger, wird es allerdings dieses Mal nicht geben. „Ich rechne damit, dass wir spätestens am zweiten Juliwochenende beginnen“, denkt der Feldbauleiter. Jeder Ertragsprognose enthält er sich indes aus Vorsicht. Auch wenn die Bestände bisher gut aussehen – es zähle nur, was am Ende wirklich in der Scheune liegt.


LVG Köllitsch

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Zumindest beim Futter haben sich die guten Erwartungen schon bestätigt: Der erste Schnitt brachte das Doppelte bis Dreifache der gewohnten Mengen an Gras, Luzerne und Futterroggen.

Zwei große Fahrsilos sind mit Anwelksilage gefüllt, 245 t Futterroggen liegen im Schlauch, 570 t Luzerne wurden vom Feld geholt. Das führt mit Blick auf die Platzkapazitäten freilich auch zu Schwierigkeiten – die man als „Luxusproblem“ aber gern in Kauf nimmt. „Was die Grundfutterversorgung angeht, sind wir in einer äußerst beruhigenden Lage“, zeigt sich Nico Wolf zufrieden.

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