Die Körner der Sojabohnen haben sich trotz anfänglicher Startschwierigkeiten gut entwickelt. (c) Silvia Kölbel

Sojabohnenanbau: Das Unmögliche wagen

Weil bisher geeignete Sorten fehlen, gilt – wie einstmals auch der Maisanbau – der Sojabohnenanbau im Vogtland nicht als Option. Ein junger Mann wagt sich trotzdem an das schwierige Thema heran.

Von Silvia Kölbel (Text und Fotos)

Johann Singer aus dem vogtländischen Leubnitz wird in der Plauener Informations- und Servicestelle des Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) als Anbauer von Sonderkulturen geführt. Denn der junge Mann, der gerade den Vorbereitungskurs auf die Meisterprüfung an der Fachschule Plauen absolviert, kultiviert im Rahmen seiner Meisterarbeit auf einer seiner Flächen versuchsweise Sojabohnen. Bei diesem selbst gewählten Thema untersucht er die Anbaustabilität und den Eiweißertrag von vier Körnerleguminosen. Neben den Sojabohnen hat er dafür Erbsen, Ackerbohnen und Lupinen ausgesucht.

Sojabohnen-Saatgut aus Bayern

Johann Singer mit seinen Sojabohnenpflanzen.
Trotz Unkrautproblem haben die Sojabohnen von Johann Singer Schoten angesetzt.

Während er bei den gängigen Kulturen auf im Vogtland bewährte Sorten zurückgreifen konnte, war das bei den Sojabohnen wesentlich schwieriger. „In Südbayern gibt es einige kleine Anbauflächen. Von dort bekam ich Saatgut in Bioqualität“, berichtet Singer.

Die vier je einen Hektar großen Schläge liegen umgeben von Wald nahe dem elterlichen Hof. „Ich habe eine zusammenhängende Fläche mit gleichen Bodenverhältnissen gewählt, um die Ergebnisse vergleichen zu können“, sagt der 25-Jährige. Während die drei etablierten Kulturen im Bio-Betrieb keine Probleme bereiteten, taten sich die Sojabohnen anfänglich schwer. „Ich habe den Fehler gemacht, die Sojabohnen zu zeitig zu säen. Ich habe mich von dem warmen Wetter im April verleiten lassen, diese Kultur gemeinsam mit den anderen Körnerleguminosen auszusäen, obwohl ich wusste, dass Sojabohnen kälteempfindlich sind“, so der junge Landwirt.

Johann Singer auf seinen Feldern.
Vier Schläge mit verschiedenen Körnerleguminosen gehören zum Projekt des Meisterschülers. Die Erbsen waren Mitte August bereits geerntet. Lupinen und Ackerbohnen sollten folgen. Schlusslicht bilden im September die Sojabohnen.

Die Rechnung kam prompt im Mai mit den in diesem Jahr besonders kalten Spätfrösten. „Die Blätter sind gelb geworden. Dieser Frost hat die Pflanzen zurückgeworfen. Erst nach drei Wochen sind wieder neue Blätter gewachsen“, berichtet der jungen Mann. Die Beikräuter nutzten die Gunst der Stunde und überwuchsen die Kulturpflanzen. Zur mechanischen Unkrautregulierung war es zu spät. Trotzdem ist nicht alles verloren. „Die Pflanzen haben Schoten angesetzt. Ich hoffe sie reifen ordentlich aus und ich kann die Sojabohnen dreschen“, ist Johann Singer trotz der Rückschläge zuversichtlich.


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Joahnn Singer zeigt eine Sojapflanze von seinem Schlag.
Johann Singer präsentiert die Schoten einer Sojapflanze.

Allerdings sind nicht nur die Spätfröste das Problem beim Sojaanbau im Mittelgebirge, sondern auch die lange Entwicklungszeit dieser Kultur. Sie ist auch unter günstigen Bedingungen erst im September erntereif, ein Zeitpunkt, zu dem in dieser Region manchmal schon die ersten Herbstfröste auftreten. Von diesen gegen den Anbau sprechenden Faktoren möchte sich Johann Singer aber nicht entmutigen lassen. Nächstes Jahr will er einen zweiten Anbauversuch starten und später säen.

Vergleichskulturen top

Seinen Versuch fanden auch die Ausbilder in der Landwirtschaftsschule interessant. „Ich bin wohl der erste Meisterschüler, der sich bei seiner Projektarbeit mit dem Anbau von Sojabohnen beschäftigt“, berichte Johann Singer.

Während der Sojaanbau noch nicht die gewünschten Ergebnisse zeigt, ist der Junglandwirt mit den drei anderen Leguminosen sehr zufrieden. Die Erbsen waren Mitte August bereits gedroschen. 30 Doppelzentner stehen in der Bilanz. „Ich hab die Kulturen lediglich zweimal nach dem Auflaufen gestriegelt. Das war‘s. Mehr Pflanzenschutz war nicht nötig.“