Sonnenblumen auf einem Feld im Südfläming (c) Detlef Finger

Sonnenblumen: Im Osten geh´n die Sonnen auf

Die Bauernzeitung hat die aktuellen Ernteflächen für Sonnenblumen erfragt. Das überraschende Ergebnis: Vier Fünftel des gesamtdeutschen Anbaus der Ölfrucht entfallen auf den Osten Deutschlands.

Von Detlef Finger

Nach dem Winterraps mit aktuell rund 953.000 ha Anbaufläche sind die Sojabohne und die Sonnenblume – allerdings beide mit weitem Abstand – die Ölfrüchte Nummer zwei und drei in Deutschland. Die Hülsenfrucht wächst nach Schätzungen der EU-Kommission dieses Jahr bundesweit auf rund 33.000 ha (2019: 29.200 ha). Die Korbblütler stehen auf etwa 19.000 ha (2019: 22.500 ha). Während der Schwerpunkt des einheimischen Sojaanbaus in Süddeutschland liegt, ist der Osten der Bundesrepublik das Hauptangebiet für Sonnenblumen.

Hauptanbauländer für Soja waren im Vorjahr Bayern (12.300 ha) und Baden-Württemberg (7.300 ha). 79 % des Gesamtanbaus an Sonnenblumen entfielen dagegen im vorigen Jahr auf die ostdeutschen Bundesländer, nach 84 % in der vorvergangenen Anbausaison. Mehr als die Hälfte der Korbblütler bundesweit stand und steht im Land Brandenburg. 2018 waren es 10.300 ha, im Vorjahr 10.500 ha. In der laufenden Anbausaison sind es in der Mark landesweit 11.300 ha.

Anbau von Sonnenblumen ausgeweitet

Für 2020 werden auch in den anderen ostdeutschen Bundesländern im Vergleich zu den Vorjahren steigende Ernteflächen bei Sonnenblumen prognostiziert. Mecklenburg-Vorpommern vermeldet einen leichten Zuwachs auf 1.150 ha (2019: 1.000 ha; 2018: 1.000 ha). In Sachsen wird eine um ein Drittel größere Fläche von insgesamt 2.000 ha erwartet (2019: 1.500 ha; 2018: 1.600 ha). Sachsen-Anhalt hat mit 4.700 ha Sonnenblumen den zweitgrößten Anbauumfang, bei einem Anstieg um 20 % (2019: 3.900 ha; 2018: 2.600 ha). Und auch für Thüringen soll es eine Ausweitung der Fläche um ein Drittel auf 1.200 ha geben (2019: 900 ha; 2018: 800 ha).

Sonnenblumenkerne, geschält (c) Maik Grabosch Creations_pixelio.de

Im Durchschnitt der vergangenen Jahre (Ø 2013–2018) wuchsen bundesweit auf 19.100 ha Sonnenblumen. Im Vorjahr betrug der Anbauumfang in Deutschland rund 22.500 ha. Der mehrjährige mittlere Hektarertrag liegt bei 20,8 dt Sonnenblumenkernen. Im Schnitt der vergangenen Jahre belief sich die gesamtdeutsche Ernte dieser Ölsaat auf knapp unter 40.000 t. Etwa das Zehnfache dieser Menge an Son­nen­blu­men­ker­nen, rund 400.000 t, sowie 500.000 t Sonnenblumenöl wurden im Vorjahr laut dem Ver­band der öl­saa­ten­ver­ar­bei­ten­den In­dus­trie in Deutsch­land (OVID) importiert. Auch 500.000 t Sonnenblumenschrot wurden demnach nach Deutschland eingeführt.

Bei Ämtern und Ministerin angefragt

Im europaweiten Vergleich fällt der (ost)deutsche Sonnenblumenanbau freilich beinahe verschwindend gering aus. In der Europäischen Union (EU-27) werden es nach Schätzungen der EU-Kommission in diesem Jahr rund 4,41 Mio. ha Sonnenblumen (2019: 4,33 Mio. ha) sein. Größter Erzeuger der Ölsaat unter den Mitgliedstaaten ist Rumänien mit 1,19 Mio. ha Anbau (2019: 1,31 Mio. ha).

Die Anbauflächen für Sonnenblumen in Ostdeutschland hat die Bauernzeitung bei den Statistischen Ämtern beziehungsweise den Landwirtschaftsministerien der Bundesländer erfragt. Bei den Werten handelt es sich um agrarstatistische Prognosen auf der Grundlage von Befragungen von landwirtschaftlichen Betrieben beziehungsweise um die zusammengefassten Anbauzahlen der antragstellenden Betriebe aus dem Antragsverfahren Agrarförderung 2020. Die vorläufigen Anbauzahlen für alle Feldkulturen aus der Bodennutzungshaupterhebung 2020 stehen erst Ende Juli zur Verfügung.

Sonnenblumenkerne vielseitig verwendbar

Sonnenblumenkerne sind vielseitig verwendbar. Als Nahrungsmittel bereichern sie zum Beispiel vegetarische Bratlinge, Aufläufe und Suppen. Sie sind eine beliebte Backzutat für Brot und Brötchen. Ebenso schmecken diese im Müsli oder geröstet im Salat. Aus den Ölen und Fetten der Ölsaat werden weitere Lebensmittel hergestellt, etwa Spei­se­ö­le und -fet­te, Margarine und Ma­yon­nai­sen. Die Öle und Fette finden aber darüber hinaus auch Anwendung im chemischen und technischen Bereich, so als Zusatz für Lacke und Farben, Seifen und Waschmittel oder als Schmier- und Hydrauliköle. Ölsaaten sind zudem Ausgangsstoff für die Herstellung von Biodiesel. Als Koppelprodukt anfallende Ölschrote und Ölkuchen sind ein wertvolles Tierfutter. Über alle Ölsaaten hinweg liegen die Anteile in der Inlandsverwertung von Ölen und Fetten nach Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums und der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung bei 60 % industrieller Verwendung, 31 % für die Nahrungsmittelproduktion und 9 % für die Futtermittelherstellung.