Überblick: Alles zu den Bauerndemos

Auch in diesem Jahr rufen „Land schafft Verbindung“ und einige Bauernverbände zu bundesweiten Traktorkorsos und Kundgebungen auf. Allen voran steht der 17. Januar als Tag für regionale Bauerndemos in ganz Deutschland. Eine Übersicht zu den Terminen und Details.

Von David Benzin

aktualisiert am 16. Januar um 14.20 Uhr

BauernDemo Ernst-Reuter-Platz Berlin

Die Brandenburger Landwirte werden am 17. Januar 2020 eine erneute Sternfahrt nach Berlin machen. Diesmal geht es jedoch nicht zum Brandenburger Tor, sondern zum Ernst-Reuter-Platz gegenüber der Technischen Universität Berlin (Straße des 17. Juni). Ab 13 Uhr wird dort eine Kundgebung stattfinden. Die Sternfahrt wird aus drei Richtungen starten. Auch Vertreter aus Landes- und Bundespolitik werden erwartet. Vor Ort werden die Landwirtinnen und Landwirte für „faire Rahmenbedingungen für eine verantwortungsvolle und nachhaltige Landwirtschaft“ demonstrieren. Organisiert wird die Berlin-Demo unter Anderem durch Johanna Mandelkow von „Land schafft Verbindung Brandenburg“.

Infos zu den Bauerndemos

Auf seiner Facebook-Seite hat „Land schafft Verbindung Deutschland“ einige wichtige organisatorische Infos bekanntgegeben. Es wird darum geben, diese genau zu befolgen.


Freitag ist Demotag. Das ist spätestens seit „Fridays for Future“ nichts Neues mehr. Am Freitag, den 17. Januar 2020, machen sich aber auch wieder vielerorts in Deutschland Landwirtinnen und Landwirte auf den Weg, um Seite an Seite für eine praxisbezogenere Agrarpolitik zu stehen. Dirk Andresen von „Land schafft Verbindung Deutschland“ (LsV) hat die Regionalgruppen von LsV dazu aufgerufen, zusammen mit den Bauernverbänden für einen gemeinsamen Dialog zu demonstrieren.

Der 17. Januar soll dabei als zentraler Termin für Protestgruppen in ganz Deutschland gelten. Grund dafür ist, dass am Samstag, dem 18. Januar 2020, vor dem Brandenburger Tor in Berlin parallel zur Grünen Woche wieder die alljährliche „Wir haben es satt“-Demo stattfinden wird. In folgenden Bundesländern sind am diesem Tag Kundgebungen und Traktorkorsos geplant, um weiter gegen das Agrarpaket der Bundesregierung zu protestieren.

Vier Korsos in Mecklenburg-Vorpommern

Gemeinsam mit dem Bauernverband Mecklenburg-Vorpommern organisiert die LsV-Gruppe des Bundeslands Mecklenburg-Vorpommern (LsV MV) vier Traktorkorsos. Die Teilnehmer sollen sich am 17. Januar ab 15 Uhr in Bewegung setzen. Dafür sind laut Facebookseite von LsV MV und Bauernverband MV unter dem Motto „4 Routen, 2 Initiatoren, ein Ziel“ folgende Routen geplant:

Auch von der Agrarpolitik betroffene Pferde- und Schafhalter sowie der vor- und nachgelagerte Bereich der Landwirtschaft sind ausdrücklich zur Teilnahme an den Traktorkorsos aufgerufen. Alle genauen Infos zur Organisation werden im Whats-App-Chat von LsV MV mitgeteilt.

Bauerndemos in Sachsen und Thüringen

Auch in Dresden soll am 17. Januar eine Trecker-Demo der regionalen LsV-Gruppe stattfinden.

Anders als in vielen anderen Bundesländern, kommen die Landwirte in Thüringen schon am 15. Januar zusammen, um gemeinsam zu demonstrieren. Vor dem Landtag in Erfurt haben der Thüringer Bauernverband und die regionale LsV-Gruppe eine Demonstration angekündigt. Der Grund für den vorgezogenen Termin ist, dass der neue Thüringer Agrarausschuss an diesem Tag im Landtag zusammenkommt. Nach der Landtagswahl im Herbst 2019, bei der die bisherige Rot-Rot-Grüne Landesregierung keine Mehrheit erreichen konnte, soll eine Minderheitsregierung gebildet werden. Doch nicht nur dieser Ounkt ist strittig, auch über die Verteilung des Agrarressorts wird noch verhandelt.

Traktor-Korsos in ganz Deutschland

Auch in anderen Teilen der Republik hat „Land schafft Verbindung Deutschland“ Traktor-Korsos geplant, wie auf der Facebookseite mitgeteilt wird. Am 17. Januar soll in Bremen, Hannover und Stuttgart mit Kundgebungen und Traktoren-Korsos demonstriert werden. Die Treffpunkte sind:


Stallvideos: Bauernverband droht mit Anzeigen

Der Landesbauernverband Brandenburg will rund um die Grüne Woche gegen eventuelle Veröffentlichungen von Videos, die bei Stalleinbrüchen entstanden sind, vorgehen. Gegebenenfalls wird der Verband Anzeige wegen strafrechtlichen Unterlassens erstatten.

Von Heike Mildner

Sollte es im zeitlichen Umfeld der Internationalen Grünen Woche zur Veröffentlichung von Filmmaterial kommen, das erhebliche Verstöße gegen das Tierschutzgesetz zeigt und bei Stalleinbrüchen aufgenommen wurde, die schon längere Zeit zurückliegen, werde der Brandenburger Landesbauernverband (LBV) Anzeige wegen strafrechtlichen Unterlassens stellen. Dies kündigte der LBV in einer Pressemitteilung an.

„Dort wo Missstände aufgedeckt werden, muss diesen entschieden und zeitnah zum Wohle der Tiere nachgegangen werden. Tierleid darf nicht instrumentalisiert werden“, heißt es zur Begründung. Unabhängig davon, ob tatsächlich ein Verstoß vorliege, würden sich nächtliche Bilder aus mittleren und größeren Tierhaltungsbetrieben in die Köpfe der Zuschauer einbrennen und Unbehagen auslösen, auch wenn die Zustände vor Ort den rechtlichen Vorgaben entsprechen.

Hier offenbare sich ein Problem, dass offen und ehrlich diskutiert werden müsse: auf der einen Seite hohe ethische Ansprüche an die Lebens- und Tötungsbedingungen von Nutztieren, auf der anderen Seite greife die große Mehrheit der Konsumenten tendenziell eher zu günstigen Produkten.



„Die verantwortlichen politischen Akteure tragen durch ihre Entscheidungen dazu bei, dass aus diesem Problem eine existenzbedrohende Zwangslage für Tierhalter wird. Während sie auf der einen Seite die Tierwohlauflagen für die heimischen Landwirte kontinuierlich erhöhen und damit dem vermeintlichen Verbraucherwunsch nachkommen, erleichtern Sie gleichzeitig ausländischen Produzenten, die häufig unter niedrigeren Standards und Kosten produzieren, den Zugang zum deutschen Markt. Dieser Umstand schwächt die regionale Landwirtschaft und fordert deren Widerstand heraus“, heißt es vonseiten des LBV.

Übersichtskarte zu ASP-Untersuchungen

Das Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt bietet der Jägerschaft einen besonderen Service: Die Untersuchungsergebnisse zur Afrikanischen Schweinepest (ASP) bei Wildschweinen werden neuerdings in Karten dargestellt.

Von Detlef Finger

Das Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt (LAV) hat dieser Tage erneut die Bedeutung der risikobasierten Untersuchung von jedem tot aufgefundenen, krank oder mit Organveränderungen erlegten bzw. nach einem Verkehrsunfall verendeten Stück Schwarzwild betont. 2018 wurden im Labor des Landesamtes in Stendal Proben von 311 Wildschweinen (und 320 Hausschweinen) auf Afrikanische Schweinepest (ASP) untersucht, im Jahr 2019 waren es Proben von 202 Wildschweinen – bislang allesamt mit negativem Ergebnis.

Um dem Wunsch der Jägerschaft nach einer Ergebnismitteilung zu ihren eingesandten Proben Rechnung zu tragen, veröffentlicht das LAV auf seiner Homepage seit Kurzem Karten, auf denen die Untersuchungsergebnisse für Afrikanische Schweinepest (ASP) und Klassische Schweinepest (KSP) räumlich dargestellt sind. Jäger haben damit die Möglichkeit, sich über den Stand in ihrem Jagdbezirk zu informieren.



Das LAV wies aber darauf hin, dass eine räumliche Darstellung technisch nur für Einsendungen möglich ist, bei denen die Angabe der Geo-Koordinaten des Fundortes erfolgt. Das LAV appelliert deshalb an die Jägerschaft, diese Daten künftig verstärkt auf den Anträgen anzugeben. Das LAV plant, die Karten halbjährlich zu aktualisieren und weitere Karten für Aujeszkysche Krankheit, Brucellose und weitere Wildtierseuchen bzw. -infektionen zu veröffentlichen.

Haflingergestüt Meura: Öffentliche Erregung

In einem Fernsehbeitrag hatte ein Tierschutzverein schwere Vorwürfe gegen das Haflingergestüt Meura erhoben, unter anderem wegen illegaler Blutentnahme. Das Gestüt weist die Anschuldigungen zurück – und erhält Rückendeckung von den Veterinärbehörden.

Seit Mitte der 1980er-Jahre wird nach Angaben des Haflingergestüts in Meura niedertragenden Tieren Vollblut entnommen. Spezialisierte Tierarzneimittelhersteller gewinnen daraus ein Serum, das als Rohstoff für die PMSG-Herstellung dient. PMSG (Pregnant Mare Serum Gonadotropin) ist ein Wirkstoff für die Brunstsynchronisation, den vor allem mittelständische Schweinezuchtbetriebe einsetzen. Das ist anerkannte und gängige Praxis. 

Die Blutentnahme, so das Haflingergestüt, erfolge wie beim menschlichen Blutspenden. Vorgenommen wird sie von einem Tierarzt, und das „stress- und angstfrei für die Tiere und ohne Verletzung des Tierschutzgesetztes“. Für das Gestüt in Meura ist die Blutentnahme ein festes Standbein seiner Landwirtschaft.

Haflingergestüt Meura Weideauftrieb
Pferde des Haflingergestüts Meura beim Weideauftrieb (c) Norbert Kleinteich

Schwere Vorwürfe zur besten Sendezeit

Und genau das warf der Tierschutzverein „Animal Welfare Foundation“ (AWF) dem Gestüt im TV-Magazin „Fakt“, das der MDR produziert, Ende letzten Jahres vor: Tragende Stuten würden für wirtschaftliche Interessen gequält.  Profiteure seien neben dem Haflingergestüt deutsche Pharmabetriebe und die industrielle Landwirtschaft. Ein weiterer Vorwurf, den der acht Mitglieder zählende Tierschutzverein zur besten Sendezeit in der ARD verbreiten durfte, sei die Blutgewinnung in einer rechtlichen Grauzone bzw. Verstöße gegen das Tierschutzgesetz und gegen die „Leitlinie Blutentnahme bei Pferden“.

Und weil aus Sicht des Gestüts und der Thüringer Veterinärverwaltung auch keine amtliche Genehmigung bzw. Anzeigepflicht notwendig ist, meint im TV-Beitrag Friedrich Ostendorf, der agrarpolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, es könne nicht sein, dass ein Kreisveterinäramt eigenmächtig sage, dies sei nicht genehmigungspflichtig. 

Haflingergestüt Meura: Kritik an TV-Magazin

In einer Stellungnahme weist das Haflingergestüt die Anschuldigen des Vereins vehement zurück und zeigt sich enttäuscht über die journalistische Praxis des TV-Magazins. Weder würden in Meura Tiere gequält noch verstoße man gegen rechtliche Normen. 

Das Thüringer Gesundheitsministerium teilte auf Anfrage mit, dass die „Leitlinien zur Gewinnung, Lagerung, Transport und Verabreichung von Blut und Blutprodukten im Veterinärbereich“ nicht für die Rohstoffgewinnung für die Arzneimittelproduktion erstellt wurden. Laut dem Thüringer Landesamt für Verbraucherschutz gab es in Thüringen auch keine Tierversuche, in denen Pferde zum wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn bei der PMSG-Produk­tion verwendet wurden. Und der zuständige Kreisveterinär erläutert, dass die Blutentnahme in Meura hygienisch auf hohem Niveau und bestens organisiert ist. Die Stuten trügen normal aus. Der tiergerechte Umgang mit den Pferden sei auf dem Gestüt selbstverständlich.



Das Gestüt weist zudem den Vorwurf zurück, im Dunkeln zu handeln. Zum einen informiert der Betrieb auf seiner Homepage über die Praxis. Zum anderen wurden in den vergangenen Jahren etliche öffentlich geförderte Projekte durchgeführt, die zwei jüngsten im Rahmen der Europäischen Innovationspartnerschaft (EIP). 2011 erhielt das Gestüt gemeinsam mit seinem forschenden Partner, der fzmb GmbH in Bad Langensalza, den „IQ-Innova­tionspreis Mitteldeutschland“ verliehen. NK/FH

Julia Klöckner warnt vor Radikalisierung

Die Deutschen geben zu wenig Geld für Lebensmittel aus, findet Agrarministerin Julia Klöckner. Doch zugleich ist sie besorgt darüber, dass sich die landwirtschaftlichen Proteste radikalisieren könnten.

Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner hat vor einer drohenden Radikalisierung der Agrarproteste gewarnt. Damit meint die CDU-Politikerin neben agrarkritischen NGOs auch zum Teil die Proteste der Bauern, wie sie der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ im Interview sagte. So gebe es laut Julia Klöckner „radikale Aufrufe, vor allem in den digitalen Netzwerken“ und das auch unter Landwirten. Es gebe Behauptungen, dass Deutschland kein Rechtsstaat mehr sei. Die Ministerin hat Sorge, „dass dieses Aufheizen sachlichen Gesprächen den Boden entzieht und die Stimmung in der Gesellschaft sich gegen die Bauern manifestiert.“ Und das wolle sie verhindern, denn sie stelle sich den Bauernprotesten.

Bauernpräsident Joachim Rukwied fordert, den Landwirten Anerkennung zukommen zu lassen. Gegenüber der „Passauer Neuen Presse“ sagte Rukwied: „Die Landwirte erwarten zu Recht Anerkennung dafür, dass sie vieles umsetzen, was von Ihnen im Bereich Umwelt- und Naturschutz gefordert wird, etwa beim Thema Biodiversität und Tierwohl.“ Da die Bauern trotzdem in der Kritik stünden, sei bei vielen das Maß mittlerweile voll. „Der Aktionsplan Insektenschutz und die Düngeverordnung haben das Fass zum Überlaufen gebracht“, begründete Rukwied die hohen Teilnehmerzahlen an den Bauerndemos.

Klöckner fordert höhere Preise für lebensmittel

Einig sind sich Julia Klöckner und Joachim Rukwied darin, dass die Preise für Lebensmittel weiterhin zu gering sind. „Die Dumpingpreise auf Fleisch“ verurteilte die Landwirtschaftsministerin in einem Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ (FAS). Die einzige Möglichkeit, damit Tierhalter auch weiter in Deutschland Fleisch produzieren könnten und Importe aus Ländern mit niedrigeren Standards vermieden werden, seien höhere Lebensmittelpreise, sagte Klöckner.

Joachim Rukwied sieht die Preisgestaltung bei Bio-Lebensmitteln „mit großer Sorge“, wie er gegenüber der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ sagte. Gleicher Meinung sind sich Klöckner und Rukwied darin, dass die Deutschen zu wenig Geld für Lebensmittel ausgeben würden. Die Prioritäten der Konsumenten stellt die Landwirtschaftsministerin ebenfalls infrage. Gegenüber der FAS sagte sie: „Für ein ordentliches Motorenöl zahlen Autofahrer bereitwillig 40 Euro pro Liter, beim Salatöl sind zwei Euro schon zu viel. Da stimmt doch etwas nicht.“

Im gleichen Atemzug betrachtet sie aber auch die Preispolitik der Supermärkte kritisch. Diese würden die Kunden oft mit Dumpingpreisen für Fleisch anlocken, um ihnen dann auch noch andere Produkte verkaufen zu können. Für Klöckner ist ein solches Vorgehen unanständig. db

Arndt GbR: Fit für den Fototermin

In dieser Woche stand bei unserem Praxispartner in Sachsen-Anhalt ein Fototermin auf dem Programm. Vor der Kamera: ein für eine Versteigerung vorgesehener Jungbulle, der für den Auktionskatalog abgelichtet wurde.

Von Detlef Finger

Zwar ruht derzeit in der Arndt GbR der Ackerbau, reichlich zu tun gibt es in dem Familienbetrieb in Bottmersdorf trotzdem. So sind während der Stallhaltungs­periode tagtäglich rund 30 Fleckvieh-Mutterkühe samt Nachzucht auf dem Hof im Landkreis Börde (Sachsen-Anhalt) zu versorgen. „Unsere Futtervorräte sind ausreichend, damit kommen wir sicher gut über den Winter“, bilanzierte Michael Arndt zu Wochenbeginn. Zusammen mit seinem Vater Werner hatte der Junglandwirt alle Möglichkeiten, die Grünland, Ackerfutter und Grasvermehrung boten, genutzt, um Reserven für den Rinderbestand anzulegen. Wegen der Trockenheit im vergangenen Jahr war das eine echte Herausforderung.

Hauptbestandteil der Ration im Winter ist für alle Rinder Grassilage. Abgekalbte Kühe, die mit ihrer Milch ein Kalb ernähren, erhalten als „Appetitanreger“ zusätzlich etwas Zuckerrübenpressschnitzel. Die Zuchtbullen bekommen dar­über hinaus Maissilage und nach Bedarf etwas Kraftfutter. „Wir legen großen Wert auf eine gute Grobfutterverwertung durch unsere Rinder“, sagte Michael Arndt.

Arndt GbR: Winterzeit ist Hauptkalbezeit

Die Wintermonate sind in der GbR zugleich Hauptkalbezeit. Bedingt durch den in der Herde praktizierten Natursprung kommen von Oktober bis März Kälber in den Stallungen zur Welt. Besondere Aufmerksamkeit widmen Arndts derzeit sechs Jungbullen, die zur Zucht vermarktet werden sollen. Die Tiere werden führig gemacht. Ein Don PP*-Sohn wird Ende Februar in Bismark zur Auktion im Rahmen der FleischrindVision der RinderAllianz aufgetrieben, fünf weitere junge Vererber sollen ab Hof verkauft werden.

Einen neuen Besitzer suchen die Züchter auch für Don PP*, der ab März zum Verkauf steht. Der selbstgezogene Herdenbulle hat einen Relativzuchtwert Fleisch (RZF) von 131. Damit belegt er aktuell Platz zwei der bundesweiten Rangliste beim Fleckvieh-Simmental. Vater des 2015 geborenen Bullen ist der ebenfalls aus Arndts Zucht stammende Ausnahmevererber Deno PP*, der lange Zeit Primus der deutschen Zuchtwertschätzung war. Don PP*, der in Bottmersdorf vier Jahre lang im Deckeinsatz war, soll nun aus Gründen der Blutauffrischung Platz machen. An seine Stelle als „Chef“ in der Herde tritt dann sein bisheriger „Stellvertreter“, Rosenstar Pp*, der zugekauft wurde.

Mitte dieser Woche war auf dem Betrieb ein Fototermin angesagt. Dann sollte der für die Versteigerung vorgesehene Jungbulle für den Auktionskatalog abgelichtet werden. Mit einer Fleckviehfärse werden sich Arndts zudem an der Landesschau im Rahmen der FleischrindVision beteiligen.



Bis dahin stehen im Arbeitsalltag auf dem Hof weitere Aufgaben an: Zum einen ist jetzt die Biogasanlage eines Vertragspartners regelmäßig mit Gärsubstrat zu beliefern. Der Vorschub im Silo hat den Vorteil, dass für die Fütterung der Bullen immer frische Maissilage verfügbar ist.

Für Ende Januar orientieren die Bottmersdorfer Bauern zudem auf die Bodenprobennahme für die Nmin-Untersuchungen, damit die Ergebnisse rechtzeitig zur ersten Stickstoffgabe vorliegen. Bis dahin wird in der hofeigenen Werkstatt auch Technik repariert, gepflegt und gewartet und ein Stallgebäude hergerichtet. „Langweilig wird uns nie“, unterstrichen die beiden Bördebauern.

Dieses Jahr wird alles besser

Der Jahresanfang ist ein guter Zeitpunkt für die strategische Jahresplanung. Der Tipp unseres Experten: Ausrichtung, Ziele und Aufgaben sollten festgehalten werden.

Von Dr. Johannes Tschesche

Der Jahreswechsel hat typischerweise eine starke symbolische Wirkung auf Menschen. Häufig sind die ersten Wochen des Jahres geprägt von guten Vorsätzen, einer gewissen Ruhe, der strategischen Jahresplanung und einer Portion Motivation. Denn vor ein paar Wochen hat man sich mithilfe des Glaubenssatzes „Nächstes Jahr wird alles besser!“ eingeredet, dass die Realität gar nicht so schlimm ist. Was privat gilt, gilt auch im Unternehmen. Anstelle von guten Vorsätzen und etwas Hoffnung auf das neue Jahr, braucht es eine strategische Jahresplanung. Und dafür sollte man die Motivation zum Jahresbeginn nutzen.

Aktiv Maßnahmen ergreifen

Aber sein wir mal ehrlich: Die meisten Raucher rauchen trotz guter Vorsätze und ein paar Tagen Durchhaltevermögen auch im nächsten Jahr weiter. Die Übergewichtigen unter uns, bleiben es in der Regel auch und machen ihre Situation durch falsche Diäten oft nur schlimmer. Und ohne einschneidendes Erlebnis mutieren lediglich Ausnahmefälle von der Couch-Kartoffel zum Sportler. Oder anders ausgedrückt: Im nächsten Jahr wird eben gar nichts besser! Und zur Wiederholung: Was privat gilt, gilt auch für Ihr Unternehmen! Deshalb gilt, wenn Sie keine Strategie für das anstehende Jahr mit einem detaillierten Plan zur Umsetzung haben, stehen Sie genau da, wo sich auch der Großteil derer befindet, die sich mit einer Handvoll guter Vorsätze ohne Planung fürs neue Jahr belügen oder erst gar keine Vorsätze haben.

Wenn Sie also nicht aktiv Maßnahmen ergreifen, die zwangsläufig zu Änderungen führen, bleibt alles genau so wie es ist – und nichts wird besser! Das gilt sowohl für den Einmannbetrieb als auch für ein Großunternehmen, unabhängig davon, ob man in der landwirtschaftlichen Urproduktion tätig ist, eine Metzgerei führt oder als Zulieferer für die verarbeitende Lebensmittelindustrie Komponenten für den Anlagenbau produziert. Also planen Sie das Jahr und sorgen Sie mit der richtigen Strategie für die gewünschte Entwicklung Ihres Unternehmens.

Strategische Jahresplanung: In fünf Schritten zum Ziel

Die strategische Jahresplanung besteht aus fünf Punkten, die sie nacheinander abarbeiten: 

Führen Sie eine einfache Positionsbestimmung durch. Dazu eruieren Sie, wie die für Sie relevanten Märkte aussehen, welche Potenziale diese aktuell bieten und welche Risiken sie bergen. Im Idealfall kennen Sie ihren Markt gut, dann ist dieser Schritt schnell erledigt. Wichtig: Arbeiten Sie mit Zahlen, die den Markt beschreiben und schauen Sie sich Ihre Wettbewerber an!

Jetzt setzen Sie sich damit auseinander, wo Sie mit Ihrem Unternehmen hinmöchten. Überlegen Sie, was Sie dazu im Idealfall im Laufe des Jahres erreichen müssen. Das sind Ihre Jahresziele. Bitte achten Sie darauf, dass möglichst viele Zahlen zur späteren Bewertung der Zielerreichung enthalten sind. Denken Sie aber auch daran, dass Ziele in der Regel aus mehr als nur Umsatz und Gewinn bestehen. Erlauben Sie sich auch qualitative Ziele. Und denken Sie unbedingt an Ziele im Hinblick auf Verbesserungen und die Entwicklung von Innovationen.

Bevor es an die Planung geht, stellen Sie außerdem zusammen, welche obligatorischen Arbeiten anstehen. Dabei handelt es sich zum Beispiel um die Vorbereitung und Teilnahme an Messen, die Anpassung an regulatorische Vorgaben, Marketing- und Vertriebsaktivitäten zu Ostern oder Weihnachten, die Weihnachtsfeier, das Sommerfest, Jubiläen oder auch die Planung von Abwesenheiten aufgrund von Urlauben, Elternzeiten und so weiter. 

Nun planen Sie die Schritte, die zur Erreichung der gesetzten Ziele sowie zur Durchführung der obligatorisch nötigen Aktivitäten notwendig sind. Arbeiten Sie dabei vom Groben ins Feine und achten Sie darauf, dass jedes Arbeitspaket ein definiertes (Teil)Ziel hat. Idealerweise sollte in jedem Monat ein Teilziel erreichbar sein, um während des Jahres eine möglichst gute Überwachung und Steuerung zu ermöglichen.

Versehen Sie die einzelnen Arbeitspakete mit verbindlichen Ressourcen und verantwortlichen Mitarbeitern. Das mag zwar besonders in kleinen Betrieben unnötig wirken, die Erfahrung lehrt aber, dass es zwingend notwendig ist.

Strategische Jahresplanung: Probieren Sie es aus!

Je nach Unternehmensgröße benötigen Sie für diese fünf Schritte erfahrungsgemäß zwischen ein und vier Wochen. Involvieren Sie dabei nach Möglichkeit Ihre Mitarbeiter, mindestens jedoch Ihr Führungspersonal. Wenn Sie Ihre Planung abgeschlossen haben, kommunizieren Sie diese an die gesamte Belegschaft. Achten Sie darauf, dass dabei die als verantwortlich benannten Mitarbeiter im Vorfeld informiert werden.


Über den Autor

Dr. Johannes Tschesche ist Unternehmensberater in Eschborn

Webseite: valueversitas.com


Falls Sie Ihre Jahresplanung bisher noch nicht so oder so ähnlich durchgeführt haben, probieren Sie es aus. Akzeptieren Sie, dass dieser Aufwand sinnvoll und nötig ist. Sie werden überrascht sein, welche Vorteile sich daraus übers Jahr ergeben, wenn die geplanten Schritte auch regelmäßig überwacht und gesteuert werden. Auf sich ändernde und möglicherweise vorteilhaftere Rahmenbedingungen zu hoffen, bringt Ihr Unternehmen nicht voran.

Engpass qualifizierte Mitarbeiter

Vermutlich dürfte durch ein „Weitermachen wie bisher“ so ziemlich jedes Unternehmen, ob es gerade gut läuft oder nicht, in den nächsten Jahren gegen die Wand fahren. Das gilt insbesondere für alle, die mit Lebensmitteln und ihrer Produktion zu tun haben. Zwar gab es in den letzten Jahren eine Reihe von Produkt- und Prozessinnovationen, von denen einige Unternehmen profitieren konnten. Aber glaubt man den Innovationserhebungen, dann wurde im gleichen Zeitraum nur sehr wenig in digitale Werkzeuge und die damit zusammenhängende Qualifizierung der Mitarbeiter investiert.

Hinzu kommt der Engpass beim Personal mit bestimmten Qualifikationen und darüber hinaus das sich stetig ändernde Verbraucherverhalten. Dieses sorgt wiederum nicht nur für Trends, sondern auch dafür, dass Unternehmen nicht mehr produktzentriert auftreten können, sondern verbraucherzentriert auftreten müssen. Das wiederum erfordert die Auseinandersetzung mit den eigenen Wertangeboten. Es gibt also eine Menge zu tun. Packen Sie es an!

GrOW: Vermarktungshilfe für Ostdeutschland

Unterstützung für Imker und Mutterkuhbetriebe in Sachsen-Anhalt: Mit dem Hochschulprojekt GrOW sollen die Betriebe Wertschöpfungsketten aufbauen und leichteren Zugang zu Absatzmärkten erhalten.

Kleineren und mittleren Betrieben in Ostdeutschland soll in einem Projekt der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) der Zugang zu Absatzmärkten und dem Aufbau von Wertschöpfungsketten erleichtert werden. Wie die HNEE dazu mitteilte, stehen dabei Mutterkuhbetriebe in Sachsen-Anhalt und Imker in Ostdeutschland im Fokus. Die Mutterkuhhalter in der Altmark, die dort nach Biorichtlinien produzieren, fänden keine geeigneten Verarbeitungsstrukturen zum Schlachten, Zerlegen und Verarbeiten ihrer Tiere. 

GrOW: Nachhaltige Selbstmanagementkonzepte

Grow: Hilfe für Mutterkuhbetriebe
Es fehlen regionale Verarbeitungsstrukturen zum Schlachten der Tiere sowie zum Zerlegen und Verarbeiten der Fleischprodukte. (c) Thomas Stephan / www.oekolandbau.de

„Das ist besonders tragisch, weil Berlin als Europas größter Biomarkt direkt vor der Haustür liegt“, erklärte HNEE-Projektkoordinatorin Katja Searles. Genau an dieser Stelle setze das Vorhaben „Entwicklung nachhaltiger Selbstmanagementkonzepte für Gruppen zur Optimierung regionaler Wertschöpfung (GrOW)“ an, welches mit 200.000 € von dem Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) gefördert werde.

Zusammen mit der Bioland Beratung GmbH schaue sich das HNEE-Forschungsteam an, wie Wertschöpfungsketten optimiert und langfristig in Eigenregie aufrechterhalten werden könnten. Dabei sollten Kooperations- und Koordinationsstrukturen von regionalen Wertschöpfungsverbünden in Ostdeutschland aufgezeigt werden. Erste Begehungen auf anderen Höfen und Betrieben, die bei der Fleischverarbeitung wichtige Partner vor Ort werden könnten, hätten bereits stattgefunden.

Unterstützung für Imker in Ostdeutschland

Bei der zweiten Fallgruppe, die im Rahmen von GrOW untersucht wird, ist man der HNEE zufolge schon einen Schritt weiter. Hierbei handelt es sich um Imker aus Ostdeutschland. Ihr Problem seien weniger die Abnahmezahlen ihrer Produkte; vielmehr fehle es an einem Verbund, mit dem die Logistik und Aufbereitung regionaler Rohware optimiert werden könne.

„Die Erzeugerbedingungen für die Imker in der Region sind gut, weshalb es Überhänge gibt, die aufgrund fehlender Infrastrukturen nur schwer an potenzielle Kunden gebracht werden können“, erläuterte Searles. Im Projekt kämen deshalb die einzelnen Akteure erstmals zusammen und entwickelten Ideen für den Aufbau einer Struktur, die die Wertschöpfungskette für ihre Erzeugnisse erweitere. Ziel des Projekts sei, dass diese zukünftig besser auf dem Lebensmittelmarkt bestehen könnten. AgE

SLB-Spitze und Minister Günther gehen aufeinander zu

Dialogbereit: Überraschend harmonisch ist das erste Zusammentreffen von Vertretern des Sächsischen Landesbauernverbandes mit Wolfram Günther, dem neuen grünen Agrarminister verlaufen.

Von Karsten Bär

Ausgesprochen positiv hat Sachsens Bauernpräsident Torsten Krawczyk das erste Zusammentreffen von Vertretern des Sächsischen Landesbauernverbandes (SLB) mit dem neuen Landwirtschaftsminister Wolfram Günther (Bündnis90/Die Grünen) bewertet. Man habe vertrauensvoll miteinander geredet und stimme an vielen Stellen überein.

Er sei froh über den Verlauf des ersten Gespräches mit Wolfram Günther als neuem Landwirtschaftsminister, sagte Bauernpräsident Krawczyk bei einer Pressekonferenz am Freitag nach der Neujahrsklausur des Verbandes, an der Günther zeitweise teilgenommen hatte. Der Ton sei  vertrauensvoll gewesen und man habe viele übereinstimmende Ziele. Dass Günther sich insgesamt fünf Stunden bei der Klausurtagung des SLB aufgehalten und mit den Anwesenden diskutiert hatte, stimme ihn zuversichtlich.

„Wir haben große Aufgaben vor uns“

In Fragen wie der Erhöhung der regionalen Wertschöpfung, beim Flächenverzehr oder der Schaffung einer Risikoabsicherung für die Landwirte stimme man überein. Ebenso teile man den Standpunkt, dass Leistungen für den Umwelt- und Klimaschutz, die der Markt nicht vergüte, subventioniert werden müssten. „Wir haben große Aufgaben vor uns“, so Krawczyk, der darauf setzt, mit dem neuen Minister zu einem guten Umgang zu finden – auch wenn man wisse, „dass es auch zu Konflikten kommen wird“, wie der Präsident ergänzte. 



„Der SLB ist nicht angetreten, um zu beweisen, dass es mit einem grünen Agrarminister nicht klappt“, betonte Krawczyk seine Dialogbereitschaft. Nach der Landtagswahl im vergangenen September und vor dem Hintergrund einer sich abzeichnenden Regierungsbeteiligung der Grünen hatte der damalige Bauernpräsident Wolfgang Vogel mit deutlichen Worten zum Ausdruck gebracht, dass er einen möglichen grünen Agrarminister ablehnt. 

Biotopverbund Leipzig-Nord: Gelebtes Miteinander

Naturschützer, Institutionen und Unternehmen setzen sich für mehr Artenvielfalt im Norden von Leipzig ein. Auch dank der Mithilfe der Landwirtschaft hat der Biotopverbund kräftig Fahrt aufgenommen.

Von Karsten Bär

Ein grünes Band um Leipzig, das gefährdeten Arten ein Refugium bietet und ihren Fortbestand sichert – für Steffen Wagner wäre es ein verwirklichter Traum. Was derzeit im Norden der Metropole geschieht, ist immerhin ein Anfang. „Über Biodiversität wird viel diskutiert, aber oft zu wenig dafür gemacht“, meint der Vorsitzende des Nabu-Regionalverbandes Leipzig. „Das wollen wir hier vor Ort gemeinsam ändern.“ Im Biotopverbund Leipzig-Nord seien unterschiedliche Interessen vertreten, die gemeinsam etwas bewegen wollen. Seit einem knappen halben Jahr ist man zusammen. „Wir haben erste Erfolge erreicht, aber uns viel mehr vorgenommen“, so Wagner.

Biotopverbund: Gemeinsam trotz unterschiedlicher Interessen

Zu den Beteiligten zählt auch die Saat-Gut Plaußig Voges KG. Als Landwirt sei man an Umweltproblemen „ja eigentlich immer schuld“, meint – nur halb im Spaß – Geschäftsführer Benedikt Biermann. Doch der Betrieb, der rund 2.500  ha Fläche im Leipziger Nordosten bewirtschaftet, engagiert sich schon seit Längerem für Artenvielfalt und Insektenschutz, wurde im Vorjahr sogar als „Bienenfreundlicher Betrieb“ vom Sächsischen Landesbauernverband und Landesverband Sächsischer Imker ausgezeichnet. 

Saat-Gut Plaußig kooperiert eng mit der Leipziger Imkerei Richard Beer. Man stimmt die Feldarbeiten ab, um möglichst bienenschonend zu sein. „Blütenbehandlungen finden grundsätzlich nur nachts statt. Und gar nicht, wenn Bienenvölker in der Nähe stehen“, erklärt der Geschäftsführer des Agrarunternehmens. Zusätzlich zum obligatorischen Greening hat die Saat-Gut Plaußig Voges KG 49  ha Blühflächen angelegt. Für zwei davon wurde die Saatmischung über die Einkünfte aus einem gemeinsamen Insektenprojekt mit der Imkerei Beer finanziert, bei dem zehn Cent je verkauftem Honigglas für diesen Zweck bereitgestellt wurden. 

Bündelung der Maßnahmen im Verbund

Im Biotopverbund sieht Biermann ein Mittel, mehr für die Artenvielfalt zu erreichen. „Die Maßnahmen der verschiedenen Akteure werden gebündelt“, sagt er. „Das bringt fachlich etwas und räumt Vorurteile aus.“ So sei nicht jedem Außenstehenden klar, dass Landwirte Blühflächen nach bestimmter Zeit umbrechen müssen, um zu verhindern, dass die Fläche dauerhaft zu Grünland wird. Im Verbund könne man auf solche Sachverhalte hinweisen. 

„Wir können unseren Partnern auch schwarz auf weiß die wirtschaftlichen Folgen darlegen, wenn wir beispielsweise auf Pflanzenschutzbehandlungen bestimmter Flächen verzichten.“ So falle es leichter, Kompromisse zu finden. „Ohne sich zusammenzusetzen, wird es nichts“, bestätigt auch Imker Richard Beer die Notwendigkeit, gemeinsam nach Lösungen zu suchen.

„Insellösungen sind keine echten Lösungen“

Durch Austausch den Horizont zu erweitern und Naturschutz und ökonomische Interessen in ein ausgewogenes Verhältnis zu bringen, sind zwei der  Ziele, die der Biotopverbund verfolgt. An erster Stelle steht jedoch, den Zustand der Biodiversität in der Region zu erfassen und daraus sinnvolle Maßnahmen abzuleiten. Blühflächen und Blühstreifen sollen als Trittsteine für Arten dienen, ebenso Pflanzungen regional bedeutsamer Gehölzarten, wozu auch alte Obstgehölze zählen. In ihrer Gesamtheit sollen diese Maßnahmen den angestrebten Biotopverbund schaffen. „Denn Insellösungen sind keine echten Lösungen“, betont Nabu-Regionalchef Wagner. Man schaue, an welchen Stellen weitere Pflanzungen oder Begrünungen nötig sind, und stimme gemeinsam ab, wie beispielsweise die Mahd am besten erfolgen sollte.

Notwendig sei zudem, umfassende Aufklärungsarbeit zu leisten. Damit appelliert man jedoch nicht nur an die Landnutzer, die dafür sensibilisiert werden sollen, welche Maßnahmen der Artenvielfalt nützen. „Es gibt auch immer wieder aus der Bevölkerung Klagen darüber, dass Blühwiesen ‚nicht ordentlich‘ aussehen“, macht Wagner auf ein anderes Problem aufmerksam, dem man durch Aufklärung entgegentreten will, etwa durch Feldtafeln. 

Industrie als Partner im Verbund

Zu den Partnern im Verbund zählen auch große Industrieunternehmen. Das Leipziger BMW-Werk bringt sich ebenfalls ein. „Die Automobilindustrie steht ja auch oft am Pranger“, so Stefan Fenchel, Leiter des Projektes „Grünes Werk“ bei BMW. Jedoch habe man nachweisen können, dass auch ein Automobilhersteller im direkten Umfeld seiner Produktion hochwertige Biotope schaffen kann – „trotz 300.000 Fahrzeugen im Jahr und eines Werkszauns ringsherum“, wie es Fenchel auf den Punkt bringt. Die Biodiversität auf den Werksflächen hat sich dank konsequenter Umsetzung des Konzeptes „Grünes Werk“ und der damit verbundenen Anpflanzungen gegenüber dem Ausgangszustand sogar erhöht.



Auch andere ortsansässige Unternehmen, wie Future Electronics oder der Flughafen Halle-Leipzig bringen sich in den Biotopverbund ein, ebenso kommunale Partner. Die breite Mischung der Beteiligten ist ein Vorteil. Unterschiedliche Kompetenzen und Fähigkeiten treffen aufeinander und können zum Erreichen der Ziele eingesetzt werden. 

Dank der regelmäßigen Treffen ist auch Vertrauen zwischen den Partnern gewachsen. Einmal im Monat treffe man zusammen, im Bedarfsfall stimme man sich auch am Telefon ab, erklärt Benedikt Biermann. Man entwickle Verständnis für das Tun der Partner und verstehe besser, warum etwas getan werde, sagt Steffen Wagner. „Was wir hier tun, ist gelebtes Miteinander.“ 

Halbzeit bei den Azubis

Jessica und Jonas absolvieren bei der TZG Ernstroda eine Ausbildung zum Landwirt. Die Hälfte ist fast rum, bereut haben die beiden ihre Entscheidung nicht – ganz im Gegenteil.

In Kürze können Jessica und Jonas Halbzeit feiern. Im August 2018 begannen sie ihre Lehrausbildung zu Landwirten in der TZG Ernstroda. Beide geben zu verstehen, dass sie wohl eher keine Party machen werden. Denn im Februar stehen die theoretischen Zwischenprüfungen in den Berufsschulfächern Pflanzenbau und Tierproduktion sowie Wirtschaft/ Soziales an. Danach absolvieren sie noch die praktischen Prüfungsteile. 

An Motivation mangelt es nicht

Während Jessica in einem anderen Betrieb zunächst eine Ausbildung zur Tierwirtin begann, aus der sie aus „verschiedenen Gründen“ aber ausstieg, machte Jonas zunächst Abitur. Vor dem Lehrbeginn arbeiteten beide einige Zeit in der TZG. Jessica vor allem im Kälberstall und Jonas als Schlepperfahrer. Er hatte nach dem Abitur auf eigene Faust die Pkw-Fahrerlaubnis samt T-Schein gemacht. Jessica holte dies Anfang 2019 nach – die TZG stellte ihr dafür den Traktor zur Verfügung. 

Beide sagen, mit der Lehre und ihrem Ausbildungsbetrieb die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Sie gehören zum Team um TZG-Pflanzenbauleiter Dirk Grigutsch. An Motivation mangelt es ihnen nicht.

Rund ein Viertel der Mitschüler Weiblich

In der Berufsschule wechselten Jessica und Jonas mit Beginn des zweiten Lehrjahres mit zwei Dutzend ihrer Azubi-Kollegen als Jahrgangsbeste in die Leistungsklasse. Im Unterricht gehe es in diesem Klassenverband sehr konzentriert zu, was beiden entgegenkommen würde. Und nein, sagt, Jessica: In ihrer Landwirtklasse sei sie nicht „allein“ – gut ein Viertel der Mitschüler sind junge Frauen. 

Die „Land schafft Verbindung“- Bewegung der letzten Monate haben beide mitverfolgt. Jessica mehr über Medienberichte und Soziale Medien. Als die Thüringer und Bayern mit ihren Schleppern am 25. November von Arnstadt aus nach Berlin aufbrachen, stand Jonas zwischen dem Erfurter Kreuz und Weimar auf einer Brücke über der A4 und grüßte die Landwirte. Das habe ihn schon tief beeindruckt. Einige Azubi- Kumpel aus der Berufsschule waren in Berlin – hier bekam er über Facebook nahezu „live“ aktuelle Impressionen. 

Diskussion mit Familie und Freunden 

Im persönlichen Umfeld – beide kommen zwar vom Land, haben aber keinen landwirtschaftlichen Familienhintergrund – wird freilich über Landwirtschaft diskutiert. Jessica erzählt, dass das bei ihr überwiegend in der Familie, mit den Geschwistern stattfinde, die ihr Wissen aus dem Fernsehen oder der Tageszeitung beziehen. Und weil diese kaum eine Ahnung hätten, stehe das Erklären im Mittelpunkt. 



Wenn Jonas diskutiert, dann am Wochenende mit seinen alten Abi- Freunden, die jetzt in Großstädten studieren. Deren Sicht auf Landwirtschaft verändere sich, so seine Einschätzung. Mit Argumenten aus der Praxis wolle er vor allem aufklären – und wenn es sein muss, natürlich auch die Landwirtschaft verteidigen. Da merkt man, dass Jonas längst als Landwirt agiert. Die Diskussion in der Familie oder unter Freunden, das sei klar, ende niemals im Streit. fh

Von den Socken, von den Sohlen

Er ist Fluglehrer, „Maschinenflüsterer“, aber vor allem Alpaka-Züchter. Vor zehn Jahren begann Mathias Schellack mit seiner Frau Marlen, eine Farm im südbrandenburgischen Hohenbucko aufzubauen. Heute verarbeitet er, selten hierzulande, die feine Wolle der Kameliden vor Ort. Und da ist mehr.

Von Jutta Heise

Wer kalte Füße hat, lebt auf Sparflamme, kann nicht arbeiten, nicht lieben, ist eine mürrische Belastung für seine Umwelt und sich selbst. Wenn sie aber warm sind, geraten die Dinge fast wie von selbst, dank der Seele, dieses flüchtigen Stoffes, der, wird er gekuschelt, nach neuesten spirituellen Erkenntnissen Wohlbefinden in alle Ecken unseres Körpers trägt. Folgerichtig nannte Mathias Schellack Einlegesohlen aus gefilzter Alpaka-Wolle, in drei Stärken, von Schuhgröße 35–48 zu haben, „Seelenwärmer“. Sie sind – um im Bilde zu bleiben – ein rechter Selbstläufer, saisonal im gerade beendeten Weihnachtsgeschäft, ganzjährig im Hofladen, im Onlineshop oder bei Wiederverkäufern. Und das seit drei Jahren, überall in Deutschland. 



Was Schellack hier als Rohstoff einer besonderen Bestimmung zuführt, wurde früher entsorgt, weil zu stark verunreinigt oder sonst wie nicht zu verarbeiten. „Das hat mich geärgert“, sagt der agile 60-Jährige. Bei den 3 bis 4 kg Wolle, von denen jedes Tier beim all- jährlichen frühsommerlichen Scheren befreit wird, sollte jedes Grämmchen zählen: Alpaka-Wolle ist wärmer, feiner als Schafwolle zum Beispiel und enthält kein Fett wie diese, ist daher hoch geschätzt …


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