Symbolbild (c) IMAGO / Geisser

Handel überbietet sich beim Auslisten

Der Handelskonzern Kaufland listet ab sofort frisches Schweinefleisch der Haltungsform Stufe 1 aus seinem Sortiment aus. Betroffen sind alle Fleischstücke außer Innereien und Filet. Das Schwesterunternehmen Lidl kündigte an, ebenfalls „nahezu sein gesamtes Schweinefrischfleischsortiment bis Ende 2021 auf die Haltungsformstufe 2“ umzustellen.

Auslisten: Rewe in Aldis Sog

Das haben die beiden Tochterunternehmen der Schwarz-Gruppe am Donnerstag voriger Woche mitgeteilt, nachdem Aldi angekündigt hatte, schrittweise Fleisch der ersten beiden Haltungsstufen auszulisten. Kurz darauf zog Rewe mit der gleichen Ankündigung nach. Frisches Geflügelfleisch aus der Haltungsstufe 1 hatten Kaufland und Lidl bereits zuvor ausgelistet. In den Frischetheken von Kaufland gibt es nach eigenen Angaben seit 2019 Fleisch von Schwein, Pute und Hähnchen ausschließlich aus der Haltungsstufe 3. Auch im SB-Bereich werde seit 2019 bundesweit Schweinefleisch der Haltungsstufe 3 angeboten.

Ziel sei es, nachhaltigere Standards in der Tierhaltung zu etablieren, erklärte der Geschäftsführer Einkauf Frische bei Kaufland, Stefan Rauschen. Das erreiche man nicht durch Absichtsbekundungen, sondern indem man konkrete Maßnahmen umsetze und mit der gesamten Prozesskette zusammenarbeite.

Vor diesem Hintergrund wolle Kaufland die Kooperationen mit seinen „Vertragslandwirten für Schweinefleisch“ sowie das Angebot an Frischgeflügel aus den Haltungsformstufen 3 und 4 bis 2023 verdoppeln. Der agrarpolitische Sprecher der CSU im Bundestag, Artur Auernhammer, kritisierte, dass es im Lebensmitteleinzelhandel zu einem „Überbietungswettbewerb“ gekommen sei.

Absolute Marktnische

Leidtragende dabei seien die Bauern, betonte Auernhammer. Denn Umbaumaßnahmen und Investitionen könnten nicht von heute auf morgen getätigt werden. Hierfür brauche es ein Konzept, wie es die Borchert-Kommission in der zu Ende gegangenen Wahlperiode erarbeitet habe und das nach der nächsten Bundestagswahl umgesetzt werden solle.

Der Deutsche Bauernverband (DBV) und die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) hatten auf Hürden bei der Umsetzung verwiesen, etwa im Genehmigungsrecht und bei der Finanzierung. Wenn diese nicht überwunden würden, könnten die erforderlichen Angebotsmengen in den kommenden Jahren nicht bereitgestellt werden. Aktuell seien die Haltungsstufen 3 und 4 eine „absolute Marktnische“. AGE/red

Weitere Nachrichten aus den Bundesländern