Neben dem Kitztod bedeutet jeder Kadaver im Silo Botulismusgefahr für den Tierbestand.

Kitzsuche: Mit Adleraugen über das Grünland

Die Kitzsuche mit Drohnen ist im Trend. Doch trotz der modernen Technik ist der Aufwand hoch. Die Kombination Wärme- und Normalbild verbessert die Trefferquote. Und so funktioniert´s…

Von Jörg Möbius

Silvesterknaller sind großer Stress für Hunde. „40 von 50 gesuchten Hunden, deren Besitzer sich an uns gewandt haben, konnten wir mit unseren Drohnen, ausgestattet mit Wärmebild- und Normalkamera, finden.“ Das berichtet Alexander Mohr aus Bergen in Rheinland-Pfalz. Er ist Gründer und Inhaber der Firma Copter Pro. Rund 50 Freiberufler und Franchisenehmer deutschlandweit nutzen die von Mohr vertriebenen Drohnen der japanischen Firma Yuneec. Mit Erfahrungen aus dem Modellflugzeugbau bietet sie professionelle Drohnentechnik an.

Alexander Mohr mit seiner Yuneec H520 im Einsatz. Als Jäger liegt ihm die Kitzsuche vor der Mahd besonders am Herzen.

Auch bei der Anzeige der Bilder von der Drohne kommt ordentliche Technik zum Einsatz: „Ich habe einen 40-Zoll-Monitor im VW-Bus. Da kann man gut beide Bilder nebeneinander sehen“, so der begeisterte Drohnenpilot. „Der Vergleich Wärmebild und Normalbild nebeneinander auf dem großen Bildschirm verbessert die Trefferquote. Bei uns läuft kaum noch jemand zu einem Maulwurfshaufen.“

Mohr fliegt auch für andere Branchen als für die Landwirtschaft und sein Jägerhobby. Aber Kitzsuche und Unterstützung der Jagd haben es ihm besonders angetan. „Mit der Drohne kann ich auch die Jagdarbeit effektiver und gezielter angehen. Wo sind Wildschweine im Feld, wo ihre Wege durch den Mais?“ Auch bei der Beurteilung von Wildschäden und der Unterscheidung von Lagergetreide durch Wind in Abgrenzung zu Wildschäden ist die Befliegung sehr hilfreich.

Zwei Helfer pro Pilot bei der Kitzsuche

Alexander Mohr hat sich als Jäger auch der Rehkitzrettung angenommen. „Einsätze planen wir sowohl am PC vor dem Einsatz als auch am Laptop im Auto. „Je nach Standort des Interessenten suche ich unter meinen Partnern jemanden für den Einsatz aus. Ein Pilot benötigt zwei Helfer, vorzugsweise vom Landwirt oder Jäger vor Ort. Bei Bedarf können wir auch auf freiwillige Helfer zurückgreifen.“

Mit Wärme- und Normalbildkamera lassen sich falsche Suchergebnisse reduzieren. Die Anzeige auf einem großen Monitor erleichtert die Auswertung durch den Piloten.

Ein Tisch für Start und Landung ist nicht nur für den Piloten bequem, so wird auch die Optik vor Verschmut­ zung geschützt. Vorne die Fernbe­dienung der Drohne.

Die Drohne fliegt die geplanten Raster ab. Wird ein Kitz detektiert, lässt der Pilot sie über dem Fundort in der Luft stehen und ein Helfer läuft hin. Er hat per CB-Sprechfunk im Headset Kontakt zum Piloten. Handschuhe, Gras als Schutz vor Geruchsübertragung und eine luftige Kiste – die Bergung des Kitzes verläuft wie bei anderen Suchmethoden auch. Während der eine Helfer das Kitz zum Waldrand bringt, ist der andere Helfer in Bereitschaft. „Auch angrenzende Flächen schauen wir mit an, damit von dort keine Tiere in die abgesuchte Fläche laufen.“ Die Wiesenflächen sollten direkt nach dem Absuchen gemäht werden. Nach Abschluss der Mahd werden die Kitze freigelassen.

Für den Einsatz berechnet Mohr 109 € je Stunde, aber maximal 450 € pro Tag. Dazu kommen die Anfahrtskosten. „Mit unserem Profigerät können wir fast unabhängig vom Wetter suchen. Die Tagesleistung beträgt rund 100 Hektar. Das schafft man mit einer Hobbydrohne nicht. Unsere H520 schlägt mit rund 4.000 Euro zu Buche, das ist für mich das beste Preis-Leistungs-Verhältnis“, so der begeisterte Pilot. „Dieses Modell setzen auch Rettungsdienste und Feuerwehr ein.“

Kitzsuche: Initiative meist aus der Jägerschaft

Olaf Ehrich ist Gründer und Inhaber der Jagdschule Thüringen. In seinem Revier liegen rund 300 ha Wiesen. „Früher haben wir mit Hunden nach den Kitzen gesucht. Inzwischen hatte ich mehrmals einen befreundeten Drohneneigentümer zur Kitzsuche im Revier. Außerdem bin ich auf die Arbeit von Herrn Mohr aufmerksam geworden und habe meine Flächen zuletzt von ihm abfliegen lassen. Das hat mich endgültig angeregt, selbst eine Drohne anzuschaffen.“

Die Initiative zur Kitzsuche geht nach der Erfahrung des langjährigen Jagdausbilders oft von den Jägern aus. Sie bitten die Landwirte, rechtzeitig Bescheid zu sagen, wenn Mäharbeiten anstehen. Ein gutes Verhältnis von Jagdpächtern und Landwirten zahlt sich hier aus. Denn auch über die Kosten des Drohneneinsatzes muss gesprochen werden. Oft übernimmt sie die Jagdgenossenschaft, eine Beteiligung des Landwirtschaftsbetriebes ist ein Zeichen guter Zusammenarbeit.

Olaf Ehrich will die Drohne auch zum Flugtraining von Falken einsetzen. Dafür wird an einer langen Schnur eine auslösbare Beuteattrappe mit Fleisch eingesetzt.


Aus der Serie „Futter aktuell“