Das Rotwild ist in diesen Tagen selbst vor dem Fotografen auf der Hut.(c) Frank Hartmann

Weihnachten brummt das Geschäft

Ostern ist ein gewichtiges Geschäft, aber Weihnachten übertrifft alles in der Agrargenossenschaft Teichel. Das Geschäft zum Jahreswechsel trägt knapp 15 Prozent zum Jahresumsatz in der Direktvermarktung bei. In der Fleischerei sind daher alle neun Mitarbeiter in Höchstform.

Von Frank Hartmann

Die knapp 800 Gänse und Enten schlachtet die Gönnertaler Puten GmbH, ein über die Thüringer Landesgrenzen hinaus bekannter Aufzucht- und Schlachtbetrieb. Einmal wöchentlich werden jetzt rund 135 schlachtreife Tiere in Transportkisten verladen und ins 30 Kilometer entfernte Altengönna gefahren. „Am nächsten Tag holen wir die Schlachtkörper ab“, berichtet Vorstand Dr. Stefan Blöttner. Die Veterinärin, die dort die Tierbeschau verantwortet, attestiere dem Teichrödaer Weihnachtsgeflügel seit Jahren höchste Qualität.

Besonders gefragt: Wildknackwurst und „Convenience“

Daneben wird jetzt einmal in der Woche Wild aus dem Gatter entnommen. 110 Wildtieren steht ein 16 ha großes Areal zur Verfügung. Das Rot- und Damwild wird nach dem Qualitätsstandard „wie freilebendes Wild“ gehalten. Übers Jahr hinweg sind die Wildsalami und die Wildknackwurst die Renner im Hofladen. Zu Weihnachten sind vor allem Braten aus Rücken und Keule der Agrargenossenschaft Teichel gefragt. Beim Rotwild wandern jetzt die Edelstücke direkt über die Ladentheke. Der übrige Schlachtkörper wird wie immer bis aufs letzte Gramm verarbeitet, unter anderem zu Salami, Knackwurst und fertig gekochtem Wildgulasch.

Das Schweinefleisch bezieht die Agrargenossenschaft von jeher aus den Nachbarbetrieben in Saalfeld. Gut acht Schweinehälften verarbeitet der Chef der Fleischerei, Jürgen Birte, wöchentlich mit seinem Team zu traditioneller Hausschlachtewurst nach Thüringer Rezepten, Schinken sowie Koch- und Brühwurst. Der Räucherofen läuft in diesen Tagen nahezu ununterbrochen. Ein bei den Kunden sehr beliebtes Produkt ist u. a. der Kochschinken, dieser wird noch wie „früher“ zubereitet, und zwar aus einem ganzen Stück Fleisch aus der Keule.

Ein besonderer Geheimtipp sind die „Convenience“ oder auf Deutsch „Fertiggerichte“. Hier bietet die Genossenschaft Gulasch, Rouladen, Königsberger Klopse oder Entenbraten aus dem Glas an. Diese werden nach traditionellen Rezepten zubereitet.

Transport zum Schlachthof: Hochprofessionell und wenig stress für die tiere

Während die Charolais-Rinder jetzt kalben, ist der Rindfleischabsatz ein weiteres bedeutendes Standbein im Weihnachtsgeschäft. Einmal die Woche wird ein Bulle oder eine Färse ausgewählt, die im nordfränkischen Kronach geschlachtet werden. Seit der Schließung des regionalen Schlachthofes in Jena sind die bayerischen Schlachtstätten an der Landesgrenze die vielgenutzte Alternative für Thüringer Direktvermarkter.

erdenmanager Jens Schmidt schert jetzt die Rinder.
Herdenmanager Jens Schmidt schert jetzt die Rinder. (c) Frank Hartmann

Der Transport zum Schlachthof wird durch die Erzeugergemeinschaft für Qualitätsschlachttiere Südthüringen Kamsdorf für die Genossenschaft durchgeführt. Hoch professionell und mit so wenig wie möglichem Stress für die Tiere läuft der Transport zum Schlachthof ab.

Winterfurche: Vielleicht ist es schon die letzte  gewesen.
Winterfurche: Vielleicht ist es schon die letzte gewesen. (c) Frank Hartmann

weniger geld für großen aufwand

Damit die Qualitätsrinder kontinuierlich heranwachsen, nimmt Herdenmanager Jens Schmidt in diesen Tagen die Schere in die Hand. Er schert das Fell der Charolais auf ihrem Rücken. Nach der Weidesaison schwitzen die Tiere – gerade am Rücken – im Mutterkuhstall. Die Schur verhindert, dass das Fell verklebt. Schmidt nutzt die Gunst der Stunde und behandelt die Tiere gleich noch gegen Ekto- und Endoparasiten.

Neben dem lausigen Milchpreis, der nach wie vor die gestiegenen Betriebskosten in der Produktion nicht deckt, überschlägt man in Teichröda schon mal die Konditionen der neuen GAP-Förderperiode. Blöttner gibt sich nicht überrascht, dass weniger Geld für den großen Aufwand ankommen wird. Sein Co-Vorstand, Eric Engelmann, merkt sarkastisch an, dass man in diesem Dezember womöglich das letzte Mal eine Winterfurche auf 250 ha mit zwei Kuhn-Beetpflügen (2,80 m Arbeitsbreite) gezogen hat. Wie man mit der Sommerbraugerste oder den Erbsen nach dem Pflugverbot im Zuge der GAP-Konditionalität umgehen wird, bleibe offen. Eine uralte und zu Recht sinnvolle ackerbauliche Technik werde nunmehr bald zu Grabe getragen.

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