Agrar eG Teichel: Ernte startet, Betrieb läuft weiter

Die Ernte nimmt jetzt Schwung auf. (c) Frank Hartmann

Die Agrargenossenschaft Teichel zog Ende Juni die Reißleine und beantragte die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. Der Geschäftsbetrieb ist gesichert und die Ernte verspricht gute Erträge.

Von Frank Hartmann

Die Agrar eG Teichel zog Ende Juni die Reißleine und beantragte die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. Das Gericht bestellte den erfahrenen Erfurter Anwalt Rolf Rombach zum vorläufigen Insolvenzverwalter. Vorstandschef Dr. Stefan Blöttner sagt, dass auf die Investitionen in die moderne Milchproduktion und das Wohl der Milchkühe eine bis heute anhaltende Durststrecke bei den Milchpreisen folgte. Drei miese Ernten in Folge wiegen schwer.

Agrar eG Teichel: Eigensanierung des Unternehmens angestrebt

„Die Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebes ist in vollem Umfang gesichert“, sagt Blöttner. Und Anwalt Rombach ergänzt: „Die Strukturen des Agrarbetriebes sind geeignet, eine Eigensanierung des Unternehmens anzustreben. Ziel des Sanierungsverfahrens ist die Absicherung des dauerhaften Bestandes der Agrargenossenschaft. Wichtig dabei ist die Einbeziehung aller Beteiligten, insbesondere der Verpächter der angepachteten Flächen und der Genossen. Hierfür werden wir alles unternehmen und die Partner jeweils über die einzelnen Sanierungsschritte informieren.“

Blöttner betont, dass die Agrargenossenschaft positiv in die Zukunft schaue. Allein die laufende Ernte bietet allen Grund dafür. Zu Beginn der vorigen Woche holten die Mähdrescher die ersten 20 ha Wintergerste vom Halm. Die zweizeilige Sorte brachte 70 dt/ha. Nach der Regenunterbrechung ging es an diesem Montag weiter. „Wir konnten bis 23.30 Uhr dreschen, und der Ertrag ging auf die acht Tonnen zu“, freut sich Pflanzenbauvorstand Eric Engelmann. Auch die Strohernte stellt mehr als zufrieden. In dieser Woche rechnete er mit einem guten Vorankommen, sodass dann auch mit den Erbsen begonnen werden sollte.

Während der Regenpause konnte Mist auf die kommenden Rapsflächen Bild-Info gefahren werden.
Während der Regenpause konnte Mist auf die kommenden Rapsflächen gefahren werden. (c) Frank Hartmann

Seit 2017 zum ersten Mal wieder ein ansehnlicher zweiter Luzerneschnitt

Der Winterraps steht sehr gut, der Weizen ist zum Teil noch grün, was die Erntezeitfenster entzerre. Lager gibt es nur vereinzelt, „die Halmstabilisatoren haben ihre Arbeit gemacht“, so Engelmann. Nach einem guten ersten Schnitt der Luzerne – die ergiebigen Niederschläge zahlen sich jetzt aus – begann am vorigen Sonntag der zweite Schnitt. Dienstag nahm der Häcksler dann die Schwaden auf. „Seit 2017 ernten wir zum ersten Mal wieder einen ansehnlichen zweiten Luzerneschnitt“, berichtet Engelmann. Vorige Woche nutzte das Pflanzenbauteam die Ernteunterbrechung, um Mist auf die ersten gedroschenen Gerstenflächen zu fahren. Hier folgt Winterraps. Das Saatgut wird gerade geordert. Geplant ist, mit dem Drillen in der 32. Kalenderwoche zu beginnen.

Vorstandschef Blöttner, der bekanntermaßen mit Kritik nicht hinterm Berg hält, holt beim Stichwort Festmist tief Luft. Denn die Politik hat vor allem den Rinderhaltern kürzlich wieder eine Aufgabe gestellt, die nicht nur fachlich zweifelhaft, sondern auch teuer ist. Im Bundesratsverfahren zur Novelle der „Technischen Anleitung zur Reinhaltung der Luft“ (TA Luft) votierte eine Mehrheit der Länder dafür, dass Festmistlager künftig abzudecken oder zu überdachen sind. Allein am Standort Teichröda summierten sich die Flächen der Mistplatten von Kälber-, Jungrinder-, Abkalbe-, Mutterkuh- und Bullenstall auf über 4.000 m². Hier dürfe man mit einem hohen sechsstelligen Betrag für den Bau der Dachflächen rechnen.


Im August beginnt Marie George, hier mit Vorstand Stefan Blöttner, ihre Ausbildung in Teichröda.

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Lösung für neue Tierschutztransportverordnung gesucht

Ähnlich ärgerlich seien die Änderungen bei der Tierschutztransportverordnung, wonach Kälber künftig erst nach 28 Lebenstagen als transportfähig gelten sollen. „Bei uns handelt es sich um gut 220 Bullenkälber im Jahr, die wir dann doppelt so lange im Betrieb versorgen müssen.“

Blöttner hat begonnen zu prüfen, ob dies am Milchviehstall in Teichröda möglich wäre. Hier geht es nicht allein um den Platz, sondern auch um die genehmigten Tierzahlen nach Bundes-Immissionsschutzgesetz. Die früheren Ställe in Neckeroda könnten eine Alternative sein. Dies würde aber Investitionen nach sich ziehen. „Vorstellen kann ich mir auch, dass wir uns mit einigen Betrieben der Region zusammentun, um für eine konzentrierte Kälberbetreuung eine Lösung zu finden“, blickt Blöttner nach vorn. Weil die Regelung ab Spätherbst 2022 greift, müsse man jetzt zügig mit dem Planen beginnen.

Teichel Kuhstall
Die Ställe der Genossenschaft wurden erst 2018 mit dem Thüringer Tierschutzpreis ausgezeichnet. (c) Agrar eG Teichel

Blöttner fragt zudem, von wo der LEH in Zukunft die Rohstoffe für Lebensmittel beziehen will, wenn er etwa bei der Milch nur noch die Haltungsstufen „3“ und „4“ akzeptiert. Sicher sei er, dass dann die Ställe der Genossenschaft, für die es 2018 noch den Thüringer Tierschutzpreis gab, umgebaut werden müssten. Denn nur so bleibe der Betrieb mit dem modernen Liegeboxenlaufstall marktfähig. „Wobei für mich jetzt schon klar ist, dass hier nicht der die Musik bezahlt, der sie bestellt hat, sondern diese Investitionen ausschließlich zulasten der Erzeuger gehen werden.“ Für den Betriebsleiter ist das ein weiterer Schritt weg von Chancengleichheit und eine weitere Zementierung der Wettbewerbsverzerrung: Dies stelle die Milchproduktion deutlich infrage.

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