Kritik an Zuckerfabrik Anklam: Landwirte sollen für Energiekosten nachzahlen
Die Zuckerfabrik Anklam bittet Zuckerrüben-Anbauer in Mecklenburg-Vorpommern für die gestiegenen Energiekosten zur Kasse. Der Preis für die Kostenbeteiligung wurde vom Verband ausgehandelt. Was müssen Landwirte bezahlen?
Von Astrid Wiebe
Zahlreiche Zuckerrüben-Anbauer in Mecklenburg-Vorpommern haben sich laut Medienberichten zu Wort gemeldet und die Zuckerfabrik Anklam kritisiert. Der Grund: Die Landwirte sollen sich an den gestiegenen Energiekosten der Zuckerfabrik beteiligen. Und das nachträglich, denn es gehe um Nachzahlungen aus der Ernte 2023/2024, die bereits abgeschlossen ist und nun auch abgerechnet werden soll.
Bauernverband MV kritisiert: Nachzahlungen unverständlich
Dass die Anbauer erst jetzt die Rechnung präsentiert bekommen, stößt auch bei Marco Gemballa, Vizepräsident des Bauernverbandes Mecklenburg-Vorpommern und Zuckerrübenanbauer auf Unverständnis: „Die Saison 2023/2024 begann Anfang September des letzten Jahres, und ich gehe davon aus, dass die Fabrik ihre Energieversorgung vorher preislich abgesichert hat. Im Jahr 2023 sind die Energiepreise insbesondere bei Gas an den Börsen und Märkten wieder erheblich gesunken. Wie das im zeitlichen Zusammenhang steht, der Preisrückgang und der Einkauf der Energie seitens der Fabrik für diese Kampagne, das kann ich nicht sagen. Wenn aber schon vor dem Beginn der Kampagne 2023/24 klar war, dass es erhebliche Faktoren gab, die eine Minderung des Rübenpreises rechtfertigen, dann stellt sich die Frage, warum erst seit Sommer 2024 darüber diskutiert wurde.“
Jedenfalls sei es so, dass die Kostensteigerung bei Gas als ein Argument herangezogen werde, um die Landwirte nachträglich zur Kasse zu bitten. Und das Ganze ein Jahr später, nachdem die Kampagne 2024/2025 schon längst gestartet sei, so der Vizepräsident.
Nachzahlungen: Zuckerfabrik Anklam beruft sich auf außergewöhnliche Umstände
4,35 € pro gelieferter Tonne Rüben der aktuellen Rübenkampagne 2024/2025 seien bereits abgezogen worden, heißt es laut Anklamer Anbauverband für Zuckerrüben (AVZ). Der AVZ ist die Interessenvertretung der ca. 340 Zuckerrübenanbauer und Ansprechpartner der Zuckerfabrik in allen Vertragsfragen. „Es gibt eine allgemeine Klausel in dem Vertrag, der 2021 abgeschlossen wurde und noch bis 2026 besteht. Die Vertragsparteien sind zu einem Nachverhandeln verpflichtet, wenn es zu außergewöhnlichen wirtschaftlichen Umständen kommt“, erklärt Christian Ehlers, Geschäftsführer des AVZ.
Die Höhe der Kostenanpassung stehe nicht in dem Vertrag, sondern müsse ausgehandelt werden. Daher habe es intensive Nachverhandlungen zwischen der Fabrik und dem AVZ-Vorstand gegeben.
Mehrkosten in Höhe von 4,35 Euro je Tonne
Nachdem das Ergebnis von 4,35 Euro feststand, habe der Verband die Mitglieder am 7. Oktober 2024 sofort schriftlich in Kenntnis gesetzt. Vereinbart wurde außerdem, diese Mehrkosten in Höhe von 4,35 €/t bei Auszahlung der dritten Rate aus der aktuellen Kampagne zu berechnen. Laut AVZ erfolgte dies am 9. Oktober 2024. „Wir haben es uns nicht leicht gemacht und uns intensiv mit der Sachlage auseinandergesetzt. Auch haben wir uns Rat bei Juristen und Experten geholt“, so Christian Ehlers.
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