Beim Äpfelpflücken: Zwei rumänische Helfer mit einer autonom fahrenden Erntemaschine, die die Früchte in Großkisten ablegt. (c) Detlef Finger

Obst-Ernte: Erste erntefrische Äpfel im Hofladen

Die Obsternte fällt in diesem Jahr vielerorts enttäuschend aus. Auch die Apfelernte unseres Praxispartners, des Obsthofes Müller in Querfurt in Sachsen-Anhalt, war von der ungünstigen Witterung betroffen. Für die betriebseigene Brennerei musste sogar Obst zugekauft werden.

Von Detlef Finger

Auf dem Obsthof Müller hat in der zweiten Augusthälfte die Apfelernte begonnen. Nach einer „homöopathischen Menge“ Galmac, der zeitigsten Sorte im Betrieb, die auf lediglich geringer Fläche wächst und wegen der Spätfröste im April nur wenig Ertrag bringt, wie Betriebsleiter Alexander Müller erklärte, kamen Früchte der Sorte Santana vom Baum. Gerade läuft die Pflücke vom Elstar Red Flame, einem mittelgroßen, goldgelben Apfel mit leuchtend roter Marmorierung.

Früchte noch vor Ernte-Abschluss im Hofladen

Neuerntige Früchte dieser drei Sorten sind bereits im Hofladen am Nebraer Tor in Querfurt für 1,99 €/kg im Angebot, dazu soll noch Gala kommen. Der Obsthof baut auf rund 8 ha Fläche insgesamt 17 Apfelsorten an. Die handarbeitsintensive Apfelpflücke in der Plantage erfolgt mit Unterstützung durch bis zu drei Pluk-O-Traks. Die Erntemaschinen des niederländischen Herstellers Munckhof sind für Reihenabstände von 2,50–4,50 m und Baumhöhen bis 4 m geeignet.

Der Verschnitt der abgeernteten Süßkirschbäume läuft derzeit parallel zur beginnenden Apfelernte. (c) Detlef Finger
Der Verschnitt der abgeernteten Süßkirschbäume läuft derzeit parallel zur beginnenden Apfelernte. (c) Detlef Finger

Sie sind mit schmalen Förderbändern ausgestattet, auf die das gepflückte Kernobst abgelegt wird. Eine Bürstenwalze sorgt für dessen schonende Ablage in eine auf dem Gerät positionierte Großkiste aus Kunststoff. Volle Kisten werden auf der Fahrgasse abgesetzt. Die Erntehelfer pflücken vom Boden aus oder von den zwei beidseitig angebrachten Arbeitsplattformen.

Äpfel, die nicht als Tafelware taugen, sich aber für die Verarbeitung zu Saft oder Konfitüre eignen, landen in einem zusätzlichen Bunker. Per Joystick lassen sich die autonom geradeaus fahrenden Pluk-O-Traks steuern. Als Antrieb dient ein Ein-Zylinder-Benzinmotor samt hydrostatischem, stufenlosem Getriebe. Der angehängte Leerkistenwagen kann bis zu 16 Behälter mitführen.

Betriebseigene Brennerei

Beim Betriebsbesuch (30.8.) treffen wir Alexander Müller in der 2020 eingerichteten Brennerei an. In der Frühe hat er mit dem ersten Brand der Saison 2024 begonnen. Im Bottich: 150 l Aprikosenmaische. Die Früchte, bei einem Kollegen in Mainz zugekauft, da die eigenen im April komplett erfroren sind, wurden entsteint und zerkleinert, Gärhefe und Enzyme zum Verflüssigen der Feststoffe zugesetzt. Ziel des Brennvorganges ist der Mittellauf, auch Herzstück genannt, der ab etwa 81 °C aus dem Kühler zu tropfen beginnt.

In der Brennerei des Obsthofes schauen Alexander Müller und seine Ehefrau Monique nach 
dem ersten Brand der Saison 2024, der aus Aprikosen gewonnen wird. (c) Detlef Finger
In der Brennerei des Obsthofes schauen Alexander Müller und seine Ehefrau Monique nach dem ersten Brand der Saison 2024, der aus Aprikosen gewonnen wird. (c) Detlef Finger

Der Edelbrand hat einen sehr hohen Alkoholgehalt, um die 80 Vol.-%. Der Vorlauf, der entsteht, solange die Temperatur noch im Steigen begriffen ist (bis ca. 80 °C), kann giftige Stoffe, darunter Methanol, enthalten und darf nicht getrunken werden. Der Nachlauf, auch als Reinigungsbrand bezeichnet, der ab etwa 94 °C folgt, hat nur noch 40–50 % Alkoholgehalt. Der Edelbrand ist letztlich die Grundlage für die Spirituosen-Spezialitäten des Obsthofes, etwa Obstbrände und Geiste, aber auch Liköre.

Lagerung: energieeffizient und streng überwacht

Bevor die Apfelernte beim Obsthof Müller in die Vollen geht, soll eine aktuelle Investitionsmaßnahme zur Energieeinsparung abgeschlossen sein. An den Kühlzellen, die in einer im Jahr 2000 erbauten großen Halle eingerichtet worden sind, werden derzeit neue gasdichte Tore eingesetzt. In den Zellen können jeweils 70 t Früchte gelagert werden, weitere 30 t in einer weiteren, bereits 1998 geschaffenen kleineren Kühlzelle. „Unsere Lagerkapazitäten werden wir in diesem Jahr nicht ausschöpfen“, sagt Müller mit Blick auf die spätfrostbedingten Ertragseinbußen. In Spitzenjahren waren die Kühlzellen randvoll gefüllt.

Apfelernte Obsthof Müller: Eine Kiste mit Äpfeln.
Die Apfelernte stellte den Obsthof Müller, sowie viele andere Betriebe, nicht zufrieden. (c) Detlef Finger

Nach einer Faustzahl für einen Normalertrag befragt, sagt Müller, dass eine Menge von 30–40 t/ha Äpfeln eine gute Ernte sei. Die Lagerung bei einer Temperatur von +2 °C in kontrollierter Atmosphäre (Controlled Atmosphere/CA) mit 1–1,5 Vol.-% Sauerstoff (O2), ca. 2,5 Vol.-% Kohlendioxid (CO2) und ca. 90 % Luftfeuchte hält die Äpfel über Monate frisch, saftig und knackig. „Die Atmung der Früchte bzw. ihre Reifung und Alterung wird dadurch auf ein Minimum reduziert, sie haben quasi einen Ruhepuls“, erläutert Müller.

So funktioniert die Obst-Lagerung

Die CA-Lagerung funktioniert folgendermaßen: Nach dem Befüllen der Zelle wird zunächst das Kühlgerät aktiviert, um die Zieltemperatur zu erreichen. Ist diese gegeben, wird die luftdichte Tür verschlossen. Danach wird ein Stickstoff(N)-Generator gestartet, um in der Zelle die O2-Konzentration der Luft (normal u. a. mit etwa 78 % N2, 21 % O2, 0,04 % CO2) auf ca. 3 % zu senken.

Der Generator zieht Stickstoff aus der Umgebungsluft und speist ihn in die Zelle ein. Durch die Atmung der Früchte verringert sich die O2-Konzentration aber weiter. Um den Zielwert zu halten, wird der Kammer im Bedarfsfall Außenluft zugeführt. Anderenfalls würden die Äpfel quasi „ersticken“. „Das Verhältnis der Zielwerte muss stimmen und es sollte möglichst schnell – in zwei bis drei Tagen – erreicht sein“, sagt Müller. Aus Sicherheitsgründen sind die aus Polyester gefertigten, leichten Tore, die mit ihrer aufblasbaren Gummidichtung luftdicht schließen, mit einem von innen zu öffnenden Notausstieg ausgerüstet. „Das ist eine Grundlage für die Zulassung“, betont der Betriebsleiter.

Apfelernte Obsthof Müller: Das Gebäude des Hofladens des Obsthofes Müller.
Im Hofladen am Nebraer Tor gibt es die ersten erntefrischen Äpfel. (c) Detlef Finger

Obst-Fachtagung in Querfurt abgeschlossen

Mitte August war der Müllersche Hof auch Gastgeber im Rahmen der Sommertagung der Fachgruppe Obstbau. Diese ist Teil des Bundesausschusses Obst und Gemüse, dem gemeinsamen Gremium von Zentralverband Gartenbau sowie Deutschem Bauernverband und Deutschem Raiffeisenverband. Die berufsständische Vertretung der deutschen Erwerbsobsterzeuger weilte auf Einladung des Obstbauverbandes Sachsen & Sachsen-Anhalt im mitteldeutschen Raum.

Zum Fach- und Rahmenprogramm der rund 50-köpfigen Runde, die in Querfurt einquartiert war, gehörten u. a. die eigentliche Tagung im Bauernmuseum auf der Burg Querfurt, Besichtigungen des örtlichen Obsthofes (mit Wein- und Likörverkostung) und von zwei weiteren Betrieben am Süßen See sowie ein Arbeitsgespräch im Umweltbundesamt in Dessau-Roßlau. Vorsitzender der Bundesfachgruppe Obstbau ist der Niedersachse Jens Stechmann, zu seinen drei Stellvertretern gehört Jörg Geithel, der Chef des sächsisch-sachsen-anhaltischen Verbandes.

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Bäume ohne Früchte: Mit der Blüte kam der Frost und bescherte dem Betrieb von Lutz Kleinert immense Ertragsausfälle. © Wolfgang Herklotz

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