2017 geriet der zu Adib gehörende Schweinehaltungsbetrieb in Aschara wegen Tierschutzverstößen in die Schlagzeilen. (c) imago-images/ Steve Bauerschmidt

Wieder Großbetrieb an Aldi-Stiftung verkauft

Erneut hat die Aldi-Erben gehörende Boscor-Gruppe ein ostdeutsches Unternehmen übernommen. Ein Detail verschafft dem Kauf besondere Brisanz.

Die Übernahme eines Großbetriebes in Thüringen sorgt über die Grenzen des Freistaates hinaus für Aufsehen. Denn zum einen ist es der bisher größte Eigentümerwechsel bei einem Thüringer Agrarbetrieb. Zum anderen sind sowohl Verkäufer als auch Käufer überaus prominent. Wie der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) heute berichtet, hat die Boscor Land- und Forstwirtschafts GmbH die Adib-Gruppe in Bad Langensalza übernommen. Boscor gehört zur Lukas-Stiftung mit Sitz in Schleswig-Holstein und gehört dem Aldi-Erben Theo Albrecht jun. Größter Gesellschafter der Adib-Gruppe war bisher Dr. Klaus Kliem, der langjährige Präsident des Thüringer Bauernverbandes (TBV).

Rund 1.500 Hektar Land gehören zum Paket

Nach MDR-Informationen hat das Geschäft ein Volumen von rund 40 Millionen Euro, einschließlich der Übernahme von Altschulden in Millionenhöhe. Die Adib bewirtschaftet rund um Bad Langensalza rund 4.000 Hektar Fläche, davon 1.500 Hektar im Eigenbesitz. Zum Unternehmen gehörte die Dröbischauer Agrargesellschaft in Ostthüringen mit 1.800 Hektar. Für die „Adib Agrar-, Dienstleistungs-, Industrie- und Baugesellschaft mbH“ weist NorthData, das Analyseportal für Wirtschaftsdaten, im Jahr 2018 einen Verlust von fast 6,7 Mio. € aus.

Alle rund 60 Gesellschafter der Adib haben laut MDR dem Verkauf zugestimmt. Mit 52 % größter Anteilseigner war Klaus Kliem, 22 Jahre Präsident und jetzt Ehrenpräsident des Thüringer Bauernverbandes. Auf Anfrage des Senders teilte Kliem mit, man habe sich für den Verkauf an einen finanzstarken Käufer entschieden, um den langfristigen wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens zu sichern.



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Aldi sammelt Grundbesitz in Mitteldeutschland

Die Aldi-Stiftung sammelt bereits seit einiger Zeit Großbetriebe und mit ihnen Boden in Mitteldeutschland ein. Ende September vorigen Jahres erwarb sie die bei Leipzig ansässige Geithainer Landwirtschafts GmbH. Diese war über eine Unternehmensbeteiligung mit der Adib Bad Langensalza verbunden. Zuvor hatte Boscor bereits den Agrarbetrieb Kayna eG im sachsen-anhaltischen Burgenlandkreis gekauft.


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Thüringer Agrarminister kritisiert Kliem persönlich

Thüringens Landwirtschaftsminister Prof. Benjamin-Immanuel Hoff reagierte mit offener Kritik. Der Linken-Politiker nannte es unverantwortlich, an einen „außerlandwirtschaftlichen Betrieb und dann auch noch an einen Discounter“ zu verkaufen. Gerade von einem früheren Bauernverbandspräsidenten habe er erwartet, dass er die Bedürfnisse des Bauernstandes mit seinen „privaten Gewinninteressen in Ausgleich“ bringe.

Der Thüringer Bauernverband (TBV) zeigte sich „enttäuscht“ über den von Kliem gewählten Weg. „Wir hätten uns gewünscht, dass das Unternehmen in den Händen von Thüringer Landwirten verbleibt“, erklärte Verbandspräsident Dr. Klaus Wagner. Allerdings habe jeder das Recht, sein Eigentum zu verkaufen, wann und an wen er wolle.

Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) hob hervor, dass es sich hier um einen klassischen Share-Deal handele. Solche Anteilskäufe von Großbetrieben fänden im Verborgenen statt. AbL-Bundesvorsitzender Martin Schulz forderte, für derartige Verkäufe Genehmigungsverfahren und eine Ausschreibungspflicht einzuführen sowie ein Vorkaufsrecht für bäuerliche Betriebe zu gewährleisten. ste

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