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Aldi-Stiftung kauft weiteren Agrarbetrieb

Der Verkauf eines sächsischen Landwirtschaftsbetriebes erregt die Gemüter. AbL und Bauernbund fordern gesetzliche Schranken und Obergrenzen bei den Direktzahlungen.

Mit harscher Kritik hat die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft Mitteldeutschland (AbL) auf den Verkauf der Geithainer Landwirtschafts GmbH an das Unternehmen Boscor Land- und Forstwirtschafts GmbH  &  Co.  KG aus dem fränkischen Reitzenstein reagiert. „Wieder einmal macht ein Großagra­rier Kasse“, so  Michael Grolm, Vorsitzender der AbL Mitteldeutschland, in einer Presseerklärung. Es brauche Gesetze, die solche Verkäufe verhindern. Bei dem Geschäft stehen auf der einen Seite die Eigentümer des Aldi-Konzerns, auf der anderen der ehemalige Thüringer Bauernpräsident Klaus Kliem.

Anfang Oktober war bekannt geworden, dass Boscor zum 27.  September den Agrarbetrieb bei Leipzig gekauft hatte. Die Boscor Land- und Forstwirtschaft GmbH  &  Co.  KG gehört – ebenso wie ihre Komplementärin Boscor Land- und Forstwirtschaft Verwaltungs GmbH – zur Lukas-Stiftung des Aldi-Gründers Theo Albrecht sen. Dieser Stiftung gehören Teile des Aldi-Konzerns mit zahlreichen Unternehmensbeteiligungen, einige davon im Agrarsektor.

„Klare Gesetzliche Schranken“

Die Geithainer Landwirtschafts GmbH wiederum war über eine Unternehmensbeteiligung mit der Adib Agrar-, Dienstleistungs-, Industrie- und Baugesellschaft mbH in Bad Langensalza verbunden, an der die Familie des ehemaligen Thüringer Bauernpräsidenten Klaus Kliem die Mehrheit hält. Boscor hatte in diesem Jahr bereits den Agrarbetrieb Kayna eG im sachsen-anhaltischen Burgenlandkreis gekauft. Wenn ein Discounter weiter auf Einkaufstour gehe, werden weder die heimischen Landwirte noch die Verbraucher oder die Bienen etwas zu lachen haben, kritisierte Grolm das Geschäft. Deutlich werde auch, „dass es naiv ist, auf das Verantwortungsbewusstsein der höheren Kader sowohl im Bauernverband als auch in den Großbetrieben zu setzen. Hier sind die Landesregierungen gefordert, klare gesetzliche Schranken zu schaffen.“

Ähnlich reagierte der Bauernbund Brandenburg. Er bewertet den Verkauf des Geithainer Unternehmens als „wichtigen Hinweis für die Reform der Europäischen Agrarpolitik“. Eine der reichsten Familien Deutschlands würde nun „bis zum letzten Hektar vom Staat mit Steuergeldern vollgepumpt“, erklärte Verbandspräsident Marco Hintze am Dienstag. Er forderte Bundesministerin Julia Klöckner auf, sich bei den Verhandlungen über den EU-Agrar­haushalt dafür einzusetzen, dass Fördermittel nur noch bis zu einer betrieblichen Obergrenze und nur noch an ortsansässige Bauern ausgezahlt werden. Auf Anfrage der Bauernzeitung wollte sich Adib-Geschäftsführer Klaus Kliem nicht zum Verkauf des  Tochterunternehmens äußern. Er äußere sich grundsätzlich nicht zu gesellschaftsrechtlichen Fragen, teilte Kliem mit. KB/ste