Spargelanbau: Folie besser als ihr Ruf

Spargelfeld in der Region um Beelitz. (c) Sabine Rübensaat

Im Spargelland Brandenburg gab es Streit über weitverbreitete Hilfsmittel für den verfrühten Anbau. Rechtzeitig zum Anstich kommt Entwarnung.

Erst sorgte der milde Märzbeginn in einigen Regionen für einen recht frühen Start der diesjährigen Spargelsaison, dann bremste Kälte die ganz Eiligen. Die Pfalz liefert dennoch schon seit der zwölften Kalenderwoche an den Handel. Im Norden und Osten soll die Ernte im unbeheizten Anbau aber auch noch pünktlich vor Ostern beginnen. Brandenburg, nach Niedersachsen zweitgrößtes Erzeugerland, eröffnete am 7. April in Beelitz die Spargelsaison.

Wiederlegt: Folie entspreche nicht der guten fachlichen Praxis

In die Diskussion gekommen ist im vorigen Jahr die Verfrühung des Edelgemüses unter Folie. Anlass war ein in den Medien ausgetragener Streit der Stadt Brandenburg an der Havel mit einem Spargelhof. Die Grünen-Fraktion in der Bürgervertretung hatte die Ansicht verbreitet, dass Sonderkulturen in Schutzgebieten nicht angebaut werden dürften und der Folieneinsatz nicht der guten fachlichen Praxis entspreche.

Dieser Irrtum wurde später nicht nur vom Verband der Ostdeutschen Spargel- und Beerenobstanbauer (Vosba) ausgeräumt. Auch die EU-Kommission bestätigte ausdrücklich, dass der Einsatz von Plastikfolie guter landwirtschaftlicher Praxis entspreche. Um sie zu verwenden, bedürfe es keiner Umweltprüfungen, wie die Grünen aus Brandenburg a. d. H. gemutmaßt hatten. Folien würden eingesetzt, um Unkraut zu regulieren, Wasser im Boden zu halten und die Vegetationszeit zu verkürzen. Ihr Einsatz belaste die Umwelt also nicht, sondern trage zum Schutz von Boden und Wasser bei – immer vorausgesetzt, nicht biologisch abbaubare Folie wird nach der Verwendung restlos entfernt. Das antworteten die EU-Kommissare Janusz Wojciechowski (Agrar) und Virginijus Sinkevicius (Umwelt) gemeinsam auf Fragen aus dem Europaparlament. Nun gibt auch die Wissenschaft Entwarnung: Forschungen des Leibniz-Instituts für Gemüse- und Zierpflanzenbau (IGZ) in Brandenburg zeigen, dass die Entwicklung von Bodentieren wie Milben und Springschwänzen sowie Mikroorganismen wie Pilzen und Bakterien in zeitweise abgedeckten Spargeldämmen nicht unterdrückt, sondern überwiegend sogar gefördert wird. Finanziert wurde das Projekt u. a. vom Potsdamer Agrarministerium.

Spargel mit lila Spitzen

Die Landtagsfraktion der Grünen indes stellt eine Nachfrage nach „foliefreiem“ Spargel fest. Eine Vermarktungsstrategie für Spargel mit den lila Spitzen solle Verbraucher und -innen dafür stärker sensibilisieren, Landwirtinnen und Landwirten müssten Alternativen zur jetzigen Anbaupraxis nahegebracht werden. Zudem sei Agrarfolie ein wertvoller Rohstoff und dürfe nicht auf den Äckern zurückbleiben. red

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