BANI-Welt: Deutschland in der Krise? Die deutsche Wirtschaft schwächelt, die Politik streitet und die Menschen sind verunsichert. Laut Agrarbarometer der Rentenbank haben Landwirte Angst vor Investitionen. Wie können wir aus dieser Spirale ausbrechen?
Ein Kommentar von Claudia Duda
Wer die Schlagzeilen der vergangenen Woche Revue passieren lässt, dem könnte ganz schwindlig werden: „Deutsche Wirtschaft steckt in der Krise“ (Focus), „Die Ampel und die Wirtschaftskrise: Jetzt kämpft jeder gegen jeden“ (Spiegel online), „ifo-Umfrage: Deutsche Exporteure befürchten weiter sinkendes Geschäft“ (Zeit online), „Bundesbank: Deutsche Wirtschaft steckt in Schwächephase fest“ (boerse.de); „Wirtschaft in der Dauerkrise: Kommt jetzt die Massenarbeitslosigkeit zurück?“ (Spiegel online). Das aktuelle Agrarbarometer der Rentenbank malt für die Landwirtschaft ein ähnlich trübes Bild: schlechte Stimmung, sinkende Investitionsbereitschaft – unter den Landwirtinnen und Landwirten herrscht wenig Optimismus.
Da muss man ja depressiv werden! Wirtschaftspsychologen sprechen von einer BANI-Welt. Das ist ein Akronym und steht für brittle (brüchig), anxious (ängstlich), non-linear (nicht linear) und incomprehensible (unbegreiflich). Das beschreibt vermutlich ziemlich genau, wie viele Menschen die heutige Welt empfinden. Sie wünschen sich Stabilität und Berechenbarkeit, aber stattdessen erleben sie starke Verunsicherung, die sie besorgt zurücklässt. Deutschland galt Jahrzehnte als stärkste Volkswirtschaft Europas, als Anker für die vielen kleinen und teilweise schwächelnden Länder innerhalb und außerhalb der Europäischen Union. Doch der Glaube an die deutsche Verlässlichkeit schwindet.
In diesen Zeiten wünschen sich die Menschen eine starke Führung. Jemanden der ihnen die Angst nimmt, der sagt, wo es langgeht und der Lösungen präsentiert. Dass die deutsche Bundesregierung dazu derzeit nicht in der Lage ist, hat sie leider gezeigt. Auch wenn Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) immer wieder darauf verweist, dass seine Regierung mehr Vorhaben aus dem Koalitionsvertrag umgesetzt habe als die Vorgängerregierungen. Bei den Bürgerinnen und Bürgern bleibt das Gefühl, dass der Streit in der Ampel überwiegt und zahlreiche Entscheidungen zu wenig durchdacht sind. Das verstärkt die Verunsicherung der Menschen immens, sie wenden sich von den Regierenden ab und den Versprechungen extremer Gruppierungen zu.
Dabei ist es nicht beruhigend, dass die Stimmung in anderen EU-Ländern nicht viel besser ist. Italien, Niederlande, Österreich – auch hier ist der Stimmenzuwachs für rechte Parteien unübersehbar. In Frankreich planen die Landwirte bereits erneut Protestaktionen, denn viele von ihnen warten bislang vergeblich auf die Auszahlung der GAP-Förderung. Die BANI-Welt ist also kein deutsches Phänomen. Und je nachdem, wie die US-Wahl in der kommenden Woche ausgeht, werden möglicherweise Sorgen und Verunsicherung noch zunehmen.
Langfristige Investitionen erfolgen in der Landwirtschaft wie in der Wirtschaft nur in einem sicheren Umfeld. Es ist die Aufgabe der Regierenden, für Planbarkeit zu sorgen, ohne in eine Planwirtschaft abzudriften. Vertrauen in Politik entsteht nur bei Verlässlichkeit und durch eine Streitkultur, die den Disput sachorientiert zulässt und an deren Ende durchdachte, mehrheitsfähige Lösungen stehen. Wie kommen wir raus aus dem Dilemma? Zumindest um das Akronym der BANI-Welt sprachlich zurückzudrängen, könnte eine mutmachende Alliteration helfen: Inspiration und Innovation führen zu mehr Investition.
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Energiewende gegen den Willen der Bürger? In Brandenburg entscheiden Investoren über die Zukunft der Gemeinden. Das BImSchG ermöglicht eine beschleunigte Genehmigung von Windrädern, auch gegen den Widerstand der Bevölkerung.
Von Heike Mildner
Das „Bundesimmissionsschutzgesetz“ ist nicht nur ein Wortmonster. In Brandenburg ermöglicht es nach seiner Novellierung Anfang Juli, regionale Planungen zur Konzentration von Windenergieanlagen auszuhebeln. Der Wille demokratisch gewählter Vertreter bleibt vielerorts auf der Strecke und hinterlässt bei den Betroffenen das Gefühl, zentral getroffenen Entscheidungen ohnmächtig gegenüberzustehen. Ein Gefühl, das älteren Ostdeutschen vertraut ist.
Ihre Planungskompetenz in puncto Windenergie haben die Gemeinden an fünf regionale Planungsgemeinschaften abgetreten. Und Ärger gab es mit den Windrädern schon immer. Nun hat dieser Ärger jedoch vor allem dort eine neue Eskalationsstufe erreicht, wo es keinen gültigen Plan für die Windvorranggebiete gibt – also derzeit in drei der fünf Regionen. Dort können Investoren Anträge im Rahmen eines privilegierten Bauvorhabens stellen, die vom Landesamt für Umwelt (LfU) innerhalb von drei Monaten entschieden werden sollen. Entsprechend kurz ist die Frist für die Gemeinde, Stellung zu nehmen. Und selbst wenn sie dagegen votiert, muss der Bau genehmigt werden, wenn nicht rechtzeitig noch eine Rotbauchunke auftaucht.
Ein Beispiel: das Territorium der Planungsgemeinschaft Oderland-Spree. Dort gebe es laut Märkischer Oderzeitung nun Anträge, die sich auf 5,5 % der Fläche beziehen und somit die Ziele des „Super-Turbo“ für Winderzeugung an Land – 1,8 % bis 2027 und 2,2 % bis 2032 – schon jetzt übertreffen. Vor Ort sieht das so aus: Sechs neue Windräder sollen ab 2026 als Phalanx der Energiewende das Naturschutzgebiet „Lietzener Mühlental“ vom dahinter liegenden Forstgebiet trennen. Das beantragte die MLK Brandenburg Windpark Entwicklungs GmbH & Co. KG mit Sitz in Jacobsdorf.
Am 15. und 17. Oktober hatten die Gemeindevertreter von Lietzen und Falkenhagen die Beschlussvorlagen auf dem Tisch. Die demokratisch gewählten Vertreter beider Gemeinden sprachen sich einstimmig gegen den Bau dieser Windräder aus. Ihr Votum zählt indes wenig. Eine Ablehnung werde geprüft und bei Nichterfüllung von städtebaulichen Belangen das Einvernehmen der Gemeinde ersetzt, sodass ein Genehmigungsbescheid erstellt werden kann, heißt es formelhaft in der Beschlussvorlage. In Falkenhagen wurde umgehend eine Bürgerversammlung einberufen. Deutlich wurde: Keiner will die neuen Windräder – bis auf den Investor, die Eigentümer des Landes und die Bundesregierung, die ihren Energiewendeplänen damit wieder ein Stück näher käme.
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Klimaschutz durch Weidewirtschaft: Landwirt Marc de la Barré aus der Uckermark erhält Auszeichnung für sein Engagement im Moorschutz. Mehr Biodiversität dank Galloway-Rinder.
Von Heike Mildner
Seit Generationen betreibt die Familie de la Barré eine Möbelmanufaktur in Potzlow, einem Ortsteil der Gemeinde Oberuckersee mit rund 500 Einwohnern im Landkreis Uckermark im Nordosten Brandenburgs. Vor neun Jahren kam für Marc de la Barré zur Möbeltischlerei die Tierzucht. Aus dem Familienhobby wurde Landwirtschaft im Nebenerwerb, aus ein paar Galloways wurde eine Herde von 76 Tieren. Die kleinen, robusten Rinder stehen das ganze Jahr über auf der Weide – insgesamt hundert Hektar, die Hälfte eine Moorfläche im Vertragsnaturschutz.
Am 9. Oktober wurde dem Nebenerwerbslandwirt vom Deutschen Verband für Landschaftspflege (DVL) die Plakette „Partner moorschonende Bewirtschaftung“ verliehen, eine Auszeichnung für das große Engagement, mit dem sich Marc de la Barré der Bewirtschaftung der Moorflächen widmet. Nach Enrico Voigt von der Agrargenossenschaft im westhavelländischen Gülpe ist Marc de la Barré der zweite von drei Brandenburger Landwirten, der diese Auszeichnung erhält.
In die Beweidung der Moorstandorte ist Marc de la Barré erst 2023 eingestiegen, und das versprach, ein ziemlich nasses Abenteuer zu werden. „Die haben alle nur mit dem Kopf geschüttelt“, schilderte er die Reaktion der umliegenden Landwirte auf seinen Plan, eine Fläche entlang der Uckerniederung als Viehweide einzurichten. Jahrzehntelang war dieses Niedermoor sich selbst überlassen, das Schilf stand drei Meter hoch.
Bei der ersten Begehung war es kaum möglich, sich im Gelände zu orientieren, erzählt der Tierhalter. „Wir hatten Schwierigkeiten, den Kirchturm noch zu sehen, und wussten nicht, wo wir wieder rauskommen.“ Zudem wusste niemand, wo alte Gräben verlaufen und wie tragfähig die Decke ist. „Das war die erste Herausforderung“, sagt Marc de la Barré rückblickend.
Allein hätte er diesen Plan nicht umsetzen können. Es gab viel Hilfe von außen – angefangen bei der Vermittlung des Pachtvertrages durch die Stadt, über die Unterstützung des Landesamtes für Umwelt bis zur Beratung durch den Moorklimawirt Sebastian Petri aus Kremmen. Gerade Petri verfügt sowohl über Erfahrung als auch über die entsprechende Technik, um überhaupt auf solch unwegsamen Flächen zu wirtschaften. Als „Ersteinrichtung“ konnte er mit seiner Moorraupe den undurchdringlichen Aufwuchs mähen und bergen.
Im nächsten Schritt muss sich nun ein Unterwuchs etablieren, der den Boden stabilisiert: die Grundlage für das Futter und auch für die Standfestigkeit der Tiere. Mit Holzbohlen baute Marc de la Barré Übergänge über Gräben und schwankende Torflinsen.
Um seine Tiere kümmert er sich intensiv – besonders, wenn es regnet. Ein- bis zweimal täglich fährt er dann raus, um nach ihnen zu sehen und sie gegebenenfalls umzusetzen. Da er auch sonst manchmal mit ihnen um die Seen herum auf eine andere Fläche muss, sind sie Transporte gewöhnt, sagt de la Barré. Ein gutes Training, auch für die letzte Fahrt nach Schönfeld zur Landschlachterei, wo monatlich drei Tiere relativ stressarm ihrer kulinarischen Bestimmung zugeführt werden.
Gleich neben der Möbeltischlerei gibt es einen kleinen Hofladen. Privatkunden, aber auch ein paar Restaurants in Berlin und ein Landfleischer sind dankbare Abnehmer, die den Geschmack der robusten Rinderrasse zu schätzen wissen. Seine Rinder hingegen sind genügsam und fressen fast alles. „Bis auf Binse, die mögen sie nicht so“, hat de la Barré beobachtet. Dank ihres schonenden Weideverhaltens fördern die Galloways zudem die Artenvielfalt und die Humusbildung.
Das Landesumweltamt hat großes Interesse an der Bewirtschaftung des Moores und bezahlt die Leistung des Landwirts über den Vertragsnaturschutz. Zusätzlich belohnt wird de la Barré, der sich dem Erhalt des Moores aus tiefer Überzeugung zugewandt hat, durch die sich wandelnde Natur: Seltene Tiere wie Kiebitze, Seeadler und Seggenrohrsänger finden einen neuen Lebensraum, das Wasser wird in der Landschaft gehalten.
Brandenburg ist bekanntlich reich an Moorflächen. Laut Arbeitsgemeinschaft Klimamoor (klimamoor-brandenburg.de) werden derzeit mehr als 200.000 ha Moor- und Moorfolgeböden „in einer Art wirtschaftlich genutzt, die diese Böden nachhaltig beeinträchtigt und dabei pro Jahr rund 6,2 Mio. t CO2-Äquivalente sowie bislang gebundene Nährstoffe freisetzt.“ Wie eine Umstellung der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung auf hohe Wasserstände gelingen kann, darum ranken sich zahlreiche Projekte in Brandenburg.
Marc de la Barré bekam seine Auszeichnung von Carolin Priefert überreicht, eine von fünf Mitarbeitenden im DVL für das Projekt „Kooperation für moorschonende und moorerhaltende Landtechnik und Bewirtschaftungsformen Brandenburg“ (KoMoTec), das in diesem Jahr ausläuft. Am 14. November, 9.30–14 Uhr, wird in Götz öffentlich Bilanz gezogen (brandenburg.dvl.org).
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Bördegarten erweitert Hightech-Gewächshaus: Das Unternehmen in Sachsen-Anhalt investiert Millionen in einen neuen Anbau und setzt auf Nachhaltigkeit und Effizienz. Studierende der HTW Dresden unterstützen bei der Planung.
Von Detlef Finger
Das Hightech-Gewächshaus der Firma Bördegarten in Osterweddingen soll bald doppelt so groß sein wie bisher. Derzeit werden vor den Toren Magdeburgs auf rund 64.000 Quadratmetern Gemüse und Biokräuter angebaut. Nun sei die Projektplanung für einen Erweiterungsbau mit 63.000 Quadratmetern Fläche angelaufen, teilte die Wimex-Gruppe mit, zu der Bördegarten gehört.
Unterstützt wird das Unternehmen bei der Planung von acht Masterstudierenden der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Dresden unter Leitung von Prof. Fritz-Gerald Schröder. Wie Michael Tepfer, Leiter Strategische Unternehmensentwicklung bei Wimex, bei einem ersten gemeinsamen Arbeitstermin von Bördegarten und HTW informierte, wird das neue Gewächshaus in direkter Verbindung auf der östlichen Seite des bestehenden Hauses gebaut, beide werden dann auch als Einheit bewirtschaftet.
Bei dem Vor-Ort-Termin waren auch Martin Stichnoth, Landrat des Bördekreises, Dr. Jürgen Ude, Staatssekretär in der Staatskanzlei Sachsen-Anhalts, und Daniel Krake als Vertreter des Landrates Anhalt-Bitterfeld anwesend und informierten sich über das Projekt.
In einem ersten Schritt ist Tepfer zufolge das Lastenheft für die Bereiche Gartenbau, Gewächshausbau, Energie und Nachhaltigkeit erstellt worden. „Das neue Gewächshaus soll technisch gesehen noch einmal zehn Jahre weiter als das bestehende sein“, betonte er. Am auffälligsten werde sein, dass es rund drei Meter höher gebaut ist und ohne Lüftungsklappen auskommt. Davon habe der „Altbau“ noch 3.200 Stück, die der Klimatisierung dienen. Durch das Fehlen der Klappen sei das neue Gebäude noch besser gegen den Einzug von Schädlingen oder das Eindringen unerwünschter Stoffe geschützt.
Außerdem werde das Heizungskonzept deutlich effektiver sein, so Tepfer. Für eine nachhaltige Versorgung des Gewächshauses will Bördegarten auch Abwärme des benachbarten Unternehmens AGC Glass nutzen.
Angebaut werden sollen im neuen Gewächshaus vor allem Schlangengurken für verschiedene Handelsketten. „Wir werden damit unsere Position als Produzent von Gurken für den regionalen Lebensmitteleinzelhandel stärken und so auch Arbeitsplätze vor Ort sichern“, betonte Tepfer.
Im bestehenden Gewächshaus werden neben jährlich rund 3,3 Millionen Töpfen Biokräutern wie Petersilie, Basilikum, Schnittlauch, Rosmarin, Dill und Minze auch Schlangengurken geerntet – bis zu 50.000 Stück pro Tag.
Durch die ressourcenschonende, effektive Hightech-Versorgung mit Licht, Wärme, Dünger und Tröpfchenbewässerung binden die Osterweddinger Gurken nach Firmenangaben bei ihrem Wachstum mehr CO2, als durch ihren Anbau entsteht. Damit erspare die Gurkenproduktion von Bördegarten der Umwelt derzeit jährlich 919 t des klimaschädlichen Treibhausgases. Durch die Flächenerweiterung werde sich die Einsparung voraussichtlich verdoppeln.
Die acht Studenten im Fach Gartenbau der Dresdner HTW planen nach den Vorgaben von Bördegarten und unter Leitung von Prof. Schröder das neue Gewächshaus – als Studienaufgabe. Während eines Kick-off-Termins habe die Gruppe jetzt die erste Aufgabenstellung bekommen, erklärte Tepfer. In den nächsten Wochen seien noch zwei weitere Arbeitstreffen geplant zur Justierung der Projektinhalte sowie zum intensiven fachlichen Austausch. Im Februar werden die Studierenden das Ergebnis ihrer Arbeit präsentieren. „Dann können wir beurteilen, ob das Konzept eine wirtschaftliche Perspektive hat. Das hängt auch davon ab, ob wir die bezahlbare Energie von AGC Glass langfristig beziehen können“, sagte Tepfer. Falle die Investitionsentscheidung positiv aus, sei die Gewächshauserweiterung für rund 10 Mio. € für 2025/26 geplant.
Der Kontakt zwischen Bördegarten und HTW kam durch Ludwig Schulenburg zustande. Er stammt aus der Region Magdeburg, studiert in Dresden Gartenbau und arbeitet in studienfreien Zeiten im Gewächshaus. So bringt er Theorie und Praxis zusammen. „Wenn unser gemeinsamer Plan aufgeht, dann ist Ludwig der erste Gartenbauingenieur der nächsten Generation“, sagte Tepfer.
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Agrargenossenschaft Teichel berichtet über Dürre, neue Schädlinge wie Kleeseide und technische Herausforderungen. Trotz widriger Umstände konnte die Genossenschaft erfolgreiche Ernten einfahren und investiert in neue Technologien.
Der Mähdreschereinsatz im Mais am vorletzten Oktoberwochenende war eine Premiere für die Agrargenossenschaft Teichel. „Wir kamen mit dem Häckseln aufgrund der extrem schnellen Abreife ab Ende August kaum hinterher. Daher entschieden wir uns, einen Schlag, der TM-Gehalte fernab von Siloqualität hatte, zu dreschen“, erläutert Vorstand Dr. Stefan Blöttner. Auf dem 19-Hektar-Schlag kamen 120 t zusammen. Die gut 6 t/ha liegen unter den Thüringer Mittelwerten der vergangenen Jahre, wobei im Freistaat Körnermais in der Regel nur auf wenigen Tausend Hektar im Jahr angebaut wird. „Für unsere Region – der Schlag liegt auf über 400 Höhenmetern – geht das aber in Ordnung“, sagt Ackerbauvorstand Eric Engelmann, zumal als „Notmaßnahme“.
Getrocknet wird der Mais in der BKK-Biodiesel GmbH in Rudolstadt, deren Gesellschafter drei Betriebe der Region sind. Verwertet werden die Maiskörner über die Hofmischung in der Milchviehration. Neu sei in diesem Jahr das Phänomen, dass auf etlichen Maisschlägen der Mais nach Ernte aufgelaufen ist. „Offenbar sind Maiskörner schon vor dem Häckseln ausgefallen. Mit warmen Temperaturen und reichlich Niederschlag waren die Bedingungen im September günstig dafür“, so Blöttner.
Ende der 42. Kalenderwoche holte der Mähdrescher die Sonnenblumensaat auf 20 ha ein. Mit 35 dt/ha gibt man sich mehr als zufrieden, zumal es den Vorjahren nicht so gut lief. „Der Standort liegt auf 480 Höhenmetern; da freuen wir uns umso mehr über das gute Ergebnis“, sagt Engelmann. Im Landesvergleich der vergangenen Jahre fällt der Ertrag überdurchschnittlich aus. Getrocknet werden die Sonnenblumensamen in der betriebseigenen Anlage in Haufeld. Mit der Wintergerstenaussaat war man zum Teil spät dran. Im September summierten sich die Niederschläge auf 70 mm.
Allein von Ende September bis Mitte Oktober kamen 50 mm zusammen: „Da stand die Drille fast zwei Wochen. Die Zeit nutzen wir, um Feldränder mit dem Pflug mal wieder in Form zu bringen“, so der Ackerbauvorstand. 145 ha Wintergerste hat er im Plan. Sommergerste in Herbstaussaat ist nicht mehr dabei. „Weil die jetzt als Wintergerste gilt, mussten wir uns davon verabschieden. Sonst können wir die Ökoregelung zur vielfältigen Fruchtfolge nicht erfüllen. Also werden wir im frühen Frühjahr etwa 145 Hektar Sommerbraugerste drillen.“
Beim Ackerfutter befindet sich die Agrargenossenschaft gerade im fünften Schnitt. Das betrifft das Ackergras und die Luzerne. Das kam die letzten Jahre auch nicht vor. Auf einem Luzerneschlag, der erst in diesem Frühjahr gedrillt wurde, müssen Blöttner und Engelmann jetzt Bekanntschaft mit einem pflanzlichen Parasiten machen, der laut dem Landesamt für Landwirtschaft (TLLLR) bisher in Thüringen nicht in Erscheinung getreten ist. Es handelt sich dabei um Kleeseide, die auch Teufelszwirn genannt wird. Es gibt mehrere Nester auf dem Schlag.
Ins Futter darf es aufgrund toxischer Wirkung nicht gelangen, die Zerstörung der Samen in der Biogasanlage ist nicht gesichert. Ein Pflanzenschutzmittel steht zur Bekämpfung des hartnäckigen Schmarotzers nicht zur Verfügung: „Entweder legen wir mechanisch Hand an die jetzt sichtbaren Stellen an oder thermisch“, grübelt Engelmann. Den Schlag hat man jetzt jedenfalls unter verstärkter Kontrolle. Die Herkunft der Kleeseide aus dem Luzernesaatgut werde man jetzt prüfen.
Im Plan hat Engelmann durch die Regeländerungen nur noch 15 ha Stilllegung mit Selbstbegrünung. Das sind Splitterflächen und Randstreifen. Selbstbegrünte Schläge der vorherigen Saison wieder fit zu machen, ist aufwendig: „Wir haben gemulcht und danach gepflügt. Die aufgelaufene Trespe, die einen grünen Teppich gebildet hat, behandelten wir mit einem Totalherbizid. Bevor wir jetzt Weizen drillen, wird noch einmal gegrubbert“, erläutert er das Prozedere an einem Steilhang.
Für die schweren Feldarbeiten ist man derzeit mit einem Ersatzschlepper unterwegs, weil eine der stärksten Maschinen (John Deere 8230) mit einem Schaden im Treibstoffsystem in der Werkstatt steht. „Wir rechnen mit über zehntausend Euro Kosten“, so Engelmann. Derweil hat man sich entschieden, den Köckerling Allrounder Flatline mit vorlaufender Messerwalze, den man bislang mietete, zu kaufen. Zudem steht die finale Entscheidung für das Ersatz-BHKW bevor. „Wir werden einen regenerierten MAN-Motor kaufen, der auch eine neue Hülle bekommt, damit wir für kommende Anforderungen gerüstet sind.“ Über die neue Ackerschlagsoftware ist die Entscheidung jetzt getroffen worden. „Wir wechseln zur GIS-Schlagkartei, weil wir hier von der Paketlösung der TBV Service GmbH profitieren und eine Betreuung vor Ort haben.“
Nicht zuletzt durch die Teilnahme am Tag des Rinderhalters der Tierseuchenkasse, im Übrigen eine zertifizierte Fortbildung für Milchviehhalter, ist die Entscheidung gefallen, dass über die Wintermonate der komplette Milchvieh- und Mutterkuhbestand gegen die Blauzungenkrankheit geimpft werden, sofern Impfstoffe zur Verfügung stehen. Dafür würden, so Blöttner, die Herdenmanager Philipp Rose (Milch) und Jens Schmidt (Mutterkühe) mit dem Hoftierarzt in Kürze einen Impfplan erarbeiten. Nach einiger Zeit der Abstinenz von Tierschauen konnte das Mutterkuhteam um Jens Schmidt auf den Grünen Tagen Thüringen in Erfurt einen schönen Erfolg feiern. Im Interbreed-Finale der Kategorie Kuh mit Kalb ging der Sieg an die Charolais-Kuh mit Bullenkalb aus Teichröda.
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Mehr als 7.000 Hektar landwirtschaftliche Fläche wechselten 2023 den Besitzer. Pachtpreise für Ackerland in Thüringen steigen weiter: Durchschnittlich 232 €/ha im Jahr 2023. Wo liegen die günstigsten und teuersten Flächen?
Landwirtschaftliche Grundstücke wechselten dem Landesamt für Statistik zufolge im Jahr 2023 für rund 70 Mio. Euro den Eigentümer. Der durchschnittlich ermittelte Kaufwert stieg von 12.288 €/ha im Jahr 2022 auf 13.605 €/ha im Vorjahr. 3.430 Verkäufe mit einer Gesamtfläche von 5.106 ha flossen in diese Bilanz ein.
Die höchsten durchschnittlichen Preise wurden den Angaben nach im Altenburger Land mit 26.996 €/ha, im Unstrut-Hainich-Kreis (18.318 €/ha) und im Landkreis Nordhausen (15.616 €/ha) aufgerufen. In Suhl (5.528 €/ha), im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt (6.234 €/ha) und im Wartburgkreis (8.444 €/ha) mussten die geringsten Preise bezahlt werden.
Im Kyffhäuserkreis (631 ha), im Kreis Schmalkalden-Meiningen (531 ha), im Unstrut-Hainich-Kreis (528 ha) und im Kreis Gotha (461 ha) war mit Abstand die meiste Bewegung am Bodenmarkt in Thüringen. Abgesehen von den Kreisfreien Städten, wurden in den Ostthüringer Kreisen (ABG, GRZ, SOK, SHK) mit jeweils zwischen 105–135 ha die wenigsten Flächen gehandelt.
Extreme Preisunterschiede zum Jahr 2022 gab es nicht bzw. können nicht beurteilt werden, weil die Werte für neuen Landkreise nicht veröffentlicht wurden. Nach wie vor unbefriedigend ist der Umstand unterschiedlicher Daten und Verfahren, die für ein realitätsnahes Abbild des Bodenmarktes in Thüringen herangezogen werden.
Auf Anfrage teilte das Agrarministerium mit, dass nach Auswertung der Genehmigungsverfahren, die das Landesamt für Landwirtschaft nach Grundstücksverkehrsgesetz verantwortet, im Jahr 2023 rund 7.100 ha landwirtschaftliche Fläche den Eigentümer wechselten. Im Jahr 2022 waren es nur rund 5.800 ha.
Der dabei ermittelte durchschnittliche Kaufpreis lag für Ackerland bei 13.600 €/ha (2022: 12.800 ha €/ha) und für Grünland bei rund 8.600 €/ha (8.000 €/ha). Die Preisspanne in den Genehmigungsverfahren reichte von einem Grundstück im Kreis Hildburghausen mit 500 €/ha bis zu einem im Eichsfeld mit 91.000 €/ha. Das sind freilich Extreme. Mit Blick auf die Regionen seien, wie schon in den Vorjahren, keine nennenswerten Auffälligkeiten bei den Preisen des Bodenmarktes in Thüringen festzustellen gewesen.
Das TLLLR führte 2023 insgesamt 10.515 Verfahren durch, worunter nicht allein reine Kaufverträge, sondern alle Verträge, die nach Grundstückverkehrsgesetz bei der Genehmigungsbehörde vorzulegen sind, fallen. In acht Fällen wurde der Kauf versagt; in 21 Fällen übte die Landgesellschaft ihr Vorkaufsrecht aus. Dies zusammen machte einen Anteil von 0,3 % an den Verfahren aus.
Besondere Auffälligkeiten hätten im Vorjahr auch am Pachtmarkt nicht beobachtet werden können. Wie das Ministerium informierte, wurden für 2023 rund 7.800 Pachtverträge mit einem Flächenumfang von rund 35.600 ha angezeigt. Die Zahl steige noch, da nicht alle angezeigten Verträge bisher digital verarbeitet sind.
Der mittlere Pachtpreis (Neuverpachtungen) lag im Jahr 2023 thüringenweit für Ackerland bei rund 232 €/ha (2022: 223 €/ha). Der Pachtzins für Grünland stieg binnen Jahresfrist um lediglich 1 €/ha auf 129 €/ha.
Im Einzelfall, der bekanntlich wie bei den Verkäufen von vielen Faktoren abhängig ist, zeigen sich enorme Preisspannen. So lag der niedrigste durchschnittliche Zins eines neuen Pachtvertrages bei rund 25 €/ha in einer Gemarkung im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt. Der höchste mittlere Pachtzins wurde mit 750 €/ha in einer Gemarkung im Landkreis Weimarer Land ausgehandelt. Zur Orientierung der Pachtpreise im Jahr 2023 nach Gemarkungen empfiehlt sich ein Blick in das Pachtpreisregister des TLLLR.
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Derzeit gilt bis zur geplanten Gesetzesänderung in Mecklenburg-Vorpommern – anders als im Bundesrecht – die Regelung, dass Landwirte mit Gras oder Grünfutter bestandenes Ackerland vor Ablauf von fünf Jahren umbrechen müssen, damit es nicht automatisch den Status Dauergrünland erhält. Obwohl der Landwirt die Fläche gar nicht umbrechen würde, wenn es diese Regelung nicht gäbe, muss er die negativen Konsequenzen eines Grünlandumbruchs in Kauf nehmen und eine Neueinsaat mit Ackergras vornehmen.
Wie Agrarminister Till Backhaus (SPD) bereits ankündigte, soll sich das ändern. Das Dauergrünlanderhaltungsgesetz soll an Bundesrecht angepasst werden. Nach Inkrafttreten der neuen Regelung soll ein Umbruch zur Erhaltung des Ackerstatus nicht mehr erforderlich sein. Somit kann die Fläche dann länger als fünf Jahre als Grünland genutzt werden. Allerdings ist das zuständige Staatliche Amt für Landwirtschaft und Umwelt auf Grund des geltenden europäischen Rechts verpflichtet, diese Fläche nach der Fünf-Jahres-Frist so lange als Dauergrünland zu führen, bis die Anzeige des Landwirtes eingegangen ist, dass es sich weiterhin um Ackerland handelt.
Auch Dauergrünland, das ab dem 1. Januar 2021 entstanden ist, könne nach Inkrafttreten der Gesetzesänderung wieder in Ackerland umgewandelt werden, so die Aussage des Landwirtschaftsministeriums. Um förderrechtliche Nachteile und zusätzliche naturschutzrechtliche Wiederansaatverfügungen und Ausgleiche zu vermeiden, müsse vor der Anzeige und dem Umbruch eine Stellungnahme der zuständigen Naturschutzbehörde vorliegen, um zu klären, ob ein Umbruch der Fläche auch mit dem Naturschutzrecht vereinbar sei. Das gelte unabhängig von dem Dauergrünlanderhaltungsgesetz MV.
Was auf den ersten Blick wie ein „Entgegenkommen“ für die Landwirte aussieht, entpuppt sich laut Meinung des Bauernverbandes Mecklenburg-Vorpommerns bei genauerem Hinsehen als wenig hilfreich. „Der vorliegende Ansatz zur Änderung des Dauergrünlanderhaltungsgesetzes bleibt weit hinter den Erwartungen der Landwirte zurück und hilft Landwirten praktisch gesehen kaum weiter“, so Karsten Trunk, Präsident des Bauernverbandes MV. Auch künftig werde nach dem fünfjährigen Anbau von Gras oder Grünfutterpflanzen aus Ackerland automatisch Dauergrünland.
Erst auf Antrag des Landwirts und bei nachgewiesener Einhaltung ganz konkreter Voraussetzungen wie dem Entstehen des Dauergrünlandes nach 2021 sowie der Zustimmung der zuständigen Naturschutzbehörde könne Dauergrünland wieder in Ackerland umgewandelt werden.
Von Bürokratieabbau könne in diesem Zusammenhang keine Rede sein. „Das EU-Recht lässt Raum für weitergehende Erleichterungen“, ist sich Bauernpräsident Karsten Trunk sicher. Es fehle in Mecklenburg-Vorpommern aber der Mut, diese Möglichkeiten zu nutzen.
An der Änderung des Gesetzes wird laut Aussage des Landwirtschaftsministeriums mit Hochdruck gearbeitet, aufgrund der formalen Erfordernisse und Beteiligungsverfahren werde jedoch mit dem Inkrafttreten nicht vor dem Frühjahr 2025 gerechnet.
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Wie beeinflussen die Wahl-Ergebnisse in Sachsen und Thüringen die politischen Entscheidungen der CDU? Entdecken Sie die internen Spannungen und die Herausforderung, mit dem „Bündnis Sahra Wagenknecht“ (BSW) umzugehen.
Ein Kommentar von Karsten Bär
In der Politikwissenschaft gibt es die These vom „deutschen Sonderweg“. Sie soll erklären, warum sich Deutschland später als andere westeuropäische Staaten demokratisierte und anfällig für fatale Entwicklungen war. Der These zufolge lag es am unentschlossenen Schwanken zwischen Tradition und Moderne – und am Hang zur Autorität. Ein vorläufiges Ende fand der „Sonderweg“ in der Alt-Bundesrepublik, als Adenauer konsequent auf Westbindung setzte.
Von einem Sonderweg ist jüngst wieder zu hören. Allerdings in einem gänzlich anderen Zusammenhang. Die Wahlergebnisse in Sachsen und Thüringen machen ungewöhnliche Koalitionen erforderlich. Einschließlich einer knapp der Bedeutungslosigkeit entkommenen SPD könnte die CDU in beiden Ländern mit dem „Bündnis Sahra Wagenknecht“ (BSW) die Landesregierung bilden.
Doch während in Brandenburg die Sondierungen zwischen SPD und BSW nach außen geräuschlos verlaufen, ist in Thüringen und Sachsen nicht ausgemacht, ob etwas daraus wird. Denn die Christdemokraten stehen vor einer Zerreißprobe. An der Basis brodelt der Unmut. In einem offenen Brief warnen prominente sächsische CDU-Politiker vor einem Pakt mit dem „Betonflügel der früheren SED“ und plädieren für eine CDU-Minderheitenregierung. Auch aus Berlin ist der Druck auf die Parteifreunde in der mitteldeutschen Provinz groß.
Druck aus der Zentrale dürften die Repräsentanten des BSW ebenfalls verspüren. Laut Medienberichten knirscht es zwischen den BSW-Unterhändlern und ihrer Parteivorsitzenden. Einflussnahme der Bundesebene auf die Bildung einer Landesregierung ist nichts Neues. Im konkreten Fall ist das Drängen auf bestimmte Inhalte jedoch ungewöhnlich. Denn in der Sache geht es um außenpolitische Fragen – den Ukrainekrieg und die Stellung Deutschlands in den westlichen Bündnissen. Dafür sind weder die Landesparlamente noch der Bundesrat formal zuständig. Es ist völlig offen, ob es hier zu einer für beide Seiten gesichtswahrenden Einigung kommt.
Angesichts der Verrenkungen, zu denen sich die CDU gezwungen sieht, stellt sich mancher die Frage, ob es nicht auch einfacher ginge. Rein rechnerisch wäre das möglich. Doch mit grenzenlosem Pragmatismus lassen sich nicht alle Probleme lösen. Der konservative Dresdner Politikwissenschaftler Werner Patzelt hat es beim Sächsischen Bauerntag im März auf den Punkt gebracht: Die AfD habe sich über die Jahre so radikalisiert, dass die CDU gar nicht mehr mit ihr koalieren könne. Die Brandmauer freilich werde zunehmend zur Gefängnismauer für die Christdemokraten, die nun gezwungen sind, immer häufiger gegen ihre Überzeugung mit linken Parteien, vor allem den Grünen, zu koalieren.
Zumindest die ungeliebte Option einer Koalition mit den Grünen bleibt der CDU in Sachsen und in Thüringen erspart. Und auf einigen Feldern mag es mit dem BSW einfacher sein, sich zu einigen – etwa zur Landwirtschaft. In Sachsen ließ die CDU einen wohlwollenden Satz zu guten Rahmenbedingungen und ein Entlastungspaket ins Protokoll schreiben. In Thüringen muss sich vor den zwölf Zeilen zu Bürokratieabbau, Wolf und Ausgleichszulage kein Landwirt fürchten. An der Agrar- und Umweltpolitik, so viel steht fest, wird ein CDU-BSW-Bündnis sicher nicht scheitern.
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Unklare Regierungsbildung nach Landtagswahlen: In Sachsen, Thüringen und Brandenburg stehen die Sondierungsgespräche vor neuen Herausforderungen – wer wird die neuen Koalitionen bilden? Wie steht es mit dem BSW?
Von Claudia Duda und Frank Hartmann
Nach den Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg im September ist noch immer unklar, wer künftig mit wem regieren wird. In Brandenburg dringt von den Sondierungsgesprächen nur wenig an die Öffentlichkeit. Nach übereinstimmenden Medienberichten haben sich Vertreter der SPD und des Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) bereits mehrfach getroffen. Doch bis Redaktionsschluss lagen noch keine konkreten Ergebnisse vor.
In Sachsen haben am Dienstag (22.10.) die Sondierungsverhandlungen begonnen. Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) ist zuversichtlich, dass die Union mit SPD und BSW eine sogenannte Brombeer-Koalition bilden kann. Grundlage der Sondierungsgespräche ist ein gemeinsames achtseitiges Papier, das im Rahmen von Kennenlerngesprächen entstanden war und das zentrale Themen wie Asyl-, Finanz- und Gesundheitspolitik behandelt.
Koalitionsverhandlungen würden folgen, wenn die Sondierungsgespräche erfolgreich verlaufen. Und das unter Zeitdruck: Bis Anfang Februar muss ein neuer Ministerpräsident gewählt werden, sonst sieht die sächsische Landesverfassung Neuwahlen vor.
In Thüringen stellten CDU, BSW und SPD am 18. Oktober der Öffentlichkeit die Ergebnisse ihrer mehrwöchigen Sondierungsgespräche vor. Die Parteigremien von CDU und SPD akzeptierten das 19-seitige Papier, das landespolitische Themen diskutiert. Der erwartete Start von Koalitionsverhandlungen scheiterte jedoch zu Wochenbeginn an dem Votum des BSW, das noch auf einem Standpunkt des künftigen Dreierbündnisses zum Krieg in der Ukraine besteht.
In dem Papier kündigen die drei Parteien u. a. einen „Richtungswechsel in der Migrationspolitik“, den Abbau von Bürokratie für Wirtschaft und Bürger und eine „technologieoffene Energiepolitik“ mit einer „Netz- und Speicheroffensive“ an. Für die Landwirtschaft soll es Entbürokratisierung und Vereinfachung der Verfahren geben, will man „lokale Verarbeitungskapazitäten für landwirtschaftliche Produkte schaffen und die Planungssicherheit für Tierhaltungen und Investitionen garantieren“. Der Verbrauch landwirtschaftlicher Flächen soll reduziert werden, u. a. auch mit dem „Vorrang von Agri-PV vor Freiflächen-PV“.
Die Ausgleichszulage für benachteiligte Gebiete will man erhalten; das Bodenrecht konsequent anwenden, um Spekulationen vorzubeugen. ThüringenForst soll gestärkt werden, Privatwaldbesitzer will man beim Waldumbau beraten und unterstützen. Ein Wolf- und Wildtiermanagement wollen die Partner „ermöglichen“ und „Schäden bei Tierhaltern ausgleichen“.
Die Förderung von Abwasseranschlüssen findet sich im Kapitel ländlicher Raum ebenso wie „innovative Dienstleistungskonzepte und Nahversorgungsangebote“. Um wirtschaftliche Impulse in den urbanen und ländlichen Regionen zu setzen, kündigt man „eine sinnvolle Entwicklung von Großflächen“ an. Nicht nur hier darf man gespannt auf eine Konkretisierung im Koalitionsvertrag sein.
Für die politische Stabilität in Thüringen kündigt das Bündnis, das mit 44 Stimmen im Landtag über keine Mehrheit verfügen würde, etwa an, vor Kabinettsentscheidungen den Landtag zu informieren und konsultieren. Ungeachtet dessen soll es keine Zusammenarbeit mit der AfD-Fraktion geben. Mit den Linken schließe man „gesonderte Vereinbarungen“ aus.
Anders als in Sachsen gibt die Thüringer Verfassung keine Frist für eine Regierungsbildung vor. Solange verhandelt wird, bleibt die bisherige Regierung geschäftsführend im Amt. Allerdings werden sich, sofern es zu Koalitionsverhandlungen kommt, CDU, BSW und SPD in Thüringen sputen müssen. Die abgewählte Regierungskoalition hat noch einen Haushaltsentwurf für das Jahr 2025 in den Landtag eingebracht. Diesen im Parlament zügig zu verhandeln und zu verabschieden, sollte das Ziel aller Beteiligten sein.
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Seine Leidenschaft für Landwirtschaft sieht man den 31 Videos des Agri Influencers auf YouTube an. Als @sh.farming20 hat Cevin Lorenzen derzeit gut 3.600 Follower und berichtet sehr authentisch mitten aus der Arbeit. Dass er darüber so begeistert kommuniziert, ist ein wahrer Glücksfall für die Branche, so die Fachjury des DLG Agri Influencer Awards, der bereits zum dritten Mal verliehen wird.
Seine Passion für die Landwirtschaft sei im Laufe der Jahre stetig gewachsen, sagt der 23-jährige Preisträger. Genau wie seine Vorliebe für das weitläufige Mecklenburg-Vorpommern, wo er bis vor Kurzem als Erntehelfer gearbeitet hat. Mit Ehrgeiz und großer Flexibilität hat der Student der Agrarwissenschaften an der Christian-Albrechts-Universität Kiel seinen Traumberuf Landwirt im Fachbereich Nutzpflanzen in Angriff genommen.
Die Landwirtschaft zieht sich wie ein roter Faden durch sein Leben, obwohl es in seiner Familie keinen direkten landwirtschaftlichen Hintergrund gibt.
Aber die Nachbarschaft zu Betrieben in der schleswig-holsteinischen Heimatgemeinde Rethwisch habe ihn seit früher Kindheit geprägt. Nach dem Abitur arbeitete Cevin Lorenzen auf großen Betrieben in Schleswig-Holstein, bevor er mit seinem Studium in Kiel begann.
Im Sommer 2022 ging er dann als Erntehelfer auf den Landwirtschaftsbetrieb Renzow nach Rodenberg in Mecklenburg-Vorpommern. Der familiengeführte Ackerbaubetrieb baut seit 2008 auf 1.300 ha neben den Hauptfrüchten Winterraps, Winterweizen und Wintergerste auch Ackerbohne und Silomais an und besitzt einen modernen, schlagkräftigen Maschinenpark mit Traktoren und Anbaugeräten.
Sein selbstständiges und gewissenhaftes Arbeiten als flexibel einsetzbarer Erntehelfer auf dem Familienbetrieb Renzow habe dem angehenden Junglandwirt dabei geholten, einen mehrmonatigen Einsatz im australischen Bundesstaat Victoria, etwa vier Stunden von Melbourne entfernt, zu finden. „Auf der australischen Ebay-Plattform habe ich ein Stellengesuch als Erntehelfer aufgegeben. Recht schnell meldete sich ein Farmer, der einen 10.000 ha großen Ackerbaubetrieb besitzt. Ein paar Videocalls später hat er mich nach Australien eingeladen und eingestellt“, erzählt Cevin Lorenzen.
Die Erfahrungen in Down Under, die er mit Kamera, Drohne, Voice Over und passender Musik in Videoclips dokumentiert, zeigen die teils unterschiedlichen Arbeitsabläufe bei der Aussaat oder Ernte auf der australischen Farm. „Bei uns erfolgt in der Regel eine Stoppelbearbeitung nach der Ernte, um ein ungestörtes Wurzelwachstum der Folgekultur zu ermöglichen. Auf dem australischen Betrieb wurde auf eine Bodenbearbeitung verzichtet und das Saatgut direkt in den Stoppeln der Vorkultur abgelegt. Nach dieser Direktsaat wurde dann auf den Regen gewartet. Das nennen die Farmer Dryseeding“, erzählt Cevin Lorenzen.
Seine Bachelorarbeit hat der Agrarstudent übrigens zum Thema Stoppelbearbeitung geschrieben. Mit Unterstützung des weltweit bekannten Landwirts und Unternehmers Kelly Tillage. Seine riesige Familienfarm liegt in der nördlichen Region Südaustraliens. Seit Generationen hat sich die Familie mit innovativen Methoden und Techniken beschäftigt, um den Boden nachhaltig zu bearbeiten. Kelly Tillage gehört zu den Vorreitern der nachhaltigen Saatbettbereitung. Weltweit setzen Landwirte seine Bodenbearbeitungssysteme zu Aussaatvorbereitungen ein.
Von diesen globalen Erfahrungen und Kontakten kann der Agrarstudent mächtig profitieren. Ob in seinem sich nun anschließenden Masterstudium oder auch auf Betrieben in Schleswig-Holstein oder Mecklenburg-Vorpommern. „Es hat zu Beginn ein wenig gedauert, bis ich MV in mein Herz geschlossen habe, aber dort würde ich in der Zukunft gerne arbeiten“, sagt der 23-Jährige, der sich nun an die Videos aus seiner Zeit in Rodenberg macht. Ende des Jahres werden die Clips dann auch auf seinem YouTube-Kanal zu sehen sein.
Die Gewinner des diesjährigen DLG Agri Influencer Awards bekommen am 14. November auf der Young Farmers‘ Party 2024 auf der EuroTier 2024 ihren Preis überreicht.
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Stoffstrombilanz: Aus oder nicht? Die Landwirte warten auf Klarheit: Wie geht es mit der Dokumentation weiter? Cem Özdemir kündigt Änderungen an, aber was heißt das konkret für den Betrieb? Vermittlungsausschuss soll Klarheit schaffen.
Verunsicherung herrscht zurzeit auf vielen landwirtschaftlichen Betrieben. Hieß es doch im September nach der Agrarministerkonferenz (AMK) in Oberhof (Thüringen): „Stoffstrombilanz ausgesetzt“. Allerdings: Das war nur eine Ankündigung. Wie das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) mitteilt, gelten bisher noch alle Regeln. Das heißt: Landwirtschaftliche Betriebe müssen auch weiterhin ihre Stoffströme dokumentieren und bilanzieren.
Die Stoffstrombilanzverordnung erfordert seit 2018 eine transparente Darstellung der Stoffströme bzw. Nährstoffflüsse „in den“ und „aus dem“ landwirtschaftlichen Betrieb. Sie setzt damit das Düngegesetz um. Die Ermittlung der Nährstoffzufuhren und -abgaben orientiert sich an der abgestimmten Datengrundlage der Düngeverordnung.
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) hatte bei der AMK der Aufhebung der Stoffstrombilanzverordnung zugestimmt und zugleich angekündigt, die Pläne für eine „Nährstoffbilanzverordnung“ als Nachfolgeregelung in dieser Legislaturperiode nicht mehr weiterzuverfolgen.
„Die Landwirte und die Verwaltungen warten auf Berlin“, erklärt Torsten Weidemann gegenüber der Bauernzeitung. Der Pressesprecher vom Thüringer Landesamt für Landwirtschaft und Ländlichen Raum in Erfurt berichtet von zahlreichen Fragen der Bauern an das Amt: „Müssen wir die Dokumentation noch machen?“ „Ja“, ist die eindeutige Antwort. Und die Ämter müssten auch die Prüfung weiterhin gewährleisten.
Und was sagt Berlin? Noch nicht absehbar ist derzeit, wann sich der Vermittlungsausschuss von Bundestag und Bundesrat mit der Novelle des Düngegesetzes befassen wird. Das Verfahren sei noch nicht terminiert, erklärte ein Sprecher der Länderkammer. „Der Vermittlungsausschuss wurde mit Kabinettsbeschluss vom 2. Oktober angerufen und muss sich zunächst konstituieren, um seine Arbeit aufnehmen zu können“, erklärte eine Sprecherin des BMEL auf Anfrage der Bauernzeitung. Fristvorgaben für das Verfahren gibt es nicht. Eine Befassung des Verfahrens in dem 32-köpfigen Gremium noch in diesem Jahr sei „gut möglich“, heißt es im Bundesrat.
Wie Cem Özdemir zuletzt auf der AMK deutlich gemacht hat, könnte Ergebnis eines Gesamtkompromisses sein, dass die bestehende Stoffstrombilanzverordnung aufgehoben wird. Dies hänge jedoch von den Beratungen als Ganzes ab, so die BMEL-Sprecherin. Das Ministerium habe ein hohes Interesse an einer zügigen Aufnahme und einem schnellen Abschluss der Gespräche, um Landwirtinnen und Landwirten schnell Klarheit zu verschaffen.
Ein mögliches Vermittlungsergebnis müsste zunächst vom Vermittlungsausschuss beschlossen werden. Wird eine Gesetzesänderung vorgeschlagen, müsste diese erst vom Bundestag und dann vom Bundesrat beschlossen werden. Erneute Beratungen der Fachausschüsse seien hierfür nicht vorgesehen, so die Sprecherin. Sollte im Rahmen der Einigung des Vermittlungsausschusses keine Änderung am Gesetz beschlossen werden, müsste lediglich der Bundesrat dem bereits vorliegenden Gesetz noch zustimmen.
Das Ministerium verwies darauf, dass ohne das Düngegesetz die Monitoring-Verordnung nicht verabschiedet werden kann. Das Wirkungsmonitoring hatte die Bundesregierung der EU-Kommission im Rahmen des Vertragsverletzungsverfahrens zur EU-Nitratrichtlinie zugesagt. Ein erneutes Vertragsverletzungsverfahren gelte es unbedingt zu vermeiden – welches drohen könnte nicht nur wegen der Nichtumsetzung des Monitorings, sondern auch wegen Nichtumsetzung von Anforderungen der EU-Düngeprodukteverordnung, die gleichfalls im Zweiten Gesetz zur Änderung des Düngegesetzes geregelt werden sollen.
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Ein Traktor der Superlative wurde unlängst in Carnamah in Westaustralien enthüllt. Die Nachbildung zeigt den Chamberlain 40K, der die Landwirtschaftsgeschichte des Weizen-Gürtels maßgeblich prägte.
Von Erik Pilgermann und Frank Hartmann
Mitten in Carnamah, einem Städtchen mit 400 Einwohnern, steht jetzt der größte Traktor der Welt. Die Nachbildung des Chamberlain 40K wurde unlängst in dem Ort am Rand des westaustralischen Weizengürtels (Wheatbelt), 300 km nördlich von Perth, enthüllt.
Mit einer Höhe von 11,5 m und einer Länge von 16 m ist die Statue groß genug, dass ein Pickup darunter hindurchfahren kann. Er ist aus einer Entfernung von zwei Kilometern zu sehen. Bob Lukins war Gründungsmitglied der WA Vintage Tractor and Machinery Association und vor fast drei Jahrzehnten der Initiator der Idee, die riesige Nachbildung zu bauen.
Der Chamberlain 40K, dessen Fabrik südlich von Perth stand, kam 1949 auf den Markt. Dem öffentlich-rechtlichen Sender ABC sagte Lukins, dass der Chamberlain 40K es den Landwirten ab Mitte des 20. Jahrhunderts ermöglichte, die Landwirtschaft in Westaustralien zu entwickeln. Nach zwei Weltkriegen und einer schlimmen Depression sei es die Primärproduktion gewesen, die Westaustralien den Aufschwung brachte.
Heute zählen 15 Millionen Hektar Ackerland, davon 9 Millionen Hektar im jährlichen Anbau, zum Wheatbelt. Neben der Hauptkultur Weizen (8–10 Mio. t/Jahr) wachsen dort auch Gerste, Raps und Hafer.
Das Big-Tractor-Committee schätzt, dass das Projekt mehr als eine Million australischer Dollar gekostet hätte, wenn nicht Tausende von Sachleistungen aus ganz Australien dafür gespendet worden wären. Staatliche Zuschüsse gab es leider keine. 600.000 australische Dollar konnten an Spenden gesammelt werden.
Der Big Tractor wurde vom Ingenieur Frank Kidman entworfen. Jede Komponente bis hin zu Schrauben und Muttern ist fünfmal so groß wie das 50-PS-Original. Das Modell wurde 2023 von einem 58-köpfigen Team des Bergbauunternehmens DIAB Engineering Stück für Stück aus 42 Tonnen Stahl in Geraldton gefertigt. 18 Lkw-Ladungen transportierten die Einzelteile rund 180 Kilometer von Geraldton nach Carnamah. Mithilfe von zwei Kränen schraubte das Team, das auch die Teile gefertigt hatte, den Koloss zusammen.
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