Hobbywinzer: Keine Angst vorm Krächen

Das Einmaleins des richtigen Rebschnitts vermittelt das Landesweingut Kloster Pforta in Bad Kösen im Rahmen eines Seminars für Hobbywinzer in der Weinbaulage Saalhäuser.

Von Filip Lachmann (Text und Fotos)

Gut 20 Hobbywinzer haben sich im Landesweingut Kloster Pforta in Bad Kösen (Sachsen-Anhalt) eingefunden. In den Saalhäusern, einem Weinberg des Landesbetriebes, wollen sie mehr über den richtigen Rebschnitt erfahren. Zum Seminar werden sie von Franziska Zobel begrüßt. Die Weinbauleiterin führt die Gruppe nur wenig später gemeinsam mit Winzerkollegin Angela Salomon in die Weinlage über der Saale. Direkt in der Praxis sollen die Hobbyweinbauern das Einmaleins des Rebschnitts erlernen. Die Teilnehmer haben Rebschere und Handschuhe mitgebracht. Wo die Ausstattung fehlt, hilft das Weingut aus.

Einführung in den Rebschnitt

Im Weinberg angekommen, wird die Gruppe zur besseren Wissensvermittlung sowie zum leichteren Arbeitsfluss zwischen den beiden fachkundigen Damen aufgeteilt. Bevor die Scheren an den Reben angesetzt werden, vermittelt Franziska Zobel zunächst ein paar grundlegende Informationen über das Landesweingut und dessen Anbauphilosophie.

Rebschnitt lernen im Landesweingut Kloster Pforta
Auch in Hanglage steht Franziska Zobel mit Rat und Tat zur Seite

Mit 50 Hektar Rebfläche ist die landeseigene GmbH das größte Weingut in der Saale-Unstrut-Region. In der Lage Saalhäuser werden 1,5 Hektar Spätburgunder kultiviert. Zur Hangpflege setzt der Betrieb auf eine intensive Gründüngung. Jede zweite Gasse wird ab dem Herbst mit Winterroggen, -wicke, -raps oder ähnlichen Gewächsen eingesät. Der Aufwuchs, der den Boden mit Nährstoffen versorgt und eine natürliche Fauna im Hang begünstigt, wie die Weinbauingenieurin erklärt, wird im Frühjahr mittels Scheibenegge eingearbeitet.

Wegen der zuletzt immer heißeren und trockeneren Sommer schraubt das Weingut die Begrünung der Gassen in der warmen Jahreszeit zunehmend zurück. Auf Nachfrage erklärt die 37-jährige Seminarleiterin, dass im Wein-bau generell wenig gedüngt wer-de, gänzlich verzichten könne man darauf aber nicht. Jeweils im Frühjahr würden etwa 30 Kilo pro Hektar, überwiegend organischer Dünger, ausgebracht.

„Die meisten Hobbywinzer gehen hier zu zaghaft ran“

Rebschnitt lernen für Hobbywinzer in Bad Kössen
Kopf der Rebe mit Zapfen

Anschließend richtet sich der Fokus auf die Reben. Nur noch in wenigen Reihen sind Vorjahrestriebe übrig. An diesen sollen sich die Seminarteilnehmer bewähren. Franziska Zobel demonstriert zunächst die beiden im Weingut bevorzugten Schnittformen: den Zapfenschnitt und den Flachbogenschnitt. In beiden Fällen wird zunächst der Vorjahresaustrieb radikal zurückgeschnitten. „Die meisten Hobbywinzer gehen hier zu zaghaft heran. Sie trauen sich oftmals nicht, so stark in den Pflanzenwuchs einzugreifen“, berichtet die Weinbauleiterin, während sie die alten Triebe entfernt. Prompt schallt es aus der Runde: „Was, so viel?“ oder: „Das hätte ich nicht gemacht!“ Der Verschnitt wird zur späteren Entsorgung in jeder zweiten Gasse gesammelt.

Zwei Schnittarten

Der Zapfenschnitt eignet sich vorrangig bei kräftigeren Reben, die bereits über ein solides Stammgerüst verfügen. Je nach Größe der Rebe lässt Franziska Zobel eine, maximal zwei etablierte Bogreben stehen, an denen sie die Zapfen für den Neuaustrieb vorbereitet. An den sogenannten Zapfenstationen ragen später jeweils zwei Zapfen rund 2 bis 3 cm empor. Der Abstand zwischen den einzelnen Stationen sollte gut 20 cm betragen. „Ziel sollte es sein, pro Rebe zwischen zehn bis zwölf Triebe zu erhalten. Bei besonders schwachen Reben können es auch weniger sein“, so die Fachfrau.

Hinsichtlich der späteren Ertragsmenge zähle für den Zapfenschnitt die Formel „Qualität statt Quantität“. Sprich, was der Schnitt gegenüber anderen Formen an Fruchtmenge einbüße, mache er durch eine höhere Güte der Weinbeeren mehr als wett. Diese Erziehungsform eignet sich laut der Seminarleiterin am besten für den Weinanbau im Nebenerwerb beziehungsweise als Hobby.


Rebe nach Flachbogenschnitt

Rebe nach Zapfenschnitt


Hingegen zählt der Flachbogenschnitt zu den gebräuchlichsten Schnittformen innerhalb des pro-fessionellen Weinbaus. Statt einer bewährten Bogrebe wählt man dazu einen der kräftigsten oder am besten gewachsenen Triebe des Vorjahres und biegt ihn flach um den Draht des Spaliers. Hier-bei lautet Franziska Zobels Devise: „Keine Angst vorm Krächen.“ Was nach einen Anglizismus klingt, ist in der Tat der Fachbegriff für das bewusste Anbrechen, aber keineswegs Durchbrechen des ausgewählten Triebes, um ihn in die richtige Form zu bringen.

Vorsicht ist geboten

Die recht flexiblen Triebe erzeugen dabei ein knirschendes Geräusch. Dennoch ist dabei Vorsicht geboten, da zu viel Kraft oder ein zu spitzer Winkel zum Brechen und letztlich zum Absterben des Triebes führen kann. „Beim richtigen Krächen bleibt der Trieb natürlich unbeschadet. Es brechen lediglich die Holzbrücken im Nodium auf, wodurch die Rute geschmeidiger und der Saftstau größer wird“, erläutert die Weinbauleiterin. Damit sich die unter leichter Spannung gewickelten Triebe nicht wieder lösen, werden sie mit einem kleinen Draht am Spalier fixiert. Hierfür eignen sich besonders spezielle Winzerdrähte, deren Ummantelung vor Reibungs-, Rost- und Frostschäden an den Reben schützt.

Rebschnitt für Hobbywinzer
Das Hirschgeweih ist ein klassischer Verschnittfehler

Nach der kurzen Einführung sind die Seminarteilnehmer selbst gefragt. Eine Rebe nach der anderen bringen sie in den folgenden anderthalb Stunden für die bevorstehende Saison in Form. Franziska Zobel steht den Hobbywinzern dabei mit Rat und Tat zur Seite. Sie gibt Entscheidungshilfen bei der Triebauswahl und arbeitet Zapfen nach, die zu lang geschnitten wurden. „Ich möchte nirgendwo Hirschgeweihe sehen“, sagt sie in die Runde. Darunter verstehen Weinbauern Zapfenstationen, in denen zwischen den beiden Neuzapfen noch der Vorjahreszapfen emporragt. Zudem klärt sie darüber auf, weshalb sich „zahmes Holz“ besser als Trieb für den Flachbogenschnitt eignet als „Wasserschosse“, diese aber wiederum gute Zapfen ergäben.

Ein weiterer verbreiteter Fehler unter Hobbywinzern sei der zu hohe Rebwuchs. Die Expertin rät, auf eine niedrige Kopfhaltung der Reben zu achten. Als Orientierung für die Kopf-höhe nennt sie etwa „eine Hand-breit unterhalb des Spalierdrahts, an dem der tragende Ast fixiert ist“. Wichtig für eine nachhaltige Kopfentwicklung ist nach Zobels Erfahrung, am Kopf stets zwei Zapfen ausbilden zu lassen. Unabhängig von der Erziehungsform werden im Mai nach dem Ende der Frostperiode die überschüssigen Triebe ausgebrochen. Bei den meisten Rebsorten genügt das einmalige Ausbrechen, nur wenige Sorten wie der Silva-ner oder der Elbling erfordern einen zweiten Durchgang im weiteren Jahresverlauf.

Suppe und Wein für die Hobbywinzer

Nach getaner Arbeit stärken sich die Seminarteilnehmer bei war-mer Suppe und einer kleinen Weinverkostung. Ausgeschenkt wird Spätburgunder von der so-eben beschnittenen Lage. Der gute Tropfen stammt aus dem Jahr 2017, da er bis zur Abfüllung zu-nächst anderthalb Jahre reifte. In geselliger Runde wird dabei weiter gefachsimpelt. So fragt der Jenaer Falko Schulz, welche Sorten sich für den Freizeitanbau am bes-ten eigneten. Franziska Zobel rät daraufhin zu sogenannten Piwi-Sorten, die besonders pilzwiderstandsfähig sind. Zwar sei der private Weinanbau nicht grundsätzlich anfälliger für Krankheiten wie den Echten oder Falschen Mehltau. Doch würden Hobbywinzer oftmals nicht über die gleichen zeitlichen Reserven zur Pflanzen-pflege verfügen wie haupterwerbliche Weinbauern.

Thüringen: Ganzes Dorf unter Quarantäne gestellt

Nach einer erneuten Corona-Infektion haben die Behörden den thüringischen 900-Einwohner-Ort Neustadt am Rennsteig für 14 Tage unter Quarantäne gestellt. Die Bauernzeitung hat mit einem Landwirt vor Ort gesprochen.

Eine neue bestätigte Coronainfektion in Neustadt am Rennsteig hat das Landratsamt des Ilm-Kreises am Sonntag veranlasst, den kompletten Ort unter Quarantäne zu stellen. Betroffen davon sind 900 Einwohner, die für zwei Wochen nicht mehr ihre Häuser verlassen dürfen.

Mit sechs Fällen kommen nun mehr als die Hälfte aller bestätigten Coronafälle im Thüringer Ilm-Kreis aus Neustadt am Rennsteig, einem Ortsteil der Landgemeinde Stadt Großbreitenbach. Zuletzt war ein 58-Jähriger schwer erkrankt. Wie das Landratsamt mitteilte, konnten in den sechs Fällen bislang 69 Kontaktpersonen ermittelt werden.


Ilm-Kreis: Allgemeinverfügung zur Quarantäne


Die angeordnete Quarantäne bedeutet, dass niemand den Ort verlassen darf und ein Zutritt nur in Ausnahmefällen und unter Vollschutz erfolgen kann. Dies betrifft in erster Linie Pflegedienste, Rettungsdienste, Feuerwehr und Polizei. Ein Krisenstab wurde einberufen, der die Grundversorgung des Ortes und seiner Menschen für die kommenden zwei Wochen organisieren wird.

Landwirt Stefan Enders: Zukunft ungewiss

Wie es jetzt bei Landwirt Stefan Enders, dem einzigen Haupterwerbsbetrieb am Rande des Ortes, weitergeht, ist ungewiss. 55 ha bewirtschaftet er, zum allergrößten Teil Grünland mit naturschutzfachlichen Einschränkungen. Enders zählt zu den Direktvermarktern im Biosphärenreservat Thüringer Wald und bietet Fleisch von Kälbern und Schweinen sowie saisonal Gänse und Puten an. Schlachten lässt er in Lohn.

Die Osterbestellungen seiner Stammkundschaft sind erstmal storniert, berichtete er der Bauernzeitung. Eine nicht unerhebliche Rückzahlung von Mitteln aus dem Kulturlandschaftsprogramm stehe zudem noch im Raum und belastet den kleinen Betrieb sehr. Aufgrund der Futterknappheit im Vorjahr mähte er ein paar Tage zu früh. Gleichwohl dies naturschutzfachlich unerheblich gewesen sei, lastete ihm das die Agrarverwaltung an.

Weg zum Hof gesperrt

Ob ihn die Behörden wegen der Quarantäne uneingeschränkt auf seine Flächen lassen, weiß der Landwirt noch nicht. Gleiches gilt auch für den Verkauf und das Abholen von Schlachttieren. Die Zufahrtsstraße in dem 800 Meter hoch gelegenen Ort ist gesperrt. Und damit der Weg zu seinem Hof.

Recherchen der Bauernzeitung ergaben, dass in Neustadt am Rennsteig wohl keine Mitarbeiter von Agrarbetrieben der Region leben. Die würden in einem solchen Fall jetzt bei den Feldarbeiten oder in den Ställen fehlen.   FH

 fh


Coronavirus - Was Landwirte jetzt wissen müssen - FAQ

Was Landwirte jetzt wissen müssen

Das Coronavirus sorgt für einen Ausnahmezustand in Deutschland. Die Auswirkungen bekommt auch die Landwirtschaft zu spüren. Wir geben Landwirten Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um die Coronakrise. mehr


Coronavirus: Desinfektion mit UV-Strahlung

Neben der Nutzung von Desinfektionsmitteln auf Alkoholbasis lassen sich Oberflächen auch mit UV-Strahlen desinfizieren – auch beim Coronavirus. Dabei sollte auf den Einsatzzweck geachtet werden.

Werden Coronaviren von einem Menschen auf angefassten Gegenständen wie Türklinken, Tastaturen oder Telefonen hinterlassen, können andere Menschen die Vieren auflesen und dann auf ihre Schleimhäute übertragen.


ACHTUNG: Keine Bestrahlung von Menschen und Tieren! Vor zu viel UV-Strahlung der Sonne schützen wir uns durch Kleidung oder Sonnencreme.


Die Angaben zur Lebensdauer der Viren schwanken stark von „kurze Zeit“ bis zu neun Tagen, die sie sich auf der Oberfläche halten und infektiös bleiben können. Dabei nimmt die Anzahl lebender Viren mit der Zeit ab. Im Schnitt würden sie zwischen vier und fünf Tagen überleben. Dagegen helfen Desinfektionsmittel oder gründliches Abwaschen mit Seife. Alternativ können sie auch mit ultravioletter (UV) Strahlung abgetötet werden.

UV-Desinfektion: Einsatz und Wirkung

Ultraviolette Strahlung wird zur Desinfektion von Wasser, Luft und Oberflächen eingesetzt. Aufgrund der Geschwindigkeit der Reaktion – Mikroben werden bei ausreichender Dosis innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde inaktiviert – können UV-Strahler nicht nur zur Desinfektion von Oberflächen, sondern auch zur Desinfektion von Wasser, Luft oder in Klimakanälen geführten Luftströmen eingesetzt werden. Strahler sind hier meist keine Punktquellen, sondern Röhren, um große Flächen zu erreichen, so wie in Solarien.

Die UV-Strahlen wirken direkt auf die DNS und töten dadurch Bakterien, Viren und Pilze ab. Im Gegensatz zur chemischen Desinfektion wirkt die UV-Desinfektion nur dort, wo die Strahlen direkt von der Lampe auf die Viren und Bakterien in der Luft, im Wasser oder auf einer Oberfläche treffen.

Vor der Entwicklung von Laminar-Strömungs-Anlagen für Reinräume sowie dem heute üblichen und massiven Einsatz von Desinfektionsmitteln waren in Krankenhäusern im Dauerbetrieb arbeitende schwache Ultraviolettstrahler üblich, um die Keimzahl gering zu halten.

Die zunehmende Antibiotika-Resistenz krankenhausspezifischer Keime könnte zu einer Wiederkehr der altbekannten Technik führen, da sich bei der UV-Desinfektion keine mutationsbedingten Resistenzen entwickeln können. Es gibt bereits Roboter, die selbstständig durch Krankenhauszimmer (ohne Patienten im Bett!) fahren und so möglichst alle Flächen bestrahlen.

Oberflächenbehandlung

Die Oberflächenentkeimung von Lebensmittelverpackungen (Siegelfolien, Becher, Eimer, Flaschen oder Schlauchbeuteln) ist ebenfalls weit verbreitet. Dafür kommen vor allem stationäre Geräte zum Einsatz. Geräte in Größe und Aussehen von Mikrowellen oder Ultraschall-Reinigern werden in Kosmetikstudios, Friseursalons, Nagel- oder Tattoo-Studios eingesetzt, um Scheren, Feilen oder Nadeln zu sterilisieren.

Auch in der Schwarz-Weiß-Schleuse von Ställen werden solche Geräte verwendet. Wo vorhanden, kann man sie zur Desinfektion aller Gegenstände, die ins Gerät passen, einsetzen. Also beispielsweise angelieferte Waren, Ersatzteile oder Lebensmittel. Auch Fotoapparate von Journalisten wurden so schon in den Weißbereich geschleust.

Im Elektronikhandel werden auch mobile UV-Lampen mit Batterien als Stromquelle angeboten. Damit können Türklinken, Tastaturen, Telefone und andere von mehreren Menschen berührte Oberflächen bestrahlt werden. Längere Lieferzeiten inzwischen inbegriffen

Wasserdesinfektion

Diese hat nichts mit der Coronavorbeugung zu tun, zeigt aber die Verbreitung und Wirkungsweise der UV-Desinfektion auf. Eine oft angewendete Methode der UV-Desinfektion ist die Trinkwasseraufbereitung. Dabei wird die Keimzahl im Wasser zuverlässig und in Abhängigkeit zur Dosis stark reduziert.

Eine Zugabe von Chemikalien ist grundsätzlich nicht erforderlich. Gerade chlorresistente Krankheitserreger wie Kryptosporidien können mit UV-Strahlung inaktiviert werden. Geschmack, Geruch oder der pH-Wert des Mediums werden nicht beeinflusst. Das ist ein wesentlicher Unterschied zur chemischen Behandlung von Trink- oder Prozesswasser.

Im Heimbereich werden entsprechende Geräte auch als „UV-Filter“ bezeichnet. Ähnliche Geräte werden im Bypassbetrieb für Aquarien und Pools eingesetzt. moe (Fotos: (c) Werkbilder)

ASP: Erster Fall in Hausschweinebestand in Westpolen

Die Afrikanische Schweinepest ist erstmals in einem Zuchtbetrieb in Westpolen aufgetreten – 65 km vor der deutschen Grenze.

Nach Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums ist nun der erste Hausschweinebestand in Westpolen mit der Afrikanischen Schweinepest (ASP) infiziert worden. Die polnischen Behörden haben am Freitag, den 20 März, den Befall in einem Zuchtbetrieb mit insgesamt 23.000 Sauen und Ferkeln im Ort Nowa Sol festgestellt. Der Ort liegt 65 km von der polnisch-deutschen Grenze entfernt.

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) habe die zuständigen Länderdienststellen in Deutschland über den Vorfall unterrichtet. Nach Angaben der Behörde informierte Polen am 20. März unmittelbar nach dem Befund das EU-Tierseuchenmeldesystem ADNS.

Im Gebiet um Nowa Sol (Neusalz) waren im November vorigen Jahres mehr als 20 an ASP verendete Wildschweine im Wald gefunden worden. Die Behörden ordneten daraufhin Betretungsverbote an. Landwirtschaftsbetriebe waren angehalten worden, ihre Biosicherheitsmaßnahmen zu verstärken. Zunächst breitete sich die Seuche auch unter Wildschweinen im Umkreis der Stadt Zielona Góra (Grünberg) aus. Danach jedoch gab es über Wochen keine Meldungen über neue Totfunde. db



Neue Jobvermittlung für Erntehelfer startet

Die Maschinenringe und das Landwirtschaftsministerium haben eine Jobvermittlung zwischen Landwirten mit Bedarf an Saisonarbeitern und arbeitswilligen Bürgern gestartet.

Der Bundesverband der Maschinenringe e. V. hat gemeinsam mit dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft die Online-Plattform www.daslandhilft.de gestartet. Die Plattform soll den Kontakt zwischen Landwirten und Bürgerinnen und Bürgern herstellen, deren bisheriger Erwerb aufgrund der Coronakrise weggefallen ist. Somit könnten sie für Pflanz- und Erntearbeiten in der Landwirtschaft vermittelt werden. Auch über eine regionale Suche sollen Landwirte und Helfer zusammenfinden können. Es werden keine Registrierungs- oder Vermittlungsgebühren erhoben. Das Ziel der Plattform ist laut Maschinenring eine schnelle und kostenlose sowie vor allem zuverlässige Hilfe und Vermittlung von Menschen, die Hilfe brauchen und die Hilfe bieten.

Gebündelte Kräfte zur Vermittlung von Erntehelfern

Screenshot der online Jobvermittlung für Erntehelfer auf www.das-land.hilft.de
(c) Screenshot von www.das-land-hilft.de

„Durch die umfangreichen Schließungen von Gastronomie- und Einzelhandelsbetrieben können viele Menschen gerade nicht arbeiten. Auch wenn alle Betriebe und die Politik bemüht sind, ist heute schon klar, dass viele Menschen in verschiedenen Beschäftigungsverhältnissen Probleme bekommen werden. Gleichzeitig fehlen in der Landwirtschaft tausende Arbeitskräfte, weil wichtige Saisonarbeiter aus der EU wahrscheinlich ausfallen werden. Wir müssen hier alle Kräfte bündeln und die Menschen zusammenbringen“, so der Präsident der Maschinenringe Leonhard Ost.

Vorschlag kam vom Landwirtschaftsministerium

Die Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft hatte bereits vorgeschlagen, dass in der Landwirtschaft fehlende Erntehelfer durch Arbeitskräfte aus anderen Branchen aufgefangen werden könnten.

Agrarministerin Julia Klöckner betont: „Wenn in der Landwirtschaft helfende Hände fehlen, dann geht uns das alle an: Denn verpasste Ernten kann man nicht nachholen, und was nicht in die Erde kommt, kann auch nicht geerntet werden. Wer in der Landwirtschaft helfen kann und will, sollte das deshalb tun und damit auch Geld verdienen können. Das ist eine Win-Win-Situation. (…) Die Plattform ist die breiteste Vermittlungsstelle dieser Art. Damit wollen wir zügig, regionalisiert und unbürokratisch Unterstützung dorthin vermitteln, wo sie gebraucht wird. Jeder kann einen Beitrag leisten.“

Maschinenringe helfen bei Vermittlung vor Ort

Beim Herstellen der Kontakte würden auch die Maschinenringe vor Ort helfen. Und auch wenn viele Geschäftsstellen gerade geschlossen sind, kennen die Mitarbeiter die Gegebenheiten und die Menschen vor Ort. „Gerade in der Krise sind das Vertrauen und das Verständnis sehr wichtig, auch wenn der Kontakt vielleicht nur per Telefon erfolgen kann“, erklärt Wallis. red


Online-Plattformen: Hier werden Saisonkräfte vermittelt

Wer erntet den Spargel, wer die Erdbeeren, Äpfel, Gurken? Durch die Coronakrise droht akuter Mangel an Saisonarbeitern. Mehrere Online-Plattformen bieten die Vermittlung von Arbeitskräften an. Ein Überblick. mehr


Ran an Kiel und Stiel

Im brandenburgischen Blankensee pflegt die Dorfgemeinschaft seit Jahrzehnten uralte Bräuche: Während die Frauen beim Federreißen für weiche Daunenkissen sorgen, schnitzen Männer aus Nadelbaumspitzen Quirle.

Von Bärbel Arlt
Fotos: Thomas Uhlemann

Ab in die Federn – heißt es einmal im Jahr in Blankensee. Doch dann verschwinden die Dorffrauen abends mitnichten in den Federn, sondern machen sich auf ins Bauernmuseum, wo bergeweise federleichte Arbeit auf sie wartet. Die Männer folgen ihnen. Zur Feder greifen sie allerdings nicht, sondern recyceln Spitzen übrig gebliebener Weihnachtsbäume.

Carola Hansche vor dem Blankenseer Bauernmuseum.

Die Rede ist von einer alten dörflichen Tradition – von Federreißen und Quirleschnitzen. „Diese Arbeiten gab es früher auf dem Land überall an langen Winterabenden. In geselliger Runde rupften die Frauen Federn, die Männer schnitzten Quirle. Und während Federn und Holzspäne flogen, wurden Geschichten erzählt und der neueste Dorfklatsch ausgetauscht. In Blankensee werden diese Traditionen seit rund 25 Jahren wieder gepflegt“, weiß Carola Hansche, Leiterin des Bauernmuseums.

Treff von Jung und Alt

In diesem Jahr haben sich rund 35 Teilnehmer im Raum über der Museumsschänke zusammengefunden – Alteingesessene und Zugezogene, Junge und Alte sowie Neugierige aus den Nachbardörfern. Auch wir durften dabei sein. Doch bevor es den Federn und Baumspitzen an die Kiele beziehungsweise Stiele geht, wird auf den geselligen Abend – so will es der Brauch – angestoßen. „Das gehört dazu“, sagt Evelyn Lieber vom Verein der Dorfgemeinschaft. Und dann nehmen – auch das will der Brauch – Frauen und Männer getrennt an verschiedenen Tischen Platz, und das Spektakel nimmt seinen Lauf.

Traditionelles Federnreißen und Quirle schnitzen im Bauernmuseum Blankensee

Die Älteste vom „alten Stamm“ ist an diesem Abend die 82-jährige Lisa Brauße, die das Federreißen schon aus ihrer Kinderzeit kennt, natürlich genau weiß, wie man das Gefieder am besten von den festen Kielen trennt, und dazu rät, nur die weichen Teile abzuzupfen. „Und der Kiel darf auf keinen Fall mit ins Kissen, sonst pikt es im Bett“, lacht Regina Weiß. Außerdem mache er das Inlett kaputt, das übrigens mit Kernseife versiegelt wird. „So können die Federn nicht raus“, sagt die 70-Jährige und plaudert beim Rupfen und Zupfen ein bisschen über die alteingesessene Bauernwirtschaft ihrer Familie in Blankensee, in der Kühe, Schweine, Hühner, Kaninchen und immer auch so um die 50 Enten und Gänse gehalten wurden. „Federn wurden früher im Kuhstall gerupft“, erinnert sie sich. Da war es schön warm, wurden die neusten Dorfgeschichten ausgetauscht, gern auch mal einer gezuppelt, und zum Schluss gab es Pfannkuchen mit selbstgemachtem Pflaumenmus und hausgemachtem Wein. Und auch die geschlachteten Gänse mussten noch warm sein, damit sich die Federn gut entfernen ließen. Zum Auskühlen wurden die Tiere dann geschützt vorm Fuchs an den Beinen aufgehängt und die Flügel über Kreuz zusammengebunden, „damit die Brust schön rauskommt“, erklärt Regina Weiß.

Und schon hat die lustige Frauenrunde ein neues Thema: Der Fuchs sei heute nicht mehr das Problem, sondern der Waschbär. Er fresse die Katzennäpfe leer und werde zur Plage, sogar eine Waschbär-Todesstrecke soll es geben. Gespannt und mit einem Schmunzeln im Gesicht hört Kathrin Warnke den alteingesessenen Dorffrauen zu. Die 38-Jährige ist beim Federreißen zum ersten Mal dabei, und Ehemann Oliver übt sich im Quirleschnitzen. „Das ist eine gute Gelegenheit, die Dorfgemeinschaft mal kennenzulernen“, sagt sie. Seit einem Jahr wohnen sie in Blankensee und haben ein altes Fachwerkhaus ausgebaut, das zu den ältesten Gebäuden im Ort gehört. Regina Weiß kennt es natürlich: „Da habt ihr euch ganz schön was vorgenommen“, sagt sie und berichtet davon, dass die älteren Leutchen, die dort mal wohnten, gern Zigarre rauchten. Und auch bei den anderen Frauen wird eifrig geplaudert.

Spaß muss es machen

Bei den Männern ist das nicht anders, jeder Quirl und das mitgebrachte Werkzeug werden fachmännisch begutachtet und mal mehr, mal weniger gelobt. Roland Sachse schwört auf Baumspitzen aus Kiefer, andere auf die Nordmanntanne. Egal. Hauptsache, es macht Spaß. Und das tut es. „Deshalb stand der Termin fest im Kalender“, verrät André Niedersaetz aus dem Nachbarort Glau und legt uns gleich noch den Landschaftsförderverein Nuthe Nieplitz ans Herz, in dem er sich in der Arbeitsgruppe Ornithologie engagiert. Ralf Schrubstock vom neuen Vorstand des Dorfgemeinschaftsvereins ist zum ersten Mal dabei. Eigentlich stamme er aus Kiel und sei der Liebe wegen in Blankensee gelandet. Und – ich traue meinen Augen nicht – da hat sich doch eine Frau in die Schnitzerdomäne gewagt: „Klar haben die Männer protestiert und wollten mich zum Federreißen schicken. Doch wir leben schließlich im Zeitalter der Emanzipation, und außerdem arbeite ich gern mit Holz“, sagt Michaela Brauße. Vater und Imker Jürgen Brauße, der neben ihr sitzt und den Dorfverein einst mitgegründet hat, entgegnet verschmitzt: „Wenn du mir nachher noch einen Schnaps holst, geht das in Ordnung. Wir Männer sind ja tolerant.“ Und so darf sich auch die 23-jährige Enkeltochter Madina nach dem Federreißen zur lustigen Runde der Quirleschnitzer gesellen. Sie ist an diesem Abend mit die Jüngste, und der 23-Jährigen ist es wichtig, alte Bräuche kennenzulernen, sie am Leben zu erhalten und weiterzugeben, so wie schon Generationen vor ihr.

Am Ende des geselligen Abends, der mit einem großen Kuchenessen endet, sind rund 30 Quirle geschnitzt und vier kleine Kopfkissen gestopft. „Sie werden voraussichtlich im Museum verkauft“, sagt Carola Hansche, die zufrieden ist mit dem Traditionsabend: „Es festigt die Dorfgemeinschaft, bringt neue und alte Blankenseer zusammen und gehört damals wie heute zum Landleben einfach dazu.“ Und dazu zählen auch die übers Jahr verteilten Backtage, die diesjährige Sonderausstellung „Durchgehechelt – Geräte zur historischen Flachsbearbeitung“ ab Mai im Bauernmuseum und die historische Roggenernte Ende Juli.


Mehr zu der Tradition auf www.bauernmuseum-blankensee.de


Wisconsin: Unterwegs im Milchland der USA

Der Bundesstaat Wisconsin wird auch das Milchland der USA genannt. Jeder siebente Liter Milch wird dort gemolken. In Spitzenbetrieben wie bei Hank und Shawn Wagner geben die Kühe sogar über 45 Liter pro Tag.

Eine Reportage von Fritz Fleege

Die Milchviehbetriebe in Wisconsin  waren im letzten Jahrzehnt einem starken Strukturwandel unterworfen. Aufgrund der niedrigen Milchpreise um 35 US-ct/kg stellten viele Farmen die Milchproduktion ein. Nur die Besten mit hoher Produktivität und niedrigen Kosten konnten da mithalten. So ist die Anzahl der Betriebe in den letzten zehn Jahren von etwa 14.000 auf 9.000 geschrumpft.

Farmerfamilie Wagner
Hank und Laura Wagner (c) Fritz Fleege

Die verbliebenen Farmen haben allerdings investiert  und den Kuhbestand aufgestockt. So werden nach wie vor etwa 1,3 Millionen Kühe gehalten. Sie geben im Durchschnitt pro Jahr über 11.000 kg Milch. Die besten Betriebe melken im Herdendurchschnitt über 45 kg Milch je Kuh und Tag.

Sieben davon haben wir auf einer Tour des Innova­tionsteams Christiane Brandes aufgesucht. Jeder wirtschaftet zwar etwas anders, sie verfügen aber durchweg über hochleistende und gesunde Herden. Nigel Cook von der Universität Wisconsin hat dazu die Daten analysiert. Die wichtigsten acht Punkte sind: beste Futtergrundlage, sichere Technologien, gut ausgebildete Angestellte sowie Minimierung von Lahmheiten, hohe Trächtigkeitsraten, gute Herdengesundheit, exzellente Eutergesundheit und Vermeidung von Hitzestress.

Milchproduktion in Wisconsin

Einer dieser Betriebe, über den hier berichtet wird, ist der von Hank und Shawn Wagner in Middletown. Dort werden etwa 700 Holsteinkühe gehalten. Die gemolkenen Kühe kommen sogar auf einen Herdendurchschnitt von 52 kg Milch je Tag, was einer Jahresleistung von weit über 15.000 kg Milch je Kuh entspricht. Angefangen mit der Milchviehhaltung hatte dort in den 1920er-Jahren der aus Deutschland  stammende Großvater von Wagner. Der Vater baute dann in den 1950er-Jahren einen Anbindestall für 65 Kühe. Hank und Shawn haben anschließend den nächsten großen Schritt gewagt und einen neuen Kuhstall mit 350 Plätzen errichten lassen.

Geplant wurde dieser von Tierarzt Dr. Jordon Jones aus Wisconsin, der großen Wert auf Kuhkomfort legt, Milchviehbetriebe in der ganzen Welt berät und schon häufig zu Gast in Deutschland war.  Die Erweiterung machte sich erforderlich, weil auch Wagners Töchter Shawn und Laura (für Tiere zuständig) sowie Partner Tailor (Farmmanager) in das Unternehmen einstiegen. Einige Mitarbeiter kommen aus Mexiko. 

Ein Hybridstall für jede Wetterlage

Wisconsin Milch - der Stallbau ist ein Geheimnis
Gordon Jones hat den Hybridstall bei Wagners geplant. (c) Fritz Fleege

Vor zwei Jahren ist ein weiterer Stall gebaut worden, ein sogenannter Hybridstall für jede Wetterlage. In Wisconsin sind die Winter lang und bis zu -30 °C kalt. Dagegen können im Sommer Spitzentemperaturen von fast 40  °C erreicht werden. Das Ziel von Dr.  Jones war es daher, trotz der großen Temperaturunterschiede drei grundsätzliche Bedingungen für die Kühe zu schaffen: kein Hitzestress für die Kühe im Sommer, kein Frost im Stall während des Winters und gleichmäßig gute Luft über das ganze Jahr in allen Stallbereichen.

Daher wurden im Hy­bridstall zwei Lüftungssysteme kombiniert: die natürliche Lüftung und die Überdrucklüftung.  Die klassische, natürliche Lüftung funktioniert über offene Seitenwände und den First. Das reicht aber im Sommer nicht aus. Dann lässt sich bei Bedarf das System in eine Art Überdrucklüftung umwandeln. Dafür sind an den Seiten unter der Traufe, die 5 m hoch ist, Ventilatoren angebracht und unter dem First noch große Horizontallüfter installiert.  Das Dach ist isoliert und die offenen Seitenwände kann man mit Curtains verschließen. Thermostate steuern automatisch alle Lüfter.

Das System kann im Sommer bei geschlossenen Toren die gesamte Stallluft in Etappen bis einmal pro Minute austauschen. So müssen die Kühe auch bei hohen Außentemperaturen nicht unter Hitzestress leiden. Im Winter stehen die Traufventilatoren still. Unter -10 °C Außentemperatur erfolgen nur noch vier Luftaustausche pro Stunde. Auch bei -30 °C ist der Stall noch frostfrei.

Wisconsin Milch Stall
Die Kühe fühlen sich wohl auf Sandbetten (c) Fritz Fleege

Zusätzlich laufen dann die Horizontallüfter über dem Futtertisch und drücken die warme Luft von der Decke in den Lauf- und Liegebereich herunter. Zu beiden Seiten des Futtertisches sind ein Fressgang, eine Doppelliegeboxenreihe und ein Laufgang angeordnet.  Die Tiefliegeboxen sind mit Sand gefüllt und werden täglich gereinigt. 

Wagners sehen in dem Hy­bridstall im Vergleich zum alten Stall viele Vorteile. Wenn die Kühe früher bei Hitze in Gruppen an den kühleren Orten zusammenstanden, sind sie nun gleichmäßig in den Liegeboxen oder am Trog verteilt. Die Leistung ist deutlich gestiegen und man rechnet bald mit 55 kg Milch je Kuh und Tag. 

Grundfutter von höchster Qualität

Neben komfortabler Unterbringung zählt dazu vor allem die Erzeugung von Grundfutter höchster Qualität. Wagners verfügen über 550 ha Land, wo vor allem stärkereicher Silomais und eiweißreiche Luzerne angebaut werden. Die neuen Maissorten (Brown Ribs) enthalten mehr verdauliche Stärke (36–38 %) und die Luzernesorten weniger Lignin. Die Luzerne muss auch nur noch dreimal im Jahr geschnitten werden und lässt sich leichter konservieren, was Kosten sparen hilft. Kraftfutter wird nach Bedarf zugekauft. 

Kühe, die über 45 kg Milch je Tag geben, müssen wie Hochleistungssportler ernährt werden. Daher ist die präzise Rationsgestaltung äußerst wichtig. Das gelingt nur, wenn alle Futterkomponenten exakt analysiert werden. Wagners wichtigster Partner dafür ist das Rock River Laboratory in Watertown (Wisconsin). Im Futterhaus werden die Mischrationen zusammengestellt, zwei unterschiedliche für Trockensteher und eine für laktierende Kühe. Frischlaktierende erhalten noch einen Zuschlag. Im Durchschnitt werden 24 kg Trockenmasse je Kuh und Tag verabreicht.  Der Anteil an Grundfutter beträgt 60 %. Kühe mit hoher Leistung können täglich mindestens 30 kg Trockenmasse aufnehmen.  Die Tiere stehen fast immer vor gefüllten Krippen. 


Große Parade auf der World Dairy Expo

World Dairy Expo: Schau der Superlative

Die World Dairy Expo ist die größte Schau für Milchviehrassen in Nordamerika: Jedes Jahr kommen in Wisconsin Züchter aus aller Welt zusammen – und erzielen Verkaufserlöse von mehr als 100.000 Dollar. mehr


Gemolken werden die Kühe dreimal täglich in einem Side-by-Side- Melkstand mit 2 x 16 Plätzen. Besonderen Wert legt man auf hohe Eutergesundheit. Die durchschnittliche Zellzahl der abgelieferten Milch liegt bei 200.000/ml. Problemkühe werden im alten Melkhaus behandelt. Unter besonderer Beobachtung stehen die Abkalbenden und Frischabkalber. Für diese stehen im alten Stall eingestreute Boxen zur Verfügung, die ständig überwacht werden. Jeder kann bei Wagners Geburtshilfe leisten. Das erklärt auch, dass es bei Kühen kaum Totgeburten gibt und bei Färsen nur 3 %. Über jede Abkalbung wird ein Geburtsprotokoll geführt. Die Neugeborenen werden trocken gerieben und ihr Nabel desinfiziert. Über eine Rutsche gelangen sie dann in den Außenbereich. 

Kälber wollen einen Kumpel haben

Kälber werden paarweise gehalten
Die Kälber kommen zu zweit in die Iglus. (c) Fritz Fleege

Im Außenbereich sind Iglus aufgestellt, wo die Jungtiere paarweise unterkommen. Dort erhalten sie als erstes 4 l Kolostrum gedrencht. Danach gibt es täglich dreimal 4 l Vollmilch aus Edel­stahl­eimern ohne Nuckel (wegen der Hygiene). Mit dem Refraktometer wird der Feststoffanteil in der Tränkmilch kontrolliert und bedarfsweise mit Milchaustauscher auf 12 bis 14 % ausgeglichen. Wasser bekommen die Kälber wegen der hohen Flüssigkeitsaufnahme erst nach der ersten Milchphase. Zur freien Aufnahme erhalten die Jungtiere Kälberstarterfutter mit 22 % Eiweiß. Nach der sechsten bis zur zehnten Lebendswoche erfolgt das Abtränken. Dann haben die Tiere auch Zugang zum Wasser. 

Laura Wagner liegt die Kälberaufzucht besonders am Herzen. Sie ist von der Paaraufstallung fest überzeugt. „Kälber wollen einen Kumpel haben. Sie lernen voneinander und nehmen besser zu.“ So kommen manche bis bis zum Alter  von zehn Wochen auf Tageszunahmen von 1.200 g und sind dann zum Absetzen 130 kg schwer. Durchfallprobleme werden kaum verzeichnet. Neben der Mutterschutzimpfung erfolgen zwei Impfungen gegen Lungenentzündungen. Die Iglus werden dreimal in der Woche eingestreut und einmal im Monat gereinigt. Auch nach dem Absetzen der Tiere aus dem Iglu bleiben sie im Kälberstall als Paare in größeren Gruppen zusammen. Sie nehmen weiterhin besser zu und geben später mehr Milch. „Wir stellen sie auch in den Erstkalbegruppen möglichst wieder zusammen. Man findet sie später als Kühe oft noch gemeinsam.“

Wisconsin Milch - viel Platz für die Jungtiere
Nach dem Absetzen geht es gruppenweise in den Stall (c) Fritz Fleege

Jungvieh nach Nebraska ausgelagert

Eine Besonderheit des Betriebes Wagner ist allerdings, dass sie ihr Jungvieh ab dem achten Lebensmonat von Wisconsin nach Nebraska auslagern. Die Aufzucht ist dort günstiger, da die Jungrinder dort aufgrund des trockenen Klimas nur in Feedlots unter freiem Himmel untergebracht werden und keinen Stall brauchen. Im siebenten Trächtigkeitsmonat kommen die Tiere wieder zurück zu Wagners nach Middletown.

Das durchschnittliche Erstkalbealter liegt bei 23 Monaten und die Remontierungsrate bei 28 % . Die Erstkalbinnen in der Herde werden mit gesextem Sperma (HF-Kuhkalb) und die Altkühe mit Sperma von Angus- oder Limousinbullen besamt, um Mastkälber zu erzeugen.  Schließlich bringen eine Woche alte HF-Bullenkälber nur 30 bis 50 US$ je Tier und gleichaltrige Mastkälber 200 US$. Für die Milch bekommen Wagners derzeit 34 US-ct/kg Milch, womit sie gerade über die Runden kommen.

Wagners nennen abschließend die drei wichtigsten Gründe ihres Erfolges:

Landesverwaltungsamt genehmigt Sonntagsöffnungen

Zur Sicherstellung der Versorgung hat das Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt die Sonntagsöffnung für Lebensmittelgeschäfte erlaubt. Die Regelung gilt auch für Hofläden und landwirtschaftliche Direktvermarkter.

Angesichts der stark zunehmenden Ausbreitung des Coronavirus und der daraus resultierenden Notwendigkeit, größere Menschenansammlungen zu vermeiden, genehmigt das Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt zur Sicherstellung der Versorgung der Bevölkerung eine zusätzliche Öffnung von Verkaufsstellen im Land Sachsen-Anhalt an Sonn- und Feiertagen in der Zeit von 12 bis 18 Uhr; ausgenommen sind Karfreitag, Ostersonntag und Ostermontag.  

Die Erlaubnis betrifft folgende Ladengeschäfte und ähnliche Einrichtungen:

In Einkaufszentren und Kaufhäusern ist eine Öffnung nur für die vorgenannten Bereiche erlaubt.

Dabei sind die Bestimmungen des Arbeitszeitgesetzes, des Jugendschutzgesetzes und des Mutterschutzgesetzes in jeweils gültiger Fassung zu beachten.

Die Festlegung tritt am 20. März 2020 in Kraft und gilt bereits für das kommende Wochenende. Sie tritt mit Ablauf des 19. April 2020 außer Kraft.


*Auf Nachfrage der Bauernzeitung hieß es dazu seitens des Landessverwaltungsamtes in Halle/S.:

Hofläden und Direktvermarkter im Bereich des Lebensmittelhandels unterfallen der Erlaubnis der Sonntagsöffnung durch die Allgemeinverfügung des Landesverwaltungsamtes vom 19.3.2020.

Gemäß § 5 Abs. 1 Ziff. 4 des Gesetzes über die Ladenöffnungszeiten im Land Sachsen-Anhalt (Ladenöffnungszeitengesetz Sachsen-Anhalt – LÖffZeitG LSA) vom 22. November 2006 dürfen überwiegend selbst erzeugte oder verarbeitete land-, wein-, fisch- und forstwirtschaftliche Produkte allerdings ohnehin an Sonn- und Feiertagen jeweils für die Dauer von fünf zusammenhängenden Stunden zum Verkauf angeboten werden. Die o. g. Allgemeinverfügung erlaubt dies für den Lebensmittelhandel nun jeweils für die Zeit von 12 Uhr bis 18 Uhr (nicht zusätzlich zu bisher erlaubten Öffnungszeiten).

Coronavirus: Wie sich Landwirte schützen

Was Betriebe zum Schutz ihrer Mitarbeiter vor dem Coronavirus tun, haben uns zwei Brandenburger Landwirte in einem Video erzählt. Zunicken ersetzt den Handschlag am Morgen – soziale Distanz klappt auch in der Landwirtschaft.

Von Sabine Rübensaat und David Benzin

In der aktuellen Lage rund um das Coronavirus geht jeder Betrieb anders vor. Wir haben die Betriebsleiter der Agro-Farm Nauen und des Havellandhofes Ribbeck in Brandenburg besucht und nach ihren Maßnahmen zum Schutz der Mitarbeiter und des Betriebsablaufs gefragt. Beide Landwirte nehmen in Zeiten des Coronavirus die Empfehlungen der Bundesregierung zur Vermeidung unnötiger sozialer Kontakte ernst. Sie empfehlen aber auch, nicht in Panik zu geraten.


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Mehr Informationen
(c) Sabine Rübensaat

Coronavirus: Was Landwirte jetzt wissen müssen

Das Coronavirus sorgt für einen Ausnahmezustand in Deutschland. Die Auswirkungen bekommt auch die Landwirtschaft zu spüren. In unserem Schwerpunkt geben wir Landwirten Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um die Coronakrise.

Von Frank Hartmann, Klaus Meyer, Ralf Stephan, David Benzin, Fotos: Sabine Rübensaat

In Zeiten des Coronavirus treiben die Bevölkerung mehr Fragen um denn je. Auch in der Landwirtschaft ist vieles ungewiss und besondere Maßnahmen sind erforderlich. Hier erfahren Sie, wie Sie ihren landwirtschaftlichen Betrieb am Laufen halten, was arbeitsrechtlich in einer Quarantänesituation zu beachten ist und was Betriebe mit einem Bedarf an Saisonkräften tun können.

Fragen & Antworten zur Corona-Krise

Produktion aufrecht erhalten

Wie minimiere ich das Risiko, dass Mitarbeiter ausfallen? 

Sind Desinfektionsmaßnahmen notwendig? 

Gelten besondere Hinweise für Schweinehalter?   

Wie sollen sich die Mitarbeiter außerhalb der Arbeitszeit verhalten? 

Können Mitarbeiter mit Kindern trotz Schul- und Kitaschließung weiterarbeiten? 

Können Mitarbeiter bei einer Ausgangssperre noch zu ihrem Arbeitsplatz fahren? 

Was passiert, wenn ein oder mehrere Mitarbeiter positiv auf Covid-19 getestet wurden? 

Hat ein Landwirt im Ernstfall Anspruch auf Betriebshilfe durch die Sozialversicherung

Wird die Milch weiterhin abgeholt? 

Wird weiterhin Schlachtvieh abgeholt? 

Bieten der Landhandel oder Futtermittelhersteller weiter ihre Dienste an?

Arbeitsrechtliche Aspekte

Während Corona: Was sind die Rechte und Pflichten von Arbeitnehmer und Arbeitgeber? 

Dürfen Arbeitnehmer aus Angst von der Arbeit fernbleiben? 

Darf der Landwirt als Arbeitgeber Mitarbeiter darüber informieren, dass ein Kollege am Coronavirus erkrankt ist? 

Bekommen Mitarbeiter während der Quarantäne weiterhin ihr Gehalt? 

Darf der Landwirt als Arbeitgeber wegen Mitarbeitermangel durch das Coronavirus Überstunden anordnen? 

Saisonkräftemangel

Welche Lösungen gibt es für Betriebe, die auf Saisonkräfte angewiesen sind? 

Inwiefern gibt es Unterstützung vom Bund bei der Suche von Ersatzarbeitskräften? 

Welche Hilfen während des Coronavirus können Landwirte vom Bundeslandwirtschaftsministerium erwarten? 

Hilfe zur Selbsthilfe beim Coronavirus – welche Angebote gibt es für Landwirte? 

Corona-Krise: Die wichtigsten Antworten

Produktion aufrecht erhalten


Wie minimiere ich das Risiko, dass Mitarbeiter ausfallen? 

Die Angestellten sollten in Kohorten eingeteilt werden. Personal- bzw. Schichtpläne sind so zu gestalten, dass ausschließlich immer die gleichen Teams zusammenarbeiten bzw. Kollegen Kontakt haben. Wo es möglich ist, sollten etwa unterschiedliche Eingänge und separate Räume genutzt. Maßnahmen müssen immer mit dem Gesundheitsamt abgestimmt werden. zurück


Sind Desinfektionsmaßnahmen notwendig? 

Regelmäßige Desinfektionsmaßnahmen werden empfohlen. Das betrifft sowohl Pausenräume als auch Arbeitsplätze. In sensiblen Bereichen der Tierproduktion wie der Schweineproduktion, sollten Einweghandschuhe und Schutzmasken getragen werden. zurück


Gelten besondere Hinweise für Schweinehalter?

In schweinehaltenden Betrieben sollte ein Notfallplan vorliegen. Dieser beinhaltet Ansprechpartner für den Notfall, die sich mit den Gegebenheiten auf dem Betrieb auskennen (z. B. Familienangehörige und Nachbarn). Wichtige Informationen für Schweinehalter im Umgang mit dem Coronavirus hat auch das Zuchtunternehmen PIC zusammengetragen. zurück


Wie sollen sich die Mitarbeiter außerhalb der Arbeitszeit verhalten? 

Bitten Sie die Mitarbeiter eindringlich darum, soziale Kontakte in der Freizeit auf das Notwendigste zu reduzieren. Kollegen sollten sich nicht privat zum Feierabendbier oder im Verein treffen. zurück


Coronavirus Kinderbetreuung

Können Mitarbeiter mit Kindern trotz Schul- und Kitaschließung weiterarbeiten?

Es gibt an Schulen und Kitas eine Notbetreuung, wenn Eltern in Betrieben der kritischen Infrastruktur arbeiten. Die Landwirtschaft zählt in allen ostdeutschen Bundesländern dazu (Thüringen nur „Betriebe mit größeren Tierbeständen“). zurück


Können Mitarbeiter bei einer Ausgangssperre noch zu ihrem Arbeitsplatz fahren?

Bislang gibt es noch keine Ausgangssperre. In anderen EU-Ländern dürfen die Menschen trotz einer solchen Sperre zur Arbeit fahren. zurück


Was passiert, wenn ein oder mehrere Mitarbeiter positiv auf Covid-19 getestet wurden?

Menschen, die positiv auf das Coronavirus getestet wurden, müssen in Quarantäne. Hatten diese Kontakt zu anderen Mitarbeitern, wird auch für diese eine Quarantäne angeordnet. Daher ist es so wichtig, Kontakte unter den Mitarbeitern so weit wie möglich zu unterbinden (siehe oben). zurück


Hat ein Landwirt im Ernstfall Anspruch auf Betriebshilfe durch die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau?

Anspruch auf Betriebs- und Haushaltshilfe besteht nur, wenn man am  Coronavirus erkrankt ist. Wird eine im Familienbetrieb tätige Person auf behördliche  Anordnung „nur“ unter Quarantäne gestellt, besteht kein Anspruch auf Betriebshilfe. zurück


Wird die Milch weiterhin abgeholt?

Die Molkereiwirtschaft stellt die Milchabholung sicher, selbst für den Fall einer Quarantäne. Grundsätzlich sollte Kontakt zu den Fahrern der Milchsammelwagen unterlassen werden. Vor der Milchabholung ist die Desinfektion der Kontaktstellen in der Milchkammer angezeigt. zurück


Wird weiterhin Schlachtvieh abgeholt? 

Ja, Schlachtvieh wird weiterhin abgeholt. Tönnies etwa teilte mit, dass man schon vor Wochen Vorbereitungen an den Produktionsstandorten getroffen habe. Die Zusammenarbeit mit den Landwirtschaftsbetrieben sei nicht gefährdet. In Weißenfels werde auf gewohnt hohem Niveau produziert. Grundsätzlich seien alle Partner angewiesen, die Hygiene- und Vorbeugemaßnahmen in den Geschäftsabläufen zu erhöhen. zurück


Bieten der Landhandel oder Futtermittelhersteller weiter ihre Dienste an? 

Weiterhin geöffnet hat der Landhandel. Die BayWa AG etwa informierte, dass ihre Agrar-, Agrartechnik- und Baustoffbetriebe zu den gewohnten Zeiten offenbleiben. Auch die Versorgung mit Tierfutter aus den Mischfutterwerken ist sichergestellt, so der Deutsche Verband Tiernahrung. Auch die Südzucker AG als Futtermittellieferant beliefert die Landwirte. zurück


Arbeitsrechtliche Aspekte

Was sind die Rechte und Pflichten von Arbeitgebern?  

Der Arbeitgeber ist laut Arbeitsschutzgesetz verpflichtet, die erforderlichen Maßnahmen des Arbeitsschutzes unter Berücksichtigung der Umstände zu treffen, die die Sicherheit und Gesundheit der Mitarbeiter bei der Arbeit gewährleisten und ihm möglich und zumutbar sind. Wiederum sind die Arbeitnehmer verpflichtet, ­jede erhebliche Gefahr für die ­Sicherheit und Gesundheit sofort dem Arbeitgeber zu melden und dessen arbeitsschutzrechtlichen Weisungen nachzukommen. zurück 


Was sind die Rechte und Pflichten von Arbeitnehmern?  

Wenn Arbeitnehmer in den letzten 14 Tagen mit infizierten und/oder mit Personen, die unter Infektionsverdacht stehen beziehungsweise in gefährdeten Gebieten waren, in Kontakt standen, müssen sie ihren Arbeitgeber darüber informieren. Wegen der extremen Ausbreitungsgefahr des Coronavirus ist eine Infektion meldepflichtig. Arbeitnehmer, die Symptome einer Coronaviruserkrankung aufweisen, sollten schnellstmöglich ihren Hausarzt oder den medizinischen Dienst kontaktieren. Normalerweise erfolgt ein Covid-19-Test. Mittels Befragungen wird festgestellt, mit welchen Kollegen die betroffene Person im unmittelbaren Kontakt stand. Die Meldung an das zuständige Gesundheitsamt übernimmt in der Regel der medizinische Dienst oder der Hausarzt. zurück


Dürfen Arbeitnehmer aus Angst von der Arbeit fernbleiben?

Nein, ein nicht erkrankter Arbeitnehmer hat die Pflicht, die vereinbarte Arbeitsleistung zu erbringen. zurück


Darf der Landwirt als Arbeitgeber die restlichen Mitarbeiter darüber informieren, dass ein Kollege am Coronavirus erkrankt ist?

Ja, sobald der Verdacht einer Ansteckung besteht oder ein Arbeitnehmer an dem Virus erkrankt ist, muss der Arbeitgeber seiner Fürsorgepflicht gegenüber den übrigen Beschäftigten nachkommen. Im berechtigten Interesse zum Schutz von Gesundheit und Leben der übrigen Arbeitnehmer hat der Arbeitgeber über die Viruserkrankung im Unternehmen zu informieren. zurück


Bekommen Mitarbeiter während der Quarantäne weiterhin ihr Gehalt? 

Ja. Wenn sie tatsächlich krankgeschrieben sind, gelten die normalen Regeln für Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Der erkrankte Mitarbeiter bekommt dann sechs Wochen lang sein Gehalt vom Arbeitgeber und danach Krankengeld. Werden Mitarbeiter jedoch vorsorglich unter Quarantäne gestellt, greift das Gesetz zur Verhütung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten (IfSG). Betroffene erhalten gemäß § 56 Abs. 1, 2 dann eine Entschädigung in Höhe des Krankengeldes, das auch die gesetzliche Krankenkasse zahlen würde: Das sind 70 % des Bruttogehalts, aber nicht mehr als 90 % des Nettogehalts. Außerdem ist die Summe auf 109,38 € pro Tag gedeckelt (Stand 2020). Den Betrag zahlt für sechs Wochen der Arbeitgeber. Dieser kann sich das Geld aber später von der Behörde zurückholen, die die Quarantäne angeordnet hat. Den Antrag muss er innerhalb von drei Monaten stellen. zurück


Darf der Landwirt als Arbeitgeber wegen fehlender Mitarbeiter durch das Coronavirus für die restlichen Arbeitnehmer Überstunden anordnen?

Arbeitnehmer sind grundsätzlich nur dann zur Leistung von Überstunden (wenn die vereinbarte regelmäßige Arbeitszeit überschritten wird, spricht man von Überstunden) verpflichtet, wenn sich dies aus einem Tarifvertrag, einer Betriebsvereinbarung oder einem Arbeitsvertrag ergibt. Es kann jedoch auch eine Nebenpflicht zur Leistung von Überstunden bestehen, wenn durch die geforderten Überstunden ein sonst dem Arbeitgeber drohender Schaden, der auf andere Weise nicht abgewendet werden kann, vermieden wird. Dies könnte auch dann der Fall sein, wenn es beispielsweise aufgrund von Covid-19-Erkrankungen zu erheblichen Personalausfällen kommt. zurück

Bestehen keine vertraglichen Bestimmungen über die Bezahlung der Überstunden, kann der Arbeitnehmer zumindest die Grundvergütung für die Überstunden verlangen. Der Anspruch auf Überstundenvergütung setzt voraus, dass die Überstunden vom Arbeitgeber angeordnet, gebilligt oder geduldet wurden und jedenfalls zur Erledigung der geschuldeten Arbeit notwendig waren. zurück


Saisonkräftemangel

Welche Lösungen gibt es für Betriebe, die auf Saisonkräfte angewiesen sind?  

Vor allem Betriebe mit Sonderkulturen sind auf zusätzliche Arbeitskräfte angewiesen. Für das Freilandgemüse müssen jetzt Jungpflanzen ausgebracht werden, bei den Hopfenbauern steht das Drahten an. Den größten Bedarf an Mitarbeitern haben als nächstes jedoch die Spargelanbauer. Wenn überhaupt, ist erst kleiner Teil der erwarteten Erntehelfer aus Rumänien und Polen eingetroffen. Die Anreise mit eigenem Auto oder mit Bussen scheitert inzwischen an zahlreichen Ein- und Ausreisesperren auf der Strecke. zurück


Inwiefern gibt es Unterstützung vom Bund? 

Bisher gibt es nur eine Forderung. So soll das Bundesarbeitsministerium möglichst umgehend Ausnahmen zulassen und Vorschriften lockern, um „dringende und für die Lebensmittelversorgung erforderliche Arbeiten erledigen zu können“. So haben es die Spitzenvertreter mehrerer Verbände* in einem Schreiben an Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) gefordert.

Die Verbände schlagen im Einzelnen vor: 

Die Verbände haben sich außerdem an den Bundesinnenminister, Horst Seehofer, und den Bundesaußenminister, Heiko Maas, gewandt und dringend darum gebeten, die Anreise der ausländischen Saisonarbeitskräfte sicherzustellen. zurück


Welche Hilfen während des Coronavirus können Landwirte vom Bundeslandwirtschaftsministerium erwarten? 

Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner hatte „Maßnahmen zur Sicherstellung der Saisonarbeit“ ausdrücklich erwähnt, als sie der Land- und Ernährungswirtschaft am Montag vor der Bundespressekonferenz die volle Unterstützung der Bundesregierung zusagte. Sie versprach schnelle Lösungen zur Unterstützung des Warenverkehrs sowie der Sicherstellung der Produktion. zurück


Hilfe zur Selbsthilfe beim Coronavirus – welche Angebote für Landwirte gibt es?

Das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) will prüfen, ob Arbeitskräfte aus Branchen, die infolge der Corona-Pandemie aktuell keine Aufträge hätten, in Sonderkulturen eingesetzt werden könnten. Die CDU-Politikerin Klöckner schlug auch den Einsatz regionaler Jobbörsen vor. Darüber stehe das BMEL in Kontakt mit osteuropäischen Ländern, um abzuklären, ob Saisonmitarbeiter eventuell per Flugzeug nach Deutschland gebracht werden könnten.

Entscheidungen über konkrete Maßnahmen sind bisher jedoch noch nicht gefallen. 

*(Deutsche Raiffeisenverband, Gesamtverband der deutschen land- und forstwirtschaftlichen Arbeitgeberverbände, Zentralverband Gartenbau, Bundesausschuss Obst und Gemüse, Bundesvereinigung der Erzeugerorganisationen Obst und Gemüse, Deutscher Bauernverband)

Nach Angaben der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) können sich Betriebe auch an sie wenden, auch wenn in einem größeren Agrarbetrieb nahezu alle Leute ausfallen und Gefahr in Verzug ist. Die SVLFG versucht im Einzelfall, Hilfe zu organisieren. zurück  


Fotos: Sabine Rübensaat (Erntehelfer, Melkstand), imago images / countrypixel (Milchtankwagen), Imago images / Christian Ohde (Mundschutz)

Was Rüben wollen

Die geringe Ausstattung mit Beizen und Pflanzenschutzmitteln hat dazu beigetragen, dass die Rübe unter Druck steht. Doch bei richtiger Aussaat und Bestandesführung ist die Hackfrucht sehr rentabel. (€)

Von Heiko Ludwig, Landesarbeitskreis Düngung

Die Zuckerrübenanbaufläche in Deutschland hat sich in den letzten zwei Jahren bei knapp 400.000 ha stabilisiert. Dennoch wird immer wieder über die Wertigkeit des Rübenanbaues diskutiert. Vor allem die Wirtschaftlichkeit der Zuckerrüben steht für Anbauer oft an erster Stelle. Doch die Fruchtfolgevorteile und der geringe relative Wasserverbrauch werden immer noch zu selten bedacht.

Hinzu kommt, dass gerade im Hinblick auf die aktuelle Verschärfung der Düngeverordnung die Rüben durch ihr gutes Nährstoffaneignungsvermögen eine hohe Effizienz der eingesetzten Nährstoffe besitzen. Das bringt für den Anbauer mehr Spielraum in die betrieblichen Nährstoffbilanzen. Durch die Leistungsfähigkeit der Landwirtschaftsbetriebe verbunden mit einem hohen Know-how im Anbau wurden 2019 im Vergleich zu 2018 gute Erträge erzielt. Dennoch ergaben sich 2019 – auch bedingt durch die geringere Beizausstattung – viele Probleme im Anbau.

Die Aussaat 2019 erfolgte in aller Regel unter günstigen Bedingungen. Die darauffolgende, teilweise sehr kalte und nasse Witterung verzögerte den Auflauf. Diese Stresssituation begünstigte verschiedene Schaderreger. In einigen Fällen kam es teilweise zu Ausdünnungen bis hin zu Umbrüchen und erneuter Aussaat.

Wichtige Anbaufragen für Zuckerrüben

Für Landwirte stehen für 2020 insbesondere Fragen der Anbausicherheit im Vordergrund. Dazu zählen zum Beispiel: 

Diese und andere Fragen haben schlussendlich einen maßgeblichen Einfluss auf das wirtschaftliche Ergebnis im Rübenanbau. Dennoch gilt auch hier die alte Volksweisheit: „Wenn eine Tür sich verschließt, öffnen sich möglicherweise auch wieder viele Neue.“ So ist es auch im Rübenanbau. Hier sollte über die Grundlagen im Anbau wieder neu nachgedacht werden.

Zuckerrübe: Saatbett und Aussaat

Alle Maßnahmen der Bodenbearbeitung müssen dafür sorgen, dass die Rübe mit ihrer Pfahlwurzel tatsächlich auch den Boden erschließen kann. Alle Bearbeitungen, die zu Strukturproblemen führen, sind Gift für die Rübe. Auch im Hinblick auf den relativen Wasserverbrauch. Das heißt, dass in strukturgeschädigten Böden der relative Wasserverbrauch pro Tonne Trockensubstanz-Zuwachs deutlich ansteigt (bis zur Verdoppelung des relativen Wasserverbrauchs).

Das Rübensaatgut muss in einem lockeren, aber trotzdem rückverfestigten Boden abgelegt werden. Verdichtungen durch die Aussaat müssen vermieden werden. Der Zeitpunkt der Rübenbestellung sollte so gewählt werden, dass die Rübe zügig auflaufen kann. Im Auflauf gestresste Rüben sind später anfälliger für Schaderreger. Deshalb kann hier eine etwas spätere Aussaat helfen. Bereits wärmere Böden sind weniger druckempfindlich, als kalte.

Den Artikel in voller Länge lesen Sie in der Bauernzeitung 11/2020 ab S. 32 im Heft oder direkt hier als E-Paper.



Abstand für Windparks: Lösungen vertagt

Das Bund-Länder-Treffen am Freitag hat keine Lösung zum Mindestabstand von Windparks zu Wohngebieten ergeben. Das Thema Energie wurde in eine neue Arbeitsgruppe verwiesen.

Das Bund-Länder-Treffen vom 12. März hat nichts gebracht. Weder wird der Photovoltaik-Deckel aus dem EEG gestrichen, noch werden die Abstandsregeln für Windparks angepasst. Die Reaktion der Erneuerbaren-Branche fiel daher dementsprechend aus: „Es ist nicht nachvollziehbar, dass das Thema Energie in eine neue Arbeitsgruppe vertagt wurde.

Es gab bislang genügend Arbeitsgruppen, in denen der Versuch des Bundes, einheitliche Abstandsvorgaben bei der Windenergie an Land durchzusetzen, ungelöst blieb. Dass die Nichtbeantwortung dieser Frage seit über 18 Monaten die dringend erforderliche Aufhebung des Zubaudeckels bei der Photovoltaik, den Sonderbeitrag und neue Zielvorgaben für die Windenergie blockieren, ist unverantwortlich“, kommentierte beispielsweise Simone Peter, Präsidentin des Bundesverbandes Erneuerbare Energie (BEE) die Entscheidung der Ministerrunde.

Peter mahnte in diesem Zusammenhang an, dass es längst nicht mehr um Formelkompromisse auf Papier gehe, sondern um konkrete Arbeitsplätze, echte Investitionen und reale Wertschöpfung. Dass zum wiederholten Male Entscheidungen nicht getroffen und weitergeschoben werden, sei ein klimapolitisches Armutszeugnis, das die Glaubwürdigkeit der Bundesregierung beschädigt. Gerade jetzt müsse es darum gehen, Investitionsblockaden aufzuheben und Entscheidungsfähigkeit nachzuweisen. cfe