Milchviehschau

World Dairy Expo: Höchstgebote für das beste Milchvieh

(c) Fritz Fleege
Tierhaltung
Artikel teilen

Sie ist die größte Schau für Milchviehrassen in Nordamerika: Auf der World Dairy Expo in Madison kommen Züchter aus der ganzen Welt zusammen – und erzielen schon mal Verkaufserlöse von über 100.000 Dollar.

Von Fritz Fleege

Wie jedes Jahr im Oktober öffnet das Alliant Energy Center in Madison, Wisconsin (USA), auch 2019 seine Tore. An fünf Tagen fand dort die World Dairy Expo statt. Sie ist die größte Schau für Milchviehrassen in Nordamerika. Neben der Royal Agricultural Winter Fair in Kanada gilt sie als eine der wichtigsten Veranstaltungen der Zuchtszene weltweit. Diese Messe der Milchbranche sucht ihresgleichen. Dort werden nicht nur die besten Milchkühe, sondern auch die neuesten Forschungsprojekte und die modernsten Technologien zur Schau gestellt. Über 70.000 Besucher aus fast 100 Ländern kamen in diesem Jahr auf das Messegelände.

Im Mittelpunkt der Rinderzüchter stand wieder die Milchviehschau. Etwa 2.500 Färsen und Kühe der Rassen Holstein, Red Holstein, Brown Swiss, Jersey, Guernsey, Milking Shorthorn und Ayrshire aus den USA und Kanada wurden in den Ring geführt und prämiert. Die Tiere waren sorgfältig ausgewählt, führig gemacht und schon Wochen zuvor auf die Schau vorbereitet worden. In Madison erhielten sie dann beim Fitting den letzten Schliff.

Höhepunkt ist die Holsteinschau

Besonderes Interesse fanden wieder die Holstein-Rinder, die am weitesten verbreitete Milchviehrasse in Nordamerika. Im Finale konnte sich mit der Kuh Gold Barbara EX-95 eine bereits hochdekorierte „Seniorin“ souverän durchsetzen. Preisrichter Chad Ryan aus Wisconsin kürte die 2009 geborene Goldwyn-Tochter zum Grand Champion. Bereits 2013 war sie als Intermediate Champion in Madison erfolgreich. Außerdem hat sie mit ihrem Sohn Crasdale Bankroll auch schon ihre Qualitäten als Bullenmutter unter Beweis gestellt. Der Titel des Premier Sire (bester Vererber) ging wie im letzten Jahr an Goldwyn, gefolgt von Doorman. Als bester Züchterbetrieb wurde erneut die kanadische Farm Ferme Jacobs geehrt.

Zuvor hatte auf der World Dairy Expo bereits die Red-Holstein-Schau stattgefunden. Preisrichter Jamie Black wählte aus 265 Tieren Lily von Glamourview-Lager/Walton zum Grand Champion. Die Absolute-Tochter hatte zuvor die Klasse der Fünfjährigen gewonnen und war bereits 2018 Reserve Grand Champion. Als bester Züchter wurde das Syndikat Apple Partners ausgezeichnet. Der Titel Bester Aussteller ging an Grady & Lane Wendorf, Wisconsin. Bei den erfolgreichsten Vätern setzte sich Apples Absolute durch.

Auch bei den Brown Swiss ging es spannend zu, wo schließlich Delilah zur besten Kuh gekürt wurde. Das mittlerweile sechs Jahre alte Tier ist mit 94 Punkten eingestuft und im Besitz einer Züchtergemeinschaft.

Anschließend mussten die schönsten Kühe der einzelnen Rassen noch einmal in den Ring. Da zeigte sich, dass in den USA nicht nur die Holsteinkühe Weltspitze sind, sondern auch die Vertreter der anderen Milchviehrassen. So konnte die Brown-Swiss-Kuh Delilah ihren Titel aus dem Vorjahr verteidigen und wurde Supreme Champion. Der Resevesieg ging an eine Ayrshire-Kuh.

Höchster Zuschlag auf der Word Dairy Expo: 145.000 Dollar

Am Vorabend hatte sich die Schauhalle der World Dairy Expo bereits zum internationalen Marktplatz entwickelt. Dort wurden vom Kalb bis zur Kuh 47 Rinder aufgetrieben und in rasendem Tempo versteigert. Käufer aus zehn US-Bundesstaaten und aus drei anderen Ländern kamen zur Auktion. Im Durchschnitt betrugen die Verkaufserlöse 28.314 Dollar. Höhepunkt des Verkaufs war Los 9, eine Genetik von Twinridge aus Idaho. Es wechselte für 145.000 Dollar den Besitzer und ging an den ABS Global aus Wisconsin. Los 18, Mystery Sandy Valley, wechselte für 95.000 Dollar und Los 7, BGP Edle Anissa, für 90.000 Dollar den Besitzer. Insgesamt betrug die Verkaufssumme über 1,3 Millionen Dollar.

Die hohen Auktionssummen sind möglich, weil in den USA in den letzten Jahren sehr große Rinderzuchtunternehmen entstanden sind, die die weltbeste Genetik aufkaufen und vermarkten. Viel Geld verdienen die Unternehmen auch mit Spermasexing. Dieses Sperma dient zur gezielten Erzeugung von männlichen oder weiblichen Nachkommen.

45 Kilo Milch je Laktationstag

Und wer über hervorragende Genetik verfügt, der kann mit seinen Kühen auch viel Milch erzeugen. So kommen Kühe großer Herden durchaus auf 45 kg Milch je Laktationstag. Wie sich das erreichen lässt, zeigten in den Wandelgängen des Alliant Energy Center und in den Hallen Forschungseinrichtungen und Beratungsunternehmen. So braucht das Milchvieh dazu ausgewogene Rationen mit viel Energie sowie ausreichend Eiweiß, Rohfaser und Mineralstoffen. Aber auch Haltung und Betreuung müssen stimmen. Besonderen Wert legen viele Firmen auf die Ausgestaltung der Liegeboxen und des Stallklimas. Bequeme Liegeboxen mit Sandeinstreu stehen in den USA obenan. Und nicht zuletzt zeigte man auf der Messe auch effektive Lüftungsmethoden. Für die Kälberaufzucht wurden neue Iglus zur Freilandhaltung und Boxen unter Dach gezeigt.

Zudem kommt es den Amerikanern auf eine hohe Produktivität beim Melken an. Da stellten Firmen Melkkarussells mit bis zu 100 Plätzen und riesige Side-by-Side-Melkstände vor. Aber auch Melkautomatik mit Einzelboxen findet langsam Zuspruch in Amerika.

Während und nach der World Dairy Expo hatten Besucher die Möglichkeit, Praxisbetriebe zu sehen. Da konnte man nur staunen, wie schnell der technische und wissenschaftliche Fortschritt von den Landwirten in den USA genutzt und umgesetzt wird.