Mit diesen drei Bullen und einem weiteren Vererber fahren Michael und Jana Klemm nach Verden. (c) Karsten Bär

Limousinhof Klemm: „Von nichts kommt nichts“

Mit vier Bullen wird der Limousinhof Klemm an den Fleischrindertagen in Verden teilnehmen. Dort findet erstmals eine gemeinsame Auktion niedersächsischer und sächsischer Züchter mit mehr als 200 Tieren statt.

Von Zuchtveranstaltungen ist Michael Klemm schon oft mit Prämien und Siegerschärpen im Gepäck heimgekehrt. Mehrfach stellte sein Betrieb, der Limousinhof Klemm, den Champion bei den Sächsischen Bullenauktionen in Meißen oder holte auf dem Mitteldeutschen Fleischrindwettbewerb bei der agra in Leipzig Titel. Die größten Erfolge erreichte der Züchter aus Hartmannsdorf-Reichenau bei der Bundesschau im Jahr 2017, für die sein Betrieb selbst Gastgeber war, als er bei den Bullen und den Färsen jeweils das Siegertier stellte. Bei der Bundesjungtierschau 2019 gab es erneut einen „Titelregen“ mit Auszeichnungen für den besten Jungbullen, den Reservesieger bei den älteren Bullen und das beste weibliche Tier.

„Von nichts kommt nichts“

„Man macht sich auch viel Arbeit“, kommentiert Michael Klemm diese Bilanz. Der Landwirt investiert viel in gutes Zuchtmaterial, hat erst zuletzt wieder drei Bullen in Frankreich gekauft, wo sein Name kein unbekannter ist. „Von nichts kommt nichts“, sagt er.

Der Betrieb im Osterzgebirge bewirtschaftet 524 ha Land, davon 350 ha Grünland. Die Herde zählt rund 200 Mutterkühe, die größtenteils der Rasse Limousin angehören. Einige Aubrac-Rinder sind ebenfalls im Bestand. Sie seien sehr gut für extensives Grünland geeignet, sagt Michael Klemm, der auch optisch an der Rasse Gefallen findet.

Dennoch stehen die Limousins im Mittelpunkt der Zucht. Je nach Nachfrage verkauft der Betrieb 25 bis 30 Zuchtbullen jährlich und ebenso viele weibliche Zuchttiere. Die Tiere werden von Michael Klemms Frau Jana bestens vorbereitet. „Jedes Zuchtrind, das unseren Hof verlässt, ist charakterlich geprüft und lässt sich am Zaum führen“, so der Landwirt. Darauf werde auch züchterisch hingewirkt.

Mit diesen drei Bullen und einem weiteren Vererber fahren Michael und Jana Klemm nach Verden. (c) Karsten Bär
Mit diesen drei Bullen und einem weiteren Vererber fahren Michael und Jana Klemm nach Verden. (c) Karsten Bär

mittelrahmige Rinder: Gute Futterverwerter

Hauptumsatzzweig ist jedoch die Direktvermarktung. Der Hofladen ist zwar nur freitags geöffnet. Dennoch vermarktet der Betrieb hier 90 % seines Schlachtviehs. Verkauft wird sowohl an Privatkunden als auch an die Gastronomie. Mit dem „Schillergarten“ bezieht auch ein Restaurant in Dresden Rindfleisch vom Limousinhof – in Form ganzer Rinderhälften, die Michael Klemm regelmäßig anliefert. Geschlachtet werden die Tiere bei einem Schlachter im Ort oder, wenn dieser ausgelastet ist, in Altenburg oder in der Schlachterei von Fleischland Sora. Auf dem Hof ist ein festangestellter Fleischer für die Verarbeitung zuständig.

Michael Klemm, der auf einem Schlachthof groß wurde, schwört auf das Fleisch von Limousinrindern, vor allem das der Färsen. Es sei nicht zu mager und nicht zu fett. Die beste Fleischqualität liefern aus seiner Sicht die mittelrahmigen Tiere. So wundert es nicht, dass der Betrieb züchterisch auch auf mittelrahmige Rinder orientiert ist, die überdies eine gute Futterverwertung zeigen. „Wir sind Gebirgsstandort und bewirtschaften auch 200 ha Grünland im Naturschutzgebiet“, erklärt Michael Klemm. „Daher brauchen wir gute Futterverwerter und achten auch in der Zucht darauf.“

Auf Fleischrindertagen in Verden mit vier vielversprechenden Bullen vertreten

Ein züchterischer Ansatz, der sich auszahlt, wie die eingangs erwähnten Erfolge nahelegen. Ob sich die Reihe fortsetzt, wird sich am 11./12. Februar auf den Fleischrindertagen der Masterrind GmbH in Verden zeigen. Dort wird der Limousinhof Klemm vier vielversprechende Bullen präsentieren – als einer von 14 sächsischen Betrieben, die insgesamt 31 Bullen in Verden auftreiben werden.

Dass die sächsischen Züchter seit diesem Jahr ihre Bullen statt in Meißen nunmehr in Verden zur Auktion bringen, sieht Michael Klemm keinesfalls als Nachteil. Zwar lag Meißen quasi vor der Haustür und die Wege werden sowohl für die Beschicker als auch für die Käufer länger. Doch der Markt sei größer und breiter gefächert, was zum einen gute Ergebnisse in Aussicht stelle, zum anderen auch für die Fleischrindhalter sehr interessant sei, die einen Bullen suchen. „Die Auswahl ist riesig“, meint er. „Wer dort nichts findet, findet nirgends etwas!“


Sachsen aktuell

Regional und praxisnah: Die Bauernzeitung versorgt Sie regelmäßig mit allen wichtigen Informationen rund um die Landwirtschaft und das Landleben in Sachsen. mehr


Fleischrindertage: Verden statt Meißen

Insgesamt 213 Bullen stehen im Katalog der 43. Fleischrindertage in Verden. „Das ist einzigartig in Deutschland und auch im europäischen Vergleich bemerkenswert“, macht Clemens Braschos, Fachberater Fleischrinder bei Masterrind in Meißen, deutlich. Mehr Angebot steigere das Interesse. Verden habe eine gute Exportquote, unter anderem in die baltischen Länder und in die Schweiz, sowie – je nach Auktionslot – oft einen etwas höheren Durchschnittspreis.

Die Resonanz der sächsischen Betriebe auf den Wechsel des Auktionsortes sei unterschiedlich, räumt Clemens Braschos ein. Er sieht aber sowohl den Zuspruch als auch die Vorteile überwiegen. „Für uns als Zuchtorganisation ist es wichtig, dass die Beschicker ihre Chancen verbessern und die Käufer auf eine größere Auswahl zurückgreifen können.“ Durch Synergieeffekte ließen sich auch die Kosten für den Transport im Rahmen halten. „Auch in den vergangenen Jahren gab es bereits Austausch zwischen beiden Standorten“, sagt der Fachberater.

Zu den angebotenen Rassen in Verden zählen neben den schon in Meißen stets vertretenen Rassen Angus, Blonde d’Aquitaine, Charolais, Fleckvieh-Simmental und Limousin auch Galloway, Hereford, Piemonteser, Pinzgauer, Salers und Welsh Black. Im ersten Anlauf hat sich aus Sachsen zwar noch kein Züchter der letztgenannten Rassen für die Teilnahme gefunden. Doch Braschos denkt, dass sich dies in Zukunft noch ändern kann. Die jetzt erreichte Zahl von rund 30 Bullen aus Sachsen sei im Übrigen keine Obergrenze.

Schon früher zu Gast

Im Publikum waren sächsische Landwirte auch schon früher in Verden dabei. „Wir waren regelmäßig mit 20 bis 25 Züchtern dort“, blickt Clemens Braschos zurück. Auch Michael Klemm meint: „Das war für uns Züchter immer ein Muss. Dort trifft sich alles!“

Dass in Verden niedersächsische und sächsische Bullen nun zugleich aufgetrieben werden, biete – neben dem Austausch unter den Züchtern – auch die Chance zum besseren Vergleich. „Die Niedersachsen haben sehr gute Fleischrindbullen“, weiß Michael Klemm. Er erwartet mit Spannung die ersten gemeinsamen Fleischrindertage für beide Teile des Masterrind-Zuchtgebietes.

Die Auktion bei den Fleischrindertagen in Verden findet als Hybrid-Veranstaltung statt, die Auktionsteilnahme ist online möglich. Vor Ort gilt nach jetzigem Stand die 2G+-Regel. Besucher müssen vorab einen Platz reservieren.

Weitere Nachrichten aus den Bundesländern