In Mecklenburg-Vorpommern dauert der Streit um Grundwassermessstellen an. © Sabine Rübensaat

Backhaus: Nitratbelastung muss sinken

Vor der für Freitag in Schwerin angekündigten Bauerndemonstration hat Mecklenburg-Vorpommerns Agrar- und Umweltminister Till Backhaus an die Landwirte appelliert, die Belastung mit Nitrat und Pflanzenschutzmitteln in Grundwasser und Oberflächengewässern zu senken.

Von Gerd Rinas

„Die Nitratbelastung in unseren Gewässern ist ein real existierendes Problem und keine Räuberpistole der Politik oder Umweltverbände.“ Darauf wies Mecklenburg-Vorpommerns Agrar- und Umweltminister Till Backhaus vor der für Freitag angekündigten Bauerndemonstration in Schwerin hin. Er appellierte an die Landwirte, die Belastung mit Nitrat und Pflanzenschutzmitteln in Grundwasser und Oberflächengewässern zu senken.

An 84 Messstellen zu viel Nitrat

An 84 von 552 Grundwassermessstellen im Land überschreitet nach Backhaus‘ Angaben die Belastung 50 mg Nitrat/l Wasser. An 77 Messstellen – davon 56 neu gebohrten – seien zudem ein oder mehrere Pflanzenschutzmittel nachgewiesen worden. „Ich zeige nicht auf den einzelnen Landwirt. Aber wir müssen das Problem ernst nehmen“, forderte der Minister.


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Derzeit 13 Prozent rotes Gebiet

Daran ändere auch die jüngste Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts (OVG) Greifswald nichts. Es hatte am Montag die Nichtzulassungsbeschwerde des Landes gegen das Urteil zur Düngelandesverordnung 2020 abgelehnt und an das Bundesverwaltungsgericht weitergeleitet. Wann das Bundesgericht entscheiden wird, ist ungewiss. Die Düngelandesverordnung von 2020 gilt somit fort. Danach sind 13 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche als nitratbelastetes rotes Gebiet ausgewiesen.

Laut Backhaus soll die neue Düngelandesverordnung 2022 Anfang März vorliegen. Da nach dem OVG-Urteil eine mehrstufige Binnendifferenzierung (Regionalisierung) nicht mehr möglich sei, würde der Anteil roter Gebiete mit 46 % (ca. 628.000 ha) deutlich höher ausfallen.


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Nicht zu wenige Messstellen

„Die Aussage, dass es im Land zu wenige Grundwassermessstellen gibt, ist falsch“, betonte der Minister. EU-Vorgaben ließen pro Messstelle ein Einzugsgebiet von 4.500 ha zu. In Mecklenburg-Vorpommern seien es 4.100 ha. Seit 2016 wurden vom Land 108 neue Grundwassermessstellen abgetäuft. „79 davon sind eingefahren und liefern analysefähige Daten.“ Von diesen 79 neuen Messstellen weisen laut Backhaus 35 ebenfalls erhöhte Nitratwerte aus. Er warnte davor zu glauben, mit mehr Messstellen würde sich das Nitratproblem lösen. Dennoch sollen im Januar die ersten drei von Landwirten auf eigene Kosten errichteten Grundwassermessstellen in das Landesmessnetz übernommen werden.

Streit dauert an

Unterdessen geht der Streit mit dem Bauernverband Mecklenburg-Vorpommern um 28 Messstellen im Landesmessnetz, die nach Einschätzung eines hydrologischen Fachbüros nicht den Voraussetzungen entsprechen, offenbar weiter. Die kritisierten Messstellen seien immer noch Teil des Messnetzes, bestätigte Backhaus auf Anfrage der Bauernzeitung.

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