(c) Andrea Zille

Drama mit Ansage: Rehe ertrinken am ASP-Wildzaun

In den sozialen Netzen sorgten Anfang des Jahres Bilder für eine Welle der Entrüstung. Darauf zu sehen: an einem ASP-Wildzaun im Nationalpark Unteres Odertal kläglich verendete Rehe.

Von Heike Mildner

Die großflächigen Polder zwischen Winterdeichen, die ganzjährig die Ortschaften schützen, und Sommerdeichen, die zwischen November und April geöffnet werden, um der Oder mehr Raum zu geben, sind für Rehe zur Falle geworden. Ähnliche Bilder hatte es bereits im Februar 2021 gegeben, als Rehe und Wildschweine die Polder Richtung Westen verlassen wollten und am erstgebauten ASP-Zaun, der polderseitig entlang des Winterdeichs verläuft, scheiterten.

ASP-Wildzaun: Tiere sitzen in der Falle

Der zweite ASP-Grenzzaun, der mit dem ersten einen Korridor bildet, wurde im Nationalpark nicht westlich des ersten, sondern entlang der Polderseite des Sommerdeichs gezogen. Nördlich von Schwedt zerschneidet er den Nationalpark in Nord- und Südhälfte. Die Wildtiere – Rehe werden im Nationalpark seit 2007 nicht mehr geschossen – sitzen in der Falle.

Auch Dirk Treichel, Leiter des Nationalparks, schätzt die Lage als dramatisch ein. Das kleinere Hochwasser über den Jahreswechsel sei nur ein Vorbote. Mit der Schneeschmelze im Frühjahr werde das Wasser höher und länger stehen. Er plädiert dafür, den zuerst gebauten Zaun entlang des Winterdeichs auf etwa 22 km weiter ins Landesinnere zu versetzen, damit die Tiere auf höher gelegene Flächen ausweichen können.

Die Karte zeigt den Verlauf der ASP-Zäune: grün der erste, rot der zweite.
Die Karte zeigt den Verlauf der ASP-Zäune: grün der erste, rot der zweite.
(c) Karte: Landkreis Uckermark
(c) Foto: Andrea Zille

Befürchtungen fürs Frühjahr

Während radikalere Stimmen fordern, „von Polen siegen zu lernen“, die ASP sich selbst zu überlassen und „die Schweinebarone mit ihrer Massentierhaltung, vorzugsweise in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen“ nicht länger zu schützen, verweist das zuständige Verbraucherschutzministerium beim Thema Zaunverlauf auf den Landkreis Uckermark. Der gibt zu Protokoll, es handele sich bislang um drei verendete Rehe aufseiten der Polderflächen und drei weitere westlich des Zaunes. Der ASP-Schutzzaun werde täglich abgefahren. „Helfer bzw. Ranger leiten die Tiere zu den Öffnungen. Als Unterstützung soll auch eine Drohne zum Einsatz kommen. Anschließend werden die Tore wieder geschlossen.“

Dirk Treichel sieht diese Maßnahmen skeptisch, kann mindestens zehn verendete Rehe am ASP-Wildzaun bestätigen und befürchtet im Frühjahr Schlimmeres. Sein Widerspruch gegen den Zaunverlauf war vom Landkreis abgewiesen worden, ein ähnlich gerichteter Brief des Agrar- und Umweltministers Axel Vogel blieb folgenlos. Man sei jedoch mit den Verantwortlichen im Landkreis weiter im Gespräch, hieß es aus dem Umweltministerium.


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