Einen Bodenkurs für 2.000 Euro finden manche Berufskollegen verrückt. Aber dieselbe Summe für zusätzlichen Schnickschnack am Traktor auszugeben, ist ganz normal. Hier muss ein Umdenken stattfinden, sagt Landwirt Michael Reber. Mit unserer Autorin hat der Landwirt über seine Erfahrungen mit der regenerativen Landwirtschaft gesprochen.
Von Laura von Ketteler
Farm & Food: Die Regenerative Landwirtschaft ist in Deutschland noch ein recht neues Thema. Wie auch der Begriff nachhaltige Landwirtschaft wird die regenerative Landwirtschaft unterschiedlich ausgelegt. Was bedeutet der Begriff für Sie?
Michael Reber: Ich betreibe die regenerative Landwirtschaft seit fünf Jahren nach dem System von Dietmar Näser und Friedrich Wenz, angepasst . Für mich bedeutet regenerative Landwirtschaft die Regeneration des Kohlenstoffhaushalts, sprich die Bindung von CO2 in Form von Humus. Es bedeutet aber auch Regeneration von Nährstoffgehalten, die sich im Produkt wiederspiegeln. Wir müssen es schaffen, Humus wiederaufzubauen.
Wir alle reden über nachhaltige Landwirtschaft, aber nachhaltig kann auch nachhaltig schlecht sein. Der Unterschied in der regenerativen Landwirtschaft liegt darin, dass wir was verbessern wollen und nicht auf dem Status Quo bleiben wollen. Auf unserem Betrieb versuchen wir, das jetzt auch mit einem CO2 Zertifizierungs-Konzept sichtbar zu machen. Wir werden 2020 die ersten Tests machen, die den zusätzlichen Humusaufbau des Bodens seit der ersten Untersuchung 2017 messen. Wenn alles klappt, dann können wir dadurch CO2 Zertifikate an Unternehmen verkaufen.
Farm and Food: Woher kommt dieser Ansatz eigentlich und in wie fern ist das Wissen über regenerative Landwirtschaft in Deutschland verbreitet?
Michael Reber: Die Begrifflichkeit kommt aus den USA und Australien. Es gibt hier Pioniere wie Joel Salatin und Gabe Brown, die das Thema auf ein neues Niveau gebracht haben. Aus Afrika kennen wir Allan Savory, der das Holistic Management System entwickelt hat. In Brasilien hat Ernst Götsch die Ideen der regenerativen Landwirtschaft in der sogenannten Syntropischen Landwirtschaft weitergedacht. Dies sind alles Konzepte, die auf den Prinzipien der regenerativen Landwirtschaft basieren. In Europa findet das Thema gerade erst seinen Anfang, aber ich würde sagen, dass Deutschland und Österreich bisher hier am weitesten sind. Durch Seminare und den Austausch untereinander verbreitet sich das Thema langsam unter den Deutschen Landwirten, darunter meist junge Landwirte.
Farm and Food: Was hindert den Landwirt daran, solche Ideen umzusetzen oder überhaupt erstmal auszuprobieren?
Michael Reber: Ganz oft fehlt es den Landwirten an Zeit und an wirtschaftlichen Anreizen, zusätzliche Maßnahmen umzusetzen. Erstmal kostet es Geld Humus aufzubauen. Das Geld haben allerdings viele Landwirte nicht mehr und es fehlt an Fördermitteln dafür. Automatisierung im Stall und Acker kann Zeit schaffen, allerdings muss diese Zeit zum Beispiel für Tierbeobachtung und Bodenanalysen genutzt werden. Meist wird die Zeit allerdings dafür verwendet, die Flächen zu vergrößern. Ich denke, es ist manchmal wichtig, einen Schritt zurück zu gehen und das was man tut richtig zu machen, bevor man seinen Betrieb vergrößert. Woran es aber vor allem fehlt, ist das notwendige Wissen. An lehrenden Institutionen wird das Thema Humusaufbau bzw. Regenerative Landwirtschaft kaum erwähnt, nicht mal im Ökolandbau.
Farm and Food: Was hat Dich dazu bewegt, einen neuen Weg einzuschlagen?
Michael Reber: Wir hatten vor 13 Jahren eine wirtschaftlich schmerzliche Erfahrung mit einer Krankheit im Stall. Danach hat sich der Schweinemarkt drastisch verändert und es wurde Zeit, umzudenken. 2009 haben wir die Biogasanlage gebaut, das war die Rettung für den Betrieb. Nun konzentriert sich der Betrieb auf 200 ha Ackerbau für die Biogasanlage. Wir haben hier schwere Tonböden mit 30 bis 45 Bodenpunkten und einem hohen Magnesiumgehalt, was die Böden schwer zu bearbeiten macht. Es kommt also vor allem auf die Bodenbearbeitung an. Nachdem ich den Bodenkurs besucht habe, hat sich in meiner Denkweise einiges geändert. Ich war schockiert, wie wenig ich von dem Ganzen zuvor gehört hatte.
Farm and Food: Siehst du Themen wie Digitalisierung als wichtigen Teil einer zukunftsfähigen (regenerativen) Landwirtschaft an?
Michael Reber: Ich sehe das nicht ganz so optimistisch wie viele andere, es gibt einige sinnvolle Umsetzungen wie z.B. die GPS-gesteuerte Teilbreitenschaltung für Pflanzenschutzspritzen oder Düngerstreuer. Digitalisierung ist grundsätzlich positiv, aber sie fördert meist auch wieder Strukturwandel. Auf einem Betrieb wie unserem mit 200 ha sind wenige dieser Lösungen wirklich wirtschaftlich nützlich. Als ich den Bodenkurs für 2000 Euro gemacht habe, hielten mich alle für verrückt. Aber dieselbe Summe für zusätzlichen Schnickschnack z. B. am Traktor auszugeben, ist ganz normal. Hier müssen wir umdenken.
Was ich wirklich viel nutze, sind Kommunikationsmedien. Social-Media-Kanäle werden immer mehr unter Landwirten genutzt, um an neues Wissen zu kommen, von Innovationen zu lernen und über Veranstaltungen zu erfahren. Ich persönlich nutze am meisten Instagram und WhatsApp Gruppen für den Austausch.
Farm and Food: Wo sehen Sie die Landwirtschaft in 30 Jahren?
Michael Reber: Sie wird sich noch weiter aufteilen, denke ich. Es wird zum einen vermehrt Konzepte wie solidarische Landwirtschaft, Direktvermarktung und lokalen Handel geben. Aber gleichzeitig wird es nach wie vor weiterwachsende Großbetriebe geben, die stark durchrationalisiert, digitalisiert und automatisiert sind. In den letzten Jahren hat sich außerdem langsam eine spannende Start-Up Szene in Deutschland entwickelt, die das Landwirtschaftsbild immer stärker prägen wird.
Auf meinem eigenen Betrieb möchte ich gerne die Direktsaat ausprobieren. In den USA wird viel damit getestet, Mais in bestehende Zwischenfruchtbestände reinzusähen, damit der Zwischenfruchtbestand den Mais hinterher vor Erosion und Verunkrautung schützt. Wir bearbeiten den Boden momentan noch zu intensiv, so dass die Gefahr für Erosion wächst. Niederschläge bestehen bei uns in Schwäbisch Hall im Sommerhalbjahr fast nur noch aus Starkregenereignissen. Da ist es wichtig, dass das Wasser auf der Fläche bleibt, es darf nicht oberflächlich fließen, sondern muss absickern können.
Ackerbaustrategie und Green Deal, ASP und Geflügelpest vor der Haustür, dazu neue Bauernproteste – es sind große Herausforderungen, die die Landwirtschaft zu Beginn des neuen Jahrzehnts bewegen. Dabei könnte in 2020 eine echte Chance liegen.
Wenn es „zwischen den Jahren“ eine Ruhepause gab, dann war sie nur kurz. Seuchenausbrüche erfolgten in der Vergangenheit gern während der stillen Zeit. Das blieb uns zum Glück erspart. Verschärft hat sich die Lage aber dennoch. Die Afrikanische Schweinepest machte – gemessen an der ohnehin schon überschaubaren Entfernung zu unserer Grenze – nochmals einen Riesensatz nach Westen. Es scheint zumindest, als gelänge es in Polen längst nicht so gut wie seinerzeit in Tschechien, einen Seuchenherd einzugrenzen und auszulöschen. Nur noch 20 Kilometer sind es bis zu Oder und Neiße. Jetzt heißt es am diesseitigen Ufer auch für die Letzten, sich der Gefahr bewusst zu werden und auch danach zu handeln. Dass, wie jenseits der Flüsse, Dutzende Wildschweinkadaver tagelang unbemerkt im Wald liegen, sollte bei uns möglichst nicht passieren. Bauern, Waldbesitzer, Förster und Jäger müssen dafür gemeinsam alle Sinne schärfen. Freizeitsportler, Reiter oder die Hundespaziergänger aus dem Dorf sollten wissen, wem sie ihre Zufallsfunde mitteilen können.
Damit nicht genug, meldete sich am Silvestertag auch noch die Geflügelpest zurück. Beim gefundenen Virus handelt es sich um eine hochpathogene Variante. Auch sie „sprang“ im Nu bis kurz vor die Grenze. Zu Wochenbeginn gab es hierzulande noch keine Fälle. Aber die Erinnerungen an den bislang schwersten Seuchenzug im Winter 2016/17 und die lange Stallpflicht sind bei Geflügelhaltern noch frisch genug. Nicht zuletzt lässt sich aus dem plötzlichen Auftauchen der Aviären Influenza die Warnung ablesen, bei aller Konzentration auf ein Risiko die anderen nicht aus den Augen zu verlieren.
Unausweichlich, wenngleich unelegant im Übergang, sind wir bei der Agrarpolitik. Auch hier wird es darauf ankommen, klare Schwerpunkte zu setzen und gleichzeitig das gesamte Geschehen im Blick zu behalten. Gespannt darf man in diesem Zusammenhang sein, welchen Kurs die Bewegung „Land schafft Verbindung“, kurz LsV, künftig steuern wird. Ihr Start war überaus verheißungsvoll. Der hohe Mobilisierungsgrad beeindruckte Medien und Politik. So sehr, dass die Kanzlerin ungewohnt entschlossen einen Landwirtschaftsgipfel einberief. Nun geht es um konkret Inhaltliches.
LsV und Bauernverband erfüllen derzeit Frau Merkels Auftrag und erarbeiten ein Konzeptpapier. Unterdessen wird innerhalb der äußerst bunten Bewegung um Linie gerungen. Selbst die Spaltung blieb nicht aus. Wer wofür steht und sprechen darf, ist für Außenstehende – also wieder Medien und Politik – nicht immer erkennbar. Im Moment scheint es so, als sei die totale Ablehnung der neuen Düngeverordnung der kleinste Nenner, auf den man sich einigen kann. Das wird nicht reichen. War man nicht vor wenigen Wochen angetreten, um den Dialog mit der Gesellschaft über Zukunftsprojekte in Gang zu bringen?
Ansätze für solche Projekte treten gerade reichlich zutage. Die neue EU-Kommission kündigte den „Grünen Deal“ an, ein Wirtschaftsförderprogramm für mehr Klimaschutz. Aus dem Bundesagrarministerium kam eben der Entwurf für eine „Ackerbaustrategie 2035“. Sie zielt darauf ab, die Hauptaufgabe Nahrungssicherheit mit dem Artenschutz zu verbinden. Und in Kürze wird die Borchert-Kommission Vorschläge unterbreiten, wie schon bald die Nutztierhaltung so umgebaut werden könnte, dass sie gesellschaftliche Akzeptanz zurückgewinnt. Die Signale, wohin es gehen soll, sind eindeutig. Wer mitreden möchte, darf nicht nur sagen, was er alles nicht will. Auf Dauer ernstgenommen wird, wer konstruktiv eigene Vorschläge einbringt. So könnte 2020 tatsächlich das Jahr des Dialogs werden.
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Eine Wildschweinbarriere soll das Eindringen der Afrikanischen Schweinepest (ASP) verhindern: Auch Sachsen hat sich nun zum Bau eines Zauns an der Grenze zu Polen entschlossen – zunächst allerdings nur auf einem kurzen Abschnitt.
Zum Schutz vor der Afrikanischen Schweinepest (ASP) ist auf einem kurzen Teilabschnitt der Grenze zu Polen ein Zaun errichtet worden. Wie das Sächsische Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz (SMS) mitteilt, wurde auf einem Abschnitt von etwa 4,5 km Länge eine Barriere geschaffen, die verhindern soll, dass Wildschweine aus Polen nach Sachsen gelangen und dabei möglicherweise das ASP-Virus ins Land tragen. Die Arbeiten an dem Zaun entlang der Lausitzer Neiße zwischen der Landesgrenze zu Brandenburg und dem Beginn der Umzäunung des Bad Muskauer Parks sollten gestern abgeschlossen sein.
Entschieden hatten diese Maßnahme die für die ASP-Prävention zuständigen Veterinäre des Sozialministeriums, der Landesdirektion und des Landkreises Görlitz. Damit will man die Schritte flankieren, die von den Behörden in Brandenburg und Polen bereits vollzogen wurden. Die an der Lausitzer Neiße geschaffene Barriere besteht aus Elektrozäunen, die punktweise durch Geruchskomponenten ergänzt werden.
Sozialministerin Petra Köpping (SPD), deren Haus für den Tierseuchenschutz zuständig ist, warnte vor überzogenen Erwartungen. Wildschweinbarrieren gewährleisteten keinen völligen Schutz, sondern seien lediglich ein Hilfsmittel, um das Risiko des Eintritts der Krankheit durch ein infiziertes Schwein zu verringern. Man prüfe jede Maßnahme, die beitragen könne, das Auftreten der ASP und die damit verbundenen schweren Risiken für die Landwirtschaftsbetriebe zu verhindern.
In dieser Woche will sich ein Expertenteam der Europäischen Union, das die Ausbrüche in Tschechien, Belgien und Polen begleitet hat, im Landkreis Görlitz über die bisherigen sächsischen Vorbereitungen informieren und weitere Präventionsmaßnahmen abstimmen.
In den 1970er-Jahren begründete der Landwirt Robert Rodale den Begriff „Regenerative Organic Farming“ – also regenerative Landwirtschaft. Seitdem haben Pioniere wie Gabe Brown, Joel Salatin und Dr. Elaine Ingham die Bewegung geprägt. In Amerika ist sie schon im „mainstream“ angekommen. In Deutschland hat sie noch ein Nischendasein.
von Laura von Ketteler
Allein in den USA allein gibt es um die 70 Anlagefonds mit einem Vermögen von über 47,5 Mrd. $ in regenerativer Landwirtschaft. In Deutschland hingegen stellt das Thema derzeit sowohl für die Industrie als auch den Finanzsektor noch eine Graswurzelbewegung da. „Die regenerative Landwirtschaft steht in Deutschland wie weltweit noch ganz am Anfang“, sagt Jan Gisbert Schultze, Mitgründer der Soil Alliance, einem Verein für regenerative Landwirtschaft.
Regenerative Landwirtschaft lässt sich nicht in einem Satz definieren. Grundsätzlich fordert sie eine Wiederherstellung und Verbesserung der Natur, sowie einen ganzheitlichen und systemischen Denkansatz und geht somit über die nachhaltige Landwirtschaft hinaus.
Auch in Europa finden die fünf Grundprinzipien der regenerativen Bewirtschaftung nach Gabe Brown weite Verbreitung als Grundlage für viele Landwirte:
Doch jeder Standort ist anders und benötigt eigens angepasste Methoden, darüber sind sich die Anhänger einig. Über die Jahre haben sich verschiedene Ausprägungen der regenerativen Landwirtschaft etabliert: Agroforst, Permakultur oder ganzheitliches Weidemanagement (Holistic Grazing), um einige Konzepte zu nennen. All diese Ansätze versprechen verbesserte Böden, gesteigerte Biodiversität, bessere Wasserspeicherung, verringern Erosion und machen unabhängiger vom chemischen Pflanzenschutz.
Dietmar Näser, Mitgründer der „Grünen Brücke“ und einer der deutschen Verfechter der regenerativen Landwirtschaft legt den Fokus vor allem auf das Mikrobiom und die Notwendigkeit, Humus zu generieren. „Durch regenerative Landwirtschaftssysteme ist es möglich, in viereinhalb Jahren 3,5 % Humus aufzubauen. Ein hoher Gehalt an Humus bewirkt einen starken Ertrag auch bei widrigen Bedingungen und kann eine Menge CO2 einspeichern“, sagt er in einem seiner Vorträge.
„Es funktioniert nur, wenn wir klein anfangen, testen und weiterentwickeln, um dann später skalieren zu können. Leider sind diese Arten der multifunktionalen Landnutzung in Deutschland bisher nur schwierig über unsere klassische Agrarförderung abzudecken, da müssen wir noch Überzeugungsarbeit leisten. Jeder Landwirt und jede Landwirtin muss für sich testen, was auf seinem/ihrem Betrieb am besten funktioniert“, sagt Benedikt Bösel.
Er ist Landwirt auf dem Biobetrieb Schlossgut Alt Madlitz (Gut&Bösel) östlich von Berlin. Bösel gehört zu den Vorreitern in Sachen regenerative Landwirtschaft in Deutschland. „Wir haben hier besonders schwierige Standortbedingungen. Sandige Böden und wenige Niederschläge, insbesondere im Frühjahr und Frühsommer. Uns war schnell klar, dass der Boden und die Bodenbiologie unser bester Schutz vor verändernden Wetterphänomenen sind. Für uns besonders spannend ist dabei unser Standort: Wenn wir zeigen können, dass diese Landnutzungskonzepte selbst bei unseren Bedingungen ökologisch, ökonomisch und sozial Vorteile bieten, können sie im Grunde überall angewandt werden“, ist sich Bösel sicher.
Auf seinem Betrieb vereint er Prinzipien der regenerativen Landwirtschaft: Agroforst, Holistic Grazing nach Gabe Brown und Alan Savory, Permakultur und die syntropische Landwirtschaft nach dem Schweizer Ernst Götsch. Sein Ziel ist es, in Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Institutionen, Unis, Start-ups und internationalen Pionieren die Systeme zu testen und skalierbar zu machen. „Dabei ist es wichtig, die unterschiedlichen Methoden an die individuellen Standortbedingungen anzupassen“, bekräftigt Bösel.
Skeptiker sind der Meinung, dass sich Methoden der regenerativen Landwirtschaft nicht auf großen Flächen umsetzen lassen und verhältnismäßig viel Handarbeit fordern. Ernst Götsch hat jedoch bewiesen, dass dies funktioniert. Auf großen degradierten Flächen in Brasilien hat er es geschafft, durch die syntropische Landwirtschaft ausgelaugte Böden wieder fruchtbar zu machen.
Dazu arbeitet er unter dem Motto „Peace Farming“ mit einem Schichtensystem im Einklang mit der Natur, um an den Ursachen der Probleme anzusetzen, und nicht nur deren Auswirkungen zu bekämpfen. Auf Gut&Bösel setzt er zusammen mit Benedikt Bösel das Pionierprojekt für Deutschland um. Auf einem 3,5 ha großen Feld werden alle 10 m Baumreihen angelegt. Dabei werden schnell wachsende Baumarten zwischen fruchttragende Sträucher und Bäume gepflanzt. Die schnellwachsenden Bäume sollen jedes Jahr beschnitten werden und der gehäckselte Baumschnitt den Boden bedecken. Der wird so vor Austrocknung geschützt und mit Nährstoffen versorgt. Die fruchttragenden Sträucher, darunter Pflaume, Birne, Kornelkirsche und Sanddorn, dienen der Lebensmittelproduktion.
Das Thünen-Institut und der Bodenforscher Dr. Axel Don haben 2018 in einer ausführlichen Studie das Potenzial des landwirtschaftlich genutzten Bodens als CO2-Speicher herausgearbeitet. Wie viel CO2 der Boden enthält, hängt vom Humusgehalt ab, der wiederum Einfluss auf den Bodenkohlenstoff hat. Vor allem Grünland habe ein enormes CO2-Speicherpotenzial. Landwirte können CO2-Zertifikate an Emittenten aus der Industrie verkaufen. Mit einem zwischengeschalteten Zertifikate-Händler wie CarboCert schließt der Landwirt mit dem Händler eine Vereinbarung zum Humusaufbau ab. Die Entwicklung wird durch eine GPS-genaue Probeentnahme in einem Labor gemessen, sodass der Zuwachs des Humus die Grundlage für die Auszahlung des Erfolgshonorars bildet. „Die CO2-Zertifizierung ist eine super Möglichkeit, die Regenerierung der Böden zu honorieren, es ergibt sich eine Win-Win-Situation. Natürlich darf dabei der Zertifikate-Handel nicht der Schwerpunkt des Betriebseinkommens sein“, sagt Friedrich Wenz von der Grünen Brücke.
Diesem Konzept stehen allerdings nicht alle positiv gegenüber, zumindest noch nicht. Rösl ist der Meinung, dass organischer Kohlenstoff nicht der richtige Parameter ist, um Humus zu messen. „Um ein realistisches Bild zu gewinnen, müssen verschiedene Kriterien in eine Berechnung miteinbezogen werden, zum Beispiel die Entwicklung der Infiltrationsleistung, der Bodengare, der Wurzeltiefe und des Bodenlebens“, sagt er. Andere Landwirte geben auch die hohen Margen für den Händler der Zertifikate zu bedenken.
Mit der regenerativen Landwirtschaft stehen wir an einem Anfang, der Raum für Weiterentwicklung und Neuinterpretation bietet. Der Begriff steht für eine Revolution der Landwirtschaft, ein Umdenken, ein Neudenken. Das verlangt Mut, Kreativität und starke Partnerschaften. Klar wird, dass sie großes Potenzial hat, die Landwirtschaft der Zukunft zu werden, allerdings sollten die Landwirte diese Herausforderung nicht allein stemmen müssen.
Interview mit Wolf Goertz: „Die Branche braucht Querdenker“Wie ist es um die Startup-Szene in Deutschland bestellt? Nicht so schlecht, findet Wolf Goertz. Aber es braucht mehr Querdenker, die sich mit dem etablierten Mittelstand zusammen setzen.
Wolf Görtz ist Geschäftsführer der Firma Netrocks GmbH / Foodsupply aus Osnabrück, die sich auf die Digitalisierung im Food- und Agrarbereich spezialisiert hat.
Auf der Farm & Food 4.0 ist Götz am 20. Januar um 16.45 Uhr Referent im Workshop: Ecosystem Agtech: Wie können wir ein leistungsstarkes System für Zukunfsförderung entwickeln?
Wie sieht die Landwirtschaft von morgen aus? Wie unser Essen? Der Kongress „Farm & Food“ beschäftigt sich mit den großen Zukunftsthemen der Branche. Gewinnen Sie hier Karten für die hochkarätig besetzte Veranstaltung am 20. Januar.
Macht neue Technik Tiere für die Ernährung überflüssig? Fleisch aus der Retorte ist bereits Realität, wenn auch zum Sattwerden noch unbezahlbar. Glaubt man jedoch den Experten, die auf diesem Gebiet tätig sind, vollzieht sich gerade eine rasante technologische Entwicklung. Wird daraus angesichts der wachsenden Weltbevölkerung und zunehmender ökologischer Probleme der Nutztierhaltung vielleicht eine ernsthafte Alternative zum echten Fleisch? Wer könnte das Rennen gewinnen – das Rind oder doch die Mikrobe?
Gleichzeitig findet ein anderer, nahezu gegenteiliger Trend immer mehr Anhänger: die regenerative Landwirtschaft. Sie nimmt für sich in Anspruch, alte Methoden neu zu denken, um die Böden für die künftigen Herausforderungen fit zu machen.
Doch was bringt die ganze Vielfalt dem Landwirt, dem am Ende eine Handvoll Lebensmittelkonzerne alle Bedingungen diktiert? Das ist im Moment so, muss aber nicht dabei bleiben. Vom Acker bis zum Teller entstehen neue Netzwerke, die Wege werden kürzer, Lieferketten flexibel und Lebensmittel rückverfolgbar.
Der Lebensmittelmarkt der Zukunft ist dezentral und funktioniert als digitales Netzwerk, das Verbraucher und Produzenten wieder näher zusammenbringt, blicken Experten nach vorn. Landwirte tun sich zusammen, vernetzen sich mit Wissenschaftlern, produzieren gemeinsam und schalten durch Direktvermarktung den Zwischenhandel aus. Nur Utopie?
Diese und andere Zukunftsthemen stehen auf dem Programm des fünften Kongresses „Farm & Food“, der am 20. Januar 2020 die Türen für alle öffnet, die sich mit den Fragen von Morgen und Übermorgen beschäftigen wollen. Farm & Food richtet sich an Betriebe aller Größen und Rechtsformen sowie ihre Partner im vor- und nachgelagerten Bereich. Gesucht werden Vordenker und Interessierte, die trotz oder gerade wegen ihres immer anspruchsvolleren Arbeitsalltages neugierig geblieben sind.
Farm & Food 4.0
Termin: 20. Januar 2020
Ort: Berliner Congress Center (bcc)
Alle Infos zum Zukunftskongress unter
www.farm-and-food.com
Mehr als 40 Experten aus den verschiedensten Bereichen – von klassischer heimischer Landwirtschaft über innovative Landtechnikunternehmen bis zu kalifornischen Biotech-Firmen – stehen auf der „Farm & Food“ einen ganzen Tag lang für Vorträge, Diskussionsrunden und Workshops zur Verfügung. Hier einige der Themen:
Der Zukunftskongress findet am Montag, dem 20. Januar 2020, im Berliner Congress Center (bcc) direkt am Alexanderplatz statt. Veranstalter ist der Deutsche Bauernverlag, der Herausgeber der Bauernzeitung.
Landwirte haben die Möglichkeit, auf der Farm & Food-Webseite kostengünstige Eintrittskarten zu erwerben. Unter ihren Lesern vergibt die Bauernzeitung 10 x 2 Eintrittskarten kostenfrei. Interessenten schreiben dafür eine E-Mail mit dem Betreff „Farm and Food“ an:
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Aus der Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage geht hervor: Das Grundwasser in Brandenburg ist kaum mit Nitrat belastet. In den vergangenen zehn Jahren gab es lediglich vier Überschreitungen des Schwellenwertes.
Das von den Brandenburger Trinkwasserwerken geförderte Grundwasser ist entgegen der hysterisch geführten Debatte kaum mit Nitrat belastet. Das geht aus der Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage der Fraktion BVB/Freie Wähler hervor. Demnach gab es in den vergangenen zehn Jahren lediglich vier Überschreitungen des Schwellenwertes. Gemessen wurde jeweils an 1.333 Wasserwerksbrunnen. Bei 60 % der Brunnen lag die Nitratkonzentration sogar unterhalb der Bestimmungsgrenze.
Zeitweise Überschreitungen des Nitratschwellenwertes im Rohwasser traten lediglich an drei Brunnen auf. Das betraf in 2011 einmalig einen Brunnen im Wasserwerk Oelsig, danach sank die Nitratkonzentration kontinuierlich. Auch im Wasserwerk Gartz wurde der Grenzwert nur einmal in 2017 überschritten. Davor und danach lag die Nitratkonzentration unterhalb des Schwellenwertes. An einem zweiten Brunnen desselben Wasserwerkes gab es jeweils 2015 und 2017 knappe Überschreitungen.
Die Messungen zeigen, wie hoch die Qualität des Brandenburger Rohwassers ist, aus dem unter anderem auch Trinkwasser gewonnen wird. „Der Panikmache, die Brandenburger Bauern würden unser Trinkwasser verunreinigen, wurde nun eindeutig die Grundlage entzogen. Ich hoffe, dass die Antwort der Landesregierung auch von einigen Verbänden im Haus der Natur in Potsdam und im Bundesumweltamt gelesen wird“, so LBV-Pressesprecher Tino Erstling.
Nitrat bzw. Stickstoff ist ein Bestandteil von tierischen Stoffwechselprodukten. Richtig dosiert ist es ein unverzichtbarer Bestandteil der Pflanzenernährung, ohne den auf unseren Feldern kaum etwas gedeihen würde. Nitratbelastungen in Gewässern werden häufig der Landwirtschaft angelastet, sie entstehen jedoch auch durch die ungenügende Reinigung der Abwässer von Städten und Gemeinden.
EU-Wasserrahmenrichtlinie: Breite Bürgerbeteiligung erwünschtDie EU-Wasserrahmenrichtlinie soll die Wasser-Politik der Länder über Grenzen hinweg regeln. Bis zum Sommer können alle Brandenburger ihr Anliegen bei deren Umsetzung einbringen.
Seit dem 22. Dezember sind alle Brandenburger aufgerufen, sich mit ihren Anliegen in den Prozess der Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) einzubringen. Nach dem von der EU vorgegebenen Verfahren sind für jeden der sechsjährigen Bewirtschaftungszeiträume Anhörungen der Öffentlichkeit vorgeschrieben.
Aktuell geht es um den 3. Bewirtschaftungszeitraum von 2021 bis 2027. Alle Brandenburger können sich bis zum 22. Juni 2020 am Verfahren beteiligen. Nach Eingang und Auswertung aller Stellungnahmen sollen die WRRL-Bewirtschaftungspläne für das Land Ende kommenden Jahres in aktualisierter Form vorliegen.
Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel wünscht sich eine breite Beteiligung bei der Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie: „Ein guter Zustand unserer Fließgewässer und Seen sowie auch des Grundwassers sind kein Selbstzweck. Nur intakte und auch ästhetisch ansprechende Gewässer können den vielfältigen Nutzungsansprüchen heute und in der Zukunft gerecht werden.“
Derzeit werden die Gewässerüberwachungsprogramme der letzten Jahre ausgewertet und mit den Ergebnissen die ökologischen und chemischen Zustände der Oberflächen- und Grundwasserkörper neu bewertet. Damit einhergehend werden die derzeit gültigen Bewirtschaftungspläne und Maßnahmenprogramme für die Einzugsgebiete von Elbe und Oder überprüft und aktualisiert. Ende 2021 werden dann alle Dokumente öffentlich zur Diskussion gestellt.
Auf https://mluk.brandenburg.de/info/wrrl-zweite-anhoerung oder https://kurzlink.de/Lkcj3R1Ur wird erklärt, wie Stellungnahmen und Hinweise abgegeben werden können. Dort finden sich alle Dokumente zur EU-Wasserrahmenrichtlinie.■
„Aus dem Dilemma führt nur ein radikaler agrarpolitischer Schnitt“Unternehmensberater Arno Reis ist bekannt für klare Worte. Im Interview mit der Bauernzeitung fordert er die Abschaffung aller Direktzahlungen aus Brüssel – und damit einen radikalen Umbruch in der Landwirtschaft.
Herr Reis, wer Ihre Beiträge liest, könnte meinen, Sie geben der Landwirtschaft nur in Konzernstrukturen eine Zukunft.
Dann hat er (oder sie) nicht gründlich gelesen. Ich bin Betriebs- und Volkswirt. Für mich zählt die Ökonomie, im Kleinen wie im Großen. Und deshalb wehre ich mich dagegen, wenn man Unwahres über bestimmte Betriebsstrukturen behauptet, nur weil man sie politisch nicht mag.
Sie vermissen klare Ziele, die die Agrarpolitik vorrangig verfolgt. Was schlagen Sie denn vor?
Wenn wir offen reden wollen, dann führt kein Weg daran vorbei, alle Direktzahlungen zu streichen, einschließlich der für Umweltleistungen. Landwirte haben wenig davon, im Gegenteil: Die Direktzahlungen sind Treiber der Boden- und Pachtpreise. Zugleich sind sie eine Lebensmittelsubvention mit der Gießkanne. Jeder in der EU kauft Nahrungsmittel, die mit ihnen subventioniert werden, ob er bedürftig ist oder nicht.
Zur Person
Arno Reis ist Inhaber der „DenkFabrik“ in Elmenhorst bei Rostock und seit der Wende als Unternehmensberater in Ostdeutschland tätig.
Aber wie lassen sich denn ohne Greening Umweltziele mit der Agrarpolitik erreichen?
Die Frage ist, ob Agrarpolitik das muss. Sicher sind Anreize wichtig, aber zunächst muss das Ordnungsrecht funktionieren. Bestehende Gesetze müssen strafbewehrt sein und angewendet werden. Neue Gesetze sind in Abstimmung mit der betroffenen Landwirtschaft zu beschließen, ihre Einhaltung ist zu kontrollieren. Mit dem Wegfall der Direktzahlungen werden Agrarministerien überflüssig. Die nötigen Aufgaben können andere Ressorts übernehmen. Entscheidend für die Zuordnung ist dann die Frage, welche Aufgabe die Landwirtschaft jeweils erfüllen soll. Die Produktion von Nahrung, Rohstoffen und Energie wäre Sache des Wirtschaftsministeriums, das Entwicklungsministerium könnte den Beitrag der hiesigen Landwirte zur weltweiten Ernährungssicherung steuern und das Umweltministerium die Umweltaufgaben regeln. Wichtig ist letztendlich die klare wirtschaftliche Perspektive für die Betriebe.
Für viele sind Direktzahlungen lebenswichtig.
Mindestens ebenso viele wollen ihr Einkommen lieber am Markt erzielen. Das könnten sie dann. Die Produkte werden zu Vollkosten verkauft und eingekauft. Daraus ergibt sich in den Betrieben der Zwang zu mehr Wirtschaftlichkeit, was einen Innovationsschub auslösen und das Management qualifizieren wird. Bezieht der Handel Importe aus Ländern, die ihre Landwirtschaft weiter subventionieren, werden diese Spannen an den EU-Außengrenzen abgeschöpft. Zugleich stützt Brüssel Exporte in subventionierte Länder in Höhe der dortigen Subventionen. Geld dafür und ebenso für Zuschüsse an bedürftige Verbraucher ist reichlich vorhanden, zum einen aus dem bisherigen EU-Agrarhaushalt und zum anderen aus den eingesparten Bürokratiekosten.
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Da fallen uns sofort viele Wenns und Abers ein.Was steht aus Ihrer Sicht solchen radikalen Veränderungen am meisten entgegen?
Zunächst die fehlende Unterstützung in der Bevölkerung, weil Lebensmittel teurer werden könnten, wenn auch nur geringfügig. Dann aber schon die Furcht vieler Landwirte vor dem Markt. Sie haben sich – von immer noch überschaubaren Ausnahmen abgesehen – an das Abliefern gewöhnt und müssten das Vermarkten lernen. Ein echtes Hindernis ist die mangelnde Marktmacht der Primärproduzenten gegenüber den Einkäufern des Handels. Und nicht zu unterschätzen ist der Widerstand der Agrarbürokratie, die viel Geld verteilen darf, in der EU und in den Mitgliedsstaaten bis hin zu den Bundesländern. Vor allem aber fehlt es an politischen Visionären, die es verstehen, mit einem klaren Bild von der Zukunft der Landwirtschaft andere zu überzeugen.
Interview: Ralf Stephan
Agrarbericht: Wo bleiben die Visionen?Sein Beitrag über Investoren hatte Arno Reis viel Kritik eingebracht. Beim Verfassen einer Stellungnahme stieß er auf den Agrarbericht der Bundesregierung für 2019. Herausgekommen ist eine weitere Abrechnung.
Das ablaufende agrarpoltische Jahr ist geprägt durch populistischen Aktionismus auf Nebenschauplätzen. Aber es mangelt an agrarpolitischen Visionen ebenso wie an mitreißenden Visionären. Stattdessen werden Ziele formuliert, die sehr historisch anmuten. Realistische Folgeabschätzungen fehlen – eher gibt es ein munteres Wünsch-dir-was.
Sinn und der Zweck der Landwirtschaft in Deutschland, in der EU und weltweit sind dabei aus dem Fokus geraten. Sie bestehen nämlich darin, agrarische Primärprodukte für Nahrungsmittel bereitzustellen. Und dass Einkommen im Agrarbereich keine Belohnung der reinen Existenz (Flächenprämie) sein sollten, sondern der Lohn unternehmerischer, landwirtschaftlicher Güterproduktion, gerät aus dem Blickfeld.
Woran liegt es, dass solche Leitlinien verblassen? Im Agrarpolitischen Bericht der Bundesregierung 2019 werden unter „Leitbild für eine zukunftsfähige Agrarpolitik“ Allgemeinplätze benannt, es gibt sozusagen für alle etwas. Was in der Aufzählung fehlt, ist eine Wertehierarchie. Was ist besonders wichtig? Zudem fehlt eine
Vision.
Die Wiederholungen der Begriffe „Nachhaltigkeit“ oder „nachhaltig“ im Agrarbericht mag man nicht zählen. Wahrscheinlich hat kein Landwirt die „Deutsche Nachhaltigkeitsstragie“, zuletzt aktualisiert 2017, gelesen. Geschweige denn, ein Landwirt hat darin mitgewirkt. Diese Strategie liest sich wie die akademische Ausarbeitung vieler Staatssekretäre.
Zur elementaren Frage dagegen macht der Agrarbericht der Bundesregierung zur Arbeit ihrer Landwirtschaftsministerin keine Aussage. Die lautet: Was sollen und können Landwirtschaft und der ländliche Raum leisten?
Schon 2014 hatte die Bund-Länder-Arbeitsgruppe „Bodenmarktpolitik“ festgestellt, dass eine Zielstruktur letztmalig im Agrarbericht 1990 detailliert veröffentlicht wurde. Nach 29 Jahren ist eine Überarbeitung unter Einbeziehung der selbstbewusst gewordenen Landwirte dringend überfällig. Hinzu gekommen sind inzwischen neue Fragen wie:
Zur Person
Arno Reis ist Inhaber der „DenkFabrik“ in Elmenhorst bei Rostock und seit der Wende als Unternehmensberater in Ostdeutschland tätig.
Davon abgeleitet werden Antworten auf die Frage erwartet, wie der Hunger gestillt werden soll, wenn gleichzeitig weltweit die verfügbare Agrarfläche schrumpft. Der weltweite Verlust an landwirtschaftlicher Fläche soll derzeit zehn Millionen Hektar pro Jahr betragen. Dieser Verlust beginnt bereits in der Bundesrepublik durch Be- und Überbauung mit der Folge des gekoppelten Entzugs durch Ausgleichsflächen. Und durch Erosion, durch Klimawandel. Oder durch Umweltmaßnahmen, die Flächen ganz oder teilweise der landwirtschaftlichen Nutzung entziehen. 2014 stellte die eingangs genannte Arbeitsgruppe fest, dass über den konkreten Umfang der für Ausgleichs- und Ersatzmaßnamen in Anspruch genommenen Landwirtschaftsfläche keine Angaben vorliegen.
„Der Agrarbericht vermittelt den Eindruck, wir seien auf einer Insel der Agrarseligen“
Auch durch ökologische Landwirtschaft gehen Flächen de facto verloren, da – je nach wissenschaftlichem Gutachten – 25 bis 40 % mehr Fläche für die gleiche Ertragsmenge benötigt wird. Und die Folgenabschätzung? Absicht des Ministeriums ist es, den Flächenverbrauch durch „außerlandwirtschaftliche Flächeninanspruchnahme“ auf 30 ha pro Tag, also rund 11.000 ha im Jahr zu begrenzen.
Und warum eigentlich gibt es keinen ressortübergreifenden Bericht der Ministerien für Entwicklungshilfe und für Landwirtschaft? Keine Antwort ist auch eine Antwort. Der Jahresbericht der Bundeslandwirtschaftsministerin vermittelt den Eindruck, Deutschland und die EU seien eine Insel der Agrarseeligen. Dabei sind vor den Toren Europas die Fluten der Hungerflüchtlinge absehbar.
Für das Ministerium stehen „familiengeführte Unternehmen im Mittelpunkt“, heißt es im Agrarbericht. Gleichzeitig ist „die breite strukturelle Vielfalt der Rechtsformen und Produktionssysteme … zu erhalten.“ Ja, was denn nun?
Die Machtkaskade beim Einkauf bleibt dabei außen vor: Die Marktmacht des Handels dominiert die Lebensmittelproduzenten. Die Aufkaufmacht der Lebensmittelproduzenten dominiert die atomisierten landwirtschaftlichen Primärproduzenten. Die Landwirtschaft als schwächstes Glied in der Wetschöpfungskette. Und das ist ein Leitbild?
Während Wirtschaftsminister Peter Altmaier industriepolitische Champions fördern und schützen will, wird das Idyll landwirtschaftsferner Großstädter in Form familiengeführter Kleinbetriebe gefördert. Der Wirtschaftsminister würde im Oktraeder springen, müßte er verkünden, dass internationale Champions in Deutschland politisch nicht mehr gewollt sind, sondern Kleinbetriebe, die nur um ihren Schornstein herum wirtschaften und die enge Region am Leben erhalten. Das wäre nichts anderes als die Rückkehr zu heimischen Webstühlen und Hammerwerken am Bach.
„Breite Streuung des Bodeneigentums für die Landwirtschaft sicherstellen“. Aber: Die Agrarflächen sind bereits in der Bewirtschaftung verteilt. Was ist nun wichtiger: breites, atomisiertes Bodeneigentum oder die effiziente Erzeugung landwirtschaftlicher Primärprodukte? Auch hier fehlt eine Wertehierarchie.
Sollen zum Zweck des breit gestreuten Bodeneigentums Großbetriebe zerschlagen werden? Um das ins Gespräch zu bringen, wird die Wirklichkeit verbogen beziehungsweise umgedeutet. Unterstellt wird ihnen eine Spekulation mit landwirtschaftlichen Flächen, begründet mit den Preissteigerungen, die solche Geschäfte lukrativ machen würden.
In seiner Erwiderung auf meinen Beitrag in der Bauernzeitung nennt das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL), Referat Bodenmarkt, eine Preissteigerung von Agrarflächen zwischen 2005 und 2018 um 193 % im Bundesschnitt, also eine knappe Verdoppelung. Der Agrarpolitische Bericht gibt dagegen die Preissteigerung mit „über 170 %“ an. Was gilt denn nun? Gänzlich verschwiegen wird, dass die höchsten Preise in den westlichen Bundesländern bestehen. Beispiel Bayern: 2018 betrug der Durchschnittswert hier 65.000 €/ha, der Höchstwert 166.000 €/ha. Im Vergleich dazu Mecklenburg-Vorpommern, das Land mit den höchsten Bodenwerten im Osten: 20.800 €/ha im Durchschnitt. Wer spricht da von gleichwertigen Lebensbedingungen?
Und im Übrigen: Wer treibt in den ostdeutschen Bundesländern die Pacht- und Kaufpreise hoch? Die bundeseigene BVVG – sie ist zugleich das Preisvorbild privater Landverkäufer und -verpächter. Davon kein Wort in der Erwiderung. Unterstellt wird darin hingegen, ich hätte den Landkauf als Verlustgeschäft bezeichnet. Berechnet habe ich, dass der Kauf von risikoarmen ETFs auf den Aktienindex des S&P 500 in den letzten Jahren profitabler als ein Landkauf gewesen wäre. Tatsache ist: Im Zeitraum 2005 bis 2018 hätte man mit ETFs eine Wertsteigerung um das 2,3-fache erzielt – deutlich mehr, als der Agrarbericht für den Bodenmarkt aus-
weist. Tatsache ist auch, dass man dem Landkauf in Form von Unternehmenskauf Verluste oder Mindergewinne der letzten drei Jahre gegenrechnen muss.
Seit dem Bericht der Bund-Länder-Arbeitsgruppe „Bodenmarktpolitik“ aus dem Jahr 2014 geistert das Gespenst der „überregional agierenden Holdingstrukturen“ durch die politische Landschaft. Das Ministerium bezieht sich gerne auf Studien des Thünen-Institus. Der methodische Fehler, nicht die Familientradition von Investoren mit landwirtschaftlichem Hintergrund zu untersuchen, wird mit der Bemerkung weggewischt, das seien Ausnahmefälle. Andererseits wird betont, dass Investoren und vermeintliche Holdingstrukturen „Black Boxes“ sind. So undurchschaubar, wie dargestellt, sind die Unternehmensstrukturen jedoch oft gar nicht. Wer mehr über sie wissen will, findet übrigens in Datenbanken wie www.northdata.de recht präzise Auskünfte und muss nicht länger spekulieren.
Was, darf man bei allem fragen, ist denn falsch, wenn es um leistungsfähige, finanzstarke (und Landwirtschaft ist nun mal auch ohne Landkauf kapitalintensiv), fachlich bestqualifizierte Primärproduktion geht? In den ostdeutschen Bundesländern stehen branchenfremde Investoren zudem in Konkurrenz zu hochqualifizierten Führungskräften aus DDR-Zeiten, die ebenfalls als Investoren agieren.
Unter der Überschrift „Stoppt die Investoren?“ kritisierte der Unternehmensberater Arno Reis (Bauernzeitung 43/2019), Politik und Medien würden wider besseres Wissen ein falsches Bild von der Wirkung branchenfremden Kapitals in der Landwirtschaft zeichnen. Daraufhin verfasste das Referat Bodenmarkt des Bundeslandwirtschaftsministeriums eine ausführliche Erwiderung (Bauernzeitung 46/2019, S.20).
In der Erwiderung des BMEL wird zur Abschreckung die KTG Agrar SE erwähnt. Der Initiator Anton Hofreiter stammt aus einer Familie, in der über Generationen Landwirtschaft betrieben wurde – und mit dem, was man oft Bauernschläue nennt, hat er geldgierige Kapitalanleger über den Tisch gezogen. Will man mit diesem schlechten Beispiel alle Investoren in einen Topf werfen?
Bezweifelt wird, weil es offenbar nicht in die ministerielle Sicht passt, dass Investoren sich stärker in das Umfeld einbringen und regionale Verantwortung tragen. Der Geschäftsführer eines Investorenunternehmens schlug dem Agrarminister seines Bundeslandes kürzlich im persönlichen Gespräch vor, eine Runde mit anderen Investoren zu installieren, um dort zu diskutieren: Was können wir gemeinsam für dieses Land tun? Es passierte – nichts. Schade um die Idee. Man könnte sie aufgreifen und die Fragestellung erweitern: Was können die Großunternehmer tun, um Landwirtschaft in Entwicklungsländern, in Ländern mit Ernährungsmangel, unterstützen und zu fördern?
Sowohl im Agrarpolitischen Bericht als auch in der Erwiderung des BMEL auf meinen Beitrag werden unbewiesene und teilweise falsche Behauptungen aufgestellt. Etwa zur Steuerpflicht bei Bodenkäufen. Wer im BMEL nur im Kästchen „Bodenmarkt“ denkt, sieht vielleicht nicht, dass bei jedem Unternehmenskauf Grunderwerbsteuer nach § 1 GrEStG anfällt. Die Ausnahmereglung beim Anteilserwerb unter 95 % ist gültiges Gesetz und wird meiner Kenntnis nach in der Landwirtschaft nur selten angewendet. Es wird also kein Bundesgesetz unterlaufen – auch nicht bei der Grundstücksverkehrsgenehmigung, denn sie ist nach geltendem Recht beim Share-Deal nicht erforderlich.
Weiterhin wird behauptet, „die Aktivitäten der überregionalen Investoren (führen) zu einem Abfluss von Wertschöpfung“. Was ist gemeint? Ausgeschüttete Unternehmensgewinne? In den drei letzten schlechten Jahren sicherlich nicht. Aber auch, wenn am Ende kein Gewinn abgeführt werden kann, fließen zuvor erhebliche Gelder in die Region.
Selbst wenn politisch ungeliebte Investoren Agrarbetriebe kaufen, die sich zu Lasten der Mitglieder mit Land vollgesogen haben, wenn diese Betriebe für „normale“ Landwirte nicht mehr bezahlbar sind, selbst dann fließt viel Geld in die Region. Nämlich an die verkaufenden Mitglieder. Damit wird dann das durch Einkommensverzicht schmale Einkommen oder die kleine Rente aufgebessert. Und der Veräußerungsgewinn wird, je nach persönlicher Steuersituation, beim Finanzamt vor Ort versteuert. Wer will das verwehren? Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister meinte in diesem Sommer, das publizistisch als „„Manchesterkapitalismus in Reinkultur“ abqualifizieren zu müssen.
Oft sind die erworbenen Betriebe Sanierungs-, zumindest Optimierungsfälle. Diese Aufgaben gehen einher mit Investitionen in die Region. Auch wenn Betriebszweige wegen Unrentabilität geschlossen werden, ist damit nicht der Untergang verbunden. Die Entscheidung führt oft dazu, dass die Zukunft anderer Arbeitsplätze gesichert ist. Oft kommen auch neue Geschäftsfelder mit neuem Personalbedarf hinzu. Auf mittlere Sicht fließt eher Geld in die Region. Wer hat denn etwas dagegen, dass sich das eingesetzte Kapital auch durch Gewinnausschüttungen langfristig verzinst?
Im Agrarpolitischen Bericht der Bundesregierung wird Bezug genommen auf die „Mitteilungen der Kommission zu Auslegungsfragen über den Erwerb von Agrarland und das Unionsrecht“, aus der abgeleitet werden soll, dass „Märkte für Agrarland … reguliert werden müssen.“ Da haben die Autoren die Mitteilungen aus Brüssel offenkundig nur unvollständig gelesen, denn:
Wie eine Monstranz trägt man die Frage der unbekannten Höhe der EU-Zahlungen an die Holdings vor sich her. Doch die Zahlungen erhält nicht irgendeine Holding, sondern der einzelne Betrieb. Die Frage wirkt wie populistischer Hass auf Größe, verbunden mit Mitleid für die Kleinen. Die These, dass flächenbezogene Direktzahlungen nicht bei den Empfängern verbleiben – also nicht gewinnwirksam werden – bestätigte bereits 2014 die schon mehrfach erwähnte Bund-Länder Arbeitsgruppe zur Bodenmarktpolitik: „Es ist davon auszugehen, dass zumindest ein Teil der Direktzahlungen zu einer tendenziellen Erhöhung der Pachtpreise und Druck auf den Bodenmarkt führt.“
Realistisch sieht die Arbeitsgruppe Vorteile von Holdings. Es handelt sich jedoch um vermeintliche Vorzüge, denn Einzelbetriebe können dieselben Effekte ebenfalls erzielen:
Nicht erwähnt wird, dass die Direktzahlungen eine Kompensation für zu niedrige, weil in der Regel nicht kostendeckende Abgabepreise sind, die zu niedrigen Konsumgüterpreisen führen.
Die Cross-Compliance-Auflagen zerpflückte der Ökonom Friedrich Heinemann: „Ihre Regeln verlangen überwiegend bloß die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften. Sie schaffen deshalb kaum Anreize, rechtlich verbindliche Vorgaben zu übertreffen. Der Landwirtschaft wird hier gegenüber anderen Sektoren ein erstaunliches Privileg zuteil: Betriebe erhalten einfach dafür Geld, dass sie Gesetze beachten. Man stelle sich in der Diskussion über den Abgasskandal in der Automobilindustrie einmal vor, die Bundesregierung zahlte künftig diesen Unternehmen dafür Prämien, dass sie kein Recht brechen. Die Cross-Compliance-Regeln folgen diesem bizarren Ansatz.“ (Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 16.11.2018).
Auch angesichts solcher Fundamentalkritik drängt es mehr denn je, politische Antworten auf die Frage nach der Zukunft der Landwirtschaft zu finden. Weder der Agrarbericht noch die verfehlte Debatte um Agrarstrukturen können sie jedoch liefern.
Handgemachter Käse aus BollewickMit seiner Käsemanufaktur Müritz betritt Matthias Westerfeld als Unternehmer Neuland. Seine Produkte wird der ausgebildete Landwirt und handwerkliche Milchverarbeiter erstmals auf der Grünen Woche vorstellen.
Von Gerd Rinas
Wenn am 17. Januar auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin in der Messehalle 5.2b die Ernährungswirtschaft Mecklenburg-Vorpommerns ihr großes Schaufenster öffnet, wird erstmals die Käsemanufaktur Müritz aus Bollewick ihre Produkte vorstellen. Geschäftsführender Gesellschafter des Start-up ist der 39-jährige Matthias Westerfeld.
Der gebürtige Dortmunder hat eine landwirtschaftliche Ausbildung durchlaufen, ist staatlich geprüfter Wirtschafter und Landwirt mit Ausbildungseignung. Lange schien es, als würde die Landwirtschaft sein Berufsleben prägen. „Ich habe bei einem Betriebs- und Familienhilfsdienst in Nordrhein-Westfalen gearbeitet, später als Herdenmanager und Eigentümer von zwei Milchviehbetrieben. Allerdings waren die Aussichten in der Milchproduktion in den vergangenen Jahren nicht gut, die Wertschöpfung unbefriedigend“, bilanziert Westerfeld. Deshalb entschloss sich der durch und durch unternehmerische Landwirt, seiner beruflichen Zukunft eine neue Richtung zu geben.
Anfang 2018 verkaufte er seine beiden Milchviehbetriebe mit 630 Kuhplätzen und begann sein Projekt „Käsemanufaktur“. „Melken und Füttern, Rohmilch in der entsprechenden Menge und Qualität zu produzieren, das hatte ich gelernt. Aber die Milch zum Konsumenten zu bringen, daraus handwerklich Produkte herzustellen, die am Markt nachgefragt werden, das war neu für mich“, so Westerfeld. Dafür setzte er sich noch einmal zweieinhalb Jahre auf die Schulbank und machte beim Verband für handwerkliche Milchverarbeitung e.V. in Wangen (Allgäu) berufsbegleitend seinen Abschluss als Fachagrarwirt für handwerkliche Milchverarbeitung.
Bei der Suche nach einem Standort für seine Käsemanufaktur wurde er in Bollewick an der Müritz fündig. Dort wirtschaftet seit 2004 Landwirt Henk van der Ham. Zu seinem Milchviehbetrieb gehören mittlerweile 430 ha LF. Seine 230 melkenden Kühe kamen im vergangenen Wirtschaftsjahr auf eine Milchleistung von rund 9 000 kg pro Kuh und Jahr. Seit 2015 setzt van der Ham auf Direktvermarktung. Erst im vorigen Monat hat der Landwirt in einem Edeka-Markt im 85 Kilometer entfernten Bützow einen weiteren Rohmilchautomaten aufgestellt. „Die Nachfrage ist gut. Wir verkaufen täglich 100 Liter Milch, an den Wochenenden 150 Liter“, freut sich van der Ham, der auch Energiewirt ist: Mit seiner 600-kW-Biogasanlage versorgt er viele Häuser in Bollewick mit Wärme.
Als Matthias Westerfeld van der Ham fragte, ob er bei ihm Milch für seine Käsemanufaktur beziehen könnte, willigte der Landwirt sofort ein. „Die Idee für eine Käserei hatte ich auch schon im Kopf. Aber so ist es auch okay“, so der Milchbauer, der sich in der Region einen guten Ruf erarbeitet hat. Van der Ham gab Westerfeld auch den Tipp, den Kontakt zu Bertold Meyer zu suchen. Der langjährige Bürgermeister von Bollewick hat viele zukunftsweisende Projekte in der Region mitangeschoben.
So auch dieses Mal. In den „Gläsernen Landwerkstätten“ des Schlacht- und Zerlegebetriebs Thönes Natur-Verbund Müritz, gleich gegenüber der bekannten Bollewicker Feldsteinscheune, waren Gewerberäume frei. Dank großer Glaswände taghell und wie geschaffen für Westerfelds Plan, seinen Betrieb als Schaumanufaktur einzurichten. Mittlerweile ist das Werk fast vollbracht, Handwerker legten vor Weihnachten letzte Hand an die Einrichtung des Kälteraums.
Schon Ende November hatte Matthias Westerfeld den ersten Käse hergestellt. Farmhouse-Cheddarkäse, Schnittkäse („Scheunenkäse“) und Camembert („Landkäse“) sollen künftig unter der Marke „Seekäse“ verkauft werden. „Seekäse ist die Steigerung von Bergkäse“, schmunzelt Westerfeld, der seine Produkte vor allem online und in Hofläden vermarkten will. Auf der Grünen Woche vom 16. bis 26. Januar in Berlin können Besucher seinen Camembert in drei Geschmacksrichtungen probieren. „Außer in der Mecklenburg-Vorpommern-Halle 5.2b sind wir auch auf dem Erlebnisbauernhof vertreten“, lädt Matthias Westerfeld Interessenten ein.
Neue Führung beim Ökohöfe e.V.Der Verein Verbund Ökohöfe e.V. hat einen neuen Vorstand gewählt und seinen langjährigen Chef, Jürgen Hartmann, verabschiedet.
Der Verbund Ökohöfe e. V. mit Sitz in Wanzleben (Bördekreis) hat auf seiner Mitgliederversammlung einen neuen Vorstand gewählt. Bestätigt wurden Thomas Handrick (Gartenbauer in Klein Quenstedt und Büroleiter Verbund Ökohöfe), Matthias Jahn (Biogärtnerei „Amselhof“, Drobitz) und Ingo Berthold (Gemüsebau „Gärtnerhof an den Heiligen Pfühlen“, Briesen (Mark)).
Neu hinzugekommen sind Dr. Ute Knust (Bio Geflügelhof Deersheim) und Florian Gaube (Obstbau Lampadius, Halle). Beide sind langjährige Mitglieder und Experten in ihren Fachgebieten.
Ausgeschieden ist Jürgen Hartmann. Er hat den Verbund Ökohöfe e. V. seit seiner Gründung aufgebaut, geleitet und weiterentwickelt. Jürgen Hartmann gilt daher ein besonderer Dank des Vereins für seine jahrelange gute Arbeit und seinen überzeugten Einsatz für den Ökolandbau in Sachsen-Anhalt und überregional. red