Das KTBL – hat jetzt das Modell- und Demonstrationsvorhaben „Weite-Reihe-Getreide mit blühender Untersaat“ gestartet. Dafür sucht es ab sofort 60 konventionell wirtschaftende Praxisbetriebe. Und honoriert den Mehraufwand.
Das Thema Artenvielfalt in der Landwirtschaft ist in aller Munde. Eine Möglichkeit, Artenvielfalt wieder in die Nutzflächen zu bringen, ist der extensive Getreideanbau mit einer blühenden Untersaat. Aus diesem Grund hat das Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft e. V. (KTBL) jetzt ein Modellvorhaben namens „Weite-Reihe-Getreide mit blühender Untersaat gestartet“, wie es kürzlich vermeldet hat. Hierfür sucht das KTBL Betriebe, die am Demonstrationsprojekt teilnehmen wollen.
Ziel des Projekts ist es, den Anbau von Winterweizen und Sommergerste in weiter Reihe mit blühender Untersaat und dessen Bestandsführung zu erproben und wissenschaftlich zu begleiten. Schwerpunkt sind die ökonomischen und ökologischen Bewertungen der Auswirkungen des Anbauverfahrens gegenüber der gängigen Dichtsaat.
Dabei werden pflanzenbauliche sowie ökologische und produktionstechnische Parameter untersucht. Es werden durch das Institut für Agrarökologie und Biodiversität (IFAB) die Effekte auf die Biodiversität und vom KTBL die Auswirkungen auf die Wirtschaftlichkeit des Getreideanbaus untersucht.
Für die Umsetzung des Vorhabens werden ab sofort bundesweit 60 konventionelle Praxisbetriebe gesucht, die versuchsweise Sommergerste und/oder Winterweizen in weiter Reihe mit ca. 30 cm Reihenabstand jeweils mit und ohne Untersaat anbauen. Es gibt eine Vergütung für den Mehraufwand und Mindererträge in Höhe von 400 €/ha. Das Saatgut für die Untersaat wird kostenlos zur Verfügung gestellt.
Das Gesamtprojekt mit einer vierjährigen Laufzeit (2020-2023) wird durch das Institut für Agrarökologie und Biodiversität (IFAB) in Mannheim koordiniert. Das KTBL ist Projektpartner. Das Projekt wird durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert. db/PM
Ihre Ansprechpartner beim IFAB
Dr. Rainer Oppermann und Johannes Manierlich
Telefon: +49 (0)621 3288-790 / E-Mail: mail@ifab-mannheim.de
Ansprechpartnerin im KTBL
Oksana Bukhovets
Telefon: +49 (0)6151 7001-232 / E-Mail: o.bukhovets@ktbl.de
In der Magdeburger Börde setzen Landwirte gemeinsam mit einer Stiftung Agrarumweltmaßnahmen auf landwirtschaftlichen Flächen um. Diese Form des kooperativen Naturschutzes bietet viele Vorteile – und könnte bundesweit Schule machen.
Sachsen-Anhalt beschreitet beim Agrarnaturschutz einen neuen Weg: In der Magdeburger Börde startet ein Modellvorhaben, bei dem Agrarumweltmaßnahmen auf landwirtschaftlichen Flächen umgesetzt werden. Bundesweit sucht es seinesgleichen. Landwirte werden die Maßnahmen unter dem Dach der Stiftung Kulturlandschaft Sachsen-Anhalt, die vom Landesbauernverband und seinen Kreisvereinen getragen wird, gebündelt realisieren. Und das freiwillig, produktionsintegriert, mit ausreichender Flexibilität und wichtig: finanziellem Ausgleich.
Das Neue an diesem Modell ist, dass nicht jeder Landwirt einzeln Fördermittel beantragt. Dies übernimmt die Stiftung als Träger der naturschutzfachlich relevanten Maßnahmen für die Betriebe. Für Letztere minimiert sich der bürokratische Aufwand. Die beteiligten Bauern werden zudem einbezogen, wenn es darum geht, einen integrierten territorialen Ansatz für Umweltleistungen zu entwickeln. Und das geht so: Zusammen mit der Stiftung suchen die Praktiker erfolgversprechende Maßnahmen aus und bieten Flächen für deren Umsetzung an. Gemeinsam mit der Naturschutzbehörde werden dann die geeignetsten Areale für die jeweiligen Maßnahmen ausgewählt.
Der kooperative Ansatz dürfte die Bereitschaft der Landwirte erhöhen, längerfristige Agrarumweltverpflichtungen einzugehen, wenn sie ihre eigenen lokalen Bewirtschaftungserfordernisse berücksichtigt sehen. Auch können koordinierte, gemeinschaftliche Vorhaben eine größere ökologische Wirkung entfalten. Dass ausgerechnet die Börde zur Modellregion wird, ist ein interessanter Aspekt. Die dortigen Schwarzerden mit Ackerzahlen bis 100 zählen zu den besten Böden und sind für eine intensive Produktion von Weizen, Raps und Rüben geradezu prädestiniert. Andererseits sind die Gunststandorte eben auch Lebensraum bedrohter und geschützter Arten wie Feldlerche, Feldhamster oder Rotmilan.
Es bedarf aber nicht einmal aufwendiger, komplizierter Maßnahmen, um diese Arten zu fördern. So sollen in der Anfangsphase etwa Lerchenfenster in großen Getreideschlägen Brutplätze für diese typischen Vögel der Agrarlandschaft, aber auch Lebensräume für Hase, Rebhuhn und Fasan schaffen. Weite Reihenabstände auf im Wintergetreide angelegten, extensiv geführten Streifen erleichtern – bei gleichzeitigem Verzicht auf Insektizide, Herbizide und Rodentizide – Insekten, Feldhamstern und Rotmilanen das Leben in der Feldflur. Und auch der Sommergetreideanbau kann sowohl die Flora und Fauna fördern als auch der Biodiversität auf den Äckern zuträglich sein.
Der Ehrlichkeit halber sei gesagt, dass der hier beschriebene kooperative Naturschutz in der Landwirtschaft keine neue Erfindung ist. Vordenker waren die Niederlande, wo bereits seit Ende der 1990er-Jahre landwirtschaftliche Naturverbände tätig sind. Unsere Nachbarn reichen die Gelder im Agrarumweltbereich schon seit dem Jahr 2016 ausschließlich über das bei ihnen bewährte Kooperationsmodell aus.
Für Deutschland übernimmt nun Sachsen-Anhalt mit dem Projekt in der Magdeburger Börde die Vorreiterrolle. Das aus Landesmitteln geförderte Pilotvorhaben „Kollektiver Naturschutz in der Landwirtschaft“ hat durchaus Charme, bietet es doch die Chance, Landwirte und Naturschützer an einen Tisch zu holen und beide Seiten in einen beispielgebenden Dialogprozess zu führen. Außerdem kann das Projekt dazu beitragen, eine Debatte über neue Formen der Landbewirtschaftung anzustoßen. Im Erfolgsfall wartet in der neuen EU-Förderperiode die Überführung in die Praxis. Damit könnte es auch zu einem Zukunftsprojekt für die neue GAP werden.
Warum Sie 2020 ausschreiben sollten10.01.20 oder 10.01.2020 als Datum auf einer Quittung – macht das einen Unterschied? Ja. Die Polizei warnt: Die kürzere Variante kann von Betrügern leicht manipuliert werden.
Die Polizei Brandenburg empfiehlt auf ihrer Facebook-Seite, beim Unterschreiben von Dokumenten oder Verträgen unbedingt die Jahreszahl 2020 komplett auszuschreiben. Bei einer abgekürzten Schreibweise sei es sonst für Betrüger möglich, vergangene oder zukünftige Jahre hinzuzufügen.
Ganz einfach: Das Datum 10.01.20 kann schnell zum 10.01.2019 oder 10.01.2021 verändert werden. So kann versucht werden, zusätzliche Einnahmen zu generieren. Der Nachweis einer Fälschung bei Originalunterschrift ist dann schwer nachzuweisen, so die Polizei. Verbraucherschützer raten, Inhalte sehr genau zu lesen, bevor man Kaufverträge oder andere Dokumente unterschreibt.
Wichtig sei auch, sich von jedem abgeschlossenen Vertrag eine Abschrift oder Kopie geben zu lassen. Und wer seinem Vertragspartner nicht vollends über den Weg traut, sollte überdenken, ob er das Geschäft wirklich abschließen möchte. ba
Was tun, wenn Borstel jetzt aufwacht?Wacht ein Igel jetzt aus dem Winterschlaf auf, braucht er Hilfe von uns Menschen. Was genau zu tun ist, verrät Britta Herter von der Igelrettungsstation in Königs Wusterhausen.
Die milden winterlichen Temperaturen können Igel aus dem Winterschlaf holen. Was dann? Die Bauernzeitung hat bei Britta Herter von der Igelrettungsstation in Königs Wusterhausen nachgefragt.
Antwort: Wenn Igel wach sind, müssen sie unbedingt gefüttert werden. In der Natur finden sie ja derzeit keine Regenwürmer oder andere Krabbeltiere, sagt die Igelexpertin. Füttern kann man Katzendosenfutter oder Rührei, Hähnchenklein oder Rinderhack, aber bitte alles ohne Gewürze. Zum Trinken Wasser reichen. Keine Milch!
„Außerdem ist das mit dem Winterschlaf sehr kompliziert“, sagt Britta Herter. Denn Igel haben eine graue und eine weiße Fettschicht im Herbst aufgebaut. Die weiße Fettschicht ist für die normale Fettreserve, die graue ist die Aufwachschicht. Das heißt, sie ist dafür zuständig, dass die Stoffwechselvorgänge angekurbelt werden. Der Igel hat ja im Winterschlaf nur etwa vier Grad Körpertemperatur und auch der Herzschlag und die Atemfrequenz sind sehr stark heruntergesetzt.
Um das alles wieder in Gang zu bringen, braucht das Tier die graue Fettschicht, so Herter. Ist diese aber aufgebraucht, weil der Igel zu oft wach war, wird er im Frühjahr nicht mehr wach und stirbt einfach. Deswegen ist ein Füttern ganz wichtig. Derzeit überwintern in der Igelschutzstation in Königs Wusterhausen 68 Igel, wobei nur wenige wirklich in den winterlichen Tiefschlaf gefallen sind.
Nur noch kurz die Welt retten …Ja, warum denn eigentlich nicht? Bei den Start-up-Days präsentieren sich Gründer, die mit ihren Ideen etwas bewegen wollen. Ausgezeichnet wurde ein Start-up, das mit einer Plattform die landwirtschaftliche Direktvermarktung erleichtern will.
Von Jutta Heise
Wer zuerst auf die Matte muss, hat die Sache, in unserem Fall eine Pitch genannte, möglichst faktengedrängte fünfminütige Präsentation seines Start-ups, schnell hinter sich und kann sich reinziehen, was die Mitbewerber zu bieten haben. Der Starter unter den 19 Finalisten von 52 Bewerbern für die Start-up-Days auf der Grünen Woche zu sein, kann allerdings auch Nachteile haben: Die Jury könnte noch nicht warmgelaufen sein oder zögerlich mit der Punktevergabe: Man weiß ja nie, was da noch kommt.
Diesmal allerdings war der Erste zugleich der Sieger. FrachtPilot gewann das Rennen. Die cloud-basierte Prozessplattform, die die landwirtschaftliche Direktvermarktung komplett digitalisiert und automatisiert, soll dem Landwirt mehr Zeit für sein Kerngeschäft bringen, weil sie Büroarbeit einspart. Dr. Sebastian Terlunen, einer der drei studierten und promovierten Wirtschaftsinformatiker aus Münster, die FrachtPilot innerhalb von zwölf Monaten in Zusammenarbeit mit vier Landwirten entwickelten, legte vor: Deutschland hat aktuell rund 94.000 Bauern, die ihre Produkte direkt vertreiben. Und: 57 Millionen Verbraucher seien bereit, regional einzukaufen. Angesichts dessen, so Terlunen, komme man um die Digitalisierung nicht herum, wolle man Direktvermarktung effizient bewältigen.
Das Programm deckt, unabhängig von der Betriebsgröße, alle Prozesse ab, die dabei ablaufen – eine solche Komplettsoftware gibt es derzeit deutschlandweit nicht. „Die Software verwaltet nicht nur den Bestellprozess, sondern wir digitalisieren auch die Lagerverwaltung, Tourenpläne, Auslieferung und Abrechnung, sie berechnet die optimale Route, auf der die Waren zu den Kunden gebracht werden können.“ Die Zeitersparnis für den Landwirt liege bei 25 bis 30 Prozent. Vorteil: Die Software kann gemietet werden – vollständig, aber auch in einzelnen Bestandteilen. Was die Einstiegshürde niedrig mache, so Terlunen. Seit der Markteinführung im Herbst 2019 seien bereits 50.000 Bestellungen über den FrachtPiloten abgewickelt worden.
Das Start-up Agrora fuhr ohne Preis, doch mit viel Publikumsfeedback auf den Start-up-Days bedacht, zurück nach Niedersachsen. Agrora, ein Wortspiel mit „agora“, Altgriechisch für Markt (was auf eine gewisse klassische Bildung der Erfinder schließen lässt) und „agrar“, sind ein komplementäres Team aus Informatiker, Jurist, Öko-Agrarmanager und einem Getreidehandel-Experten. Dieses hat 2019, über ein Gründerstipendium und mit Eigenmitteln finanziert, einen Online-Marktplatz für Agrarrohstoffe und Agrartransporte entwickelt, „eine Art ebay für Getreide“, erklärt Hauke Jaeschke, einer der Gründer.
Agrora will den Handel mit börslich gehandelten physischen Agrarrohstoffen – Getreide, Ölfrüchte – einfacher, kostensparender, transparenter, umwelt-freundlicher machen, so das Firmenkonzept. „Wir bieten an, den Landwirt mit einer Fülle von Informationen zu versorgen, was Zeit spart und ihm mehr Sicherheit für den Vertragsabschluss gibt. Zu wissen, wer kauft was, wie, an welchem Ort und zu welchem Preis, ist essenziell für den Landwirt beim Vertragsabschluss.“
Auf der Plattform von agrora ließen sich, erklärt Jaeschke auf den Start-up-Days, schneller passende Vertragspartner finden, es werde eine höhere Reichweite erzielt, man treffe neue Vertragspartner. „Man kann agrora optional mit der Kalkulation und der Organisation des Transportes beauftragen, wir erstellen automatisch den Schlussschein als kaufmännisches Bestätigungsschreiben für beide Partner.“ Derzeit agieren die Jungunternehmer vorwiegend im Norden Deutschlands, man sucht Test-User und fordert potenzielle Kunden auf: Werdet digitale Agrarunternehmer! Neben einer Eintrittsgebühr von 50 Euro erhebt man 0,25 Euro pro gehandelter Tonne Ware.
Nichts Geringeres als ein Gegengewicht gegen die Wegwerfkultur zu schaffen, möchte Tim Breker. To-go-Verpackungsmüll lässt in Deutschland jährlich einen Berg von 281.000 Tonnen wachsen, wovon 60 Prozent im Essbereich anfallen. Breker und sein Team erdachten Vytal, ein Kreislaufsystem für Mehrwegboxen. Es handelt es sich um Leihschüsseln aus Polypropylen. Der Stoff ist härter und hitzebeständiger als andere Kunststoffe, gut erforscht, robust und recycelbar (wenn auch energieintensiv bei der Herstellung). Seit Juni 2019 arbeitet das junge Unternehmen in Köln mit vier Kantinen sowie 20 Restaurants und Lieferdiensten zusammen.
Auf den Start-up-Days erklärt Breker, wie seine Idee funktioniert: „Lade die Vytal-App herunter, um dein Essen bei allen unseren Systempartnern in einer Bowl ohne Pfand mitzunehmen. Bringe sie nach dem Essen bei einem Partner zurück. Dort wird sie für die nächste Nutzung hygienisch gereinigt. Kehrt die Bowl nach 14 Tagen nicht zurück, werden automatisch 10 Euro fällig – und die Bowl geht in deinen Besitz über.“ Die Schüssel kann 200-fach genutzt werden, spart dann rund 20 Kilo CO2 ein.
Das Prinzip „Aus der WG-Küche an den Markt“ ist im Food-Bereich schon ein Klassiker. Lena Günther und Judith Bahls, die gemeinsam eine Wohnung nutzen, stießen auf den aus der traditionellen chinesischen Kräuterkunde stammenden Trend, sich die Gesundheit undWohlbefinden fördernden Qualitäten von sogenannten Vitalpilzen zunutze zu machen.
Ende 2018 begannen sie, gefördert durch das Berliner Startup-Stipendium, auf der Basis der Pilzarten Cordyceps und Hericium ein funktionales Nahrungsergänzungsmittel in Form von drei Getränkepulvern zu kreieren: von herzhaft-asiatisch bis schokoladig. Sämtliche Zutaten besitzen geprüfte Bioqualität. Jede Charge der Pilze, die über einen Online-Handel aus China bezogen werden, wird auf Schadstoffe getestet. Die Getränkepulver kommen im April auf den (Online-)Markt.
Haferanbau: Sommerkultur in aller MundeHaferanbau lohnt sich, die Nachfrage der Mühlen nach Schälhafer ist ungebrochen. Wir fassen in unserer aktuellen Ausgabe zusammen, worauf es beim Haferanbau ankommt – und was Sie bei der Vermarktung beachten müssen.
Hafer ist attraktiv – ob als wiederentdecktes Grundnahrungsmittel zum Frühstück, in verarbeiteter Form zu diversen Produkten oder als Ackerkultur zur Auflockerung von Fruchtfolgen. Die verarbeitende Hand hat ebenfalls Hunger auf Hafer. Im Zeitraum von 2008 bis 2018 ist die Menge, die in deutschen Mühlen gemahlen wurde, um 70 % gestiegen. Damit wurden 2018 500.000 t Hafer vermahlen.
Diese Daten hat der Verband der Getreide-, Mühlen- und Stärkewirtschaft VGMS (VGMS) in seiner Broschüre „Hafer – Ein Getreide mit Zukunft“ veröffentlicht. Außerdem enthält das Heft interessante Hinweise zu Verarbeitungsmengen, Anbauflächen und Erträgen sowie pflanzenbauliche Hinweise zum Haferanbau. Wir haben uns die Broschüre genauer angesehen und das Wichtigste für Sie zusammengefasst.
Die Hafer-Anbaufläche hat sich in den fünf ostdeutschen Bundesländern in den vergangenen drei Jahren positiv entwickelt. In Brandenburg wurden 2018 gut 15.000 ha Hafer angebaut, gefolgt von Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern mit jeweils 10.000 ha. Im gleichen Jahr standen in Sachsen-Anhalt etwa 6.000 ha Hafer und im benachbarten Thüringen knapp unter 5.000 ha. …
Lesen Sie den ganzen Bericht und weitere Artikel in der aktuellen Ausgabe der Bauernzeitung
Diesmal mit dem Schwerpunkt Sommerkulturen:
Auf dem Boden- und Düngungstag Mecklenburg-Vorpommern übten Landwirte scharfe Kritik an der Verschärfung der Düngeverordnung. „Die Nitratbelastung im Grundwasser muss runter“, hielt Agrarminister Backhaus dagegen. Überraschende Unterstützung bekamen die Bauern aus der Wissenschaft.
Rund 248.000 ha landwirtschaftliche Nutzfläche (18,4 % der LN) befinden sich in Mecklenburg-Vorpommern auf Grundwasserkörpern, deren chemischer Zustand 2015 aufgrund von Nitrat als „schlecht“ bewertet wurde. 208.000 ha Ackerfläche und 40.000 ha Grünland liegen im roten Gebiet. Von Bewirtschaftungseinschränkungen zum Schutz des Grundwassers wie der um 20 % unter dem Pflanzenbedarf reduzierten Düngung wären in Mecklenburg-Vorpommern nach Inkrafttreten einer neuen Düngeverordnung 1 341 Betriebe betroffen – wenn keine weitere roten Gebiete hinzukommen. Nach der geltenden Grundwasserverordnung wird der Zustand eines Grundwasserkörpers künftig als „schlecht“ bewertet, wenn eine signifikante Belastung von mehr als 50 mg Nitrat/l auf 20 % der Fläche (vorher 30 %) festgestellt wird.
Auf dem Boden- und Düngungstag in Linstow machte Mecklenburg-Vorpommerns Agrar- und Umweltminister Till Backhaus keine Hoffnung, dass die erneute Verschärfung der Düngeverordnung von 2017 noch abzuwenden wäre. „Deutschland muss endlich wirksam etwas gegen die Belastung der Gewässer mit Nitrat tun. Brüssel verhandelt nicht mehr, sondern macht uns Vorgaben, die wir umzusetzen haben. Die Probleme lassen sich nicht wegdiskutieren“, sagte Backhaus vor 700 Landwirten.
Dennoch sei es wichtig, die Veränderungen im Dialog mit den Landwirten zu gestalten. „Wir müssen vom Ich zum Wir zurück, ein Stück zusammenrücken, abrüsten.“ Landwirte sollten sich mit Ideen und Vorschlägen bei der Reduzierung der Nitratbelastung einzubringen. Seine Bemerkung, dass die Qualität des Grundwassers in Deutschland „zu den schlechtesten in Europa“ gehört, quittierten Landwirte mit wütenden Zwischenrufen wie „ja, wenn ihr falsch messt, dann ist das so“, oder „eine Messstelle auf Rügen, das ist doch ein Witz!“. Landwirte hielten gelbe Schilder mit der Forderung „Binnendifferenzierung“ und „Fundstellenanalyse“ hoch. Backhaus warnte vor falschen Erwartungen.
Derzeit wird das Grundwasser an 350 Standorten im Land oberflächennah überwacht. Hinzu kommen 31 Messstellen in tieferen Sedimentschichten. Seit 2016 wurden 63 Grundwassermessstellen gebaut und 17 erneuert. Der Bau weiterer knapp 50 Messstellen bis 2024 ist in Vorbereitung. Landwirte sollen dabei einbezogen werden. Er habe „mit Freude zur Kenntnis genommen, dass Landwirte in Messstellen investieren wollen“.
Zugleich warnte der Minister vor falschen Erwartungen: „An 34 der 68 neuen Messstellen wurden deutliche Überschreitungen des Grenzwertes von 50 mg/l Grundwasser festgestellt“. Zudem sei auch ein erweitertes Messsnetz nicht geeignet, um belastete Gebiete verursachergerecht zuzuorden. „Aus den Punktmesswerten kann nicht auf die Flächen geschlossen werden, die ursächlich für diese Messwerte sind.“ Ein flächendeckendes Messnetz sei außerdem nicht zu finanzieren.
Abhilfe könnte, so Backhaus, eine Datenbank „Nährstoffe“ nach dem Beispiel des Herkunftssicherungs- und Informationssystems für Tiere – HIT – schaffen. Dazu müsse eine wissenschaftliche Methode entwickelt werden, mit der nicht die im Grundwasserkörper festgestellte Nitratbelastung, sondern die Nitratemission von landwirtschaftlichen Nutzflächen in das Bodensickerwasser gemessen werden kann. Er ließ offen, ob an einer solchen Methode schon gearbeitet wird, bzw. wann damit zu rechnen sei.
„Wir Landwirte sind bereit, Verantwortung für das Grundwasser zu übernehmen“, versicherte Marco Gemballa für den Bauernverband Mecklenburg-Vorpommern. „Wir brauchen aber eine klare Analyse: Wo kommt das Nitrat her? Messstellen müssen evaluiert und Nitrateinzugsgebiete diversifiziert werden. Maßnahmen zur Nitratsenkung müssen auf einzelne Messstellen zugeschnitten werden. Wo das Nitrat aus der Düngung kommt, müssen wir reagieren. Wir haben aber Zweifel, dass es immer aus der Düngung kommt“, argumentierte der Landwirt.
Bestärkt in ihrer Kritik, wie die Politik die Nitratkrise in den Griff zu kriegen versucht, dürften sich die Landwirte von dem Vortrag von Prof. Dr. Henning Kage, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, fühlen. „Natürlich ist die Landwirtschaft am Ende Hauptemittent. Aus dieser Verantwortung kommt sie nicht raus“, stellte Kage klar. Die Frage sei aber, welche Maßnahmen ergriffen würden, um das Problem zu lösen.
Die größten Aussichten auf zeitnahen Erfolg böten erweiterte Fruchtfolgen und Beratung sowie der Vollzug und die Kontrolle entsprechender Maßnahmen. „Statt dessen hat die Politik mit traumwandlerischer Sicherheit die Maßnahme ausgewählt, die am wenigsten bringt. „Eine richtig dumme Lösung“, kritisierte Kage die Festlegung, in den roten Gebieten Stickstoffdüngung nur noch 20 % unter dem Pflanzenbedarf zuzulassen. Dies biete keinerlei Sicherheit für eine wirksame Reduzierung der N-Auswaschung. „In Parzellenversuchen, die zehn Jahre lang ungedüngt blieben, hat sich keine Reaktion auf N-Auswaschung gezeigt. Das weiß auch die Bundesregierung“, so Kage in Linstow.
BVVG-Flächen: Wer bietet mehr?Ende Januar hat die Jahrespressekonferenz der BVVG stattgefunden. Die Bodenverkäufe durch die Gesellschaft sind weit vorangeschritten. Doch preiswerter wird es nicht werden.
Vergleichsweise ruhig ging es zu auf der Jahrespressekonferenz der BVVG am 28. Januar 2019. Der Verkauf der ehemals volkseigenen Land- und Forstwirtschaftsflächen ist inzwischen weit vorangeschritten. 2019 wurden von der bundeseigenen Bodenverwertungs- und -verwaltungs GmbH (BVVG) 1.309 Kaufverträge über rund 7.700 ha Acker- und Grünland abgeschlossen. Die Durchschnittsgröße der verkauften Flächen betrug hierbei circa 6 ha, wobei das Gros im Wege öffentlicher Ausschreibungen zum Verkehrswert veräußert wurde. Die im Vergleich zu den Vorjahren geringere Losgröße fördere die örtliche Betriebsstruktur, so die BVVG.
Nur zwei Prozent der landwirtschaftlichen Nutzflächen in den neuen Bundesländern werden überhaupt noch von der BVVG verwaltet, insbesondere im südlichen Teil ist die Privatisierung schon weit vorangeschritten. Daher werde Ende 2021 die Niederlassung in Dresden geschlossen. Die Aufgaben für Sachsen werde zukünftig die Landesniederlassung Brandenburg/Berlin übernehmen, jene für Thüringen die Landesniederlassung Sachsen-Anhalt.
Die Mindestkaufpreise nach Marktniveau würden in den Ausschreibungsverfahren regelmäßig überboten, sodass der Verkaufspreis dieser Flächen im Schnitt 21.379 €/ha betrug. Dies entspricht einer Steigerung um knapp 5,9 % im Vergleich zum Vorjahr. Das Kaufpreisniveau ist sowohl in Mecklenburg-Vorpommern als auch in Brandenburg angestiegen, in Sachsen-Anhalt hingegen leicht gefallen. Für die Bundesländer Sachsen und Thüringen macht die BVVG keine näheren Angaben, da aus ihrer Sicht bei Flächenverkäufen von unter 1.000 ha keine repräsentativen Angaben mehr möglich sind.
Neben dem Flächenverkauf bildete der Abschluss von 1.400 Pachtverträgen über insgesamt 17.500 ha einen weiteren Schwerpunkt der Aktivitäten der BVVG. Die Durchschnittsgröße der Flächen betrug hier 12,5 ha bei einer Laufzeit von vier bis sechs Jahren. Danach sollen auch diese Flächen verkauft werden.
Detailliert informierte die Geschäftsführung der BVVG über die Unterschiede im Kauf- und Pachtpreisniveau, über verschiedene Ausschreibungsformen und das Privatisierungsgeschehen seit 1992. Näheres erfahren Sie in der aktuellen Ausgabe 6 der Bauernzeitung, die auch als E-Paper erhältlich ist.
Die guten Böden im Regenschatten des Harzes eignen sich hervorragend für die Produktion von Arznei- und Gewürzpflanzen. Sachsen-Anhalt ist mit 1.200 Hektar Anbauumfang ein Zentrum der Erzeugung dieser Sonderkulturen.
Sachsen-Anhalt ist eine Hochburg des Kräuteranbaus in Deutschland. Arznei- und Gewürzpflanzen wachsen hier auf 1.200 ha. Die Hauptanbauregionen liegen im Regenschatten des Harzes und in der südlichen Magdeburger Börde, die mit ihren guten Böden für die Erzeugung dieser Sonderkulturen prädestiniert sind. Angebaut werden vor allem Majoran (im Durchschnitt 350–550 ha), des Weiteren Thymian (200-300 ha), einjähriger Kümmel (150–300 ha), Fenchel (100–200 ha) und Wolliger Fingerhut (70–120 ha) sowie Bohnenkraut (20–100 ha). In den vergangenen Jahren wurde das Artenspektrum durch Inkulturnahme von Oregano, Basilikum, Kresse und Anis erheblich erweitert.
Wissenschaftliche bzw. fachliche Kompetenz speziell zu Arznei- und Gewürzpflanzen findet sich in Sachsen-Anhalt u. a. am Julius-Kühn-Institut (JKI), Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen, mit Sitz in Quedlinburg, am Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) in Gatersleben, beim Verein „Saluplanta e. V.“ in Groß Schierstedt sowie an der Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau (LLG) in Bernburg-Strenzfeld. Letzterer obliegt seit 1993 die Leitung der bundesweiten Bund-Länder-Arbeitsgruppe „Lückenindikationen/Arznei- und Gewürzpflanzen“.
Zu den wichtigsten Verarbeitungsunternehmen im Land gehören die Majoranwerk Aschersleben (Mawea) GmbH, die Agrargenossenschaft Calbe eG, die Cochstedter Gewürzpflanzen eG und die Dr. Junghanns GmbH, Groß Schierstedt.
Quelle: Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau (LLG) Sachsen-Anhalt
Kaufpreis für BVVG-Flächen zuletzt leicht rückläufigDie Bodenverwertungs- und -verwaltungs GmbH (BVVG) hat im Vorjahr in Sachsen-Anhalt rund 1.900 Hektar Agrarland zu einem Durchschnittspreis von knapp 23.000 Euro je Hektar verkauft.
Die Bodenverwertungs- und -verwaltungs GmbH hat die Privatisierung ehemals volkseigener land- und forstwirtschaftlicher Flächen nach den Privatisierungsgrundsätzen aus dem Jahr 2010 (PG 2010) im Vorjahr fortgeführt. Wie die BVVG in Berlin bilanzierte, veräußerte die Magdeburger Niederlassung der BVVG 2019 in Sachsen-Anhalt rund 1.900 ha landwirtschaftliche Flächen im Rahmen öffentlicher Ausschreibungen zum Verkehrswert.
Der Durchschnittspreis lag bei 23.179 €/ha, das waren knapp 1.000 € weniger als 2018 (24.253 €/ha). 2017 betrug der mittlere Kaufpreis 22.580 €/ha, 2016 waren es 22.783 €/ha. Mit dem leichten Preisrückgang fiel Sachsen-Anhalt wieder hinter Mecklenburg-Vorpommern zurück, wo Agrarland im Mittel 24.336 €/ha kostete. Verkauft wurden hierzulande von der BVVG ferner 95 ha Wald und 110 ha Umwidmungsflächen.
Ende 2019 hatte die BVVG in Sachsen-Anhalt noch 23.500 ha landwirtschaftliche Flächen in der Verpachtung, die noch zu privatisieren sind, sowie 1.000 ha Wald. Der mittlere Pachtzins für Acker- und Grünland (Bestands- und Neuverträge) blieb im Vorjahr nahezu unverändert (2018: 580 €/ha, 2017: 574 €/ha, 2016: 547 €/ha). Damit liegt das Land hier mit weitem Abstand vor Mecklenburg-Vorpommern mit 467 €/ha.
Seit 1992 privatisierte die BVVG in Sachsen-Anhalt in der Summe 152.400 ha Agrarflächen und 100.000 ha Wald (beides einschließlich Verkäufe nach dem Entschädigungs- und Ausgleichsleistungsgesetz/EALG) sowie 17.500 ha Umwidmungsflächen. Unentgeltlich übertragen wurden darüber hinaus 14.900 ha Naturschutzflächen. Im Jahr 2020 sollen laut BVVG landesweit erneut rund 1.900 ha Agrarland sowie 50 ha Wald und 100 ha Umwidmungsflächen verkauft werden.
In Sachsen-Anhalt haben mehr als 180 Weidetierhalter einen Zuschuss zu Maßnahmen zum Schutz ihrer Herden vor dem Wolf beantragt, 90 Prozent der Anträge wurden bewilligt.
Das Land Sachsen-Anhalt hat im vergangenen Jahr insgesamt knapp eine Million Euro für den Schutz von Weidetieren vor dem Wolf sowie für Rissentschädigungen an Weidetierhalter zur Verfügung gestellt: für Präventionsmaßnahmen 980.230 € und für Schadensausgleich 40.000 €. Wie das Umwelt- und Agrarministerium in Magdeburg auf Nachfrage der Bauernzeitung informierte, haben im Vorjahr 183 Antragsteller insgesamt rund 1,15 Mio. € Präventionsmittel beantragt.
Bewilligt worden seien davon 163 Anträge mit einem Volumen von 975.800 €. Für 26 Wolfsrisse in Nutzviehbeständen habe das Land im vergangenen Jahr 19.455 € an Schadensausgleich geleistet. Laut Haushaltsplan standen 2019 ursprünglich 220.000 € Präventionsmittel und 40.000 € für Entschädigungen zur Verfügung. Das Budget sei aufgestockt worden.
Dem Ministerium zufolge waren unter den 183 Antragstellern von Präventionsmitteln 156 landwirtschaftliche Betriebe, ferner 27 Hobbytierhalter. Nach Tierarten betrachtet, seien es 118 Schafhalter, 53 Rinderhalter, 16 Pferdehalter, drei Damwildhalter sowie ein Straußenhalter gewesen, wobei acht Antragsteller mehrere Tierarten hielten.
Durch Wölfe sind bei insgesamt 51 dokumentierten Übergriffen im Jahr 2019 in Sachsen-Anhalt 148 Nutztiere getötet worden, darunter 111 Schafe, eine Ziege, 14 Rinder und 14 Stücken Gatterwild. Weitere 51 Nutztiere wurden verletzt. Das geht aus vorläufigen Zahlen des Wolfskompetenzzentrums Iden (WZI) hervor.
Für 2020 befinden sich derzeit bereits sieben Übergriffe mit fast 40 getöteten sowie einigen verletzten Nutztieren in Bearbeitung durch das WZI. Zuletzt gab es gleich zwei größere Attacken auf Nutzviehbestände: In Gentha bei Jessen (Landkreis Wittenberg) sollen Wölfe kürzlich 17 Schafe gerissen haben, die auf einer umzäunten Weide standen. In Meitzendorf bei Barleben (Landkreis Börde) kamen elf Schafe zu Tode.
Mehr zum aktuellen Stand des Herdenschutzes in Sachsen-Anhalt lesen Sie in der Bauernzeitung 6/2020 auf S. 15.
Ein Thema bei den Runden-Tisch-Gesprächen auf der Farm & Food war: Welchen Mehrwert kann der digitale Getreidehandel dem Landwirt bieten? Und was sagt der Landhandel?
Fast 30 regionale Raiffeisen-Organisationen investieren aktuell in eine gemeinsame digitale Handelsinfrastruktur. Die Plattform soll nächstes Jahr starten. Außerdem gibt es mehrere Start-ups, die Portale für einen digitalen Getreidehandel aufbauen. Gründe genug, dass der Kongresses Farm & Food 4.0 das Thema zur Diskussion stellte.
Tobias Fallmeier, Geschäftsfüh-rer der digitalen Handelsplattform Cropspot, stellte die Frage: Warum geht es beim digitalen Getreidehandel so schleppend voran? Andere Bereiche der Landwirtschaft sind beim Einsatz digitaler Technik wesentlich weiter. Das Interesse an dieser Vermarktungsform nimmt aber langsam zu. Das spiegelte sich auch an der großen Teilnehmerzahl wider. Mehrere Start-ups und Unternehmen, von denen auch einige vor Ort waren, beschäftigen sich mit dem Thema.
Fallmeier nannte andere Beispiele aus der Wirtschaft, die digital wunderbar funktionieren, wie mobile.de oder Amazon.com. Warum aber kann der Landwirt sein Getreide oder seine Ackerbohnen nicht genauso effizient über das Internet vermarkten wie Autos oder Bücher? Trotz der geringen Verbreitung glauben Fallmeier und seine Kollegen, dass diese Art der Getreidevermarktung Zukunft hat. Vor Kurzem haben sie deshalb die Vermarktungsplattform Cropspot gegründet. Sie glauben, dass in fünf Jahren 60 % der landwirtschaftlichen Waren digital vermarktet oder beschafft werden. Ob das realistisch ist, wollte der junge Unternehmer mit den Anwesenden diskutieren.
Als erstes fragte er einen Vertreter der Agrarplattform 365farmnet, wie das Portal von den Landwirten angenommen wird. Dessen Antwort: „Bisher tun sich die Landwirte relativ schwer damit, die Dienstleistung von 365farmnet zu nutzen.“ Das Verhältnis von Mehrwert und zusätzlicher Arbeit passt anscheinend noch nicht zu-einander. Die Software müsste ebenfalls intuitiver zu bedienen sein. Das größte Problem in der Etablierung des digitalen Getreidehandels ist die Schwierigkeit, das Abhängigkeitsverhältnis zwischen Landhändler und Landwirt zu brechen, denn der Landwirt verkauft auf der einen Seite sein Getreide an den Landhändler und bekommt aber gleichzeitig Betriebsmittel wie Futter, Dünger oder Pflanzenschutzmittel zurück. Wenn diese Betriebsmittel dann gleichzeitig vom Händler vorfinanziert wurden, sind die Möglichkeiten des Landwirts gering, das Getreide am Händler vorbei zu vermarkten.
Von anderer Seite wurde angemerkt, dass das größte Problem für den digitalen Getreidehandel die Logistik dahinter und eine ausreichend große Lagerkapazität seien. Hintergrund ist auch ein zunehmender Trend der Bäckereien hin zu Mehlen mit speziellen Qualitäten, die dann vorher auch separat erfasst und gelagert werden müssen. Aus diesem Grund müsse auch die genaue Rückverfolgbarkeit gegeben sein.
Bernhard von Weichs, Landwirt und Vater eines der Gründer von Cropspot, fügte hinzu, dass zur Vermarktung von zum Beispiel Getreide grundsätzlich folgende Voraussetzungen erfüllt sein müssen: Landwirte sind nur Marktteilnehmer, wenn ihnen die Ware gehört, wenn sie sie lagermäßig vorhalten können und wenn sie liquide genug sind, den Markt zu bedienen.
Ware, die über ein Portal verkauft werden soll, muss hinsichtlich ihrer Eigenschaften definiert werden. Möchte ein Landwirt zum Beispiel seinen Weizen vermarkten, muss er zuerst den Weizen hinsichtlich der Qualität definieren. Daraufhin muss der Weizen, egal wonach man sortiert, ob Eiweißgehalt oder Fallzahl, separat gelagert werden. Bei anderen Produkten wird nach anderen Eigen-schaften sortiert. Zur Vermarktung des Weizens muss sich der Landwirt anschließend aktiv mit dem Markt auseinandersetzen. Dabei soll ihm die Plattform Crop-spot helfen.
Für Landhändler Grundmann aus Österreich ist der zentrale Punkt das Vertrauen zwischen den Handelspartnern. Im klassischen Agrarhandel kennen sich Verkäufer und Käufer meist persönlich und wissen damit in etwa, wie sicher sie ihr Geld bekommen. Außerdem weiß man bei etwaigen Streitpunkten, an wen man sich wenden kann. Auch für ihn ist die Logistik wichtig, denn dieser Posten macht bis zu 50 % des Preises aus. Das Wichtigste ist jedoch zu wissen: Mit wem mache ich das Geschäft, bekomme ich die zugesicherte Ware bzw. das Geld?
Als nächstes kam die Frage auf, von wo denn der Landwirt den Dünger bekomme, wenn das Getreide online verkauft wird und ob da nicht gleich der Betriebsmittel-einkauf mit digitalisiert werden sollte. Fallmeier räumte ein, dass das aus logistischer Sicht sicher von Vorteil wäre, aber das Ziel der Plattform ja nicht das Verdrängen des klassischen Landhandels sei. Der Landhandel sei zur Erfassung des Getreides sicher oft vonnöten, nur dass diese digitalisiert werden sollte.
Ein Teilnehmer fügte hinzu, dass der Trend sowieso dahin gehe, dass die großen Pflanzenschutzmittelhersteller ihre Produkte zunehmend im Direktvertrieb an den Landwirt bringen. Seiner Meinung nach stehen digitaler und konventioneller Handel in Zukunft in einem direkten Wettbewerb, wobei der digitale Agrar-handel nicht immer den besten Preis machen wird. So, wie bei der Plattform Amazon auch, wird sich der Marktteilnehmer mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis durchsetzen. Wie bei Konsumgütern oder Autos auch, kann der Käufer bzw. Verkäufer zum Händler seines Vertrauens gehen oder das Geschäft online abwickeln. Gewisse Unterschiede zwischen Konsumgüterhandel und Agrarhandel gibt es trotzdem. Während bei den Konsumgütern oft einmalige Geschäfte abgewickelt werden, stehen bei den Landwirten und dem Agrarhandel jedoch nachhaltige Geschäftsbeziehungen im Vordergrund, wobei sich die Landwirte nicht auf einen be-schränkten, sondern meist mehrere Geschäftspartner zur Auswahl haben.
Eine Wortmeldung meinte, dass mit dem Einzug des digitalen Handels die bestehenden Geschäftsbeziehungen ja nicht aufgegeben werden. Von Vorteil seien zudem eine einfachere Informationsbeschaffung (online statt Telefon) und zusätzliche Möglichkeiten der Vermarktung im Sinne des Spruches „Konkurrenz belebt das Geschäft“.
Eine weitere Anregung war die Frage: Wie viel ist den Landwirten das Vertrauensverhältnis wert? Oder geht es den Landwirten nicht schlecht genug, da sie weiterhin bessere Angebote ausschlagen können? Auf der anderen Seite sollte nach Meinung eines Teilnehmers bedacht werden, dass die Onlineportale auch Geld verdienen wollen und dort nicht nur Gutmenschen sitzen. Der Landwirt kann zwar zehn gute Partien ernten, aber spätestens wenn die elfte Partie nicht den geforderten Qualitäten entspricht, ist wieder der Landhändler des Vertrauens gefragt.
Ein Landwirt hofft, über diese Plattformen ein besseres Gefühl für den Getreidemarkt zu bekommen, denn in den letzten Jahren sei es doch oft passiert, dass die Landwirte eingelagert hätten und es sich nicht gerechnet habe oder aber, dass sie zum falschen Zeitpunkt das Getreide verkauft hätten.
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