Rinder der Rasse Schwarzbuntes Niederungsrind auf einer Weide (c) imago images / blickwinkel

Schwarzbuntes Niederungsrind: Kulturgut von der Nordsee

Das schwarzbunte Niederungsrind stammt aus dem Nordsee-Raum Deutschlands. Die Rasse stellt heute ein Kulturgut dar, dass es zu bewahren gilt. Auch die Rasse Holstein-Friesian (HF) geht auf das Schwarzbunte Niederungsrind zurück.

Von Prof. Dr. habil. Dr. agr. Wilfried Brade (TiHo Hannover)

Die Wiege des Deutschen Schwarzbunten Niederungsrindes (DSN) stand vor mehr als 160 Jahren im Nordsee-Raum. Auch die Zucht der nordamerikanischen Holstein-Friesian (HF) geht auf Schwarzbunte Rinder, hier vor allem aus dem holländisch-friesischen Zuchtgebiet, zurück.

Den ersten Nachweis für ein offizielles Deutsches Schwarzbunt-Herdbuch findet man im „Amtsblatt für die landwirtschaftlichen Vereine des Königreiches Sachsen“ vom Juni 1868, das die Satzungen eines Herdbuches für die Reinzucht der Oldenburger Milchrasse enthält (Dr. Köppe-Forsthoff, 1967).

Zuchtziel: Zweinutzungsrind

Frühe Reglementierungen bei der Körung vor allem von Vatertieren führte zur Bevorzugung einzelner Farbmerkmale. Als Farbfehler galten ab Ende des 19. Jahrhundert: schwarzes Euter, schwarzer Hodensack oder schwarze Beine bis auf den Kronenrand sowie die Weißköpfigkeit. Als Zuchtziel wurde frühzeitig ein Zweinutzungsrind (Milch und Fleisch) definiert.

Die deutlich höhere Milchmengenveranlagung der HF führten ab Mitte der 1960er Jahre zu einer Verdrängungskreuzung mit HF in den westlichen Bundesländern (= Deutsche Holstein-Rinder, DH). In der ehemaligen DDR wurde etwa zeitgleich das Zuchtprogramm des Schwarzbunten Milchrinds (SMR) zentralistisch vorgegeben. Der ostdeutsche SMR-Kuhbestand wurde inzwischen ebenfalls zu DH systematisch umgezüchtet.

Schwarzbuntes NIederungsrind: Rasse ist kulturgut

Übrig geblieben von den einst so weit verbreiteten „alten“ Schwarzbunten (DSN) sind nur wenige Kuhbestände. Seit Anfang der 1970er Jahre wird diese alte Rasse, die heute ein zu bewahrendes Kulturgut darstellt, in Form von Genreserven gehalten.

Deutsches schwarzbuntes Niederungsrind
Kuh der Rasse Schwarzbuntes Niederungsrind (c) Reiner Schumann

Mehrere Vereine widmen sich aktuell in Deutschland dem Erhalt des Deutschen Schwarzbunten Niederungsrinds. Im gesamten Bundesgebiet gehörten in 2014 noch ca. 15.000 Milchkühe dieser Rasse an. Die Leistungsdifferenz zwischen den Deutschen Holstein (DH) und dem Deutschen Schwarzbunten Niederungsrind (DSN) unter vergleichbaren Bedingungen beträgt gegenwärtig etwa 2.000 kg Milch. Das aktuelle Zuchtziel nennt weiterhin Zweinutzungsrinder (Milch-Fleisch) mit guter Weidefähigkeit, guter Bemuskelung und Keulenausprägung. Seit einigen Jahren gibt es wieder ein umfangreiches Angebot an Besamungsbullen, das sowohl für die Reinzucht als auch für die Anpaarung an Kühen anderer Rassen betriebsindividuell genutzt werden kann.

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