Die Sorten der Demonstration in Bösleben stellte im Detail Dr. Uwe Jentsch (TLLLR) vor. (c) Braugerstenverein

Braugerstenrundfahrt: Gute Ernte in Aussicht

Landwirte, Mälzer, Brauer und Saatgutzüchter kamen zur Braugerstenrundfahrt nach Bösleben. Während die Sommergerste gut im Feld steht, sorgen die Preisaussichten nicht für Freudensprünge.

Nach 2019 gab sich die Braugerstengemeinschaft in Thüringen wieder die Klinke in die Hand. Und zwar bei der Braugerstenrundfahrt, ausgerichtet vom Thüringer Braugerstenverein und dem Landesamt für Landwirtschaft (TLLLR). Treffpunkt der 90 Teilnehmer war vorige Woche die Agrargenossenschaft Bösleben im Ilm-Kreis, die im Vorjahr den Braugerstenwettbewerb gewonnen hatte.

Braugerstenrundfahrt: 13 Sorten präsentiert

Die Sorten der Demonstration in Bösleben stellte im Detail Dr. Uwe Jentsch (TLLLR) vor.
Die Sorten der Demonstration in Bösleben stellte im Detail Dr. Uwe Jentsch (TLLLR) vor. (c) Braugerstenverein

Der Tradition folgend wird beim Siegerbetrieb stets die Sortendemo des Vereins angelegt. 13 Sorten warfen die Saatzuchtfirmen für die diesjährige Demo in den Ring. Auf dem Schlag mit seinem 39er-Boden war 2020 Winterweizen geerntet worden. Die Saatbettbereitung und Aussaat war mit Anfang März für Böslebener Verhältnisse recht spät, wo die Mannschaft um Vorstandschef Ralf Gumpert für gewöhnlich auf „Frostbestellung“ setzt.

Hier wie auf den Praxisschlägen der Agrargenossenschaft steht die Sommerbraugerste auf knapp 700 ha sehr gut. Während die Kälte im März und April die Bestände um ein paar Tage im Entwicklungsstand zurückwarf, kam das feuchte Frühjahr den Sommerungen zugute. Die Bestandesdichte konnte als normal bis gut eingeschätzt werden.



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Pflugloses Wirtschaften

Das wechselhafte, feucht-warme Wetter erhöhte zuletzt den Krankheitsdruck. Etliche Kollegen bestätigten ebenso eine teilweise Spätverunkrautung. Neben Böslebener Praxisschlägen führte die Rundfahrt zu einer Fläche von Landwirt Hermann Hoyer.

Der Nachbar bewirtschaftet von Witzleben aus 1.200 ha, davon 200 ha ökologisch. Seit 1991 wirtschaftet Hoyer pfluglos. 1996 begann er mit der Direktsaat, 2007 führte er die Unterfußdüngung ein und 2010 das Strip-Till-System. 2019 startete Hoyer, der für seinen unkonventionellen Ackerbau bekannt ist, mit einem Rauch-Düngerstreuer (AGT mit 30 m Arbeitsbreite) in stehende Zwischenfrüchte zu drillen.

Am Praxisschlag von Hermann Hoyer (r.), der mittlerweile „streut“ statt drillt.
Am Praxisschlag von Hermann Hoyer (r.), der mittlerweile „streut“ statt drillt. (c) Braugerstenverein

Den Teilnehmern der Braugerstenrundfahrt konnte Hoyer einen guten Bestand präsentieren. Die Sommergerste Leandra hatte er im Herbst gedrillt – Vorfrucht war in diesem Fall ebenso eine Sommergerste.

Markt verlangt nach Braugerste

Neben den agronomischen Themen wurde freilich auch die Marktlage diskutiert. Stephan Bergler von der Ireks GmbH Kulmbach berichtete, dass die bundesweite Sommergerstefläche in dieser Saison um 18 Prozent zurückging. Dies entspricht fast 50.000 ha. In Bayern oder Baden-Württemberg verdränge der Dinkelanbau die Sommergerste. Bergler zufolge rechnen die Händler dennoch mit einer hohen Erntemenge, nicht zuletzt aufgrund der Niederschläge.

Dietrich Kaiser, Vorstandsvorsitzender des Braugerstenvereins und Geschäftsführer der Malzwerke Erfurt, wies darauf hin, dass der Markt – Corona zum Trotz – nach Braugerste verlange. Freilich, und das bleibt für die Anbauer der Wermutstropfen, sind die Preise nicht dort, wo sie sein müssten.

Aufgerufen wurde abermals zur Teilnahme am Braugerstenwettbewerb. Einsendeschluss für die Proben ist der 6. September. Details dazu bietet die Geschäftsstelle des Braugerstenvereins unter www.landvolkbildung.de. red

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