Skandal um Ferkeltötungen

Illegaler Einbruch im Stall: Bloß nicht einschüchtern lassen!

Immer wieder dringen Tierrechtsaktivisten illegal in Ställe ein und filmen Missstände im Tierschutz. (Symbolbild) © utaem2022/stock.adobe.com
Kommentar

Dringen Tierrechtsaktivisten illegal in Ställe ein und filmen verstörende Tierschutzverstöße, ist der Vorwurf nicht weit, dass die ganze Branche Auflagen ignorieren würde. Die Behauptung wird nicht stichhaltiger, nur weil sie regelmäßig wiederholt wird, kommentiert Frank Hartmann.

Artikel teilen

Berliner Tierrechtsaktivisten haben in zwei Sauenzuchtanlagen in Sachsen-Anhalt und Thüringen versteckte Filmaufnahmen gemacht. Ausgestrahlt im MDR-Fernsehen, zeigten die verstörenden Bilder, wie Mitarbeiter bar geltender tierschutzrechtlicher Regelungen Nottötungen an Ferkeln durchführten.

Einbruch im Stall: Wie Aktivisten Risiken im Betrieb ignorieren

Die Aufnahmen wollen die Tierrechtsaktivisten, die sich illegal Zutritt zu den Betrieben verschafften, im Oktober vorigen Jahres gemacht haben. Mit Schutzanzügen ausgestattet, gaben sie vor, sich des seuchenhygienischen Risikos bewusst zu sein. Das klingt nach Verantwortung – ist es aber nicht. Leserinnen und Leser dieser Zeitung wissen, wie Mitarbeiter oder Tierärzte, und ab und zu auch Gäste, heutzutage durch Schleusen mit Duschen und Kleidungswechsel Schweineställe betreten und wieder verlassen. Der Gesundheitsstatus der Herden genießt höchste Priorität.

Dass Tierrechtsaktivisten erst mehrere Monate nach Entstehung ihrer Bilder die Behörden und/oder die mediale Öffentlichkeit informieren, ohne das von ihnen meist vorgeworfene „systematische“ Leid der Tiere zu beenden, ist nichts Neues.

Vorwurf: Keine Einzelfälle sondern systematische Verstöße

Warum die in den Filmen abgebildeten Mitarbeiter, die sachkundig geschult sein müssen, derart gehandelt haben, werden Ermittlungen der Polizei und der Veterinärbehörden hoffentlich ans Licht bringen. Fakt ist: Die Arbeit in der Tierhaltung ist ein Knochenjob und die Lohnanreize sind begrenzt. Qualifizierte Tierwirte zu finden, war und bleibt schwierig, nicht erst seit der Wende. Es gibt genug Unternehmen, denen das gelingt. Umso wichtiger ist es, beim Kontroll-, Belehrungs- und Weiterbildungsregime der tierpflegenden Mitarbeiter nie nachzulassen. Verfehlungen müssen geahndet werden. Und dürfen schlichtweg nicht mit dem Argument, kein anderer wolle doch den Job machen, in Kauf genommen werden. Das ist keine Geschäftsgrundlage.

Verfehlungen wie die aktuellen, die strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen können, nimmt die aktivistische Bewegung, darunter finden sich auch radikale Veganer, über mediale Lautsprecher regelmäßig zum Anlass, der gesamten Branche, insbesondere den „Massentierhaltern“, systematische Regelverstöße zu unterstellen.

Nicht genug Zitzen für gesunde Ferkel?

Staatliche Kontrollen, wenn es sie überhaupt gäbe, wären wirkungslos, noch schlimmer: Amtliche Veterinäre machten mit Nutztierhaltern gemeinsame Sache. Das ist und bleibt bloße Behauptung und wird, wie die hier besprochenen Fälle zeigen, auf die Spitze getrieben: So wurde von den Tierrechtlern die „Vermutung“ formuliert, dass in großen Betrieben regelmäßig auch gesunde Ferkel getötet würden, weil die Sauen nicht genug Zitzen hätten. Mit Verlaub: Solch einen Unfug konnte man lange nicht hören. Was wir wissen und woran die Branche immerfort arbeitet, ist das Absenken der Ferkelverluste. Dass die durchschnittlichen Verluste immer noch hoch sind, ist keine geheime Verschlusssache.

Einbruch im Stall: Versteckte Kameras

Spekulation bleibt, in wie vielen Betrieben die Aktivisten Kameras versteckt hatten und in wie vielen Fällen es keine Verfehlungen gab. Angesichts des Regierungswechsels mit einem sich zur Fleischerzeugung bekennenden Bundesagrarminister sollten sich alle tierhaltenden Betriebe darauf einstellen, dass „ehrenamtliche“ Kontrollen, wie es Tierrechtler schon genannt haben, eher zu- als abnehmen.

Aktuelle Ausgabe
Bauernzeitung Ausgabe 23/2025_Titel

Unsere Top-Themen

  • Einladung zum Deutschen Mühlentag 
  • Raps – eine ostdeutsche Kultur 
  • Kartoffeln automatisch sortieren
  • Märkte und Preise
Zur aktuellen Ausgabe
Informiert sein
Eine Sau liegt im Stall und säugt ihre Ferkel
Gerade große Tierhaltungen geraten regelmäßig nach öffentlichen gewordenen Verstößen pauschal ins Visier öffentlicher Kritik. (c)Sabine Rübensaat (Symbolbild)

Fachliche Qualität – jetzt digital mit dem gratis Upgrade!

Sie sind bereits Abonnent:in der gedruckten Bauernzeitung und möchten die aktuelle Ausgabe zusätzlich auf Ihrem Smartphone, Tablet oder in der Browseransicht lesen? Erweitern Sie einfach Ihr Abonnement:

  • Jetzt ein Jahr kostenlos upgraden
  • Zuverlässig donnerstags lesen
  • Offline-Modus: E-Paper auch ohne Internetzugang lesen
  • Lesemodus nutzen, Artikel speichern, Suchfunktion
  • Zugriff auf das Ausgaben-Archiv

Die Bauernzeitung jetzt digital lesen – immer und überall!

Bauernzeitung Upgrade 1 Jahr gratis