Ernährungspolitik im Fokus

Fleisch in Kitas und Schulen: Wie Rainer die deutsche Landwirtschaft umkrempeln will

Wie sieht gesundes Essen für Kinder aus? Soll es künftig wieder Fleisch in Kitas und Schulen geben? (c) simba kim/stock.adobe.com
Agrarpolitik

Fleisch in Kitas & Schulen: Rainer vs. Özdemir – Was bedeutet der Kurswechsel für Deutschland? Der neue Agrarminister Alois Rainer will mehr Fleisch auf dem Teller, während sein Vorgänger Cem Özdemir auf vegetarische Kost setzte. Welche Rolle spielt Fleisch künftig? Ein Kommentar von Claudia Duda.

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Der neue Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer (CSU) will wieder mehr Fleisch in Kitas und Schulen. Hier steht der Metzgermeister völlig konträr zu seinem Vorgänger – dem Vegetarier Cem Özdemir (Grüne). Noch vor seinem Amtsantritt verkündete der Minister in spe, dass der Fleischpreis unter der schwarz-roten Regierung sogar sinken könne. Eine Erhöhung des Mehrwertsteuersatzes auf Fleischprodukte schließt er jedenfalls aus.

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Regierungswechsel: Cem Özdemir (Grüne) begrüßt den neuen Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer (CSU). (c) BMEL

Das schmeckt nicht jedem. Ernährungswissenschaftler und Umweltschützer laufen dagegen Sturm. Der Vorschlag sei „aus der Zeit gefallen“, wetterte beispielsweise Dirk Jansen vom Bund für Umwelt- und Naturschutz und argumentierte mit 21 Mrd. Euro Kosten durch Umwelt- und Klimaschäden, die die Fleischproduktion in Deutschland laut einer Studie vom Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) jedes Jahr nach sich ziehe.

Fleisch-Konsum geht kontinuierlich zurück

Zuletzt ist der Fleischkonsum in Deutschland kontinuierlich zurückgegangen. Laut dem Bundeslandwirtschaftsministerium aß im vergangenen Jahr jeder Mensch in Deutschland im Schnitt etwa 53 kg Fleisch. 2015 waren das noch etwa 8 kg mehr. In seiner Regierungserklärung lässt sich Alois Rainer zitieren: „Zu einer ausgewogenen Ernährung gehören für mich Obst und Gemüse, aber auch Fleisch und Fisch. Es geht um gesundes Essen mit sicheren und hochwertigen Lebensmitteln für Jung und Alt.“

Und er hat völlig Recht, wenn er fordert, dass die Tierhaltung bei uns stattfinden und den Wirtschaftsstandort stärken soll, statt dass die Tierhaltung ins Ausland abwandert. Das dient nicht dem Tierwohl. Für ihn gehe es nicht um ein „entweder oder“, sondern um ein „sowohl als auch“, betonte er in seiner Rede im Bundestag.

Leberkäse gegen Tofu – ein Kulturkampf

Die größte Herausforderung für die Landwirte bleibt es, die Balance zwischen Nachhaltigkeit und ökonomischer Tragfähigkeit zu finden. Wie also weiter in der Ernährungspolitik dieses
Landes? Reglementierung oder mündige Entscheidung der Verbraucherinnen und Verbraucher? Fakt ist, mit einem populistischen Kulturkampf nach dem Motto Leberkäse gegen Tofu wird die Zukunft möglicherweise für alle ungenießbar. Fakt ist außerdem, dass sich durch den technologischen Fortschritt auch unser Essen verändern wird.

Fleisch aus dem 3D-Drucker

Kürzlich veröffentlichte die Bitkom – die Interessenvertretung der Informations- und Telekommunikationsbranche –, dass sich laut einer repräsentativen Befragung inzwischen rund jeder Vierte (24 %) vorstellen kann, kultiviertes Fleisch aus dem 3D-Drucker zu essen.

Dabei handelt es sich um kultiviertes Fleisch, welches aus tierischen Zellen in einem Bioreaktor produziert und mithilfe eines 3D-Druckers zu fleischähnlicher Struktur geformt wird. Vor allem die Unter-50-Jährigen sind für diese Alternative offen. Insgesamt ist laut der Befragung rund ein Drittel (31  %) überzeugt, dass kultiviertes Fleisch aus dem 3D-Drucker zu einer nachhaltigeren Lebensmittelproduktion beitragen kann.

Landwirtschaft, Verarbeitung und Handel müssen zusammenarbeiten

Klar ist: Die aktuellen Grabenkämpfe, die unsere Branche spalten, sind nicht nur kontraproduktiv, sondern ignorieren auch die Komplexität moderner Landwirtschaft, Esskultur und gesellschaftlicher Realität. Diese rückwärtsgewandten Auseinandersetzungen verhindern den notwendigen Fortschritt und schaden dem Ansehen der gesamten Branche. Landwirtschaft, Verarbeitung und Handel müssen eng zusammenarbeiten, um die Bedürfnisse aller Beteiligten zu berücksichtigen und gemeinsame Ziele zu erreichen. Und nicht zuletzt: Die Menschen, die am Ende essen und kaufen, müssen in den Diskurs einbezogen werden.

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