Start in die Weidesaison. Das heißt auch, dass die Tränken wieder zu den Herden kommen. (c) Frank Hartmann

Agrar eG Teichel: „Klassenzimmer“ im Betrieb

Eine Färse der Agrar eG Teichel konnte den Bestwert bei der diesjährigen Online-Aktion erzielen. Online läuft es derzeit auch bei den Auszubildenden des Landwirtschaftsbetriebs – dies ist nicht nur für die Lehrlinge selbst eine schwierige Situation.

Von Frank Hartmann

Den kühlen April hat man auch bei der Agrar eG Teichel gespürt. Und die „gefühlten“ Niederschläge können nicht darüber hinwegtäuschen, dass man durchaus Regen gebrauchen kann, sagt Pflanzenbauvorstand Eric Engelmann. Mit knapp einwöchiger Verspätung sollte in dieser Woche die Ernte des Winterfutterroggens beginnen. Auf den früh gedrillten Schlägen steht er richtig gut. 60 ha werden geschnitten, zwei Tage angewelkt, hiernach gehäckselt und im Silo konserviert. „Den Futterroggen brauchen wir, um im Sommer den Futteranschluss für die Milchkühe herzustellen“, so Engelmann. Zudem ist Eile geboten, denn dem Roggen soll Mais folgen.

Wildschweine zerstören die saat

An den ersten Schnitt des Grünlands ist noch lange nicht zu denken. Die Hälfte der Mutterkühe war Ende voriger Woche draußen. Hier mussten die Weiden gut ausgesucht werden, damit die Charolais auch Futter finden.

Einen schönen Erfolg feierte Herdenmanager Jens Schmidt beim 12. Deutschen Fleischrind-Färsenchampionat. Mit drei Tieren war man bei der Online-Auktion dabei. Die im Dezember 2019 geborene Uschi war einem Käufer der Bestpreis von 3.700 Euro wert. Schmidt hat noch Zuchtvieh im Stall: Sowohl männliche Tiere als auch weibliche sind immer verfügbar, nutzt er die Gunst der Stunde für Werbung. Er hebt die Kreuzungsleistung der Rasse hervor, die sich hervorragend für Mastanpaarungen mit anderen Rassen eignen würde.

Wassertank
(c) Frank Hartmann

Wie schon vor fünf Wochen befürchtet, musste bei einem Teil der im Vorjahr gedrillten Luzerne gehandelt werden. „Wir haben uns auf 35 Hektar für eine Nachsaat entschieden“, berichtet Engelmann. Trockenheit hat der Leguminose zugesetzt. Dem Raps, der vor dem letzten Wochenende seine Blässe nicht verbergen wollte, sollten die jüngsten warmen Tage aber einen ordentlichen Schub verleihen. Gedrillt wurde vorige Woche Mais. Wo man es im Herbst nicht mehr schaffte, den Mist auszubringen, gab es zuvor eine Gülledüngung.

Und: Kaum war der Mais im Boden, machten sich an den geschützten Schlagrändern Wildschweine daran, die Saat zu „ernten“. Hier setzt die Agrar eG Teichel auf ein mittlerweile bewährtes und verlässliches biologisches „Pflanzenschutzmittel“. Mit dem Mittel „penergetic b WV“, welches mit der Pflanzenschutzspritze entlang des Feldrandes auf 27 m ausgebracht wird, werden die Wildschweine durch die Biostimulation vergrämt.


Im August beginnt Marie George, hier mit Vorstand Stefan Blöttner, ihre Ausbildung in Teichröda.

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Agrar eG Teichel: online-unterricht

Aufwendig gestalten sich nach wie vor die Abstandsregeln zu Gewässern, die in Thüringen bereits seit 2019 gelten. Wo Erbsen in den Boden kamen, ließ Engelmann einen zehn Meter breiten Sommergerstenstreifen zum Gewässerrand drillen. Die Zweckmäßigkeit der Regeln, die unter anderem den Leguminosenanbau an Gewässern verbieten, sei nach wie vor schwer nachzuvollziehen, meint der Ackerbauvorstand.

Diese Maßnahme sei eine weitere unentgeltliche Leistung, die durch die Landwirte erbracht werden müsse, während in anderen Bundesländern dafür eine Ausgleichszahlung bzw. Entschädigung gezahlt werde. Vorstandschef Dr. Stefan Blöttner zieht den Vergleich zu den Biberschäden, wo aufgrund von Vernässung eine Bewirtschaftung unmöglich wird. Die Kosten lägen beim Landwirt, eine Entschädigung erfolge nicht.

Während die Produktion läuft, macht sich Vorstandschef Blöttner derzeit Sorgen um die Lehrlinge. Zum einen verzögert die Coronapandemie das Vorankommen bei der Erlangung des Traktorführerscheins, was der Betrieb bezahlt. Gehofft hatte Blöttner, dass die Lehrlinge des ersten Ausbildungsjahres vor der Ernte die Fahrerlaubnis in der Tasche haben. Denn zur Ernte wird jeder Schlepperfahrer gebraucht. „Wie es aussieht, wird es jetzt frühestens im September.“

Gravierender schätzt Blöttner jedoch die Defizite in der theoretischen Berufsausbildung ein. Die Berufsschule kann seit Monaten nur noch Online-Unterricht anbieten, was freilich den Präsenzunterricht nicht ersetze. In der Natur der Sache liege, dass die Lehrlinge beim Online-Unterricht weniger motiviert sind.

das beste aus der situation machen

Nunmehr entschied man sich, den Azubis einen Rechner im Betrieb zur Verfügung zu stellen, damit sie ihre Berufsschulzeit unter Kontrolle von Ausbildungsleiterin Claudia Söffing intensiver nutzen. Nebenbei können Fragen beantwortet werden. So wirke der Betrieb beim „Homeschooling“ aktiv einer möglichen Fehlentwicklung entgegen.

Dadurch greife man jedoch nur korrigierend ein. Die Arbeit eines ausgebildeten Pädagogen samt Unterricht in der Berufsschule ersetze diese Unterstützung nicht. „Wir versprechen uns davon, dass Schlimmeres wie etwa die Wiederholung des Schuljahres verhindert werden kann“, so der Vorstandschef.

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