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Mindestlohn: Wie das Wassergut Canitz in der Saison reagiert

Vom Jäteflieger aus halten Saisonarbeiterinnen händisch den Großteil der Zwiebelanbaufläche des Wassergutes Canitz unkrautfrei. © Karsten Bär

Das Wassergut Canitz setzt bei der Unkrautbekämpfung auf innovative Methoden wie Solarflieger, Robotik und Saisonkräfte. Erfahren Sie mehr über den nachhaltigen Zwiebelanbau, die Luzerne-Silage und die Vorbereitung der Öko-Feldtage bei unserem Praxispartner in Sachsen:

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Ein bisschen Regen hat es zuletzt immerhin gegeben. An der Tatsache, dass trockene Wochen und Monate hinter dem Wassergut Canitz liegen, ändert das nichts. Bis Mitte Mai gab es in und um Wasewitz 22,4 l Niederschlag. Nicht viel, auch im Vergleich mit anderen trockenen Jahren. Glücklicherweise hat es zum Auflaufen der Zwiebeln, die im April gesät wurden, gereicht.

Unkrautbekämpfung: Solarflieger und Saisonkräfte im Einsatz

Zarte grüne Halme sprießen auf den 35 ha Anbaufläche aus dem Boden. Doch nicht alles, was hier grünt, ist auch erwünscht. Für die Beseitigung des ebenfalls aufwachsenden Unkrauts hat das Wassergut inzwischen Unterstützung bekommen. 22 polnische Saisonarbeiterinnen und ein -arbeiter sind seit 9. Mai auf dem Hof. Schwerpunkt ihrer Arbeit ist das Jäten der Zwiebelflächen vom solarangetriebenen Jäteflieger aus.

Der Betrieb verfügt über vier dieser Geräte, auf denen bis zu sechs Arbeiterinnen und Arbeiter Platz finden. Angeschafft wurden die effizienten Solarflieger im Rahmen der Umsetzung des Energiemanagementsystems ISO 50001, welches das Wassergut als Tochterunternehmen der Leipziger Wasserwerke 2016 eingeführt hat. Sie ersetzten an Traktoren angebaute Jäteflieger. Durch ihren Einsatz wird kein zusätzlicher Fahrer für die Zugmaschinen mehr benötigt und somit Diesel eingespart.

Flächen vorbereitet: In Zwiebeln, Kartoffeln und Sojabohnen werden Bewässerungsvarianten vorgestellt.
Flächen vorbereitet: In Zwiebeln, Kartoffeln und Sojabohnen werden Bewässerungsvarianten vorgestellt. © Leipziger Gruppe

Robotik und Handarbeit für nachhaltigen Anbau

27 ha Zwiebeln werden durch eine Präzisionshacke zwischen den Reihen und mittels Handarbeit innerhalb der Zwiebelreihen gepflegt. Auf 9 ha kommt der Feldroboter FarmDroid FD 20 zum Einsatz. Doch auch über diese Fläche fährt zumindest einmal zu Beginn der Solarflieger mit den Saisonarbeiterinnen, damit in den Saatpunkten, wo der Roboter nicht hacken kann, aufkeimendes Unkraut entfernt wird. Wenn notwendig, jäten sie auch in den Soja- und Buschbohnen. Darüber hinaus unterstützen die Saisonkräfte derzeit auch bei den aktuell laufenden Vorbereitungen auf die Öko-Feldtage, die am 18./19. Juni auf dem Wassergut stattfinden; etwa bei der Pflege der Demoparzellen.

Acht bis zehn Wochen sind die zusätzlichen Kräfte in der Regel vor Ort. Es ist ein fester Stamm an Personen, die jährlich für Saisonarbeit ins Wassergut Canitz wiederkommen. Die Teamleiterin ist nun schon das 24. Jahr dabei und kümmert sich um die Organisation der Arbeit. Untergebracht sind sie in Wohnungen, die im Verwaltungsgebäude des Betriebes zur Verfügung stehen. Im Spätsommer und Herbst – zur Kartoffelernte – sind einige wenige Saisonarbeitskräfte noch einmal auf dem Betrieb.

Produktivität und Robotik als Antwort auf Mindestlohn

Wer über Saisonarbeit spricht, kommt um die Frage nach dem Mindestlohn, dessen Erhöhung aktuell wieder im Gespräch ist, nicht herum. Geschäftsführer Dr. Bernhard Wagner vom Wassergut Canitz stellt klar: Dass Saisonkräfte Mindestlohn erhalten, halte er für richtig und absolut fair. Schwierig sei es jedoch, wenn steigende Kosten von stagnierenden Erlösen begleitet werden. Höherer Mindestlohn bedeute, dass der Abstand zum Fachkräfte-Lohn schrumpft.

Das funktioniere auf Dauer nicht. Infolgedessen müsse mit mehr Produktivität und Effizienz gegenhalten werden. So kann der Anbau von intensiven Kulturen wie Zwiebel an diesem Standort nicht beliebig ausgedehnt werden. Zum einen müssen die Anbaupausen – bei der Zwiebel sind das mindestens sieben Jahre – zwingend eingehalten werden, damit die Null-PSM-Strategie der im Bio-Anbau zugelassenen Präparate weiter funktioniert.

Mindestlohn: Autonome Maschinen auf dem Wassergut Canitz

Zum anderen gibt es durch die intensive Bodenbearbeitung höhere Mineralisierungseffekte, welche nicht komplett im Ertrag gebunden werden können. Ein Mittel zur Effizienz-Steigerung sind autonome Maschinen. „Wir befassen uns zunehmend mit dem Thema Robotik“, sagt der Geschäftsführer. Weitere Impulse dafür erwarte er auch auf den Öko-Feldtagen zu bekommen.

Öko-Feldtage 2024: Vorbereitungen laufen auf Hochtouren

Wegen des Parallelaufwands durch die Vorbereitung der Öko-Feldtage holte sich das Wassergut in diesem Jahr zusätzliche Unterstützung durch einen Agrardienstleister für den ersten Schnitt, der vorige Woche begonnen wurde. Den Start machten Luzerne und Kleegras, die siliert werden. Später folgt Grassilage in Rundballen und Heu. Bevor die Mahd beginnt, werden Flächen in den sehr frühen Morgenstunden durch einen Jäger aus der Region mit einer Drohne abgeflogen, um Rehkitze zu finden und in Sicherheit zu bringen.

Diese Vorgehensweise sei selbstverständlich, sagt Bernhard Wagner. Gemäht wird mit Hochschnittkufen, die auf 8–10 cm Höhe eingestellt sind, um den Eintrag von Schmutz oder auch das Aufnehmen von Mäusen ins Mahdgut zu verhindern und bei der Luzerne einen zügigen Wiederaufwuchs sicherzustellen.

Bevor der Häcksler losfuhr, wurde für den Schutz von Rehkitzen gesorgt.
Bevor der Häcksler losfuhr, wurde für den Schutz von Rehkitzen gesorgt. © Leipziger Gruppe

Wasserschutz: Modernes Fahrsilo auf dem Wassergut

Siliert wird die Luzerne in einem Fahrsilo, das 2018 neu gebaut wurde. Besonderheit der Anlage: Um den Wasserschutz zu gewährleisten, ist der Auffangbehälter für Sickersaft mit einer Leckerkennung ausgestattet. Auch unter der Anlage, den Fahrsilokammern selbst, ist eine Leckerkennung installiert. Der Boden besteht aus dichtem Gussasphalt, die Wände sind mit einem Zwei-Komponenten-Epoxydharz beschichtet, der für das Grundwasser unbedenklich ist. Abgedeckt wird die Silage nicht mehr mit Reifen, sondern mit Kiessäcken. Zur Silierung verwendet das Wassergut Milchsäurebakterien.

Mit dem Silieren der Luzerne hat der Betrieb vorige Woche begonnen. Das Fahrsilo ist mit Leckerkennungen am Sickersaft-Auffangbehälter und unter den Silokammern ausgestattet.
Mit dem Silieren der Luzerne hat der Betrieb vorige Woche begonnen. Das Fahrsilo ist mit Leckerkennungen am Sickersaft-Auffangbehälter und unter den Silokammern ausgestattet. © Leipziger Gruppe

Öko-Feldtage: Bewässerungstechnik und Maschinenvorführungen

Auch fernab von Äckern und Grünland gibt es viel zu tun. Um etwa dem erwarteten Besucheransturm auf die Öko-Feldtage angemessen gegenübertreten zu können, sind etliche Ausbesserungs- und Instandhaltungsmaßnahmen bereits umgesetzt worden. Eine alte Halle, die bislang ihr Dasein als Abstellraum bestritt, ist zur Messehalle umgestaltet worden. Die Hof­­einfahrt wurde erneuert, etliche Maler­arbeiten ausgeführt.

Daneben fallen auch auf den Ausstellungsflächen Arbeiten an. So hat der Betrieb eine Fläche vorbereitet, auf der Bewässerungstechnik vorgeführt werden soll. In Zwiebeln, Kartoffeln und Sojabohnen werden die Besucher anschauen können, wie mit einem Düsenwagen, einem selbstfahrenden Beregnungswagen und mit Tröpfchenbewässerung das kostbare Nass appliziert wird.

Ebenfalls aufwendig: Die Vorbereitung der Maschinenvorführungsflächen, auf denen an beiden Tagen je 40 Maschinen in Aktion sein werden. Hierzu hat das Wassergut Demonstrations-Parzellen angelegt, auf denen in und außerhalb von Reihen gehackt, Soja gestriegelt, Futter nach der Luzernemahd geborgen und die Fläche anschließend umgebrochen wird. Verfolgen können die Zuschauer die Vorführungen bequem von einem straßenbegleitenden Radweg aus. Freilich musste dazu auch die übliche Bearbeitungsrichtung der Fläche um 90 Grad gedreht werden.

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