Aussichten 2025

Krankheiten und Schädlinge: So sichert der Obsthof Müller die Ernte

Alexander Müller bespricht sich mit seinem Mitarbeiter. © Detlef Finger

Gute Ernte-Aussichten auf dem Obsthof Müller: Nach Frosteinbußen im Vorjahr versprechen Aprikosen, Kirschen und Äpfel einen reichlichen Ertrag. Doch bis zur Ernte muss unser Praxispartner in Sachsen-Anhalt noch einige Hürden nehmen.

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Der Obsthof Müller ist in den vereinzelten Frostnächten mit leichten Minustemperaturen im April und Mai glimpflich davongekommen. „Der Behang ist gut“, sagte Betriebsinhaber Alexander Müller beim Begutachten der Aprikosenbäume. Per Hand erfolgte zwischenzeitlich sogar eine Ausdünnung der Steinfrüchte. „Wenn wir im vergangenen Jahr nur die Hälfte dessen an Früchten gehabt hätten, was wir jetzt verworfen haben, wäre das super gewesen“, erklärt der Obstbauer. 2024 war die Aprikosenernte im Betrieb wegen der extremen Spätfröste Ende April komplett ausgefallen. „Wenn jetzt nichts weiter passiert, könnte es in diesem Jahr einen sehr guten Ertrag geben“, bleibt der 48-Jährige dennoch eher verhalten optimistisch, was die Obsternte 2025 betrifft.

Wallnussgroß sind inzwischen die Aprikosen an den Bäumen der frühen Sorten.
Wallnussgroß sind inzwischen die Aprikosen an den Bäumen der frühen Sorten. © Detlef Finger

Kirschen und Äpfel: Blattdünger fördert Fruchtentwicklung

In den Reihen mit Süßkirschen zog beim Betriebsbesuch Obsthof-Mitarbeiter Mirko Krebs mit dem schmalen Fendt-Spezialschlepper seine Runden. Mittels der angehängten Pflanzenschutzspritze sprühte er flüssigen Blattdünger, der Stickstoff und Spurenelemente enthält, auf das Laub der Bäume. „Die Nährstoffe sind für die Versorgung der Früchte sehr wichtig“, erklärt Alexander Müller. Weil der Behang auch bei dieser Steinobstart ordentlich ist, gilt es, die Ausbildung der Früchte zu fördern, ebenso wie beim Kernobst. Denn auch die Apfelbäume tragen dieses Jahr reichlich. In Büscheln zu teils sieben, acht Stück recken sich die etwa haselnussgroßen Früchte derzeit noch aufrechtstehend an ihren Stielen in die Höhe.

Ein Blattdünger wird mittels Anhängesprühgerät auf das Laub der Obstbäume, hier Süßkirschen, appliziert. Den Spezialschlepper steuert Obsthof-Mitarbeiter Mirko Krebs.
Ein Blattdünger wird mittels Anhängesprühgerät auf das Laub der Obstbäume, hier Süßkirschen, appliziert. Den Spezialschlepper steuert Obsthof-Mitarbeiter Mirko Krebs. © Detlef Finger

Obsternte 2025: Gezielte Apfel-Ausdünnung für Top-Qualität

Die chemische Maßnahme zur Blütenausdünnung, die Müller vor einigen Wochen vornahm, hat die Zahl der daraus erwachsenen kleinen Äpfel noch nicht ausreichend reduziert. Ziel sind 100 bis 120 Äpfel pro Baum zur Obsternte 2025 in ansprechender Größe und bester Qualität. Müller nahm daher eine weitere Behandlung der Bäume mit Brevis vor, einem für die Fruchtausdünnung bei Äpfeln und Birnen zugelassenen Mittel.

Der im Produkt enthaltene herbizide Wirkstoff Metamitron, der auch über das Blatt wirkt, hemmt die Photosyntheseleistung. Dies macht sich der Obsterzeuger bei der angestrebten gezielten Fruchtregulierung zunutze. Eingesetzt wird das systemisch wirkende Mittel in einer sehr geringen Dosierung mit lediglich 1–2 kg Aufwandmenge auf etwa 500–1.000 l Wasser. „Die so für einige Tage verminderte Photosythese der Laubblätter führt dazu, dass die Bäume kleinere, nicht ausreichend ernährte Früchte abwerfen“, erklärt Müller. Das Mittel aus der Gruppe der Triazinone wird allgemein von den gängigen Apfel- und Birnensorten gut vertragen. Zu beachten ist, dass die einzelnen Sorten unterschiedlich stark mit Ausdünnung reagieren und auch die Witterungsbedingungen genau passen müssen.

Junifruchtfall verstehen: Natürliche Selektion am Obstbaum

Die derzeit noch überreichlich an den Bäumen zu findenden Äpfel sind in ihrer Größenentwicklung sehr differenziert. Allesamt konkurrieren sie mit den ebenfalls wachsenden Trieben nun verstärkt um die verfügbaren Assimilate. „Die Früchte ziehen Nährstoffe“, sagt Müller. Letztere werden im Boden aufgrund der teils noch recht kühlen Nächte aber nur schwer mobilisiert. „Eine Zufuhr über das Blatt ist da am einfachsten und effektivsten“, weiß der Betriebsleiter. Und wichtig – trotz des derzeit noch zu hohen Behangs mit Äpfeln. Denn es gilt auch, das Laub der Bäume grün und produktiv zu erhalten und vor allem einen unkontrollierten Fruchtfall zu vermeiden, so Müller.

Die Äpfel wachsen büschelweise in noch zu großer Anzahl an den Zweigen.
Die Äpfel wachsen büschelweise in noch zu großer Anzahl an den Zweigen. © Detlef Finger

„Wir müssen bei alledem auch den Junifruchtfall berücksichtigen“, gibt der Fachmann zu bedenken. Jener, auch Junifall genannt, bezeichnet das Abfallen eines Teils der Früchte hauptsächlich beim Kernobst. Vor allem Apfel- und Birnbäume lassen im Zeitraum von Ende Mai bis Anfang Juli von Natur aus einen Teil ihrer Früchte fallen – zuerst drei bis vier und dann noch einmal etwa sechs bis acht Wochen nach der Blüte, wobei beide Fruchtfallperioden auch ineinander übergehen können.

Beim Junifruchtfall handelt sich um einen natürlichen Vorgang, hervorgerufen durch eben jene Konkurrenz um beschränkt verfügbare Assimilate. Bei Kirschen wird der Fruchtfall übrigens als Röteln bezeichnet, weil sich die später abfallenden Früchte zunächst rötlich verfärben.

An den Süßkirschbäumen röteln die ersten Früchte – ein Zeichen für den Junifruchtfall.
An den Süßkirschbäumen röteln die ersten Früchte – ein Zeichen für den Junifruchtfall. © Detlef Finger

Obsternte 2025: Krankheiten und Schädlinge im Blick

Beim Ausdünnen der Äpfel ist der Blick des Obstproduzenten immer schon auch ins nächste Jahr gerichtet. Bei zu hohem Behang in dieser Saison ist auch die Gefahr hoch, dass die Blütenknospeninduktion für die nächste Ernte zu schwach ausfällt. Auf übervolle Bäume würde 2026 ein schwacher Fruchtbehang folgen.

Auch Pflanzenschutzmaßnahmen zur Gesund­erhaltung der Obstbäume muss Müller jetzt im Blick haben. Eine der wirtschaftlich wichtigsten Apfelbaumkrankheiten ist der Apfelschorf, der Blätter und Früchte, seltener auch junge Triebe befällt.

Der Erreger, ein Schlauchpilz, überwintert auf abgefallenen Blättern. Bei nassem Wetter im Frühjahr setzt er seine Sporen frei, es kommt bereits während der Blüte zur Erstinfektion durch die Wintersporen (Ascosporen). Diese werden vom Wind auf junge Blätter übertragen, wo sie bei Feuchtigkeit auskeimen und erste kleine Schorfflecken bilden. In diesen entwickeln sich Sporenträger und die Sommersporen (Konidien). Letztere werden durch Wind und Regen weiterverbreitet. „Damit die Infektionskette nicht zum Tragen kommt, ist es wichtig, einen fungiziden Belag auf den Blättern zu erhalten, um vor allem auch den Blattzuwachs zu schützen“, sagt Müller.

Daneben muss der Obsterzeuger aktuell den Mehltau im Blick haben sowie den Falterflug von Apfel- und Pflaumenwickler überwachen, um demnächst die erste Generation des Apfelwicklers zu behandeln.

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