Hat sich der Kauf des Hereford-Bullen gelohnt?
Drillen, Agrar-Umwelt-Maßnahmen, neue Ställe und die spannende Frage: Hat sich der Kauf des Hereford-Bullen gelohnt? Neues von unserem Praxispartner in Brandenburg, der Agrargenossenschaft Ranzig.
Thomas Kläber schaut genauer hin: In welcher Tiefe hat die Drille das Roggensaatgut abgelegt? „Roggen will den Himmel sehen“, lautet eine Bauernregel, ganz flach wäre also richtig. Aber die Direktsaat auf der eben abgehäckselten Maisfläche ist eine holprige Angelegenheit. Gemeinsam mit Jörg Geller, der die Drille bedient, überlegt der Pflanzenbauleiter, wie ein guter Kompromiss zwischen optimalem Saatbett und möglichst wenig Bodenbearbeitung in diesem Fall aussehen könnte: Anwalzen wäre gut, aber das müsste in drei, vier Tagen erledigt sein, bevor der Roggen beginnt zu keimen. Aber es ist Freitagnachmittag, und momentan gibt es keinen, der das erledigen könnte. Also erst mal auf die mentale To-do-Liste damit.
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Agrar-Umwelt-Maßnahmen: Kein Pflanzenschutz und keine Düngegaben
Der 50-Hektar-Schlag ist der letzte, auf dem in dieser schlechten Maissaison die Futterpflanze Nummer eins der Ranziger vom Acker kommt. Im Betriebsdurchschnitt haben sie gerade mal 100 dt/ha ernten können, sagt Kläber. Auch der Zweitfruchtmais auf diesem Schlag wird die Jahresbilanz nicht aufbessern: teils nur kniehoch, kaum Kolben und mehr gelb als grün. Wo der Häcksler durch ist, kommt Jörg Geller mit der Scheibensämaschine Pronto 6 AS von Horsch hinter dem Schlepper und erledigt in einem Arbeitsgang die Saatbettbereitung mit der vorlaufenden Scheibenegge, Rückverfestigung und Aussaat.
Am Rand des 50-Hektar-Schlages der Agrargenossenschaft Ranzig hat er beim Drillen jede zweite Saatreihe ausgelassen. Diese zehn Hektar gehören zur Ranziger Kollektion an Agrar-Umwelt-Maßnahmen: Auf rund 70 ha der 1.700 ha großen Betriebsfläche sind etwa zur Hälfte mehrjährige Blühflächen, zur anderen Hälfte sogenannte Ackerrandstreifen angelegt. Hier wird gedrillt, wie oben beschrieben, es gibt keinen Pflanzenschutz und keine Düngegaben. Ob das der Natur etwas bringt? Er könne das nicht beurteilen, sagt Thomas Kläber, da fehle ihm das Fachwissen. „Dort wachsen mehr Unkräuter und mehr Blühpflanzen, aber welchen Einfluss das auf Insekten und andere Tiere hat, ist nur schwer zu beurteilen.“
Bei einem Schlag Wintergerste, der am Rande eines Sees liegt und schon aufgelaufen ist, sieht man den Ackerrandstreifen-Effekt sehr deutlich: Der Streifen ist kahler, und zwischen den Gerstenhalmen nutzt das Unkraut seine Chance. An dieser Stelle konnte Thomas Kläber die Gewässerrandstreifenkulisse inklusive Dünge- und Pflanzenschutzverbot mit der Anlage eines geförderten Ackerrandstreifens kombinieren.
Bildergalerie: Neues aus der Agrargenossenschaft Ranzig
Erstmals Winterbegrünung mit Wintererbsen
Bis auf die letzten hundert Hektar Roggen haben die Agrargenossen alles Wintergetreide im Boden. Mit 50 ha ist diesmal ein größerer Schlag Weizen dabei. Raps nicht. Auf einer der künftigen Maisflächen versucht es Thomas Kläber erstmals mit einer Winterbegrünung mit Wintererbsen. Die haben die Feuchtigkeit der vergangenen Wochen genutzt und einen guten Start hingelegt. „Ich hoffe, dass die Wintererbse nicht gleich mit dem ersten Frost erfriert, Grünmasse bildet und Stickstoff sammelt“, sagt Kläber und zückt den Spaten.
Strip-Till-Feldversuch auf zwei Schlägen
Die Wurzelknöllchen, in denen die Erbsen eine Symbiose mit den Knöllchenbakterien eingehen, sind schon ausgebildet. Das Stickstoffsammeln hat begonnen, auch wenn das, was für den Ökolandwirt existenziell ist, hier nur eine Nebenrolle spielt. Ein betrieblicher Strip-Till-Feldversuch läuft auf zwei Schlägen, die seit drei Jahren mit einer geborgten Mzuri-Maschine streifenförmig bearbeitet und demnächst mit Roggen bestellt werden. Mais nach Ackergras sei problematisch, aber ansonsten sei er von dem Verfahren, mit dem mehr Feuchtigkeit im Boden bleibt, überzeugt. Beim Strip-Till-Feldtag am 14. Oktober in der Agrargenossenschaft „Ländchen Bellin“ in Lentzke in der Ostprignitz wird sich der Ranziger Pflanzenbauleiter mit den Kollegen austauschen.
Auch wenn die Maisernte schlecht war: Mit dem Zukauf von Futter hat es ebenso geklappt wie mit der Umnutzungsgenehmigung für zwei alte Milchviehställe, die in den vergangenen Jahren als Bergeräume genutzt worden waren. Christian Rußig, Chef der Tierhaltung, kann damit die Umsetzung des langfristigen Modernisierungsplans in Angriff nehmen. „Es sollen zwei Ställe entstehen: einer für die Trockensteher, einer für die Frischabkalber – sodass wir 170 melkende Kühe mehr halten und insgesamt auf 900 Tiere aufstocken können“, freut sich Rußig. Beim Besuch in fünf Wochen könnten die Bauleute schon mit dem Umbau begonnen haben. „Wir haben die Genehmigungsbehörde, das Landesamt für Umwelt in Frankfurt (Oder), von Anfang an einbezogen, haben in zwei Vor-Ort-Terminen alles erläutert und waren überrascht, wie schnell es ging.“
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Hereford-Bulle: „Der Kauf hat sich gelohnt“
Überhaupt ist die Stimmung gut. Nicht nur, weil die Sonne scheint und der Milchpreis von unglaublichen 59,7 ct/kg selbst von den gestiegenen Kosten nicht aufgefressen wird. Im Laufe der vergangenen fünf Wochen hat es ausgiebig geregnet. Nach dem ersten Regen haben die Ranziger die Weiden gemulcht, um den Neuaustrieb anzuregen. Das hat prima geklappt. Die Mutterkühe stehen mit ihrem Nachwuchs auf grüner Weide. Die Kuhfladen sind dünn und schwarz vom Eiweiß im Klee und vom frischen Grün und sehen fast aus wie Milchkuhfladen.
Die Absetzer haben sich prächtig entwickelt und drängeln sich am Kraftfutterautomaten. „Nein, das ist nicht so verbreitet“, so Rußig. Aber er habe die Erfahrung gemacht, dass der Kälberpansen besser auf die folgende Mast vorbereitet ist, wenn die Absetzer Schrot bekommen. Übrigens: Die Mutterkühe, die mit dem Hereford-Bullen zusammen waren, den Rußig im März bei der Bullenauktion gekauft hat, sind bis auf eine 13 Jahre alte Kuh alle trächtig, wie die Untersuchung gezeigt hat: „Der Kauf hat sich gelohnt.“