Weidetierhalter drängen auf eine Verbesserung ihrer Situation. ©Frank Hartmann

Weidetierhalter: Hirten sind Weltkultur

Am 4. September wollen Weidetierhalter bundesweit für eine Verbesserung ihrer Lage demonstrieren. Dazu formulierten sie einen weitreichenden Forderungskatalog.      

Weidetierhalter bereiten sich bundesweit auf Demonstrationen vor. In zwei Wochen (am 4. September) wollen sie auf ihre Lage aufmerksam machen und Forderungen an die Politik übergeben, informierte der Verein „Landwirtschaft verbindet – Thüringen“ (i.Gr.), der die Aktion unterstützt. In Thüringen ist an diesem Tag eine Demo von 7 bis 10 Uhr in Erfurt geplant.  

1.000 Euro Prämie für Weide

In einem vierseitigen Papier listen Weidetierhalter umfangreiche Forderungen auf, die ihre wirtschaftliche Situation verbessern, die Regionalität stärken und ihre Tiere schützen sollen. Abgestimmt worden sei dies in den vergangenen Wochen in bundesweiten WhatsApp-Gruppen, berichtete einer der Initiatoren, der Thüringer Alf Schmidt. So wird etwa für Weiden eine Flächenprämie von 1.000 €/ha sowie eine Weidetierprämie von 40 €/Tier gefordert. Beendet werden sollte der bürokratische Aufwand mit der quadratmetergenauen Erfassung der Förderfläche – 1 Ar wäre angemessen genug.  


Mit einem umfangreichen Forderungskatalog wollen sich Weidetierhalter am 4. September bundesweit an ihre Landespolitiker wenden. 


Pachtpreise für Grünland begrenzen

Auf Hütungs- und Grünlandflächen sollten die Pachtpreise auf 150 €/ha/Jahr begrenzt werden. Flächen in FFH-Gebieten, die nachweislich behütet werden, sollten trotz höherer Verbuschung förderfähig sein. Nutzflächen seien demnach nur noch an (Naturschutz-)Verbände zu verpachten, wenn kein Land- bzw. Tierwirt als Pächter zur Verfügung stünde.

Weideschlachtung zulassen

Tiertransporte zu Schlachtstätten sollten eine Zeit von mehr als zwei Stunden nicht überschreiten.  Vorhandene oder neue regionale, kleine Schlachthöfe sollten zum Beispiel mit Gebührenbefreiungen unterstützt werden. Gefordert wird die Zulassung von Weideschlachtungen. Importierte Schlachtkörper oder Fleisch- und Wurstwaren müssten im Herkunftsland zu 100 % nach deutschem Standard produziert werden. Es findet sich die grundsätzliche Forderung, dass Deutschland seinen Selbstversorgungsgrad nur aus heimisch hergestellten Urprodukten gewährleistet.

200 Wölfe sind genug

Festgestellt wird, dass Tierhalter in Deutschland eines besonderen Schutzes vor dem Wolf bedürfen. So sollte sein Schutzstatus abgesenkt und die Wolfspopulation in Deutschland auf 200 Tiere begrenzt werden. „Wölfe, die Haus-und Nutztiere wildern, Schutzzäune überwinden und näher als 500 Meter an Ortschaften kommen, sind umgehend als auffällig zu entnehmen“, heißt es in dem Forderungskatalog. Per Gesetz sollten Präventionsmaßnahmen geregelt und die Kosten etwa von Herdenschutzhunden, Rissen, Verlammungen oder die Notaufstallung einer angegriffenen Herde vom Staat getragen werden – für alle betroffenen Weidetiere und Tierarten und das vollumfänglich. Zudem obliege dem Staat die Versicherungspflicht, da nach mehreren Übergriffen des Raubtieres auf Weidetiere der Verlust der Betriebshaftpflicht drohe.

Ältester Beruf der Welt

Aufmerksam machen die Weidetierhalter auf die sozialpolitische Schieflage bei der Altersversorgung von Landwirten. Angemahnt wird daher eine Reform der derzeitigen Rentenregelung der Landwirtschaft. Nicht zuletzt sollte Deutschland zeitnah bei der UNESCO einen Antrag stellen, „den Beruf des Schäfers in das Weltkulturerbe aufzunehmen“. Da es sich beim Hirten um den nachweislich ältesten Beruf der Welt handeln würde, „seine Zahl in Deutschland auf unter 900 gesunken ist“, sei dies dringend geboten. red