Regelmäßig und edel beging man seit 1992 die Jubiläen des TQZ, letztmalig 2017 im Steigerwaldstadion. (c) Michael Reichel / Arifoto.de

Thüringer Qualitätszeichen wird Ende 2023 eingestellt

Drei Jahrzehnte wies das Thüringer Qualitätszeichen die Herkunft von Lebensmitteln heimischer Erzeuger und Hersteller unverkennbar aus. Zuletzt lief es aber gar nicht mehr gut. Jetzt wird das Siegel begraben.

Von Frank Hartmann

Bis zum Erscheinen der Ausgabe 30/2023 der Bauernzeitung kommunizierte man es nur intern an die Beteiligten: Zum Ende des Jahres stellt das Agrarmarketing das Thüringer Qualitätszeichen (TQZ) ein. „Nach einer internen, sorgfältigen Kosten-Nutzen-Analyse wurde die Entscheidung getroffen, das TQZ bis zum Ende des Jahres auslaufen zu lassen.

Das TQZ hat nicht den erwünschten Erfolg gebracht. Das TQZ ist im Handel kaum zu finden und eine Umfrage unter Verbrauchern ergab, dass das TQZ leider wenig Resonanz findet und kaum nachgefragt wird“, lautet die Antwort des Agrarministeriums auf Anfrage dieser Zeitung.

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Thüringer Qualitätszeichen eingestellt: Aufwand viel zu hoch

Von entscheidender Bedeutung ist aber diese, selten so freimütig geäußerte Erklärung: „Zudem erwies sich das TQZ für viele potenzielle Lizenznehmer aufgrund des Aufwandes und der Kosten als zunehmend unattraktiv, was sich in der stetig abnehmenden Anzahl der Lizenznehmer widerspiegelte.“ Nicht zuletzt stünden die Erzeuger und Produzenten seit Corona und Ukraine-Krieg wirtschaftlich stark unter Druck, was vor allem die finanziellen Kapazitäten für die Teilnahme an einem Qualitätssiegel erheblich verringert habe.

Unterm Strich lasse sich der enorme finanzielle und administrative Aufwand für die gesamte Bewirtschaftung und Bewerbung des TQZ nicht länger rechtfertigen, so das Agrarministerium. Bedauern klingt durch, da das TQZ 30 Jahre lang „Marketingkonstante des Thüringer Agrarmarketings“ und bei regionalen sowie überregionalen Veranstaltungen „stets ein Aushängeschild für den Freistaat“ gewesen sei.

Als einschneidend muss wohl das Jahr 2017 genannt werden. Vor Übermut hatte die Branche die seinerzeit verantwortliche Agrarministerin Birgit Keller (heute Landtagspräsidentin Birgit Pommer) und die sie beratenden Beamten gewarnt: Man fasste den Entschluss, ab Mitte 2018 das Zeichen nur noch zu vergeben, wenn mindestens 90 % der Rohstoffe in verarbeiteten Lebensmitteln aus Thüringen stammten – bis dahin galten 50,1 % als Minimum.

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Die ersten polnischen Saisonarbeiter ernten den Spargel, der unter den Minitunneln wächst. (c) Wolfgang Helmbold

Thüringer Qualitätszeichen: Kriterien viel zu streng

Das Zeichen werde so „aussagekräftiger“, argumentierte die damalige Ministerin. Nicht nur in der Produktion hätten sich seit Einführung des TQZ 1992 die Bedingungen geändert. Einem Wandel unterlägen auch die Erwartungen der Verbraucher und des Lebensmittelhandels. Die Thüringer Verbraucherzentrale kritisierte regelmäßig die Herkunftskriterien des Qualitätszeichens als zu lasch.

Dass das nicht nur die Thüringer aber alles gar nicht zu interessieren schien, wurde ignoriert. Keller erklärte im Januar 2017, dass sie keinen Verlust regional gekennzeichneter Produkte herbeiführen wolle, obwohl schon damals klar war, dass 50 % der zu diesem Zeitpunkt zertifizierten Produkte die strengen Kriterien nicht würden erfüllen können. Joachim Schweizer von der gleichnamigen Sauerkonserven GmbH warnte davor, dass man größere Thüringer Hersteller mit tiefer verarbeiteten Produkten auszuschließen.

Beim Festakt zum 25-jährigen Jubiläum des TQZ, Ende 2017 im Steigerwaldstadion Erfurt, blieb die Ermunterung von Dr. Gerold Ditzel, Vorstand der Rhönland eG in Dermbach, über eine Entschärfung der Kriterien nachzudenken, ungehört.

Meine Region: Neue Kampagne startet

Die nicht einmal mehr 50 verbliebenen TQZ-Lizenznehmer dürfen vorhandenes Verpackungs- und Werbematerial mit dem Zeichen ohne Frist aufbrauchen. Bis Ende 2023 müsse das Siegel von Internetseiten verschwinden, es könne aber auf dauerhaft genutzten Oberflächen, etwa auf Fahrzeugen oder Ladentüren, verbleiben. Ein neues Zeichen, weiß das Agrarministerium, habe keine Aussicht auf Erfolg.

Die Unterstützung der Branche bei Messen, Warenbörsen oder Produkttagen bleibe erhalten. Derzeit ändere man die Förderkonditionen. Gerade gestartet ist die neue, auf drei Jahre angelegte Kommunikationskampagne „Meine Region“, die mit Events vor Ort, plakativen Werbemaßnahmen und per sozialen Medien den Mehrwert regionaler Produkte vermitteln will.

Logo der neuen Kampagne „Meine Region“. (c) Daniel Santana/TMIL

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