Die ersten polnischen Saisonarbeiter ernten den Spargel, der unter den Minitunneln wächst. (c) Wolfgang Helmbold

Spargel aus Thüringen: Regionaler geht es nicht

Mit 330 ha entfällt fast die Hälfte des Thüringer Freilandgemüses auf den Spargelanbau. Für die 16 Betriebe bleibt auch die zweite Saison unter Corona eine Herausforderung, wie der Spargelhof in Kutzleben zeigt.

Von Wolfgang Helmbold

Obwohl sich der Frühling schwertut, eröffnete Agrarstaatssekretär Torsten Weil vorige Woche in Kutzleben die Spargelsaison. Begleitet wurde er von der neuen Spargelkönigin, Natalie Tornack, und dem Präsidenten des Landesverbandes Gartenbau, Ulrich Haage.

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Heimischen Spargel unterstützen

Gerade jetzt, betonte Weil, sei die regionale Vermarktung wichtig, denn mit dem Kauf des heimischen Spargels unterstützten die Kunden auch die Landwirtschaft. Das vergangene Jahr sei durch die Corona-Pandemie sehr schwierig gewesen. Dieses Jahr wäre es planbarer, die Ernte mit polnischen und rumänischen Saisonarbeitskräften abzusichern. Für die Landesregierung habe das Thema Saisonarbeitskräfte eine besondere Bedeutung, versicherte er.

Gegenwärtig arbeiten 60 polnische Helfer auf den Feldern des Spargelhofes Kutzleben. Weitere rumänische Arbeitskräfte kommen noch hinzu, sodass in der Spitzenzeit bis zu 250 Erntehelfer tätig sein werden, so Geschäftsführer Jan Niclas Imholze. Er berichtet von den deutlich höheren Anforderungen: Saisonarbeitskräfte müssten bei Anreise einen negativen PCR-Test vorweisen. Einmal wöchentlich würden alle Beschäftigten getestet. Unterstützung erfährt der Betrieb vom örtlichen DRK. Eng ist die Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt.

Spargelanbau Thüringen: Der Weg aus der Insolvenz

Ein detaillierter Hygieneplan, zusätzliche Unterkünfte, aber auch ein organisierter Einkaufsservice sollen dafür sorgen, dass von Kutzleben nur qualitativ hochwertiger Spargel und nicht Corona verteilt werde, betonte Imholze. Für den Fall eines positiven Testergebnisses sei durch Quarantänemöglichkeiten vorgesorgt.

2020 zur Saisoneröffnung musste die Spargelhof Kutzleben GmbH & Co. KG Insolvenz anmelden. Die vorherigen Jahre drückten: Durch Spätfröste 2017 waren alle Erdbeeren erfroren. Die Preise 2018 boten keine Möglichkeiten, zumindest kostendeckend zu arbeiten. Und die 2019 anhaltende Dürre führte zu beträchtlichen Mindererträgen. 2020 zeichnete sich früh ab, dass die ausländischen Saisonkräfte fehlten. Der Versuch, dies mit vom Arbeitsamt vermittelten deutschen Arbeitskräften auszugleichen, misslang. Es drohte eine wirtschaftliche Schieflage.

Da die Gläubiger die Forderungen fällig gestellt hatten, blieb nur der schwere Gang zum Amtsgericht. Zuvor seien die Mitarbeiter über die Situation informiert, Verständnis eingeholt und damit Vertrauen gesichert worden. Es galt, Hilfe und Unterstützung von außerhalb zu suchen. Diese fand man bei Berufskollegen, bei Spargelbauern aus anderen Bundesländern, die in die Wirtschaftskraft des Betriebes vertrauten. Mit Bürgschaften und finanziellen Mitteln konnte so die Liquidität des Unternehmens gesichert werden.

Imholze sagt, dass der Spargelhof kein kranker Betrieb sei. Die aufgestellten Pläne und die Fortführungsprognose ließen eine positive Entwicklung erwarten. Und so war eine Einigung mit den Gläubigern möglich. Die Finanzierung für dieses Jahr sei gesichert, jetzt müsse Geld verdient werden. Das Insolvenzverfahren soll Ende April abgeschlossen werden.



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Alternativen zu Spargelevents

„Wir haben im vergangenen Jahr viele Erfahrungen gesammelt, auf denen wir jetzt aufbauen werden“, erklärte der Geschäftsführer. Betrieben, die mal in eine ähnliche Situation kommen, könne er nur raten, „zu kämpfen und noch mal zu kämpfen“.

Große Spargelevents verbietet Corona. Im Hofladen gibt es daher nur „Spargel to go“. Der Großteil des Edelgemüses wird wie üblich über eigene Verkaufsstände und den Handel vermarktet. Die erhöhten Kosten durch die Hygieneauflagen und damit verbundene zusätzliche Maßnahmen spiegeln sich im gestiegenen Preis wider. Dies sei auch unumgänglich.