In ganz Deutschland plant "Land schafft Verbindung" neue Aktionen. (c) Imago Images / Nordphoto

„Land schafft Verbindung“ plant weitere Aktionen

Mahnfeuer, Aufklärungskampagnen, politischer Dialog: Paul Kompe von „Land schafft Verbindung“ spricht im Interview über die nächsten Aktionen der Initiative – und äußert sich kritisch über den kommenden grünen Agrarminister in Sachsen.

Herr Kompe, mit welchem Eindruck sind Sie von der Sternfahrt nach Berlin zurückgekehrt?

Überwältigt! Das war eine ganz starke Sache. Politisch haben wir damit zwar noch kein Ergebnis erreicht. Aber wir haben ein wichtiges Zeichen gegeben und eindrucksvoll den Zusammenhalt unter den Bauern in Deutschland gezeigt. Sehr froh bin ich über das überwiegend positive Feedback der Bevölkerung. Viele Menschen haben uns während der Demonstration gezeigt, dass sie uns zustimmen und mit uns sympathisieren.

Hat alles reibungslos funktioniert?

Als Sachsen waren wir etwas benachteiligt, weil wir mit Verspätung bei der Kundgebung eintrafen, daher nicht alles sehen und auch nicht mit Redebeiträgen auf die Bühne konnten.  Leider konnten wir erst mit Verspätung vom Sammelpunkt in Herzberg in Südbrandenburg losfahren, weil die Polizei nicht zum vereinbarten Zeitpunkt vor Ort war. Und vor Berlin stand dann erst einmal alles. Es waren insgesamt doppelt so viele Traktoren wie erwartet da. Die Polizei war damit etwas überfordert.



Wie geht es nach der großen Sternfahrt nun in Sachsen weiter? Welche Aktionen plant „Land schafft Verbindung“?

Die nächsten Aktionen nach den Protesten in Berlin waren zwei große Mahnfeuer am Triebenberg bei Dresden und am Ankerberg bei Oberlungwitz, mit denen wir am 7. Dezember, auf unsere Anliegen aufmerksam gemacht haben. Weiterhin wollen wir die Verbraucher besser erreichen und aufklären. Dazu haben wir Aktionen in den Städten geplant, aber wie es aussieht, wird dies im alten Jahr nichts mehr.

Warum ist das so?

Die bürokratischen Anforderungen sind übermäßig. Wir wollen neue Flyer erarbeiten, die wir unter anderem auf Wochenmärkten verteilen möchten. Es gibt wirklich viel Unwissen zu landwirtschaftlichen Sachverhalten. Das möchten wir ändern. Und wir möchten auch an die Bundes- und Landtagsabgeordneten herantreten, sie auf Betriebe einladen und zeigen, wie moderne Landwirtschaft betrieben wird. Eine sehr wichtige Aufgabe wird es sein, Vorschläge aus den Betrieben zu sammeln, wie sich die Landwirtschaft der Zukunft gestalten lässt. Die Ergebnisse sollen Ende Februar in das nächste Treffen mit der Kanzlerin, bei dem auch wieder Vertreter von „Land schafft Verbindung“ dabei sind, eingebracht werden.

Paul Kompe (25) ist Landwirtschaftsmeister und Vorsitzender der Initiative „Land schafft Verbindung“

CDU, SPD und Grüne haben sich in Sachsen auf einen Koalitionsvertrag geeinigt, das Agrar- und Umweltministerium soll künftig ein Grünen-Politiker, voraussichtlich Wolfram Günther, führen. Wie ist Ihre Einschätzung dazu?

Wenn ich mir die Fachkompetenz von Herrn Günther anschaue, dann verschlägt mir die Entscheidung eigentlich die Sprache: Ein Kunsthistoriker wird Landwirtschaftsminister. Ich hatte erwartet, dass die CDU das Landwirtschaftsministerium nicht abgibt. Bis zuletzt gab es auch solche Signale. Aus dem Koalitionsvertrag lässt sich deutlich die grüne Handschrift herauslesen.

Gab es für Sie Überraschungen?

Neu war mir, dass es einen Schutz der Landwirtschaft vor außerlandwirtschaftlichen Investoren geben soll, damit die Flächen in der Hand regionaler Betriebe bleiben. Das ist im Prinzip richtig, die Frage ist nur, wie das umzusetzen ist und ob es dafür nicht schon zu spät ist. Offen bleibt auch, wie und mit welchen Mitteln die Halbierung des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln bis 2030 erreicht werden soll. Was mir völlig fehlt, ist ein Hinweis auf die Nitratproblematik. Die Ermittlung der Nitratwerte im Grundwasser muss fachgerecht und transparent überarbeitet werden. Es gibt viele Quellen für überhöhte Nitratwerte, die Landwirtschaft kann nicht allein dafür verantwortlich gemacht werden.