Ein Netzwerk soll entstehen
Gemeinsam mit Bio-Partnerbetrieben will das Kompetenzzentrum Ökologischer Landbau Erkenntnisse sammeln und in die Praxis weitergeben. Parallel laufen in Nossen weiterhin auch Öko-Versuche. Ein Interview mit Ulf Jäckel, Leiter des Kompetenzzentrums Ökologischer Landbau am Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie in Nossen.
Das Interview führte Karsten Bär
Bauernzeitung: Herr Jäckel, Mitte Mai ist das Kompetenzzentrum Ökologischer Landbau in Nossen feierlich eröffnet worden. Wie arbeitsfähig ist die neue Struktur inzwischen?
Ulf Jäckel: Mit der Arbeit haben wir schon im Januar begonnen, anfangs mit drei Mitarbeitern, inzwischen sind wir 13. Trotzdem sind wir natürlich noch im Findungsprozess. Die Aufgabe, die wir begonnen haben, ist schließlich auch neu. Derzeit sind wir unter anderem dabei, mit interessierten Landwirten zu sprechen, die in einem Netzwerk von Bio-Partnerbetriebe mitwirken wollen.
ULF JÄCKEL
ist Leiter des Kompetenzzentrums Ökologischer Landbau am Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie in Nossen.
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Wie groß ist das Interesse, Partnerbetrieb des Ökokompetenzzentrums zu werden?
Über unser Kontaktportal haben sich knapp über 20 Betriebe gemeldet. Das ist mehr als wir erhofft haben. Wir nehmen jetzt zu diesen Betrieben Kontakt auf und schauen uns an, wie sie in unsere Vorhaben reinpassen und welche Ideen sie selbst mitbringen. Ab dem dritten Quartal wird es dann langsam losgehen. Es können sich gern auch noch weitere Betriebe für das Netzwerk melden.
Welche Aufgaben haben diese Partnerbetriebe?
Auf den Partnerbetrieben werden wir zum einen Versuche und Demonstrationen anlegen, zum Beispiel zu verschiedenen Bodenbearbeitungsvarianten. Zum anderen sollen sie in den Wissenstransfer eingebunden werden und anderen Landwirten von ihren Erkenntnissen und praktischen Erfahrungen berichten. Das alles ist auch mit etwas Aufwand verbunden, der durch uns entschädigt wird.
Interessant sind für die teilnehmenden Landwirte aber sicher auch der Blick von außen auf den Betrieb und der Austausch mit Kollegen. Je nach dem, wie vergleichbar die Partnerbetriebe sind, ist später darüber hinaus ein Benchmarking vorstellbar, das den Teilnehmern zeigt, wo sie stehen.
Untersucht das Kompetenzzentrum auch unabhängig von den Bio-Partnerbetrieben fachliche Fragestellungen?
Zum Ökolandbau hat das Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie bereits vor dem Aufbau des Kompetenzzentrums gearbeitet. Das führen wir jetzt in der neuen Struktur fort. Dabei geht es konkret um den Boden- und Wasserschutz sowie um Anpassungen an den Klimawandel. Wir haben in Nossen einen Dauerversuch, auf dem untersucht wird, welche Bodenbearbeitungmethoden zu besserem Erosionsschutz sowie zum Schutz von Oberflächengewässern gegen Einträge beitragen können und wie die Nährstoffversorgung verbessert wird. Wir simulieren dabei einen viehlosen Ökobetrieb, auf dem Transfermulch ein Weg ist, zum einen Nährstoffeffekte zu erzielen, zum anderen Erosion zu vermeiden und zugleich die Bodenwasservorräte durch Bedeckung zu schonen. Zwar ist der Gemischtbetrieb nach wie vor das Leitbild des Ökolandbaus, aber auch in Sachsen wirtschaften inzwischen viele Biobetriebe viehlos oder vieharm.
Der Aufbau der Kompetenzzentrums war mit einem Aufruf an die Branche verknüpft, mögliche Fragestellungen vorzuschlagen. Welche Themen interessieren die Öko- und Umstellungsbetriebe?
Das Interesse reicht von Fragen der Fruchtfolge über das Wirtschaften in Nitratgebieten, das inzwischen auch für Ökobetriebe mit Auflagen verbunden ist, bis hin zum Anbau neuer Kulturen wie Kichererbsen oder Amaranth. In der Tierhaltung zielt das Interesse generell auf die Tiergesundheit und beispielsweise auf die Auslaufgestaltung und auf das Weidemanagement. Diese Themen werden in unsere künftige Arbeit einfließen.