Generationswechsel in der Prignitz

Der verjüngte Vorstand des Kreisbauernverbands Prignitz. In der Mitte der neue Vorsitzende Andrea Kiekback (nicht auf dem Foto sind drei Mitglieder). (c) Manfred Drössler

Nach zehn Jahren Amtszeit wählte die Mitgliederversammlung des Kreisbauernverbandes (KBV) Prignitz am 3. November in Karstädt einen neuen Vorstand. Fünf der zwölf Mitglieder sind erstmals dabei.

Von Manfred Drössler

„Eine gute Mischung aus Familienbetrieb, GmbH, Unternehmensverbund und Agrargenossenschaft, konventionellen- und Ökobetrieben. Die Frauen sind durch den Landfrauenverein und die Länderinnen als gesetztes Mitglieder repräsentiert“, kommentiert Andreas Kiekback die Zusammensetzung. Der neue Vorsitzende des KBV ist seit Abschluss seines Studiums in Neubrandenburg in der Agrargenossenschaft Mesendorf tätig und seit 2013 deren Vorstandsvorsitzender.

Lothar Pawlowski ging mit mahnenden Worten, beschwor die Einigkeit des Verbandes, ja des gesamten Berufsstandes: „Der Verband darf sich nicht aufspalten, wir müssen einheitlich handeln und nicht aneinander zweifeln“, so Pawlowski mit Blick auf die Bildung unterschiedlicher Strömungen. Der neuen Düngeverordnung bescheinigte der scheidende Vorsitzende fachliche Mängel, sodass eine bedarfsgerechte Düngung nicht mehr möglich sei. „Auch wir möchten saubere Luft, sauberes Wasser und gute Lebensmittel. Wir sind bereit, Düngemittel, Pflanzenschutz, Antibiotika herunterzufahren und CO2 zu reduzieren. Wir tragen eine Erhöhung des ökologischen Anbaus und den Ausbau erneuerbarer Energien mit und wollen in mehr Tierwohl zu investieren – aber dann einheitlich in der EU, ansonsten ist ein fairer Wettbewerb auf offenen Märkten nicht mehr gegeben“, betonte Pawlowski.

Rückgang der Tierhaltung bedenklich

Bedenklich sei der Rückgang in der Tierhaltung, besonders in der Schweinemast, aber auch beim Milchvieh, stehen doch stagnierenden Erzeugerpreisen erhöhte Futterkosten gegenüber. Ähnlich im Feldbau: Angezogene Düngerpreise verhindern, dass höhere Erträge u. a. bei Raps zu Mehreinnahmen führen. „Wir brauchen in Brandenburg keinen Abbau, sondern einen Aufbau der Tierhaltung“, hakte Silvia Bender, Brandenburgs Agrar- und Umweltstaatssekretärin, ein. Eine Weideprämie soll die Tierhaltung stützen und eine Eco-Regelung Blühstreifen fördern. „Wir wollen auch den Aufbau von Verarbeitungsbetrieben und damit regionale Wertschöpfungsketten fördern, um der höheren Nachfrage nach regionalen Produkten gerecht zu werden“, so Bender.

Doch fühlen sich viele Landwirte allein gelassen. „Wir stehen vor dem Abgrund und in Berlin wird der Rest abgewickelt“, machte Hartmut Lossin, Landwirt aus Berge, seinem Unmut Luft. „Wir haben keine Lobby mehr in den entsprechenden Gremien. Junglandwirte fragen: Haben wir unter den gegebenen Bedingungen eine Perspektive? Ich möchte wissen, wie meine Interessen durch den Landesbauernverband vertreten werden.“

Auch Sven Deter, Vorsitzender des KBV Ostprigniz-Ruppin hielt mit Kritik nicht hinterm Berg: „Die Stimmung unter den Landwirten ist katastrophal. Ich habe das Gefühl, dass auf Bundesebene zu wenig für die Interessen der Landwirte gekämpft wird. Ich fordere klare Kante, um der Politik Grenzen aufzuzeigen.“


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(c) Heike Mildner

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Rukwied in der Prignitz: „Politik ist kein Wunschkonzert“

„Das hilft nicht, Politik ist kein Wunschkonzert“, entgegnete Bauernpräsident Joachim Rukwied, der als prominenter Versammlungsgast in die Prignitz gekommen war. „Wir stehen vor einem großen Transformationsprozess in unserer Gesellschaft und damit auch in der Landwirtschaft“, so Rukwied weiter. „Wir dürfen uns Veränderungen nicht verweigern, doch müssen sich Umwelt- und Tierwohlleistungen am Ende rechnen. Für Schweinebetriebe erreichten wir die Überbrückungshilfe III, auch gelang es, ein stabiles GAP-Budget zu schnüren. Was die Direktzahlungen angeht, haben wir jedoch erheblich verloren“, räumte Rukwied ein.

Landesbauernpräsident Henrik Wendorff legte nach: „Wir brauchen bessere Rahmenbedingungen für die Tierhaltung und ein Kulturlandschaftsprogramm, das zu uns passt. Ebenso müssen Investitionsregelungen und Bauverordnung überarbeitet  und Genehmigungsverfahren beschleunigt werden. Auch muss es Ausgleichszahlungen für benachteiligte Gebiete über das Jahr 2025 hinaus geben. Ich habe den Eindruck, dass sie jetzt schon aufgebraucht sind“, so Wendorff. Er rief die Prignitzer zur Teilnahme an der Demo in Potsdam auf, denn, so das Motto: „Unsere regionale Landwirtschaft braucht Schutz“.


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