Der Stall ist leer. 24 Jahre Schweinehaltung im Betrieb von Karsten Ilse sind Geschichte. (c) LBV

Afrikanische Schweinepest: Karsten Ilse gibt Schweinemast auf

Nach 24 Jahren Schweinemast sind seit heute die Ställe von Karsten Ilse leer. Bereits im November hatte der Landwirt beschlossen die Schweinehaltung in Letschin (Oderbruch) aufzugeben, da wegen der Afrikanischen Schweinepest (ASP) die Verluste für Mäster in der ASP-Restriktionszone zu groß waren.

Von Heike Mildner

Heute Morgen (19. April), 7.30 Uhr: Landwirt Karsten Ilse aus Letschin, einer der wenigen Schweinehalter im Landkreis Märkisch-Oderland (Brandenburg), verlädt seine letzten 36 Mastschweine. Das Transportunternehmen bringt sie nach Kellinghusen. Der Schlachthof in Schleswig-Holstein ist der einzige, der bereit ist, Hausschweine aus den ASP-Restriktionszonen zu schlachten. Der Landesbauernverband (LBV) begleitete die Aktion heute Morgen und stellte einen Film auf youtube:

Karsten Ilse muss als Mäster mit erheblichen Abzügen rechnen, da nicht alle Teile der Schweine aus den Restriktionsgebieten vermarktet werden dürfen. Auch die Testung auf ASP-Freiheit vor der Verladung verursacht erhebliche Kosten. Seit Ausbruch der ASP in Brandenburg erlöst Karsten Ilse somit 25 Euro weniger pro Tier als Landwirte außerhalb der Restriktionszone, und das bei der ohnehin geringen Marge. Die Bauernzeitung berichtete Anfang November 2020 über Ilses Pläne, deren Umsetzung er heute abgeschlossen hat.

Verluste für Schweinehalter in ASP-Restriktionszonen

Der Landesbauernverband fasst in seiner Pressemitteilung die Ereignisse zusammen: „Bis vor einem Jahr hielt Ilse im Durchschnitt 1.500 Schweine, doch nun ist nach 24 Jahren Schluss. Dabei hatte der Landwirt aus Märkisch-Oderland noch vor drei Jahren viel Geld in die Modernisierung seines Stalls investiert. Er müsse nun die Restkredite, die auf dem Stall liegen, mit den Erlösen aus dem Ackerbau bedienen, so Ilse. Das sei ärgerlich, aber so verliere er weniger Geld, als wenn er weiter Schweine mästen würde, erklärt der Landwirt.“

Ilses letzten Mastschweine werden in Kellinghusen (Schleswig-Holstein) geschlachtet. (c) LBV

Karsten Ilse und sein Vater kamen Anfang der 90er-Jahre nach Brandenburg, um einen neuen landwirtschaftlichen Betrieb zu gründen. Ihre Schweine hielten sie bis zuletzt, wie es sowohl ökologisch als auch ökonomisch sinnvoll ist. Sie bauten das Futter für ihre Tiere selbst an und verwendeten deren Ausscheidungen als Dünger auf ihren Äckern. Ein gutes Beispiel für flächengebundene, moderne Tierhaltung. Die ASP ist für Karsten Ilse der Hauptgrund für die Aufgabe der Schweinehaltung. Er sieht aber auch andere Probleme. Seit einigen Jahren hat er das Gefühl, dass die Tierhaltung in Deutschland von bestimmten politischen Kräften nicht mehr gewollt ist und dass er und seine Berufskollegen deshalb bewusst in der Öffentlichkeit diskreditiert und mit immer neuen Auflagen belegt werden. „Dadurch büßen wir nach und nach unsere Konkurrenzfähigkeit gegenüber ausländischen Importen ein, die zu wesentlich geringeren Umwelt- und Sozialstandards produziert werden“, sagt Ilse.


Wildschweine als Überträger der Afrikanischen Schweinepest (ASP)

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Ilse: „Neue Richtlinie lediglich Kosmetik“

Die vergangene Woche vom Brandenburger Landwirtschaftsministerium vorgestellte Richtlinie zur Unterstützung von landwirtschaftlichen Betrieben in ASP-Gebieten sei zwar ein positives Zeichen, aber lediglich Kosmetik, so Ilse gegenüber dem LBV. Es werde kein Betrieb die Schweinehaltung allein wegen dieser Richtlinie fortführen. Es würden lediglich Mehrkosten (acht bis zehn Euro pro Schlachtschwein) und keine Mindererlöse (ca. 15 Euro pro Tier) erstattet. Außerdem sei die Fördersumme auf 20.000 Euro in drei Kalenderjahren begrenzt.

Ein denkwürdiger Tag für den Landwirtschaftsbetrieb. (c) LBV

„Wenn wir die ASP-bedingten Schäden in der Brandenburger Landwirtschaft und in den betroffenen Regionen begrenzen wollen, müssen wir dafür sorgen, dass die Seuche möglichst schnell getilgt wird“, so Landesbauernpräsident Henrik Wendorff.

„Dazu gehören, dass der Zaunbau endlich abgeschlossen wird, die Schwarzwildbestände in den Kernzonen und in den gefährdeten Gebieten zeitnah auf null reduziert werden und der ständige Seuchendruck aus Polen unterbrochen wird. Dafür brauchen wir neben dem Grenzzaun, der bereits errichtet wurde, einen zweiten Zaun mit etwas Abstand zum Ersten. Diese Zäune müssen auch später und für einen längeren Zeitraum regelmäßig kontrolliert und gewartet werden. Die dabei entstehende ,Weiße Zone‘ ist dann konsequent wildschweinfrei zu halten. So haben wir vielleicht die Chance, in eineinhalb Jahren den Status ASP-frei wiederzuerlangen und freien Handel zu betreiben“, so Wendorff in der Pressemitteilung seines Verbandes.