Bürokratie statt Lösungen?

Brunnen trocken, Kosten hoch: Das Wasser-Dilemma in Brandenburg

Für diejenigen, die in Brandenburg nicht an das öffentliche Trinkwassernetz angeschlossen sind, bedeuten trockene Brunnen ein existenzielles Problem. (Symbolbild) © Mujtaba/STOCK.ADOBE.COM
Kommentar

Das Wasserproblem in Brandenburg spitzt sich weiter zu. Trotz aktuellem Regenwetter bleibt das Defizit bestehen. Moore könnten Abhilfe schaffen, doch Bauern und Bewohner im ländlichen Raum fühlen sich oft allein gelassen. Die Politik muss handeln, kommentiert Heike Mildner.

 

 

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Vor hundert Jahren stand „Sich regen bringt Segen“ auf den 50-Pfennig-Münzen, dazu eine Garbe – für die Jüngeren: ein Bündel aus Getreidehalmen –, vermutlich Weizen. Im Brandenburg dieser Tage könnte man das „sich“ getrost weglassen: Regen bringt Segen. So ganz grundsätzlich. Besser wär‘s natürlich gewesen, er wäre früher gekommen und nicht gerade mitten in der Ernte. Aber wir wollen nicht meckern. Mais und Sonnenblumen hatten ihn dringend nötig, und auch Grünland, Gärten und der Rasen hinterm Haus konnten sich nach dem Hitzestress endlich etwas entspannen. In vier Tagen regnete es in Brandenburg so viel wie sonst in einem ganzen Monat. Spitzenreiter war Buckow im Landkreis Märkisch-Oderland, wo von Freitag (11.7.) bis Montag (14.7.) 117,9 l/m2 niedergingen.

Wasser-Mangel in Brandenburg: Die Rolle der Moor-Renaturierung

Wer nun aber meint, das trockenste aller Bundesländer hätte damit Oberwasser gewinnen können, wäre allzu optimistisch. Forscher vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) gießen Wasser in den Wein: Die „negativen Niederschlagsanomalien“ zwischen 2018 und 2022 hätten für ein anhaltendes Defizit gesorgt, der Regen sei ein „Tropfen auf den heißen Sandboden“. Einer ihrer Vorschläge: Die Landnutzung überdenken und mehr Moor wagen.

Die Brandenburger Landwirte sollte man bei der Realisierung von Moorprojekten allerdings nicht im Regen stehen lassen. Da wurde in der vergangenen Legislatur unter grüner Hausleitung im Agrarministerium viel Porzellan zerschlagen, das Vertrauen in die Politik ist diesbezüglich noch ein ganz zartes Pflänzchen. Für den Landesbauernverband Brandenburg sind intakte Wasserbauwerke Basis einer resilienten Landwirtschaft. Er wirbt für niedrigschwellige Förderangebote aus dem Landeshaushalt, damit die mehr als 10.000 sanierungsbedürftigen Anlagen peu à peu ertüchtigt werden können.

Existenzielles Problem: Wenn die Brunnen versiegen

Vom Regen in die Traufe kommen derweil jene Teile der ländlichen Bevölkerung in Brandenburg, die nicht an das öffentliche Trinkwassernetz angeschlossen sind: Einzelgehöfte, Vorwerke, Ausbauten. Wegen der sinkenden Grundwasserspiegel fallen nach und nach ihre Brunnen trocken, wird das Wasser knapp, selbst wenn nicht mehr 20 Kühe, sondern nur noch zwei, drei Menschen versorgt sein wollen. Ein existenzielles Problem, mit dem man sie – ich kann das aus eigener Erfahrung sagen – bislang auf dem Trockenen sitzen lässt. Klimawandel hin oder her. Die „Solidargemeinschaft“ der Wasser- und Abwasserzweckverbände zeigt sich mitunter wenig solidarisch, wenn es darum geht, neue Leitungen zu legen oder sich auf andere Weise lösungsorientiert zu zeigen.

Bürokratie statt Lösungen?

Was wunderbar funktioniert, ist hingegen die Bürokratie. Das knappe Wasser der privaten Brunnenbetreiber in Brandenburg soll nun nach Willen der Gesundheitsämter von akkreditierten Laboren auf 30 verschiedene Parameter getestet werden. Die knapp 1.500 Euro für die Erstbeprobung trägt dabei selbstverständlich der Brunnenbetreiber – auch wenn er das Wasser, von dem er weiß, dass es nicht nur knapp, sondern qualitativ ganz sicher wechselhaft ist, – gar nicht trinkt. Er könnte sich ja damit beim Duschen oder Wäschewaschen vergiften, und eine Verordnung ist eine Verordnung ist eine Verordnung. Brandenburg hat ein Wasserproblem, und von politischer Seite sollte man es legislaturübergreifend und zügig in seiner ganzen Komplexität angehen.

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