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Gülle und Co: In Kreisläufen wirtschaften

Auch durch die Verringerung der Ausbringzeiten der neuen Düngeverordnung, sind Landwirte gezwungen, über zusätzliche Lagerräume für ihre Gülle nachzudenken. Gute Alternativen sind Verfahren, welche Stoffkreisläufe ermöglichen.

Von Jörg Möbius

Nur 0,4 Großvieheinheiten je Hektar hält die Thüringer Genossenschaft. Dort gibt es keine Probleme, Gülle, Gärreste und Mist auf den bewirtschafteten Flächen sinnvoll einzusetzen. Die verringerten Ausbringzeiten der neuen Düngeverordnung waren jedoch Anlass, über zusätzliche Lagerräume für Gülle nachzudenken. Das mit einer Entzerrung der Transporte zu verbinden, bringt einen echten Mehrwert.

Probleme bei hoher viehdichte

Es kommentiert: Jörg Möbius, Redakteur Landtechnik

Unterschiedlich sind die Erfahrungen mit der Genehmigung solcher Lager abseits von Ställen und Biogasanlagen. Wie man hört, klappt es in einigen Regionen, anderswo dagegen gibt es amtliche und öffentliche Ablehnung. In unserem Beispiel lief es normal mit Nachfragen, wie es der Vorstand der Genossenschaft auch von anderen Vorhaben kennt. Die Neuplanung weiter entfernt von einer Siedlung zeigt, dass man in der Betriebsleitung die Einwände ernst genommen hat. Nun muss noch zusätzlich ein mobiles Stromaggregat angeschafft werden. Damit ist von dieser Seite die Tierhaltung der Genossenschaft langfristig gesichert.

Große Probleme mit ihrer Gülle haben Landwirte in Regionen mit hoher Viehdichte. Es gab und gibt in Nordrhein-Westfalen Baugenehmigungen für Ställe, wenn über die Nährstoffbörse des Landes eine Abfuhr in aufnahmefähige Regionen nachgewiesen werden kann. Aber das kostet. Technisches Sinnbild solcher Transporte sind Kombiliner – Sattelauflieger verschiedener Bauart – die wechselweise Gülle oder Getreide laden können. Dort, wo die Gülle ausgebracht werden soll, sind ebenfalls Lagermöglichkeiten dafür notwendig. Manche Ackerbauern, die diese organischen Dünger verwenden könnten, setzen aber lieber Mineraldünger ein. Selbst wenn die Nährstoffe so teurer sind. Zu groß ist die Angst vor Bürgerprotesten. Dass auch auf diese Weise Nährstoffkreisläufe geschlossen werden, nur eben über größere Entfernungen, interessiert Kritiker kaum.

Katalysator für Stoffkreisläufe

Eine weitere Möglichkeit, Nährstoffe aus Überschussregionen zu bringen, ist es, die Gülle „einzudicken“. Bewährte Verfahren wie Separation erhöhen die Transportwürdigkeit. Das heißt, es kann bei vergleichbaren Kosten weiter gefahren werden. Je weniger Wasser transportiert wird, desto besser. Es gab schon mehrere Versuche, in kleineren und größeren Anlagen Gülle so weit aufzubereiten, dass sie in eine feste Fraktion, eine flüssige Fraktion mit geringem Nährstoffgehalt und vorfluterfähiges Wasser getrennt wird. Die feste Fraktion kann gut in Ackerbauregionen abgegeben werden. Die flüssige Fraktion mit geringem Nährstoffgehalt wird vor Ort auf den Flächen der Tierhalter zur Düngung eingesetzt. Was an Wasser in den Vorfluter geht, muss nicht mehr transportiert werden.

Eine solche Anlage arbeitet seit 2017 in Südtirol. 62 Landwirte sind daran beteiligt. Eine Biogasanlage ist integriert. Idee und Planung kommen übrigens aus Deutschland. Wenn es gelingt, solche Anlagen wirtschaftlich zu betreiben, werden sie Katalysator für Stoffkreisläufe über größere Entfernungen. Das heißt, Ackerbauern bauen auf guten Böden effektiv Getreide, Raps und Zuckerrüben an und Tierhalter in Veredlungsregionen kaufen mit ihren Nährstoffen gedüngtes Getreide. So funktionieren Stoffkreisläufe über größere Entfernungen.


Im frühen Frühjahr wird Gülle auf ein feld ausgebracht.

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