Angst vor Gestank: Streit um Güllebehälter vor Gericht

Nach sieben Jahren hat das Verwaltungsgericht Frankfurt (Oder) am 14. März Streit um Güllebehälter in Altwustrow (Märkisch Oderland) ein Urteil gefällt. Dennoch endet der Rechtsweg damit nicht an einem Stoppschild. Was bedeutet das für die Nachbarn, die Klage erhoben haben?

Von Heike Mildner

Wer von Bad Freienwalde Richtung Oder fährt, kommt durch Altwustrow (Landkreis Märkisch-Oderland, Gemeinde Oderaue). Das Dorf hatte zu DDR-Zeiten eine LPG mit Tierproduktion. Die inzwischen leer stehenden Gebäude stehen gut sortiert, aber nicht sonderlich ansehnlich am Ortseingang. Versteckt hinter den ersten Ställen und von der Straße her hinter große Nadelbäumen versteckt, entstand ein Güllelager. Mit seinen sechs Metern Höhe und 38 Metern Außendurchmesser war es schon vor seiner Entstehung umstritten. Die Berichte in der Märkischen Oderzeitung lesen sich wie ein Fortsetzungsroman.

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Unzumutbare Geruchsimmissionen: Prognose der Gutachter nachvollziehbar

Am 14. März hat nun das Verwaltungsgericht Frankfurt (Oder) die Klagen zweier Anwohner gegen die Baugenehmigung für diesen Güllebehälter abgewiesen. Erteilt hatte die Genehmigung der Landrat des Landkreises Märkisch-Oderland den Beigeladenen: das landwirtschaftliche Unternehmen, das gebaut hat. Gegen diese Baugenehmigung gingen die Kläger vor, die insbesondere unzumutbare Geruchsimmissionen befürchteten, so heißt es in der Pressemitteilung des Verwaltungsgerichtes.

Ortseingang Altwustrow mit Güllebehälter (c) Heike Mildner

Demnach führte das Verwaltungsgericht Frankfurt (Oder) in der mündlichen Urteilsbegründung aus, dass die angefochtene Baugenehmigung für den Güllebehälter nicht umfassend objektiv, sondern lediglich darauf zu überprüfen war, ob sie eigene (subjektive) Rechte der klagenden Nachbarn verletzt. Das habe die Kammer verneint. Insbesondere rufe das Vorhaben den Klägern gegenüber keine schädlichen Umwelteinwirkungen hervor und verletze auch sonst nicht das bauplanungsrechtliche Rücksichtnahmegebot. Besonders berücksichtigt wurde die im Genehmigungsverfahren vorgelegte gutachterliche Immissionsprognose, „die nachvollziehbar und schlüssig darlegt, dass die maßgeblichen Immissionswerte gegenüber den Klägern voraussichtlich eingehalten werden“.

Streit um Güllebehälter: Was die Entscheidung nicht beeinflusst hat

In Anbetracht des zuvor dargestellten Prüfungsmaßstabs komme es für die Kammer nicht darauf an, ob das genehmigte Vorhaben im Außenbereich bauplanungsrechtlich objektiv zulässig ist. Das betrifft etwa den zum Teil beanstandeten Umstand, dass die zu lagernde Gülle von über zehn Kilometern entfernten Standorten herangefahren wird. Auch es im Verfahren es nicht um die „Verunstaltung des Orts- und Landschaftsbildes“ bzw. um „die Beeinträchtigung der Belange des Denkmalschutzes“ gegangen.

Ensemble der alten und neuen Funktionsbauten. (c) Heike Mildner

Kläger 300 Meter vom Güllelager entfernt

Laut der Märkischen Oderzeitung ging es den beiden Klägern, die jeweils keine 300 Meter vom Güllelager wohnen oder arbeiten, aber genau darum. Sie hatten zuvor in einigen Belangen schon Recht bekommen, so dass der Landwirtschaftsbetrieb beispielsweise ein Zeltdach nachrüsten und einen Wall anlegen musste, der im Fall einer Havarie verhindert, dass Gülle ins Dorf fließen kann. Auch dürfen dort keine Gärreste gelagert werden. Mit dem laut MOZ eigentlichen Ziel der Kläger, dass der Güllebehälter wieder abgerissen werden muss, hatten sie keinen Erfolg.

Zulassung der Berufung kann beantragt werden

„Die schriftlichen Urteilsgründe liegen noch nicht vor. Nach Zustellung des vollständig abgefassten Urteils kann bei dem Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg ein Antrag auf Zulassung der Berufung gestellt werden“, heißt es in der Mitteilung des Verwaltungsgerichtes (VG Frankfurt (Oder), Urteile vom 14. März 2024 – VG 7 K 1018/18 und VG 7 K 2677/18).

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Überflutung in Plessa
Vor-Ort-Termin mit Fabian Blöchl (Referent für Ackerbau beim LBV), Kerstin Hennig (Geschäftsführerin der Agrar GmbH Plessa) und Marcus Jatzak (Justitiar beim LBV). Zuvor gab es erneut eine Versammlung der Bodeneigentümer. © Veit Rösler

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Zukunftsplan Landwirtschaft in Brandenburg: LBV mit neuem Vorstand

Die Delegierten des Landesbauernverbandes Brandenburg (LBV) verabschiedeten am Dienstag (12.3.) in Krausnick / Groß Wasserburg, Dahme-Spreewald, auf dem 14. Landesbauerntag das Weißbuchs für einen „Zukunftsplan Landwirtschaft“ für Brandenburg. Außerdem wählten sie einen neuen Vorstand.

Das Weißbuch für einen „Zukunftsplan Landwirtschaft“ steht in einer Reihe mit dem vor vier Jahren verabschiedeten „Neuen Brandenburger Weg“. Darin hatte die Landwirtschaft der Gesellschaft Angebote unterbreitet und im Gegenzug Rahmenbedingungen für die Umsetzung eingefordert. Das Fazit hält der LBV für ernüchternd. Landwirte würden zunehmend ordnungsrechtliche Vorgaben managen statt ihre zukunftsfähigen Unternehmensstandbeine weiterzuentwickeln, heißt es in der Pressemitteilung des LBV.

Im Zuge der Bauernproteste sei der Druck, Reformen durchzuführen und die Landwirtschaft auf zukunftsfeste Füße zu stellen, um ein Vielfaches gestiegen. Das „Weißbuch 2024 – Zukunftsplan Landwirtschaft“ wolle daher einen neuen Impuls für Veränderung auslösen, der in dieser Form in Brandenburg noch nicht erfolgt sei.

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Weißbuch zeigt die Vielschichtigkeit und Komplexität der Landwirtschaft

Deutlich umfänglicher als viele klassische Forderungskataloge zeige das Weißbuch die Vielschichtigkeit und Komplexität der Landwirtschaft auf. Ein entsprechender Handlungsplan des Landes Brandenburg sei erforderlich. Neben Themen wie Düngung, Pflanzenschutz sowie Nutztierhaltung werde eingangs die Einführung der regionalen Ernährungssicherung als Staatsziel formuliert. „Die sichere Produktivität auf den Betrieben wäre dann als obligatorisches Kriterium für jede politische Entscheidung in der Landwirtschaft anzusehen“, macht der LBV deutlich.

Ein finaler Vorschlag ziele auf die Straffung der Beteiligungsverfahren der anzuhörenden Verbände, die in der Vergangenheit eine ergebnisorientierte Arbeitsweise zwischen Berufsstand und Verwaltung oft ausgebremst hätten. Es ist aus Sicht des LBV notwendig, künftig eine qualitative Aufwertung in diesen Verfahren vorzunehmen und dabei die Beteiligungsbeiträge von relevanten Verbänden höher zu gewichten.

Dazu seien gut organisierte Verbände als anerkannte Landwirtschaftsverbände vorrangig zu beteiligen. Der LBV Brandenburg fungiere dabei als direktes Sprachrohr für den Berufsstand und bringe repräsentative Meinungen ein.

Landesbauerntag 2024 Abstimmung
(c) Maria Lubkoll/LBV

Henrik Wendorff weitere vier Jahre Landesbauernpräsident

Der 14. Landesbauerntage wählte für die anstehende Amtszeit von vier Jahren ihre Verbandsspitze. Henrik Wendorff, Geschäftsführer der Agrargesellschaft Worin mbH in Märkisch Oderland, der seit acht Jahren als Präsident den Verband anführt, wurde mit einer überwältigenden Mehrheit von 213 von insgesamt 214 gültigen Stimmen erneut im Amt bestätigt. Für das Amt des ersten Vizepräsidenten stellte sich erneut Heiko Terno, Geschäftsführer des AWO-Reha-Guts Kemlitz im Landkreis Dahme-Spree zur Wahl. Er steht seit 2009 in dieser Funktion an der Seite des Präsidenten. Die Delegierten zollten ihm und seiner Arbeit im Verband mit 200 Ja-Stimmen gebührenden Respekt.

LsV-Gründungsmitglied als zweiter Vizepräsident

Für die zweite Vizepräsidentschaft qualifizierte sich Christoph Plass, u.a. Inhaber eines Ackerbaubetriebes und eines Lohnunternehmens im Landkreis Oberhavel. Als Gründungsmitglied von Land-schafft-Verbindung war Plass maßgeblich an den Bauernprotesten 2019 in Berlin beteiligt. Seine Erfahrungen im Protest auf der Straße in Verbindung mit dem fachlich-politischen Arbeitsansatz des Bauernverbandes werden das Profil des Verbandsvorstandes von nun an bereichern.

Dies bestätigten 183 der abgegebenen Stimmen. Zuvor entschied Sven Deter, Geschäftsführer der Wulkower Agrar GmbH in Ostprignitz Ruppin, nicht mehr für das Vizepräsidentenamt zu kandidieren. Er verlässt, ebenso wie Vorstandsmitglied Caroline Kiesow, den Vorstand. Beiden wurde größte Anerkennung für ihre Arbeit im Vorstand ausgesprochen.

Schweinehaltung jetzt im Präsidium vertreten

Von vier zur Wahl stehenden Kandidaten für die weitere Vorstandsriege konnten sich die drei folgenden behaupten: Bernd Starick, Vorstandsvorsitzender der Bauern AG Neißetal im Landkreis Spree-Neiße, Lars Schmidt, Agraringenieur, Bewirtschafter eines ökologischen Grünlandbetriebes mit Angus-Rinderzucht im Havelland, sowie Benny Hecht, Geschäftsführer der AG „Ländeken“ Meinsdorf eG mit gemischtem Ackerbau und Tierhaltung (350 Sauen, 2.500 Mastschweine). Hecht bewarb sich gemeinsam mit Stefan Bernickel – Ackerbau – aus der Uckermark um einen Platz im Vorstand. Die Delegierten votierten für den Tierhalter, um ihn als Fürsprecher für die arg gebeutelte Branche der Schweinehaltung an der Verbandsspitze zu platzieren.

Landesbauerntag Brandenburg neuer Vorstand
Der neue LBV-Vorstand: Henrik Wendorff, Lars Schmidt, Antje Schulze, Christoph Plass, Bernd Starick, Benny Hecht und Heiko Terno. (c) Maria Lubkoll/LBV

Podium mit Parteispitzen aus Brandenburg

Am Nachmittag moderierte Ralf Stephan, langjähriger Chefredakteur der Bauernzeitung die brandenburgische „Elefantenrunde“ mit den Parteispitzen, die ihre Parteien in die Landtagswahl am 22. September führen. Wir werden für Sie berichten.

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Verbandstag in Elbe-Elster
Auf dem 19. Verbandstag des Kreisbauernverbandes Elbe-Elster ging es um die Arbeit der Interessenvertretung im Nachklang der Bauernproteste. © Heike Mildner
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Landfrauen aus Brandenburg im Schlepper
Engagierte Landfrauen: Elfi Fischer (r.) und Manuela Scheil scheuten sich nicht, mit dem Schlepper zu den Bauernprotesten nach Berlin zu fahren. © Sabine Rübensaat

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Erntekönigin Pauline Hirschberg: Wann ist endlich Schluss mit frauenfeindlichen Pöbeleien?

Die amtierende Brandenburger Erntekönigin Pauline Hirschberg hat ihre Erfahrungen auf der Grünen Woche in einem Text zusammengefasst, der am Internationalen Frauentag die Frage aufwirft, wo unsere Gesellschaft in puncto Gleichberechtigung wirklich steht.

Von Pauline Hirschberg, amtierende Brandenburger Erntekönigin

Berlin, 25. Januar 2024, Messegelände. Die Grüne Woche läuft seit dem 19.01., und seit diesem Tag bin ich fast durchgängig in der Brandenburg-Halle unterwegs. Kein Tag vergeht ohne Termine, heute steht der Havelland-Tag auf dem Plan. Als gebürtige Havelländerin bin ich selbstverständlich dabei. Gemeinsam mit dem Landrat, dem Landwirtschaftsdezernenten, Bürgermeistern, Abgeordneten, weiteren Havelländer Hoheiten und Pressevertretern mache ich mich auf zum Rundgang durch die Halle, geführt vom Tourismusverband.

Einige Stände und Kostproben später stehen wir zusammen und besprechen den weiteren Tagesablauf, da tritt aus der Menge ein Herr mittleren Alters an mich heran. Nichts ungewöhnliches, vielleicht möchte er ein Bild machen, eine Autogrammkarte haben oder auch nur eine Frage stellen. Aber nichts dergleichen passiert. „Mensch, du bist aber ein fettes Mädel, Rotkäppchen!“, sagt er mir ins Gesicht, dreht sich zu seinem Begleiter um, lacht dreckig und geht weiter durch die Halle. Ich stehe völlig perplex da und versuche zu realisieren, was da gerade passiert ist. Aber viel Zeit bleibt mir nicht, der Tross zieht weiter zum nächsten Stand.

Die amtierende Erntekönigin aus Brandenburg, Pauline Hirschberg, im Gespräch
Die amtierende Erntekönigin aus Brandenburg, Pauline Hirschberg, im Gespräch auf der Grünen Woche. (c) Sabine Rübensaat

Pauline Hirschberg: Der Satz lässt mich den ganzen Tag nicht los

Dieser Satz lässt mich den ganzen Tag nicht mehr los, ich ertappe mich öfter bei der Frage, was für einen Anreiz ich dem Herrn möglicherweise gegeben haben könnte: War es das Kleid ? Liegt es an dem Körbchen gefüllt mit Süßigkeiten, Aufklebern, Autogrammkarten usw.? Oder bin ich vielleicht wirklich „zu dick“?

Dieser Vorfall war nur die Spitze des Eisbergs, seit Beginn der Grünen Woche habe ich jeden Tag solche Situationen erlebt: anzügliche Sprüche, plumpe Anmachen, Beleidigungen, frauenfeindliche Kommentare, Beschimpfungen, ungebetene Berührungen. Letztlich habe ich an den letzten beiden Tagen das Kleid im Schrank gelassen und bin in Jeans & Poloshirt erschienen.

Gleichberechtigung und Respekt für alle

Im Nachgang der Messe ist mir erst richtig klar geworden, dass ich an keinem dieser Vorfälle eine Mitschuld trage, nichts, was ich getan habe, rechtfertigt so etwas; kein Kleid, kein Blick, keine Tätigkeit. Einzig die „Kommentatoren“ tragen die Verantwortung für ihre Aussagen. Trotzdem macht es mich nachdenklich: Sollte unsere Gesellschaft nicht mittlerweile an einem Punkt sein, wo Frauen den gleichen Respekt für ihr Tun erhalten wie Männer?

Hoheiten aus der Landwirtschaft - mit dabei Pauline Hirschberg
Oft in der ersten Reihe: Die Hoheiten aus der Landwirtschaft – mit dabei Pauline Hirschberg. (c) Sabine Rübensaat

Um Brandenburger Erntekönigin werden zu können, musste ich mein Fachwissen unter Beweis stellen. Eine landwirtschaftliche Ausbildung oder ein Studium sind Voraussetzung. Ich bin Teil der Branche, die ich repräsentiere, bin mit Kenntnissen und Erfahrung ausgestattet. Leider wird mir das immer wieder abgesprochen, für viele bin ich nur ein Mädchen im Dirndl, das für Fotos posiert und Flyer verteilt, nur nettes Beiwerk mit dem man sich schmücken kann.

Das Amt als Erntekönigin ist mehr als nur Kleid, Krone und Schärpe tragen

Doch zu diesem Amt gehört so viel mehr als nur Kleid, Krone und Schärpe tragen. Um möglichst viele Veranstaltungen zu besuchen investiere ich viel Freizeit, muss teilweise Urlaub nehmen. Ich reise fast immer selbst an und bin dafür schon viele hundert Kilometer gefahren. Größere Veranstaltungen müssen oft mehrere Wochen vorher vorbereitet werden, die eigenen Hobbys stehen oft hinten an. Auch solche Dinge wie Interviews geben oder Briefe, Artikel usw. schreiben werden in der Freizeit erledigt.

Verleihung der Zukunftspreise auf der Grünen Woche
Erntekönigin Pauline Hirschberg (rechts) bei der Verleihung der Zukunftspreise auf der Grünen Woche in Berlin – jetzt in Jeans. (c) Sabine Rübensaat

Das Amt verlangt viel, gibt aber genau so viel zurück. In meiner zweijährigen Amtszeit konnte ich mir ein großes Netzwerk aufbauen, habe viele interessante Menschen kennengelernt und die verschiedensten Ecken unseres Bundeslandes kennengelernt. Ich konnte Dinge erleben, die mir sonst kaum möglich gewesen wären und viele unvergleichliche Erinnerungen sammeln. Ein solches Ehrenamt bietet außerdem eine ganze Menge Chancen für die berufliche Zukunft. Eine tolle Möglichkeit für junge Landwirtinnen!

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Verleihung der Zukunftspreise auf der Grünen Woche
Erntekönigin Pauline Hirschberg (rechts) bei der Verleihung der Zukunftspreise auf der Grünen Woche in Berlin – jetzt in Jeans. (c) Sabine Rübensaat
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Fahnen auf dem Messegeländer in Berlin zur Grünen Woche
Fahnen auf dem Messegeländer in Berlin zur Grünen Woche. (c) Sabine Rübensaat
Schwarzer Tag für Bauernproteste: Verletzte nach Unfällen durch Gülle auf der B1/B5

Gülle und Mist als Zeichen des Protestes in der Nacht zum Montag (4.3.) auf die Bundesstraße B5 gekippt, sorgten in der Folge für drei Verkehrsunfälle. Fünf Personen wurden durch Rettungskräfte in ein Krankenhaus gefahren, berichtet die Polizeidirektion West. Landesbauernverband und Land schafft Verbindung Brandenburg e. V. distanzierten sich von der nicht angemeldeten Aktion.

Von Heike Mildner

Bereits in der Nacht von Sonntag auf Montag blockierten Landwirte mehrere Straßen, um weiter gegen die Agrarpolitik der Bundesregierung zu demonstrieren. Der Polizeimeldung zufolge ist es u. a. auf der Bundestraße 5, der Bundesstraße 2 und auf der Glienicker Brücke in Potsdam zu Verkehrsbehinderungen gekommen. Die Polizei habe die Identitäten der Teilnehmenden festgestellt und Platzverweise erteilt sowie Verstöße gegen das Versammlungsgesetz aufgenommen.

Unfälle auf der B5: Gülle und MIst auf der Straße

Auf der B5 im Bereich Olympisches Dorf wurde im Rahmen der Protestaktion Mist auf den Fahrbahnen in Fahrtrichtung Nauen abgeladen. In diesem Bereich kam es der Polizei zufolge zu drei Verkehrsunfällen mit Personenschaden, bei denen insgesamt fünf Personen verletzt wurden. Die Verletzten wurden durch Rettungskräfte in ein Krankenhaus gefahren. Durch die Polizei sind in allen Fällen Anzeigen wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr aufgenommen worden. Die Ermittlungen zu möglichen weiteren Straftaten dauern an.

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Der LBV-Präsident zu den Protestaktionen auf der B1/B5

„Das, was jetzt passiert ist, darf nicht passieren. Hier wurden Grenzen überschritten“, äußerte sich der Präsident des Landesbauernverbandes (LBV), Henrik Wendorff, in einer Pressemitteilung am Montagmittag. „Wir haben berechtigte Forderungen, für die wir uns mit Nachdruck auch auf der Straße eingesetzt haben. Doch wir stellten dafür einen Rahmen sicher, in dem niemand zu Schaden kam und keine Sachbeschädigungen stattfanden. Das heißt, wir melden unsere Veranstaltungen grundsätzlich mit Namen und Adresse an und übernehmen für diese auch Verantwortung. Für diese Vorgehensweise steht der Landesbauernverband und für keine andere.“

Ergebnisorientierter Dialog mit der Landesregierung

Der Landesbauernverband Brandenburg setze derzeit auf den ergebnisorientierten Dialog mit der Landesregierung, um die Forderungen der Mitglieder für konkrete Entlastungen im Produktionsalltag und für eine Stabilisierung der landwirtschaftlichen Unternehmen durchzusetzen, erläutert der LBV. Zwei bereits Arbeitstreffen auf Regierungsebene haben bereits stattgefunden. Zum Landesbauerntag am 12. März 2024 habe der LBV die Kandidierenden des Wahljahres 2024 aller Parteien und Wählergruppen eingeladen, um im Dialog mit den künftig gewählten Vertreterinnen und Vertretern die Weichen für eine zukunftsfähige Landwirtschaft zu stellen.

Auch LsV Brandenburg e. V. distanziert sich

Der Vorsitzende des Vereins Land schafft Verbindung Brandenburg, Peter Schollbach, sagte der Bauernzeitung, dass der Verein die Art und Weise des Protestes ablehen. „Wir sind hier nicht in Frankreich oder Belgien!“, so Schollbach. Die bisherigen Proteste hätten Türen aufgestoßen, man habe Gesprächsangebote von Politikern bekommen, jetzt gehe es um inhaltliche Fragen. Dafür brauche man Unterstützung in Form von Argumenten.

Heftige Diskussion im Internet

Auf der Seite des rbb, der auch über den Vorfall berichtet hat, entbrannte in den Kommentarfunktionen ein heftiges Für und Wider. Die Stimmung scheint allerdings auch hier zu kippen.

Der Tenor: Im Dunkeln Mist auf die Fahrbahn zu kippen, gefährdet Menschenleben. Auch in Whats-App-Gruppen wird der Vorfall diskutiert. Gefährliche Eingriffe in den Straßenverkehr hätten nichts mit Protest zu tun, sagt Andreas Rothe (hier geht’s zu seinem Statements auf Facebook), ein engagierter Berufskraftfahrer, der zuvor im Netz für die Aktionen geworben hat. Man habe ihm gesagt, die Aktionen seien angemeldet.

Zwei waren angemeldet, jene, die eskalierte, war es nicht. Er werde das künftig besser prüfen. Mit solch unangemeldeten Aktionen würden andere Aktionen diskreditiert, ist Rothe überzeugt.

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v.l.: Ralf Ehrenberg (Freie Bauern Hessen), Hubert Aiwanger, Bundessprecher Alfons Wolff und Marco Hintze (Bauernbund Brandenburg) (c) Ralf Stephan
Ökodorf Brodowin schafft die Ziegen ab und stellt Milch-Kühe auf die Weide

Die Ziegen werden abgeschafft. Die Milchkühe sollen zwischenzeitig als Mutterkühe auf die Weide, Stallungen und Melkanlage sollen modernisiert werden. Gibt es künftig noch Milchprodukte aus dem Ökodorf Brodowin?

Von Heike Mildner

Seit seiner Gründung 1990 ist das Ökodorf Brodowin ein Flaggschiff der ökologischen Landwirtschaft im Osten: ein breit aufgestellter Direktvermarkter mit eigener Molkerei und zahlungskräftiger Kundschaft vor der Haustür, Demeter-zertifiziert, transparent und ganz nah am Verbraucher.

Dem teilte er vergangene Woche über die sozialen Medien mit: „Wir müssen Abschied nehmen von unserer geliebten Ziegenherde und eine Pause in der Milchkuhhaltung einlegen. Aber keine Sorge, denn jeder Abschied bedeutet auch einen Neubeginn voller Möglichkeiten!“

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Ökodorf Brodowin Produkte: Verkaufserlöse sind zurückgegangen

Die Verkaufserlöse seien zurückgegangen, erläutert Ludolf von Maltzan, Mehrheitsgesellschafter und Geschäftsführer, seinen Kunden. „Seit Monaten beobachte ich den Markt und warte darauf, dass sich die Stimmung wieder dreht, dass die Zeiten besser werden. Schließlich wird mit jedem Artikel aus Brodowin und den vielen anderen Bio-Bauernhöfen in Deutschland etwas unendlich Wichtiges mit eingekauft: eine gesündere Umwelt, eine blühende Artenvielfalt, artgerechtere Tierhaltung, unbelastete Lebensmittel und eine Landbewirtschaftung, die sinnvoll für die nachfolgenden Generationen ist.“

Von Maltzans Entscheidung: „Wir können einfach nicht mehr so weitermachen wie bisher.“

Ludolf von Maltzan
Ludolf von Maltzan bei einer Betriebsführung 2019. (c) Heike Mildner

Modernisierung bei der Milchkuhhaltung und Produkt-Verfügbarkeit

Zum einen haben die Brodowiner entschieden, die Milchkuhhaltung „zeitweise zu unterbrechen“ und Stallungen und Melkanlage zu modernisieren. Die Herde mit rund 600 Tieren der Rasse Holstein Schwarzbunt soll schrittweise verkleinert und als Mutterkuhherde gehalten werden, schreibt von Maltzan.

„Die Kälber bleiben bei ihren Müttern und ich sehe sie schon im Frühjahr und im Sommer zusammen auf der Weide grasen.“ Man tue das auch, um bei „derzeitig deutlich geringerer Nachfrage“ den Milch-Einkaufsverpflichtungen gegenüber den Milchlieferanten nachzukommen und diese Betriebe nicht zu gefährden. Alle Brodowiner Produkte seien weiterhin wie gewohnt verfügbar.

Milch für die Meierei in Brodowin kommt unter anderem vom Hof Langanke in Serwest ganz in der Nähe, aber auch von größeren Demeter-Betrieben wie dem Landgut Preschen und nach einer Entscheidung im Juni 2020 auch von der Agrargenossenschaft Spreetal.

Bio-Milch vom Ökodorf Brodowin
Milch aus der Meierei in Brodowin kommt auch von anderen Höfen und wird weiter verfügbar sein. (c) Sabine Rübensaat

Ziegen-Frischmilch ersetzen Kuhmilch-Allergiker anders

Zum anderen verabschiedet sich Brodowin von seiner Ziegenherde. Vor 15 Jahren hatte man leerstehende Schweineställe ziegengerecht für 200 Tiere umgebaut und mit einer Melkanlage ausgerüstet. Jedoch sei die Milchziegenhaltung seit langem defizitär gewesen, erläutert von Maltzan, die Ziegenmilch immer weniger gefragt.

„Lange Zeit haben vor allem Kuhmilchallergiker die Milch sehr geschätzt. Doch mit dem Aufstieg der pflanzlichen Alternativen wurde frische Ziegenmilch kaum nachgefragt.“ Der Umsatz über Ziegenfrisch- und Ziegenschnittkäse rechtfertigt den Erhalt der Herde Maltzan zufolge nicht. Die wurde an einen Demeter-Landwirt in Nordrhein-Westfalen abgegeben.

König Charles III. war 2023 im Ökodorf Brodowin

Vor nicht ganz einem Jahr, Ende März 2023, wurde dem Ökodorf Brodowin große mediale Aufmerksamkeit zuteil, weil König Charles III. bei seinem Deutschlandbesuch einen Zwischenstopp in Brodowin in Brandenburg einlegte. Obwohl der König einen straffen Zeitplan hatte, wollte er sehen, wie in Brodowin Käse gemacht wird.

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v.l.: Ralf Ehrenberg (Freie Bauern Hessen), Hubert Aiwanger, Bundessprecher Alfons Wolff und Marco Hintze (Bauernbund Brandenburg) (c) Ralf Stephan

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Bauern treffen Woidke: Das sind die Forderungen der Bauern

Nach dem zweiten Treffen von Bauern mit Ministerpräsident Dietmar Woidke wurde vor den Kameras Einigkeit demonstriert. Die Landwirte aus Brandenburg haben klare Forderungen formuliert. Was bisher zur Sprache kam und was noch besprochen werden soll.

Von Heike Mildner

Der Fototermin nach zwei Stunden Klausur mit Vertretern der Kreisbauernverbände und des Landesbauernverbandes ist ein nonverbales Statement: Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) und Landesbauernpräsident Henrik Wendorff reichen sich die Hand, Agrarminister Axel Vogel (Grüne) und Finanzministerin Katrin Lange (SPD) besiegeln den Pakt, indem sie ihre Hände auflegen. Deutlicher lässt sich das Gemeinsam-an-einem-Strang-ziehen kaum symbolisieren.

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Bauern treffen Woidke: Ministerpräsident im Gespräch

Auch die Worte spiegeln durchaus Zufriedenheit und den Willen, anzupacken. Noch einmal bestätigt wurden der Wille zum Erhalt der Ausgleichzulage bis 2027 und die Fortführung des Blühstreifenprogramms über 2026 hinaus. „Wir machen Tempo, deshalb wird sich das Kabinett bereits morgen damit befassen“, erklärte der Ministerpräsident im Gespräch.

Bauern Treffen Woidke: Sieben Punkte zur Ent-Bürokratisierung

Der Landesbauernverband (LBV) hatte nach dem ersten Gespräch mit Woidke am 18. Januar 2024 55 Punkte zusammengetragen, die aus Sicht seiner Mitglieder für Entbürokratisierung und eine tatsächliche Entlastung der Landwirte geändert werden müssten. Sieben davon wurden am Montag (12.2.) besprochen.

Dazu teilte der LBV mit: „Auf der Tagesordnung standen sieben weitere Forderungen des Berufsstandes, die konkret und kurzfristig zur Entbürokratisierung und zu Kostenersparnissen in den landwirtschaftlichen Unternehmen beitragen sollen – allen voran die Abschaffung der Stoffstrombilanzierung als größtes Bürokratiemonster. Geprüft werden sollen zudem Vorschläge für die Vereinheitlichung von Kontrollprozessen und Dokumentationssystemen sowie die Aufhebung der konfliktträchtigen Regelung der Abwertung von Ackerland zu Dauergrünland nach fünf Jahren.“

Bauern stellen Forderungen an Woidke: Von Antragssoftware bis Strombilanz

In einem Brief, den der LBV zum Treffen mitgebracht hatte, werden sieben änderungswürdige Sachverhalte genauer erläutert. Darin heißt es:

1. Abschaffung der Stoffstrombilanz

Ausgangspunkt der aktuellen Proteste war die Erhöhung der Mineralölsteuer für landwirtschaftliche Fahrzeuge. Dies betrifft alle Ackerbau- sowie landwirtschaftlichen Tierhaltungsbetriebe. Daher ist als wichtigster Schritt eine Entlastung all dieser umzusetzen. Dies ist die Abschaffung der Stoffstrombilanz. Aktuell läuft die Diskussion im BMEL im Rahmen der Novellierung des Düngegesetzes. Brandenburg hatte sich im Bundesrat bei einer Initiative zur Abschaffung der Stoffstrombilanz im Jahr 2023 enthalten. Fehler passieren, gleichwohl ist dieses Abstimmungsverhalten inakzeptabel. Die Landwirtschaftsbetriebe führen bereits jetzt detaillierte Aufzeichnungen über Erntemenge, Düngeeinsatz sowie ermitteln jährlich ihren Düngebedarf nach Vorgaben der Düngeverordnung. Zusätzlich soll ein weiteres Monitoring eingeführt werden. Dies lehnen wir ab und wir fordern das Land Brandenburg auf, kurzfristig eine Bundesratsinitiative anzustreben und die entsprechenden Mehrheiten für die Abschaffung zu schaffen.

2. Übernahme von Leistungen des Amtes für Arbeitssicherheit durch die Berufsgenossenschaft

Ein stark zeitraubender Faktor der regelmäßigen Arbeit eines Landwirtschaftsbetriebs sind die häufigen Kontrollen. Ohne diese in der Sache abzulehnen, sind die Häufigkeit, der Umfang und der Aufwand unverhältnismäßig. Hier bedarf es erheblicher Optimierungen. Dazu gehört vor allem die Übertragung der Überwachung der Arbeitssicherheit auf die Berufsgenossenschaft, wie es in anderen Bundesländern der Fall ist. Dies hat den Vorteil, dass nur eine einheitliche Kontrolle durchgeführt wird, ein innerer Sachzusammenhang besteht und das Land Stellen sparen und die Mitarbeitenden auf andere offene Stelle versetzen kann.

3. Untersuchungsintervalle gewisser Tierkrankheiten anpassen

Brandenburg verfügt über einen großen Grünland-Anteil. Dieser wird sehr häufig über die Haltung von Mutterkühen veredelt. Daher ist Brandenburg noch das Bundesland mit den meisten Mutterkühen. Gleichwohl sinken die Bestandszahlen, neben unsicheren Rahmenbedingungen vor allem auch wegen des enormen Kostendrucks. Daher bedarf es der Entlastung auf der Kostenseite. Brandenburg ist seit 2015 BHV1-frei, im Jahr 2022 gab es in Brandenburg einen einzigen Brucellose-Fall, im Rahmen der Leukose ist Brandenburg seuchenfrei. Infolge dieser geringen Fallzahlen bzw. der langjährigen Seuchenfreiheit sind die Untersuchungsintervalle jedenfalls bei Mutterkühen auf bis zu 5 Jahre zu erweitern. Der Umgang mit COVID19 hat gezeigt, dass Testverpflichtungen auch wieder gelockert werden können und müssen. Dies darf für unsere Tierbestände nicht anders gelten.

4. Doppelte Datenbanken abschaffen

Jedes Rind ist in der HIT-Datenbank zu erfassen. Darüber hinaus muss jedes Rind im Rahmen der Agrarförderung erneut erfasst werden. Weiterhin muss auch in der Antibiotikadatenbank jedes Rind neu angelegt und erfasst werden. Diese immer gleichen Informationen sind zusammenzuführen und einheitlich durch die Landwirtschaft zu verwalten. Dies spart Arbeit und Kosten für jeden Rinderhalter.

5. Abschaffung Dauergrünlandwerdung nach 5 Jahren

Ein besonderes Augenmerk liegt an der automatischen Grünlandwerdung nach fünf Jahren gemäß § 7 GAP-Direktzahlungen-Verordnung. Danach werden Flächen zu Dauergrünland, wenn fünf Jahre lang keine Bodenbearbeitung erfolgt ist. Dies ist problematisch, da die gepachtete Fläche möglicherweise Ackerlandstatus hat, jedoch als Grasfutterfläche genutzt werden soll. Tritt der Dauergrünlandstatus ein, ist die Fläche weniger wert und der bewirtschaftende Betrieb wird seinem Verpächter gegenüber schadensersatzpflichtig. Dies muss bereits aus ökologischen Aspekten verhindert werden. Außerdem kann
durch das Obsolet werden des regelmäßigen Umbruchs Kraftstoff gespart werden.

6. Antragssoftware für den ELER-Antrag verbessern

Eine besonders hohe Arbeitsbelastung liegt für die Landwirtschaft im 3. und 4. Quartal. Im 4. Quartal ist der ELER-Antrag zu stellen. Damit kollidieren zwei arbeitsintensive Bereiche miteinander und bringen die Betriebsleitung in erhebliche Schwierigkeiten. Der Antrag wird im Auftrag des Landes programmiert. Zur Vermeidung sollte der Antrag daher ab September für die Betriebe zur Verfügung stehen und geöffnet bleiben, damit die Planungen kontinuierlich angepasst werden können und nicht zur Arbeitsspitze auch noch die Antragsflächen eingeben werden müssen.

7. Entbürokratisierung des Grundstücksverkehrs

Ein erheblicher demokratischer Aufwand ist im Rahmen des Grundstücksverkehrsverfahren auszumachen. So ist die Prüfung der Aufstockungsbedürftigkeit aufzugeben. Jeder landwirtschaftliche Betrieb ist aufstockungsbedürftig. Auch ist die Aufstockungswürdigkeit nicht zu prüfen, da ein nicht leistungsfähiger Betrieb ohnehin nicht langfristig in der Wirtschaft bestehen kann und wird. Darüber hinaus ist die Monatsfrist merklich zu verlängern. Binnen dieser kurzen Frist muss ein Betrieb einen Kapitaldienst finden, was aufgrund der hohen finanzregulatorischen Anforderungen Zeit in Anspruch nimmt. Zuvor muss eine Wirtschaftlichkeitsberechnung durchgeführt werden ebenso wie die Daten für die Prüfung des Landwirtschaftsamt aufgearbeitet werden. Dies stellt sich in der Gesamtschau regelmäßig als erhebliches Hemmnis dar. Grundstücksveräußerungen gerader Linie, z. B. an Abkömmlinge, sind genehmigungsfrei zu stellen. Die Einräumung von Miteigentum sowie die Einräumung eines Nießbrauchs sind nicht genehmigungspflichtig, da sie nicht ein gleiches Recht wie das vollständige Alleineigentum sind. Die Anzeige von Pachtverträgen muss digital möglich sein.

Woidke: Alles, was nach Überbürokratisierung riecht, kommt auf den Prüfstand

Woidke ließ nach dem Treffen vermelden: „Ich sichere zu: Alles, was nach Überbürokratisierung riecht, was Doppelarbeiten bedeutet, kommt auf den Prüfstand. Dabei geht es nicht nur um originär landwirtschaftliche Themen, sondern z.B. auch um Baurecht und Genehmigungsverfahren. Das Land ist dabei nur ein Partner – und zwar der kleinste. Insbesondere geht es um Vorgaben von Bund und EU. Wir wollen damit den Landwirten helfen, effizienter zu arbeiten und sich auf ihre eigentliche Tätigkeit zu konzentrieren – nämlich die Nahrungsmittelproduktion und auch die Pflege der Kulturlandschaft. Wir haben hier insbesondere auch die kleineren Betriebe im Blick, die von einem Bürokratieabbau besonders profitieren würden.“

Vogel: Doppelte Kontrollen werden auf den Prüfstand gestellt

Vereinfachungsmöglichkeiten in mehreren Bereichen, beispielsweise für die Datenerfassung für die reine Rinderhaltung, würden durch das Agrarministerium bereits geprüft, heißt es in der Pressemitteilung der Staatskanzlei. Agrarminister Axel Vogel kommentiert das Treffen so: „Das Landwirtschaftsministerium prüft gemeinsam mit anderen Ressorts fortlaufend, wie bürokratische Hürden im Agrarbereich abgebaut werden können. Mit Erfolg: Beispielsweise sind mobile Hühnerställe und bestimmte Gewächshäuser nach Änderung der Bauordnung inzwischen genehmigungsfrei. Die Inanspruchnahme öffentlicher Mittel wird zwangsläufig immer mit einer gewissen Bürokratie zur Dokumentation der Mittelverwendung verbunden sein. Dennoch haben die Länder mit dem Bund einen Prozess gestartet, um Vereinfachungen für die Branche und die Verwaltung zu erreichen. Wir danken dem Landesbauernverband für die unterbreiteten Vorschläge. Punkte wie bislang geforderte Mehrfachmeldungen von Daten oder doppelte Kontrollen werden auf den Prüfstand gestellt und sofern rechtskonform möglichst reduziert oder abgeschafft.“ 

Der Stand der Umsetzung der vom LBV eingebrachten Vorschläge und die Diskussion weiterer Entlastungen auf Verwaltungsebene sollen alleinige Schwerpunkte einer Arbeitsgruppe sein, die die Landesregierung zu diesem Zweck einrichtet.

Wendorff: Blaupause für die Bundesebene

„Diese Arbeitsweise mit der Landesregierung ist das Beste, was uns passieren konnte“, erklärte LBV-Präsident Henrik Wendorff nach dem Gespräch. „In wenigen Wochen hat sich der Stellenwert der Brandenburger Landwirtschaft im politischen Diskurs um ein Vielfaches verbessert. Die bisherigen Ergebnisse sind ein großer Erfolg für uns. Wir sehen dies als Blaupause für die Verhandlung der offenen Forderungen aus der Landwirtschaft auf Bundesebene.“ Ohne die Proteste der Landwirtinnen und Landwirte auf der Straße gegen die Sparpläne der Bundesregierung „wären wir nicht so weit gekommen“, machte Wendorff im Nachklang des Gesprächs deutlich. „Für unsere Brandenburger Landwirtschaft und für unseren ländlichen Raum werben wir dafür, diesen Arbeitsmodus unbedingt beizubehalten und den Weg für Stabilität und Planungssicherheit in unseren Unternehmen weiter freizumachen.“

Der „Land schafft Verbindung Brandenburg e. V.“ war über Kreisvertreter des Bauernverbandes wie Christoph Plass mittelbar an dem Gespräch beteiligt. Als letzten der 55 Vorschläge für Bürokratieabbau in der Landwirtschaft schlägt der LBV vor, nur Landwirtschaftsverbände, die mindestens „20 % der Fläche in Brandenburg“ abdecken als Stimme der Betroffenen in Beteiligungsprozesse anzuerkennen. Die anderen 54 Vorschläge, die demnächst in der Arbeitsgruppe verhandelt werden sollen, können Sie hier nachlesen:

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Im Brandenburger Landtag in Potsdam wurde um die Landwirtschaft debattiert.
Im Brandenburger Landtag in Potsdam wurde um die Landwirtschaft debattiert. (c) IMAGO/epd-bild/ChristianxDitsch

Das sind die 55 Vorschläge des LBV für Bürokratieabbau in der Landwirtschaft

Arbeit

Bau

Boden

Bodenschutz

Düngung

Gemeinsame Agrarpolitik der EU (GAP)

lof Verkehr

Naturschutz

Grünlandumbruchsgenehmigung: Ablauf der Genehmigung ist zu kompliziert; Zuerst Anschreiben an LELF in Paulinenaue, diese erteilen „halbe Freigabe“, verweisen dann aber noch auf untere Naturschutzbehörde (kein Ansprechpartner oder interne Abklärung). Untere Naturschutzbehörde negiert im Regelfall den Umbruch.

Projektbegriff in FFH: UVP-Pflicht und Projektbegriff in FFH im Regelfall überzogen; Umsetzung des Projektbegriffs nach Lesart MLUK: faktisch jede Handlung mögliches Projekt, daher theoretisch jedes Mal Vorprüfung.

Pflanzenschutz

PSM-Reduktionsstrategie: Streichung der Erarbeitung der PSM-Reduktionsstrategie; aktuelle Belastungen oder Einschränkungen auf Bundes- oder Landesebene stoppen, Änderungen des PSM-Rechts erst einmal evaluieren.

Statistik

Tierhaltung

Verwaltung

Wasser

Sonstiges: Von Lieferkettengesetz bis anerkannte Landwirtschaftsverbände

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Neue Förderung: 11 Millionen Euro für die Beratung in Brandenburg

Ab sofort können Betriebe von Landwirtschaft und Gartenbau in Brandenburg Geld für Beratungsleistungen beantragen. Das Agrar- und Klimaschutzministerium Brandenburg (MLUK) hat eine neue Richtlinie zur Förderung mit 11 Millionen Euro aufgelegt.

Von Heike Mildner

Die neue Richtlinie löst die bisherige Beratungsförderung ab, nach der in den vergangenen drei Jahren knapp 1,6 Millionen Euro bewilligt wurden. Insgesamt stehen den Angaben des Ministeriums zufolge bis zum Jahr 2029 für Beratungsleistungen in der Landwirtschaft und im Gartenbau 11,4 Millionen Euro von EU und Land für Beratungsleistungen zur Verfügung. Das Beratungsangebot soll Betriebe dabei unterstützen, sich an die neuen Herausforderungen des Agrarsektors anzupassen und zukunftssicher aufzustellen.

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Neue Förderung: Steckbriefe für Beratung

Die Richtlinie enthält 31 Beratungssteckbriefe. Acht widmen sich sozialen und ökonomischen Themen, in den 23 anderen werden ökologische Beratungsinhalte thematisiert. Im Einzelnen geht es um:

Neue Förderung: Berater können sich vom LELF anerkennen lassen

Durchgeführt wird die Beratung durch vom Land anerkannte Beratungsfachkräfte. An einer Anerkennung interessierte Beratungsfachkräfte erhalten beim Landesamt für Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Flurneuordnung (LELF) die dafür notwendigen Informationen. Bezuschusst werde die Beratung vor Ort und die Vor- und Nachbereitung, die auch eine telefonische und/oder digitale Beratung beinhalten kann, heißt es in der Richtlinie.

Hier kann man mehr über die neue Beratungsrichtlinie erfahren.

Konsultationsbetriebe sollen entstehen

Der Information des MLUK zufolge wird die Förderrichtlinie aktuell um die Möglichkeit ergänzt, dass sich Höfe oder Unternehmen zu Konsultationsbetrieben entwickeln. „Konsultationsbetriebe sind innovative Pioniere in einem bestimmten Themenfeld – das kann beispielsweise Saatguterzeugung, integrierter Pflanzenschutz, Düngung, bodenschonende Bodenbearbeitung, Obst- oder Gemüsebau, Klimaanpassung, Moorschutz beziehungsweise wassersparende Bewässerung sein“, teilt das MLUK mit.

Für Veranstaltungen und Beratungen sollen die Konsultationsbetriebe einen jährlichen Pauschalbetrag erhalten. Die Antragstellung dafür werde demnächst möglich sein, informierte das MLUK am 7. Februar.

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Sommerweidehaltung: Antragsfrist bis 15. Mai 2023 möglich

Das Agrarministerium verlängert die Antragsfrist für die Richtlinie zur Förderung der Sommerweidehaltung von Rindern um einen Monat. Tierhalter reichen ihre Anträgen nun bis zum 15. Mai fristgerecht ein.

Von Heike Mildner

Das Agrarministerium verlängert die Richtlinie zur Förderung der Sommerweidehaltung von Rindern um einen Monat. Die Richtline ist überarbeitet. Einer Mitteilung des Ministeriums vom Freitag, den 28. April 2023 zufolge, fördert es Halterinnen und Halter, die ihren Tieren in den Monaten Mai bis November täglich den Gang auf die Weide ermöglichen.

Anträge sind daher noch bis zum 15. Mai möglich. Das Ministerium unterstützt damit rinderhaltende Betriebe in Brandenburg bei der Umstellung ihrer Tierhaltung.

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Sommerweidehaltung: Teil des Tierschutzplans Brandenburg

Mit der Richtlinie fördert das Brandenburger Agrarressort besonders tiergerechte Haltungsverfahren für Rinder. Die Richtlinie ist Teil des Tierschutzplans Brandenburg. Förderfähig sind demnach Milchrinder sowie Mastrinder, die von den rinderhaltenden Betrieben täglich Weidegang mit freiem Zugang zu einer Tränke-Vorrichtung erhalten. Allerdings sollten Krankheit oder zu erwartende Schäden des Tieres dem Weidegang nicht entgegenstehen.

Zum Melken die Milchrinder in den Stall zu holen, ist gestattet. Auch ein ganztägiger Zugang der Tiere zum Stall ist zulässig, wenn die Tiere direkten und ungehinderten Zugang zum Stall und zur Weide haben. Sieben Tage vor sowie sieben Tage nach dem Abkalben darf der Tierhalter die Tiere in den Stall holen. Dies muss er im Stalltagebuch erfassen. Bei Aufstallung über diesen Zeitraum von insgesamt 14 Tage hinaus muss eine tierärztlichen Bescheinigung und eine Eintragung in das Stalltagebuch vorliegen.

Keine förderung für Trockensteher

Den Angaben auf der Website zufolge sind Tiere, die nur während der Trockenstehphase und nicht fünf aufeinanderfolgende Monate auf der Weide stehen, von der Förderung ausgeschlossen. Mutterkühe, also weibliche Rinder, die nicht zur Milcherzeugung gehalten werden, einschließlich deren Nachzucht bis zum 6. Monat, sind von der Förderung ausgeschlossen. Weibliche Jungtiere werden zur Mast gerechnet, da in der Regel mit 6 Monaten noch nicht klar ist, wie viele Tiere der Bestandsremontierung dienen. Eine Mischung der Tiere der verschiedenen Haltungssysteme ist der Förderrichtlinie zufolge nicht zulässig.

60 Euro je Großvieheinheit

Die Zuwendungshöhe beträgt jährlich 60 Euro je berücksichtigungsfähiger Großvieheinheit. Zuwendungsempfänger sind Landwirte, die auch eine Finanzierung im Rahmen der Direktzahlungen nach GAP-Direktzahlungsgesetz (GAPDZG) erhalten. Tierhalter können noch bis zum 15. Mai 2023 für das Antragsjahr 2023 stellen. Die Richtlinie wurde erstmals im letzten Jahr aufgelegt und lief bis zum 31. Dezember 2022. Die Förderung erfolgt bis zur Genehmigung der Richtlinie durch die Europäische Union über die De-Minimis-Regelung.

Folgeanträge jährlich bis 1. Dezember

Für die Jahre 2024 bis 2026 reichen Tierhalter den Antrag auf Förderung jährlich bis zum 01. Dezember für das darauffolgende Verpflichtungsjahr ein. Bewilligungsbehörde ist das Landesamt für Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Flurneuordnung (LELF).

Mehr Informationen und Neuerungen zur Förderrichtlinie finden sich auf der Webseite des Ministeriums für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz Brandenburg unter: https://mluk.brandenburg.de/mluk/de/service/foerderung/landwirtschaft/foerderung-der-sommerweidehaltung-von-rindern/.

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Moorschutz
Moore schützen, aber wie? Der Landesbauernverband forderte bei einem Fachgespräch zum Thema Moorschutz im Agrarausschuss des Brandenburger Landtags einen Neustart (c) Heike Mildner
Moorschutz in Brandenburg: Neustart mit Strategie gefordert

Der Landesbauernverband Brandenburg forderte bei einem Fachgespräch zum Thema Moorschutz am 8. Februar im Agrarausschuss des Brandenburger Landtags einen Neustart und machte ganz konkrete Vorschläge, wie der gelingen könnte. Neben Praktikern sprach Edgar Reisinger von der Firma TAURUS Consult. Er sieht vor allem die finanziellen Mittel für Moorschutz in Brandenburg viel zu knapp bemessen.

von Heike Mildner

Um durch die derzeit laufenden, nach Ansicht des Landesbauernverbandes (LBV) unkoordinierten und unstrukturierten Maßnahmen beim Moorschutz keine falschen Fakten zu schaffen, schlägt der LBV einen Neustart vor. Denny Tumlirsch, Hauptgeschäftsführer des LBV, skizzierte vor dem Ausschuss für Agrar, Umwelt und Klimaschutz (ALUK) am vorvergangenen Mittwoch dafür einen Fahrplan.

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Moorschutzstrategie mit Dreiphasenmodell

Am Anfang stehe eine umfängliche Bestandsaufnahme, die u. a. die tatsächliche Eignung der Projektgebiete für den gewünschten Klimaeffekt belegt und auch die Wirtschaftlichkeit alternativer landwirtschaftlicher Nutzung darstellt. Dies schließt eine Abschätzung der Folgen der Versumpfung für anliegende Infrastruktur und Siedlungen sowie Fragen des Gesundheits- und Arbeitsschutzes mit ein.

Im zweiten Schritt solle eine entscheidungsbefugte, paritätisch besetzte Moorkommission aus Politik, Verwaltung, Berufsstand, Wissenschaft und Gebietskörperschaften auf Landesebene installiert werden, die mit einer gemeinsam erarbeiteten Moorstrategie Akzeptanz durch Beteiligung herstellt.


In einer dritten Phase müsse diese Moorstrategie in der jeweiligen Region angepasst und umgesetzt werden, gesteuert durch eine regionale Moorkommission aus Vertretern des Berufsstandes, der Kreis- und Gemeindeverwaltung und z. B. eines Umweltverbandes.

„Nur durch gemeinsame Gremienarbeit von Politik, Verwaltung, Verbänden und Landnutzern stellen wir sicher, dass Landwirte, die in den bereits festgelegten Projektgebieten für Wiedervernässungsmaßnahmen wirtschaften, mitgenommen werden“, betonte Tumlirsch. Nach der Diskussion bekräftigte er noch einmal: „Wir brauchen klare Berechnungen vorab, worüber wir sprechen. Die Leute vor Ort müssen entscheiden, was mit den von ihnen bewirtschafteten Flächen passiert. Und das muss vernünftig, mit direkter Beteiligung passieren.

Die Abgeordneten müssen das zuständige Ministerium jetzt in die Pflicht nehmen: erst Moratorium, dann endlich eine tragfähige Strategie.“ Der Landesbauernverband werde dazu das oben beschriebene Dreiphasenmodell „Akzeptanz durch Beteiligung“ einbringen.

Video: Moorschutz Fachgespräch in Brandenburg mit Denny Turmlirsch

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Einschätzung von außen: Ressourcenmangel und niedrige Prämie

Eingeladen zum Fachgespräch war auch der aus Thüringen bekannte Biologe Edgar Reisinger von der TAURUS Consult. Er richtete den Blick von außen auf die Brandenburger Moorschutzambitionen. Reisinger konstatierte, dass für ein solch ein Mammutprojekt – Wiedervernässung von 6.000 bzw. 9.000 ha/Jahr (die Angaben widersprechen sich im Detail) – derzeit nicht annähernd genug fachlich-personelle und finanzielle Ressourcen vorhanden sind.

„Es muss sich für die Landbewirtschafter ökonomisch tragen!“, ist Reisinger überzeugt. Das funktioniere nur, wenn das Produkt die Kohlendioxid-Vermeidung ist. Dies müsse honoriert werden. Das Produkt Fleisch sei das Sahnehäubchen.

Schaue man sich aber die Prämien für die extensive Weidetierhaltung an, werde schnell deutlich, dass Brandenburg hier das Schlusslicht ist: 520 €/ha in Nordrhein-Westfalen oder 350 € in Thüringen stünden 120 €/ha in Brandenburg gegenüber. „Damit können Sie keinen Landwirt gewinnen!“, so Reisinger.

Video: Moorschutz Fachgespräch in Brandenburg mit Edgar Reisinger

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Praxiserfahrung: Landwirte berichten

Lars-Andreas Sieh und Stefan Schulze-Bergcamen sind zwei Landwirte, die auf Moorstandorten wirtschaften und ebenfalls vor den Ausschuss geladen waren. Sie illustrierten deutlich, wie wichtig ein ehrlicher Dialog und eine organisierte Zusammenarbeit für einen erfolgreichen Moorschutz ist.

Im dünn besiedelten Randowbruch in der Uckermark stellt Sieh schwer zu bewirtschaftende und zur Vernässung neigende Flächen für Anstauungsmaßnahmen zur Verfügung, die zuvor in einem Staubeirat von Bewirtschaftern und Flächeneigentümern abgestimmt und anschließend gemeinsam mit dem Wasser- und Bodenverband umgesetzt werden.

Für das vernässte Land erhält der Landwirt Ausgleichsflächen aus Landeseigentum, ein Modell, das jedoch mitnichten auf alle Projektgebiete übertragbar ist.

Vollkommen anders ist die Situation in Potsdam Mittelmark bei Stefan Schulze Bergcamen, der einen breit aufgestellten ökologischen Gemüseanbau betreibt, in seinem Betrieb 20 Mitarbeiter beschäftigt, durch vielgliedrige Fruchtfolge mit Zwischenfruchtanbau seit Jahren den Humusaufbau auf seinen Flächen fördert, erheblich in moderne Beregnungsanlagen investiert hat, dessen Flächen jedoch zu 90 Prozent in das Projektgebiet zur Vermoorung von drei Poldern fallen.

Video: Moorschutz Fachgespräch in Brandenburg mit Lars Andreas Sieh

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Regionale Lebensmittel: Im Sumpf wächst nichts

Eine Umstellung auf Paludikulturen, die von der Arge Klimamoor als alternative Bewirtschaftungsform massiv beworben wird, kommt für ihn angesichts der nachweislich fehlenden Wirtschaftlichkeit nicht in Frage:

„Für mich bedeutet Paludi ein Eingriff in die Berufsfreiheit. Vor den Toren der Metropole Berlin möchte ich weiterhin Lebensmittel produzieren und meinen Beitrag für die Ernährungssicherheit mit regionalen Produkten aus ökologischem Anbau leisten.

Bei einer Vernässung meiner Flächen wird meine Humus aufbauende Arbeit vernichtet. Die bestehende Artenvielfalt wird verdrängt, die Lebensqualität im Morast durch Gnitzen und Mücken erheblich sinken. Im Sumpf wächst nichts, was Tiere oder Menschen ernährt oder gar antreibt oder erwärmt!

Die Wiedervernässung der Projektgebiete in diesem Landkreis stößt zudem in einer urbanen Region wie Potsdam Mittelmark auf größten Widerstand von Anwohnern und Gewerbe. Denn mit der Versumpfung geht ein erheblicher Wertverlust an Haus- und Grundstücken einher, der in seiner volkswirtschaftlichen Tragweite nicht vorstellbar ist.“

Video: Moorschutz Fachgespräch in Brandenburg mit Stefan Schulze Bergcamen

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Moorschutz steht und fällt mit der Wirtschaftlichkeit

„Wir unterstützen den Ansatz, Bestandsmoore zu schützen und für die Wiedervernässung einzusetzen. Moorschutz in bewirtschafteten Flächen aber steht und fällt mit den wirtschaftlichen Perspektiven für die Betriebe und für die betroffenen Regionen. Dies hat die Diskussion in der heutigen Sitzung des Ausschusses für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz deutlich gezeigt“, so Antonia Bing, Geschäftsführerin der Familienbetriebe Land und Forst Brandenburg.

Langfristige Planungen, volle Transparenz und umfassende Beteiligung der Öffentlichkeit, insbesondere aber der betroffenen Landwirte und Grundeigentümer sind dabei unverzichtbar. Hierüber bestand Konsens. „Die Tragweite dieses Vorhabens wird gegenwärtig aber nicht hinreichend kommuniziert und deshalb in der Folge unterschätzt.

Bestandsaufnahme nötig

Sie mahnt an: „Um Fehlentwicklungen zu vermeiden und neue Erkenntnisse zeitnah in die Praxis zu transferieren, braucht es zuallererst eine detaillierte Bestandsaufnahme, aus der verlässliche Aussagen über die notwendigen Auflagen und Planungsanforderungen abgeleitet werden können.

Niemand sollte mit dem Hausbau anfangen, bevor nicht der Baugrund untersucht, die Statik geplant und die Finanzierung geklärt ist“, kritisiert Antonia Bing. Die Geschäftsführerin ist sich sicher: „Das Klimaschutz- und Biodiversitätspotential der Land- und Forstwirtschaft lässt sich nur heben, wenn den Betrieben nutzungsorientierte Handlungsmöglichkeiten geboten werden.

Dies jedoch erfordert mehr Substanz und Verbindlichkeit, vor allem aber verlässliche Einkommensperspektiven und innovative Nutzungskonzepte, wie z. B. die Energieerzeugung in Verbindung mit Moorschutz, die die Wertschöpfung vor Ort erhöhen.

Daran fehlt es trotz des Engagements einzelner Landnutzer bislang. Dabei wären derartige Pilotprojekte einmalig in Brandenburg und könnten sogar Leuchtturmcharakter entfalten. Fördertatbestände allein werden das Ziel wegen fehlender Haushaltsmittel wohl nicht erreichen.“

„Landwirtschaft kann man nicht in Exceltabellen betreiben“

In der Havelaue baut Christoph Plass auf 250 Hektar Kartoffeln an, die gerade geerntet werden. Nach Quedlinburg ist er aus gutem Grund trotzdem gefahren.

Von Heike Mildner

Dieser vorletzte Augustfreitag ist nicht seiner. Christoph Plass legt das Handy beiseite. Der Kartoffelroder habe einen Platten, hat ihn gerade sein Mitarbeiter informiert. Der „Ropa Keiler 2 Classic WD“ ist erst eine Woche im Einsatz, und in unsicheren Zeiten wie diesen kann ein platter Reifen zum Supergau für die Kartoffelernte werden. Aber der gebürtige Emsländer bleibt ruhig und seine Frau Ilona, die gegenüber am Schreibtisch sitzt, auch. Eins nach dem andern, und die Bauernzeitungsredakteurin kann ja gleich mit aufs Feld …

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Platter Reifen: Christoph Plass sieht sich den Schaden an. Der Mitarbeiter war über ein Stück Eisen gefahren. Eine Woche Erntepause. (c) Heike Mildner
Platter Reifen: Christoph Plass sieht sich den Schaden an. Der Mitarbeiter war über ein Stück Eisen gefahren. Eine Woche Erntepause. (c) Heike Mildner

Vor 25 Jahren verkaufte Familie Plass ihren Hof im Emsland, um in Brandenburg Land zu erwerben. Es sollte für den Kartoffelanbau in Brandenburg geeignet und – so der Wunsch des Juniors – nicht allzu weit von Berlin entfernt sein. Als Christoph Plass 1999 seine Ausbildung zum Landwirt beendet hatte, begann er als Vertreter der neunten Generation Kartoffelbauern in der Plass-Familie in Neuholland bei Liebenwalde, 50 km nördlich von Berlins Mitte, mit seinem Vater den Betrieb aufzubauen.

Kartoffelanbau in Brandenburg mit eigener Logistik

Der anmoorige Schwemmsand der Havelaue, Ende des 17. Jahrhunderts dem Sumpf abgerungen, ist steinfrei und für den Kartoffelanbau bestens geeignet. Die Knollen gedeihen auf knapp 250 von insgesamt 2.500 ha, die mit mehreren Betrieben bewirtschaftet werden. Bereits zur ersten Kartoffelernte im Jahr 2000 stand die erste Lagerhalle. 5.800 t Kartoffeln warten dort lose gelagert von Ernteabschluss im Oktober bis zum Mai des Folgejahres auf ihren Transport. Der erfolgt in 27-Tonnen-Schritten. So viel passt auf den betriebseigenen Lkw, ein „Must-have“ für Christoph Plass, der größten Wert auf Effizienz und entsprechende Trennung von Ernte und Logistik legt.

4.500 t bekommt das Kartoffelverarbeitungswerk Stavenhagen, 120 km nördlich von Neuholland, gefahren. Das Werk hat die niederländische Firma Aviko Rixona im Januar von Unilever übernommen. 3.000 t Stärkekartoffeln gehen nach Kyritz, knapp 70 km Richtung Westen und 1.200 t Verarbeitungskartoffeln 200 km nordwestlich nach Hagenow, beides Werke der Emsland-Gruppe.

Beregnung ist bei den Kartoffeln ein Muss (c) Heike Mildner

Kartoffelanbau in Brandenburg: Ohne Extra-Niederschläge geht nichts

Nach wöchentlich erstellter Prognose werden die Kartoffeln komplett beregnet. Trotz der für 15 Jahre genehmigter Wasserrechte obliegt die Entscheidung, ob das Wasser auch tatsächlich fließen darf, dem Landkreis. Noch sind Trommelberegnungsanlagen mit Regnerkanone im Einsatz, Plass plant, auf Düsenwagen zu wechseln, die weniger Verdunstung und Energieverbrauch versprechen.

Wurzelraumbewässerung per Schlauch wäre am effektivsten, aber arbeitsintensiv, und woher sollen die Leute kommen? Jetzt in der Ernte sind Helfer aus Rumänien im Einsatz. Insgesamt beschäftigt Plass zehn Mitarbeiter, die am Tag 5bis 6 ha roden und sortieren und mit ihm die Arbeit im Marktfruchtanbau erledigen.


Live Praxis Talk Landakademie

Alles trocken, oder was? Landwirtschaft in Zeiten von Dürre

Der Praxis-Talk #09 gibt Antworten auf drängende Fragen zu Trockenheit und Wassermangel in der Landwirtschaft. Am 13. Oktober 2022 stecken wir die Köpfe zusammen und lassen die verschiedenen Ansatzpunkte in die Diskussion einfließen.


Drei-Generationen-Hof

Bei unserem Besuch am 19. August sind die ersten Kartoffeln der Saison gerodet und liegen in der Halle fürs Sortieren bereit. „Ich liebe nichts mehr als den Duft erdiger Kartoffeln“, sagt Christoph Plass, und Ilona pflichtet ihm bei. Die Diplomkauffrau arbeitet seit drei Jahren im Betrieb mit. Vorher war sie 27 Jahre für einen amerikanischen Konzern tätig, schied dort auf eigenen Wunsch aus. Es ist eben ein Familienbetrieb – und das sieht man dem Ensemble der Häuser und Hallen am Rand des Dorfes an. Denn nach dem Bau einer zweiten Lagerhalle im Jahr 2005 machte sich Christoph Plass an den Bau eines Mehrgenerationenhauses. In Brandenburg sieht man eine solche Konstellation im Außenbereich eher selten. Neben dem Landwirtspaar mit seinen drei Kindern wohnen hier auch die Altenteiler. Das hat Vorteile: Morgen geht’s zum Tote-Hosen-Konzert nach Berlin, erzählt Ilona Plass.

Christoph und Ilona Plass vorm Mehrgenerationenhaus (c) Heike Mildner
Christoph und Ilona Plass vorm Mehrgenerationenhaus (c) Heike Mildner

In Quedlinburg dabei

Und natürlich kennt man Christoph Plass von den Aktivitäten von Land-Schafft-Verbindung. Nachdem er den Vorsitz im LsV Brandenburg e. V. abgegeben hatte, ist er regional im Kreisbauernverband und beim LsV auf Bundesebene – Arbeitsgruppe GAP – aktiv, so auch jüngst in Bonn und am vergangenen Wochenende in Quedlinburg. Nach seiner Einschätzung war die Stimmung unter den Landwirten noch nie so schlecht. Die Redebeiträge der Demonstrierenden seien durchweg gut gewesen, die Rede des Agrarministers unterirdisch. „Die wollen uns abschaffen“, ist sein bitteres Fazit.

Er sei nicht angetreten, um mit seinen Kartoffeln der falschen Anspruchshaltung der Berliner hinterherzulaufen, sagt er. Der Ukrainekrieg zeige, wie wichtig Ernährungssicherheit ist. Die Folgeneinschätzung vonseiten der Politik fehle. Plass Flächen liegen komplett im Landschaftsschutzgebiet. Würde sich die EU mit ihren Plänen durchsetzen, wäre das für ihn das Ende der Produktion. Er habe mit seinem Lohnunternehmen 18 Jahre für einen Biobetrieb gearbeitet und wisse, dass Bio für ihn keine Alternative sei, so Plass.

Er arbeite effizient mit satellitengeführter Scannerdüngung und Potenzial-Aussaat-Karten und wisse, was er tue. Bei den Kapriolen, die das Wetter und der Markt liefern, muss man als Landwirt flexibel sein, die neuen GAP-Regelungen verhindern das. „Wenn nach langer Trockenheit doch noch Rapsbestellungswetter kommt oder der Markt für Dinkel gerade nicht da ist, muss ich reagieren dürfen! Landwirtschaft kann man nicht in Exceltabellen betreiben, aber genau das versucht die Politik“, sagt Plass. Und natürlich mache ihm die Dünge- und Energiekrise Sorgen. Diesel brauchen nicht nur die Schlepper, sondern auch die Beregnung für den Kartoffelanbau in Brandenburg. Plass kalkuliert mit 150.000 € Mehrkosten für Treibstoff.

Ungewisse Perspektive für den Familienbetrieb

Ihre drei Kinder – die Älteste ist 16 – hätten alle Interesse an der Landwirtschaft. Aber ob die Landwirtschaft für sie eine Perspektive sei, sind sich die Eltern nicht sicher. „Meine Mutter, sie ist 80, hat gesagt, sie könnte es verstehen, wenn wir aufhören“, sagt Christoph Plass – nicht verbittert, eher nüchtern. Aber noch ist es nicht soweit. Vergangenes Wochenende hat in Neuholland erst einmal der Samstagsverkauf von Einkellerungs- und Futterkartoffeln. Drei Hektar Goldmarie und Adretta sind extra dafür angebaut worden. Die Ernte mit dem Ropa-Keile, der nach einer Woche wieder fit war, wird noch bis Ende Oktober gehen. Die Erträge liegen mit 41 t/ha etwas unterhalb des Durchschnitts der vergangenen Jahre.

In Brandenburg werden lediglich auf ca.11.000 ha Kartoffeln angebaut. Allein im DDR-Bezirk Potsdam waren es bis zur Wende 60.000 ha. Der Anteil der Speisekartoffeln an der Produktion beträgt in Brandenburg unter 40 %, über 60 % entfällt auf Stärkekartoffeln. Der Selbstversorgungsgrad mit Speisekartoffeln liegt nach Angaben des Landesbauernverbandes bei 30 %.



Wulkow kann feiern!

Beim 17. Brandenburger Dorf- und Erntefest am Sonnabend in Wulkow bei Neuruppin konnten selbst Landwirte ihre Sorgen vergessen, die Gäste sowieso. Und dem herzlichen Engagement der Gastgeber setzte das Wetter die Krone auf.

Von Heike Mildner

Innezuhalten und dankbar zu sein sind gute Basis für ein Fest. Bischof Christian Stäblein predigte beim Erntedankgottesdienst auch zur Rolle der Landwirte bei der Bewahrung der Schöpfung und dankte nicht nur Gott, sondern auch ihnen für ihr Tun. Ein besinnlicher Auftakt des Erntefestes in Wulkow 2022, zu dem Sven Deter, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Ostprignitz-Ruppin, mit Kuh und Kalb neben LBV-Präsident Henrik Wendorff am Rand stand. Auch Agrarminister Axel Vogel war schon da, gemeinsam mit den Gastgebern machte man sich nach dem Gottesdienst auf eine erste Runde entlang der Stände, eine zweite gab es später mit Ministerpräsident Dietmar Woidke.

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„Die Landwirtschaft ist die erste aller Künste; ohne sie gäbe es keine Minister!“, wandelte Brandenburgs Ministerpräsident und Schirmherr des Festes, das berühmte Zitat des preußischen Königs Friedrich II. kurzerhand etwas ab. Er setzte „Minister“ statt den originalen Wortlaut „Kaufleute, Dichter und Philosophen“ ein und machte damit deutlich, dass jede und jeder auf die Leistungen der Landwirtschaft angewiesen ist. „Wir müssen achtsamer werden, was die Zukunft der Landwirtschaft betrifft“, betonte Woidke in seiner Begrüßungsrede.

Bildergalerie zum Erntefest Wulkow 2022

Milchkönigin Maria Brouwer, Henrik Wendorff, Theresia Ruffert, Pauline Hirschberg, Axel Vogel und Antje Schulze.

Milchkönigin Maria Brouwer, Henrik Wendorff, Theresia Ruffert, Pauline Hirschberg, Axel Vogel und Antje Schulze. © Heike Mildner

Siegerehrung Fotowettbewerb. (c) Heike Mildner

Siegerehrung Fotowettbewerb © Heike Mildner

Bischof Christian Stäblein während des Brandenburger Dorf- und Erntefestes Wulkow

Bischof Christian Stäblein während des Brandenburger Dorf- und Erntefestes Wulkow. © Heike Mildner

Eröffnungsveranstaltung auf der Hauptbühne. (c) Heike Mildner

Eröffnungsveranstaltung auf der Hauptbühne. © Heike Mildner

Axel Vogel am Stand der Ölmühle Katerbow bei Anke Stamer.

Axel Vogel am Stand der Ölmühle Katerbow bei Anke Stamer © Heike Mildner

© Heike Mildner

Unter der Dorfeiche. (c) Heike Mildner

Unter der Dorfeiche © Heike Mildner

Am Stand von Land- und Agraraktiv.

Am Stand von Land- und Agraraktiv © Heike Mildner

Auch gestoppelt durfte werden © Heike Mildner

Auch gestoppelt durfte werden © Heike Mildner

Konzert am Nachmittag mit Adam Wendler auf der großen Bühne.

Konzert am Nachmittag mit Adam Wendler auf der großen Bühne. © Heike Mildner

Festumzug, Bauernmarkt und viele Begegnungen

Rund 21.000 Gäste sollten an diesem Tag in das 500-Seelen-Dorf bei Neuruppin kommen, und sie erlebten ein wunderbares Fest. Besonderen Schauwert hatte der Festumzug durch das Angerdorf. Geschmückte Schlepper, historische und moderne, und ein fröhliches Fahr- oder Fußvolk (o.) begeisterten die Gäste. Kein Erntefest ohne einen bunten, imposanten Umzug von modernen, historischen, aufwendig geschmückten Erntefahrzeugen, der das kleine Dorf Wulkow in über 30 Schaubildern über eine Stunde lang passierte. Sie verdeutlichten eindrucksvoll, dass Landwirtschaft und Dorfleben zusammen gehören.

Bildergalerie vom Festumzug

Nicht ohne Fontane! (c) Heike MildnerNicht ohne Fontane! (c) Heike Mildner

Nicht ohne Fontane! © Heike Mildner

Heimat- und Kulturverein Nietwerder zur Kartoffel. (c) Heike Mildner

Heimat- und Kulturverein Nietwerder zur Kartoffel. © Heike Mildner

Kartoffeln standen im Mittelpunkt. (c) Heike Mildner

Kartoffeln standen im Mittelpunkt © Heike Mildner

Die Kartoffeln wurden mit der Klapper sortiert. (c) Heike Mildner

Die Kartoffeln wurden mit der Klapper sortiert © Heike Mildner

Schlussbild des Heimatvereins: die Kartoffelprodukte. (c) Heike Mildner

Schlussbild des Heimatvereins: die Kartoffelprodukte © Heike Mildner

Alle Generationen unter einem Dach – hinter einem Belarus.

Alle Generationen unter einem Dach – hinter einem Belarus © Heike Mildner

Landfrauen, gezogen von einem Universal 445V aus Zechow.

Landfrauen, gezogen von einem Universal 445V aus Zechow © Heike Mildner

Der Reit- und Fahrverein Wulkow.

Der Reit- und Fahrverein Wulkow © Heike Mildner

Der Ballenwagen der Wulkower Agrar GmbH …

Der Ballenwagen der Wulkower Agrar GmbH … © Heike Mildner

… gestaltet durch eine Jugendgruppe.

… gestaltet durch eine Jugendgruppe © Heike Mildner

Reiterhof Stein thematisiert mögliche Folgen der Energiekrise …

Reiterhof Stein thematisiert mögliche Folgen der Energiekrise … © Heike Mildner

… auf humorvolle Art..

… auf humorvolle Art… © Heike Mildner

… auf humorvolle Art..

… auf humorvolle Art… © Heike Mildner

Landwirtin und Landwirt nach getaner Arbeit.

Landwirtin und Landwirt nach getaner Arbeit © Heike Mildner

Traktor RS09 der Familie Fischer mit Leiterwagen

Traktor RS09 der Familie Fischer mit Leiterwagen © Heike Mildner

… darauf: Dorffrauen aus Radensleben.

… darauf: Dorffrauen aus Radensleben © Heike Mildner

Traktor ZT 300 mit Scharpflug B200. (c) Heike Mildner

Traktor ZT 300 mit Scharpflug B200. © Heike Mildner

MTS 80 Belarus Baujahr ’80 von Ingo Meyer.

MTS 80 Belarus Baujahr ’80 von Ingo Meyer © Heike Mildner

Leiterwagen mit Besatzung aus Molchow. (c) Heike Mildner

Leiterwagen mit Besatzung aus Molchow © Heike Mildner

Familie Szeszat aus Wulkow mit einer Strohkuh.

Familie Szeszat aus Wulkow mit einer Strohkuh © Heike Mildner

ZT 423 Bj. 84 mit Kremser von Maik Horn.

ZT 423 Bj. 84 mit Kremser von Maik Horn © Heike Mildner

Jagdhornbläser unter Leitung von Frau Dr. Pieper.

Jagdhornbläser unter Leitung von Frau Dr. Pieper © Heike Mildner

ZT 403, Baujahr 1978 (c) Heike Mildner

ZT 403, Baujahr 1978 © Heike Mildner

Maik Horn. (c) Heike Mildner

Maik Horn © Heike Mildner

W50 Feuerwehr-Staffelfahrzeug von Daniela Horn (c) Heike Mildner

W50 Feuerwehr-Staffelfahrzeug von Daniela Horn © Heike Mildner

Moderne Landtechnik aus Wulkow mit Hans-Joachim Deter

Moderne Landtechnik aus Wulkow mit Hans-Joachim Deter © Heike Mildner

Und Prost! (c) Heike Mildner

Und Prost! © Heike Mildner

© Heike Mildner

Hunderte Helfer waren im Einsatz, auch an öderen Orten wie dem Parkplatz. Viele Akteure des Bauernmarktes kannte man schon aus der Bauernzeitung, so die Walnussmeisterin Vivian Böllersen, Hühnermobilist Knut Primann oder Gerbermeister Manfred Oetterich. Pro-Agro-Vorsitzende Hanka Mittelstädt wies mit Stolz auf die vielen Direktvermarktungsunternehmen hin, die gleichzeitig Mitglieder ihres Verbandes sind und sich auf dem Regionalmarkt des Festes mit Produkten aus der Region präsentierten. Auch in der heutigen Zeit dürfen diese regionalen Produkte an Wertschätzung nicht verlieren, betonte Mittelstedt und nutzte die Bühne, um eindringlich auf die aktuellen Schwierigkeiten klein- und mittelständischer Unternehmen hinzuweisen, da diese die betrieblichen Kosten für Energie und Rohstoffe bei zurückgehender Nachfrage kaum noch stemmen können.

Erntefest Wulkow 2022: Wettbewerbe mit vielen Siegern

Besonderer Höhepunkt für die Landfrauen ist traditionell der Wettbewerb um die schönste Erntekrone. Die Vorsitzende der Brandenburger Landfrauen, Antje Schulze, berichtete, dass das früh trocken und brüchig gewordene Getreide es schwer machte, die Erntekronen zu binden. Immerhin wurden zwölf kunstvoll gebundene Erntekronen aus verschiedenen Brandenburger Landkreisen zur Kür der schönsten Erntekrone des Landes auf das Dorf- und Erntefest geschickt. Und ganz ehrlich: Schön waren sie alle, und zwei wollten gar nicht schön sein und kommentierten Dürre und EU-Agrarpolitik. Jury und Publikum votierten letztlich für die Erntekrone der Ortsgruppe Falkenberg des Landfrauenvereins Oder Spree e.V. Sie stehen stellvertretend für das Engagement vieler Landfrauen für ein lebenswertes Miteinander auf dem Land und für die Bewahrung handwerklicher Traditionen wie eben die des Erntekronen-Bindens.

Bildergalerie: Wettbewerb um die schönste Erntekrone

Erntefest Wulkow 2022, Ministerpräsident Dietmar Woidke im Gespräch mit Landfrauen.

Ministerpräsident Dietmar Woidke im Gespräch mit Landfrauen.

Erntefest Wulkow 2022, Bühnendekoration mit Kartoffel-Informationswert.

Bühnendekoration mit Kartoffel-Informationswert.

Erntefest Wulkow 2022, Die schönsten Kronen vor der Bühne.

Die schönsten Kronen vor der Bühne.

Erntefest Wulkow 2022, Siegerehrung für die schönste Erntekrone.

Siegerehrung für die schönste Erntekrone.

Neue Erntekönigin gekürt

Und auch eine neue Erntekönigin wurde gekrönt: Pauline Hirschberg aus Paulinenaue. Sie studiert Agrarwirtschaft im dualen Studiengang. Ihre Landwirtsausbildung absolviert sie derzeit bei der Agrargenossenschaft Ländchen Bellin. Ihrer Vorgängerin Theresia Ruffert und sie werden in Ausgabe 39 der Bauernzeitung ausführlich zu Wort kommen.

Das sind die Gewinner des Fotowettwerbs

Sieger des Fotowettbewerbs wurde Landwirt Hans-Heinrich Grünhagen aus Wernikow in der Ostprignitz, der Hirsche beim nächtlichen „Plantschen im Wasser“ überraschte. Ähnlichen Seltenheitswert hatten auch die weiteren ersten Plätze von Marione Wallburg aus Breydin sowie Daniel Hillebrand aus Cottbus, die einen „werbenden Schwan“ im Sprühnebel der Wassertropfen bzw. eine „trinkende Biene“ in Nahaufnahme ablichteten.



Hohe Energiepreise: Aufbegehren in der Uckermark

Stark gestiegene Energiepreise infolge der Embargopolitik gegen Russland bereiten vielen Mittelständlern Sorgen – auch der Uckermärker Milch GmbH. Im Mitgefühl mit den Nöten des ukrainischen Volkes war man sich bei einem Podiumsgespräch einig, genauso aber in der Annahme, dass nur eine sichere Energieversorgung die Ernährung in Krisenzeiten sichert.

Von Heike Mildner

Deutliche Worte zu Energiepreisen und Energiesicherheit fielen am Nachmittag des 7. Septembers auf dem Betriebsgelände des der Uckermärker Milch GmbH in Prenzlau. Der CDU-Kreisverband hatte zu einem Podiumsgespräch eingeladen – offen für geladene Gäste, aber nicht öffentlich. Man habe die Probleme, die sich aus dem Ukrainekrieg und der aktuellen Embargopolitik der Bundesregierung für den Landkreis ergeben, sachlich und fachlich besprechen wollen, ohne Populisten ein Podium zu bieten, hieß es im Vorfeld.

Dennoch wurde es keine reine Parteiveranstaltung. Landrätin Karina Dörk (CDU) moderierte die Runde, in der der Frage „Droht der Uckermark der wirtschaftliche Kollaps“ nachgegangen und, um es vorwegzunehmen, mit „Ja, wenn nicht umgehend etwas passiert!“ beantwortet wurde. Es ging darum, Problemlagen zu schildern, Forderungen aufmachen und nächste Schritte zu überlegen.

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  • Effizient und nachhaltig füttern
  • Märkte und Preise
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Energiesicherheit: Eine Stunde Gasausfall und der Betrieb fährt für Tage runter

Gastgeber auf dem Gelände, der Geschäftsführer der Uckermärker Milch GmbH Herbert Deniffel machte deutlich, was – abgesehen von steigenden Energiepreisen – im Fall von Gas- und Stromausfall im Werk geschieht: „Wenn das Gas hier für eine Stunde ausfällt, fährt der Betrieb runter. Wenn Sie Glück haben, fahren Sie ihn innerhalb von ein paar Tagen wieder hoch. Wenn gerade Trocknungspulver im Turm ist, wird das Ganze hart, dann können Sie das vielleicht bergmännisch abbauen“, so Deniffel. Bei Strom sei es noch viel dramatischer, da würden schon ein paar Sekunden reichen.

Der Betrieb versuche nun auf Öl auszuweichen, da man die alten Anlagen „im Uckermärker Sammlungsmodus“ aufgehoben habe. Wenn aber auch kein Öl mehr nach Schwedt kommt, bringe das auch nichts, so Deniffel, der deutlich machte, dass die ganze Branche vor diesem Problem steht und nicht nur die 130 Mitarbeitenden im Prenzlauer Werk, sondern natürlich auch die Landwirte betroffen seien.

Herbert Deniffel, Geschäftsführer Uckermärker Milch GmbH
Beitrag von Herbert Deniffel zum Nachhören.

Hendrik Sommer, parteiloser Bürgermeister von Prenzlau, richtete den Blick in die Zukunft: Gestiegene Gaspreise, Pflegekosten etc., das halte man vielleicht zwei, drei Monate durch, wenn es dann wieder besser wird. „Aber wenn wir Selenskyj so lange unterstützen, bis er die Krim zurückhat, wie lange wollen wir das durchhalten?“, fragt sich Sommer.

Hohe Energiepreise: PCK Schwedt ist nur die Spitze des Eisbergs. (c) Heike Mildner
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Symbolbild SKW Stickstoffwerke Piesteritz (c) IMAGO / Steinach

Wegen hoher Gaspreise

SKW droht Kurzarbeit

Energiepreise: „Wir brauchen an allen Stellen Hilfe“

LBV-Geschäftsführer Denny Tumlirsch lenkt den Blick auf die Urproduktion: Wenn sie nicht funktioniere, stehe auch hier das Werk still – und umgekehrt. Bei einer Verzehnfachung des Energiepreises für eine Netto-Kilowattstunde bei tierhaltenden Betrieben stünden diese unter Druck. „Wir sehen Steigerungen von sieben auf 80 Cent ohne Umlagen – wer soll das finanzieren, wenn alle versuchen, die Lebensmittelpreise unten zu halten?“, fragt Tumlirsch. Das sei ein soziales Thema und für die produzierenden Landwirte eine existenzielle Frage, die unbedingt beantwortet werden müsse.

Üblicherweise sei es nicht so, dass es in der Landwirtschaft Insolvenzen gebe, da finde sich immer jemand anderes, der auf dieser Fläche produziert. Aber es gehe allen nicht so gut, alle hätten Probleme, sagt Tumlirsch und verweist auf verknappte Düngemittel. „Wir brauchen schnelle Lösungen, wir müssen Hilfen schaffen, Unterstützungsprogramme, die eine Produktion langfristig sichern können. Dazu gehören die Verarbeitung und der vorgelagerte Bereich – wir brauchen an allen Stellen Hilfe!“, so Tumlirsch.

Beitrag von Denny Tumlirsch zum Nachhören.

Landwirten wird das Handwerkszeug genommen

Die kreisliche Sicht bringen Wenke Möllhoff und Friedhelm Rogasch aufs Podium: Möllhoff thematisiert den Green Deal und die Folgen, insbesondere den Verzicht auf Pflanzenschutzmittel in Schutzgebieten. „Die Uckermark besteht zu 64 Prozent aus Schutzgebieten, wenn es so kommt, stehen wir hier vor der endgültigen Katastrophe.“ Wenn Landwirten das Handwerkszeug genommen werde, komme das einer Zwangsökologisierung gleich, so Möllhoff. „Wir wollen Diversität fördern, aber es muss handhabbar und in der Hand des Landwirtes bleiben.“

Wenke Möllhoff und Friedhelm Rogasch vom Kreisbauernverband Uckermark im einsetzenden Regen. (c) Heike Mildner

Beitrag von Wenke Möllhoff zum Nachhören.

„Wenn wir keinen Dampf machen, fahren wir an die Wand!“

Friedhelm Rogasch ergänzt: „Wir müssen die regionalen Akteure, die mittelständische Wirtschaft in der Uckermark zusammenführen. Nur gemeinsam können wir irgendwas erreichen, wenn überhaupt. Wir müssen Dampf machen, wenn wir keinen Dampf machen, fahren wir gegen die Wand!“, so Rogasch, der den Regierenden den Gesamtblick auf die Wirtschaft abspricht. „Die Stimmung ist ganz, ganz, ganz mies!“

Beitrag von Friedhelm Rogasch zum Nachhören.

„Wir haben keinen Krieg, wir können Lebensmittel produzieren!“

Landwirt Josef Menke möchte gar nicht dran denken, wie es wäre, wenn keine Milch mehr abgeholt würde. Lebensmittel zu erzeugen sei doch ein Grundbedürfnis, und man habe keinen Krieg in Deutschland, könne also Lebensmittel produzieren. Auch für andere. Besonders bedauert Menke, dass die Wissenschaft, die ja vom Staat finanziert werde, durch Verordnungen ersetzt würde. Es müsse ein Umdenken stattfinden.

Beitrag von Josef Menke zum Nachhören.
Josef Menke, Herbert Deniffel, Karina Dörk, Dr. Sabine Buder, Denny Tumlirsch, Rüdiger Müller und Jörn Klitzing. (c) Heike Mildner

„80 Prozent der Befragten halten die Sanktionen für ungeeignet, den Krieg zu beenden“

Jörn Klitzing, von der IHK Ostbrandenburg nutzt das Forum, um auf die Ergebnisse einer repräsentativen Befragung unter Mitgliedunternehmen der IHK vorzustellen. Wie ist die Situation in den Unternehmen? 67,5 Prozent seien stark oder sehr stark betroffen durch die Sanktionen gegen Russland, 80 % halten diese Sanktionen für nicht geeignet, um den Krieg zu beenden. Über 500 Unternehmen hätten die Kommentarfunktion genutzt, solche Freitextfelder würden sonst in der Regel offenbleiben. Hier geht es zu den Ergebnissen der Befragung.

Beitrag von Jörn Klitzing, IHK Ostbrandenburg zum Nachhören
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Dr. Klaus Wagner ist Präsident des Thüringer Bauernverbandes (TBV) und führt die Geschäfte der Universal-Agrar GmbH in Erfurt.
Dr. Klaus Wagner ist Präsident des Thüringer Bauernverbandes (TBV) und führt die Geschäfte der Universal-Agrar GmbH in Erfurt. (c) TBV

Thüringer Bauernverband

TBV-Präsident fordert: „Energiekosten unverzüglich runter“

Gefragt: „Diplomatie und weniger deutsche Überheblichkeit“

Dr. Sabine Buder, neue Geschäftsführerin des Forum Natur Brandenburg, formuliert den Wunsch, dass die  Wir sind jetzt an einem Punkt, vor dem die Landwirte seit vielen Jahren gewarnt haben. Die Landwirtschaft stehe auf der Kippe, die Vitalität des ländlichen Raumes und die Ernährungssicherheit seien gefährdet, so Buder. Die Sanktionen würden nicht dazu beitragen, den Krieg zu beenden, dafür brauche es Diplomatie und weniger deutsche Überheblichkeit, ist Buder überzeugt.

Beitrag von Dr. Sabine Buder zum Nachhören

Mehr Energiesicherheit: Ungenutzte Kapazitäten der Biogasanlagen

Rüdiger Müller von den Familienbetrieben Land und Forst Brandenburg erinnert u. a. an die ungenutzten Kapazitäten der Biogasanlagen, 19 Mrd. kWh, kämen da relativ kurzfristig zusammen.

Beitrag von Rüdiger Müller zum Nachhören

Nach zwei Stunden Diskussion um Energiepreise und -sicherheit ist man sich in Prenzlau einig, dass die Uckermark nur dann eine Chance hat, mit ihren Problemen gehört zu werden, wenn sie zusammensteht und den Schulterschluss zwischen Politik, Behörden, Landwirten, Molkereien, mittelständischen Unternehmen, Hotels und Gastronomie hinbekommt. „Wir müssen diesen Kampf gemeinsam führen, sonst werden wir in Berlin nicht gehört!“, fasst Karina Dörk, CDU-Kreisvorsitzende und Landrätin der Uckermark, das Podiumsgespräch zusammen.