Erntekönigin Pauline Hirschberg (rechts) bei der Verleihung der Zukunftspreise auf der Grünen Woche in Berlin - jetzt in Jeans. (c) Sabine Rübensaat

Brandenburg auf der Grünen Woche: Warum eine Erntekönigin schlapp macht

Zum 30. Mal war Brandenburg auf der Grünen Woche mit einer Messehalle präsent. Nicht nur für Erntekönigin Pauline Hirschberg waren es sehr intensive Tage, in denen sie von Kleid auf Hose umgestiegen ist. Die Preisträger des Mitglieder-Wettbewerbs von pro agro und dem Landesbauernverband „Zukunft durch Vielfalt“ wurden geehrt.

Von Heike Mildner

Als wir Erntekönigin Pauline Hirschberg an einem der ersten Messetage trafen, klang sie noch deutlich frischer als Dienstag (30.1.) am Telefon. Die Grüne Woche habe sie diesmal doch ziemlich geschlaucht, sagt sie. Nicht nur, weil an der Hochschule in Neubrandenburg gerade Prüfungszeit ist. Als Dualstudentin musste sie direkt vom Brandenburg-Abend noch nach Neubrandenburg. Dort sei sie um ein Uhr angekommen, um früh um Acht zur Prüfung in Volkswirtschaftslehre zu erscheinen. Dann wieder zurück, das Ganze zwei Mal, und jetzt sei sie erstmal krank. „Es war ja meine letzte Grüne Woche als Erntekönigin, und ich wollte so viel wie möglich dort sein, mit den Leuten reden, netzwerken“, erzählt die 20-Jährige aus dem Havelland.

Sie schätzt die Begegnungen als deutlich politischer ein als im vergangenen Jahr, es habe ausnahmslos Zustimmung für die bäuerlichen Anliegen und damit verbundene Proteste gegeben. Allerdings sei der Ton auch rauer geworden. „Die Gesellschaft kann sich in Teilen nicht mehr beherrschen“ sagt sie im Blick auf ungebetene Pöbeleien, denen sie sich ausgesetzt sah. Sie sei dann auf Hose umgestiegen, damit sie mehr Fachlichkeit in die Gespräche einbringen könne.

Video: Erntekönigin Pauline Hirschberg auf der Grünen Woche zu den Subventionen

Erntekönigin Pauline Hirschberg erklärt wie wichtig die Subventionen insbesondere für die kleinen Höfe sind.
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Preisverleihung auf der Grünen Woche: Kategorie Ausbildungsvielfalter

Als auf der großen Bühne die Preisträger des Mitglieder-Wettbewerbs von pro agro und dem Landesbauernverband „Zukunft durch Vielfalt“ geehrt wurden, kam Pauline mit Krone und Schärpe in Hose und T-Shirt zum Gratulieren. Preisträgerin in der Kategorie Ausbildungsvielfalter wurde mit Stefanie Peters von der Agro-Farm GmbH Nauen (2. v. r.) auch eine junge Frau, die dem Berufsstand alle Ehre macht. Ihr Konzept fußt auf einer engen Kooperation des Marktfruchtunternehmens mit dem ortsansässigen Goethe-Gymnasium in Nauen.

Gemeinsam wurde ein Wahlpflichtfach mit dem Titel „Ökologie und Bodenkunde“ ab der 11. Klasse etabliert. Für das erste Projekt des Fachs, „Imkerei und Biodiversität“, stattete die Agrofarm Nauen die Schule mit zwei Bienenvölkern und dem dazugehörenden Equipment aus und gewann einen erfahrenen, pensionierten „Imkervater“ für die Projektbegleitung.

Parallel wurde eine Blühfläche als Bienenweide im Schaugarten geschaffen. Nach anfänglicher Skepsis überzeugte die Honigausbeute von 60 kg, die über die schuleigene Schülerfirma vermarktet wurde. Seither ist der Imkerei-Kurs jährlich mit 12– 15 Teilnehmern sehr gefragt.

Verleihung der Zukunftspreise auf der Grünen Woche
Erntekönigin Pauline Hirschberg bei der Verleihung der Zukunftspreise auf der Grünen Woche in Berlin. (c) Sabine Rübensaat

Kategorie Vermarktungskünstler

Mit ihrem „Märkischen Kartoffelschwein“ als Beispiel für eine effektive Kooperation zwischen Naturfleischer und Bauer heimsten Olaf Mahr und Christian Wolf (2. und 3. v. l.) den zweiten „Zukunft-durch-Vielfalt“-Preis in der Kategorie „Vermarktungskünstler“ ein (Bauernzeitung 31/2022, S. 14). Als Naturfleischer setzt sich Meat Bringer dafür ein, dass hochwertiges regionales Schweinefleisch in enger Zusammenarbeit mit Landwirten aus der direkten Umgebung von Berlin mit fairen Preisen zum Konsumenten findet.

Ehre und Preisgeld

Die Preise in Höhe von je 1.000 Euro für das beste Zukunftskonzept wurden von Antje Schulze, Landesvorsitzende des Brandenburger Landfrauenverbandes (l.), Dorothee Berger von pro agro und Heiko Terno, Vizepräsident des Landesbauernverbandes (3. und 4. v. r.), überreicht.

Für Jonathan Koch vom Bauernhof Koch im Löwenberger Land war es die erste Grüne Woche, in der er neben seinem Studium der Agrarwirtschaft Zeit für den Stand hatte. Zwar musste auch er zwischendurch zweimal nach Neubrandenburg zu Prüfungen, aber für ihn kommt danach „nur noch“ die Bachelorarbeit. Jonathans Vater Ronald ist seit etwa 20 Jahren bei der Grünen Woche.

Spannend am Jahr Zwei nach Corona sei gewesen, ob sich das Besucherinteresse wieder auf dem Vor-Corona-Niveau stabilisieren könne, sagt er. Trotz der geringeren Anzahl an Besuchern sei das Ergebnis für den Bauernhof in etwa wie im vergangenen Jahr ,,man sei zufrieden. Besonders am Herzen lag Koch junior die „Hühnervermietung“, mit der der 24-Jährige seit Sommer 2023 eine eigene Idee umsetzt. „Die Reaktionen auf mein Plakat dazu waren zu 99 Prozent positiv“, freut sich Jonathan Koch.

Jonathan Koch (l.) auf der Grünen Woche in Berlin
Jonathan Koch (l.) auf der Grünen Woche in Berlin. (c) Sabine Rübensaat
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Fahnen auf dem Messegeländer in Berlin zur Grünen Woche
Fahnen auf dem Messegeländer in Berlin zur Grünen Woche. (c) Sabine Rübensaat

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