Kleine Wahlhilfe für Brandenburger Landwirte

Welche agrarpolitischen Ziele wollen die Parteien im 8. Landtag verfolgen? Wir haben die Wahlprogramme der bisher im Landtag vertretenen Parteien durchgesehen. Zusätzlich lesen Sie, was das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) und die Partei Deutsch-Land-Wirtschaft (DLW) zur Landwirtschaft zu sagen haben.

Von Heike Mildner

Bis Sonntag, den 22. September, kämpfen 134 Frauen und 248 Männer in 44 Wahlkreisen um die Gunst der rund 2,1 Millionen Wahlberechtigten in Brandenburg. Mindestens 88, höchstens 110 von ihnen werden im 8. Landtag die Politik bis 2029 gestalten. 14 Landeslisten – maßgeblich für die Zusammensetzung des Landtages – stehen für die Zweitstimme zur Wahl. Daher haben wir die wichtigsten agrarpolitischen Aussagen der bisher im Landtag vertretenen Parteien (SPD, CDU, Grüne in Regierungsverantwortung, AfD, Linke, BVB/Freie Wähler in der Opposition) zusammengetragen. Sie werden ergänzt um die Aussagen vom Bündnis Sahra Wagenknecht – Vernunft und Gerechtigkeit (BSW), das bei der Europawahl in Brandenburg mit 13,8 % überraschte, und die Aussagen der jüngst von Landwirten gegründeten Partei Deutsch-Land-Wirtschaft (DLW).

Insgesamt stehen 14 Landeslisten zur Wahl

Insgesamt treten 14 Parteien, politische Vereinigungen und Listenvereinigungen zur Landtagswahl in Brandenburg an. In dieser Reihenfolge werden sie auf den Stimmzetteln stehen:

Die Reihenfolge richtet sich laut Information des Landeswahlleiters nach der Zahl der Zweitstimmen, die sie bei der Landtagswahl 2019 in Brandenburg erhalten haben. Die übrigen Landeslisten schließen sich in alphabetischer Reihenfolge der Langnamen der Wahlvorschlagsträger an.

Die Zukunft der Landwirtschaft spielt in allen Parteien eine Rolle

SPD, AfD und CDU nennen ihre Vorhabenpapiere selbstbewusst „Regierungsprogramm“, die anderen begnügen sich mit einem „Wahlprogramm“. Jedoch ist die Zukunft der Landwirtschaft in all diesen Schriften präsent. Sieht man sich die Programme zur Landtagswahl in Brandenburg der bisher in der Regierung vertretenen Parteien an, wird die Schere zwischen Ideal und Wirklichkeit besonders deutlich. Hätten sich die Vorstellungen von SPD, Grünen und CDU in ihrer „Reinform“ durchgesetzt, sähe die Brandenburger Landwirtschaft anders aus.

SPD: „Verlässliche Rahmenbedingungen und weniger Bürokratie“

Die SPD wolle „auch in Zukunft eine Landwirtschaft, die im Einklang mit der Natur und der Umwelt steht“ und anerkennt, was Landwirte seit Jahren fordern: „verlässliche Rahmenbedingungen und weniger Bürokratieaufwand“. Es gelte, die gewachsene, vielfältige Agrarstruktur zu erhalten, die Flurneuordnung weiter zu entwickeln und sich in Bezug auf die nächste GAP-Förderperiode für Brandenburger Landwirte einzusetzen. „Die Ausgleichszulage für benachteiligte Gebiete werden wir beibehalten.“

Außerdem werde die SPD „die Zuständigkeit für die Lebensmittelwirtschaft stärker bündeln“ und sich dafür stark machen, dass „die Potenziale für eine regionale Lebensmittelkette besser genutzt werden“ und die Tierzahlen wieder steigen, Schwerpunkt: Weidetierhaltung. Man werde „die Prävention gegen Tierkrankheiten und Seuchen verstärken“,  „eine intensive Pflanzenzucht und die Nutzung der wissenschaftlichen Kompetenz der in Brandenburg angesiedelten Institute“ befördern und beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln „einen einheitlichen Rahmen in Europa statt national abweichender Regelungen“ anstreben.

AfD: „Renationalisierung der Agrarpolitik“

Da die GAP „nicht die Lösung, sondern das eigentliche Problem“ sei, setzt sich die AfD langfristig für eine „Renationalisierung der Agrarpolitik“ ein. Sie bekennt sich agrarpolitisch zu einem marktwirtschaftlichen Ansatz, sieht eine „stabilisierende Agrarförderung … jedoch unerlässlich, solange für Importe nicht die gleichen hohen Standards und Wettbewerbsbedingungen gelten, wie für die im eigenen Land produzierten Waren.“ Die Ernährungssouveränität soll auf Grundlage einer regionalen Lebensmittelproduktion gestärkt werden, besonders bei Obst und Gemüse. Agrarbetriebe, die die Lebensmittelversorgung in den Mittelpunkt stellen, sollen u. a. durch ein Agrarstrukturgesetz gefördert werden, das „ortsansässigen Landwirten, die einen Betrieb erhalten oder erweitern wollen, einen Investitionsvorrang einräumt“. Flächen über zwei Hektar werden nur noch an natürliche und juristische Personen mit deutschem Wohn- oder Geschäftssitz verkauft.

Die Wirtschaftsförderung solle lokale Erzeuger- und Vermarktungsstrukturen für traditionelle und regionale landwirtschaftliche Produkte unterstützen.


CDU: Ressourceneffizienz durch digitale Technologien

Die CDU setzt auf Ressourceneffizienz und Ertragssteigerung durch digitale Technologien. Sie will „die staatliche Förderung der Ernährungsversorgung“ in der Landesverfassung verankern und  Junglandwirte unterstützen. Zudem will sie sich auf EU-Ebene für die heimische Landwirtschaft stark machen, Smart-Farming „mehr Gewicht einräumen und praxisnah begleiten“.

Die „universitäre Forschung in Kooperation mit Landwirten“ will die CDU fördern und dafür sorgen, dass „Investitionen über den gesamten Abschreibungszeitraum unangetastet bleiben“. Tierhaltung und „Verarbeitungsbetriebe der tierischen Wertschöpfungskette“ sollen auf jetzigem Stand erhalten und bei Bedarf ausgeweitet, die regionale Vermarktung gestärkt werden.

Bio-Quoten bei Lebensmitteln lehnt die CDU ab. Milchviehbetriebe will sie als „energieintensiv“ anerkennen und die Beweislastumkehr in puncto guter fachlicher Praxis „entschieden zurückdrängen“. Es sollen keine weiteren Naturschutzgebiete ausgewiesen  und „Genehmigungsverfahren zur Gefahrenabwehr auch in Schutzgebietskulissen (PSM-Einsatz, Frostberegnung etc.) vereinfacht werden.

Grüne: Pestizidreduktionsstrategie und Insektenschutzprogramm

Die Grünen wollen mit einem Insektenschutzgesetz sichern, dass in Naturschutz- und FFH-Gebieten keine „Pestizide“ mehr verwendet werden. Pestizidreduktionsstrategie und Insektenschutzprogramm sind dafür Mittel der Wahl.

Die Verpachtung landeseigener Flächen soll nach ökologischen Kriterien erfolgen. „Ökolandbau ist und bleibt unser Leitbild.“ Ziel sind 30 % der Fläche bis 2030. Förderung und Beratung sollen ausgebaut, die Forschung vorangetrieben werden.

Die GAP soll sich künftig noch mehr am Gemeinwohl orientieren, Klima-, Ressourcen- und Biodiversität schützen. Kompostwirtschaft als Alternative zum Einsatz mineralischer Industriedünger soll gefördert werden.

Bei der beruflichen Ausbildung will man Klimawandel, Natur- und Tierschutz stärken. Junglandwirte und der Erhalt alter Sorten sollen gefördert werden.

Am Agrarstrukturgesetz inklusive Gründung einer Siedlungsgesellschaft des Landes halten die Grünen fest. Krisenfeste Wertschöpfungsketten sollen weiter auf- und ausgebaut, Förderbedingungen für Agroforst verbessert, der Tierschutzplan gestärkt werden.

Die Linke: Kein Boden an „nichtlandwirtschaftliche Spekulanten“

Das bei abgeordnetenwatch.de verlinkte Wahlprogramm der Linken zur Landtagswahl in Brandenburg ist nur sieben Seiten stark. Es enthält zum Agrarsektor nur eine „Bodenpreisbremse sowie ein Verbot des Verkaufs an nichtlandwirtschaftliche Spekulanten“. In den 148-seitigen „Fachinformationen“ steht weit mehr. So halten die Linken beispielsweise an der Arbeit am Agrarstrukturgesetz fest und wollen eine Brandenburgische Bodengesellschaft inklusive öffentlichen Bodenfonds einrichten. Der Tierschutzplan soll angepasst, die Seuchenprävention und die ökologische Landwirtschaft gestärkt werden.

Das Moorschutzprogramm will man „in Kooperation und mit Unterstützung der Landwirtschaft“ umsetzen. Ziel sei es, eine betriebswirtschaftlich attraktive Nutzung des größten Teils der vernässten Moorflächen zu gewährleisten.

Die Linke betont die Chancen des Nutzhanfanbaus für Brandenburg, regionale Verarbeitung und Vermarktung will sie fördern. Eine Enquete-Kommission zur Zukunft der Landwirtschaft soll beitragen, die Agrarpolitik im Spannungsfeld zwischen gesellschaftlichen Anforderungen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen neu auszurichten.

BVB/Freie Wähler: Senkung der Mehrwertsteuer für regionale Lebensmittel

Die Freien Wähler wollen den Selbstversorgungsgrad mit Lebensmitteln aus heimischer Produktion erhöhen. Geeignete Maßnahmen seien u. a. die Senkung der Mehrwertsteuer für regionale Lebensmittel und eine eindeutige Herkunftskennzeichnung. Der Flächenverbrauch soll reduziert werden, ortsansässige Landwirte will man bei der Landvergabe unterstützen.

BVB/Freie Wähler plädieren für Risikovorsorge in Form von staatlichen Unterstützungsmaßnahmen bei nicht durch den Landwirt verschuldeten Ertrags- bzw. Einnahmeausfällen und eine steuerfreie Risikoausgleichsrücklage, für eine praxistaugliche Düngeverordnung, die Ausweisung von „roten Gebieten“ nach dem Verursacherprinzip und Unterstützung bei der Minimierung von Pflanzenschutzmitteln. „Patente auf gezüchtete Pflanzensorten, deren Samen oder auch Tiere lehnen wir ab.“

Artgerechte und regional verträgliche Haltung von landwirtschaftlichen Nutztieren soll gefördert, Wettbewerbsverzerrung eingeschränkt werden. „Lebensmittel, die in die EU importiert werden, müssen nach den gleichen Standards hergestellt werden, die wir von unseren heimischen Landwirtschaftsbetrieben verlangen.“

BSW: „Masterplan zur Stärkung der Tierhaltung“

Das BSW will die „Abhängigkeit unserer Bauern und Landwirte von Grundeigentümern, Großmolkereien und -schlachtereien und das Oligopol der Lebensmittelkonzerne aufbrechen“. Die Abhängigkeit vom Weltmarkt soll verringert, die Ernährungssicherheit durch regionale Verarbeitungs- und Vermarktungsstrukturen gestärkt werden.

Beim Bürokratieabbau bezieht sich das BSW auf die „55 Vorschläge“ des Landesbauernverbandes. BVVG-Flächen sollen in Landeshoheit überführt und nur an ortsansässige Familienbetriebe und Agrargenossenschaften verpachtet werden. Boden soll nicht als Spekulationsgut für Investoren dienen.

Auch BSW will ein Agrarstrukturgesetz. „Wir bekennen uns zur flächendeckenden Landbewirtschaftung.“ Maßnahmen zum Humusaufbau, zum Schutz vor Starkregen, Hitze und Spätfrösten sollen unterstützt werden. Ein „Masterplan zur Stärkung der Tierhaltung“ soll dazu beitragen, viehhaltende Betriebe „deutlich besser“ zu unterstützen. Neustrukturierung von Verwaltungsprozessen soll Mehrfachdokumentationen reduzieren, Förderungen sollen praxisnäher erfolgen.

DLW: „Umsetzung des Landwirtschaftsgesetzes von 1955“

Wenn es schon eine Partei gibt, die von Landwirten gegründet wurde, dann schauen wir auch auf ihre agrarpolitische Agenda. Kern ihrer politischen Bemühungen sei die Umsetzung des Landwirtschaftsgesetzes von 1955: „Um der Landwirtschaft die Teilnahme an der fortschreitenden Entwicklung der deutschen Volkswirtschaft und um der Bevölkerung die bestmögliche Versorgung mit Ernährungsgütern zu sichern, ist die Landwirtschaft mit den Mitteln der allgemeinen Wirtschafts- und Agrarpolitik – insbesondere der Handels-, Steuer-, Kredit- und Preispolitik – in den Stand zu setzen, die für sie bestehenden naturbedingten und wirtschaftlichen Nachteile gegenüber anderen Wirtschaftsbereichen auszugleichen und ihre Produktivität zu steigern.“

Die DLW will regenerative Landwirtschaft und nachhaltige Landnutzung fördern. „Wir machen uns dafür stark, dass es sich finanziell und sozial wieder lohnt, Landwirt zu sein und dass Landwirte wieder Sinn in ihrer Arbeit sehen“.


Landtagswahl in Brandenburg: Vielleicht hilft der Wahl-O-Mat?

Die erste der 38 Aussagen, die man beim Wahl-O-Mat zur Landtagswahl in Brandenburg zustimmend, ablehnend oder neutral ankreuzen soll, lautet: „Ökologische Landwirtschaft: Brandenburg soll vorrangig ökologische Landwirtschaft fördern.“ Auch These 7: „Wiedervernässung trockengelegter Moore: „Die Wiedervernässung trockengelegter Moore in Brandenburg soll beschleunigt werden“ und These 25: „Brandenburg soll das Ziel verwerfen, klimaneutral zu werden“, streifen agrarpolitische Belange.

Interessant ist es in jedem Fall, sich durch die 38 Aussagen zu klicken. und wenn das auch nicht hilft: In Ausgabe 37 der Bauernzeitung stellen wir ihnen die Frauen und Männer vor, die bei der Landtagswahl in Brandenburg kandidieren und einen landwirtschaftlichen Hintergrund haben.

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Mit der flexibleren Fruchtfolgeregelung soll Maisanbau stets möglich sein, wenn er witterungsbedingt alternativlos ist. (c) Sabine Rübensaat

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Nachrichten aus der Landwirtschaft in Ostdeutschland

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Praxispartner: Das Korn im Schlauch, der Mais in Höchstform

Bei unserem Brandenburger Praxispartner, der agrafrisch Fürstenwalde GmbH in Buchholz, kommen die Zwischenfrüchte in den Boden oder sie sind wie der Faserhanf schon drin. Auch Mais und Pappeln gedeihen prächtig. Nur die Getreideernte fiel bescheiden aus.

Von Heike Mildner

Das Gros der bisherigen Ernte der agrafrisch Fürstenwalde GmbH liegt in langen, gasdichten Folienschläuchen auf dem Hof, darunter die 1.800 t Weizen, die einzige Frucht, mit der die Fürstenwalder mit 68 dt/ha rundum zufrieden sind. Vor zehn Jahren hat unser Brandenburger Praxispartner in die entsprechende Technik investiert und gute Erfahrungen mit der Folienschlauchlagerung gemacht. Nur die Braugerste ist auf Wunsch des Abnehmers in einer Halle gelagert. Die Radeberger Brauerei befürchtet, die Keimfähigkeit der Gerste würde unter einer Schlauchlagerung leiden. Und der Kunde ist König.

Das frisch geerntete Getreide im Folienschlauch. (c) Heike Mildner
Das frisch geerntete Getreide im Folienschlauch. (c) Heike Mildner
In Folienschläuchen lagert die Getreideernte. Vor zehn Jahren hat agrafrisch in die Technik investiert. (c) Heike Mildner
Vor zehn Jahren hat agrafrisch in die Technik investiert. (c) Heike Mildner

Nur die Braugerste wird in der Halle gelagert

Das Risiko, das die Lagerung in der Halle mit sich bringt, und auch den höheren Aufwand durch Kühlen und Lüften trägt allerdings der Landwirtschaftsbetrieb. Dafür bekomme er aber für die Braugerste auch hundert Euro mehr als für die Futtergerste, sagt Benjamin Meise. Mit dem Ernte-Ertrag von 60 dt/ha bei einem Hektolitergewicht von 58–65 ist der Geschäftsführer von agrafrisch Fürstenwalde GmbH relativ zufrieden. Mit dem Vollgerstenanteil hat es gerade so geklappt, der Proteingehalt liegt unter zwölf Prozent, also im grünen Bereich.

Raps mit mäßigem Ertrag

Nicht zufrieden sind die Fürstenwalder mit dem Raps, der auf 200 ha stand. Der Hektarertrag lag hier bei zwei Tonnen, der Ölgehalt stand bei unserem Besuch am 14. August noch nicht fest. Überlagernde Effekte aus Frost zur Blüte und stetiger Schädlingsdruck nennt Meise als mögliche Ursachen. Die letzten zehn Hektar seien erst gestern geerntet worden – mit 40 % Besatz und 17 % Feuchtigkeit: eine Stelle, wo es immer zu feucht für die Ernte der agrafrisch Fürstenwalde GmbH war. Hier hätte man mit Sikkation vielleicht noch etwas retten können, aber die sei ja nicht mehr erlaubt, gibt Meise zu bedenken.

(c) Heike Mildner

Mähdrescher beim Praxispartner immer noch kaputt

Was den Pflanzenbauern die ganze Ernte über zu schaffen machte und die Ernte insgesamt in die Länge zog, war der Ausfall des zweiten Mähdreschers durch den immer noch nicht behobenen Motorschaden. Der Motor wurde von der Werkstatt ausgebaut und zur Reparatur zu einem Spezialisten geschafft. Für diese Saison fällt er – aller Hoffnung zum Trotz – komplett aus. Der Lohnunternehmer habe geholfen, aber die Schlagkraft war in den Zeitfenstern, in denen das Wetter passte, nicht immer gegeben, sagt Pflanzenbauleiter Ronny Kaczmarek. Auch die Erträge bei Roggen (20 dt/ha), Dinkel (20–30 dt/ha) und Hartweizen (30 dt/ ha) boten kaum Anlass für Freudentänze. Dafür der E-Weizen (68 dt/ha), der ab Oktober an die Mühle in Müllrose, 40 km Richtung Südosten, geliefert wird.

Kleine Privaterhebung

Die Lagerung lohnt sich. Vor ein paar Jahren habe er mal eine kleine private Erhebung in puncto Getreidevermarktung gemacht, erzählt Meise. Abwechselnd sei an zwei verschiedene Abnehmer geliefert worden: Immer im Wechsel ein Hänger zum Einen, der Lkw-genau abrechnete, der nächste zum Anderen, der 100-Tonnen-Mischproben nahm. Von Letzterem bekam er 13 Euro pro Tonne mehr bei sonst gleichen Verträgen.

agrafrisch Fürstenwalde: Brandenburg_Benjamin Meise
Keine Kühe mehr, aber Eis: Nach der Runde über den Acker gönnt sich Benjamin Meise ein agrarfrisches Eis aus dem Hofladenautomat. © Heike Mildner

Probennahme zur Bestimmung des optimalen Zeitpunkts

Und weil nach der Ernte auch vor der Ernte ist, geht es auf den Äckern der agrafrisch Fürstenwalde GmbH rund um Buchholz und Steinhöfel gerade rund: Der Mais ist in Höchstform. Gestern (14.8.) hat Ronny Kaczmarek Kolben verschiedener Schläge für eine Probe gesammelt und nach Waldsieversdorf zum Landeskontrollverband gebracht, der über den TS-Gehalt den optimalen Mais-Erntezeitpunkt bestimmt – vermutlich um den 26. August. Wir schauen uns einen Schlag an, auf dem zwischen dem Mais, der schon fast drei Meter hoch ist, die Pappeln gedeihen, die als Agroforststreifen den Acker gliedern.

Agroforststreifen haben den Regen genutzt

Auch sie haben den reichlichen Niederschlag genutzt und sind fast schon zwei Meter hoch. Kaum zu glauben, wenn man an die Stecklinge denkt, die Ende April mit bemannten Raupen auf etwa 18 Hektar in den Boden gestanzt wurden.

Auf einem Teil der Betriebsfläche bereiten die Pflanzenbauer den Boden für die Rapsaussaat vor. Dafür liegt Gips bereit, der mit seinem Schwefel- und Kalziumanteil alle vier Jahre gestreut wird. 500 kg/ha Gips sollen noch ausgebracht und flach eingegrubbert werden, bevor um den 22. August die 45 Rapskörner je Hektar per Drille in den angereicherten Boden kommen.

agrafrisch Fürstenwalde: Der Faserhanf als Zwischenfrucht am 14. August 2024.
Der Faserhanf als Zwischenfrucht am 14. August 2024. (c) Heike Mildner

Sommerroggen und Faserhanf

Ein Novum in Fürstenwalde ist die Aussaat von Sommerroggen auf 40 ha in der zweiten Augustwoche. Auf dem Schlag stand vorher Weizen. Nun soll hier noch Ganzpflanzensilage fürs Milchvieh heranwachsen. Bereits aufgelaufen ist der Faserhanf als Zwischenfrucht. Im Wettbewerb mit dem Unkraut hat er noch klar die Nase vorn und wächst auf 100 Hektar im Vertragsanbau für das Textilfaserwerk bei Neuruppin. Wenn es besser funktioniert als in der vergangenen Saison, wird der Faserhanf nach der Frostdarre im Februar geerntet. Im ersten Versuch war der Anbau an zu hohem Unkrautdruck und zu geringem Niederschlag gescheitert.

Zwischenfrucht: betriebseigene Mischung per Düngerstreuer

agrafrisch Fürstenwalde: Zwischenfruchtmischung aus Hafer, Erbsen und Sonnenblumen aus eigenem Anbau, Phacelia, Wicke, Tief- und Ölrettich sind dazugekauft. m (c) Heike Mildner
Zwischenfruchtmischung aus Hafer, Erbsen und Sonnenblumen aus eigenem Anbau, Phacelia, Wicke, Tief- und Ölrettich sind dazugekauft. m (c) Heike Mildner

Auf mehreren Schlägen bringt die agrafrisch Fürstenwalde GmbH in dieser Woche eine Zwischenfruchtmischung aus. Ronny Kaczmarek hat sie selbst zusammengestellt. „Hafer, Erbsen und Sonnenblumen stammen aus eigenem Anbau, Phacelia, Wicke, Tief- und Ölrettich sind dazugekauft“, erklärt der Pflanzenbauleiter. Seine Kollegen befüllen gerade den Tank des Düngerstreuers mit der Mischung, der sie großflächig verteilt. Im zweiten Gang wird ein Gemisch aus Gärresten und Gülle ausgebracht. Danach fährt die Scheibenegge über die Flächen und arbeitet alles flach in den Boden.

agrafrisch Fürstenwalde: Der Bunker des Düngerstreuers mit der Zwischenfruchtmischung befüllt. (c) Heike Mildner
Der Bunker des Düngerstreuers mit der Zwischenfruchtmischung befüllt. (c) Heike Mildner

Wahlkampf für bessere Bedingungen in der Zukunft

Für Benjamin Meise steht derzeit noch eine ganz neue Praxis auf dem Programm: Wahlkampf für die Partei Deutsch-Land-Wirtschaft, deren Mitbegründer er ist und die die 2.000-Unterstützer-Hürde genommen hat, um sich an der Wahl zum neuen Brandenburger Landtag zu beteiligen. Aber das ist eher Freizeit, wenn es auch dabei um künftiges Wirtschaften geht.

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Schäfer Knut Kucznik: „Ich mache mir große Sorgen“

Interview mit Knut Kucznik, Vorsitzender des Schafzuchtverbandes Berlin-Brandenburg (SZVBB), über die Vorbereitung der Schäfer auf das Blauzungenvirus und das, was es anrichten kann. Seine Schafe haben eine Impfung. Er hofft, dass sie die Blauzungenkrankheit nicht mit voller Wucht treffen wird.

Die Fragen stellte Heike Mildner

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Brandenburg und das Blauzungenvirus

Wie sind Brandenburgs Schäfer auf die Blauzungenkrankheit vorbereitet? 

Laut Landestierarzt Dr. Stephan Nickisch ist die Impfdichte der Schafbestände, gerade auch im professionellen Bereich, nicht ausreichend. Er bat mich, auf meine Kollegen einzuwirken, dass sie ihre Tiere impfen lassen. Die letzte Blauzungenattacke hat vor uns haltgemacht, die Kollegen wissen nicht, was auf ihre Tiere, auf sie und ihre Familien zukommt. Ich war beim Bundesleistungshüten und habe die aschfahlen Gesichter der Kollegen gesehen, wenn die Meldungen von den kranken und toten Schafen zu Hause gekommen sind. Ich bezahle lieber die Impfung, denn die Herde ist mein Leben.

Aber nicht alle wollen oder können sich das leisten …

Es gibt Betriebe, die sich die Impfung nicht leisten können: Die Tierseuchenkasse gibt in Brandenburg 2,55 Euro zur Impfung dazu, die kostet im günstigsten Fall 4,50 Euro, sodass bei einer Tausender-Herde schnell 2.000 Euro zusammenkommen. Mit Zutretern und Lämmern sind es 4.000 Euro, und jetzt reden die Fachleute über eine Booster-Impfung, dann sind wir bei 8.000 Euro. Das alles trifft uns jetzt, bevor die Fördermittel da sind. Dass einige Kollegen sagen, „Ich lass es, kam ja letztes Mal auch nicht bis hierher“, kann man ihnen nicht vorwerfen.

Impfung gegen den Serotyp 3

Wann sind Ihre Schafe geimpft worden?

Die letzte Charge am 25. Juli, sie haben jetzt Impfschutz. Aber ich lasse sie boostern und impfe dann die Lämmer mit. Ich hätte sie entgegen der Empfehlung gleich impfen lassen sollen. Meine Kollegen in den alten Bundesländern haben mir das empfohlen. Deren geimpfte Schafe sind nicht sehr krank geworden, aber bei den Lämmern hatten sie bis zu 25 Prozent Verlust.

Wie verlässlich sind die neuen  Impfstoffe?

Wir sind in der Erprobungsphase, in einem riesigen Feldversuch. Aber ich bin dankbar, dass ich eine Waffe gegen das Virus habe. Die Alternative wäre, dass mindestens 20 Prozent der Schafe sterben, fast alle krank würden. Im schlimmsten Fall ersticken und verdursten die Schafe gleichzeitig während ihr Maul fault. Ich will das nicht mit ansehen und denken: Hätte ich mal lieber bei der Bank nach Geld gefragt.

Ist jetzt die Politik gefragt?

Wenn ein Schäfer 20 Prozent seiner Tiere über die Kadaverbeseitigung beseitigen lassen muss, noch extra Impfstoff kaufen muss, dann auch noch Behandlungen hat und seine Arbeit nicht schafft, ist es ein Notfall. Dann müsste eine Sonderzahlung helfen. Das wäre von der Politik zu erwarten. Aber die, die jetzt auf den verantwortlichen Positionen sitzen, sind im Wahlkampf. Aber egal, wer gewinnt: Diesmal muss Hilfe kommen. Wenn Biotope nicht gepflegt und im guten Erhaltungszustand bleiben,  könnte das dem Land angelastet werden. Vorausschauend zu handeln, wäre jetzt eine Möglichkeit, die Härten bei den Kollegen rechtzeitig abzufedern, damit wir unsere Schafe schützen können, das wäre jetzt richtig.

Unterstützung für Halter

Wie könnten Bauern betroffene Schäfer unterstützen, wenn das Virus angekommen ist?

Ich habe meine Schafe jetzt auf Bauernland. Es gibt hier weniger Gnitzen, weil es trockener und windiger ist als in der Senke. Wenn eine Schafherde krank wird, erkennt man es zuerst daran, dass die Schafe humpeln. Sie können sich nicht mehr bewegen.  Bald wird der Schäfer keine Weide mehr um sich herum haben. Wenn dann ein Kollege sagt, „Du kannst auf meiner Wiese den nächsten Schnitt abweiden, da ist weiches Gras für die entzündeten Mäuler der Schafe“, das wäre richtig klasse von unseren Kollegen!

Wie können andere helfen?

All die Leute, die mit den Hunden durch unsere gepflegte Landschaft laufen und sehen, dass die Schafe krank sind, sollten wissen: Wir werden es auch wissen, wenn die Seuche bis hierher gekommen ist! Sie ist ja schon fast auf der anderen Seite von Berlin. Wir werden wissen, dass es den Schafen schlecht geht, und wir werden alle Hände voll zu tun haben, um uns um sie zu kümmern und brauchen dann nicht noch telefonische Hinweise. Auch meine Schafe werden krank werden. Ich werden ihnen Wasser ins Maul spritzen, damit sie nicht verdursten. Die Frage ist nicht, ob sie krank werden, sondern wie sehr, und deshalb investiere ich in die Impfung, und hoffe, dass die Kollegen uns unterstützen, dass die Politik uns unterstützen wird und dass die Bevölkerung uns dann nicht noch das Leben schwerer macht, als es dann sein wird.

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Gnitzen übertragen das Blauzungenvirus.
Das im Blut eines infizierten Wiederkäuers zirkulierende Blauzungenvirus vermehrt sich in der Gnitze und gelangt dabei auch in ihre Speicheldrüse. Von dort kann es bei der nächsten Blutmahlzeit auf neue Wirte übertragen werden. (c) Pirbright

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Medaillen-Regen für treffsichere Jägerinnen und Jäger

Mit sieben Gold-, acht Silber und drei Bronzemedaillen kehrten Jagdschützen aus Brandenburg vom Ostdeutschen Vergleichsschießen (OVS) aus Sachsen zurück. Insgesamt 143 Jagdschützen traten an. Wer die Medaillen holte, erfahren Sie hier.

Von den Redakteuren der Bauernzeitung

Einmal im Jahr treffen sich treffsichere Jägerinnen und Jäger aus den ostdeutschen Bundesländern zum Ostdeutschen Vergleichsschießen (OVS). Im vergangenen Jahr, als der Landesjagdverband Brandenburg (LJVB) die Meisterschaft in Frankfurt (Oder) ausgerichtet hatte, war es ein Heimspiel für die Brandenburger.

Am vergangenen Wochenende (26./27. 7.) fuhren die Schützen auf Einladung des Landesjagdverbandes Thüringen nach Großdobritz in Sachsen, um ihre Besten zu ermitteln.

Schießen: wettkampf nach Vorschrift

Wie der LJVB berichtet, wurde der Wettbewerb nach den bundesweit anerkannten Regularien des Deutschen Jagdverbandes und dessen Schießvorschrift durchgeführt. Geschossen wurde in den Büchsendisziplinen laufende Keilerscheibe auf 50 Meter, Bockscheibe stehend angestrichen auf 100 Meter, Überläuferscheibe stehend freihändig auf 100 Meter und Fuchsscheibe liegend freihändig auf 100 Meter.

Zusätzlich mussten die Teilnehmer ihr Können bei den Flintendisziplinen Trap und Skeet unter Beweis stellen. Zusätzlich stellten sich 41 Schützen in verschiedenen Disziplinen mit der Kurzwaffe den Wettkampfrichtern.

Meister aller Klassen kommt aus Mecklenburg-Vorpommern

Ostdeutscher Meister über alle Klassen in der Kombination wurde mit 343 Punkten Bernd Mattke aus Mecklenburg- Vorpommern. Die Brandenburger Männer der Offenen Klasse gewannen die Mannschaftswertung mit großem Abstand zur Konkurrenz und wurden mit 1357 Punkten, einem neuen Brandenburger Landesrekord, Ostdeutscher Meister.

Brandenburger Teilnehmer am Ostdeutschen Vergleichsschießen (OVS) 2024 in Großdobritz (Sachsen).
Brandenburger Teilnehmer am Ostdeutschen Vergleichsschießen (OVS) 2024 in Großdobritz (Sachsen). (c) LJBV

In der Mannschaftswertung der Damen siegten die Brandenburger Frauen mit 1160 Punkten und wurden ebenfalls Ostdeutscher Mannschaftsmeister.

In der Damenklasse siegte Laura Quooß gleich zweimal, mit beachtlichen 328 Punkten in der Kombination und beim Flintenschießen mit hervorragenden 30 von 30 getroffenen Tauben.

Dana Damme belegte in der Kombination mit 295 Punkten den 2. Platz und mit 185 Ringen den 1. Platz beim Kugelschießen. Heike van Reekum belegte mit 25 von 30 Tauben den 2. Platz beim Flintenschießen in der Damenklasse.

Mit Flinte und Büchse

In der Offenen Klasse belegte Björn Schleweis mit 343 Punkten den 1. Platz in der Kombination und mit 30 von 30 Tauben den 2. Platz beim Flintenschießen. Alexis Kania erreichte mit 340 Punkten den 2. Platz und mit 29 von 30 Tauben den 3. Platz beim Flintenschießen.

Paul Ueckermann belegte mit 196 Ringen den 2. Platz im Büchsenschießen. Roman Kramer erreichte in der Altersklasse mit 189 Ringen den 3. Platz beim Büchsenschießen.

Seniorenklasse belegt vordere Plätze

In der Seniorenklasse siegte Brandenburgs Landesschießobmann Roland Ueckermann mit 323 Punkten und mit 28 von 30 Tauben belegte er den 2. Platz beim Flintenschießen der Senioren. Beim Büchsenschießen belegte Dr. Udo Pscheidl mit 190 Ringen den 2. Platz in der Seniorenklasse.

Mit 1297 Punkten belegte die gemischte Brandenburger Mannschaft in der Wertung der Altersklasse den 2. Platz. Brandenburgs Junioren errangen mit 1114 Punkten den 3. Platz in der Junioren Mannschaftswertung.

Schießleistungsnadeln in Gold

Im Rahmen der Meisterschaft konnten zusätzlich DJV-Schießleistungsnadeln errungen werden. Bei den Damen konnte Laura Quooß die „Sonderstufe Gold S1“ und Kerstin Wellershoff die silberne Schießleistungsnadel erreichen.

Bei den Herren erreichte Martin Völtz die „Sonderstufe Gold S2“, Alexis Kania mit der Kurzwaffe die „Sonderstufe Gold S1“ und Leon Grüneberg errang mit der Kurzwaffe die Schießleistungsnadel in „Gold“.

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Last der Bürokratie: Vom großen Stöhnen auf dem Acker und in den Ämtern

Bislang einmalig ist eine Initiative aus dem Landkreis Teltow-Fläming. Sie macht deutlich: Nicht nur vonseiten der Landwirte ist weniger Bürokratie das Gebot der Stunde. Auch die Verwaltung sieht Handlungsbedarf, um alle Beteiligten „von einem überbordenden Kontroll- und Arbeitsaufwand“ zu entlasten.

Von Heike Mildner

Das meiste haben sie sich nicht selbst ausgedacht. Dennoch sind die Landwirtschaftsämter der Landkreise verpflichtet zu kontrollieren, ob Vorschriften und Verordnungen, die auf höheren Verwaltungsebenen erfunden wurden, an der Basis sauber umgesetzt werden. In Teltow-Fläming haben sich Landkreisverwaltung und Kreisbauernverband (KBV) an einen Tisch gesetzt und durchdekliniert, was alles im Argen liegt an der Basis und was nötig ist, um unnötige Bürokratie zum verschwinden zu bringen. Am Mittwoch (10.7.) haben sie das Resultat ihrer Überlegungen der Öffentlichkeit vorgestellt. Elf Seiten stark ist das Papier, das Landrätin Kornelia Wehlan und KBV-Vorsitzender Benny Hecht durch eine Unterschrift besiegelt haben. Es enthält wohl durchdachte und lösungsorientierte Vorschläge zum Abbau von Bürokratie.

Bürokratie abbauen, Wettbewerbsfähigkeit stärken

Im Kern gehe es um die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit der landwirtschaftlichen Unternehmen in der Region und darum, die Arbeitsfähigkeit der Landkreisverwaltung und deren Akzeptanz bei den Menschen vor Ort nicht zusätzlich zu strapazieren, geben Claudia Wehlan und Benny Hecht in einer gemeinsamen Presseerklärung zu Protokoll.

Die Vorschläge benennen die Probleme sehr konkret und machen ganz nebenbei deutlich, wie groß die bürokratischen Belastungen für alle Beteiligten sind und wie enervierend. Manches scheint völlig absurd und sinnvoll einzig in Zusammenhang mit dem hundertsten Todestag von Franz Kafka. Der würde vielleicht mit literarischem Lustgewinn in die Abgründe bürokratische Denkungsart schauen. Wer betroffen ist, steckt vermutlich eher in einem Albtraum fest.

Agrarförderung: zu unübersichtlich, zu hoher Korrekturaufwand

Die Akzeptanz der Fördermittelberechtigten für die neuen Förderprogramme sei zurückgegangen, konstatieren die Unterzeichner in Teltow-Fläming. Umwelt- und Gemeinwohlleistungen hätten sich bisher nicht zu einem rentablen Betriebszweig etablieren können. Auf Verwaltungsseite seien hingegen Beratungs- und Korrekturbedarf gestiegen, die Feldblockkontrolle aufwendiger geworden..

Wie Bürokratie abgebaut werden kann, überlegten sich Vertreter des Kreisbauernverbandes und der Kreisverwaltung Teltow-Fläming.
Vertreter des Kreisbauernverbandes und der Kreisverwaltung Teltow-Fläming nach dem gemeinsamen Pressetermin (c) Landkreis Teltow-Fläming

Bagatellgrenze und Anstieg der Rückforderungen

Wie der Landkreis weiter anmahnt, seien durch die Herabsetzung der Bagatellgrenze von 250 € auf 25 €  in diesem Jahr die Rückforderungen um 60 % gestiegen. Eine der Folgen: „überproportionaler Verwaltungsaufwand“, mehr Bürokratie. Das trifft dem Papier zufolge auch auf die Bagatellregelung bei Grünlandumbrüchen zu. Die liegt bei 500 m². Alles darüber muss geprüft werden und führt unter Umständen zu Rückumwandlungsverfahren. „Nicht sehr praktikabel“, urteilen die Unterzeichner im Hinblick auf minimalen Lageversatz und Kulissenregelungen. „Eine praxisnahe Änderung durch den Landwirtschaftsbetrieb ist bei gestückelten Flächen an den Schlägen kaum möglich.“

Mehrfacher Erhebung vermeiden, Datenaustausch vereinfachen

Die mehrfache Erhebung personenbezogener Daten der einzelnen Unternehmen könnte künftig durch einen vereinfachten Datenaustausch vermieden werden: weniger Bürokratie. Das Gleiche gelte für Katasterdaten. KBV und Landrätin vereinbarten, ihre jeweiligen politischen Möglichkeiten zu nutzen, um die Gesetzgebungsorgane für die Schaffung von entsprechenden Ausnahmeregelungen zur Datenerhebung zu sensibilisieren und diese einzufordern.

Ernteverkehr: Von Niedersachsen lernen …

Jedes Jahr zur Ernte geht es um den Straßenverkehr. In Teltow-Fläming ist es die B 101, deren Nutzung durch die Erntefahrzeuge die Innenstädte entlasten würde. Das ist aber nicht oder nur mit einem erheblichen bürokratischen Aufwand möglich. „So verlangen beispielsweise einige Kommunen die Vorlage eines Nachweises der Beteiligungs- und Handlungsfähigkeit des Antragstellers“, heißt es in dem Papier. Die Unterzeichner schlagen vor, die Beantragung von verkehrsrechtlichen Anordnungen für den land- und forstwirtschaftlichen Verkehr während der Ernte durch eine Verwaltungsvorschrift auf Landesebene nach niedersächsischem Vorbild zu vereinfachen.

Bauen ohne Genehmigung, weniger Bürokratie

KBV und Landkreisverwaltung sprechen sich dafür aus, dass Landwirte im Außenbereich Weideunterstände, Abgasanlagen, Wasserbecken, technischer Gebäudeausrüstung, Mauern, Einfriedungen und Weidezäune ohne vorherigen Bauantrag errichten dürfen. In Bayern sei das bereits so geregelt. Auch für die Anpassung von bestehenden Anlagen an den Stand der Technik sollte kein Bauantrag nötig sein müssen.

Zahlen gibt es genug

Seit mindestens fünf Jahren würden bundesweit die Veterinärämter eine einheitliche Datenbank fordern, in der alles, was eh schon erfasst, zusammengefasst wird. Daten aus Tierhaltung, Schlachthöfen, Tierkörperbeseitigung, Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsämtern, Untersuchungslaboren, TSN, HIT und TRACES hätte man dann auf einen Blick, Doppelerfassungen auf allen Ebenen würden vermieden. Auch der KBV Teltow-Fläming hätte nichts dagegen.

Genehmigung: Zeit und Geld sparen

Gedanken hat man sich im Landkreis Teltow-Fläming auch zu den aufwendigen Regelungen beim Betrieb von Biogasanlagen gemacht. Kommt da etwas anderes hinein, als bisher genehmigt, bedarf es einer Änderungsgenehmigung. Das hat einen Wechsel der Ordnungsnummer (BlmSCHV) und damit – man glaubt es kaum – eine Neugenehmigung zur Folge. Und die kostet Zeit und Geld. Die Unterzeichner schlagen vor, einen Vollzugskonsens zu finden, der die Sache erleichtert. Wie das genau gehen soll, ist hier nachzulesen.

Kritik: Stoffstrombilanz ist ein Papiertiger

Dass die alte Stoffstrombilanz ein Papiertiger ist, darüber sei man sich einig, heißt es in den Vorschlägen. Aus Düngebedarfsplanung, Aufzeichnung von Düngemaßnahmen oder auch aus der ehemaligen Nährstoffbilanz, könne man bessere betriebs- und flächenbezogene Rückschlüsse ziehen.

Zentrale IT-Prozesse für zentrale Aufgaben

Heute ist es bekanntlich so, dass jede Kommune um ihre eigene IT-Lösung kümmert. „Verwaltungsleistungen, die im Kontext von Bundesaufgaben von den Kommunen nach Weisung erbracht werden müssen, haben in der Regel keinen oder nur einen geringen kommunalen Bezug“, heißt es. Daher sollten für zentrale Aufgaben auch zentrale IT-Prozesse angeboten werden, auf die die Kommunen dann zurückgreifen können, wenn sie möchten. Anders gesagt: Wenn ich graben soll, gib mir einen Spaten und lass ihn mich nicht erst noch bauen müssen.

Die elf Seiten enden mit einem so kurzen wie überzeugenden Fazit: Es gibt viele Vorschläge – sie müssen nur umgesetzt werden.

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Landwirte-Partei DLW darf zur Landtagswahl antreten

Die neue Partei Land-Wirtschaft-Deutschland (DLW) setzt sich für die Interessen der Landwirte, des Mittelstands und der ländlichen Räume ein. Sie ist zur Landtagswahl zugelassen. Interview mit dem Landesvorsitzenden Thomas Essig zu den politischen Zielen der DLW in Brandenburg.

Die Fragen stellte Heike Mildner

Mit Deutsch-Land-Wirtschaft (DLW) hat sich in Brandenburg eine Partei gegründet, die in erster Linie die Interessen der Landwirte, des Mittelstands und der ländlichen Räume vertreten und deutschlandweit aktiv sein will. Vergangenen Donnerstag (4. 7.) entschied der Landeswahlausschuss, dass die DLW als politische Vereinigung zur Landtagswahl wahlvorschlagsberechtigt ist. Dazu musste sie neben der Wahlanzeige ihre Satzung und ihr Programm sowie einen Nachweis über die satzungsgemäße Bestellung des Landesvorstandes einreichen. Wir sprachen mit Thomas Essig, ihrem Landesvorsitzenden.

Mancher kennt Sie als „Bauer aus der Mark“, der für den Land schafft Verbindung Brandenburg e. V. Öffentlichkeitsarbeit macht, der redet und schimpft, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Seit Mitte Juni sind Sie Vorsitzender des Landesverbandes der neuen Partei Land-Wirtschaft-Deutschland (DLW). Werden Sie jetzt den Tonfall ändern?
Warum sollte ich. Das Eine ist Passion, das Andere empfinde ich als eine politische Notwendigkeit. Aber ich bin, wie ich bin, und das nennt man wohl authentisch. Kennen Sie noch Regine Hildebrandt? Das war eine Politikerin – der blanke Wahnsinn! So kann Politik funktionieren: Nicht um den heißen Brei reden, sondern geradeaus und so, dass es jeder versteht. Kein Absondern von politischen Wortgebilden, die niemand versteht. Ich erinnere mich an „Resilienz“ oder Wortgeflechte mit Anglizismen, die meine Generation und Ältere kaum verstehen.

Landtagswahl: Gründung einer eigenen Partei

Die Nachrichten der vergangenen Wochen überschlugen sich: Gründung der Partei, Wahlprogramm, Landesliste – ist das nicht alles etwas überstürzt?
Was die Landtagswahl in Brandenburg am 22. September betrifft, hätten wir sicher zwei Monate früher starten sollen. Aber die Erkenntnis, dass wir durch die Demos in Berlin nicht viel erreicht haben, musste erstmal ankommen. Inzwischen ist aber nicht mehr zu übersehen: Die Interessen der Landwirte und auch der Mittelständler im ländlichen Raum sind bei den anderen Parteien immer nur ein Anhängsel, von dem man sich leicht trennt, wenn es ums Eingemachte geht. Darum haben wir uns entschlossen, eine eigene Partei zu gründen, bei der diese Dinge ganz vorn stehen. Auch Rentner, Pfleger, Ärzte und Lehrer oder andere unterschätzte Berufsgruppen werden schnell vergessen.

Nach der Rede von Christian Lindner: Austritt aus der FDP

Zur Bundestagswahl 2021 sind Sie in Ostprignitz-Ruppin noch für die Freien Demokraten (FDP) in den Ring gestiegen …
Ja, und nach der Rede von Christian Lindner auf der Demo im Januar vorm Brandenburger Tor bin ich ausgetreten. Diese Politik ist nicht meine Politik und sie vertritt nicht meine Interessen. Auch nicht, was die Außenpolitik und konkret den Ukrainekrieg angeht. Die DLW wird sich für Frieden und entsprechende Verhandlungen einsetzen, für den diplomatischen Weg. Wir hatten doch einmal gute Diplomaten in Deutschland… So denke ich an Willi Brandts Kniefall von Warschau oder Helmut Schmidt in Güstrow oder die Außenminister Genscher und Kinkel. Und wenn über den Beitritt der Ukraine zur EU geredet wird, sollte man nicht ignorieren, dass etwas mehr als die Hälfte der landwirtschaftlichen Nutzfläche der Ukraine im Besitz ausländischer Investoren ist.

Zurück nach Brandenburg: Was stört Sie an der Landespolitik, was will die DLW anders machen?
Wenn konstruktive Vorschläge gemacht werden, sollten sie nicht einfach abgelehnt werden, nur weil sie aus der falschen Ecke kommen. Das kann nicht sein, das führt in die Ausweglosigkeit. Wir wollen Politik für die Mitte der Gesellschaft und nicht für Ideologien und Parteienkonstrukte.

„Hauptberuflich bin ich als All-round-Handwerker unterwegs“

Die regenerative Landwirtschaft sieht die DLW laut ihrem Programm als Königsweg zwischen konventionell und Bio, außerdem will sie die „Natur ideologiefrei schützen“. Wo steht der „Bauer aus der Mark“ diesbezüglich?
Ich habe meine 55 Hektar 2018 auf Bio umgestellt, baue Marktfrüchte an und mache Saatgutvermehrung. Inzwischen betreibe ich den Betrieb im Nebenerwerb, weil auch die viel gepriesene und auch von der Gesellschaft geforderte Ökovariante auf 55 Hektar die Familie nicht ernährt. Mit Bio ist das manchmal schwierig: Im Juni zum Beispiel war ich stolz auf meine zehn Hektar Senf zur Vermehrung. Als ein paar Tage später der Gutachter kam, waren 80 Prozent von Blattrandwespen weggefressen. Sowas hab ich auch noch nicht erlebt. Hauptberuflich bin ich als All-round-Handwerker unterwegs: vom Fliesenlegen bis zur Betreuung von Biogasanlagen.

Und jetzt noch Parteivorsitzender, geht das denn rein zeitlich?
Muss. Wie gesagt, ich sehe die Notwendigkeit. Wir Landwirte müssen politisch was erreichen, damit sich im Land etwas bewegt.

„Frauen sind in der DLW willkommen“

Auf dem Vorstandsfoto der DLW ist keine Frau. Absicht?
Nein, natürlich nicht. Frauen sind in der DLW willkommen, wenn sie sich mit unserem Programm identifizieren und sich einbringen wollen. Aber eine Quote wird es in der DLW nicht geben. Dabei haben wir das Caos der Frauenquote im Bundestag im Blick.

Die DLW tritt zur Landtagswahl als Wählervereinigung an, nicht als Partei. Wo steht die DLW, was ist die nächste Hürde?
Wir haben für die Anerkennung als Partei auf die Schnelle nicht genug Mitglieder bekommen, auch wenn es täglich ein paar mehr werden. Wir haben die Landeswahlliste mit 14 Namen abgegeben. Als nächstes müssen wir dann bis August 2.000 Unterstützerunterschriften sammeln. Und wir haben uns vorgenommen, in jedem der 44 Wahlkreise wollen wir nach Möglichkeit mit einem Direktkandidaten präsent sein.

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Gersten-Ernte in Brandenburg: Und dann kam der Regen doch noch

Bei agrafrisch Fürstenwalde ist die Gerstenernte fast schon wieder Geschichte. Die Hektar-Erträge liegen etwa zehn Dezitonnen über denen im vergangenen Jahr, das Hektoliter-Gewicht zwischen 60 und 65. Mit der betriebseigenen Technik hätten sie das in diesem Jahr nicht geschafft.

Von Heike Mildner

Es ist brütend heiß an diesem Mittwoch (26.6.), dem dritten Tag, an dem bei agrafrisch die Gerstenernte eingefahren wird. Zwei Wochen früher als üblich, genau wie Pflanzenbauleiter Ronny Kaczmarek es vorausgesagt hat. Im Gegensatz zu den Männern auf den beiden Mähdreschern und den Abfahrern, die gut gekühlt ihre Maschinen steuern, kommt Kaczmarek, der alle Arbeiten koordiniert, noch am ehesten ins Schwitzen. Auf dem Hof wird von einem externen Schlosserteam aufwendig die Pflanzenschutzspritze repariert, auch dort schaut Kaczmarek ab und zu vorbei.

„Einen Fahrer für die Spritze suchen wir immer noch“, sagt er mit Blick auf die nächsten Arbeiten. Die Reparatur des zweiten Mähdreschers, der mit Motorschaden in der Werkstatt steht, werde wohl noch vier Wochen dauern. „Wenn wir Glück haben, ist er zur Weizenernte wieder da. Und so springt der Lohnunternehmer mit einem Drescher ein, um die 200 ha Gerste vom Halm zu bekommen. Damit steigen natürlich die Kosten. Außerdem seien letzte Woche die Getreidepreise abgeschmiert, so Kaczmarek.

Die Erträge der ersten drei Erntetage waren noch gut

Dafür sind die Erträge gut. Zwischen 60 und 71 dt/ha Gerste wurden an den ersten drei Tagen geerntet, etwa zehn mehr als im vergangenen Jahr, als viele Knickähren dabei waren. Die Besonderheit in diesem Jahr: Die Ähren sind trocken, das Stroh stellenweise noch pitschnass. Es muss erst noch trocknen, bevor es gepresst werden kann, damit es nicht Gefahr läuft, sich selbst zu entzünden. Auch das Strohpressen übernimmt fast schon traditionell das Lohnunternehmen, das seinen Sitz nur wenige Kilometer entfernt von Buchholz in Steinhöfel hat.

Bei agrafrisch wird die Gerste geerntet. Aus dem Bunker in den Überladewagen. (c) Heike Mildner
Bei agrafrisch wird die Gerste geerntet. Aus dem Bunker in den Überladewagen. (c) Heike Mildner

Hand in Hand mit dem Lohnunternehmen aus der Nachbarschaft

Gerade sieht Marc Bethge, einer der beiden Inhaber des Unternehmens Westphal, auf dem Schlag bei Demnitz, ob der neue New Holland macht, was er soll. Drei Jahre hatte Bethge ihn geleast, jetzt gekauft. Es sei ein Mädrescher mit Schüttlermschine, die besseres Stroh mache als ein Rotormähdrescher. Da er als „Lohner“ auch für Biobetriebe in der Region unterwegs ist, die großen Wert auf eine gute Strohqualität legen, hat er sich für den Schüttler entschieden.

Seit acht Jahren arbeiten Ronny Kaczmarek und Marc Bethge zusammen und haben einen kurzen Draht und gegenseitiges Verständnis entwickelt. Spezialisiert hat sich Bethge auf die Grünfutterernte und aufs Stroh pressen, hilft aber mit seinen derzeit sieben Mitarbeitern auch beim Häckseln, der organischen Düngung und beim Kalk streuen.

Pflanzenbauleiter Ronny Kaczmarek und Lohnunternehmer Marc Bethge (r.) arbeiten seit acht Jahren zusammen. (c) Heike Mildner

„Das meiste lernt man durch zugucken“

Die Arbeit als Lohnunternehmer ist ein Traumjob für den 39-Jährigen, der erst Landwirt gelernt und fünf Jahre später zusätzlich die Prüfung zur Fachkraft für Agrarservice abgelegt hat. Sein Mitarbeiter Kevin Smuzinski, der den Mähdrescher bedient, lässt sich heute nebenbei vom 17-jährigen Max Kloppe über die Schulter sehen, denn: „Das meiste lernt man durch zugucken“, ist Ronny Kaczmarek überzeugt. Letzterer würde sich freuen, wenn die jungen Leute mehr Energie in den T-Führerschein stecken würden, am besten schon einen in der Tasche hätten, wenn sie im Betrieb anfangen. Max beginnt demnächst sein zweites Lehrjahr, hat die Theorie geschafft und auch bald die Praxisstunden komplett. Agrafrisch unterstützt ihn, indem der Betrieb den Schlepper stellt, sodass die Kosten für die Fahrstunden reduziert werden. Aber bis Max den Schein hat, muss sein Chef ihm eine Extrawurst braten, sprich dessen An- und Abfahrt zum und vom Feldrand mit organisieren.

Bei agrafrisch wird die Gerste geerntet. Kevin Smuzinski vom Lohnunternehmen. (c) Heike Mildner
Bei agrafrisch wird die Gerste geerntet. Kevin Smuzinski vom Lohnunternehmen. (c) Heike Mildner
Bei agrafrisch wird die Gerste geerntet. Der Lohnunternehmer hilft. (c) Heike Mildner
Bei agrafrisch wird die Gerste geerntet. Der Lohnunternehmer hilft. (c) Heike Mildner
Bei agrafrisch wird die Gerste geerntet. Kevin Smuzinski lässt Azubi Max Kloppe (r.) beim Dreschen hospitieren. (c) Heike Mildner
Bei agrafrisch wird die Gerste geerntet. Kevin Smuzinski lässt Azubi Max Kloppe (r.) beim Dreschen hospitieren. (c) Heike Mildner

Braugerste für das Radeberger Bier

Dem Abfahrer mit 30 t Gerste auf dem Hänger fahren wir hinterher ins Lager. Von jeder ankommenden Ladung nimmt Dualstudentin Larissa Langheim eine Probe. Mit einem Edelstahlmessrohr prüft sie die Hektolitergewichte, ein mikrowellengroßes Analysegerät zeigt Kornfeuchte und Proteingehalt an. Die Werte bewegen sich im Normbereich für Braugerste, alles wird in Tabellen notiert, der durchschnittliche Ertrag errechnet und protokolliert. Die Gerste ist als Braugerste für Radeberger bestimmt, und die Fürstenwalder wollen wissen, was sie anbieten. Nur den Vollgerstenanteil, der auf die Größe des Mehlkörpers schließen lässt, können sie nicht im Betrieb bestimmen.

Probennahme im Lager. Dualstudentin Larissa Langheim und Pflanzenbauleiter Ronny Kaczmarek. (c) Heike Mildner
Probennahme im Lager. Dualstudentin Larissa Langheim und Pflanzenbauleiter Ronny Kaczmarek. (c) Heike Mildner

Eine halbe Stunde fehlte am Freitag

Ein Kontrolleur von der Brauerei wird zudem eigene Proben ziehen, um sich ein Bild von der Qualität des Erntegutes zu machen. In der Halle ist es laut und staubig. Die beiden Azubis wechseln sich bei der Probennahme ab, der jeweils andere darf auf den Acker. Nachsatz: Die Gerstenernte konnte bis Freitag (28.6.) fast abgeschlossen werden. Eine halbe Stunde fehlte den Fürstenwaldern noch zu ihrem Gersten-Ernteglück. Zwei, drei Hektar standen noch, als gegen Mittag unwetterartiger Regen kam und mit 18 l/m2 die Kolonne zum Abbruch nötigte. Der schlechteste Schlag drückte mit 28 dt/ha das Ergebnis, das letztlich zwischen 52 und 71 dt/ha bei Hektolitererträgen von 60 bis 65 lag.

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Extremwetterlagen können für viele landwirtschaftliche Betriebe existenzbedrohend werden. Soforthilfen reichen bei Totalausfällen und Ertragseinbußen bei weitem nicht aus. Die viel diskutierte Risikoausgleichsrücklage könnte helfen. (Symbolbild) © AdobeStock
Extremwetterlagen können für viele landwirtschaftliche Betriebe existenzbedrohend werden. Soforthilfen reichen bei Totalausfällen und Ertragseinbußen bei weitem nicht aus. Die viel diskutierte Risikoausgleichsrücklage könnte helfen. (Symbolbild) © AdobeStock

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Ernüchternde Bilanz der Bauernproteste: Politiker und Landwirte finden nicht zueinander

Am 26. Januar waren Landwirte aus Brandenburg mit hundert Schleppern in Berlin von einer Parteizentrale zur nächsten gezogen. Sie hatten an Grüne, FDP und SPD sechs Forderungen gestellt. Vor dem Deutschen Bauerntag wollte der Landesbauernverband Brandenburg (LBV) Bilanz ziehen.

Von Heike Mildner

Bevor am Dienstag der Deutsche Bauerntag beginnt, wollen es die Brandenburger wissen: Am 26. Januar waren sie mit hundert Schleppern durch Berlin gezogen, von einer Parteizentrale zur nächsten: Grüne, FDP, SPD. Der Landesbauernverband (LBV) hatte sechs Forderungen formuliert: von der Erhaltung des Agrardiesels über Wettbewerbsgleichheit in der EU, die steuerfreie Risikorücklage und Bürokratieabbau bis zum Lieferkettengesetz. Jetzt wollen sie wissen, was die Ampel seitdem für die Bauern erreicht hat.

Bilanz zu demokratischen Einflussmöglichkeiten

Alles an diesem Montagvormittag in Dissenchen bei Cottbus ist symbolträchtig. Die Zufahrt über den Kreisverkehr mündet in eine Sackgasse, die auf einer Brache endet. Die stehe für Wildwuchs und Vernachlässigung, aber auch für Vielfalt und Gestaltungsspielraum, zeigt sich der LBV in seiner Einladung diskussionsbereit. Mit Maria Noichl (SPD), Karl Bär (Grüne) und Karlheinz Busen (FDP) treffen drei Entsandte ihrer Parteien auf rund 30 Landwirte und den Fuhrpark der Agrargenossenschaft Kahre/Branitz, die dem Aufruf des LBV gefolgt sind. Anderenorts hat die Gerstenernte begonnen, hier soll es um eine Zwischen-Erntebilanz in Sachen demokratischer Einflussmöglichkeiten gehen. Was haben die Proteste gebracht?

An einem Strang ziehen, geht anders

Die Bilanz fällt erwartungsgemäß aus. Die detailreichen und teils provokativen Fragen, die Benny Hecht, Heiko Terno und Christoph Plass vom LBV-Vorstand stellen, machen vor allem eins deutlich: An einem Strang ziehen, weil man die Probleme der Landwirte verstanden hat, sieht anders aus. Oder wie es der LBV in seiner Pressemitteilung formuliert: „Es zeigte sich, dass Maria Noichl, MdEP (SPD), Karl Bär, MdB, (B 90/DIE GRÜNEN) und Karlheinz Busen, MdB (FDP) keine gemeinsame Idee für eine erfolgreiche Landwirtschaft in Deutschland verfolgen. Stattdessen stehen die programmatischen Einzelziele ihrer Parteien im Vordergrund, die vorgeben, welche gesellschaftlichen Leistungen Landwirtschaft zu erbringen hat. Noichl verteidigte den europaweiten Anspruch auf den Mindestlohn in der Saisonarbeit, Bär verteidigte die Notwendigkeit der Stoffstrombilanz, Busen blieb unklar, ob das Dienstwagenprivileg wichtiger sei als der Agrardiesel oder umgekehrt.“

Hinweise für eine angemessene Protestkultur

Maria Noichl (SPD) sitzt seit 2014 für die SPD im EU-Parlament. Das macht es ihr leicht, die Politik auf Bundesebene zu kritisieren. Dafür gibt sie ungefragt Hinweise für eine angemessene Protestkultur (Ampel am Galgen geht gar nicht), und die schroffen Proteste in Brüssel würden eher dafür sorgen, dass Fördermittel künftig an Naturschutzvertreter ausgereicht würden und der Landwirtschaft verloren gingen.

Einigung vielleicht noch möglich

Karlheinz Busen (FDP) kommt mit der Bahn und muss früher wieder weg. Er schimpft auf die EU, die eigentlich anders gedacht war, würde das Geld für Projekte im Ausland und für Soziales lieber für Natur und Landwirtschaft ausgeben, duzt die Landwirte, gibt sich als selbständiger Unternehmer bodenständig, als einer von ihnen. Brache und Photovoltaik findet er schrecklich. Dass die FDP das Lieferkettengesetz blockiert und den Finanzminister stellt, hat er darüber offenbar aus dem Blick verloren.

Stehen für die Regierungsparteien in der Sonne: Karlheinz Busen (FDP), Karl Bär (Grüne), Maria Noichl (SPD). (c) Heike Mildner
Stehen für die Regierungsparteien in der Sonne: Karlheinz Busen (FDP), Karl Bär (Grüne), Maria Noichl (SPD). (c) Heike Mildner

Eine Resthoffnung wirft Karl Bär (Grüne) in die Runde: „Gewinnglättung, Lieferketten, Umschichtungen innerhalb der GAP“ – diese Sachen seien noch in der Diskussion, eine Einigung möglich, wenn auch keine schnelle. Er versucht gar nicht erst, sich um die Gunst der Landwirte zu bemühen. Seine Haltung ist klar: Im Bundestag setze er sich für eine ökologische Landwirtschaft ein, die „ohne Gift und Gentechnik, sondern mit der Natur arbeitet“. So steht es auf seiner Website. Praxiserfahrung, wie die von LBV-Vorstand Christoph Plass, dass die Agrardieselbesteuerung ökologische Betriebe in Brandenburg härter trifft – kontert er mit KTBL-Tabellen. Und dass die Grünen an der Stoffstrombilanz festhalten, die dann Nährstoffbilanz heißt, begründet er mit der Verursachergerechtigkeit. Andere Verursacher als Landwirte spielen für ihn keine Rolle. „Ich würde mir an Ihrer Stelle überhaupt keine Hoffnung machen, dass mit einer besseren Datenbasis herauskommt, dass die Landwirtschaft nicht schuld ist.“ Argumente vonseiten der Praktiker scheinen ihm wenig zu gelten.

Bauernproteste: Kleinteiliger Bürokratie-Abbau

Lichtblicke auf Bundesebene? Bär nennt die vereinfachte Ohrmarkenlösung seit Mai. Man gehe in dieser Kleinteiligkeit vor, nennt Hit-Datenbank (Warum dieselben Daten mehrfach eingeben?) und Agroforst (Warum 20 m Abstand zum Rand? Warum Erlaubnis der Unteren Naturschutzbehörde?) als Beispiele. Busen nimmt für die FDP die landwirtschaftsfreundliche Glyphosat-Regelung in Anspruch. Schließlich gebe es „kein einziges Gutachten, dass das schädlich sein soll“. Er würde gern über Wald und Wolf reden, aber dazu wird er nicht gefragt.

LBV-Vizepräsident Christoph Plass resümierte nach der Veranstaltung: „Wir stellen fest, dass die warmen Worte von Jahresanfang sich merklich abgekühlt haben. Warum wir bei der Stoffstrombilanz bleiben, bleibt ein Geheimnis der Grünen. Auch das Argument der angeblich zwingenden Vorgaben Europas kann ich nicht mehr hören, wenn 100 Kilometer weiter östlich unsere polnischen Kollegen ganz andere Rahmenbedingungen haben. Nachdem der Vorschlag der SUR zurückgenommen wurde, haben wir kein Verständnis mehr für nationale Alleingänge.“

Benny Hecht (KBV-Vorsitzender in Teltow-Fläming) und die LBV-Vizepräsidenten Heiko Terno und Christoph Plass wollen wissen, was die Proteste auf Bundesebene bewirkt haben. (c) Heike Mildner
Benny Hecht (KBV-Vorsitzender in Teltow-Fläming) und die LBV-Vizepräsidenten Heiko Terno und Christoph Plass wollen wissen, was die Proteste auf Bundesebene bewirkt haben. (c) Heike Mildner

Heiko Terno, ebenfalls Vizepräsident beim LBV, ergänzt: „Auf Landesebene sind wir da schon viel weiter. Der Ministerpräsident hat als erstes mit dem Erhalt der Ausgleichszulage für benachteiligte Gebiete eine direkt einkommenswirksame Maßnahme ergriffen und dann einen Prozess zum Bürokratieabbau mit der Verwaltung angeschoben. Davon sollte sich der Bund eine Scheibe abschneiden und liefern. Als wir in Berlin waren, wurden uns Entlastungen zugesichert. Wir haben der Politik geglaubt und nun drohen wir enttäuscht zu werden.“

Nähe kann man nicht herbeireden

Nähe kann man nicht herbeireden. Weder die der Vertreter der Regierungsparteien untereinander, noch deren Nähe zu den Vertretern des landwirtschaftlichen Berufsstandes. Er sehe sich nach der gestrigen Zwischenbilanz weiterhin in der Pflicht, die Forderungen zur Entlastung und Stärkung der Landwirtschaft an die Bundesregierung mit Nachdruck zu verfolgen, teilt der LBV mit.

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Schröder in Cottbus 1999
Kanzler Gerhard Schröder 1999 beim Deutschen Bauerntag in Cottbus. Als Antwort auf die Sparpläne der Bundesregierung reichten ihm Delegierte symbolisch ihr letztes Hemd. Es gab die Bilder, die der gewiefte SPD-Politiker offenbar wollte: als eiserner Spar-Kanzler, der selbst dem Druck der Bauern nicht nachgibt. (c) Wolfgang Herklotz

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Wahl in Brandenburg: Neue Partei Deutsch Land Wirtschaft (DLW) will antreten

Zur Landtagswahl am 22. September sind beim Landeswahlleiter Dr. Herbert Trimbach acht Beteiligungsanzeigen eingegangen. Die neue Partei Deutsch Land Wirtschaft (DLW), die von Landwirten in Brandenburg gegründet wurde, ist darunter. Auch BSW ist dabei.

Von Heike Mildner

Acht Vereinigungen, die bisher noch nicht zu einer Landtagswahl angetreten sind, haben ihren Wunsch auf Beteiligung zur bevorstehenden Landtagswahl angezeigt. Die Frist dafür endete am 17. Juni 2024, 18:00 Uhr. Der Landeswahlausschuss prüfe nun die Zulassung zur Landtagswahl, informierte der Landeswahlleiter.

Auch das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) will antreten

Diese acht Parteien und Vereinigungen sind den Informationen zufolge: Der dritte Weg (III. Weg), Bündnis Deutschland, Demokraten Brandenburg, WerteUnion (WU), Plus Brandenburg (Plus), Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW), Partei der Rentner (PDR) und Deutsch Land Wirtschaft (DLW). Die Parteien Ökologisch-Demokratische Partei, Piratenpartei Deutschland und Volt Deutschland hätten ihre Absicht bekundet, mit einem gemeinsamen Wahlvorschlag als Listenvereinigung unter dem Namen „Plus Brandenburg“ antreten zu wollen.

Landtagswahl: Sind alle Vorgaben erfüllt?

In einer öffentlichen Sitzung am 4. Juli wird nun der Landeswahlausschuss entscheiden, ob alle Vorgaben für eine Beteiligung an der diesjährigen Landtagswahl erfüllt sind. Von der Anzeigepflicht befreit sind Parteien und politische Vereinigungen, die sich bereits an der letzten Wahl zum Landtag oder an der letzten Wahl zum Deutschen Bundestag im Land Brandenburg mit einem zurechenbaren Wahlvorschlag beteiligten, informiert der Landeswahlleiter.

Deutsch Land Wirtschaft (DLW) will nicht nur Landwirte erreichen

Indessen wirbt Deutsch Land Wirtschaft (DLW) um Aufmerksamkeit in den sozialen Medien. „Wir wollen, dass alle Kollegen sich zu Hause fühlen können in dieser Partei“, sagt Thomas Essig, der „Bauer aus der Mark“, vom Trecker herunter in die Handykamera. Zumindest jene, die sich woanders nicht so gut vertreten fühlen, mögen sich angesprochen fühlen. „Wir sind diejenigen, die noch vieles verändern wollen, weil wir die Realität noch nicht aus dem Auge verloren haben“, wirbt Essig. Das Wahlprogramm der DLW kann man inzwischen auf deren Website dlw-patei.de abrufen. Was die Parteien, die bisher im Landtag vertreten waren, in ihren Wahlprogrammen zur Landwirtschaft zu sagen haben, werden wir für Sie bis Mitte August zusammentragen.

Nächste Hürde: Kreiswahlvorschläge bis 5. August

Der Termin für die übernächste Hürde bis zur Landtagswahl steht bereits fest. „Bis zum 5. August 2024, 18 Uhr, müssen alle Parteien und politischen Vereinigungen sowie Einzelbewerbenden, die an der Landtagswahl teilnehmen wollen, ihre Kreiswahlvorschläge bei den Kreiswahlleiterinnen und Kreiswahlleitern sowie ihre Landesliste beim Landeswahlleiter einreichen“, gibt der Landeswahlleiter zu Protokoll. Spätestens am 9. August entscheiden die Kreiswahlausschüsse und der Landeswahlausschuss über die Zulassung der eingereichten Wahlvorschläge und geben sie öffentlich bekannt.

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Höfeordnung in Brandenburg: Änderung empfohlen

Auf der jüngsten Sitzung des Agrar- und Umweltausschusses (ALUK) berieten die Ausschussmitglieder zur Änderung des Gesetzes über die Höfeordnung des Landes Brandenburg. Die Variante, die der Ausschuss dem Landtag empfiehlt, versucht Verhältnissen in Ostdeutschland gerecht zu werden.

Von Heike Mildner

Es ist schon eher ungewöhnlich, wenn ein Vorschlag zu einer Gesetzesänderung, der von einer Oppositionspartei kommt, einhellige Zustimmung erfährt. So geschehen im jüngsten Agrarausschuss am 5. Juni. Es geht um die Anpassung der Brandenburger Höfeordnung im Nachklang der Grundsteuerreform. Der Ausschuss diskutierte den Gesetzesentwurf der Fraktion Die Linke und zwei Änderungsanträge, einer davon von den Koalitionsparteien.

Abschließend stimmte der Ausschuss einstimmig dafür, dem Landtag zu empfehlen, den Gesetzentwurf der Fraktion Die Linke in der vom Ausschuss beschlossenen Fassung anzunehmen Die Beschlussempfehlung können Sie hier nachlesen.

In seiner Sitzung am 19. Juni wird das Parlament voraussichtlich gegen 15.50 Uhr das Gesetz in zweiter Lesung verabschieden. Er sei sehr froh, dass seine Fraktion mit dem Gesetzentwurf einen positiven Akzent im agrarstrukturellen Bereich setzen könne, so Thomas Domres, der für die Linken im Agrarausschuss sitzt, auf Nachfrage der Bauernzeitung. Die Familienbetriebe seien ein wichtiger Teil der Brandenburger Agrarstruktur, so Domres.

Höfeordnung: Verbände begrüßen die Änderungen

Statt eines Abfindungswertes in Höhe von 60 Prozent des Grundsteuerwertes für die Betriebs- und Wohngebäude eines Hofes, solle in der Brandenburgischen Höfeordnung ein angepasster Bewertungsfaktor von 50 Prozent (0,5) des Grundsteuerwertes festgelegt werden. Darauf hat der ALUK in seiner abschließenden Beratung geeinigt.

Brandenburg gehe mit seiner Höfeordnung künftig einen eigenen Weg, der die gewachsenen Strukturen der Landwirtschaftsbetriebe besser berücksichtigt, kommentiert der Landesbauernverband Brandenburg (LBV) diese Empfehlung.

Betriebsgebäude und Wohnhaus gehören im Westen oft zusammen

Der angepasste Faktor orientiere sich demnach zum einen an der realen Leistungsfähigkeit landwirtschaftlicher Betriebe. Nach einem Gutachten von Prof. Dr. Enno Bahrs im Auftrag der nordwestdeutschen Bauernverbände macht das 40 Prozent (0,4) des Hofwertes aus.

Zum anderen orientiert er sich jedoch auch an der realen Flächenstruktur im Land Brandenburg, so der LBV. Die westdeutschen Höfeordnungsländer schlagen eine pauschale Erhöhung dieses 0,4-fachen Grundsteuerwertes um weitere 20 Prozent auf den 0,6-fachen Grundsteuerwert vor. Dabei gehen sie von dem konservativen Ansatz aus, dass sich Betriebsgebäude und Wohnhaus auf einem Betrieb befinden.

Dieser sei über Generationen von einer Familie bewirtschaftet worden und solle als Ganzes im Abfindungswert aufgehen. Die hier zugrunde liegende Struktur – Wohnhaus plus Betriebsgebäude ist gleich Hof – deckt sich jedoch kaum mit Brandenburger Verhältnissen.

Im Osten gehört das Wohnhaus häufig nicht zur Hofstelle

In der DDR wurde dem Eigentum weniger Bedeutung beigemessen. Landwirtschaftliche Betriebe waren Produktionsgenossenschaften mit unabhängiger Beschäftigung. Betriebliche Anlagen und Wohnhäuser bzw. Wohneigentum wurden getrennt betrachtet. Auch nach der Wende betrachtete man Wohneigentum häufig als selbstständig und unabhängig von den betrieblichen Gebäuden.

Häufig blieb unberücksichtigt, dass diese historisch möglicherweise zu einer bäuerlichen Hofstelle gehörten. „Es ist davon auszugehen, dass es nicht mehr der Regelfall sein wird, dass das Wohngebäude mit dem Betrieb übertragen wird, sondern dies aus dem Betriebsvermögen in das Privatvermögen überführt ist“, heißt es in der Stellungnahme des LBV zum Gesetzesentwurf.

Abfindungswert soll nicht zusätzlich in die Höhe getrieben werden

Muss das Erbe eines landwirtschaftlichen Betriebes dennoch durch die Höfeordnung geregelt werden, kann der niedriger angesetzte Faktor 0,5 dafür sorgen, dass Wohngebäude auf den Hofstellen den Abfindungswert nicht zusätzlich in die Höhe treiben. So kann der landwirtschaftliche Betrieb gegebenenfalls vor einer Zerschlagung bewahrt werden.

Brandenburger Höfeordnung: Erfolg der fachlichen Verbandsarbeit

„Ich werte das als enormen Erfolg unserer fachlichen Verbändearbeit. “ So kommentiert Landesbauernpräsident Henrik Wendorff den Ausgang der abschließenden Beratung der Gesetzesänderung im ALUK. „Ich rede nicht von einem Kompromiss, der hier gefunden wurde, sondern von einem echt ostdeutschen Weg im Umgang mit dem Hoferbe“, so Wendorff. „Dieser Weg berücksichtigt gewachsenen Agrarstrukturen und räumt dem Hofnachfolger die Chance ein, die Abfindung weichender Erben finanziell leistbar zu machen.“

Die Fraktion Die Linke wird sich am 19. Juni mit einem Entschließungsantrag ans Parlament wenden. Sie möchte, dass es zusätzlich zur Gesetzesänderung eine Informationskampagne dazu gibt. Das Gesetz, das in der vorangegangenen Legislatur von einer rot-roten Regierung eingebracht wurde, sei immer noch zu wenig bekannt, so Domres.

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Höfeordnung in Brandenburg
Wenn die Glocken im Kirchturm läuten, ist mancher irdische Weg zu Ende. Dann stellt sich die Frage, wer den Traktor vor dem Hof und das Stroh auf dem Wagen bekommt. Brandenburg hat hier ganz spezielle Regeln. © Sabine Rübensaat
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Deutsch-Land-Wirtschaft (DLW): Landwirte gründen neue Partei

Landwirte aus Brandenburg haben eine neue Partei gegründet. Sie nennt sich Deutsch-Land-Wirtschaft, kurz DLW, und will zu den Brandenburger Landtagswahlen am 22. September antreten. Unser Praxispartner Benjamin Meise wurde zum Vorstandsvorsitzenden der DLW gewählt.

Von Heike Mildner

Das erste Lebenszeichen der neuen Partei ist eine Pressemitteilung mit dem Foto der Gründungsmitglieder. Darauf bekannte Gesichter aus dem Verein Land schafft Verbindung Brandenburg e. V.: Peter Schollbach, Roland Straßberger und der „Bauer aus der Mark“ Thomas Essig.

Auch Benjamin Meise, Brandenburger Praxispartner der Bauernzeitung, gehört zu den Gründungsmitgliedern. Außerdem Armin Rathjen aus der Uckermark und Sören Michele, der in Fürstenwalde Proteste gegen die aktuelle Wirtschafts- und Außenpolitik mit organisiert hat.

DLW-Partei: „Frieden, ideologiefreien Naturschutz, gerechteren Sozialstaat, maßvollere Migration, mehr direkte Demokratie“

Die Idee zur Partei-Gründung gehe auf die friedlichen und demokratischen Bauernproteste im Winter 2023/24 zurück, deren Resultate nicht signifikant genug waren, heißt es in der Pressemitteilung.

Die neue Partei „Deutsch-Land-Wirtschaft“ (DLW) wolle stärker die Interessen von Landwirtschaft und ländlichem Raum berücksichtigen. Allerdings wolle man auch Antworten auf die aktuellen wesentlichen gesellschaftlichen Fragen geben. „Wir stehen ein für Frieden, einen ideologiefreien Naturschutz, einen gerechteren Sozialstaat, maßvollere Migration und mehr direkte Demokratie“, fasst der Vorstandsvorsitzende Benjamin Meise zusammen.

Landtagswahlen am 22. September – 2.000 Unterschriften bis 8. August

Die DLW verfolge damit einen breiten Politikansatz. Die Gründungsmitglieder der Partei „sehen es als ihre Pflicht an, die Interessen aller Bürger zu vertreten und gesellschaftliche Herausforderungen mit pragmatischen Ansätzen zu begegnen.“

Bereits zu den Landtagswahlen am 22. September wolle die DLW antreten, sagt Benjamin Meise auf Nachfrage der Bauernzeitung. Dafür wolle man bis zum 8. August 2.000 Unterstützer-Unterschriften zu sammeln. Doch verstehe sich die DLW als Bundespartei, so Meise. „Wann, wenn nicht jetzt, wer wenn nicht wir“, zitiert er Rio Reiser und nimmt in Kauf, dass die Gründung vielleicht etwas hemdsärmlich daherkommt. Noch ist die Webseite der DLW eine Baustelle, das Parteiprogramm noch nicht einsehbar.

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Mit der flexibleren Fruchtfolgeregelung soll Maisanbau stets möglich sein, wenn er witterungsbedingt alternativlos ist. (c) Sabine Rübensaat
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Wiesenweihe: Auf der Suche nach dem seltenen Greifvogel in Brandenburg

Früher war die Wiesenweihe ein Bewohner von Feuchtgebieten, Mooren und Heiden. Heute bauen die stark gefährdeten Greifvögel ihre Nester auf landwirtschaftlich genutzten Flächen. Doch ohne spezielle Schutzmaßnahmen hat der seltene Greifvogel kaum Chancen, seinen Nachwuchs groß zu ziehen.

Von Heike Mildner

Wenn Anfang Mai Menschen an Feldrändern stehen und stundenlang in den Himmel schauen, halten sie vielleicht nach Wiesenweihen Ausschau. Sie warten auf den Moment, der ihnen verrät, wo sie suchen müssen, damit sie helfen können. Ohne menschliches Zutun bekommt der seltene Greifvogel kaum seinen Nachwuchs groß, und das hat Gründe.

Wiesenweihe: Brüten im Wintergetreide

So viel habe ich gelernt: Ich brauche Geduld. Warum nicht zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, mich bei schönem Wetter an einen Feldrand setzen, diesen Beitrag schreiben und warten, ob am Himmel was passiert? Der Tag ist sonnig, warm und nicht zu windig: Ideal für die Wiesenweihe, schön zum Draußensein.

Von Simone Müller vom Wiesenweihenschutz Nordostdeutschland e. V. habe ich die Karte eines überschaubaren Gebiets bekommen, in dem in den Vorjahren Wiesenweihen gesichtet wurden. Jetzt, Ende April, Anfang Mai, kommen die stattlichen Greifvögel von ihren Überwinterungsorten in Afrika südlich der Sahara zurück, wo sie reichlich Heuschrecken und angenehmere Temperaturen hatten, um hierzulande im Wintergetreide, in Luzerneschlägen oder im Saatgrasland zu brüten.

Wiesenweihen bei der Futterübergabe: Ein Schauspiel, das dieser Tage zu beobachten ist.
Wiesenweihen bei der Futterübergabe: Ein Schauspiel, das dieser Tage zu beobachten ist. © Herbert Henderkes

Naturschutzpreis für Engagement

Simone Müller ist Diplombiologin und engagiert sich mit ihrem Mann schon seit mehr als 20 Jahren für den Schutz der Wiesenweihe. Mit ihrem Vortrag am Aktionstag „Naturschutz im Agrarland“ im Heimtiergarten Mallnow hat sie mich noch neugieriger gemacht, als ich eh schon war. Auf dem Kreisbauerntag in Teltow-Fläming habe ich Anja Drangusch und Helmut Brücher kennengelernt, die sich im Süden Brandenburgs um die Wiesenweihe bemühen und 2022 sogar den Naturschutzpreis des Landes für ihr Engagement bekommen haben. Und auch über Brandenburg hinaus gibt es vielerorts Naturfreunde, die mit Landwirten zusammenarbeiten, damit sich die schönen Vögel hierzulande wieder üppiger vermehren.

Vor allem im Süden Brandenburgs engagieren sich Anja Drangusch und Helmut Brücher für die Weihe.
Vor allem im Süden Brandenburgs engagieren sich Anja Drangusch und Helmut Brücher für die Weihe. © Heike Mildner

Wiesenweihen: Daran erkennt man sie

Ein leichter Wind geht über den Gerstenschlag, den ich mir für meine Beobachtung ausgesucht habe. Zwei Punkte am Himmel werden größer, erweisen sich aber als Krähen. Wiesenweihen sehen anders aus: Das Weibchen ist etwas größer als das Männchen und hat eine dunklere Färbung. Beide haben einen charakteristischen weißen Bürzel.

Das Weibchen beobachtet zunächst ihr potenzielles Brutgebiet, setzt sich auf Fehlstellen im Acker, an den Wegrand oder auf einen Pfahl und prüft das Männchen, das Futter vorbeibringt: Bringt er viel, bringt er wenig, bringt er regelmäßig? Davon hängt ihre Entscheidung für den Nestbau ab, hat Simone Müller berichtet. Männchen bevorzugen Sitzwarten am Feldrand, besonders zur Mittagszeit seien sie gut zu beobachten.

Flugkünste weisen auf nahe Brutplätze hin

Mit Glück und Geduld kann die Nahrungsübergabe in der Luft beobachtet werden: Dabei fliegt das Männchen mit der Beute über dem Weibchen und übergibt ihr das Futter im Flug. Das erfordert eine hohe Flugkunst und Koordination zwischen den Partnern, ein Moment, den ich auf Bildern gesehen habe und gern selbst beobachten würde. Nicht nur aus ästhetischen Gründen, auch aus ganz praktischen. Denn das Weibchen taucht irgendwann ab: Es wählt den Nistplatz, beginnt mit dem Eierlegen und parallel mit dem Nestbau. Es ist ein unscheinbares Nest aus Halmen, nicht zu vergleichen mit einem Adlerhorst.

Bildergalerie: Futterübergabe bei den Wiesenweihen

Diese Futterübergabe hat Naturfotograf Herbert Henderkes aus Berlin im Bild festgehalten. Hat das Weibchen mit dem Brüten begonnen, fliegt es nun zielstrebig zum Nest und taucht im hohen Grün ab (u.). Ein wichtiger Moment für die Vogelschützer – und den Bestand der Wiesenweihe. © Herbert Henderkes

Diese Futterübergabe hat Naturfotograf Herbert Henderkes aus Berlin im Bild festgehalten. Hat das Weibchen mit dem Brüten begonnen, fliegt es nun zielstrebig zum Nest und taucht im hohen Grün ab (u.). Ein wichtiger Moment für die Vogelschützer – und den Bestand der Wiesenweihe. © Herbert Henderkes

Diese Futterübergabe hat Naturfotograf Herbert Henderkes aus Berlin im Bild festgehalten. Hat das Weibchen mit dem Brüten begonnen, fliegt es nun zielstrebig zum Nest und taucht im hohen Grün ab (u.). Ein wichtiger Moment für die Vogelschützer – und den Bestand der Wiesenweihe. © Herbert Henderkes

Diese Futterübergabe hat Naturfotograf Herbert Henderkes aus Berlin im Bild festgehalten. Hat das Weibchen mit dem Brüten begonnen, fliegt es nun zielstrebig zum Nest und taucht im hohen Grün ab (u.). Ein wichtiger Moment für die Vogelschützer – und den Bestand der Wiesenweihe. © Herbert Henderkes

Diese Futterübergabe hat Naturfotograf Herbert Henderkes aus Berlin im Bild festgehalten. Hat das Weibchen mit dem Brüten begonnen, fliegt es nun zielstrebig zum Nest und taucht im hohen Grün ab (u.). Ein wichtiger Moment für die Vogelschützer – und den Bestand der Wiesenweihe. © Herbert Henderkes

Diese Futterübergabe hat Naturfotograf Herbert Henderkes aus Berlin im Bild festgehalten. Hat das Weibchen mit dem Brüten begonnen, fliegt es nun zielstrebig zum Nest und taucht im hohen Grün ab (u.). Ein wichtiger Moment für die Vogelschützer – und den Bestand der Wiesenweihe. © Herbert Henderkes

Seit 1998 Wiesenweihe in Brandenburg gesichtet

In einem 50-Hektar-Schlag ist es kaum zu erkennen und nur mittelbar zu orten: Nach der Futterübergabe durch das Männchen in der Luft segelt das Weibchen mit der Beute direkt zum Nest. Das ist der entscheidende Moment, auf den Wiesenweihenschützer oft stundenlang warten, um das Nest ausfindig zu machen.

Der erste, der in Brandenburg Brutpaare entdeckt habe, sei Klaus-Dieter Gierach gewesen. „Das war 1998“, erzählt Simone Müller. Die Idee der Zäunung habe man aus Sachsen übernommen. Sie sei seit 2003 dabei, immer mehr Freiwillige konnten begeistert werden, immer mehr Sichtungen, immer mehr Arbeit. 2022 habe man den Verein „Wiesenweihenschutz Nordostdeutschland“ gegründet, um sich besser aufzustellen. Die Arbeit habe Dimensionen angenommen, die ehrenamtlich kaum mehr zu leisten seinen, so Müller.

In Nordostbrandenburg sind die Biologin Simone Müller und ihr Mann
Ronny seit mehr als 20 Jahren aktive Wiesenweihenschützer.
In Nordostbrandenburg sind die Biologin Simone Müller und ihr Mann Ronny seit mehr als 20 Jahren aktive Wiesenweihenschützer. © Heike Mildner

Naturschutzpreis: Ein Landwirt hielt die Laudatio

Antje Drangusch aus Treuenbrietzen und Helmut Brücher aus Rohrbeck haben ähnliche Geschichten zu erzählen. Sie sind seit 2016 bzw. 2010 im Dienste der Greifvögel unterwegs. Und als sie 2022 für ihr Engagement den Naturschutzpreis des Landes Brandenburg bekamen, hielt erstmals bei einer Verleihung ein Landwirt die Laudatio: Eckhard Fuchs von der Oehnaland Agrargesellschaft, die 4.000 ha bewirtschaftet. Er berichtete von der anfänglichen Skepsis, die sich über Wissensvermittlung und Vertrauensbildung zu eigenem Engagement verdichtete.

Am Himmel über mir tut sich nichts, dafür ist die Wiesenweihengeschichte fast erzählt. Fast. Bleibt die Frage zu klären, warum der Mensch überhaupt eingreifen muss und wie er das tut. Die Zäune schützen vor Prädatoren. Dazu eine Erhebung von Klaus-Dieter Gierach und Simone Müller, auf die sich auch Helmut Brücher bezieht: Demnach wurden zwischen 2013 und 2022 88 Bruten betreut. 13 Nester wurden nicht gezäunt, weil sie zu spät gefunden worden waren. Nur 0,9 Jungvögel pro Brutpaar aus diesen Nestern wurden flügge, während aus den den 64 gezäunten Nestern 147 Jungvögel ausgeflogen, das sind 2,3 Jungvögel pro Brutpaar. Kurz: Die Zäunung ist sinnvoll.

Prädatoren, Mahd und Lagergetreide sind gefährlich

Wildschwein, Fuchs, Dachs, Hauskatze und Waschbär sind potenzielle Feinde der jungen Wiesenweihe. Die durchschnittlich vier Eier pro Gelege werden 28 Tage lang bebrütet, nach 32 weiteren Tagen wird der Nachwuchs flügge. In dieser Zeit bieten die vier Zaunfelder, jedes zwei Meter breit und einen Meter hoch, einen passablen Schutz. Auch, wenn Lagergetreide droht, die Jungvögel zu erdrücken. Bei der Ernte wird ein 50 mal 50 Meter großes Carré stehengelassen, wenn das Nest zuvor entdeckt wurde. Statt der bisher gezahlten 250 Euro Entschädigung, solle sich die Entschädigung ab 2024 am Marktpreis der Kultur orientieren, hat Simone Müller jüngst von der Vogelschutzwarte erfahren. Und auch, wenn die Wiesenweihe in Brandenburg wieder häufiger gesehen wird: Sie hat nicht nur Prädatoren zum Feind. Simone Müller nennt frühe Schnitte bei Luzerne und Grünroggen und die Flächenkonkurrenz durch Freiflächenphotovoltaikanlagen.

Den Zaun um ihr Nest akzeptiert die Wiesenweihe ohne Zögern. Sie beeindruckt mit einer Flügelspannweite von 1,1–1,3 m.
Den Zaun um ihr Nest akzeptiert die Wiesenweihe ohne Zögern. Sie beeindruckt mit einer Flügelspannweite von 1,1–1,3 m. © Herbert Henderkes

Der Beitrag ist fertig, eine Weihe habe ich nicht gesehen. Vielleicht gilt es, erstmal genauer die Gegend zu erkunden. Seit ich weiß, worauf zu achten ist, schaue ich aufmerksamer in die Landschaft, und bin sicher, schon früher Wiesenweihen gesehen zu haben, ohne dass ich um die Umstände gewusst hätte. Jetzt weiß ich: Ein Anruf genügt zwar nicht, ist aber ein erster Schritt.

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