Landwirtschaftliche Zukunft Sachsen-Anhalt: Junge Landwirte gestalten mit

Neues Jahr, neues Glück, heißt es so schön. Dass 2025 die Motivation hoch ist, sich vieles zum Besseren verändert und gesteckte Ziele erreicht werden, möge dem landwirtschaftlichen Berufsstand beschieden sein und insbesondere der jungen Generation, die ihre Zukunft in dieser Branche sieht. Zuletzt waren die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für den Agrarsektor ja nicht gerade rosig. In Sachsen-Anhalt zum Beispiel gibt es deshalb Anstrengungen, Neueinsteiger/-innen bei ihrer Betriebsnachfolge oder Existenzneugründung zu unterstützen. So rief etwa das Magdeburger Agrar­ministerium 2023 ein „Netzwerk Junglandwirte“ ins Leben, das seit gut einem Jahr von der Landgesellschaft koordiniert wird. Partner sind u. a. Berufs- und Fachverbände, Banken sowie wissenschaftliche und Bildungseinrichtungen.

Netzwerk der jungen Landwirte

Ein erster vom Netzwerk organisierter Tag der Junglandwirte brachte unlängst in Haldensleben Fachschüler und Praxisbetriebe zusammen, die auf der Suche nach einem Job bzw. nach Fachkräften sind. Schon in der kommenden Woche, am 9. Januar, wird eine zweite Veranstaltung dieses Formats in Bernburg-Strenzfeld die finanziellen Herausforderungen der Betriebsgründung thematisieren. Sachsen-Anhalt unterstützt seit 2017 junge Landwirtinnen und Landwirte mit einer Existenz- bzw. Niederlassungsbeihilfe. Seither wurden landesweit rund 100 junge Antragstellende mit insgesamt 7 Mio. € gefördert.

Generationswechsel auf den Betrieben

Das zeigt, dass junge Fach- und Führungskräfte in der Landwirtschaft ihre Chance sehen, trotz der Herausforderungen für die Branche, etwa durch globalen Wettbewerb, agrarpolitische Rahmensetzungen, demografische Veränderungen, Klimawandel und gesellschaftliche Erwartungen. Das Gelingen des Generationswechsels auf den Höfen ist aber auch dringend nötig: In Sachsen-Anhalt war 2023 laut Agrarstrukturerhebung ein Drittel aller Betriebsleiter/-innen bzw. Geschäftsführer/-innen bereits 55–64 Jahre alt, etwa jede sechste Führungskraft gar über 65. Für Hof- und Betriebsnachfolger bietet das Land gute Voraussetzungen mit seinen ertragreichen Böden, leistungsfähigen Unternehmensstrukturen und einem guten Bildungsumfeld mit Berufsschulen, Fach- und Fachhochschule, Universität.

Wenig Nutztierhaltung in Sachsen-Anhalt

Fakt ist aber auch, dass in der Landwirtschaft zwischen Altmark und Burgenland nicht alles „in Butter“ ist. So wird die Nutztierhaltung im Bundesland mit dem geringsten Viehbesatz in Deutschland mit Blick etwa auf funktionierende Stoffkreisläufe zur Gratwanderung, wie sich beim traditionellen Agrarforum der Landjugend in Haldensleben zeigte. Dort blickten junge Fachkräfte zumindest optimistischer in die Zukunft als Wissenschaftler. Das macht Mut.

Schlüsselrolle für junge Generation

Junge Menschen, die sich bewusst für einen Agrarberuf entscheiden und weiterqualifizieren, sind meist auch bereit, neue Wege zu gehen, sei es durch regeneratives Wirtschaften, Agroforstsysteme, Smart Farming oder die Integra­tion erneuerbarer Energien in die Betriebe. Beim Mitgestalten der Landwirtschaft der Zukunft fällt der jungen Generation eine Schlüsselrolle zu. Sie benötigt hierfür klare und verlässliche agrarpolitische Rahmenbedingungen, eine ausreichende finanzielle Flankierung und eine stärkere gesellschaftliche Wertschätzung ihrer Arbeit.

Detlef Finger Bauernzeitung
Detlef Finger, Landesredakteur Sachsen-Anhalt. (c) Sabine Rübensaat

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Agrarforum der Landjugend
Die Podiumsgäste Andreas Tyrpe, Hermann Onko Aeikens, Martin Dippe, Heiko Scholz, Julius Kurzweg und Matthias Löber mit Moderator Lorenz Böcker und Organisatorin Jessica Gühne (v. l.). (c) Detlef Finger
Tomsons Blick aufs Land: Wer zeichnet die Karikaturen für die Bauernzeitung?

Drei Spargelstangen auf dem Feld. Fragt eine die anderen: Vielleicht sollten wir uns selber ernten … – das war der erste Cartoon unseres Zeichners Tomson, der am 3. April 2020 erschien. Seinerzeit hieß aus aktuellem Anlass die neue, wöchentliche Rubrik „Corona Brennpunkt“. So stellte die Redaktion den Gastkünstler damals vor: „Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Und er sollte weder Ihnen noch uns vergehen, liebe Leserinnen und Leser. Mit seinem Blick auf den bäuerlichen Alltag in der Krise wird der Zeichner Tomson aus Frankfurt (Oder) unseren Sinn dafür von nun an immer wieder schärfen. Wir wünschen viel Spaß!“

Tomson blieb der Bauernzeitung auch nach Corona treu

Corona verging. Und Tomson blieb der Bauernzeitung und damit auch Ihnen treu. Woche für Woche reflektiert er seither unter „Tomsons Blick aufs Land“ auf der Panorama-Seite 9, was er in der Bauernzeitung liest, was sich in den Dörfern tut, was auf den Feldern und in den Ställen passiert. Auch die Agrarpolitik wird hin und wieder mit flottem Strich kommentiert. In Tomsons Zeichnungen spiegelt sich der Blick fürs Detail gepaart mit einem fast kindlichen Wortwitz, der die gewohnten Lesarten beiseite stellt und die ursprünglichen ernst nimmt: ein Indiz für Zweisprachigkeit. Fragt sich, wer steckt eigentlich hinter den sechs Buchstaben?

Tomson heißt mit bürgerlichem Namen Tomasz Wołoszyn

Tomson heißt mit bürgerlichem Namen Tomasz Wołoszyn, wurde 1966 in der Doppelstadt Guben/Gubin östlich der Neiße geboren und zeichnet fast schon sein ganzes Leben. 1986 nahm er erstmals an einer Ausstellung teil, vernetzte sich in der polnischen Karikaturisten-Szene und bekam etliche Preise. Der deutschen Sprache wandte sich Tomson intensiv zu als er seine Frau kennenlernte. Heute lebt er mit ihr und seinen zwei Kindern in Frankfurt an der Oder.

Auch als Schnellzeichner aktiv

Neben Karikaturen für polnische Zeitschriften und für die Bauernzeitung arbeitet Tomasz Wołoszyn auf öffentlichen und privaten Veranstaltungen als Schnellzeichner: Mit seinem ausgeprägten Vorstellungsvermögen, einem guten Gespür für das Wesentliche und ausgefeilter Technik zeichnet er zehn bis zwanzig Porträts in einer Stunde, sehr zum Vergnügen der Gäste. Und wen wunderts, dass Tomson bei „Mensa“, einem Verein für Hochbegabte, bei Bedarf als IQ-Testleiter in Frankfurt (Oder) eingesetzt wird und darüber hinaus auch als Musiker aktiv ist. Wir jedenfalls freuen uns jede Woche über seine Zeichnungen.

Tomson
Tomson, alias Tomasz Wołoszyn, hier gezeichnet von Paulina Kopestynska. (c) Tomasz Wołoszyn

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Milchkuh und Klimawandel: Eine schwierige Beziehung

Die Dubliner Erklärung zur gesellschaftlichen Rolle der Nutztierhaltung von 2022 warnt davor, dass die Nutztierhaltung ein schnelles Opfer von Vereinfachung, Reduktion oder Fanatismus wird. Sie ist für die Gesellschaft zu kostbar und für die Aufrechterhaltung von Nahrungssicherheit und Nährstoffkreisläufen nahezu unersetzlich.

Die Nutztierwissenschaft wird aufgefordert, Argumente zu erarbeiten, um fachlich die Notwendigkeit der Nutztierhaltung der Fachwelt, aber auch der Öffentlichkeit zu erklären. Wir haben mit Prof. Dr. Olaf Steinhöfel, vom Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) ist Experte für Fütterung und Mitglied des Milchbeirates der Bauernzeitung, gesprochen und wollten wissen, welche Argumente denn aus Sicht der Tierernährung für die Milchviehhaltung sprechen und wo nachgeschärft werden muss.

Professor Steinhöfel, der jüngste „Milchmärchen“-Report von foodwatch zeigt deutlich: Unsere Argumente greifen nicht. Jeder aufkeimende Ansatz, wird mit großer Strahlkraft niedergewalzt. Gerade die Argumente der Tierernährung werden ins „Märchenland“ verbannt. Sollten wir hier nicht gegenhalten?
■ Ein Ping-Pong-Spiel wäre müßig und ineffektiv. Solange de facto alle Argumente angegriffen werden und keine ergebnisoffene Diskussion zu verschiedenen Ansätzen erfolgt, bleibt es auch billig. Die Tierernährungswissenschaft braucht sich keinesfalls zu verstecken. Sie hat ein Niveau erreicht, welches es ermöglicht, Nährstoffe im Milligramm-Bereich am Verdauungsort zu platzieren.

Schauen Sie sich nur die Komplexität der neuen dynamischen Proteinbewertung beim Milchrind mal an. Wir rechnen mit einzelnen verdaulichen Aminosäuren im Dünndarm. Welche Gedanken zur Nährstoffbilanz macht man sich bei der Ernährung unserer 80 Millionen Verbraucher? Es ist schon paradox, welche Geschütze man gegen die 3,7 Millionen deutschen Milchrinder in Stellung bringt, ohne sich den Klärschlämmen unserer eigenen Spezis zu widmen.

Wie viele Milchkühe brauchen wir noch?

Auch namhafte Agrarwissenschaftler fordern eine deutliche Reduzierung des Kuhbestandes.
■ Richtig, wir sollten auch darüber nachdenken, wie viele Milchrinder wir noch brauchen. Maßstab muss die gewünschte Milchversorgung und die vernünftige Nutzung der nicht-essbaren Biomasse sein. Aber hier sollten wir rechnen und planen. Es umzusetzen, ist jedoch in der freien Wirtschaft nicht einfach mit einer Forderung nach Halbierung getan.

Aus einem FAO-Bericht von 2021 geht hervor, dass der aktuelle Kalorien- beziehungsweise Proteinbedarf der Deutschen zu 31 und 62 Prozent durch Nahrungsmittel tierischen Ursprungs gedeckt wird. Das mit den Kalorien bekommen wir mit Pflanzen hin. Die Proteinversorgung ist da schon ein anderes Brett. Das größte Problem in der ökologischen Nutztierfütterung ist die Eiweißversorgung.

Dabei sind insbesondere die Monogaster, Schwein und Geflügel, betroffen. Auch der Mensch ist ein Monogaster und braucht Aminosäuren zur Bedarfsdeckung. Aufgrund der Eiweißlücke, welche nicht allein durch Hülsenfrüchte zu decken ist, diskutieren wir in der Tierernährung verstärkt über beispielsweise synthetische Aminosäuren, Insekteneiweiß oder Algen. Das Rind dagegen kann niedermolekulare Stickstoffverbindungen zu hochwertigen Proteinen wandeln. Seit Artturi Ilmari Virtanen, Nobelpreisträger der Tierernährung, wissen wir, dass Milchrinder über 4.000 Liter Jahresleistung ohne ein Gramm Eiweiß leisten, nur über die Versorgung der Pansenmikroben mit Harnstoff beziehungsweise Ammoniumsalzen.

Porträtbild von Prof. Dr. Olaf Steinhöfel
Prof. Dr. Olaf Steinhöfel vom Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) ist Experte für Fütterung. (c) Sabine Rübensaat

Wenn ich Ihre Beiträge in der Bauernzeitung richtig in Erinnerung habe, postulieren Sie ja eher einen Überschuss an Stickstoff in den aktuellen Milchviehrationen. Ist dem so?
■ Ja, wir haben aktuell noch ca. 1,5-Prozentpunkte zu viel Rohprotein in sächsischen TMR für Milchrinder. Das klingt nicht viel, summiert sich aber auf einen vermeidbaren Überschuss von etwa zehn Kilogramm Stickstoff je Kuh und Jahr. Dieser Überschuss wird vollständig wieder ausgeschieden, belastet zunächst die Leber dann die Umwelt und kostet uns zudem etwa 1,5 Cent je Kilogramm Milch, wenn der Stickstoff aus Rapsextraktionsschrot ergänzt wurde.

Positiv ist, dass die Proteingehalte in den TMR seit Jahren rückläufig sind. Durch den mehrjährigen Fütterungserfolg in Betrieben mit minimierter Stickstoffversorgung konnte zudem eindrucksvoll bewiesen werden, dass bei Milchharnstoffwerten unter 150 Milligramm pro Liter hohe Leistungen und gesunde fruchtbare Tiere möglich sind. Wir sollten zunehmend die Selbstregulation des Rindes als neuen Sicherheitszuschlag akzeptieren.

Welche Rolle das Futter spielt

Machen wir zu wenig Milch aus dem Pansen heraus? Unterschätzen wir unsere Wiederkäuer?
■ Den Vorwurf, dass wir uns zu Höchstleistungen haben treiben lassen, sollten wir ernst nehmen. Wir füttern häufig im Grenzbereich der Pansenphysiologie und machen zu wenig Milch aus Grobfutter und faserreichen Nebenprodukten.

Peter Van Soest, einer der einflussreichsten Tierernährer der Neuzeit, umschrieb dies sinngemäß so: Die Nährstoffkosten aus Kraftfutter werden immer günstiger und das Grobfutter bleibt qualitativ unsicher, sodass sich die Forschung zur Wiederkäuerernährung mehr und mehr damit befasst, Lösungen für Verdauungsprobleme zu finden, welche aus der hohen Kraftfutterfütterung resultieren. Darüber müssen wir nachdenken. Ja, wir sollten mehr Milch über den Pansen erzeugen und uns auf diesem Weg hinsichtlich der Einzeltierleistung einem Optimum, nicht Maximum nähern. Ich nenne jetzt hier bewusst keine Zahlen.

Auch die Veredlung der Nebenprodukte wurde in eingangs geschildertem Report ins Märchenland verbannt. Die Begründung: Es sind im Mittel nur zwölf Prozent der Nährstoffe. Wird dieses Argument in der Tierernährung überbetont?
■ Ja und nein, faserreiche Nebenprodukte der Nahrungs- und Genussmittelerzeugung sind vorzügliche Futtermittel für Wiederkäuer, aber der Einsatz ist sicher noch ausbaufähig.

Gleiches trifft ja auch auf das Potenzial und die aktuelle Nutzung von Grünlandaufwüchsen zu. Hieran müssen wir arbeiten. Dies ändert nichts an der Argumentation von Professor Windisch. Die Erzeugung von pflanzenbasierter Nahrung auf landwirtschaftlicher Nutzfläche ist vorrangiges Ziel. Aber wir brauchen die Nutztiere für den zweiten Verwertungsschritt, um die dabei anfallende, nicht essbare Biomasse in Nahrungsmittel zu veredeln.

Wenn man nur mal die Pressschnitzel, Treber, Trester, Schlempen und Pülpen, die jährlich in Deutschland anfallen, an die 3,7 Millionen Milchkühe verteilen würde, bekäme jede Kuh täglich knapp drei Kilogramm Trockenmasse davon ab. Wir bekämen dafür fast sieben Millionen Tonnen Milch zurück. Dies ist knapp ein Viertel des jährlichen deutschen Milchaufkommens. Und wir haben noch deutlich mehr faserhaltige Nebenprodukte und wir haben auch noch das Grünland.

Kühe und ihre Futter
Bei der Milcherzeugung geht es darum, die preiswürdigsten pflanzli­­chen Nährstoffe zu veredeln. (c) Sabine Rübensaat

Grünland ist das Stichwort. Haben wir oder unsere heutigen Milchkühe es verlernt, aus Gras Milch zu machen?
■ Wir ja, die Kühe mit Sicherheit nicht. Milchkühe können nach wie vor aus Gras viel Milch erzeugen, wenn man sie dazu auffordert. Seit ihrer Domestikation beweisen sie eindrucksvoll, dass sie Wiesen und Weiden als alleinige Futtergrundlage nutzen können.

Die Kombination von Gras und Rindern wirbt symbolisch für eine ökologische, naturverbundene und tiergerechte Tierhaltung. Doch unserer Erwartung an Leistung und Wirtschaftlichkeit konnte der Verbindung von Rind und Gras nicht standhalten. Vor 100 Jahren wurden noch mehr als 90 Prozent der Milch aus den Nährstoffen vom Grünland erzeugt. Heute finden weniger als acht Prozent der Grünlandnährstoffe den Weg in unsere Milch.

Pflege von Wiesen und Weiden

Das klingt, als bräuchten wir uns mit Milch aus Gras nicht weiter zu beschäftigen.
■ Wir haben bei GV-Besatzdichten von unter 0,5 je Hektar erhebliche Probleme, die Wiesen und Weiden zu pflegen und die Kulturlandschaft zu erhalten. Mit Technik ist das nicht bezahlbar, und echte Einkommensalternativen für Grünlandaufwüchse kenne ich nicht. Wir können nicht selbst ins Gras beißen.

Letztlich geht es aber auch bei der Milcherzeugung darum, die preiswürdigsten pflanzlichen Nährstoffe zu veredeln. Und weltweit wird über Hochleistungsherden die Milch überwiegend aus Mais, Getreide und Extraktionsschroten erzeugt. Aber wir haben nun mal in Mitteleuropa sehr viel Grünland. Dieses zu erhalten, bringt unzählige Vorteile für den Klima-, Umwelt- oder Naturschutz sowie für den Erhalt unserer Landschaftsprägung. Und es steht zudem konkurrenzlos als Futterbasis zur Verfügung.

Leider existieren zu wenig wirtschaftliche Anreize oder Förderprogramme, welche ein Mehr an Milch vom Grünland nachhaltig unterstützen. Zudem haben wir noch das wirtschaftlich grenzwertige Problem der Konservierung.

Wird hier die Silageerzeugung hinterfragt oder nur deren Umsetzung?
■ Die Silierung von Grobfuttermitteln hat unbestritten und wesentlich zur Leistungsentwicklung der Milchrinder in den vergangenen 100 Jahren beigetragen. Für viele Landwirtschaftsbetriebe ist diese Form der Futterkonservierung seit den 1970er-Jahren alternativlos. Wir brauchen große Chargen qualitativ einheitlicher Grobfuttermittel zu einem definierten Vegetationszeitpunkt. Dies kann bei den aktuellen Beständen weder die Frischverfütterung noch die Trocknung von Grünfutterpflanzen leisten. Wir hinterfragen deshalb nicht die Silierung als Verfahren. Silomais heißt zum Beispiel deshalb Silomais, weil die teigreife Maispflanze sich hervorragend silieren lässt.

Das Problem ist und bleibt unser Grünland. Auch seit über 100 Jahren ist das Thema Silierung von Grünlandaufwüchsen fester Bestandteil in den Winterschulungen der Landwirte. Alle Jahre wieder werden die Grundlagen gebetsmühlenartig geschult. Und auch der Markt ist ständig bemüht, durch innovative Verfahren und Betriebsmittel Sicherheit ins Siliergeschehen zu bringen. Dies konnte jedoch nicht dazu beigetragen, dem Gras eine erkennbare Rolle in der Milchviehfütterung zu sichern.

Was eine Kuh im Durchschnitt frisst?

Was sind Ihrer Meinung nach die Hauptprobleme bei der Silierung von Grünlandaufwüchsen?
■ Oje, so viel Platz geben Sie mir nicht in diesem Interview. Ich nehme mal einen Punkt heraus, der erzieherisch immer gut wirkt: die Verluste. Hier herrscht zu oft noch immer erstaunliche Gelassenheit. Da hilft nur, übers Geld zu reden.

Eine deutsche Durchschnittskuh frisst etwa 20 Dezitonnen Trockenmasse Grassilage im Jahr. Die unvermeidbaren Erzeugungsverluste betragen etwa 20 Prozent. Dies heißt, wir brauchen, wenn alles gut geht, etwa 70 Dezitonnen Grassilage mit 35 Prozent TM. Für die aktuell 3,7 Millionen Milchrinder in Deutschland müssen somit pro Jahr 25 Millionen Tonnen Grassilage bereitliegen. Dies entspricht immerhin einem Wert von 1,6 Milliarden Euro. Wenn man den Totalausfall mal ausklammert, schwanken aktuell die Erzeugungsverluste bei Grassilagen zwischen 30 und 45 Prozent. Ein Prozent Verlusteinsparung entsprechen immerhin 15 Millionen Euro. Wenn ich die Mengen- und Futterwertverluste zusammennehme, kostet dieses eine Prozent 0,2 Cent je Kilogramm Milch. Die 10 bis 25 Prozent Verluste oberhalb der 20 Prozent unvermeidbare Verluste bedeuten, 2 bis 5 Cent je Kilogramm Milch Mehrkosten. Und dies betrifft zunächst nur die Grassilage der Ration.

Diese Rolle spiele Trocknung und Silierung

Aber wenn ich es richtig verstanden habe, ist doch das Futterprotein so entscheidend. Da hat doch das Grünlandfutter schon etwas zu bieten, oder?
■ Das stimmt, die Bedeutung der Grobfutterproteine wird nach wie vor unterschätzt. Wir erzielen mit proteinreichen Grobfuttermitteln, wie Kleegras, Luzerne und Grünlandaufwuchs mit Abstand höhere Proteinerträge als mit jeder Körnerleguminose. Vor allem aber die Art der Futterkonservierung ist entscheidend für das Schicksal des Proteins auf dem Weg in der Wiederkäuerdarm.

Bei der klassischen Silierung provozieren wir zu viel Proteinabbau. Am effektvollsten wäre hier die Trocknung beziehungsweise Trockensilierung. Bei der Trocknung kommt es darauf an, Bröckelverluste insbesondere an proteinreichen Pflanzenteilen bei der Ernte und der weiteren Behandlung zu vermeiden, die Feuchte schnell zu reduzieren sowie Trockenschäden, insbesondere durch Maillard-Reaktionen, auf ein Minimum zu begrenzen.

Dies erfordert entweder einen erheblichen Aufwand an Trocknungsenergie oder hohe Trocknungszeiten. Im Interesse der Nachhaltigkeit sollte die Trocknungswärme insbesondere auf Basis regenerativer Energie erzeugt werden. Dabei hemmen oft zu geringere Temperaturen und eine diskontinuierliche Bereitstellung die Durchsatzleistungen. Es werden dringend Innovationen für schnelle, energieeffiziente Trocknungsanlagen gesucht, die relativ feuchte Trockengüter bei Nutzung regenerativer Energiequellen wirtschaftlich, das heißt mit ausreichendem Durchsatz, trocknen, ohne die Nährstoffqualität nachteilig zu beeinträchtigen.

Kreuzkraut, Jakobskreuzkraut, giftig
Alle Pflanzenteile des Jakobskreuzkrauts sind im frischen und im konservierten Zustand, etwa in Heu oder Silage, giftig für Kühe. (c) Sabine Rübensaat


Aber unser Bemühen um mehr Artenvielfalt, Insektenschutz oder Renaturierung hat viele Pflanzen in Feld und Flur gebracht, die uns durchaus Probleme bereiten. Ich denke hier nur an die Kreuzkräuter, die seit drei Jahren für viel Aufmerksamkeit sorgen. Wie gehen wir damit um?
■ Ich möchte mich hierzu nur sehr allgemein äußern. Hier gibt es viele Forschungsinitiativen, die das Risiko dieser Stoffe in der Nahrungskette bewerten. Genauso groß wie die Vielfalt der Pflanzenwelt ist die Vielfalt an sekundären Inhaltsstoffen. Diese können antinutritive oder toxische Wirkungen beim Nutztier und gegebenenfalls auch beim Verbraucher der tierischen Produkte provozieren. Sie sollten aber nicht per se nur als negativ bewertet werden. Die ständige Auseinandersetzung von Tier und Futterpflanze in der Entwicklungsgeschichte hat nicht nur Abwehrreaktionen, sondern zum Teil auch Symbiosen in der Nahrungskette hervorgebracht. Diese Zusammenhänge sind bislang wenig greifbar, um auch eine untere Grenze zu begründen.

Es sollte jedoch Anlass geben, sekundäre Inhaltsstoffe nicht gänzlich zu deaktivieren, sondern über futtermittelspezifische Restriktionen nur zu begrenzen. Da diese Stoffe in der Routine der Futtermittelanalyse nicht erfasst werden, braucht der Tierhalter gutes botanisches Wissen. Auf viele dieser Stoffe reagieren die Nutztiere mit einer verminderten Futteraufnahme. Es ist ja der Hauptgrund für die Pflanze, die Stoffe zu bilden, um Fraßfeinde abzuschrecken.

Sowohl die Silierung als auch der Pansenstoffwechsel können in erheblichem Maße zur Entgiftung beitragen. Dies ist auch ein wichtiges Plus für unsere Nahrungsmittelsicherheit und den Erhalt von Wiederkäuern in unserer Nahrungsmittelerzeugung.

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Rost auf Weideland
Rostbefall tritt auch auf Weideflächen im Herbst auf. (c) Angela Mögel
Mehr als nur Milch: Warum Milchbauern unverzichtbar sind

Aus Überzeugung und mit Leidenschaft halten Maria Brouwer und Dr. Christina Münch Milchkühe. Im Interview mit der Bauernzeitung berichten sie von den größten Herausforderungen, aber auch Chancen in ihren Betrieben.

Angesichts der momentan hohen Milchpreise gibt es die Meinung: Milchviehbetriebe, die zurzeit kein Geld verdienen, machen etwas falsch. Stimmen Sie dem zu?
■ Maria Brouwer: So pauschal würde ich das nicht sagen. Milchviehbetriebe, die gerade von der Blauzungenkrankheit betroffen sind, verdienen kein Geld und haben aber nichts falsch gemacht. Unser Betrieb war zum Glück nicht so betroffen, wir hatten nur einen positiven Fall, aber relativ viele Verluste bei den Kälbern. Um ein Kalb haben wir vier Wochen lang gekämpft – und dann mussten wir es doch einschläfern. Das ist mental belastend. Es gibt Betriebe, die jeden Tag tote Tiere im Stall hatten und bei denen die Milch richtig eingebrochen ist. Insofern kann ich der Aussage nicht zustimmen.

■ Christina Münch: Solche Aussagen werden der betriebsindividuellen Komplexität der Milchproduktion nicht gerecht. Als Milchviehbetrieb ist man immer bestrebt, die besten Bedingungen zu schaffen. Aber dann kommt es doch anders. Aktuell freuen wir uns einfach, dass die Milchpreise hoch sind. Über die betriebswirtschaftliche Ebene hinaus signalisieren höhere Zahlungsbereitschaften unter anderem eine Wertschätzung für das anspruchsvolle Produkt Milch und die geleistete Arbeit des Teams.

Hohe Kosten durch die Blauzungenkrankheit

Welche Kosten für die Impfung und Behandlung von Blauzungen-Folgen müssen Ihre Betriebe in diesem Jahr aufbringen und welche Unterstützung gibt es von der Tierseuchenkasse?
■ Münch: Allein die Kosten für die Impfung belaufen sich bei uns auf rund 45.000 Euro. Hiervon übernimmt die Tierseuchenkasse etwa die Hälfte.

■ Brouwer: Bei uns lässt sich das nicht genau beziffern. Ein Teil der Impfkosten wurde durch die TSK getragen. Allerdings gibt es für verstorbene Tiere keine Entschädigung. Bei uns im Betrieb konnten wir keine Folgen der Impfung spüren und hatten dadurch keine weiteren Tierarzt-Kosten. Aber es gab viele kranke Kälber, wodurch die Tierarzt-Kosten leicht gestiegen sind. Außerdem war der deutliche Mehraufwand in der Pflege und Versorgung der Kälber eine Kostenposition. Wobei für mich persönlich die mentale Belastung anstrengender war, und mehr Kraft gekostet hat. Hier sind wir an dem Punkt, wo man täglich sein Bestes gibt und es trotzdem manchmal nicht reicht.

Mit dem Mann nach Brandenburg gekommen

Was ist Ihre Motivation für diesen Beruf und für die Milchviehhaltung?
■ Münch: Hier muss ich ein wenig ausholen: Ich stamme aus einer westfälischen Familie, die von jeher landwirtschaftlich geprägt war. Die Lieblingstiere meines Großvaters waren die Milchkühe, die meines Vaters die Pferde. Als in den 60er-Jahren unsere zwölf Milchkühe den Hof verließen und Ende der 90er-Jahre die Milchproduktion auf dem elterlichen Hof meiner Mutter aufgegeben wurde, schien es, als würde das Kapitel der Milchproduktion in unserer Familie für immer geschlossen. 2012 bin ich über meinen Mann Björn Förster nach Brandenburg gekommen, der hier in Schlieben 2008 zunächst als Pflanzenbauleiter begann und später in die Geschäftsführung der Agrarbetriebe Schliebener Land eingestiegen ist.

Seit 2018 bin ich ebenfalls in der Geschäftsführung aktiv, 2023 konnten wir als Familie Mehrheitsgesellschafter werden. Und so wurde dann für mich das Kapitel der Milchproduktion wieder aufgeschlagen: Die Kuh ist das einzige Tier, das in der Lage ist, Grünland in nennenswertem Umfang zu veredeln. Sie erzeugt bei uns nicht nur Milch und Fleisch, sie liefert mit Gülle und Mist auch den organischen Dünger für den Pflanzenbau. Bevor dieser aber auf dem Feld landet, wird er durch die Biogas-Anlagen zu Strom und Wärme veredelt. Zudem entschleunigt der Umgang mit der Kuh ungemein. Bei all diesen Aufgaben, die die Kuh für unsere Gesellschaft in der Kreislaufwirtschaft übernimmt, muss man einfach von ihr begeistert sein.

■ Brouwer: Bei mir ist es die Leidenschaft für die Kühe. Sie begleiten mich mein ganzes Leben lang. Wir betreiben auch die Kreislaufwirtschaft und ich bin überzeugt, dass dies der Weg ist – egal, ob es ein kleiner oder großer Betrieb ist. Ein kleiner Betrieb wie unserer kann genauso effizient, oder manchmal sogar effizienter sein. Kühe holen einen auf den Boden der Tatsachen zurück und geben viel wieder. Ich verbringe jeden Tag Zeit mit den Tieren, ich kenne jedes Tier. Wenn es aber um die viel beschworene Work-Life-Balance geht, dann ist es viel Arbeit, wenig Leben. Aber mich persönlich macht es glücklich, im Stall zu stehen und mich mit den Kühen zu beschäftigen.

Brandenburger Milchkönigin 2023. Maria Brouwer
Würzig riechende Silage wird von Maria Brouwer im Futtergang des Stalls auf dem Buchenhof am Rande von Meyenburg verteilt. (c) Sabine Rübensaat

Was sind momentan die größten Probleme der Milchviehbetriebe?
■ Münch: Es ist das Personal – und dann kommt lange nichts.

■ Brouwer: Außerdem beschäftigt viele das Thema Generationswechsel und alle der Investitionsstau. Das höre ich insbesondere aus Familienbetrieben. Sie stehen vor der Frage: Machen wir es weiter? Wenn ja, müssten wir investieren, aber trotzdem schieben wir es lieber noch ein bisschen auf. So ist es auch bei uns. Eigentlich müssten wir investieren, aber der Schritt ist nicht einfach. Dann muss man hoffen, dass man auch die nächsten Jahre mit dem wirtschaften kann, was man gebaut hat. Vielfach ist nicht klar: Ist das, was ich heute baue, auch in zwei Jahren noch so nutzbar? Wenn ich jetzt einen Stall für 250 Kühe baue, kann ich nicht in zwei Jahren nur noch die Hälfte vom Stall belegen. Das können wir uns nicht leisten.

Bürokratie: In den Behörden herrscht Angst, Fehler zu machen

Im Rahmen der Bauernproteste gab es immer die Forderung nach einer besseren Planbarkeit für die Betriebe. Die Agrarbetriebe Schliebener Land haben erst letztes Jahr in einen neuen Melkstand investiert. Wie lange hat der Prozess gedauert?
■ Münch: Fehlende Planungssicherheiten sind für alle Unternehmen ein Problem und schwächen den Wirtschaftsstandort. Die Komplexität der Regelwerke und die Angst, Fehler zu machen, mögen in den Behörden dazu führen, dass Ermessenspielräume, die es noch immer gibt, zu wenig genutzt werden und Baugenehmigungsverfahren häufig viele Jahre dauern. Wir versuchen unsere Unternehmensphilosophie möglichst proaktiv zu gestalten. Neu- und Umbaumaßnahmen mit den verbundenen Investitionen werden durch meinen Mann intensiv auf ihre praktische Umsetzbarkeit geprüft. 2023 wurde so an unserem Schliebener Standort ein neuer Melkstand gebaut. Statt auf eine Baugenehmigung zu warten, wurde der neue Melkstand in die alte Hülle hineingebaut. Vom Rückbau des alten Melkstandes bis zur Inbetriebnahme des neuen vergingen sechs Monate, der Prozess insgesamt hat etwa zwei Jahre gedauert.


■ Brouwer: Wir melken unsere 150 Kühe auch im Melkstand. Unser Stall ist etwa 30 Jahre alt und hat zu enge Laufgänge, als dass die Kühe freiwillig zum Roboter gehen könnten. Wir setzen außerdem auf Weidehaltung und würden das gern beibehalten. Mit Melkrobotern wäre es schwierig. Auf einem kleinen Familienbetrieb kann ein Melkroboter absolut sinnvoll sein. Aber am Ende müsste man bereit sein, jeden Tag auch nachts zum Roboter zu gehen, falls es ein Problem gibt. Wir sind also nicht vom Roboter überzeugt. Wir würden aber gern einen größeren Melkstand bauen, um die Arbeitszeit zu reduzieren. Allerdings ist hinter dem Stall Wald, davor steht das Haus. Wir sind also mit dem Platz begrenzt. In der Regel melken meine Mutter und ich mit – auch um eine gewisse Kontrolle zu haben.

Agrarbetriebe Schliebener Land.
Viel frische Luft haben die Kühe im Außenbereich der Ställe auf dem Agrarbetrieb Schliebener Land in Brandenburg. (c) Sabine Rübensaat

Viele Firmen in Deutschland beklagen den Investitionsstau und die ungeheuer langen Genehmigungsfristen. Erleben Sie das auch so?
■ Brouwer: Das ist ein Bürokratie-Wald, der sich durch alles zieht.

Landwirtschaft: Personalmangel ist das größte Problem

Sie sagen, das größte Problem Ihrer Branche ist der Personalmangel. Meinen Sie, dass es in unserer Gesellschaft zu wenig Wertschätzung für diesen Beruf gibt?
■ Münch: Ein gesellschaftliches Problem ist sicher, dass es für unseren Wohlstand und die Leistung, die dafür täglich erbracht werden muss, zu wenig Wertschätzung gibt. Alles scheint selbstverständlich. Unser Beruf erfordert täglichen Einsatz und Leistungsbereitschaft – Attribute, die heute leider scheinbar grundsätzlich keinen Wert mehr haben. Zudem haben wir als Branche versäumt, die positiven Dinge aus unserem Berufsalltag nach außen zu tragen. Sie sind in der urban geprägten Welt nicht sichtbar. Dabei können wir vor Ort gestalten. Wir können Beruf und Familie miteinander verbinden. Wir versorgen Tausende von Menschen mit hochwertigen Lebensmitteln. Wir bringen Landwirtschaft, Umwelt- und Naturschutz in Einklang. Wir haben einen Traumberuf, der sinnvoll ist.

■ Brouwer: Wir müssen uns darauf konzentrieren, was wir regional vor Ort tun können. Wir müssen Netzwerke stärken – zum Beispiel mit der Kommunalpolitik, mit Lehrern, mit Kindereinrichtungen. Wichtig ist, dass die Menschen wieder selbst erleben, wie wertvoll der Kontakt mit den Tieren und der Natur ist. Das geht nicht über Social Media. Es geht darum, positive Erfahrungen zu machen und zu vermitteln. Verbraucher und Landwirt müssen wieder stärker zusammengeführt werden.

Agrarbetriebe Schliebener Land
Die rotierenden Bürsten in der Anlage in Schlieben sind bei den Kühen sehr beliebt. (c) Sabine Rübensaat


Welche Erwartungen haben Sie an die Politik? Wie kann das Bild nach außen verbessert werden?
■ Münch: Vielmehr sollten wir uns die Frage stellen, welche Erwartungen wir an uns haben? Als Milchviehhalter müssen wir zusammenhalten und für das, was die Kuh im Kreislauf zu leisten vermag, einstehen. Jeder für sich, aber vor allem auch im Schulterschluss wie über den Interessenverband Milcherzeuger (IVM). Es entsteht häufig der Eindruck, dass wir als Landwirtschaftsbetriebe nur passive Begleiter der gesellschaftlichen Entwicklungen sind. Wir sollten unsere Aufgabe als aktive Gestalter für ländliche Lebensräume wieder ernst nehmen, wir sollten uns intensiver in Bildung und Schule einbringen. Authentische und ehrliche Wissensvermittlung, bewusst analog. Auch für Entscheidungsträger aus Politik und Wirtschaft.

■ Brouwer: Jedes Kind weiß, dass Gülle stinkt. Aber wie wichtig beispielsweise Gülle und Mist für die Böden hier in der Region sind – das müssen wir vermitteln. Es ist eine Kreislaufwirtschaft.

Milchkönigin Maria Brouwer

Frau Brouwer, als ehemalige Milchkönigin (2022/2023) standen Sie viel in der Öffentlichkeit. Sind Sie überall offen empfangen worden?
■ Brouwer: Ich habe eine große Offenheit erlebt. Natürlich zieht man viele Kinder an. Wenn ich dann erzählt habe, dass wir auf dem Hof Kühe haben, gab es ein großes Interesse und alle haben es positiv aufgenommen. Zumindest auf dem Land. Auf der Grünen Woche in Berlin waren es Krone und Kleid, die die Menschen interessiert haben. Die Aufmerksamkeit kann man nutzen, um zu erklären, wie die Realität ist.

Zukunft der Milch-Betriebe in Ostdeutschland

Welche Zukunft sehen Sie für die Milchwirtschaft in Ostdeutschland?
■ Brouwer: Ich glaube an eine Zukunft der Milchbetriebe in Brandenburg. Es braucht allerdings Menschen, die bereit sind, aus den Gegebenheiten das Bestmögliche herauszuholen. Jeder Betrieb muss seine eigene Strategie finden. Man muss es wollen. Und es muss von der Politik gewollt sein. Wenn es eine Perspektive gibt, gibt es auch Bereitschaft zur Veränderung. Der eigene Nachbar ist das beste Vorbild. Was einer vormacht, machen viele nach.
Allein in Brandenburg haben in diesem Jahr 14 Milchviehbetriebe aufgegeben.
■ Münch: Den Marktprognosen folgend wird der Trend leider anhalten und der Rinderbestand wird sich in den nächsten Jahren noch einmal um weitere 20 bis 30 Prozent reduzieren. Und was einmal weg ist, kommt nicht wieder. Aber für die regenerative Landwirtschaft brauchen wir die Kuh. Durch die bereits beschriebenen Funktionen, die die Kuh für die Gesellschaft übernimmt, ist sie alternativlos. Kurzum: Es lohnt sich, für sie zu kämpfen.

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Brandenburger Milchkönigin 2023
Brandenburger Milchkönigin 2023. Maria Brouwer auf dem Milchviehbetrieb. (c) Sabine Rübensaat
Weihnachten im Schafstall: Ein einzigartiges Erlebnis in Hohenbergen

Ein Adventsgottesdienst bei Schafen – das ist vor Weihnachten etwas ganz Besonderes: die gelebte Jesus-Geschichte in Stallduft, Stroh und unter manchem „Mäh“. So ganz für sich oder, besser, in der Gemeinschaft. Ein besonderes Format, zu dem Besucher regelrecht pilgern, hat sich in Hohenbergen, einem Ortsteil der Landgemeinde Nottertal-Heilinger Höhen im Unstrut-Hainich-Kreis in einem Schafstall etabliert. Wir finden: eine hügelige Landschaft, knapp 300 Höhenmeter, ackerbaulich geprägt, weniger als 200 Einwohner, Fachwerk – mal hergerichtet, mal im Stich gelassen.

Magische Momente im Advent

Wer die Nacht zu diesem dritten Adventssonntag lange genug bei Punsch und Brätl auf dem winzigen Weihnachtsmarkt im Geviert des örtlichen Landgasthofes ausgehalten hat, konnte die ersten Schneeflocken dieses Winters tanzen sehen. Ein magischer Moment. Jedes Jahr aufs Neue. Am Schafstall auf dem Hohenberger Hof legt man – nur äußerlich gelassen – letzte Hand an. Ein bisschen gespannte Erwartung, so etwas wie Premierenfieber, schwebt in der (inzwischen wieder schneefreien) Winterluft. Eingestellt ist man nach den Erfahrungen der letzten Jahre, wo Zuspätkommer mit einem Stehplatz vorliebnehmen mussten, auf etwa 250 Gäste.

Gottesdienst im Schafstall
Super Team: Schäfer Nico Schreiber hat in seinem Neffen Louis eine verlässliche und schon ziemlich kompetente Stütze. (c) Sabine Rübensaat

Erst mal machen ein paar schlechte Nachrichten die Runde. Die Jährlinge sind ein bisschen hibbelig. Schäfer Nico Schreiber, auf dessen Schultern, das bescheinigen uns sämtliche Akteure, die Hauptlast bei der Ausrichtung des Events liegt, redet beschwichtigend auf sie ein. Es klappt, dank seiner vertrauten, ergo Ruhe vermittelnden Stimme. Auch während des Gottesdienstes wird er durch den Stallgang gehen und nach den zu beiden Seiten in Pferchen untergebrachten Tieren sehen (530 Muttern plus 115 Zutreter zählt die Merino-Herde).

Gottesdienst im Schafstall
Den Reiz des Hohenbergener Adventsgottesdienstes finden die Besucher in der bodenständigen, dennoch feierlichen Schlichtheit von Programm und Ambiente. (c) Sabine Rübensaat

An der Stirnseite des Stalles wird derweil an der Ausleuchtung der kleinen Bühne gefeilt. Wie geht „Stimmungsvoll-feierlich“ in der Optimalvariante, mehr blaue Stunde, einen Schuss Morgenröte rein? Und als wären der Bad News nicht genug, flüstert mein Banknachbar mir zu: Der Posaunenchor ist immer noch nicht da. Eiwei, das kann die ganze Dramaturgie durcheinanderwirbeln … Das Blöken der Schafe klingt wie ein Buh-Ruf. Zu früh geunkt – schließlich wenden sich, wie in jeder guten Geschichte, die Dinge zum Besten.

Pfarrerin feiert Gottesdienst im Schafstall

Nur wenige Plätze sind freigeblieben, als Punkt 14 Uhr die Posaunen anheben zum: „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit …“ Pfarrerin Annemarie Sommer heißt ihre auf Zeit zusammengekommene Gemeinde „willkommen in Stallduft, im Stroh, bei einem Mäh“ und bittet im Interesse der Tiere um ein wenig piano, piano, um die Schafe nicht zu beunruhigen. Auf die Geräuschkulisse und die ungewohnte Menschenansammlung sowie weitere Faktoren, die nicht zum Schaf-Alltag gehören, hat Schäfer Nico seine Merinos per tagelanger Musikberieselung noch mal eingestimmt. Er weiß, das hilft.

Video: Weihnachten im Schafstall in Hohenbergen

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Mehr Informationen
(c) Sabine Rübensaat

Musik im Stall: Wie reagieren die Schafe?

Assistiert wird er von seinem Neffen Louis Kuhles, 14, der auch heute dabei ist. Schon von klein auf habe er sich mit den Tieren beschäftigt, statt seine Freizeit auf dem Gaming-Stuhl zu verbringen, kennt sich mit ihren Eigenarten bestens aus. Sein spezieller Part in Sachen Adventsgottesdienst: mit seiner Trompete testen, wie Schafe auf Posaunenklänge reagieren. Fazit: Sie ertragen es offenbar gelassener als gedacht, sodass man die Musiker 2023 erstmalig ins Programm nahm. Tierwohl mal anders.

Krippenspiel mit aktuellen Themen

Das Krippenspiel beginnt. Ausführende: Hans-Joachim Roth als Herodes, um Christi Geburt Herrscher von Galiäa, der bis heute als herrschsüchtig, brutal und blutrünstig gilt, sogar im Klammern an die Macht und die „guten“ alten Zeiten seine Söhne ermorden ließ, folgt man überkommenen Quellen. Bibelkundige wissen Bescheid. Im Dialog diskutieren Herodes und seine vierte Ehefrau, Malthake, dargestellt von Katja Roth, im echten Leben Hans-Joachims Angetraute, das brisante und über alle Zeitläufe aktuelle Thema der Angst vor Macht- und Bedeutungsverlust, vor dem Nachrücken Jüngerer mit neuen Konzepten, Generationsbashing eingeschlossen. Schwere Kost, aber ein bisschen locker aufgearbeitet. In uns allen stecke wohl ein kleiner Herodes, kommentiert Pfarrerin Sommer die Moral von der Geschicht‘ mit der Botschaft: Nimm dich nicht so wichtig, sieh dich als Teil eines Ganzen. Zeiten ändern sich auch ohne dich, begegne Umbrüchen ohne Angst. Weil die lähmt, etwas Neues anzugehen, auch wenn du meinst, deine Uhr sei abgelaufen.

Gottesdienst im Schafstall
Advent. Gottesdienst im Schafstall. Pfarrerin Annemarie Sommer. Schäfer: Nico Schreiber, +Neffe Louis Schreiber. Landwirtschaftsbetrieb Roth. Hans-Joachim, Katja, Marie (Tochter)

Katja Roth hat den Dialog mit ihrer Tochter Marie verfasst. Die Familie ist gemeinsam mit Mitarbeitern die RMT Landwirtschafts KG Hohenberger Hof, ein Ackerbaubetrieb, der den Anbau von Beerenobst auf 1,5 ha, teils zur Selbstpflücke, (saisonal ergänzt mit Weihnachtsgeflügel) in sein Portfolio nahm, seit Marie nach dem Studium der Agrarwissenschaften und einer Tätigkeit in einer Saatgutfirma in den elterlichen Betrieb zurückkehrte.

Weihnachten im Schafstall: Eine neue Tradition

Am Vortag hatten wir Pfarrerin Annemarie Sommer über den Ursprung des Formats befragt. Genau genommen, erzählt die 40-Jährige, gehöre Hohenbergen nicht zu ihrem Kirchenkreis mit seinen acht Gemeinden und ca. 1.000 Christen, in dem sie seit neun Jahren tätig ist. Allgemein habe aber die Wahrnehmung bestanden, dass ein Krippenspiel zu Weihnachten an den Folgen der gesellschaftlichen Veränderungen unserer Zeit scheitere. Abwanderung, weniger Kinder, hoher Altersdurchschnitt der verbliebenen Bevölkerung – woher das Tableau nehmen?

Gottesdienst im Schafstall
Ein Stern leuchtete im Stall. (c) Sabine Rübensaat

So sei die Idee entstanden, ein regionübergreifendes Event zu kreieren, das der Weihnachtsgeschichte am nächsten kommt und man mit allen Sinnen wahrnehmen kann. Familie Roth, für ihr soziales Engagement bekannt, und Schäfer Nico Schreiber sprangen aus dem Stand mit ins Boot. 2016 startete der erste Gottesdienst „unter Schafen für Zweibeiner“ mit einem von Sommer und einem Kollegen geschriebenen Krippenspiel, das Hektik und Unruhe vor dem Weihnachtsfest in den Fokus nahm und mit Erwachsenen aus der Region aufgeführt wurde: ein Modell, das man beibehielt. Gemeinsam Adventslieder singen, die Nähe des Nachbarn und mal wieder Stroh unter den Füßen zu spüren in der Kälte des Stalls, dabei die Schafe zu hören, diese spezielle, authentische wie schlicht bäuerlich-bodenständige Atmosphäre sei der besondere Reiz, der schon dem ersten Event „eine volle Hütte“ bescherte.

Pfarrerin ist seit 9 Jahren in Hohenbergen

Auch 2018 und nach einer corona-bedingten Pause wieder 2023 war man erfolgreich. Gottes Wort ist nicht an Kirche gebunden, bekräftigt Sommer. Menschen, die nicht in die Kirche gehen wollen, fänden in Formaten wie diesem niederschwelligen Zugang zu Weihnachten und dem Sinn dahinter. Es sei Teil des Ausprobierens, wie Kirche unter veränderten gesellschaftlichen Bedingungen (wozu auch Krieg, Krisen, eine ganze Welt im Umbruch zählen, fügen wir hinzu) und in Zukunft gehen könne. Sommer folgt dem mit Überzeugung, ist eine unkonventionelle Pfarrerin.

Gottesdienst im Schafstall
Pfarrerin Sommer und Landwirt Hans-Joachim Roth: Kollekte für Obdachlosenhilfe und Thüringer Tafeln. (c) Sabine Rübensaat

Man kennt sie in der Region auch als Extremsportlerin, die Radrennen fährt und Marathon läuft. Als Pfarrerin gehe sie dorthin, wo Menschen sind, habe auf Traktorentreffen und jüngst auf Weihnachtsmärkten Andachten gehalten. Solche Modelle finden übrigens den ungeteilten Zuspruch der Landeskirche: Haltet nicht an Altem fest, wenn es sich überlebt hat, probiert neue Ideen aus, wenn sie von unten kommen.

Gottesdienst im Schafstall
Maximilian Kaiser animierte mit seinem perfekten E-Piano-Spiel zum Mitsingen. (c) Sabine Rübensaat


Nach einem Psalmgebet erbittet die Pfarrerin Mut und Raum für Begegnungen trotz der Herausforderungen unserer Zeit, man singt oder summt Schulter an Schulter. Vor dem Tor hat der Heimatverein Issersheilingen heiße Getränke bereit. Schäfer Nico Schreiber wird schon morgen den Stall in seinen gewohnten Zustand zurückversetzen. Und jener Teil der Herde, der ihn für die Zeit der Vorbereitung und während des Gottesdienstes verlassen musste, wird seinen angestammten Platz einnehmen. Dann naht auch bald die Lammzeit, die „Ernte“ eines Schäfers.

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Gebratene Kloßscheiben zu Weihnachten? Wir stellen drei Kloß-Rezepte vor. (c) Buchverlag für die Frau

Bauer sucht Frau: Große Liebesüberraschung bei Paul aus Sachsen

Paul ist 22 Jahre alt und damit der jüngste Teilnehmer bei „Bauer sucht Frau“, den es je bei „Bauer sucht Frau“ gab. Er lebt mit seinen Eltern auf einem Hof in Oederan in Sachsen und baut gerade seine eigene Wohnung aus. Der junge Landwirt glaubt an die Liebe auf den ersten Blick.

Bauer sucht Frau: Paul
Mutterkuhhalter Paul (22) aus Sachsen (c) RTL/Stefan Gregorowius

Scheunenfest: Drei junge Frauen für Paul

So wird der junge Mann in den ersten Folgen der neuen Staffel „Bauer sucht Frau“ auf RTL vorgestellt. Moderatorin Ilka Bause besucht den gut aussehenden Landwirt, der Mutterkühe hält, in Sachsen. Zum traditionellen Scheunenfest hatte sich Paul drei junge Frauen eingeladen: Viola-Linea (l.), Sarah und Ann-Sophie (r.).

Bauer sucht Frau: Paul
Paul lernt auf dem Scheunenfest Viola-Linea (l.), Sarah und Anna (r.) kennen. (c) RTL+

Die Mädels waren begeistert von Paul, alle hatten sich besonders hübsch gemacht. Am Ende wollte Paul die Kindergärtnerin Sarah (20) aus Bayern mit zur Hofwoche nehmen. „Es war eine Bauch-Entscheidung“, sagte er. Das sorgte für die ersten Tränen.

Paul sorgt für Liebes-Sensation beim „Großen Wiedersehen“

Am Ende der 20. Staffel von „Bauer sucht Frau“ steht das „Große Wiedersehen“ (Folge 13) und die spannende Frage: Was ist aus den Bauern und ihren Hofdamen geworden? Für die größte Liebesüberraschung sorgt dabei Mutterkuhhalter Paul. Zur Überraschung aller, vor allem seiner Hofdame Sarah, auf deren Nachricht er nach der Hofwoche gar nicht mehr reagiert hat, präsentiert sich der Jungbauer frisch verliebt.

Seine neue große Liebe heißt Anna und ist für Sarah und die anderen Bauern keine Unbekannte. Auch aufmerksame Zuschauer und Zuschauerinnen werden sich erinnern: Die 21-Jährige war eine von drei Frauen, die er zum Scheunenfest eingeladen hatte. Sie brachte Paul mit ihrer Gitarre ein Ständchen, wurde aber nicht zur Hofwoche eingeladen. Das sorgte bei der jungen Frau für viele Tränen. „Ich habe mich in Paul eigentlich schon beim Scheunenfest verliebt“, gesteht Anna im Gespräch mit Moderatorin Inka Bause.

„Bauer sucht Frau“-Paul: Liebe im zweiten Anlauf

Doch die Fachkraft für Lagerlogistik gab nicht auf und kämpfte um Paul. Noch vor Beginn der Hofwoche nahm sie Kontakt mit dem jungen Landwirt auf. Sie wünschte ihm alles Gute und offerierte ihm, dass er sich gern melden könnte, falls es mit Sarah nicht klappt. Nachdem dann die Hofwoche mit Kandidatin Sarah an ihrer großen Tierliebe, Pauls kühler, pragmatischer Art („Tiere gehören auf den Tisch und nicht ins Bett“) und fehlenden Gefühlen füreinander gescheitert war, kam Anna wieder in Pauls Gedächtnis und schließlich in sein Herz und auf den Hof.

Die einstige Hofdame Sarah freut sich für das junge Paar, ist aber wie die anderen Bauern in der Wiedersehensrunde sichtlich überrascht und irritiert. Für sie kommt Annas Erscheinen und vor allem der innige Begrüßungskuss mit Paul sehr unerwartet. Die unangenehme Situation und das Gefühl, vorgeführt worden zu sein, sind ihr förmlich anzusehen.

Sarah, Anna und Paul beim "Großen Wiedersehen" von "Bauer sucht Frau"
Paul zeigte sich zur großen Überraschung von Hofdame Sarah mit Anna frisch verliebt beim „Großen Wiedersehen“ von „Bauer sucht Frau“. © RTL+

„Ich fühle mich bei Paul einfach zu Hause“

Doch für Paul und seine Anna war schon nach dem ersten Treffen klar: Es passt! „Dass Anna alle Hebel in Bewegung gesetzt hat, dass sie um mich kämpft – sowas hatte ich noch nie“, ist Paul beeindruckt. „Ich fühle mich bei Paul einfach zu Hause“, sagt wiederum Anna. Mittlerweile führt das Paar eine Fernbeziehung und Anna fährt jedes zweite Wochenende fünfeinhalb Stunden zu Paul. „An der Anna liebe ich ihre Ausstrahlung und das ganze Miteinander – das passt einfach! Sie ist so, wie sie ist – und das liebe ich an ihr!“

Wie es nach der Hofwoche auf dem Hof und vor allem im Herzen von Mutterkuhhalter Paul aus Sachsen weiterging, zeigt RTL im großen Finale der 20. Staffel von „Bauer sucht Frau“ am 23. Dezember 2024 ab 20.15 Uhr und vorab bereits auf RTL+. Wie es mit dem Junglandwirt nach der RTL-Dating-Show weiterging und wie er seine große Liebe Anna fand, erzählt er „Ralf, dem Bauernreporter“ (Folge 13, 23.12., ab 22.35 Uhr, vorab schon auf RTL+).

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Wie es mit dem Mutterkuhhalter Paul nach der RTL-Dating-Show weiterging und wie er seine große Liebe Anna fand, erzählt er "Ralf, dem Bauernreporter".
Wie es mit dem Mutterkuhhalter Paul nach der RTL-Dating-Show weiterging und wie er seine große Liebe Anna fand, erzählt er „Ralf, dem Bauernreporter“. © RTL

Die Hofwoche geht zu Ende: Wie geht es mit Paul und Sarah weiter?

Für Mutterkuhhalter Paul und Sarah geht in Folge 12 die gemeinsame Hofwoche zu Ende. Zeit für beide, Bilanz zu ziehen. Dass die Bilanz der gemeinsamen Zeit und vor allem die Hofromantik zu wünschen übrig lässt, konnten die Zuschauer nach den vergangenen Folgen bereits erahnen. „Wir sind charakterlich einfach doch zu verschieden“, beginnt Jungbauer Paul daher wenig überraschend das Gespräch. Für ihn steht fest: „Wir hatten wirklich eine schöne Zeit und können gut miteinander auskommen, aber beziehungsmäßig fühle ich da leider nichts“, fasst er pragmatisch zusammen.

Auch wenn er und seine Hofdame vor allem in Sachen Tierliebe nicht einer Meinung sind, sieht Sarah das ähnlich: „Bei mir hat sich gefühlstechnisch auch nichts entwickelt! Es ist, glaub‘ ich, das Beste, wenn wir getrennte Wege gehen und freundschaftlichen Kontakt haben.“

Wie es nach den Hofwochen auf den Höfen und in den Herzen der Landwirte Paul aus Sachsen und Max aus Thüringen sowie ihren Hofdamen weiterging, zeigt RTL im großen Finale der 20. Staffel von „Bauer sucht Frau“ in der nächsten Folge am 23. Dezember 2024 ab 20.15 Uhr und bereits ab 16. Dezember auf RTL+.

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Bauer sucht Frau: Paul
Moderatorin Inka Bause (2.v.l.) begrüßt Paul auf dem Scheunenfest und stellt ihm (v.l.) Viola-Linea, Ann-Sophie und Sarah vor. (c) RTL

Tiere als Beziehungstest: Wie geht es mit Paul und Sarah weiter?

Für Mutterkuhhalter Paul und seine Sarah gibt es in Folge 11 viel zu tun. Gemeinsam mit Vater Kai und Schwester Lina geht es an den Umtrieb der Kuhherde. Sarah freute sich, dabei zu sein. Doch nicht der Jungbauer begeistert sie, sondern ein anderer Mann: „Der Papa von Paul ist ein toller Mann. Wir lieben beide das Leben mit den Tieren.“

Diese Verbundenheit, Freude und Energie bei der Arbeit mit den Tieren vermisst die junge Kindergärtnerin bei Paul auch beim anschließenden Treiben der Schafe sichtlich. Der 22-Jährige zeigt ihrer Meinung nach zu wenig Gefühl für seine Tiere und auch für sie. Deshalb bittet sie Paul zum Gespräch. „Du strahlst nicht so viel Freude aus, wenn du bei deinen Tieren bist. Auch bei mir nicht. Bis jetzt habe ich da noch nichts bei dir gespürt.“ Paul fällt es sichtlich schwer, seine Gefühle zu zeigen, er verspricht, sich mehr Mühe zu geben. Vater Kai ist optimistisch: „Paul ist ganz Nutzviehhalter. Er muss das noch lernen. Er braucht mehr Verständnis für Frauen und jemanden, der ihm sagt, wo es lang geht. Wie meine Frau.“

Sarah und Paul sprechen sich aus. © RTL+
Sarah und Paul sprechen sich aus. © RTL+

Sarah ist zurück: Hofwoche bei Bauer Paul geht weiter

Nach der krankheitsbedingten Unterbrechung und der Abreise von Sarah ging die Hofwoche bei Paul weiter (Folge 10). „Ich freue mich, wieder da zu sein“, sagte die 20-Jährige. Auch Paul hat seine Hofdame „sehr vermisst“ und sich auf ihre Rückkehr gefreut. „Die Begrüßung war sehr herzlich und es hat auf jeden Fall gekribbelt“, beschrieb Sarah das Wiedersehen.

Aufregend im anderen Sinne war dann der gemeinsame Tee in Pauls Küche, bei dem Paul Sarah auf den neuesten Stand des Hoflebens brachte. Zwei Wochen waren seit ihrem ersten Besuch vergangen. Zwei Wochen, in denen die Tiere gewachsen sind – und ein Schwein weniger im Stall steht. Auf Sarahs Frage, wo denn das Schwein geblieben sei, antwortete der Jungbauer flapsig: „In der Tiefkühltruhe“. Eine Antwort, die die junge Frau sichtlich schockierte. „Mein Herz hängt an den Tieren“, sagte Sarah, die beim gemeinsamen Füttern der Schweine mit selbst gemähtem Gras schon Namensvorschläge für die Borstentiere parat hatte. Doch seine Schweine „Jens“ oder „Gustav“ zu taufen, kommt für den pragmatischen Landwirt aus Sachsen nicht in Frage: „Steht dann im Hofladen auch ´Schnitzel Gustav´ drauf?“

Für Paul könnte Sarahs Tierliebe zum Problem werden: „Sarah ist sehr sensibel. Das könnte schwierig werden. Hier auf dem Hof ist ein Kommen und Gehen.“ Kaum länger als ein halbes Jahr werden die Schweine auf dem Hof gemästet, bevor sie zum Fleischer kommen, um zu Produkten für den Hofladen verarbeitet zu werden. Das Thema Schlachtung sorgte schon bei Sarahs erstem Besuch für Gesprächsstoff (Folge 8).

Aus traurigem Anlass: Paul lernt Sarahs Mutter kennen

Die Hofwoche von Mutterkuhhalter Paul und Sarah findet in Folge 9 ein jähes Ende. Nachdem die Hofdame bereits angeschlagen angereist war, verschlimmerte sich ihr Zustand mit Husten und Fieber zusehends. Die Kindergärtnerin beschloss deshalb, die Hofwoche bei Paul abzubrechen und sich von ihrer Mutter aus Bayern abholen zu lassen.

Sarah (20, Kindergärtnerin) hat Fieber und Husten. Mutterkuhhalter Paul (22) aus Sachsen versorgt sie mit Tee. Trotzdem will die 20-Jährige nach Hause. © RTL+
Sarah (20, Kindergärtnerin) hat Fieber und Husten. Mutterkuhhalter Paul (22) aus Sachsen versorgt sie mit Tee. Trotzdem will die 20-Jährige nach Hause. © RTL+

Auch wenn der Junglandwirt dafür Verständnis zeigte, wirkte er sichtlich enttäuscht: „Klar, dass sie jetzt in ihre gewohnte Umgebung möchte. Ich bin aber auch ein bisschen traurig, dass sie jetzt schon wieder fährt.“ Doch Sarah verlässt Paul und seine Familie in Sachsen mit einem Versprechen: „Ich komme dich wieder besuchen, wenn es mir besser geht!“

Sarah (20, Kindergärtnerin) und Mutterkuhhalter Paul (22) aus Sachsen verabschieden sich. © RTL+
Sarah (20, Kindergärtnerin) und Mutterkuhhalter Paul (22) aus Sachsen verabschieden sich. © RTL+

Schlachtung sorgt für Zündstoff: Erste Zweifel bei Paul und Sarah?

Die Hofwoche von Mutterkuhhalter Paul und seiner Hofdame Sarah begann mit einer Traktorfahrt zur Weide (Folge 8). Dort gab es viel zu tun. So wurde gemeinsam das Gehege für die Gänse hergerichtet. Bei den dafür notwendigen Mäharbeiten griff Sarah dem Jungbauern tatkräftig unter die Arme. Auch wenn es ihr Spaß gemacht habe, mit Paul zu arbeiten, würde sie das „in Zukunft nicht mehr machen. Das ist Arbeit für ihn“, resümiert sie. Für einige Wolken am Dating-Himmel sorgte das Thema Schlachtung. „Tiermensch“ Sarah war wenig begeistert davon, dass und wie Paul das Geflügel selbst schlachtet. „Ich liebe Tiere über alles. Klar, gehört das zum Bauernhofleben dazu. Aber ich möchte das nicht sehen.“ Paul gab diese Einstellung sichtlich zu denken. Für ihn könnte eine solche Einstellung durchaus problematisch für eine mögliche Beziehung sein.

Auch bei der anschließenden Wasserfahrt zur Kuhweide wollte Paul die Qualitäten seiner Hofdame testen. Wie sonst seine jüngere Schwester sollte Sarah den Schlauch halten, um die Wassertanks zu füllen. Diese körperlich anstrengende Arbeit machte der erkälteten jungen Frau sichtlich zu schaffen. Pauls Resümee: „Sarah hat sich große Mühe gegeben. Das nächste Mal mache ich das aber wieder mit meiner Schwester oder Vati.“

Tradition trifft Romantik: Ein unvergesslicher Hof-Empfang für Sarah

Zuvor stand Jungbauer Paul die Aufregung ins Gesicht geschrieben, als er gemeinsam mit seinen Eltern und beiden Schwestern alles für die Ankunft seiner Hofdame vorbereitete (Folge 7). Dass Familie bei Paul groß geschrieben wird, erlebten die Zuschauerinnen und Zuschauer gleich zu Beginn der Hofwoche. So packte die gesamte Familie kräftig mit an, um Sara auf dem Hof besonders willkommen zu heißen.

Mit einem geschmückten blauen Fortschritt ZT 300 samt Anhänger wurde Pauls Hofdame Sarah dann standesgemäß vom Bahnhof abgeholt. Vater Kai ließ es sich nicht nehmen, das mit „geklauten Blumen aus Muttis Garten“ geschmückte Gefährt zum 4,5 km entfernten Bahnhof zu lenken. Der Anblick des geschmückten Anhängers verfehlte bei Sarah seine Wirkung nicht. Auch Paul freute sich sichtlich, als er „ein paar Freudentränchen in den Augen“ seines Gastes entdeckte. „Ich habe mich wie eine kleine Prinzessin gefühlt“, beschreibt die junge Frau ihre Begrüßung. Mit einem Glas Sekt ging es dann hoch hinauf auf den Anhänger zum Hof in Oederan. Auf der Terrasse ließ die Familie den ersten Abend bei einem gemeinsamen Abendessen mit Schnittchen ausklingen, bevor Sarah ihr Zimmer im Bauernhaus bezog.

Das sind die Hobbys von Paul

Der 22-Jährige arbeitet nebenberuflich mit seinem Vater Kai (54) auf dem Familienhof mit Mutterkühen, Schafen und Grün- sowie Ackerland. Am meisten mag er die Arbeit mit den Schafen. Wichtig ist ihm dabei das Wohl aller Tiere auf dem Hof. „Solange sie leben, sollen sie das Bestmögliche und schönste Leben haben.“

In seiner Freizeit kocht Paul gerne und experimentiert auch mal mit Muttis alten Rezepten und interpretiert die Gerichte neu. Außerdem fährt er seit seinem 17. Lebensjahr leidenschaftlich gern Motorrad. Für Motoren schlägt sein Herz auch bei Traktoren. Von seinem gesparten Lehrlingsgehalt kaufte er sich seinen ersten Traktor.

Mit insgesamt 14 Bäuerinnen und Bauern suchen so viele einsame Herzen wie noch nie diesen Herbst bei RTL nach ihrem Herzensmenschen. Die besondere Dating-Show mit Inka Bause feiert in diesem Jahr ihre 20. Staffel. Seit 30. September werden die Folgen jeweils montags ab 20.15 Uhr ausgestrahlt.

Scheuenfest mitPaul
Moderatorin Inka Bause (2.v.l.) begrüßt Paul auf dem Scheunenfest und stellt ihm (v.l.) Viola-Linea, Ann-Sophie und Sarah vor. (c) RTL

Zahlen und Fakten zur 20. Staffel „Bauer sucht Frau“

Wie viele Folgen wurden insgesamt ausgestrahlt?
Über 200 (inkl. „Das große Wiedersehen“, „Die neuen Bauern“; ohne Specials)

Wie viele Bäuerinnen und Bauern haben insgesamt teilgenommen?
Über 200 (inkl. Staffel 20)

Wer war bisher der älteste Bauer/die älteste Bäuerin?
Hühnerwirt Gerhard (Staffel 6) mit 77 Jahren (verstorben 02/2018 im Alter von 85 Jahren)

Wer war bisher der jüngste Bauer/die jüngste Bäuerin?
Paul, Staffel 20 mit 22 Jahren

Wie viele Hochzeiten entstanden in den 20 Jahren durch „Bauer sucht Frau“?
Über 40 Hochzeiten

Wie viele Babys entstanden in den 20 Jahren durch „Bauer sucht Frau“?
Fast 50 Babys

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Obsthof Müller in Querfurt: Viel Arbeit auch im Winter

Das offene Wetter wurde auf dem Obsthof Müller bis in die letzten Wochen des Jahres hinein genutzt, um noch anstehende Arbeiten in den Plantagen und auf dem Hof zu erledigen. So kamen auf einem halben Hektar Fläche junge Apfelbäume von drei verschiedenen Sorten als Ersatz für alte Bestände in die Erde. „Bis auf einige Einzelbäume, die wir per Hand nachpflanzen, ist die Masse drin“, sagte Betriebsleiter Alexander Müller am vorigen Freitag, dem 13., bei unserem Besuch auf dem Hof.

Winterschnitt: Äste und Zweige gekürzt

Der Obstbauer hat in den zurückliegenden Wochen den maschinellen Winterschnitt bei den Apfelbäumen auf der gesamten Fläche durchgeführt. Das vertikale Einkürzen der Äste und Zweige auf beiden Seiten entlang der Fahrgassen und das horizontale Köpfen der Bäume in einer Höhe von etwa 3,50 m erfolgte mit einem an der Schlepperfront angebauten, hydraulisch angetriebenen Kombi-Konturenschneider mit Messerbalken und Schlagmessern.

Ziel des Schnittes ist es, die Bäume zu einer „Fruchtwand“ zu erziehen. Angestrebt wird eine schmale Laubwand mit leicht pyramidaler Form. An der Basis beträgt der Abstand vom Stamm etwa 40–50 cm, im Gipfelbereich 25–35 cm. Der Durchmesser der Baumkronen liegt dann bei insgesamt 80–100 cm im Stammbereich bzw. bei 50–70 cm im Gipfelbereich.

Kosten sparen mit Maschinen

Mit dem am Heck des Traktors angebrachten Mulcher wurden im gleichen Arbeitsgang das anfallende Schnittholz und der Pflanzenbewuchs auf der Fahrgassen zerkleinert. Ziel der Mechanisierung der Pflegearbeiten ist es, den zeitaufwendigen und damit kostenträchtigen Schnitt der Bäume zumindest in Teilen durch maschinelle Arbeit zu ersetzen und so Arbeitszeit und Personalkosten einzusparen.

Das manuelle Einkürzen der Zweige innerhalb der Baumreihen haben in Teilen noch die rumänischen Saisonarbeitskräfte erledigt, von denen die letzten Ende November zu ihren Familien in die Heimat zurückgekehrt sind. „Die restlichen Korrekturschnittarbeiten per Hand machen wir mit unseren Stammarbeitskräften von hier über die Wintermonate, wenn das Wetter dafür passt“, blickte Müller bereits voraus.

Obsthof Müller, Querfurt
Mit dem Bagger werden die Betonsäulen der Stützgerüste in den Boden gedrückt. (c) Detlef Finger

Anfang Dezember war der Querfurter Obstbauer zur Weiterbildung beim 49. Bundesseminar Steinobst 2024 in Ludwigshafen am Rhein (Rheinland-Pfalz), das alljährlich vom Obstbaulichen Kompetenzzentrum des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum (DLR) Rheinpfalz organisiert wird. Themen des dreitägigen Seminars waren diesmal u. a. die Wirkung des maschinellen Schnitts, Aktuelles zum Pflanzenschutz, Bakterienkrankheiten, das Lieferketten-Management in der Steinobstvermarktung, die Züchtungsforschung für mehr Ertragssicherheit und Fruchtqualität sowie Aspekte der Generationenfolge im Betrieb.

Die Teilnehmer kommen aus ganz Deutschland und auch aus dem Ausland, erzählte Müller. Neben den Fachvorträgen von Obstbauexperten schätze er vor allem auch den Austausch mit den Berufskollegen: „Zum Seminar kommen alles Leute, die auch über den eigenen Tellerrand hinausschauen. Die Diskussion mit ihnen ist genauso wertvoll wie die Vorträge.“

Frosthilfen vom Land Sachsen-Anhalt

Ende November hat der Müllersche Hof die Frosthilfen für den Obst- und Weinbau aus dem Landesprogramm des Magdeburger Landwirtschaftsministeriums erhalten. Mit Ausfällen von rund zwei Dritteln bei den Äpfeln und von im Durchschnitt gut 40 % beim Steinobst erfüllte der Betrieb die Voraussetzungen für die Gewährung der staatlichen Finanzhilfen. „Das Geld hilft uns wirtschaften, zum Beispiel beim Zukauf von Ware von Berufskollegen für die eigene Direktvermarktung“, machte Müller deutlich. Voll des Lobes ist der Praktiker über das Antragsverfahren für die Frosthilfen: „Einfacher und unbürokratischer hätte es kaum sein können.“

Obsthof Müller, Querfurt
Der Frostbuster, ein mobiles Heizgerät, kam Ende April bei den Nachtfrösten zum Einsatz. (c) Detlef Finger

Obsthof Müller: So lief die Ernte von Kirschen und Äpfeln

Sein Betrieb habe zumindest anteilige Ernten bei Süßkirschen und Äpfeln einfahren können, zeigte sich Müller froh. Wegen der enormen Frostschäden vom April war 2024 aber insgesamt kein gutes Jahr, „das hoffentlich ein außergewöhnliches bleiben wird“, so Müller. In seiner Zeit als Obsterzeuger habe es das noch nicht gegeben, sagte der 47-Jährige. Und selbst ältere Kollegen berichteten, etwas in diesem Ausmaß noch nicht erlebt zu haben.

Hofladen auch zwischen den Feiertagen geöffnet

2025 will es der Unternehmer nicht zuletzt deshalb erst einmal etwas ruhiger angehen lassen. Gleichwohl trägt er sich mit dem Gedanken, die Neuanpflanzungen und weitere Teile der Altbaumbestände von Kern- und Steinobst mit Hagelnetzen bzw. Folienüberdachungen zu versehen.

Bei den Kirschen können mittlerweile zwei von sechs Hektar, also ein Drittel der Fläche, mit Bändchengewebefolien geschützt werden. „Die Kirsche ist wirtschaftlich ein bedeutender Faktor für unseren Betrieb. Mit der Überdachung sichern wir den Abverkauf in unserem Hofladen“, erklärt Müller. Aber auch dar­über hinaus werde es immer wichtiger, Ertrag und Qualität des Obstes abzusichern.

Der Hofladen am Nebraer Tor in Querfurt wird an den „normalen“ Wochentagen auch über den Jahreswechsel geöffnet sein, an Heiligabend und Silvester jeweils von 8–11 Uhr. „Ansonsten gönnen wir allen anderen etwas Ruhe“, sagt der Betriebsleiter, der mit der Familie auch selbst ein paar Tage Urlaub machen will, um vom Arbeitsalltag auszuspannen.

Obsthof Müller, Querfurt
Weihnachtsbäume aus eigenem Anbau verkauft der Obsthof Müller seit Anfang Dezember auf dem Gelände am Hofladen am Nebraer Tor in Querfurt. (c) Detlef Finger

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Fleckviehkuh verendet
Fleckviehkuh verendet: Tierhalter können bei der Tierkörperbeseitigung wieder mit einer anteiligen Kostenerstattung rechnen. (c) Detlef Finger
Dunkelflaute 2024: Mehr als nur ein Energie-Problem

Der Begriff „Dunkelflaute“ nimmt schon heute einen oberen Listenplatz der möglichen Worte des Jahres 2024 ein. Im Rückblick steht es nicht nur für die vergangenen Wochen mit bedecktem Himmel und viel zu wenig Wind – womit insbesondere die Stromerzeugung durch erneuerbare Energien in Deutschland fast zum Erliegen kam.

Rein aus energetischer Sicht verunsichert uns die Dunkelflaute ganz besonders. Denn einerseits sind wir stolz darauf, dass mittlerweile 54 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien produziert werden. Doch andererseits muss Deutschland in dunklen und windarmen Zeiten Energie an der Strombörse teuer einkaufen.

Sinnbild für die Politik in Deutschland

Das Wort dient auch als Sinnbild für die politische und (land)wirtschaftliche Situation unseres Landes. Zu Jahresbeginn haben die Landwirtinnen und Landwirte zu Tausenden für den Erhalt des Agrardiesels und für den Abbau bürokratischer Auflagen demonstriert. Der friedliche Protest hat gesellschaftliche Aufmerksamkeit erregt und wurde von großen Teilen der Bevölkerung unterstützt. Doch was hat sich am Ende des Jahres wirklich bewegt? Ja – es gab Zugeständnisse der Regierung: Das grüne Kfz-Kennzeichen bleibt erhalten, und die Steuervergünstigung für Agrardiesel wird nicht sofort vollständig gestrichen, sondern in drei Stufen abgebaut.

Debatte über Abbau der Bürokratie

Das Thema „Bürokratie-Abbau“ ist seit Jahren in aller Munde – wirklich bewegt hat sich bislang jedoch nicht viel. Mehr als 200 Vorschläge sind nach den Protesten beim Bundeslandwirtschaftsministerium eingegangen – aber noch immer haben Bäuerinnen und Bauern ein Gefühl der Überforderung, nicht nur, wenn es darum geht, Förderanträge auszufüllen, sondern auch, wenn sie investieren und bauen wollen. Eine Landwirtin aus Brandenburg berichtete kürzlich davon, dass an der Genehmigung des Umbaus ihres Milchviehstalls insgesamt 34 verschiedene Ämter involviert waren! Das größte Problem sei gewesen, dass die Mitarbeitenden in den Behörden Angst vor der eigenen Entscheidung hatten. Hier sieht es also ganz dunkel aus!

Situationsbericht: Investitionsflaute bleibt

Kein Wunder, dass angesichts der erschwerten Bedingungen und der immer größeren Unsicherheiten in allen Bereichen die Investitionsbereitschaft der landwirtschaftlichen Betriebe extrem zurückhaltend ist. Eine echte Investitionsflaute.

Wie zur Bestätigung ist im Situationsbericht 2023/2024 des Deutschen Bauernverbandes, der vorige Woche vorgestellt wurde, von einem „deutlichen Einbruch“ die Rede. Die wichtigsten Fakten: knapp 30 Prozent Einkommensrückgang in den Betrieben, 13 Prozent Rückgang bei Investitionen, starker Strukturwandel in der Tierhaltung – insbesondere ein Strukturbruch im Schweinesektor. Auch einen Rückgang in der ökologischen Produktion dokumentiert der Bericht. Einen echten Politikwechsel fordert deshalb nicht nur Bauernverbandschef Joachim Rukwied.

Bundestagswahl: Keine Empfehlung

Eine Empfehlung zur Bundestagswahl, die vermutlich Ende Februar stattfinden wird, wollen Rukwied und der Verband allerdings nicht aussprechen. „Wir sind politisch neutral“, betont der Landwirt aus Baden-Württemberg. Die zur Fußgänger-Ampel geschrumpfte Regierung aus Rot-Grün agiert momentan in einem Vakuum, das sich bleiern übers Land legt. Es hat fast den Anschein, als wäre die Dunkelflaute das Spiegelbild der mentalen Stimmung einer ganzen Nation. Hoffen wir also fürs neue Jahr auf frischen Wind und Sonnenschein in allen Bereichen!

Chefredakteurin Bauernzeitung Claudia Duda
Chefredakteurin der Bauernzeitung Claudia Duda (c) Sabine Rübensaat

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H5N1-Virus: Von Vögeln zur Kuh – und zum Menschen?

Mittlerweile ist in den USA das Geflügelpestvirus (H5N1) in 742 Milchviehherden eingedrungen. Betroffen sind Farmen in 16 Bundesstaaten, informierte der Tier- und Pflanzengesundheitsdienst des US-Agrarministeriums. Besonders schwer erwischt es derzeit den Bundesstaat Kalifornien, wo allein in den vergangenen vier Wochen 248 Ausbrüche gemeldet wurden.

Bei 58 Menschen wurde seit April eine Infektion mit dem Geflügelpestvirus festgestellt, wobei bislang nur von milden Verläufen berichtet wurde. Bei nahezu allen Fällen konnte eine Verbindung der infizierten Personen zu Milchvieh- bzw. Geflügelhaltungen hergestellt werden.

Ausbreitung in Milchviehherden

Angesichts der anhaltenden Ausbreitung in Milchviehherden erließ das US-Landwirtschaftsministerium am 6. Dezember eine Bundesverordnung zur Beprobung und Überwachung von Rohmilch und Milchrinderherden. Von dem einheitlichen und obligatorischen Testsystem verspricht man sich, betroffene Herden zügig identifizieren zu können und das Risiko einer Übertragung von H5N1 auf andere Tierbestände zu minimieren. Sicherstellen will man darüber hinaus die Versorgung mit pasteurisierter Milch im Handel.

Vogelgrippe: 15-Jähriger in den USA infiziert

Das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) berichtete, dass im November in Kanada bei einem 15-Jährigen ein Fall mit schwerer Symptomatik gemeldet worden sei; hier habe keine Verbindung zu den Fällen in den USA bestanden.

Dem FLI zufolge gehen Welternährungs- (FAO), Weltgesundheits- (WHO) und Welttiergesundheitsorgansation (WOAH) in ihrer Risikoeinschätzung von der Möglichkeit weiterer sporadischer humaner Infektionen aus, solange die Viren in Milch und Milchkuhbetrieben in den USA nachgewiesen werden. Das Risiko einer Ansteckung von Mitarbeitern in Milchkuhbetrieben bleibe dort hoch.

Risiko der Übertragung auf den Menschen

Das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) schätzt dem FLI zufolge das Risiko einer zoonotischen Influenzaübertragung auf die allgemeine Bevölkerung in den EU-Ländern als gering ein; allerdings gehe man von einem „geringen bis moderaten Risiko für beruflich exponierte Gruppen“ aus. Der Eintrag des US-amerikanischen Viren-Stammes in deutsche Rinder-/Milchviehbestände wird vom FLI derzeit als „sehr gering“ eingeschätzt; besondere Schutzmaßnahmen seien (noch) nicht notwendig.

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Beim ersten Auftreten der ASP war Schnelligkeit gefragt. Das Geschehen war aber abzusehen und dementsprechend hätten die Landkreise, laut LRH, vorbereitet sein müssen. (c) Sabine Rübensaat
Debatte um Habecks Heizungsgesetz: Wie es nach der Wahl weitergehen könnte

Friedrich Merz, seines Zeichens Kanzlerkandidat von CDU und CSU, plant bei einem Wahlsieg der Union, etliche Ampel-Gesetze außer Kraft zu setzen – darunter auch das umstrittenste Dekret der Scholz-Regierung: Habecks Heizungsgesetz. Das verkündete er vergangene Woche in der ARD-Sendung „maischberger“. Zuvor hatte bereits CDU-Vize Jens Spahn in einem Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung angekündigt, das „Heizungsgesetz zurücknehmen“ zu wollen. Allerdings verschwieg er, was die Union im Detail plant.

Was Friedrich Merz mit dem GEG plant

Nun also konkretisierte sein Parteichef die Absichten: „Wir werden die alten Regeln wieder in Kraft setzen und damit das bestehende Gesetz korrigieren.“ Das alte Gebäudeenergiegesetz (GEG) habe „sehr intelligente Regelungen“ zum Heizungstausch enthalten. Man müsse nur die Übergangsfristen anpassen. Heißt das nun zurück zu Öl und Gas?

Das zumindest befürchten zahlreiche Wärmepumpenhersteller, kommunale Wärmeplaner und das Deutsche Handwerk. Gemeinsam warnten sie davor, das Heizungsgesetz nach der Bundestagswahl wieder abzuschaffen. Allein die Ankündigung solch eines radikalen Schrittes verunsichere die Bevölkerung bereits massiv. Das war auch schon 2023 so, vor Habecks GEG-Reform. Nachdem sich abzeichnete, was da kommen soll, reagierten viele Hausbesitzer, und es wurden so viele Öl- und Gasheizungen in deutsche Häuser eingebaut wie nie zuvor.

CDU: Profilierung aus Kosten der gescheiterten Ampel

Mit etwas Abstand betrachtet, erscheint die Diskussion um das Heizungsgesetz allerdings wie Wahlkampf-Getöse, gepaart mit eifrigen Profilierungsversuchen der Union auf Kosten der gescheiterten Ampel. Das Heizungsgesetz zusammen mit anderen ungeliebten Projekten der Ex-Regierung zurückzunehmen, ist politisch gesehen für eine neue Legislative kein Problem. Der Bundestag kann nach der Wahl natürlich auch in dieser Richtung gesetzgeberisch tätig werden, vorausgesetzt allerdings, die Mehrheit der Abgeordneten stimmt dem zu.

Und da liegt der Hase im Pfeffer. Wohl nicht einmal die Union selbst glaubt daran, bei einem Wahlsieg auch ohne mindestens eine der ehemaligen Ampel-Parteien als Koalitionspartner regieren zu können. Kommt es dabei dann gar zu Schwarz-Grün, hätte Habeck eine ziemlich starke Vetoposition, wenn Neukanzler Merz sein Heizungsgesetz wieder abwickeln will.

Erhoffter Lichtblick oder nur ein gewagtes Versprechen?

Das zweite Problem, das Habecks Prestigeprojekt ein mehr oder weniger unbeschadetes Überleben bescheren könnte, ist der Klimawandel. Um ihn irgendwie zu bremsen, soll laut europäischem Recht die CO2-Abgabe in den nächsten Jahren kontinuierlich steigen. Das weiß auch Andreas Jung, Sprecher der Unionsfraktion für Klimaschutz- und Energiepolitik. Er sieht darin „eine der zentralen Säulen für die Wärmewende“. Mit Öl- oder Gasheizungen wird es daher künftig für die Haushalte – GEG alt oder neu – wohl jedes Jahr ein gutes Stück teurer. Das Aus des Heizungsgesetzes würde also nicht zwangsläufig die Heizkosten reduzieren.

Es wäre jedoch ein großer Fortschritt, wenn künftig nicht mehr am grünen Tisch in Berlin festgelegt wird, dass sich jeder gefälligst eine Wärmepumpe einzubauen hat. Will man möglichst viele Hausbesitzer beim Klimaschutz mitnehmen, darf man nicht engstirnig einzelne Technologien vorgeben. Vielmehr gilt es, Regionalität und Machbarkeit im Blick zu behalten.

Christoph Feyer, Chef vom Dienst bei der Bauernzeitung
Christoph Feyer, Chef vom Dienst und zuständig für neue Energie. © Sabine Rübensaat

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Trauer um den Weidepapst von Sachsen: Dr. Heinrich Olschewski ist tot

Im Alter von 91 Jahren ist Dr. Heinrich Olschewski am 11. November im sächsischen Oelsnitz gestorben. Ein warmherziger Wegbegleiter der Grünländer ist gegangen. Mit vielen Frauen und Männern aus Landwirtschaftsbetrieben, der Wissenschaft und der Agrar- wie Umweltverwaltung hat er oft über Jahrzehnte eng, kameradschaftlich, kompetent und pragmatisch zusammengearbeitet. Viele werden mit Wehmut, aber auch in Dankbarkeit und Anerkennung an ihn zurückdenken.

Experte für Grünland in der DDR

Heinrich Olschewski promovierte 1969 bei Prof. Dr. Lampeter, Universität Leipzig. In seiner Doktorarbeit untersuchte er, ob es möglich ist, durch die Anwendung der holländischen Methode „Standardkuh“ störende Einflüsse in der Milcherzeugung auf der Weide auszuschalten und die Weideführung zu verbessern.

Heinrich Olschewski wurde zum „Weidepapst“ von Sachsen. Er hat der Weidewirtschaft im Süden der DDR zur Blüte verholfen. Der Bezirk Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz) hatte sich unter seiner Mitwirkung zu einem Vorbild für eine staatlich unterstützte Grünlandforschung und zeitgemäße Grünlandbewirtschaftung, insbesondere für eine moderne Weidewirtschaft, in der DDR entwickelt.

Einsatz für die Weidewirtschaft in Ostdeutschland

Legendär sind die von ihm und seinem Team erarbeiteten jährlichen Berichte zur Weidewirtschaft. Für Agrarhistoriker wie interessierte Grünländer ist es ein einmaliges Datenmaterial zur Weidewirtschaft einer ganzen Region; ein Fundus!

Maßgeblich war er auch an der Methodenentwicklung zur Ertragsermittlung auf dem Grünland unter Praxisbedingungen durch Probemahd (Schlettauer Methode) beteiligt.

Nach 1989, als sich die Bedeutung und Bedingungen für das Grünland in Ostdeutschland schlagartig ins Gegenteil verkehrt hatten, hat Heinrich Olschewski dies schnell erkannt und reagiert. Er war wesentlich an der Erarbeitung des Extensivierungsprogrammes vom 10. September 1991 beteiligt und wurde geistiger Vater des Sächsischen Kulturlandschaftsprogrammes (KULAP), das erstmals am 1. Oktober 1992 angeboten wurde. Bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand am 1. Juni 1998 betrieb er die fachliche Begleitung der Extensivierung mit gleicher Hingabe wie vorher die der Intensivierung.

Sachsen: Organisation der Grünland-Tage

So initiierte und führte er zahlreiche Grünlandtage und -seminare dazu durch und legte entsprechende Extensivierungsversuche für die wissenschaftliche Begleitung an. Er hat maßgeblich dazu beigetragen, dass in Sachsen die Angewandte Grünlandforschung ihren Stellenwert behalten hat und in Christgrün (Vogtland) wieder ein Grünlandreferat mit Grünlandversuchsfeld im heutigen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie entstanden ist.

Ansprechpartner und Wegbereiter

Heinrich Olschewski gehörte 1991 auch zu denen, die den Mut hatten, in Berlin wieder einen Grünlandverband zu gründen und damit eine neue Grünlandbewegung in Deutschland einzuleiten. Er war Mitglied des Gründungsvorstandes, ständiger Ansprechpartner und hat uns wertvolle Argumente geliefert. Er war ein erfahrener Wegbereiter. Dr. Heinrich Olschewski hat in den über 40 Jahren seiner beruflichen Tätigkeit für die Beratung und die Angewandte Forschung zum Grünland in Sachsen Großes geleistet.

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Dr. Uwe Jentsch
Immer mitten drin stand Dr. Jentsch für viele Kulturen parat. Auch die Thüringer Braugerste lag ihm am Herzen. (c) Frank Hartmann

Klage gegen MV: Landwirtschaft in Schutzgebieten unter Druck

In Schutzgebieten Mecklenburg-Vorpommerns, die zum Natu­­­­ra-2000-Netz innerhalb der europäischen Union zählen, darf nur dann Landwirtschaft betrieben werden, wenn der Naturschutz dar­unter nachweislich nicht leidet. Um den notwendigen Schutz zu gewährleisten, sind in Deutschland die Umweltministerien der Bundesländer für die Kontrolle zuständig. Nach Meinung der Umweltrechtsorganisation Client Earth finden derartige Verträglichkeitsprüfungen für die landwirtschaftliche Nutzung in Mecklenburg-Vorpommern nicht statt. Es bestehe folglich ein Vollzugsdefizit, auf dessen Behebung nun hingewirkt werde.

Daher hat die Nicht-Regierungsorganisation Klage am Oberverwaltungsgericht in Greifswald eingereicht. Ziel der Klage sei eine gesetzliche Regelung, um die Verträglichkeit landwirtschaftlicher Projekte in den Natura-2000-Gebieten zu prüfen, teilte Client Earth mit. Das Oberverwaltungsgericht bestätigte am 25. November 2024 den Eingang der Klage mit dem Aktenzeichen 1K 433/24. Unterstützt wird der Vorwurf auch vom Naturschutzbund (Nabu) MV und BUND Landesverband MV.

Kritik vom Landesbauernverband

Die Klage der Umweltorganisation Client Earth sieht der Bauernverband Mecklenburg-Vorpommern sehr kritisch. Sie torpediere alle Bemühungen, die in den vergangenen Jahren im Rahmen eines kooperativen Naturschutzes bzw. mit freiwilligen Maßnahmen im Land unternommen worden seien. Gemeinsam mit der Politik engagieren sich die Landwirtinnen und Landwirte z. B. über die EU-Agrarpolitik (GAP) mit verpflichtenden und freiwilligen Maßnahmen, teilt der Landesbauernverband MV mit.

Die durch die Klage angestrebte Verschärfung des Ordnungsrechts, stelle diesen Weg und die bewährte Zusammenarbeit der lokalen Akteure infrage. „Wer auf Ordnungsrecht statt Kooperation setzt, tut nichts für den praktischen Umweltschutz im Land, sondern schürt Misstrauen untereinander und befeuert nur die Bürokratie“, so Dr. Manfred Leberecht, Vizepräsident des Bauernverbandes MV. „Die Landwirte in Mecklenburg-Vorpommern erbringen bereits jetzt im Rahmen der 2. Säule auf fast 500.000 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche Leistungen für die Umwelt, die Artenvielfalt und den Insektenschutz. Wenn dieser Weg auch künftig fortgesetzt werden soll, braucht es tragfähige und langfristige Finanzierungskonzepte und nicht die Androhung von Strafen“, heißt es beim Bauernverband MV.

Schutzgebiete in schlechtem Zustand

Etwa ein Drittel (34,5 %) der Landesfläche von Mecklenburg-Vorpommern wird von europäischen Schutzgebieten eingenommen, wie aus dem 2019 veröffentlichten Natura-2000-Landesbericht des Landesamtes für Umwelt, Naturschutz und Geologie hervorgeht.

Laut Ministerium für Klimaschutz, Landwirtschaft und Umwelt haben die Naturschutzgebiete eine Gesamtfläche von etwa 6.720 km², davon werden etwa 2.000 km² als Ackerfläche und 1.150 km² als Dauergrünland genutzt (Stand 2023).

Das Ziel der Umweltorganisationen sei es, „diese Gebiete in einem guten Erhaltungszustand zu bewahren oder einen solchen wiederherzustellen“. Denn die Mehrheit der Schutzgebiete seien laut Nabu MV in einem schlechten Zustand. Daher fordern die Organisationen konkrete, gesetz­liche Regelungen für die Überprüfung der Auswirkungen der landwirtschaftlichen Nutzung.

Schutzgebiete: Bewirtschaftung ist vielen Regeln unterworfen

Jennifer Seyderhelm von Client Earth betonte, dass es möglich sei, gleichzeitig Artenvielfalt zu schützen und eine ertragreiche Landwirtschaft zu gewährleisten: „Das ist miteinander vereinbar und sollte nicht gegeneinander ausgespielt werden. Aber dafür brauchen wir politischen Willen und politische Lösungen“, erklärte Seyderhelm.

Mit Ausnahme weniger Naturwälder sind in der Regel vom Menschen geschaffene Kulturlandschaften in den Natura-2000-Gebieten enthalten. Das bedeutet nicht nur, dass in einem Großteil der Offenlandanteile der Schutzgebiete in der Vergangenheit eine landwirtschaftliche Nutzung stattgefunden hat, sondern auch, dass zur Aufrechterhaltung eine naturschonende landwirtschaftliche Nutzung weiterhin erforderlich bleibt.

Umweltminister Dr. Till Backhaus (SPD) bedauert, dass Client Earth den Klageweg gewählt hat. „Dem Land ist weiterhin sehr an einem konstruktiven Interessenaustausch und -ausgleich gelegen. Ziel muss es sein, der Landwirtschaft in Natura-2000-Gebieten zu einer schutzzielkonformen Wirtschaftsweise zu verhelfen, sodass Verträglichkeitsprüfungen entbehrlich werden.“

Mehr Finanzmittel und Bürokratie

Dies erfordere zum einen finanzielle Anreize, die Landwirte zu einer schutzgebietsverträglichen, aber ertragsmindernden Wirtschaftsweise bewegen. Zum anderen bedürfe es einer gegenüber dem jetzigen Stand breiter und differenzierter ausgestalteten Förderkulisse, um flächendeckend Auswirkungen auf Arten und Lebensraumtypen ausschließen zu können, so Backhaus.

Im Umweltministerium MV seien konkrete Maßnahmen entwickelt worden, um die Voraussetzungen für eine bessere Vereinbarkeit von Schutz- und Nutzinteressen in diesen sensiblen Bereichen zu schaffen. Gerne hätte man diese mit den Umweltverbänden weiter ausgearbeitet. Sollte die Klage erfolgreich sein, entstehe zunächst für die Landwirtschaft und die Behörden ein hoher bürokratischer Aufwand, betonte Backhaus und warnte vor einer einseitigen Politik, die sich gegen die Bedürfnisse der Menschen vor Ort richte. „Den Natura-2000- Gebieten ist damit jedenfalls nicht geholfen.“

Eine schnelle Lösung gebe es bei diesem Thema nicht. Ein auf Freiwilligkeit basierendes Gebietsmanagement, das gleichzeitig den EU-Anforderungen gerecht werde, erfordere neben ausreichenden Finanzmitteln auch kooperative Zusammenschlüsse der Bewirtschafter eines Schutzgebietes. Und das sei kurzfristig nicht umsetzbar.

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Weihnachtsbaum mieten: Florian Wolf mit Weohnachtsbaum in der Weihnachtsbaumplantage
Mieten statt wegwerfen: Bei Florian Wolf kann man seinen Weihnachtsbaum mieten statt kaufen. © Sabine Rübensaat