Immer mitten drin stand Dr. Jentsch für viele Kulturen parat. Auch die Thüringer Braugerste lag ihm am Herzen. (c) Frank Hartmann

Nachruf auf Dr. Uwe Jentsch: „Die schönste Arbeit auf der ganzen Welt“

Die Familie und die Kolleginnen und Kollegen des Thüringer Landesamtes für Landwirtschaft und Ländlichen Raum sowie der Sortenprüfung in den ostdeutschen Bundesländern trauern um Dr. Uwe Jentsch. Er verstarb unerwartet am 21. November 2023 im Alter von nur 64 Jahren, kurz nach seinem Eintritt in den beruflichen Ruhestand.

Von Erik Pilgermann

Jedes Jahr ist anders, doch 2023 ist ganz besonders schwierig. Gerade dann, wenn sich Ernte und Aussaat die regennassen Hände reichen, gehören neue Sorten zu den wichtigsten Garanten für landwirtschaftlichen Erfolg. Sie zu beurteilen, erfordert sehr viel Wissen und noch mehr Erfahrung.

Geleistet wird diese Arbeit von Menschen, die sich dieser Aufgabe mit vollstem Einsatz widmen. Versuche ernten, Proben ins Labor schaffen, Ergebnisse auswerten und „ganz nebenbei“ noch das Prüfsortiment für die nächste Saison abstimmen sind da nur ein kleiner Teil. Hinzu kommen Fachveranstaltungen, Feldtage und -rundfahrten und nicht zuletzt Fachbeiträge für die Bauernzeitung. Einer, der auch im größten Getümmel immer ein offenes Ohr für den Fach- oder Länderredakteur hatte, war Dr. Uwe Jentsch. Die Kolleginnen und Kollegen des Thüringer Landesamtes für Landwirtschaft und Ländlichen Raum sowie der Sortenprüfung in den ostdeutschen Bundesländern und die Bauernzeitung trauern um ihn. Wir verlieren mit ihm einen lieben und geschätzten Kollegen und Autoren. Er verstarb unerwartet am 21. November 2023 im Alter von nur 64 Jahren, kurz nach seinem Eintritt in den beruflichen Ruhestand.

Dr. Uwe Jentsch – Hohes Fachwissen und Liebe zur Sortenprüfung

Uwe Jentsch absolvierte das Studium der Landwirtschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin und promovierte 1986 mit der Arbeit „Kapazitäts-, Quantitäts-, Intensitäts- und Kinetikparameter des Phosphats in verschiedenen Böden der DDR“. Anschließend übernahm er unweit seines Heimatortes Badra eine leitende Tätigkeit in der Saatzuchtstation Bendeleben, die zum VEB Saat-und Pflanzgut Erfurt gehörte. Hier widmete er sich unter anderem der Erhaltungszucht und Vermehrung von Ackerbohnen und Luzerne. Im Jahr 1991 wechselte Dr. Jentsch zunächst für kurze Zeit in den Beratungsdienst des damaligen Landwirtschaftsamtes Nordhausen, um dann ab März 1992 in der Sortenprüfung des Freistaates Thüringen tätig zu sein. Diese war zunächst im Thüringer Landesverwaltungsamt, dann in der Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft (TLL) und seit dem Jahr 2019 im Thüringer Landesamt für Landwirtschaft und Ländlichen Raum (TLLLR) organisiert.

Auch wenn die Namen der Einrichtungen wechselten, blieb er der Sortenprüfung treu. Viele Jahre war er außerdem für das Feldversuchswesen in Thüringen zuständig. Zu den Thüringer Versuchsstationen und ihrem Personal pflegte er stets eine besonders enge Verbindung, sie lagen ihm sehr am Herzen.

In der Sortenprüfung trug Dr. Jentsch in seiner Dienstzeit für verschiedene Kulturarten die Verantwortung. Man wird ihn jedoch immer mit den Öl- und Eiweißpflanzen verbinden, für die er langjährig in Thüringen und im Rahmen der länderübergreifenden Zusammenarbeit zum Teil auch als Koordinator für die ostdeutschen Bundesländer verantwortlich war. In Thüringen war er zudem durch seine langjährige Zusammenarbeit mit dem Thüringer Braugerstenverein einem breiten Publikum bekannt.

Wenn es um Fragen zur Sortenprüfung ging, erwies sich Dr. Jentsch wegen seiner Kommunikationsbereitschaft und dem stetigen Bemühen um tragfähige Lösungen als ein geschätzter Ansprechpartner. Das galt bundesweit, vor allem aber innerhalb der Kooperation der ostdeutschen Bundesländer.

Hohes Fachwissen, verbunden mit immer bescheidenem Auftreten, charakterisierten Dr. Jentsch. Diese Eigenschaften und seine sehr ausgleichende Art prädestinierten ihn für die Mitwirkung in verschiedenen bundesweiten Gremien. Genannt werden sollen hier die Union zur Förderung von Oel-und Proteinpflanzen (Ufop), die Widerspruchsausschüsse für Getreide und für Kartoffeln beim Bundessortenamt und insbesondere der Arbeitskreis Koordinierung im Versuchswesen beim Verband der Landwirtschaftskammern, dessen Vorsitzender er von 2007 bis 2022 war.

Dr. Jentsch erfüllte die Aufgaben in der Sortenprüfung und alles, was damit in Verbindung stand, mit viel Leidenschaft – er liebte seinen Job. Oft fiel seinerseits der Satz: „Eine schönere Arbeit könnte ich mir gar nicht wünschen.“ Und das merkten alle, die mit ihm beruflich zu tun hatten – Kolleginnen und Kollegen der landwirtschaftlichen Praxis, des Bundessortenamtes, der Länderdienststellen, des Bundesverbandes Deutscher Pflanzenzüchter und der Züchterhäuser sowie der verschiedenen Fachgremien.

Dabei ging seine Anerkennung aber weit über die fachliche Kompetenz hinaus. Diejenigen, die ihn im Rahmen von Dienstreisen oder auf Veranstaltungen privat kennenlernen durften, schätzten ihn darüber hinaus auch als Menschen sehr. Dr. Uwe Jentsch hinterlässt in unserem Kreis eine große Lücke. Wir werden ihn als Freund und Kollegen vermissen und ihm ein ehrendes Angedenken bewahren.

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