Maßnahmen bei Pilzbefall im Grünland
In den Spätsommermonaten trat in den vergangenen Jahren vermehrt Pilzbefall auf Mäh- und Weideflächen auf. Betroffen waren in erster Linie die Hauptfuttergräser wie das Deutsche Weidelgras und die Wiesenrispe.
Von Angela Mögel
Verschiedene Faktoren begünstigen eine massenhafte Ausbreitung der parasitär lebenden Pilze auf den Futtergräsern. Dabei spielt die Witterung eine entscheidende Rolle. Milde Temperaturen, eine hohe Luftfeuchtigkeit und Blattnässe über mehrere Stunden führen zur Infektion und beschleunigen die Ausbreitung auf der Wirtspflanze.
Die Taufeuchte im Herbst begünstigt die Übertragung zwischen den Pflanzen. Sonnige Tage und kühle Nächte mit entsprechender Taubildung, wie es in den letzten Jahren oft zu beobachten war, fördern das Wachstum und die Ausbreitung des Pilzes. Eine Verbreitung der Sporen zwischen den Schlägen erfolgt durch Wind und die Infektion am Blatt durch einen Wasserfilm.
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Maßnahmen auf Schnittflächen
Ein Mangel an Phosphor und Kalium kann die Infektion fördern. Der Ernteschwerpunkt liegt vielerorts auf den beiden ersten Schnitten im Grünland. Fällt der Ertrag hoch aus, ist der Vorrat an NPK aufgebraucht. Oft unterbleibt eine Mehrnährstoffdüngung zu den Folgeschnitten, infolgedessen sinkt die Abwehrfähigkeit der Gräser. Die parasitär lebenden Pilze (Puccina Spec.) der Futtergräser benötigen wie die Rostpilze im Getreide intaktes Pflanzengewebe.
Sie dringen in die Pflanzenzellen ein und verletzten die Blattepidermis, um sich von den pflanzlichen Kohlenhydraten zu ernähren. Dadurch verliert das Blatt Wasser und vertrocknet, die Laubblätter sterben frühzeitig ab. Das schwächt die Gräser, ihr Wurzel- und Ausläuferwachstum wird gehemmt. Die Konkurrenzfähigkeit der Grasnarbe nimmt ab und unerwünschte Kräuter können sich ausbreiten. Das Pilzgeflecht überwintert an den Gräsern. Deshalb ist ein jährlicher Pflegeschnitt im Herbst anzuraten.
Stark befallene Flächen sollten parzellenweise verworfen, kompostiert werden. Bei mittlerem Befall kann das Verschneiden mit befallsfreiem Aufwuchs und die Verwendung eines angepassten Siliermittels (WR 1a oder 1b) eine Lösung sein. Allerdings benötigen die Milchsäurebakterien im Silierprozess Zucker zur Absenkung des pH-Wertes im Silostock. Dieser ist durch den Pilzbefall herabgesetzt. Deshalb ist die Silierfähigkeit rostbefallener Herbstaufwüchse vermindert. Um eine Verschleppung der Rostsporen auf gesunde Flächen zu vermeiden, können befallene Flächen zuletzt gemäht werden.
Eine bedarfsgerechte Düngung der Folgeaufwüchse mit Stickstoff, Phosphor und Kalium verringert die Gefahr der Rostausbreitung. So reicht z. B. die alleinige Düngung mit den zulässigen Güllemengen zu den Aufwüchsen bei einer 4-Schnitt-Nutzung nicht aus, um den Kaliumbedarf zu decken. Aufgrund des Mikroklimas breitet sich Rost in höheren Aufwüchsen besonders gut aus. Deshalb ist eine frühzeitige Nutzung bei ersten Anzeichen eines Befalls zu empfehlen. Nach starker Frühjahrs- und Sommertrockenheit wie 2022 half eine Spätsommernachsaat mit auf Ausdauer geprüften Sorten, die Widerstandsfähigkeit im Grünland zu stärken.
Maßnahmen auf Weideflächen
Rostpilze verbrauchen die leicht verdaulichen Kohlenhydrate (Zucker) in den Pflanzenzellen der Gräser. Für den Wiederkäuer sinkt dadurch die Verdaulichkeit und damit der Futterwert der Gräser. Kühe sollten nicht auf rostbefallenen Flächen weiden. Deren Energiebedarf ist sehr hoch. Daher wird eine hohe Trockenmasseaufnahme angestrebt. Beides erfüllen diese Flächen unzureichend.
Bei absolutem Weideland besteht nur die Möglichkeit der Nachbeweidung mit Jungrindern. Diese Tiere sollten nicht jünger als zwölf Monate sein und bis maximal acht Wochen vor der Abkalbung auf befallenen Flächen weiden. Eine tägliche Kontrolle des Allgemeinzustands der Jungrinder, Füllung der Hungergrube, glänzendes Fell und aktives Weideverhalten ist unerlässlich. Bei einem angestrebten Erstkalbealter von 25 Monaten liegt das Lebendgewicht mit 16 Monaten bei 400 kg und die täglichen Zunahmen bei 800 g.
Um diese Tageszunahmen zu erreichen, wird bereits bei gesunden Weidebeständen eine Zufütterung von z. B. Getreideschrot ab August bis Oktober empfohlen. Denn neben dem Trockenmassezuwachs nimmt auch die Energiekonzentration des Aufwuchses in der zweiten Vegetationshälfte ab. Je nach Stärke des Rostbefalls muss dieses Defizit zusätzlich ausgeglichen werden, was die Futterkosten erhöht.
Eine weideangepasste Düngung und das Kurzhalten des Weideaufwuchses (6– 8 cm) in den Herbst hinein können den Rostbefall eindämmen. Die Weidepflege (mulchen, nachmähen) bzw. Weideform (Kurzrasenweide) verhindert die Rostausbreitung an hochgewachsenen Weideresten.
Veränderte Witterungsbedingungen rücken Roste in den Fokus
Es gibt keine Hinweise über stark negative Auswirkungen auf Pansenflora und Schleimhäute des Magen-Darmtraktes durch Pilzbefall an Gräsern. Fütterungsversuche mit rostbefallenem Grünfutter oder Silagen sind der Autorin aktuell nicht bekannt. Die Nachfrage bei mehreren deutschen landwirtschaftlichen Versuchsanstalten ergab keine Versuchstätigkeiten mit dem Verfüttern rostbefallener Gräser im Rinderbereich in den letzten Jahren.
Da die Mikroben des Pansens sich über Jahrtausende gemeinsam mit dem Grünland entwickelt haben, besteht die Vermutung einer Anpassung an das Phänomen. Von einem Rückgang der Futteraufnahme auf der Weide ist aber auszugehen. Bei Starkbefall können gesundheitliche Beeinträchtigungen nicht ausgeschlossen werden.
Der Klimawandel und die veränderten Witterungsbedingungen für das Grünland (Trockenjahre mit folgenden feuchtwarmen Spätsommern) rücken das Thema des Rostbefalls in den Fokus. Aufgrund der sich damit ändernden Vegetationskurve des Grünlands nimmt der Spätsommer- und Herbstaufwuchs in Zukunft wohl eine bedeutendere Rolle ein.
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