„Trusetal-Seligenthal“

Neues Wolfspaar im Süden von Thüringen bestätigt

Das Kompetenzzentrum Wolf/Biber/Luchs bestätigt zwei neue Wölfe in Thüringen. (Symbolbild) © Rolfes-DJV
Wolf

Im „Trusetal-Seligenthal“ konnte das Vorkommen von zwei Wölfen dokumentiert werden. In der Folge wurde ein fünftes Territorium durch das Umweltministerium bestätigt. Thüringen zählt jetzt mindestens 25 Wölfe.

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Thüringen hat ein fünftes Wolfsterritorium („Trusetal-Seligenthal“). Das Kompetenzzentrum Wolf/Biber/Luchs beim Umweltministerium informierte über das standortreue Paar im Südthüringer Landkreis Schmalkalden-Meiningen. Im Oktober 2024 habe es erste Hinweise gegeben, dass sich in dem Gebiet zwischen Floh-Seligenthal und Brotterode-Trusetal Wölfe aufhalten könnten.

Rotwild gerissen: Wolfspaar unter Verdacht

Ein im Oktober 2024 gemeldetes, von einem Jäger abgefangenes Rotwildkalb wies wolfstypische Verletzungen auf. Mithilfe von DNA-Proben konnte eine Fähe aus dem tschechischen Rudel Luzicka hory západ mit der Kennung GW4337f nachgewiesen werden. Kurz danach sei ein Rüde in Kamerafallen aufgetaucht.

Nach einer Ruhephase zeigten Ende Januar Fotofallenaufnahmen zwei zusammen ziehende Wölfe. Im Februar wurden die Tiere erneut zusammen in der Nähe eines Rotwildrisses fotografiert. An dem Riss konnte der Rüde mit der Kennung GW4718m aus dem tschechischen Rudel Bóubin festgestellt werden.

Bei einem weiteren Riss in Brotterode hätten beide Tiere zusammen genetisch nachgewiesen werden können. Offen bliebe, ob das Paar derzeit Welpen hat. Erst Anfang Mai fielen in der Region ein Dutzend Lämmer eines Privathalters dem Raubtier zum Opfer.

Wolfsbestand Thüringen: Aktuelle Zahlen

Thüringen zählt damit derzeit etwa 25 Wölfe (zwei Rudel; drei Paare). Schwerpunkt bildet nach wie vor das Gebiet in und um den Ohrdrufer Truppenübungsplatz, wo im Frühjahr 2014 die erste Thüringer Wölfin seit der Wiederbesiedlung dokumentiert wurde. Seit 2021 gilt sie als verstorben.

Thüringen forderte auf der jüngsten Umweltministerkonferenz (UMK) mit den anderen
Ländern, dass sich der neue EU-Schutzstatus des Wolfes „schnell auf Bundes- und Länderebene widerspiegeln“ müsse. Fachminister Tilo Kummer erklärte, Deutschland brauche „eine realistische
Erhaltungszustandsbewertung“.

Umweltministerium bestätigt: Wolfsterritorium im Hainich

Für den Hainich hatte das Kompetenzzentrum Wolf/Biber/Luchs des Umweltministeriums erst im Februar ein neues Wolfsterritorium bestätigt. Fotofallenaufnahmen hätten wiederholt zwei Wölfe nachgewiesen, die sich seit einigen Wochen zusammen im Gebiet aufhalten würden.

Damit seien die Voraussetzungen für die Feststellung eines neues Territoriums mit dem Status „Paar“ nach den nationalen Monitoring-Standards erfüllt, so das Ministerium. Eine genetische Individualisierung, die gegebenenfalls über die Herkunft der Tiere Auskunft geben kann, stehe noch aus.

Wölfe in Thüringen: Elf Tiere bei Ohrdruf

Mindestens elf Wölfe zählt das Kompetenzzentrum Wolf/Biber/Luchs zum Ohrdrufer Rudel. Fotofallenaufnahmen würden zeigen, dass es im vorigen Jahr erneut Nachwuchs mit mindestens acht Welpen gegeben habe. Ein vier Jahre altes Tier aus dem Rudel wurde im Oktober 2024 in der Nähe der B247 tot aufgefunden.

Ein zweite Rudel ist im Territorium Neuhaus am Rennweg aktiv. Seit September 2021 wurde hier eine regelmäßige Wolfspräsenz nachgewiesen. Zwei Jahre später wurde ein Paar bestätigt. Von der einstigen Fähe habe man zuletzt keine Spuren mehr gefunden. Dennoch konnten vier Welpen dokumentiert werden, deren Mutter neu im Territorium sesshaft geworden sei.

Kein Rudel im Norden

Im Norden des Freistaates gibt es das Territorium Ilefeld, das sich sowohl in Thüringen als auch in Sachsen-Anhalt befindet. Nachdem dort 2022 vier Welpen gesichtet worden waren, galt das Vorkommen als Rudel. Seit Herbst 2023 gab es keine Spuren mehr von Nachwuchs. Somit gilt das Wolfsvorkommen dort wieder als Paar.

Auf Anfrage bestätigte das Umweltministerium, dass es im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt mehrere Hinweise auf Wölfe in Thüringen gebe. Da sich das Territorium Neuhaus am Rennweg bis in den genannten Landkreis erstrecke, wäre es nicht ungewöhnlich, dass diese Tiere dort nachgewiesen würden. Es könnte sich aber auch um ein anderes Tier handeln. Um Klarheit, etwa über genetische Spuren, zu erhalten, bitte daher das Kompetenzzentrum, vermutete Rissereignisse – auch von Wildtieren – über das Wolf-Luchs-Telefon (Tel. 0361/573-941-941) zu melden.

Seit Januar 2025: Neun Risse gemeldet

2025 wurden bereits in den ersten beiden Monaten des Jahres insgesamt neun Risse von Nutztieren an das Kompetenzzentrum gemeldet. In drei Fällen wurde der Wolf bereits als Verursacher bestätigt (jeweils ein Kalb in Geratal/Ilmkreis und Ohrdruf/Gotha; drei Schafe bei Königsee/Saalfeld-Rudolstadt).

Im Vorjahr bestätigten die Rissgutachter von 48 gemeldeten Nutztierrissen 20 als Wolfsangriffe. Hier stachen eine Attacke im Oktober in Georgenthal (Kreis Gotha) mit vier toten Schafen, einem verletzten Esel und zwei vermissten Tieren und eine Mitte Dezember bei Remda-Teichel (Saalfeld-Rudolstadt) mit acht toten und drei vermissten Schafen heraus.

Wölfe in Thüringen: Gegensteuern nötig

Umweltminister Tilo Kummer (BSW) kündigte bereits an, dass die von der EU-Kommission aufgrund des besseren Erhaltungszustandes angestrebte Absenkung des Schutzstatus des Wolfes auch in Thüringen wirksam werden soll. Zuvor müsse Bundesrecht angepasst werden. Thüringen drohe Nutztierhaltung und Landschaftspflege zu verlieren, wenn man nicht entgegensteuere.

Förderrichtlinie Wolf/Luchs (Prävention)

Die aktualisierte Förderrichtlinie Wolf/Luchs (Prävention) findet sich hier.

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Zwei Wölfe wurden mit Ködern illegal getötet. (Symbolbild) © Sabine Rübensaat
Zwei Wölfe wurden mit Ködern illegal getötet. (Symbolbild) © Sabine Rübensaat

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